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Schlank auf Rezept: Die Abnehmrevolution
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eBook322 Seiten5 Stunden

Schlank auf Rezept: Die Abnehmrevolution

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält neueste bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse über Übergewicht, gezieltes Abnehmen und Steigerung von Gesundheit und Lebensqualität. Verständlich zusammengefasst von Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn und Dr. Bianca Itariu.

• Welche oft unbekannten Faktoren unser Körpergewicht bestimmen – und warum wir nicht immer etwas dafür können.
• Wie die neuen Abnehm-Medikamente funktionieren und warum sie eine echte Revolution bedeuten.
• Neueste Erkenntnisse: Die enorme Bedeutung von Körperfett als eigenes stoffwechselaktives Organ.
• Was wirklich hilft, und was nicht.
SpracheDeutsch
Herausgeberedition a
Erscheinungsdatum9. Sept. 2023
ISBN9783990016725
Schlank auf Rezept: Die Abnehmrevolution

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    Buchvorschau

    Schlank auf Rezept - Siegfried Meryn

    Teil 1

    Die Hochkalorien Gesellschaft

    Warum wir wirklich übergewichtig werden

    Äpfel mit Birnen vergleichen: Das Problem mit dem BMI

    Carmen B. ist sportlich und schlank. Die 42-Jährige arbeitet seit zwanzig Jahren als Kosmetikerin und treibt regelmäßig Sport. Keine Person, die sich Sorgen um Übergewicht machen muss. Tatsächlich ist ihr BMI mit 23 ganz normal.

    So weit, so gut, meint die Ärztin, bei der sie einen Termin zum Gesundheitscheck hat. Ihr Taillenumfang beträgt 72 Zentimeter. Also auch hier kein Grund zur Besorgnis.

    »Was ist denn das?«, fragt Carmen, während die Ärztin die Ergebnisse notiert und die Untersuchung eigentlich schon abschließen will. Sie deutet auf ein Gerät, das in der Ecke der Praxis steht.

    »Das ist eine Bioimpedanzwaage«, erklärt die Ärztin. »Damit kann man die Körperzusammensetzung und den Muskel-Wasseranteil, insbesondere aber den Körperfettanteil messen.«

    Und obwohl sie es nicht für nötig hält, fügt sie hinzu: »Wollen Sie es ausprobieren? Sie haben doch kein Metall im Körper, keinen Herzschrittmacher?«

    Carmen ist interessiert. Sie stellt sich auf die dafür vorgesehene Plattform. Ihre Hände umschließen die metallischen Stützen.

    Die Ärztin schaltet das Gerät ein. Ein leichter Wechselstrom wird durch Carmens Körper geleitet. Kurz darauf werden die Ergebnisse an den Computer übermittelt.

    Als die Ärztin das Ergebnis sieht, glaubt sie zuerst an einen Fehler. Sie wiederholt den Vorgang. Das gleiche Ergebnis.

    Carmen B. hat einen Körperfettanteil von 43,5 Prozent. Frauen gelten ab 35 Prozent als Hochrisikopatientinnen für Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen. Athletinnen haben hingegen manchmal sogar einen Körperfettanteil von nur zehn Prozent.

    Wie kann dieses Ergebnis erklärt werden? Wo versteckt sich das überschüssige Fett von Carmen B.?

    Zu sehen ist es nicht.

    Beim Patientinnengespräch erzählt Carmen, dass sie als Teenager übergewichtig war. Es folgten Jahre mit psychischen Problemen und Anorexie, also Magersucht, durch die sie stark abnahm. Sie konnte diese Probleme Mitte zwanzig überwinden. Unter anderem hat ihr Sport dabei geholfen.

    Doch ihr Essverhalten hat sich seit damals kaum verändert. Viel Zucker, viel Fett und die eine oder andere Crash-Diät. Würde sie keinen Sport treiben, hätte sie der Diabetes womöglich schon eingeholt. Und falls sie aufhören sollte, sich so viel zu bewegen, droht ihr genau das.

    Tatsächlich zeigte sich in der Blutuntersuchung, dass Carmen einen erhöhten Nüchternblutzucker hat.

    Wenn man Carmen B. auf der Straße sieht, würde man nie auf den Gedanken kommen, dass sie überschüssiges Fett besitzt. Und genau deswegen ist ihre Geschichte das perfekte Beispiel, dass wir uns als Gesellschaft von der Idee verabschieden müssen, die Gesundheit von Menschen allein durch ihr Äußeres zu bestimmen.

    Dank der Forschungsergebnisse der letzten Jahre wissen wir, dass der Zusammenhang zwischen Gewicht, Übergewicht und Adipositas viel komplexer ist als bisher angenommen.

    Genauso wissen wir heute, dass der BMI – bis heute Standardmodell, um die »Fettleibigkeit« einzuschätzen und in jedem Internet-Selbsttest zur Gewichtseinschätzung zu finden – allein nicht ausreicht, um eine Diagnose zu stellen. Lange Zeit wurden Übergewicht und Adipositas nur über diesen definiert. Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass dies problematisch ist. Im Fall von Carmen B. haben wir gesehen, wie sehr sich der BMI irren kann.

    Wie können wir Übergewicht und Adipositas also besser definieren?

    Der Body-Mass-Index oder kurz BMI wird heute weltweit eingesetzt, um die Körpermasse von Menschen als normal, zu niedrig oder zu hoch einzuschätzen. Er hat sich als internationaler Richtwert durchgesetzt. Und wie jeder Richtwert, weist er Stärken und Schwächen auf. Beginnen wir damit, wie sich der BMI errechnen lässt: Körpergewicht in Kilogramm durch Körpergröße in Meter zum Quadrat.

    Der BMI ist deswegen so beliebt, weil er eine einfache Kategorisierung erlaubt. Ein normales Körpergewicht liegt laut WHO bei einem BMI zwischen 18,5 und 24,9 Kilogramm/Meter².

    Übergewicht besteht bei einem BMI von 25 bis 29,9. Diese Stufe wird auch als Präadipositas bezeichnet und ist eine Vorstufe, in der sich die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen bereits erhöht. An dieser Stelle muss betont werden, dass Übergewicht an sich noch keine Krankheit ist. Studien zeigen, dass die Sterbewahrscheinlichkeit bei übergewichtigen Menschen nicht erhöht ist. Das klarzustellen, ist wichtig, um gegen mögliche Stigmatisierungen vorzugehen. Natürlich gibt es dennoch verschiedene Gründe, aus denen Menschen Gewicht verlieren wollen.

    Ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas. Mit diesem Grenzwert steigen die Chancen für Erkrankungen und einen frühzeitigen Tod signifikant an.

    Adipositas ist eine chronische, fortschreitende und schubförmig verlaufende, neurobiologische Krankheit, die durch eine exzessive Zunahme des Körperfetts entsteht und zu gesundheitsgefährdenden Stoffwechselstörungen führt. Ihre Auswirkungen sind auf körperlicher oder biomechanischer und psychosozialer Ebene spürbar.

    Sie ist eng mit den drei häufigsten chronischen Krankheiten unserer Zeit verstrickt: Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes mellitus Typ 2.

    Zu den möglichen Komplikationen, die sich durch Adipositas ergeben, gehören Schlaganfall, Herzinfarkt und -insuffizienz, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Gicht, Arthrose, Thrombose, Schlafapnoe, Varikositas (Krampfadern), Zwerchfellbruch, Asthma, chronische Glieder- und Rückenschmerzen, Abnutzung der Gelenke, Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen, Erkrankungen der Organe (zum Beispiel nichtalkoholische Fettleber, Gallensteine) und sogar einige Krebsarten. Adipositas verkürzt das Leben vieler Menschen.

    Eine entsprechende Behandlung würde zur Reduktion vieler vermeidbarer Todesfälle beitragen.

    Wir wissen auch, dass Menschen mit Adipositas während der Corona-Pandemie zu einer besonders vulnerablen Gruppe gehörten.

    Die Impfung zeigte bei ihnen weniger Wirkung als bei Menschen mit Normalgewicht.

    Psychologische Erkrankungen wie Depressionen, Ess- oder Angststörungen werden ebenfalls mit Adipositas assoziiert.

    Im schlimmsten Fall können einige dieser Erkrankungen lebensgefährlich sein. In jedem Fall mindern sie unsere gesunden Jahre und die Lebensqualität enorm. Die Forschung ist sich einig: Adipositas verkürzt das Leben und erhöht die Sterberate.

    Das trifft interessanterweise auch auf Menschen mit einem deutlich zu niedrigen BMI (unter 18,5) zu, die ebenfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, an den genannten Beschwerden zu erkranken.

    Wie gefährdet ein einzelner Mensch ist, lässt sich jedoch durch den BMI allein nicht feststellen. Der BMI erlaubt zwar eine sehr schnelle und einfache Einschätzung der eigenen Körpermasse, doch seine Genauigkeit bezüglich des Fettmasse-Anteils lässt zu wünschen übrig.

    Im Beispiel von Carmen B. war der BMI kaum aussagekräftig. Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Geschichte des BMI, dass wir vorsichtig sein sollten, wenn wir uns zu sehr auf ihn verlassen.

    Erfunden wurde er im 19. Jahrhundert vom belgischen Wissenschaftler Adolphe Quetelet. Quetelet war selbst kein Mediziner, sondern Statistiker, Astronom und Mathematiker. Außerdem vertrat er Thesen, die sich zu seiner Zeit großer Beliebtheit erfreuten und heute als völlig unwissenschaftlich erkannt wurden, sogenannte Rassentheorien, die verschiedenen Gesellschaften unterschiedliche Intelligenz oder Zivilisiertheit zuschrieben.

    Quetelet wollte Menschen kategorisieren. Und genau das sollte der BMI, der damals noch nicht BMI hieß, leisten: Er sollte erlauben, Gesellschaften miteinander zu vergleichen. Er war von Quetelet nie dafür vorgesehen worden, die Fettmasse einzelner Individuen zu bestimmen.

    Quetelet geriet in Vergessenheit und mit ihm seine Theorie. Erst im 20. Jahrhundert wurde der BMI in seiner heutigen Form von amerikanischen Versicherungsgesellschaften wiederbelebt, um Menschen in verschiedene Risikogruppen einteilen zu können. Ein Mensch, der ein höheres Risiko hat, an einem Herzinfarkt zu sterben, musste dementsprechend mehr in die Lebensversicherung einzahlen. Was jedoch übersehen oder ignoriert wurde: Quetelet entwickelte seinen Maßstab für Körpermasse ausschließlich an Franzosen und Schotten. So ergab eine Studie, die 2009 im Journal der Endocrine Society erschien, dass Afroamerikaner verglichen mit weißen US-Bürgern und bei gleichem BMI oft weniger Fettmasse besitzen. Zieht man bloß den BMI für die Diagnose heran, werden diese Menschen oft zu Unrecht als übergewichtig oder adipös diagnostiziert.

    Bei Menschen aus Asien hingegen können Krankheiten, die mit Adipositas in Verbindung stehen, bereits bei einem niedrigeren BMI beginnen. Bei Menschen aus Lateinamerika wird das Fett vor allem am Bauch angelegt, was zunehmend zu Stoffwechselstörungen und Fettleber führt. Man sieht also, dass der BMI einen Standard festlegt, der sich an einer weißen und männlichen Bevölkerung orientiert und somit nicht universal gültig ist.

    Ein anderes großes Problem des BMI hat mit der Nichtberücksichtigung des Fettanteils und der Fettverteilung zu tun. Unser Fettgewebe ist schlussendlich ausschlaggebend dafür, ob wir Probleme mit dem Stoffwechsel, dem Herz-Kreislauf-System oder unserem Blutzucker bekommen. Ein hoher BMI lässt allerdings nicht immer darauf schließen, dass wir auch zu viel Fett im Körper haben und umgekehrt.

    Laut einer Studie des amerikanischen Zentrums für Gesundheitsstatistik (NCHS) darf man sich bei einer Diagnose auf den BMI allein keinesfalls verlassen. Während der genauere DEXA-Scan (eine Beschreibung dieser Methode finden Sie auf den nächsten Seiten) 9.700 Menschen als adipös klassifizierte, wären nur etwa 47 Prozent dieser Menschen durch den BMI mit der Diagnose erkannt worden. Das bedeutet, mehr als die Hälfte hätte keine Aufklärung über ihren Gesundheitszustand bekommen und somit keine Möglichkeit gehabt, sich medizinische Hilfe zu suchen.

    Von diesen Patienten hatten nach den Berechnungen auf Basis des BMI nur 36 Prozent einen BMI von 30 oder höher, der Zeitpunkt, ab dem man von Adipositas spricht. Doch 74 Prozent hatten einen Körperfettanteil über 25 Prozent (Männer) oder 32 Prozent (Frauen) und weisen damit einen erhöhten Fettanteil auf. Denn Adipositas ist überschüssiges Körperfett. Um die Krankheit zu verstehen, muss daher vom Körperfett ausgegangen werden. Und dieses kann der BMI nicht zureichend bestimmen.

    So besitzen Sportler oft einen hohen BMI, aber einen geringen Fettanteil. Vor allem bei Kraftsportlern kann sich dieses Phänomen finden lassen. Sie bringen leicht über hundert Kilogramm auf die Waage, tragen aber kaum ein Gramm Fett auf ihren gewaltigen Schultern.

    »BMI unterschätzt echte Adipositas enorm«, meint der Mediziner Aayush Visaria, der an der Studie mitarbeitete. »Wir erleben gerade den Anfang vom Ende des BMI.« Doch auch er schränkt ein: der BMI wird nicht völlig verschwinden. Er wird auch nicht vom DEXA-Scan ersetzt werden, denn dieser ist teuer und umständlich und daher für Erstdiagnosen kaum geeignet. Wie man effektiv und schnell herausfinden kann, ob die Gefahr auf zu viel Fett besteht, werden wir im Laufe dieses Kapitels erklären.

    Wenn so viel gegen den BMI spricht, warum verwenden wir ihn dann überhaupt noch? Weil er trotz all seiner Schwächen eine gute erste Einschätzung erlaubt.

    Zum einen ist der BMI auf Bevölkerungsebene noch immer unschlagbar, um ein epidemiologisches Risiko zu erfassen. Er ist leicht zu messen und leicht zu reproduzieren.

    Außerdem zeigen Studien, dass die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen, die mit Adipositas in Verbindung stehen, ab einem BMI über 30 sehr hoch ist. Wir wissen, dass »metabolisch gesunde Adipositas«, also Menschen mit einem BMI über 30 und ohne Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und auffälligen Laborwerten oder erhöhte Blutzuckerwerte, selten vorkommt. Es ist meist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Situation dieser Menschen medizinisch ungünstig verändert. Steven B. Heymsfield, Ex-Präsident der Obesity Society, sagte dazu: »Metabolisch gesundes Übergewicht ist ein Warnsignal.«

    Heymsfield weist darauf hin, dass man einen BMI im gesunden Durchschnitt mit metabolischen Erkrankungen haben kann, oder dass man mit Übergewicht beschwerdefrei sein kann. Die Wahrscheinlichkeit von diversen Erkrankungen erhöht sich aber mit steigendem BMI.

    Die Probleme des BMI zu kennen, kann dabei helfen, die Diagnosen zu verbessern, indem man sich nicht mehr allein auf ihn konzentriert.

    Seine größte Schwäche: Er kann die Fettmasse im Körper nicht ermitteln. Und die ist letztlich für die Diagnose entscheidend.

    Für die gesundheitlichen Auswirkungen von exzessivem Fett ist es sehr wichtig, wo sich dieses im Körper ablagert. Sind Sie ein Apfel oder eine Birne?

    Die Antwort darauf kann wichtige Schlüsse über Ihre Gesundheit geben.

    Menschen sind Birnen, wenn sich das Fett vor allem an Po, Hüfte oder Oberschenkel ablagert. Dieses Fett wird auch subkutanes Fett oder Unterhautfettgewebe genannt. Es dient als Wärmeisolator und Energiespeicher. Von Äpfeln spricht man, wenn sich das Fett um den Bauch sammelt. Dieses Fett wird viszerales Fett oder intraabdominelles Fett genannt.

    Es lagert sich um Organe wie Magen, Darm und Leber ab. Wir alle haben viszerales Fett, das die Organe schützt. Doch nimmt es Überhand, wird es gesundheitsgefährdend. Je mehr Fett sich um unsere Organe herum ablagert, desto größer die Gefahr, dass sich diese entzünden. Wie genau das funktioniert, werden wir später noch genauer erklären.

    Zunächst reicht es festzustellen, dass subkutanes Fett weniger gefährlich ist als viszerales. Genetisch sind Frauen im Vorteil, da sie eher zur Ansammlung von subkutanem Fett, also der Birnenfigur neigen, während Männer überschüssiges Fett als viszerales Fett lagern und zu einer Apfelfigur tendieren.

    Am Beispiel von Birnen- und Apfeltypen sehen wir, dass Fett nicht immer schlecht ist, aber zu viel Fett an den falschen Stellen führt zur sogenannten »Lipotoxizität«. Die Verteilung ist entscheidend.

    Was sind Alternativen zum BMI, um den Fettanteil genauer zu bestimmen?

    Ein einfaches Mittel, um seine viszerale Fettmasse in der Bauchhöhle einzuschätzen, ist die Messung der Taille.

    Dafür nimmt man ein Maßband und misst den Umfang seiner Taille, etwa einen Zentimeter über dem Bauchnabel. Ab 102 Zentimeter gilt ein Mann als Risikopatient, bei der Frau sind es 88 Zentimeter.

    Doch auch die Taillenmessung hat Nachteile: Die daraus resultierenden Werte sind nicht immer reproduzierbar und die Messungen unterliegen ethnischen und geschlechtsspezifischen Unterschieden.

    Eine andere Methode ist die »Waist-to-Height-Ratio« oder auch WHtR. Hierfür wird der Bauchumfang in Zentimeter durch die Körpergröße in Zentimetern gerechnet.

    Will man es ganz genau wissen, kann man einen »Dual-energy X-ray absorptiometry« (DEXA)-Scan oder eine bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) machen, wie Carmen B. das getan hat.

    Bei DEXA-Scannern handelt es sich um moderne Geräte, die ziemlich teuer und daher nicht in jeder Ordination zu finden sind. Sie können nicht nur den genauen Körperfettanteil angeben, sondern zeigen auch, wo im Körper sich das Fett konzentriert hat.

    Der DEXA-Scan ist ein 3-Gewebe-Modell, das jedoch nur zwei Gewebearten direkt unterscheidet und die dritte durch eine Software berechnet. Das 4-Gewebe-Modell ist genauer, aber teurer und praktisch kaum anwendbar. Es misst den Wassergehalt des Körpers, den Fettgehalt, die fettfreie Masse und die Knochendichte. DEXA-Scans haben Schwierigkeiten bei Gewichtsveränderungen und Wasserschwankungen, und können eine Ungenauigkeit von vier bis zehn Prozent aufweisen.

    Allerdings wird beim DEXA-Scan (anders als etwa bei der Magnetresonanztomographie) eine kleine Menge radioaktiver Strahlung freigesetzt. Diese Menge ist so gering, dass sie nicht gesundheitsgefährdend ist, allerdings gilt in der Medizin das Prinzip, nicht unbedingt notwendige Unannehmlichkeiten für Patienten zu vermeiden.

    Die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) berechnet auch den Körperfettanteil inklusive Magermasse, Muskelmasse und Körperzellmasse mit unterschiedlicher Genauigkeit und Preisspanne. Von der Siebzig-Euro-Badezimmerwaage bis zum High-End-Gerät um über 10.000 Euro ist alles dabei.

    Nebenwirkungen gibt es keine und die Durchführung ist einfach, allerdings können die Ergebnisse je nach Gerätetyp und anderen Faktoren, wie dem weiblichen Zyklus, unterschiedlich ausfallen.

    Die US-amerikanische Medizinerin Donna Ryan, ehemalige Präsidentin der internationalen Obesity Society, sieht bald noch mehr Alternativen auf uns zukommen. Die Technik entwickelt sich stetig weiter. Mit digitaler Anthropometrie wird es in den nächsten Jahren möglich sein, mittels digitaler Fotografie die Maße unseres Körpers genau zu bestimmen und so das Körperfett zu ermessen.

    Welche Methode ist nun die beste, um unseren Körperfettanteil zu bestimmen und ein aussagekräftiges Bild über unseren Gesundheitszustand zu geben?

    Der BMI ist in erster Linie eine Messmethode für die Bevölkerung, er trifft also für gesamtgesellschaftliche Aussagen zu. Der BMI einer Bevölkerung kann uns Aufschluss darüber geben, ob wir es bei Übergewicht und Adipositas bereits mit einem globalen Problem zu tun haben.

    Individuell ist der BMI aber wenig aussagekräftig, weil er keinen Schluss darüber zulässt, wie viel Fett sich in unserem Körper wo befindet. Den BMI zu errechnen kostet weder Geld noch besonders viel Zeit, er kann daher als eine erste Messmethode noch immer genutzt werden. Wir dürfen uns aber keinesfalls allein auf ihn verlassen.

    Genauso günstig und schnell, aber verlässlicher, sind die Messung des Taillenumfangs und die Waist-to-Height-Ratio (WHtR). Damit lässt sich bereits mehr über die Fettmasse in unserem Körper erkennen. Doch auch diese beiden Messungen haben ihre Mängel. Sie sagen uns wenig darüber, wo sich das Fett in unserem Körper befindet. Und wie beim BMI kann es zu Verzerrungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen kommen.

    Die Königsmethoden sind zurzeit der DEXA-Scan und die bioelektrische Impedanzanalyse. Diese Methoden sind nicht billig, doch sollte man als Patient einen Spezialisten aufsuchen, der eine solche Analyse anbietet. Vor allem dann, wenn die Blutwerte schlecht sind oder die anderen Messmethoden, wie BMI, Taillenumfang oder WHtR über dem gesunden Wert liegen.

    Die Amerikanische Medizingesellschaft (American Medical Association oder AMA) hat in einem Statement bereits gefordert, in der ärztlichen Praxis weniger auf den BMI und mehr auf das tatsächliche Körperfett zu achten.

    Es ist höchste Zeit, dass in Gesunden- und Vorsorgeuntersuchungen mindestens der Taillenumfang gemessen oder die Waist-to-Height-Ratio bestimmt werden. Bei Verdacht sollten Ärzte ihre Patienten jedenfalls zu einer bioelektronischen Impedanzanalyse oder einem DEXA-Scan schicken.

    Ein solches Verfahren muss in Österreich schnellstmöglich zum Standard werden. Der bisherige Prozess, der nur die Messung des BMI kennt, ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung längst veraltet.

    Bei der Bestimmung des Körperfetts und dem damit zusammenhängenden Risiko für Folgeerkrankungen gilt: No size fits all. Jede Diagnose muss individuell auf den Patienten eingehen.

    Manche Menschen sind mit einem BMI von 23 Diabetes-gefährdet, obwohl sie sich selbst fit und sportlich fühlen, wie im Falle von Carmen B. Andere Menschen können einen BMI von 32 haben, sich genauso gesund und wohlfühlen und noch dazu völlig symptomfrei leben. Dann wieder gibt es Menschen, die bei einem geringen Übergewicht zwar nicht mit körperlichen, aber mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Gewicht kann etwa zu Depressionen führen.

    Wenn keine zwei Menschen mit dem gleichen Gewicht die gleichen Reaktionen zeigen, wie können wir das Verhältnis von Körperfett und Körpergewicht dann überhaupt richtig einschätzen? Welche Kriterien können all diese medizinischen und psychischen Aspekte abdecken?

    In den letzten Jahren gab es viel Kritik an der Modeindustrie, da es für Körper, die von der »Norm« abwichen, kaum passende Kleidung gab. Die Modeindustrie drängt Menschen in eine bestimmte Körperform und gibt jenen, die diesen Normen nicht entsprechen, das Gefühl, nicht »normal« zu sein. Eine ähnliche Gefahr

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