Wenn er sich sehnt (Ein Claire King FBI-Thriller – Band 2)
Von Molly Black
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Über dieses E-Book
"Molly Black hat einen spannenden Thriller geschrieben, der einem den letzten Atem raubt … Ich habe dieses Buch absolut geliebt und kann es kaum erwarten, den nächsten Band der Reihe zu lesen!"
- Leserkritik zu MÄDCHEN NR.1: MORD
WENN ER SICH SEHNT ist Band 2 der lang erwarteten neuen Reihe der Bestsellerautorin Molly Black. Ihre Bücher haben bereits über 2000 Fünf-Sterne-Rezensionen und Bewertungen erhalten.
FBI Special Agent Claire King hat eine Gabe dafür, Serienmörder zu fangen wie keine andere Agentin. Bevor sie gestorben und zurück zum Leben erweckt wurde, hat sie sich allein auf ihren Instinkt verlassen. Doch ihre neue unkontrollierbare Kraft verwirrt Claire: Sollte sie ihren Visionen uneingeschränkt folgen? Oder sollte sie sie ignorieren und sich auf ihre Erfahrung verlassen? Sind ihre neuen Kräfte stärker als ihr Intellekt?
Oder führen sie sie in die Klauen eines Mörders?
Ein spannender Krimi-Thriller mit einer genialen FBI-Agentin in der Hauptrolle, den man einfach nicht aus der Hand legen kann. Die Claire King-Reihe besteht aus haarsträubenden Geheimnissen, unaufhörlicher Action, Spannung, Drehungen und Wendungen, unglaublichen Enthüllungen und ist so brisant, dass man bis spät in die Nacht an die Seiten gefesselt ist. Fans von Rachel Caine, Teresa Driscoll oder Robert Dugoni sind hier genau richtig.
Auch die folgenden Bände der Reihe sind bereits verfügbar!
"Ich habe dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen. Es hat mich in seinen Bann gezogen und bis zu den letzten Seiten nicht mehr losgelassen... Ich freue mich darauf, mehr zu lesen!"
- Leserkritik zu ICH HABE DICH GEFUNDEN
"Ich habe dieses Buch geliebt! Eine rasante Handlung, tolle Charaktere und interessante Einblicke in die Ermittlungen in ungeklärten Fällen. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Band zu lesen!"
- Leserkritik zu MÄDCHEN NR.1: MORD
"Ein sehr gutes Buch … Man hat das Gefühl, dass man bei der Suche nach dem Entführer direkt dabei ist! Ich weiß, dass ich mehr von dieser Serie lesen werde!"
- Leserkritik zu MÄDCHEN NR.1: MORD
"Dies ist ein sehr gut geschriebenes Buch, das einen von der ersten Seite an fesselt... Ich freue mich auf jeden Fall darauf, den nächsten Band der Reihe zu lesen, und hoffentlich auch viele weitere!"
- Leserkritik zu MÄDCHEN NR.1: MORD
"Wow, ich kann den nächsten Band dieser Serie kaum erwarten. Es fängt mit einem Knall an und die Spannung lässt nie nach."
- Leserkritik zu MÄDCHEN NR.1: MORD
"Ein gut geschriebenes Buch mit einem tollen Plot, der einen nachts wach hält. Ein wahrer Pageturner!"
- Leserkritik zu MÄDCHEN NR.1: MORD
"Ein großartiger, spannungsgeladener Thriller, der einen nicht mehr loslässt … ich kann den nächsten Band der Serie kaum erwarten!"
- Leserkritik zu ICH HABE DICH GEFUNDEN
"Sooo soo gut! Es gibt ein paar unvorhergesehene Wendungen … Ich habe das Buch so verschlungen wie ich Netflix-Serien verschlinge. Es zieht einen einfach in den Bann."
- Leserkritik zu ICH HABE DICH GEFUNDEN
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Ein Reese Link-Krimi
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Buchvorschau
Wenn er sich sehnt (Ein Claire King FBI-Thriller – Band 2) - Molly Black
WENN ER SICH SEHNT
(Ein Claire King FBI-Thriller – Band 2)
M o l l y B l a c k
Molly Black
Debütautorin Molly Black ist die Verfasserin der MAYA GRAY FBI Spannungs-Thriller-Reihe, welche bisher neun Bücher umfasst; der RYLIE WOLF FBI Spannungs-Thriller-Reihe, welche aus sechs Bücher besteht (weitere Bänder folgen); der TAYLOR SAGE FBI Spannungs-Thriller-Reihe, welche aus sechs Büchern bestehend (weitere Bänder folgen); der KATIE WINTER FBI Spannungs-Thriller-Reihe, welche aus neun Büchern bestehend (weitere Bänder folgen); und der RUBY HUNTER FBI Spannungs-Thriller-Reihe, welche aus fünf Büchern bestehend (weitere Bänder folgen).
Als begeisterte Leserin und langjähriger Fan des Mystery- und Thriller-Genres freut sich Molly über jeden Kontakt mit Ihren Leserinnen und Lesern, also besuchen Sie gerne www.mollyblackauthor.com, um mehr zu erfahren und mit ihr in Kontakt zu bleiben.
Copyright © 2023 von Molly Black. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne vorherige Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Datenabrufsystem gespeichert werden, es sei denn, dies ist nach dem U.S. Copyright Act von 1976 zulässig. Dieses E-Book ist nur für den persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und es nicht gekauft haben oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Danke, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Personen, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder der Fantasie der Autorin entsprungen oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig. Umschlagbild Copyright uaurelijus, verwendet unter Lizenz von Shutterstock.com.
BÜCHER VON MOLLY BLACK
EIN CLAIRE KING FBI-THRILLER
SOBALD ER SIEHT (Buch #1)
WENN ER SICH SEHNT (Buch #2)
EIN REESE LINK-KRIMI
JENSEITS DER VERNUNFT (Buch #1)
JENSEITS DER LOGIK (Buch #2)
EIN SPANNUNGSGELADENER RUBY HUNTER FBI-THRILLER
WENN ICH LAUFE (Buch #1)
WENN ICH REDE (Buch #2)
EIN FBI-THRILLER MIT KATIE WINTER
FINDE MICH (Buch #1)
ERREICHE MICH (Buch #2)
VERSTECKE MICH (Buch #3)
GLAUBE MIR (Buch #4)
HILF MIR (Buch #5)
VERGISS MICH (Buch #6)
EIN TAYLOR-SAGE-FBI-THRILLER
SIEH NICHT HIN (Buch #1)
ATME NICHT (Buch #2)
LAUF NICHT WEG (Buch #3)
EIN RYLIE-WOLF-FBI-THRILLER
ICH HABE DICH GEFUNDEN (Buch #1)
ICH HABE DICH GEFANGEN (Buch #2)
ICH HABE DICH GESEHEN (Buch #3)
EIN MAYA GRAY FBI-THRILLER
MÄDCHEN NR.1: MORD (Buch #1)
MÄDCHEN NR.2: ENTFÜHRT (Buch #2)
MÄDCHEN NR. 3: GEFANGEN (Buch #3)
MÄDCHEN NR. 4: GELOCKT (Buch #4)
MÄDCHEN NR. 5: GEFESSELT (Buch #5)
MÄDCHEN NR. 6: VERLOREN (Buch #6)
INHALT
PROLOG
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
EPILOG
PROLOG
Kym war schon auf halbem Weg aus der Haustür, das Licht verblasste bereits hinter ihr, als sie zum ersten Mal merkte, dass etwas nicht stimmte.
Sie hatte sich unbeholfen mit ihrer Tasche zwischen den Knien durch die Tür manövriert, wobei ihr übergroßer Schlüsselbund bei jeder Bewegung klirrte.
Sie schnupperte an der warmen Luft und versuchte, die fremde Präsenz, die sie wahrnahm, einzuordnen. Da war ein Geruch, der ihr sowohl vertraut als auch fremd war, der aber in dem Raum, den sie in- und auswendig kannte, so fehl am Platz war wie nirgendwo sonst.
Vorsichtig stellte sie ihre Tasche auf den Stuhl, den sie vor Monaten vorübergehend in ihren kleinen Flur gestellt hatte, und ging weiter in den schummrigen Flur. Ihre Hand wanderte zum Lichtschalter an der Wand neben ihr, hielt über dem Plastikschalter inne, aber ein Instinkt in ihr hielt ihre Finger davon ab, weiter zu tasten.
Ihre Turnschuhe gaben auf dem gefliesten Boden kein Geräusch von sich, als sie sich langsam und vorsichtig auf den Weg zur linken Tür machte. Zu ihrem Schlafzimmer. Zu dem Ort, an dem derselbe Instinkt, der ihr gesagt hatte, sie sollte im Dunkeln bleiben, ihr jetzt mitteilte, dass der Geruch von dort kam.
Kym überlegte, woher sie den Geruch kannte, aber sie hatte im Moment andere Prioritäten. Ihre Hand griff nach den Schlüsseln, fand einen und hielt ihn so, dass er durch ihre geballten Finger ragte. Das hatte sie letztes Jahr im Selbstverteidigungskurs gelernt.
Sie verfluchte den Schlüsselbund erneut, als sein blechernes Klingeln ihre Anwesenheit ankündigte. Plötzlich schien die ganze Situation viel gefährlicher zu sein als das einfache Ärgernis von vor ein paar Sekunden.
Ihr Herz schlug schnell und hämmerte in ihrer Brust. Sie bemühte sich, ihre Atmung zu verlangsamen, die außer Kontrolle zu geraten drohte. Eine Stimme in ihrem Kopf ermahnte sie, sich zu beruhigen, und sagte ihr, dass sie überreagierte. Sie fragte, warum sie wegen eines seltsamen Geruchs, für den es höchstwahrscheinlich eine logische Erklärung gab, so nervös war. Ein Geruch, von dem sie wusste, dass sie ihn erkennen würde, wenn sie sich nur beruhigen und klar denken könnte.
Die Tür zu ihrem Schlafzimmer stand einen Spalt offen.
Durch den Spalt konnte sie das Ende ihres Bettes und einen Teil ihres kleinen Schminktisches erkennen. Beides wurde von einem flackernden Licht beleuchtet.
Sie war irritiert und hatte Angst.
Das Licht war wie Kerzenlicht. Aber sie wusste, dass die einzigen Kerzen im Haus jene waren, die sie vor Jahren gekauft hatte, als die Gefahr von Stromausfällen drohte. Sie hätte nicht einmal gewusst, wo sie jetzt waren.
Aber anscheinend brannten Kerzen in ihrem Schlafzimmer. Wenn es denn wirklich welche waren.
Sie spitzte die Ohren, um irgendein Geräusch zu hören, irgendeinen Hinweis darauf, was geschah, wer oder was in ihren Zufluchtsort eingedrungen war.
Aber da war nichts. Nur ihr hämmerndes Herz und ihr röchelnder Atem.
„Hallo ...", flüsterte sie, nicht einmal sicher, ob es laut genug war, um es in dem Raum hören zu können.
Ihre Hand wanderte zu ihrem Mobiltelefon in der Tasche.
Vorsichtig und langsam nahm sie ihn heraus, wobei ihre Augen noch immer auf das flackernde Licht gerichtet waren.
Sie merkte, wie die Angst sie vereinnahmte. Die Schatten, die das sich bewegende Licht erzeugte, schienen sich plötzlich zu schrecklichen Gestalten zu formen.
Sie wählte den Notruf.
Sie ging einen Schritt weiter ins Schlafzimmer. Dann noch einen. Die Tür öffnete sich und streifte leicht ihre Schulter.
Sie konnte hören, wie das Telefon die Verbindung aufbaute und den Anruf tätigte.
Der Geruch, der sie im Flur begrüßt hatte, war hier stärker. Viel stärker.
Sie spähte um die Tür herum.
Der Boden war mit brennenden Kerzen übersät. Auf dem Bett stand etwas, das wie ein großes, silbernes Räuchergefäß aussah und eine dünne Rauchfahne schlängelte sich in dem windstillen Raum zur Decke.
„Notfallzentrale. Was kann ich für Sie tun?", erfüllte die Stimme aus dem Handy in ihrer Hand den Raum.
Aber sie hörte es kaum.
Sie drehte sich um, bereit zu fliehen, um wegzukommen.
Doch sie war zu langsam. Zu spät.
Zu ihrer Linken sprang eine Gestalt hinter der Couch hervor.
Sie war schon fast aus der Tür, als die Gestalt sie gegen den Türrahmen schleuderte und zu Boden warf. Ihre Schlüssel und ihr Telefon rutschten über den Boden in Richtung Tür, die sie nur zwei Minuten zuvor zum letzten Mal durchschritten hatte.
„Was ist Ihr Notfall?"
KAPITEL EINS
Agent Claire King starrte die Postkarte auf ihrem Schreibtisch an. Sogar durch die durchsichtige Beweismitteltüte hindurch schien sie ihren Blick festzuhalten und sie an die monatelangen Ermittlungen zu erinnern. Der Tod von Tyler, ihrem Partner. Die Verfolgungsjagd mit dem Boot. Der viel zu kurze Moment des Triumphs, als ihm die Handschellen angelegt worden waren und sie gedacht hatte, dieses schreckliche Kapitel in ihrem Leben vorbei wäre.
Dann die Explosion und... Sie versuchte, den Rest aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen. Die verrückte Woche, die darauf gefolgt war, als sie im Krankenhausbett aufgewacht war. Ein weiterer Serienmörder, der drei Frauen getötet hatte und fast eine vierte.
Dann, als sie gedacht hatte, alles wäre vorbei gewesen… Als sie sich darauf gefreut hatte, ihren Geist und ihren Körper zu heilen, war diese Postkarte gekommen. Der Absender war der Künstler gewesen.
Ihr Blick fiel auf den Bericht, der neben der Tüte mit den Beweismitteln lag. Noch einmal las sie die Zeile, in der es hieß, dass die Schrift auf der Postkarte mit fünfundsiebzigprozentiger Wahrscheinlichkeit mit der Schrift in den Briefen des Künstlers an seine Opfer übereinstimmte.
Fünfundsiebzig Prozent.
Sie machte sich nicht die Mühe, die Zeile darunter zu lesen, in der stand, dass außer ihren eigenen und denen des Postboten keine Fingerabdrücke gefunden worden waren. Sie wusste, dass dies ohnehin der Fall gewesen wäre. Der Künstler war vieles, aber er war nicht dumm. Deshalb hatte sie ihn auch noch nicht erwischt.
Sie streckte die Hand aus, die über dem Beutel schwebte.
Ihr Körper hatte sich in den drei Tagen, in denen sie dem Büro hatte fernbleiben müssen, erholt, aber ihr Geist hatte alles andere als das getan. Wie sollte sie sich auch entspannen, wenn er ihre Adresse kannte und sie verhöhnte? Sie hatte unter falschem Namen in einem Hotel eingecheckt. Sie tat so, als würde ihn das auf die falsche Fährte locken, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er sie finden würde, wenn er es wollte.
Ihre Finger öffneten geschickt den Verschluss der Tüte.
Der Chef hatte ihr den Zutritt zum Revier verwehrt und gedroht, sie in Gewahrsam zu nehmen, wenn sie sich nicht drei Tage Auszeit zur Erholung nehmen würde. Aber das hatte sie nicht davon abgehalten, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen. Ihre eigenen Anrufe zu tätigen.
Und dann war da noch etwas, das sie plagte.
Sie hatte versucht, in den drei Tagen, in denen sie an ihrem Laptop gesessen und eine Reihe von Mahlzeiten vom Zimmerservice achtlos neben ihr Bett gestellt hatte, nicht daran zu denken.
Die Visionen. Sie hatte keine mehr gehabt seit der im Verhörraum, als sie Tyrone Conrads Haar berührt hatte. In gewisser Weise war sie froh darüber. Absolut heilfroh. Wenn sie nie wieder eine Vision hatte, konnte sie diese ganze seltsame Episode hinter sich lassen, sie unter dem Post-Koma-Trauma ablegen und mit ihrem Leben weitermachen.
Doch...
Die kalte, harte Wahrheit war allerdings, dass ohne die Anstöße, die ihr diese Reihe von Visionen gegeben hatte, es angesichts der Ermittlungen sehr wahrscheinlich war, dass Tyrone Conrad immer noch frei herumlaufen würde. Dass noch mehr schöne, junge, unschuldige Frauen ihr Leben verloren hätten.
Langsam, mit halb geschlossenen Augen und Ohren, um die Hintergrundgeräusche des belebten Büros auszublenden, streckte sie ihre Hand langsam nach vorne, bis sie die Postkarte berührte.
Sie spannte sich an und wartete darauf, diesen Raum gedanklich zu verlassen. Sie erwartete, an einen anderen Ort transportiert zu werden. An einen schrecklichen Ort vielleicht …
Aber es geschah nichts.
„Nun, Claire, murmelte sie leise vor sich hin, „das kannst du nicht entscheiden. Wenn sie kommen, dann kommen sie.
„Führst du jetzt Selbstgespräche, Claire? Müssen wir dich wieder für ein paar Tage zur Erholung freistellen?"
Claire drehte sich auf ihrem Stuhl um und sah den Chef vor sich stehen. Sie stellte sich vor, dass der Chef ihr ein Lächeln schenken würde, wenn er denn eines hätte. Stattdessen war sein dunkles, faltiges Gesicht so teilnahmslos wie immer.
„Nur so weiß ich, dass ich die richtige Antwort bekomme, Chef", erklärte sie und zauberte ein Lächeln auf ihr eigenes Gesicht; ein Lächeln, das sie eigentlich gar nicht verspürte.
„Gibt es etwas Neues?" Der Chef nickte in Richtung der Postkarte, die vor ihnen beiden lag.
Claire schüttelte den Kopf und seufzte. „Nein, Chef. Keine DNA, keine Fingerabdrücke außer meinen und denen des Postboten."
Das Gesicht des Chefs blieb unbewegt. Er hatte das schon einmal erlebt. „Sie wissen, was zu tun ist", bemerkte er kurz.
Claire nickte und ließ ihr langes, dunkles Haar über ihre Schultern fallen. Ja, das wusste sie. Sie musste weitersuchen. Weiter nachforschen. Weitermachen, bis sie ihn gefunden hatte. Bis er sein Leben lang keine Postkarte mehr verschicken konnte.
„Wenn er da draußen ist, werden wir ihn kriegen, Claire. Er ist nicht so schlau, wie er glaubt." Der Chief legte ihr eine Hand auf die Schulter, als wollte er seinen Standpunkt unterstreichen. Sie fühlte sich warm an, sogar durch ihren Pullover hindurch, den sie trug, um sich vor der Kälte des Frühlings in Nord-Illinois zu schützen, der sich immer noch für den Winter hielt.
„Ich hoffe, Sie haben recht, zweifelte Claire und blickte stirnrunzelnd zurück zur Postkarte. „Ich hoffe, Sie haben recht.
„Wir haben herausgefunden, dass er die Postkarte aus Unity verschickt hat, ein winziges Dorf, neunzig Meilen von hier. Dort gibt es vielleicht drei Briefkästen, fuhr Claire fort, nachdem sie einen Schluck Kaffee getrunken hatte. „Bemerkenswerterweise werden alle drei in gewissem Maße per Video überwacht. Ich lasse mir die Aufnahmen heute noch zuschicken. Wenn Sie recht haben und er nicht so schlau ist, wie er glaubt, könnte das sein erster Fehler sein.
„Sie glauben, er hat sie geschickt? Sie glauben, dass er noch lebt?"
Claire atmete aus, unsicher, wie sie ihre Gefühle ausdrücken sollte. Das Verrückte war, dass sie die Postkarte berührt hatte, in der Hoffnung, eine Reaktion zu bekommen, eine weitere Vision. Einen Hinweis darauf, wie ihr Leben umgekrempelt und auf den Kopf gestellt worden war. Das hätte ihr die Bestätigung gegeben, nach der sie sich so sehr sehnte.
Aber da war nichts.
Nur das kalte, glatte Gefühl der Karte. Die spöttische Botschaft: „Für Claire, ich denke an dich." Sie starrte die Postkarte an.
„Ich weiß es nicht, sagte sie. „Ich weiß nur, dass ich nicht ruhig schlafen kann, bis wir ihn gefunden haben oder seine aufgedunsene Leiche in New Orleans angeschwemmt wurde.
Es dauerte weitere anderthalb Stunden, bis die Überwachungsbänder eintrafen. Mit einer Kanne Kaffee ausgestattet, machte sie sich daran, das verpixelte Videomaterial zu sichten. Die drei Kameras lieferten alle unterschiedliche Ansichten der drei Briefkästen. Kein Winkel war ideal. Sie waren an den nahe gelegenen Geschäften angebracht und dienten eher dazu, die Ladenfronten oder die Parkplätze zu überwachen als den Briefkasten auf dem Gehweg. Aber es war immerhin etwas und mehr, als Claire erwartet hatte.
Die erste Stunde verbrachte sie damit, die jeweiligen Zeitspannen zu finden, in denen die Karte eingeworfen worden war. Dadurch konnte sie das Videomaterial von insgesamt sechsundfünfzig Stunden auf sechzehn eingrenzen. Bei dreifacher Geschwindigkeit könnte sie es in sechs Stunden schaffen.
Nach weniger als dreißig Minuten spürte sie eine zaghafte Hand auf ihrer Schulter. Sie war so vertieft in die ruckartigen Bewegungen der Figuren auf dem Laptop-Bildschirm, dass sie zusammenzuckte, woraufhin Wilson seine Hand zurückzog, als hätte er sich verbrannt, und sich durch sein kurzes, dunkles Haar strich.
„Wilson … Entschuldigung, ich war in das hier vertieft. Du hast mich erschreckt." Sie lächelte und war überrascht, wie sehr sie Wilsons Anwesenheit beruhigte. Immerhin war er ihr als Partner noch ganz neu. Der Fall mit dem Künstler und der mit Conrad waren zwar beide traumatisch gewesen, doch sie hatten auch dazu beigetragen, ihre Arbeitsbeziehung ein wenig zu festigen. Dennoch war sich Claire bewusst, dass es noch ein weiter Weg war, bis sie sich blind verstanden.
Sie wusste auch, dass sich das Gefühl des blinden Vertrauens manchmal gar nie eintraf.
Er nickte Richtung Bildschirm. „Ja, sieht nach einem Blockbuster aus. Den muss ich auf Netflix verpasst haben."
Er nahm einen Stuhl, setzte sich darauf und rollte neben Claire.
„Wurde sie dort eingeworfen?", fragte er und hob den Beutel mit der Karte an.
„Das glauben sie jedenfalls. Sie hielt die Aufnahme an, als eine Frau mit einem Kinderwagen auf dem Bildschirm erschien. „Der Winkel ist nicht gut. Das ist der beste von den dreien, aber er ist zu hoch, um die Merkmale wirklich zu erkennen, es sei denn, er kommt von der anderen Straßenseite.
„Bestenfalls steht er auf dem Parkplatz