Spuk Thriller Doppelband 2022
Von Frank Rehfeld
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Im Bann der Angst (Frank Rehfeld)
Das unheimliche Glasauge (Frank Rehfeld)
Spinnweben hingen von der Decke des Gewölbes. Zahlreiche Schränke standen an den Wänden, die mit alten Büchern vollgestopft waren. Ein Mann saß an einem wackligen Schreibtisch. Seine schwarzen Haare waren zerzaust. Seine braunen Augen blickten müde auf das Schreibpapier, das vor ihm lag. In der Hand hielt er eine Schreibfeder. Im flackernden Schein einer auf dem Tisch stehenden Kerze begann er zu schreiben: Wenn jemand diese Zeilen liest, werde ich bereits tot sein, ich will versuchen, einen Bericht über das Unheimliche aufzuschreiben, das mir widerfahren ist. Die Welt muß vor dem Grauen und der Gefahr gewarnt werden...
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Spuk Thriller Doppelband 2022 - Frank Rehfeld
Frank Rehfeld
Spuk Thriller Doppelband 2022
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Inhaltsverzeichnis
Spuk Thriller Doppelband 2022
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Im Bann der Angst: Romantic Thriller
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Das unheimliche Glasauge: Grusel-Krimi
Spuk Thriller Doppelband 2022
Frank Rehfeld
Dieser Band enthält folgende Romane:
Im Bann der Angst (Frank Rehfeld)
Das unheimliche Glasauge (Frank Rehfeld)
Spinnweben hingen von der Decke des Gewölbes. Zahlreiche Schränke standen an den Wänden, die mit alten Büchern vollgestopft waren. Ein Mann saß an einem wackligen Schreibtisch. Seine schwarzen Haare waren zerzaust. Seine braunen Augen blickten müde auf das Schreibpapier, das vor ihm lag. In der Hand hielt er eine Schreibfeder. Im flackernden Schein einer auf dem Tisch stehenden Kerze begann er zu schreiben: Wenn jemand diese Zeilen liest, werde ich bereits tot sein, ich will versuchen, einen Bericht über das Unheimliche aufzuschreiben, das mir widerfahren ist. Die Welt muß vor dem Grauen und der Gefahr gewarnt werden...
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Alles rund um Belletristik!
Im Bann der Angst: Romantic Thriller
Thriller von Frank Rehfeld
Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten.
Jennifer Bradshaw und ihre vier Freunde Sheila Darlton, Alicia Copeland, Mark Jennings und Chris Baldner leben in Chicago und sind eine eingeschworene Clique. Vier Tage Kurzurlaub wollen die jungen Leute am idyllischen Lake Chicamocomico im Ferienhaus von Sheilas Eltern verbringen und unbeschwert Party machen. Aber es kommt anders – Jennifer muss um ihr Leben kämpfen, weil ein eiskalter psychopathischer Killer es auf sie abgesehen hat ...
1
Es versprach ein traumhaftes verlängertes Wochenende zu werden, obwohl die Zusammensetzung ihrer Gruppe nicht gerade optimal war. Zwei Männer und drei Frauen - es hätte schlimmer kommen können. Ursprünglich hatten sie sogar geplant, mit vier Frauen zu fahren. Zu Jennifers Bedauern hatte jedoch ausgerechnet ihre beste Freundin Laura Sherman am Vortag abgesagt, weil sie mit einer schweren Grippe im Bett lag. So hatten sie die Reise nur zu fünft angetreten.
Sie bildeten eine eingeschworene Clique und hingen auch in Chicago die meiste Zeit zusammen. Vier Tage Kurzurlaub am idyllischen Lake Chicamocomico aber waren natürlich etwas ganz anderes.
Sie - das waren außer Jennifer Bradshaw noch Sheila Darlton, deren Eltern das Ferienhaus gehörte, Alicia Copeland, Mark Jennings und Chris Baldner. Alle waren sie um die zwanzig und kannten sich bereits seit ihrer gemeinsamen Collegezeit. Freundschaften, die auch gehalten hatten, nachdem sie die Schule hinter sich gebracht und verschiedene Berufe ergriffen hatten.
Sheila und Mark waren schon seit über zwei Jahren ein festes Paar, und in ihrem resoluten, forschen Auftreten, das sie an den Tag legten, passten die beiden auch geradezu ideal zueinander. Ansonsten jedoch war die Konstellation komplizierter.
Alicia, ein schüchternes, eher zurückhaltendes Mädchen, hatte sich schon vor geraumer Zeit in Chris verknallt, der seinerseits hingegen Jennifer schöne Augen machte. Er war groß und muskulös, allerdings keine übermäßige Geistesleuchte. Mit seiner freundlichen, manchmal etwas tolpatschigen Art erinnerte er ein bisschen an einen gutmütigen Bären.
Jennifer mochte ihn, hegte an ihm jedoch keinerlei Interesse, das über eine Freundschaft hinausging. Sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn er und Alicia sich zusammengerauft hätten, das hätte die Spannungen innerhalb der Clique vermindert. So einfach aber lösten sich Probleme nicht im Leben, schon gar nicht, wenn es um Gefühle ging.
Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sowohl Chris' schmachtende wie auch Alicias neidische Blicke zu ertragen und nach Möglichkeit zu ignorieren.
Als sie am späten Vormittag angekommen waren, hatten sie das Haus erst einmal vom Keller bis zum Dachboden durchstöbert, hatten gelüftet, die Zimmer unter sich aufgeteilt und etwas geputzt, um das bisschen Schmutz zu beseitigen, der sich seit der Abreise der letzten Mieter vor einer knappen Woche angesammelt hatte. Anschließend konnte die Party, die nun vier Tage lang kein Ende nehmen sollte, beginnen.
Sogar das Wetter hatte ein Einsehen mit ihnen. In den vergangenen tagen war es ständig bewölkt gewesen, und alle paar Stunden hatte es kräftige Regenschauer gegeben. Am diesem Tag jedoch brannte die Sonne heiß von einem völlig wolkenfreien Himmel herab.
Da das Haus kaum zwei Dutzend Schritte vom See entfernt lag und sogar ein privater Anlegesteg mit einem Boot dazugehörte, hatten sie dementsprechend fast den gesamten Nachmittag im Wasser verbracht. Das Haus lag so einsam, dass sie nach Herzenslust herumtoben und die Musik so laut aufdrehen konnten, wie sie wollten.
Erst als es abends kühler wurde, verlegten sie die Party ins Haus. Hatten sie sich wegen der Hitze tagsüber noch hauptsächlich an eisgekühlte Cola und Limo gehalten, floss nun reichlich Alkohol, wobei sich vor allem Sheila und die beiden Männer hervortaten.
Jennifer hingegen hielt sich am stärksten zurück. Vom langen Liegen in der Sonne hatte sie leichte Kopfschmerzen bekommen, die sich gegen Abend noch verstärkten. Deshalb war ihre Stimmung ziemlich gedrückt, was nicht unbemerkt blieb.
Was ist denn bloß mit dir los?
, erkundigte sich Chris und schnitt damit Alicia barsch das Wort ab, die ihm gerade etwas erzählte. So still kenne ich dich ja gar nicht.
Mir geht es nicht besonders gut
, antwortete Jennifer wahrheitsgemäß. Ein bisschen Kopfschmerzen.
Soll ich dir eine Tablette holen?
, erbot sich Chris sofort. Alicias Gesicht verdüsterte sich angesichts seiner übertriebenen Hilfsbereitschaft, und demonstrativ blickte sie in eine andere Richtung.
Nicht nötig. Ich werde mich mal ein Weilchen hinlegen
, erwiderte Jennifer und stand auf. Allein
, konnte sie sich nicht verkneifen, hinzuzufügen.
Chris überging die Bemerkung mit einem gezwungenen Lächeln und trank hastig einen Schluck Bier.
Jennifer verließ das Wohnzimmer und stieg die Treppe zu den Schlafräumen hinauf. Das Haus war ziemlich groß und verfügte über zahlreiche Zimmer, sodass sie genau wie Alicia und Chris eins für sich allein hatte, während Sheila und Mark sich ein Zimmer teilten.
Sie entschloss sich, doch eine Kopfschmerztablette zu nehmen, und legte sich anschließend im Dunkeln aufs Bett, ohne sich erst auszuziehen. Mondlicht fiel durch das Fenster herein und erfüllte das Zimmer mit dämmerigem Halbdunkel. Jennifer hatte vor, sich lediglich eine halbe Stunde oder Stunde auszuruhen, aber als sie einmal lag und sich vom Trubel des Tages zu entspannen begann, merkte sie, wie sie schläfrig wurde und ihr die Augen zufielen.
Obwohl ihr das Einschlafen in fremden Häusern gewöhnlich schwerfiel, war sie bereits nach wenigen Minuten in einen tiefen, festen Schlaf gesunken.
2
Jennifer hatte das Gefühl, sie hätte sich gerade erst hingelegt, als ein lauter Knall sie wieder hochschrecken ließ. Ein Blick auf ihren Reisewecker auf dem Nachttisch zeigte ihr jedoch, dass es bereits elf Uhr durch war, was bedeutete, dass sie mehr als zwei Stunden geschlafen hatte.
Sie wusste nicht, um was es sich bei dem Knall gehandelt hatte. Vielleicht war es nur ein Sektkorken gewesen, aber auf jeden Fall war sie sich sicher, dass sie ihn sich nicht nur eingebildet hatte. Sie richtete sich im Bett auf und lauschte angespannt, doch sie hörte nichts als das Schweigen der Nacht, eine tiefe und so allumfassende Stille, dass sie ihr fast in den Ohren zu schmerzen schien.
Da sie in der Großstadt aufgewachsen war und noch immer dort lebte, war eine so völlige nächtliche Stille ihr nahezu unbekannt. Sie hatte sich so an den normalen Hintergrundlärm in Chicago gewöhnt, das beständige Rauschen des Verkehrs, das Dröhnen startender oder landender Flugzeuge, das vom Flughafen zu ihrer Wohnung herüberschallte, das gelegentliche Grölen Betrunkener und all die hunderte anderer Geräusche, dass sie sie kaum noch wahrnahm.
Hier jedoch, inmitten dieser völligen Stille, fiel ihr Fehlen ihr umso deutlicher auf. Die Ruhe beunruhigte Jennifer, auch wenn es ein Widerspruch in sich war.
Erst nach ein paar Sekunden wurde ihr bewusst, was sie daran am meisten irritierte. Als sie sich hingelegt hatte, waren aus dem Erdgeschoss Musik und die Stimmen und das Lachen der anderen zu ihr heraufgeschallt und hatten sie in den Schlaf begleitet. Jetzt jedoch war auch davon nichts mehr zu hören; es herrschte eine Ruhe, die sie instinktiv mit dem Begriff Todesstille verband.
Ärgerlich schüttelte Jennifer den Kopf. Sie begriff selbst nicht, wie sie auf diesen albernen Gedanken kam. Dennoch - irgendetwas Unheilvolles schwang in dieser Stille mit. Sie spürte es intuitiv, auch wenn es keinen konkreten Grund dafür gab.
Dann hörte sie den Schrei.
Es war der schrille, nach nicht einmal einer Sekunde abrupt abreißende Schrei einer Frau. Sheilas Stimme, wenn sie sich nicht irrte, aber das war schwer zu bestimmen.
Erschrocken sprang Jennifer auf. Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Es war kein scherzhafter Schrei aus Übermut gewesen, sondern er hatte schmerzerfüllt und voller Panik geklungen. Dies war kein Spiel, etwas Schreckliches musste passiert sein. So schrie nur ein Mensch in höchster Qual oder Todesangst. Und was das abrupte Ende betraf ...
Jennifer zwang sich, erst gar nicht weiter darüber nachzudenken. Mit wild hämmerndem Herzen schlich sie zur Tür und öffnete sie lautlos einen Spalt. Vorsichtig spähte sie auf den Korridor hinaus.
Das Knarren hölzerner Stufen drang an ihr Ohr. Jemand kam mit langsamen, bedächtigen Schritten die Treppe herauf, doch sie war überzeugt, dass es keiner ihrer Freunde war. Irgendetwas stimmte nicht, davon war sie überzeugt. Möglicherweise handelte es sich um einen Einbrecher.
Ein Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, trat von der Treppe in den Korridor. Er war fast zwei Meter groß, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Er trug robuste Geländeschuhe, Bluejeans und ein orangenes Polohemd. In der Hand hielt er ein Messer mit einer langen, schmalen Klinge. Einen kurzen Moment blieb er stehen, lauschte und blickte sich um, dann ging er zu der nächstgelegenen Tür, öffnete sie und warf einen Blick in den dahinterliegenden Raum.
Lautlos drückte Jennifer die Tür ihres Zimmers wieder ins Schloss und blickte sich gehetzt um. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Jemand war in das Haus eingedrungen, und das sicherlich nicht in friedlicher Absicht, wie das Messer bewies.
In aller Eile zupfte sie die Decke auf dem Bett zurecht und strich sie glatt. Sie war nun froh, dass sie sich nur darauf ausgestreckt hatte, statt richtig ins Bett zu kriechen, sonst hätte sie keine Chance gehabt, die Spuren so schnell zu beseitigen.
Jetzt brauchte sie nur noch ein Versteck. Das Bett war zu niedrig, um sich darunter zu verbergen, doch schob sie ihren Koffer mit dem Fuß unter das Gestell. Sie hatte ihn seit ihrer Ankunft nicht geöffnet, keinerlei persönliche Habseligkeiten irgendwo im Zimmer konnten verraten, dass es bewohnt war.
Jennifer hörte, wie weitere Türen geöffnet wurden, und das Geräusch mahnte sie zur Eile. Sie wandte sich dem Einbauschrank zu. Mit seinen seitlich verschiebbaren Lamellentüren nahm er fast eine ganze Wand ein.
Sie drückte vorsichtig eine der Türen auf. Die Laufrollen waren gut geölt und verursachten so gut wie kein Geräusch. Jennifer schlüpfte in den Schrank.
Kaum hatte sie sich darin versteckt, wurde die Tür ihres Zimmers aufgestoßen. Gleich darauf flammte das Deckenlicht auf. Der Unbekannte trat ein und blickte sich um.
Zwischen den Lamellen hindurch konnte Jennifer ihn nun genauer erkennen. Sein schwarzes, kurz geschnittenes Haar glänzte wie die Gefieder eines Raben. Er mochte Mitte dreißig sein. Sein Gesicht mit dem markanten Kinn, den hohen Wangenknochen und der schmalen, klassischen Nase wirkte nicht einmal unsympathisch. Seine gebräunte Haut bewies, dass er sich häufig im Freien aufhielt. Jede seiner Bewegungen wirkte kraftvoll, fast raubtierhaft. Offenbar hielt er sich hervorragend in Form. Unter seinem Polohemd spannten sich beeindruckende Muskelpakete.
Er musterte das Bett einige Sekunden lang, die Jennifer wie Stunden vorkamen. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, während sie sich fragte, ob sie die Decke im Dunkeln womöglich nicht gründlich genug glatt gestrichen hatte. Ihr Herz hämmerte so schnell und heftig, dass sie meinte, ihr Puls müsste wie Paukenschläge durch das ganze Haus dröhnen.
Dann wandte der Mann den Kopf zum Schrank. Unwillkürlich zuckte Jennifer zusammen, als sein Blick den ihren traf und jeden Ausdruck von Sympathie aus seinem Gesicht löschte. In seinen eisblauen Augen schimmerte eine solche Kälte, dass sich selbst die Arktis dagegen wie ein gemütlicher Ferienort ausnahm.
Wieder kam es Jennifer vor, als ob jede Sekunde sich zu einer Ewigkeit dehnen würde. Obwohl sie wusste, dass er sie unmöglich sehen konnte, hatte sie das Gefühl, als ob der Fremde sie direkt anstarren würde.
Das Licht der Deckenlampe spiegelte sich auf der Messerklinge.
Jennifer spürte das fast unbändige Verlangen zu schreien, doch tapfer kämpfte sie dagegen an. Ihr Leben hing davon ab, dass sie jetzt die Nerven behielt, daran gab es für sie keinerlei Zweifel.
Die Kälte in seinen Augen schien den Raum in einen Eiskeller zu verwandeln. Dennoch bildeten sich nun wahre Ströme von Schweiß auf Jennifers Gesicht und brannten in ihren Augen, aber sie wagte nicht, auch nur die Hand zu heben, um sie wegzuwischen, denn sie war davon überzeugt, dass jede noch so kleine Bewegung sie verraten würde.
Als sie glaubte, es gar nicht mehr aushalten zu können und im nächsten Moment schlichtweg ohnmächtig zu werden, drehte er sich schließlich wieder um, löschte das Licht und verließ das Zimmer, ohne die Tür zu schließen.
Jennifer stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Sie musste sich gegen die Rückwand des Schranks lehnen, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Beine zu schwach waren, um sie noch länger zu tragen.
Sie konnte hören, wie der Unbekannte auch die restlichen Türen öffnete und die Zimmer dahinter kontrollierte. Anschließend kam er erneut an ihrem Zimmer vorbei und stieg die Treppe wieder hinunter.
Fieberhaft überlegte Jennifer, was sie tun sollte. Alles in ihr schrie danach, in ihrem Versteck zu bleiben, doch das konnte sie nicht. Sie musste herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte, und was mit ihren Freunden passiert war. Außerdem musste sie irgendwie Hilfe herbeirufen, aber das einzige Telefon im Haus stand unten im Wohnzimmer.
Sie wartete noch einige Sekunden, bis der Mann wieder im Erdgeschoss angelangt war. Erst dann wagte Jennifer es, die Schranktür zu öffnen.
Das Haus war so still wie ein riesiges Grab.
So leise es ihr möglich war, huschte sie aus dem Zimmer und schlich zur Treppe.
3
Jennifer Bradshaw hatte sich nie für einen Feigling gehalten, allerdings auch nicht für eine Heldin. Auch jetzt fühlte sie sich keineswegs heldenhaft, nicht einmal sonderlich mutig.
Im Gegenteil.
Sie verspürte eine Angst, wie nie zuvor in ihrem Leben. Die wenigen Meter bis zur Treppe kamen ihr vor wie eine Marathonstrecke. Der Korridor schien sich wie ein elastischer Schlauch zu dehnen; sein Ende mit jedem Schritt, den sie nach vorne machte, um die gleiche Distanz vor ihr zurückzuweichen.
Sie hatte das Gefühl, dass die Beine ihr den Dienst versagten und stützte sich zur Sicherheit mit einer Hand an der Wand ab. Mehr als einmal drohte die Panik sie zu überwältigen, sodass sie stehen bleiben und ein paarmal tief durchatmen musste.
Irgendwie schaffte sie es dennoch, immer wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis sie endlich das Ende des Ganges erreichte. Erneut musste sie eine kurze Pause einlegen. Sie lauschte angestrengt, doch außer ihrem eigenen Atem war nicht das leiseste Geräusch zu hören.
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als sie ihren Fuß auf die oberste Treppenstufe setzte. Die Treppe war gefährlich, das wusste sie. Wenn der Unbekannte sich noch im Flur aufhielt, oder ihn erneut betrat, während sie sich auf der Treppe befand, gäbe es für sie keinerlei Versteckmöglichkeit. Durch die hölzernen Geländersprossen hindurch wäre sie sofort zu entdecken.
Außerdem war die Treppe aus Holz. Zwar trug Jennifer Turnschuhe, die es ihr erleichterten, sich möglichst leise zu bewegen, doch gegen knarrende Stufen gab es keinen Schutz.
Aber es war nun mal der einzige Weg ins Erdgeschoss hinunter, also nahm sie all ihren Mut zusammen und schlich dicht an die Wand gepresst weiter. Hier war die Gefahr nicht so groß, dass eine der Treppenstufen unter ihrem Gewicht knarrte.
Jennifer hatte das obere Drittel der Treppe hinter sich gebracht, als der Mann wieder aus dem Wohnzimmer trat. Das Messer hatte er weggesteckt, dafür trug er eine Schrotflinte mit kurzem, vermutlich abgesägtem Lauf über der Schulter.
Jennifer erstarrte, wagte nicht einmal, sich zu bewegen. Sogar den Atem hielt sie an. Sie wusste, dass sie verloren war, wenn er den Kopf nur ein wenig hob und einen Blick