Familien im Medienzeitalter: Digitalisierung in der Beratungspraxis
Von Joachim Wenzel
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Über dieses E-Book
Er demonstriert exemplarisch anhand von Beratungsprozessen mit Familien, wie systemische Beratung die damit einhergehenden Fragen professionell aufgreifen kann. Dabei gilt es für Beratende eine wohlwollend-interessierte und zugleich hinterfragende Haltung zu den Phänomenen zu entwickeln und die Klienten darin zu unterstützen, sich von den Entwicklungen nicht »überrollen« zu lassen, sondern mitzugestalten. Der Band gibt einen Überblick über die entscheidenden Aspekte und stößt eine fachliche Auseinandersetzung an. Fallbeispiele veranschaulichen den geänderten Medienalltag von Familien (z. B. die allgegenwärtige Smartphone-Kommunikation). Mögliche Risiken (wie medienbedingte Kommunikationsstörungen, Cyber-Mobbing, Internetspielsucht) und Chancen durch Medien (neue Lern- und Informationsmöglichkeiten, Online-Interventionen, niedrigschwellige Erreichbarkeit durch Onlineberatung) werden überblicksartig aufgezeigt und diskutiert. Weiterführende zielgruppenspezifische Ressourcen (Internetlinks, Literatur, Studien), die von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachkräften genutzt werden können, laden zur aktiven Auseinandersetzung mit den Medienentwicklungen ein.
Joachim Wenzel
Dr. Joachim Wenzel, Diplom-Pädagoge, ist Lehrender in Systemischer Beratung/Familientherapie und Coaching/Supervision (DGSF-Anerkennungen). Er ist beratend und lehrend an seinem Institut »spi – Systemische Praxis und Institut Mainz« und freiberuflich für verschiedene Institutionen und Hochschulen tätig. www.spi-mainz.de/wenzel
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Buchvorschau
Familien im Medienzeitalter - Joachim Wenzel
Der Kontext
1Familiärer Tanz um Smartphone & Co.
Medien entwickeln sich in unserer Zeit in nie dagewesener Geschwindigkeit. Die weltweite Vernetzung per Internet in Verbindung mit der rasanten Ausbreitung der allgegenwärtigen Alleskönner-Computer namens Smartphone und Tablet-PC stellen dabei einen aktuellen Höhepunkt dar. Während die sogenannte Digitalisierung mit großen Schritten voranschreitet, haben nicht wenige Menschen das Gefühl, mit diesen Entwicklungen nicht immer Schritt halten zu können.
Familien sind dabei Kristallisationszentren, in denen die derzeitigen Evolutionen oder besser gesagt Revolutionen der Gesellschaft auf sehr unterschiedliche Weise zusammentreffen. Eltern und Kinder sind schließlich in unterschiedlichen gesellschaftlichen Subsystemen unterwegs und mit verschiedensten Alters- und Bezugsgruppen in Kontakt. Der Umgang mit den Medien kann also kaum unterschiedlicher sein. Und auch die Unterschiede im Umgang mit Medien in den differierenden Kontexten (Beruf, Kindergarten, Schule, Verwandtschaft, Peergroup der Kinder, elterlicher Freundeskreis, Verein etc.) führen nicht selten zu spannungsreichen Situationen.
1.1Fallbeispiel 1: Familie Smart ist immer online
Medien sind bei Familie Smart alltäglicher Bestandteil des Familienlebens. Mit Ausnahme des jüngsten Sohnes besitzen alle Familienmitglieder ein eigenes Handy, das sie auch regelmäßig nutzen. Vater Smart hat aus Überzeugung allerdings noch ein älteres Handymodell, das noch gar nicht so richtig »smart« ist, weil er die »neumodischen Entwicklungen« nicht mitmachen möchte. Seine Frau und die beiden anderen Kinder, die älteste Tochter und der mittlere Sohn, sind jedoch überzeugte Smartphone-Nutzer. Die Eltern sind sich oft nicht einig, was den Medienumgang ihrer Kinder angeht. Lediglich ein einziges Mal waren sie in Bezug auf Medien sofort auf einer gemeinsamen Linie, nämlich als es darum ging, der Tochter ein Handy zu kaufen. Sie stimmten gleich darin überein, dass es eine bessere Erreichbarkeit der Tochter ermöglichen und ihrer Sicherheit dienen würde, wenn sie ein Mobiltelefon besitzen würde. Doch damit war die Einigkeit im Großen und Ganzen bereits zu Ende. Zu einem ersten größeren Konflikt kam es vor einigen Jahren, als sich die Tochter mit knapp zwölf Jahren bei Facebook registrieren wollte. Die Nutzungsbedingungen erlauben das schließlich erst ab 13 Jahren. Die Tochter setzte ihre Mutter aber unter Druck, ihr beim Registrieren zu helfen, indem sie ankündigte, dass sie es sonst eben heimlich machen würde. So ließ die Mutter sich erweichen. Sie nahm die Registrierung gemeinsam mit ihrer Tochter vor und legte gleich einen eigenen Account an, wodurch sie sich auch im Internet miteinander vernetzten konnten. Sie fand das letztendlich gar nicht so schlecht, weil sie auf diesem Wege so manches über ihre Tochter und deren Freundeskreis erfuhr, was ihr Kind ihr sonst vermutlich nicht erzählt hätte. Ihr Mann wäre in dieser Frage allerdings gerne »konsequent« geblieben und hätte es abgelehnt, gegen die Bestimmungen zu verstoßen. Seit diesem Zeitpunkt fühlt er sich von seiner Frau in Erziehungsfragen immer wieder ausgeschlossen. Inhaltlich geht es regelmäßig um die Frage, wie restriktiv sie als Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder kontrollieren sollten. In der Vergangenheit hatten sie, als die Kinder etwas älter wurden und beim Internetzugang nicht mehr dauernd beaufsichtigt werden sollten, zwar gemeinsam entschieden, eine Kinderschutzsoftware zu nutzen. Doch bei Fragen rund um die Zeiten der Nutzung kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen ihnen, die sie auch nicht vor ihren Kindern verheimlichen können. Während die Mutter die Nutzungszeiten mit zunehmendem Alter deutlich erhöhen will, nimmt der Vater die komplementäre Rolle des Begrenzenden ein. Entsprechend fragen die Kinder in Sachen Mediennutzung lieber ihre Mutter, und Herr Smart bleibt meist außen vor. Damit geht allerdings auch ein anderer Konflikt des Paares einher: In den ersten Jahren ihrer Partnerschaft ist es vor allem er gewesen, der die Kontakte mit Freunden und Verwandten in ihrer Kleinstadt gepflegt hat. Das hat sich durch das Smartphone von Frau Smart verändert. Viele Kontakte und Absprachen laufen nun über sie und er erfährt manches erst, nachdem sie es auf ihrem Handy gelesen hat. Da sie das Smartphone auch beruflich nutzt, weiß er oft nicht, mit wem sie gerade kommuniziert. Gedanken an Eifersucht will er sich allerdings nicht eingestehen. Und so gibt es zwischen den beiden auch diesen verdeckten Konflikt, der meist in Bezug auf die Mediennutzung der Kinder