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Ich gehöre zu Tante Line: Sophienlust 439 – Familienroman
Ich gehöre zu Tante Line: Sophienlust 439 – Familienroman
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eBook130 Seiten2 Stunden

Ich gehöre zu Tante Line: Sophienlust 439 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Helle Sonnenstrahlen vergoldeten das zarte grüne Laub der Zitterpappeln und Erlen, die das Ufer des Waldsees säumten. Schimmernde Reflexe tanzten über die von einer sanften Brise leicht gekräuselte Wasseroberfläche. Es war ein herrlicher Maitag, nicht zu heiß, aber doch so warm, dass er die kommenden Sommertage bereits ankündigte. Die Kinder von Sophienlust hatten nach dem Mittagessen ihre Badesachen in fliegender Eile zusammengesucht und waren mit Regine Nielsen, der Kinder- und Krankenschwester, an den See gepilgert. Am Badeplatz hatten sie Dominik von Wellentin-Schoenecker und seinen jüngeren Halbbruder Henrik angetroffen. Nach einer lautstarken Begrüßung zog Nick – wie Dominik allgemein gerufen wurde – sich in den Schatten zurück, sehr zur Enttäuschung der anderen Kinder. »Nick! Du hast mir versprochen, dass du mir heute Kunststücke mit dem Surfbrett vorführst«, mahnte Heidi Holsten, eines der jüngsten Kinder. Ihre hellblonden, über den Ohren zu zwei Schwänzchen gebändigten Haare wippten bei jeder Kopfbewegung lustig auf und ab, ihre tiefblauen Augen blickten den großen Jungen herausfordernd an. Nick seufzte. »Ich würde mein Versprechen ja gerne einhalten«, erwiderte er. »Aber erstens ist heute zu wenig Wind, und zweitens muss ich mich mit meinem Mathebuch beschäftigen.« »Warum?«, fragte Heidi und riss ihre Augen noch eine Spur weiter auf. »Weil wir übermorgen eine wichtige Mathearbeit schreiben«, erklärte Nick geduldig. »Wir dürfen unsere Formelsammlung nicht verwenden. Ich muss also die blöden Formeln alle auswendig lernen.«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum14. Nov. 2023
ISBN9783989365483
Ich gehöre zu Tante Line: Sophienlust 439 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Ich gehöre zu Tante Line - Elisabeth Swoboda

    Sophienlust

    – 439 –

    Ich gehöre zu Tante Line

    Elisabeth Swoboda

    Helle Sonnenstrahlen vergoldeten das zarte grüne Laub der Zitterpappeln und Erlen, die das Ufer des Waldsees säumten. Schimmernde Reflexe tanzten über die von einer sanften Brise leicht gekräuselte Wasseroberfläche. Es war ein herrlicher Maitag, nicht zu heiß, aber doch so warm, dass er die kommenden Sommertage bereits ankündigte.

    Die Kinder von Sophienlust hatten nach dem Mittagessen ihre Badesachen in fliegender Eile zusammengesucht und waren mit Regine Nielsen, der Kinder- und Krankenschwester, an den See gepilgert. Am Badeplatz hatten sie Dominik von Wellentin-Schoenecker und seinen jüngeren Halbbruder Henrik angetroffen.

    Nach einer lautstarken Begrüßung zog Nick – wie Dominik allgemein gerufen wurde – sich in den Schatten zurück, sehr zur Enttäuschung der anderen Kinder.

    »Nick! Du hast mir versprochen, dass du mir heute Kunststücke mit dem Surfbrett vorführst«, mahnte Heidi Holsten, eines der jüngsten Kinder. Ihre hellblonden, über den Ohren zu zwei Schwänzchen gebändigten Haare wippten bei jeder Kopfbewegung lustig auf und ab, ihre tiefblauen Augen blickten den großen Jungen herausfordernd an.

    Nick seufzte. »Ich würde mein Versprechen ja gerne einhalten«, erwiderte er. »Aber erstens ist heute zu wenig Wind, und zweitens muss ich mich mit meinem Mathebuch beschäftigen.«

    »Warum?«, fragte Heidi und riss ihre Augen noch eine Spur weiter auf.

    »Weil wir übermorgen eine wichtige Mathearbeit schreiben«, erklärte Nick geduldig. »Wir dürfen unsere Formelsammlung nicht verwenden. Ich muss also die blöden Formeln alle auswendig lernen.«

    »Warum?«, bohrte Heidi weiter.

    »Weil ich sonst eine Fünf bekomme«, erwiderte der Junge, schon etwas ungeduldiger.

    »Na und? Dann bekommst du halt eine Fünf. Darüber geht die Welt nicht unter«, erklärte das kleine Mädchen ungerührt.

    »Wo hast du denn diese Bemerkung aufgeschnappt?«, wollte Nick wissen.

    »Das hat Tante Isi zu Irmela gesagt, als Irmela die Fünf in Zeichnen gekriegt hat. Und was Tante Isi sagt, das ist immer richtig. Also brauchst du die blöden Form – äh – die Formeln nicht zu lernen.«

    »Hm. Ich bezweifle stark, dass Mutti deine Ansicht teilt, Heidi«, meinte Nick lachend.

    »Aber sie hat doch …«

    »Das hat sie im Nachhinein gesagt, um Irmela wegen der schlechten Zeichennote zu trösten«, fiel Nick der Kleinen ins Wort. »Außerdem ist eine schlechte Note in Kunsterziehung wirklich kein Unglück. So viel mir bekannt ist, ist wegen dieses Faches noch kein Schüler im Maibacher Gymnasium durchgefallen. In Mathe passiert das jedoch jedes Jahr einigen Unglücksraben.«

    »Kannst du nicht am Abend diese Formeln lernen? Oder morgen in der Früh?«, schlug Heidi vor.

    »Lass Nick doch endlich in Ruhe«, mischte sich Pünktchen ein. Mit richtigem Namen hieß sie Angelina Dommin, da aber ihr zierliches Stupsnäschen sogar im Winter mit zahlreichen Sommersprossen geschmückt war, wurde sie von allen Pünktchen gerufen. Sie war jünger als Nick und demzufolge im Gymnasium einige Klassen tiefer, doch sie wusste, dass Formeln lernen eine unumgängliche Notwendigkeit darstellte, wenn man sich in Mathematik behaupten wollte. »Du verstehst nichts davon. Du bist noch viel zu klein. Da kannst du nicht mitreden.«

    Derlei Vorhaltungen waren Heidi schon bis zum Überdruss gemacht worden. »Du bist ganz gemein, Pünktchen«, maulte sie, ließ Nick jedoch zufrieden und stapfte schmollend ins seichte Wasser.

    Dort wartete neuer Ärger auf Heidi. Ein kleiner blonder Junge, der knapp drei Jahre zählen mochte, hatte sich ihren neuen roten Ball angeeignet.

    »He, das ist mein Ball!«, rief Heidi. »Gib ihn sofort zurück!«

    »Nein«, entgegnete der Kleine entschieden, drückte den Ball fest an seine Brust, tapste ans Ufer und schickte sich an, das Weite zu suchen.

    »Der schlimme Junge hat mir meinen Ball geklaut! Schwester Regine! Pünktchen! Haltet ihn auf! Er darf nicht mit meinem Ball fortlaufen! Den Ball hat Tante Isi mir geschenkt.«

    Da sowohl die Kinderschwester als auch die größeren Kinder damit beschäftigt waren, Luftmatratzen aufzublasen, achtete niemand auf Heidis Geschrei. Anstatt weiter laut zu rufen, nahm daher das Mädchen selbst die Verfolgung des skrupellosen Ballräubers auf. Sie war älter als er, hatte längere Beinchen und holte ihn bald ein.

    »Gib mir meinen Ball zurück«, forderte Heidi neuerlich. Sie hatte den Jungen an der Schulter gepackt und hielt ihn fest. Er wand sich und trat nach ihr, während er nach wie vor den Ball umklammerte und nicht gesonnen war ihn loszulassen.

    »Du bist böse und gemein!«, schimpfte Heidi. »Warte nur, das sage ich meinen großen Freunden und Freundinnen. Die sind alle viel, viel stärker als du.«

    Heidis Schimpfen und Drohen blieb fruchtlos, der Kleine verteidigte das eroberte Spielzeug, indem er fauchte, spuckte und nach Heidis Schienbeinen trat.

    »Pfui, du bist ekelhaft«, schrie das Mädchen. »Du bist ein Dieb! Das ist mein Ball. Mein Ball.«

    Endlich wurde Regine Nielsen auf das Gezanke aufmerksam.

    Sie trat rasch näher und fragte verwundert: »Heidi, warum machst du so einen Wirbel?«

    »Der böse, gemeine Junge hat mir meinen Ball gestohlen«, erwiderte das kleine Mädchen entrüstet, ohne den Übeltäter loszulassen.

    »Aber, Heidi, lass doch den armen Bub los«, befahl die Kinderschwester.

    »Nein, das tue ich nicht. Sonst rennt er davon. Mit meinem Ball«, widersprach das Mädchen.

    »Mein Ball! Gehört mir!«, ließ der Kleine sich vernehmen.

    »Was? Da hörst du, wie er lügt«, wandte Heidi sich anklagend an Regine Nielsen.

    Die junge Frau verbiss ein Schmunzeln.

    »Reg dich nicht so auf, Heidi«, bat sie. »Erlaub dem Kleinen, dass er eine Weile mit deinem Ball spielt. Sei nicht so kleinlich.«

    »Ich bin nicht kleinlich«, verwahrte sich das Mädchen. »Aber der Ball gehört mir. Er hätte mich ja fragen können, ob er ihn haben kann. Vielleicht hätte ich dann Ja gesagt.«

    »Mein Ball! Mein Ball!«, rief der Junge dazwischen.

    »Das ist eine Lüge. Das ist ein ganz unartiger Junge«, stellte Heidi voll Empörung fest.

    Mittlerweile hatten auch einige der übrigen Kinder den Zwischenfall bemerkt. Sie kamen neugierig herbei und umringten Heidi und den fremden Jungen.

    »Da! Jetzt siehst du, wie viele Freundinnen und Freunde ich habe. Die halten alle zu mir. Gib meinen Ball her«, forderte Heidi.

    Der Kleine warf einen zornigen Blick aus blitzenden blauen Augen in die Runde, schüttelte vehement den Kopf und krähte mit seiner hellen Kleinkinderstimme: »Mein Ball! Gehört mir! Ich geb ihn nicht her!«

    Angesichts dieser Frechheit fühlte sich Heidi hilflos. Sie ließ den Buben los und sah Hilfe suchend zu der Kinderschwester auf.

    Regine Nielsen seufzte. Natürlich war Heidi im Recht, aber offensichtlich konnte oder wollte der Kleine das nicht begreifen. Es widerstrebte der jungen Frau, ihm das Spielzeug mit Gewalt wegzunehmen. So kauerte sie sich neben ihn und sagte freundlich beschwörend: »Du irrst dich. Dieser Ball gehört nicht dir. Er gehört Heidi. Bitte, gib ihn ihr zurück. Sie ist sonst sehr, sehr traurig.«

    Schwester Regines Überredungskünste zeitigten auch keinen Erfolg. Die Miene des Kleinen wurde noch eine Spur trotziger. Ärgerlich stieß er hervor: »Mein Ball, mein Ball! Slimmes Mädi! Lügt!«

    »Also, das ist doch die Höhe!«, empörte sich Heidi. »Ich lüge nicht. Er lügt.«

    »Slimmes Mädi! Slimme Leute! Alle slimm!«, krähte der Kleine.

    Plötzlich erklang hinter der Kinderschwester eine aufgeregte weibliche Stimme. »Tino! Da steckst du also. Deinetwegen habe ich eine Riesenangst ausgestanden. Warum bist du davongelaufen?«

    Alles drehte sich zu der Sprecherin um. Es handelte sich um eine noch sehr junge Frau. Regine Nielsen schätzte sie auf zwanzig. Später erfuhr sie dann, dass Caroline Hahn zweiundzwanzig Jahre alt war.

    Das Gesicht des kleinen Jungen strahlte beim Anblick der jungen Frau freudig, er stolperte auf sie zu, hielt ihr den Ball entgegen und rief: »Mamaline! Slimme Leute! Wollen mir Ball wegnehmen. Sag ihnen: Ist mein Ball!«

    »Nein, Tino, das ist nicht dein Ball«, stellte die junge Frau richtig. »Deiner sieht zwar genauso aus, aber er liegt drüben bei unseren Badesachen.«

    »Ach so.« Tino ließ das umstrittene Spielzeug fallen, Heidi stürzte darauf zu und brachte ihr Eigentum in Sicherheit. Dabei bedachte sie Tino mit einem nicht gerade freundlichen Blick.

    »Du musst dich bei dem Mädchen entschuldigen«, forderte die junge Frau den Kleinen auf.

    »Entschuldige, Mädchen«, sagte der Knirps gehorsam.

    Das klang so komisch, dass Heidi – obwohl verärgert – kichern musste. »Ich heiße Heidi«, erklärte sie.

    »Heidi«, plapperte der Kleine nach und setzte im gleichen Atemzug hinzu: »Spielst du mit mir, Heidi?«

    Das Mädchen zögerte. Ganz hatte sie Tino den versuchten Raub ihres Balles noch nicht verziehen.

    »Sei nicht nachtragend, Heidi«, mahnte Schwester Regine. »Du hast ja gehört, dass Tino es nicht bös gemeint hat und lediglich deinen Ball mit seinem eigenen verwechselt hat. Spiel doch mit ihm. Allein spielen macht dir auch wenig Spaß, nicht wahr?«

    Heidi nickte, bereits etwas gnädiger gestimmt. »Was möchtest du denn spielen, Tino?«, erkundigte sie sich.

    »Swimmen«, erwiderte der Kleine.

    »Schwimmen? Kannst du das denn schon?«, fragte Heidi zweifelnd.

    »Ja. Kann swimmen«, brüstete sich der Dreijährige.

    »Nein, Tino, das ist nicht wahr«, mischte sich seine Betreuerin ein. »Du kannst im Wasser planschen, aber nicht schwimmen.« Mit einem kleinen Seufzer wandte sie sich an Regine Nielsen.

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