Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

7 Extra Western Juni 2023
7 Extra Western Juni 2023
7 Extra Western Juni 2023
eBook928 Seiten13 Stunden

7 Extra Western Juni 2023

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Western:



Pete Hackett: Das Gesetz des Stärkeren

Pete Hackett: Die Höllenhunde vom Rio Bravo

Pete Hackett: McQuade und der Satan von Maricopa

Pete Hackett: McQuade - in die Hölle und zurück

Ernest Haycox: Sohn des Westens

Charles Alden Seltzer: Der Boss der Lazy Y-Ranch

George Owen Baxter: Die Rache des schwarzen Reiters









Aus dem Fenster des Ranchhauses fiel Licht. Unter der Sichel des Mondes, die im Süden hing, pfiff ein frischer Wind dahin. Wolkenschatten zogen über den Ranchhof.

In der Wohnstube saßen Jack Barnes, der Boss der Ranch, seine Tochter Jane und Duncan McKenzie. Soeben hatte Duncan offiziell um die Hand Janes bei Jack Barnes angehalten. Jack hatte nichts gegen diese Ehe einzuwenden. Auf diese Weise würden die beiden benachbarten Ranches zusammenwachsen.

Sie tranken Wein. Sie stießen auf eine gute, glückliche Zukunft an.

Doch draußen braute sich bereits das Verderben wie ein schwerer, alles vernichtender Gewittersturm zusammen...

Es waren fast ein Dutzend Reiter. Sie hatten soeben den Rio Grande durchquert. Mit scharfen Zurufen und unter Einsatz der Schenkel und Sporen trieben sie ihre Pferde die Uferböschung hinauf.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum18. Juni 2023
ISBN9783745231656
7 Extra Western Juni 2023

Mehr von Pete Hackett lesen

Ähnlich wie 7 Extra Western Juni 2023

Ähnliche E-Books

Westliche Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für 7 Extra Western Juni 2023

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    7 Extra Western Juni 2023 - Pete Hackett

    7 Extra Western Juni 2023

    Pete Hackett, Ernest Haycox, Charles Alden Seltzer, George Owen Baxter

    Dieser Band enthält folgende Western:

    Pete Hackett: Das Gesetz des Stärkeren

    Pete Hackett: Die Höllenhunde vom Rio Bravo

    Pete Hackett: McQuade und der Satan von Maricopa

    Pete Hackett: McQuade - in die Hölle und zurück

    Ernest Haycox: Sohn des Westens

    Charles Alden Seltzer: Der Boss der Lazy Y-Ranch

    George Owen Baxter: Die Rache des schwarzen Reiters

    Aus dem Fenster des Ranchhauses fiel Licht. Unter der Sichel des Mondes, die im Süden hing, pfiff ein frischer Wind dahin. Wolkenschatten zogen über den Ranchhof.

    In der Wohnstube saßen Jack Barnes, der Boss der Ranch, seine Tochter Jane und Duncan McKenzie. Soeben hatte Duncan offiziell um die Hand Janes bei Jack Barnes angehalten. Jack hatte nichts gegen diese Ehe einzuwenden. Auf diese Weise würden die beiden benachbarten Ranches zusammenwachsen.

    Sie tranken Wein. Sie stießen auf eine gute, glückliche Zukunft an.

    Doch draußen braute sich bereits das Verderben wie ein schwerer, alles vernichtender Gewittersturm zusammen...

    Es waren fast ein Dutzend Reiter. Sie hatten soeben den Rio Grande durchquert. Mit scharfen Zurufen und unter Einsatz der Schenkel und Sporen trieben sie ihre Pferde die Uferböschung hinauf.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags geht es hier:

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    Erfahre mehr über Bücher aus unserem Verlag:

    Bücher von Alfred Bekker

    Bücher von A.F.Morland

    Bücher von Manfred Weinland

    Bücher von Hendrik M. Bekker

    Bücher von Konrad Carisi

    Bücher von Wolf G. Rahn

    Bücher von Horst Brieber

    Bücher von W.A.Hary

    Bücher von G.S.Friebel

    Bücher von Theodor Horschelt

    Bücher von Pete Hackett

    ​Das Gesetz des Stärkeren

    Western von Pete Hackett

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

    www.AlfredBekker.de www.AlfredBekker.de www.AlfredBekker.de

    In der Küche saß Jack Hathaway am Tisch und verzehrte sein Frühstück. Rührei mit Speck, dazu aß er trockenes Brot. Laura schenkte ihm gerade Kaffee nach, als Johnny hereinstürmte und rief: „Reiter, Jack, dem Hufschlag nach zu urteilen ein ganzes Rudel. Ich fresse meine Stiefel, wenn das nicht die Sattel­piraten von der Rainbow-Ranch sind."

    Ruckartig kam Jack hoch. Sein Stuhl kippte polternd um.

    Laura schaute verwirrt und er­schreckt. Jähe Angst flackerte in ihren blauen Augen.

    Jack Hathaway strahlte steinerne Ruhe aus.

    „Hol dein Gewehr, Johnny, und po­stiere dich im Stall!, sagte er. „Aber lass dich zu nichts hinreißen. Warte ab, wie sich alles entwickelt. Sollte Hays seine Leute jedoch schicken, damit sie uns den höllischen Marsch blasen, dann bist du gefordert, Junge. Rühr dich, vorwärts!,

    Johnny schluckte nervös. Sein Adamsapfel rutschte hinauf und hinun­ter. Er ächzte: „Du denkst, Hays hat seine Wölfe von der Leine gelassen, damit sie..."

    Seine Stimme erstarb. Das Herz des Jungen hämmerte wie wild gegen seine Rippen.

    „Ich weiß es nicht, murmelte Jack bitter. „Vielleicht sollen sie uns auch nur einschüchtern.

    Seiner Stimme fehlte die echte Zuver­sicht. Sein Blick irrte ab. Auch ihm war alles andere als wohl zumute. Bill Hays war in seinen Entscheidungen sprung­haft und unberechenbar. Er duldete die Siedler am Pierce Creek nicht. Zunächst hatte er versucht, sie auf gütliche Art loszuwerden. Später drohte er, und in letzter Zeit hatte der Terror begonnen.

    Die Cowboys der Rainbow-Ranch trieben Rinder über die Mais- und Wei­zenfelder, zerschnitten die Zäune, belä­stigten die Farmer und ihre Frauen, wo immer sie ihren Weg kreuzten, verhöhnten und beleidigten sie. Die Provokatio­nen waren immer unerträglicher und gemeiner geworden.

    „Verdammt noch mal, ich weiß es nicht!, wiederholte Jack knirschend. „Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass sie ernst machen.

    Ein dumpfer Ton des Entsetzens ent­rang sich Laura.

    Mittlerweile quoll das Hufgetrappel deutlicher heran. Es echote in den Oh­ren der Menschen auf der Farm wie eine Botschaft aus der Hölle. Hart stieß Jack Hathaway den Atem durch die Nase aus. Er rannte in den angrenzenden Raum, und als er zurückkehrte, hielten seine Hände eine Winchester.

    Johnny stand wie angenagelt auf der Türschwelle. In seinem Jungengesicht zuckten die Muskeln. Seine Nasenflügel vibrierten. Er hatte Angst.

    „Beim Henker!, zischte der Farmer. „Willst du hier Wurzeln schlagen? Hol dein Gewehr und geh in den Stall. So können wir sie wenigstens von zwei Sei­ten in die Mangel nehmen, wenn sie uns schon zahlenmäßig überlegen sind.

    Johnny blinzelte wie ein Erwachen­der. Marionettenhaft, fast schwerfällig drehte er sich um, wie von Schnüren gezogen setzte er sich in Bewegung. Er strebte der kleinen Hütte zu, die er bewohnte, und hatte das Gefühl, zent­nerschwere Gewichte zu schleppen.

    Das Hämmern der Hufe schlug jetzt wie eine dumpfe Brandungswelle heran. Es riss den Jungen aus seiner Betäubung. Er überwand plötzlich seine Trägheit und spurtete los...

    In der Küche knurrte Jack Hathaway: „Setz dich an der Wand auf den Boden, Laura. Sollte Bill Hays seine Sattelwölfe hergeschickt haben, damit sie uns auf die raue Tour klarmachen, dass wir hier am Fluss nichts verloren haben, möchte ich nicht, dass dich eine verirrte Kugel trifft. Also setz dich an die Wand. Und dann wollen wir sehen, wie weit Hays zu gehen bereit ist."

    Jack postierte sich am Fenster. Im Hof badeten einige Hühner im knöcheltiefen Staub. Der Farmer sah Johnny mit einem Gewehr zum Stall hetzen. Er ahn­te, wie sehr der Junge im Klammergriff seiner verzehrenden Angst steckte. Johnny war jung und mit brutaler Ge­walt noch nie konfrontiert worden.

    „Du - du willst doch nicht wirklich kämpfen?" Bang und sorgenvoll ent­rang sich Laura diese Frage. Ihre Worte fielen stoßweise, abgehackt und nahezu flüsternd.

    „Daran führt wohl kein Weg vorbei", erwiderte Jack und war bemüht, seine Empfindungen hinter einer ausdrucks­losen Miene zu verbergen. Aber das Flackern in seinen Augen verriet Unsi­cherheit und immense Anspannung.

    „Gütiger Gott", stöhnte Laura ver­zweifelt.

    „An die Wand!", fauchte Jack, und es kam ungeduldig, fast aggressiv. Härter umkrampften seine Fäuste die Winche­ster. Spitz und weiß stachen die Knöchel unter der Haut hervor. Jacks Lippen waren zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammengepresst.

    Laura senkte ergeben den Kopf und gehorchte.

    Der Reiterpulk stob auf die Anhöhe östlich der Farm. Die Pferde wurden zurückgerissen. Staub wölkte. Scharf wurden die Reiterkonturen vom Son­nenlicht umrissen. Es waren über ein halbes Dutzend. Einige Atemzüge lang starrten sie auf die Farmgebäude hinun­ter, dann trieben sie die Pferde wieder an. Sie ritten in einem dichten Haufen. Die Erde schien unter den her­andonnernden Hufen zu erbeben.

    Im Farmhof zerrten sie die Tiere wie­der in den Stand, einer der Reiter trieb seinen Braunen einige Yard nach vorn.

    „Bill Hays persönlich!", presste Jack Hathaway hervor. Er warf einen schnel­len Blick zum Stall hinüber. Von Johnny war nichts zu sehen.

    Bill Hays war eine imposante Erschei­nung. In seinem wettergegerbten, ver­kniffenen Gesicht zuckte kein Muskel. Unter seinem Hut quollen graue Haare hervor. Er stemmte beide Arme auf das Sattelhorn und röhrte: „Okay, Hathaway, wie ich sehe, bist du immer noch da. Na gut. Du bist eben ein unverbesserlicher Narr. Ist dieses verdammte Stück Land einen derart hohen Preis wert?"

    „Wovon sprechen Sie, Hays?", rief der Farmer und war bemüht, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. Die Meute vor seinem Haus vermittelte einen nieder­schmetternden Eindruck von Stärke und Überlegenheit, und Hathaway spür­te, wie seine Handflächen feucht wur­den.

    Bill Hays lachte klirrend auf. „Wovon ich spreche?, schnarrte er dann. „Du weißt es ganz genau, Schollenbrecher. Ich versprach dir, dich auf deinem Land zu begraben, wenn du nicht Vernunft annimmst und verschwindest. Dein Le­ben, Amigo, das ist der Preis, den du bezahlen wirst. Leid und Tränen, Ha­thaway - denk an deine Frau. Deine Sturheit bringt dich ins Grab. Laura wird vor dem Nichts stehen.

    „Ihre Anteilnahme am Schicksal mei­ner Frau rührt mich zu Tränen, Hays!, rief Jack sarkastisch. „Gewiss zerfließe ich gleich.

    Plötzlich aber flammte heiße Wut in Jack hoch und brach durch. Er repe­tierte die Winchester und schob den Lauf durch die Fensteröffnung. Die Mündung wies auf Bill Hays. Hart spannte sich Jacks Zeigefinger um den Abzug. Sofort trieben die Rainbow-Reiter ihre Pferde auseinander. Ihre Hände zuckten zu den Waffen.

    Diese hartgesichtigen Burschen wa­ren Revolvercowboys. Und sie waren ein eingespieltes Team. Das wurde in diesen Augenblicken deutlich. Ihr Boss brauchte nur den Befehl zu geben, und sie würden loslegen.

    Bill Hays aber hob unbeeindruckt die Rechte. Sein Gesicht hatte sich verfin­stert, aber sonst zeigte der Rancher nicht die Spur einer Gemütsregung. Er schrie rau: „Ich bin waffenlos, Hathaway, und wenn du auf mich feuerst, hängen sie dich auf. Ein schmählicher Tod, Schol­lenbrecher. Ich bin auch gar nicht hier, um einen blutigen Reigen vom Zaun zu brechen. Ich ..."

    „Was dann?, brüllte Jack wild und unbeherrscht. „Ziehen Sie plötzlich den Schwanz ein, wie ein getretener Stra­ßenköter, weil ich Sie vor der Mündung habe? Ein kleiner Fingerdruck, und Sie fahren zum Satan, Hays. Sie dachten wohl, alleine ihr Anblick lässt mich vor Angst im Erdboden versinken, wie? Sie haben sich getäuscht. Ich bin bereit, um dieses Land zu kämpfen. Und nicht nur ich. Auch die anderen Siedler entlang des Flusses sind entschlossen, Ihnen die Zähne zu zeigen.

    Wieder lachte Hays auf; klirrend, ver­ächtlich, voll Ironie. Er tönte: „Ihr wer­det den Kampf bekommen, Hathaway, sicher. Drei Tage - yeah, ich gebe dir noch drei Tage Zeit, und dann komme ich mit meinen Leuten wieder. Wir fegen dich und deinesgleichen hinweg. Dann geht auch dein Wunsch in Erfül­lung, und du bleibst auf diesem Stück Land - allerdings sechs Fuß unter der Erde."

    In seinem Tonfall schwang die tödli­che Drohung mit. Er hatte die Worte in einer Art hinausgespuckt, die in ihrer Unmissverständlichkeit erschreckend war.

    Erneut spürte der Farmer den Anprall einer leidenschaftlichen Wut. Sie durchflutete ihn in rasenden, giftigen Wogen. Brechend stieg es aus seiner Kehle: „Verschwindet, Hays, ehe ich zum Mörder werde. Bei deinem Anblick - Jack ließ jetzt ebenfalls die Formalitäten weg, „- wird mir übel. Und noch etwas: Du vergisst völlig, dass ich das Land ord­nungsgemäß erworben habe. Das Heim­stättengesetz ...

    Kalt schnitt ihm Hays das Wort ab. „Auf dieser Weide gilt nur ein Gesetz, Hathaway - und das ist das Gesetz Bill Hays’. Vielleicht geht das endlich in dein Spatzenhirn hinein. Also, du hast noch drei Tage Zeit, darüber nachzudenken. Doch dann fang an zu beten."

    „Ich werde mich an Preston wenden. Er..."

    Wieder ließ Hays den Farmer nicht ausreden. Sein Organ peitschte.

    „Cole Preston ist eine Marionette. Sein Stern nötigt mir nicht den geringsten Respekt ab. Solange er das Stück Blech nur spazieren trägt, stört Preston mich nicht. Sollte er aber auf die verrückte Idee kommen, in diesem Landstrich den aufrechten Hüter von Recht und Ord­nung spielen und mir in die Suppe spucken zu wollen, dann reiße ich ihm den Sechszack vom Hemd und jage ihn mit der Peitsche zum Teufel."

    Einige der Kerle hinter dem Rücken des despotischen Ranchers lachten ge­mein.

    Jack Hathaway biss die Zähne zusam­men, dass der Schmelz knirschte. Es war wohl tatsächlich so, dass auf dieser Weide nur das Gesetz des Stärkeren galt. Der Starke und Mächtige aber war Big Bill Hays. Was sich nicht beugte, ließ er zurechtstutzen und zerbrechen. Er würde auch vor dem geschriebenen Ge­setz nicht haltmachen.

    Jack Hathaway war sich in diesen Augenblicken seiner Schwäche voll bewusst. Resignation und Verlorenheit wollten sich in sein Gemüt senken und lie­ßen ihn innerlich erbeben. Plötzlich aber straffte sich seine hohe Gestalt. Sein Mund wurde zur harten, entschlos­senen Linie, er zwang sich zur Ruhe und rief schneidend: „Es wird Zeit, Hays, dass dich jemand von deinem hohen Ross herunterholt. Ich werde in drei Tagen hier sein, wenn du mit deinen Kettenhunden auf­tauchst. Ja, ich werde euch erwarten, und zwar mit der Waffe in der Hand."

    Er sprach es mit der Entschiedenheit eines Mannes, der sich festgelegt hatte und der bereit war, jeden Quadratzoll seines Grund und Bodens bis zum letzten Atemzug zu verteidigen.

    „Du hast dir das Unglück, das über euch hereinbricht, selbst zuzuschrei­ben!", keifte Bill Hays, zerrte sein Pferd herum und spornte es an. Seine Männer folgten ihm. In wilder Karriere stoben sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Zurück blieb die höllische Ver­heißung. Sie löste in den Menschen auf der Farm die unterschiedlichsten Emp­findungen aus. Bei Laura und Johnny würgendes Entsetzen und Hilflosigkeit, bei Jack Unnachgiebigkeit und schwe­lenden Hass. Es packte ihn wie tödliches Fieber.

    Neben Jack raschelte Stoff. Er drehte fast schwerfällig den Kopf und schaute in Lauras bleiches Antlitz. Mühevoll entrang es sich ihr: „Wir sollten aufgeben, Jack. Es - es ist Irrsinn, dagegen anzuschwimmen. Das Land ist es nicht wert, dafür zu sterben. Suchen wir uns anderswo einen Platz."

    Ihr hoffnungsvoller Blick hing an sei­nem Gesicht, als versuchte sie darin zu lesen, als wollte sie die geheimsten Ge­danken ihres Mannes ergründen.

    Jacks Züge jedoch verschlossen sich. Seine Miene wirkte plötzlich unheim­lich in ihrer düsteren Wildheit. „In die­ser Farm steckt unser ganzes Geld, murmelte er schwer. „Wir würden sie als Bettler verlassen.

    Laura seufzte gequält auf, denn sie erkannte, dass Jack nicht umzustimmen war.

    Am späten Nachmittag dieses Tages sattelte Jack sein Pferd und ritt flussabwärts. Nach einer Dreiviertelstunde erreichte er Slim Hollisters Farm. Hollisters Frau erklärte Jack, dass ihr Mann noch auf dem Feld sei, um einen Zaun zu reparieren, den Cowboys der Rainbow-Ranch zerstört hatten.

    „Hat euch Hays auch einen Besuch abgestattet?", wollte er wissen.

    Mary Hollister nickte betrübt. „Ja. Logan Hays war mit einigen Reitern hier. Er setzte uns ein allerletztes Ulti­matum. Drei Tage. Wenn wir dann noch hier sind, dann..."

    Sie verstummte niedergeschlagen und strich ihrem Jungen, der bei ihr stand, über den blonden Haarschopf. Ihre nicht ausgesprochenen Worte, ihr bitte­res Schweigen, diese Geste der Hoffnungslosigkeit - das war beredter als alles, was es zu sagen gegeben hätte. Jack entging nicht der herbe Ausdruck um ihren Mund und die Schwermut in ihrem Blick.

    „Wie hat Slim sich entschieden?", fragte er erwartungsvoll.

    „Er will bleiben", antwortete die Frau mit brüchigem Tonfall.

    „Wir sollten uns zusammenschlie­ßen, murmelte Jack und bannte das tänzelnde Pferd unter sich mit einem Schenkeldruck auf der Stelle. „Auf sich alleine gestellt ist jeder von uns zu schwach, Big Bill die Stirn zu bieten.

    „Ich will es Slim ausrichten, Jack", erklärte Mary.

    Jack ritt weiter. Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Die Schatten waren lang. Durch das verrankte Ufergebüsch konnte Jack das Wasser des Pierce Creek glitzern sehen. Vögel zwitscher­ten, Bienen summten. Es war noch immer unerträglich warm. Jack ließ das Pferd traben.

    Dann kam die Carson-Farm in sein Blickfeld. Abrupt hielt er an. Der Plan­wagen, mit dem Carson und seine Fami­lie ins Land gekommen waren, ver­deckte das flache Farmhaus. Bei dem Fuhrwerk war Bewegung. Jack nagte an seiner Unterlippe, dann ruckte er im Sattel. Das Pferd setzte sich in Bewegung.

    Als Jack zwischen zwei Scheunen hindurch ritt, trat Ken Carson hinter dem Conestoga-Schoner hervor. Mit schleppenden Schritten kam er Jack entgegen. Dieser zügelte und fragte klanglos: „Bei dir hat Big Bill es also geschafft, Ken?"

    Eigentlich war es gar keine Frage. Es war mehr eine glasklare Feststellung.

    Ken Carsons Schultern sackten nach unten. Er musste zweimal ansetzen, dann gab er stockend zu verstehen: „Soll ich unser Leben aufs Spiel setzen, Jack? Soll ich etwas herausfordern, was ich niemals mit meinem Gewissen vereinbaren könnte? Ich habe drei Kinder, das vierte ist auf dem Weg. Sue ist mit den Nerven fix und fertig. Ich kann es einfach nicht verantworten, sie alle ins Unglück zu reißen."

    „Du verlässt als armer Mann dein Land, Ken", gab Jack gedehnt zu beden­ken.

    „Lieber arm als tot!, brach es über die Lippen Ken Carsons. Plötzlich schlich sich Betroffenheit in seine Miene. Er ächzte: „Du - du willst doch nicht blei­ben?,

    „Doch. Jack beugte sich etwas nach vorn. Etwas Zwingendes ging unvermit­telt von ihm aus. „Auch Hollister gibt nicht auf, und James Newton, schätze ich, wird auch nicht kneifen. Mit Anderson...

    „Kneifen?, entfuhr es Carson grim­mig. „Wer spricht hier von Kneifen, Jack, Ich folge der Vernunft, und das hat nichts mit Feigheit zu tun.

    „Ich wollte dir nicht Unrecht tun, Ken. Es kann eben keiner über seinen Schatten springen. Ich wünsche euch viel Glück."

    Jack Hathaway zog sein Pferd herum und gab ihm den Kopf frei. Ein Mann muss wissen, was für ihn gut ist, durch­zuckte es ihn. Vielleicht macht Carson das einzig Richtige. Wer weiß? Unser Kampf wird der Kampf Davids gegen Goliath. Vielleicht verschlingt all jene, die nicht Carsons Beispiel folgen, dieser Strudel, auf den wir bereits zu­steuern...

    Er lenkte das Pferd eine Hügelflanke hinauf. Die Sonne war untergegangen. Ihr Widerschein färbte den Himmel im Westen glutrot. Ein fahler, rötlicher Schimmer lag auf dem Land. Von Osten her schob sich amberfarben die Dämme­rung. Jack blickte über den Fluss hin­weg, dessen Fluten nun anmuteten wie flüssiges Gold. Drüben zogen Rinderru­del zum Wasser. Sie trugen den Rainbow-Brand. Big Bill begann also, das Gebiet östlich des Flusses bereits zu besetzen. Jack registrierte es mit einem flauen Gefühl im Magen. Es handelte sich um Regierungsland und war ebenso wie der Streifen westlich des Creeks für die Besiedlung bestimmt.

    „Irgendwann musst auch du klein bei­geben, Bill Hays, murmelte Jack für sich. „Die Zukunft wird es zeigen.

    Es war dunkel und die Konturen ver­schwammen, als Jack vor Dale Andersons Haus absaß. Aus den beiden Fen­stern streute vages Licht. Jack klopfte gegen die grob gefügte Brettertür.

    „Tritt ein, Jack, ich habe dich schon kommen sehen", wurde er eingeladen.

    Jack stieß die Tür auf. Sekundenlang blendete ihn der Lichtschein, den eine Petroleumlampe spendete. Dale Anderson und seine Familie saßen beim Abendessen. Jack tippte mit knapper Geste an die Krempe seines verbeulten Hutes, nickte Mrs. Anderson zu, und nahm die bedrückte Stimmung wahr, die herrschte. Nach einem gemurmelten Gruß begann er, und die Trockenheit in seinem Hals ließ seine Stimme heiser und rasselnd klingen: „Ich brauche wohl nicht zu fragen, ob auch euch Hays ein letztes Ultimatum gestellt hat."

    Anderson starrte ihn verkniffen an. Mrs. Anderson nahm eine abweisende Haltung ein. Kühl fixierte sie Jack. Ein Schimmer des Begreifens huschte über dessen gestrafftes Gesicht.

    „Ihr also auch", strömte es aus seinem Mund, und Enttäuschung machte sich bei ihm breit.

    „Wer noch?", fragte Anderson.

    „Ken Carson."

    „Und was ist mit Hollister?",

    „Er bleibt. Ebenso wie ich. - Warum verbünden wir uns nicht, Dale? Wir bringen ein Dutzend Männer auf die Beine, und der Sheriff muss sich hinter uns stellen. Du lieber Himmel, Dale, soll Hays..."

    Sarah Anderson fiel ihm mit schriller Stimme ins Wort: „Wenn du gekommen bist, um uns zu verunsichern, Jack, dann verschwinde sofort wieder. Unser Entschluss, aufzugeben, ist unumstößlich. Vor einer Stunde war Flaherty bei uns. Bei ihm war John Hays. Wir verlassen gemeinsam das Land und schließen uns irgendeinem Treck nach Westen an. Versuch also nicht, Dale umzustimmen. John Hays ließ keinen Zweifel offen, was uns blüht, wenn wir nicht in drei Tagen fort sind."

    „Du solltest mit uns gehen, Jack, fügte Anderson leise und beschwörend hinzu. „Andernfalls bringst du nur Ver­hängnis über dich und Laura.

    Jack fand keine Worte. Es gab nichts mehr zu sagen. Abgrundtiefe Enttäu­schung versiegelte ihm die Lippen. Er war wie vor den Kopf gestoßen und musste die Erkenntnis, dass Bill Hays' Drohungen bei der Hälfte der Heimstät­ter auf fruchtbaren Boden gefallen wa­ren, erst einmal verarbeiten. Er schwang auf den Hacken herum und verließ das Haus.

    Flaherty brauchte er wohl gar nicht mehr aufsuchen. Gedankenvoll schwang er sich in den Sattel. Das Leder knarrte, das Tier schnaubte. Dem Mann kam plötzlich alles so sinnlos, so depri­mierend vor, und er überlegte, ob er überhaupt noch den Weg zu James New­ton unter die Hufe seines Pferdes neh­men sollte.

    Es war jetzt Nacht. Die Dinge ver­schmolzen mit der Dunkelheit. Jack fragte sich, ob er nicht nach Cane Beds reiten und mit dem Sheriff sprechen sollte. Oder er kehrte einfach nach Hause zurück und ließ den Dingen ihren Lauf.

    In ihm war der Zwiespalt eines Man­nes, der sich nicht entscheiden konnte. Schließlich aber rang er sich dazu durch, zu Newton zu reiten. Newton hatte zwei erwachsene Söhne und einen Schwiegersohn, und zusammen mit Slim Holli­ster wären sie zu sechst. Eine verschwin­dende Zahl gegen Big Bills Schießerru­del. Aber immerhin ...

    Jack ritt jetzt abwechselnd Galopp und Trab. Der Mond schob sich über die Berge im Osten und schien höhnisch auf Jack herabzugrinsen. Vor dem Hinter­grund des nachtblauen Himmels flimmerten Sterne. Das unwirkliche Licht versilberte die Hügelflanken. Auf der anderen Flussseite brüllte ein Stier. Plötzlich fiel es Jack wie Schuppen von den Augen. Es war wohl so, dass Big Bill seine Herden jenseits des Creeks zusam­mentreiben ließ. Und zu gegebener Zeit wollte er sie Über den Fluss jagen, damit sie alles niederstampften, was die Sied­ler in mühseliger Arbeit aufgebaut hat­ten. Ein teuflischer Plan. Unwillkürlich erschauderte Jack. Und es war nicht nur der frische Wind, der ihn frösteln ließ. Es war eine Kälte, die in seinen Einge­weiden wühlte und von innen kam.

    Bei den Newtons war es bereits finster. Als Jack aber zwischen die Gebäude ritt, sprang ihn eine eisige Stimme an: „Stopp, Mister! Wenn du im Auftrag von Bill Hays hier aufkreuzt, um nachzusehen, ob wir schon packen, dann kehr lieber schnell wieder um. Und bestell deinem niederträchtigen Boss, dass die Newtons sich nicht vertreiben lassen. Wir werden euch Schuften hei­ßes Blei servieren, wenn ihr hier den Teufel aus dem Sack lassen wollt."

    „Nichts anderes habe ich von dir erwartet, James, rief Jack. „Ich wollte es nur von dir selbst hören, um völlig sicher zu sein.

    „Hi, Jack, du bist es doch, oder irre ich mich?",

    „Du irrst dich nicht. Langsam ging das Pferd in den Farmhof. Dumpf poch­ten die Hufe. Aus der Dunkelheit löste sich ein kompakter Schatten, die Gestalt nahm Formen an. Das Mond- und Sternenlicht ließ die Metallteile einer Win­chester matt schimmern. Staub knirsch­te unter Stiefelsohlen. Im Haus klappte eine Tür, jemand rief gedämpft: „Alles klar, Dad?

    „Sicher, es ist Jack Hathaway."

    Bei der Haustür wurde noch etwas gemurmelt, dann trafen Jack und James Newton aufeinander, und Jack zügelte. Er sagte kehlig: „Anderson, Carson und Flaherty ge­ben auf, James. Big Bill kann dadurch einen halben Sieg verzeichnen."

    „Aber an uns wird sich der alte Bastard die Finger verbrennen", grollte Newton und es klang wie ein Verspre­chen. Im vagen Licht glitzerten seine Augen kalt wie Porzellan.

    „Aber nur, wenn wir uns zusammen­schließen und den Sheriff vor unseren Karren spannen, versetzte Jack. „Wenn jeder von uns seinen eigenen Kampf ausficht, kann das nur in den Untergang führen.

    James Newtons Antwort traf Jack wie ein Schlag. Der Farmer stieß hervor: „Wir Newtons sind stark genug, um uns zu behaupten. Wenn wir uns zusammen­schließen, bedeutet das, dass zwei Fami­lien ihren Besitz ungeschützt zurücklas­sen müssen. Dazu bin ich nicht bereit. Und ich habe auch nicht den Platz, um dich und Slim Hollister samt euren Familien bei mir aufzunehmen."

    Zunächst einmal verschlug es Jack die Sprache. Als er aber antwortete, zer­hackte er die Worte geradezu in Silben. Er stieß hervor: „Nach dem Motto, jeder ist sich selbst der Nächste, wie?"

    „Sieh das nicht falsch, versuchte James Newton Jack zu besänftigen. „Aber wenn wir uns auf meiner Farm konzentrieren, ziehe ich unweigerlich den ganzen Ärger auf mich. Ich...

    „Das ist schäbig, James!, knirschte Jack und legte all die Verachtung, der er mächtig war, in diesen Vorwurf. Seine Stimme sank herab zu einem heiseren Geflüster: „Hays wird sich zuerst auf mich stürzen, dann auf Hollister, das weißt du genau. Auf sich alleine gestellt, ist jeder von uns dem Untergang ge­weiht. Du möchtest weitab vom Schuss die Entwicklung abwarten und ...

    „Du redest Unsinn, Jack, überleg doch mal: Wenn wir uns hier verschan­zen, ziehen wir Big Bills gesamte Streit­macht auf uns. Frauen und Kinder wer­den hier sein, wir werden uns gegensei­tig auf die Füße treten. Big Bill wird keine Hemmungen kennen. Er lässt das Haus in Fetzen schießen und uns alle dazu. Wir wären sechs Mann, die kämpfen können. Big Bill aber schickt dreißig oder vierzig. Sie überrennen uns, ehe wir richtig zum Denken kommen."

    Jack gab es auf. Er spürte eine selt­same Leere in sich. Lahm fragte er: „Kann ich wenigstens Laura und Johnny zu dir schicken, ehe sich der höl­lische Besuch bei mir einstellt?"

    „Dagegen ist nichts einzuwenden."

    „Danke." Jack wendete das Pferd und hämmerte ihm die Hacken in die Seite. Der Tierleib streckte sich.

    *

    Unter Jacks Augen lagen dunkle Rin­ge. Vor dem Fenster hing noch die Mor­gendämmerung. Das Licht der Laterne reichte nicht aus, um die Küche bis in die Ecken auszuleuchten. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt. Dass James Newton seine eigenen Brötchen backen wollte, nagte und fraß ihn ihm. Newton wollte Big Bill nicht unnötig herausfor­dern. Das war Jack mehr und mehr bewusst geworden. Die Newton Farm lag zehn Meilen weiter südlich, und sie störte Bill Hays kaum. Dass er auch New­ton bedrohte, war mehr eine Frage des Prinzips. Wahrscheinlich rechnete Newton sich aus, dass Big Bill ihn in Ruhe ließ, wenn er alle anderen Farmer vertrieben hatte und sein Vieh wieder auf die andere Seite des Creeks treiben konnte.

    Was Newton vorgebracht hatte, waren im Grunde nur Ausreden, Ausflüchte, Schutzbehauptungen.

    Jack verdrängte all diese bohrenden Gedanken aus seinem Bewusstsein. Er fühlte Lauras forschenden Blick auf sich ruhen und murmelte zwischen den Zähnen: „Unsere Vorräte gehen zur Nei­ge, außerdem brauche ich Draht und Nägel. Ich schicke Johnny mit dem Wagen nach Cane Beds, damit er das Zeug besorgt."

    Er hatte Laura nichts von dem erzählt, was er bei James Newton erlebt hatte. Er war auf Newton angewiesen, wenn es hart wurde. Laura durfte auf keinen Fall hier sein, wenn Hays' Schießhunde kamen. Einigermaßen si­cher war sie nur bei James Newton, dem drei erwachsene Männer zur Seite stan­den. Dasselbe galt für Johnny. Der Junge war kein Kämpfer und würde niemals einer werden. Er stünde ihm nur im Wege, wenn der Verdruss los­ging.

    Laura war seine schlechte Laune nicht verborgen geblieben. Ihrer Mei­nung nach hing es damit zusammen, dass Carson, Anderson und Flaherty nicht hei der Stange blieben und aufgaben. Zaghaft bemerkte sie: „Ist es nicht zu gefährlich, den Jungen allein loszuschicken, Jack? In der Stadt treiben sich oft Leute von der Rainbow-Ranch herum. Was ist, wenn Johnny einigen von ihnen in die Hände fällt? Ich glaube nicht, dass sie ihn ungeschoren lassen."

    „Okay, erwiderte Jack unwirsch, „ich fahre selbst.

    Er verließ das Haus, zog den flachen Farmwagen aus der Remise und holte ein Pferd aus dem Stall. Einen schweren Kaltblüter, der nur gut für das Geschirr war. Johnny kam aus seiner Unterkunft und half ihm beim Anspannen. Wenig später kletterte Jack auf den Wagenbock und griff nach der Peitsche. Laura lief aus der Haustür, hielt bei ihm an und legte ihm die rechte Hand auf das Knie.

    „Pass auf dich auf, Jack, strömte es fast flehend über ihre Lippen. „Ich habe Angst um dich. Es - es sind nur Ahnun­gen, aber irgendwie spüre ich das Un­glück, das sich über uns zusammen­braut.

    Jack nahm die Zügel auf. „Keine Sorge, Laura. Vor übermorgen unternimmt Big Bill nichts. Seine Leute werden sich zurückhalten."

    Als er in ihre Augen schaute, blickte er in einen Abgrund von Angst und Sorge.

    Die Zügel klatschten auf den Rucken des Gespannpferdes. Der Wagen ruckte an. Knirschend und mahlend drehten sich die eisenumreiften Räder im fein­körnigen Sand. Jack lächelte seiner Frau beruhigend zu. Es war ein erzwun­genes Lächeln und wirkte maskenhaft starr.

    Laura erwiderte das Lächeln nicht. Kümmernis und Sorge fraßen in ihr. Bill Hays gebärdete sich wie ein in die Enge gedrängtes Raubtier. Er fürchtete, dass durch die Besiedlung zu beiden Sei­ten des Flusses seinen Rindern der Weg zum Wasser abgeschnitten würde. Und er wollte es erst gar nicht so weit kommen lassen, dass weitere Heimstätter sich hier breit machten. Also setzte er alles daran, ein Exempel zu statuieren und jedem Interessenten die Lust am Siedeln am Pierce Creek von vornherein zu verlei­den.

    Laura nahm die Drohung des Ran­chers ausgesprochen ernst. Es war wie ein Hammer, der ihr die verzehrende Angst vor der Zukunft wie einen gifti­gen Stachel ins Gemüt trieb. Sie spürte das Unheil tief in ihrer Seele.

    Johnny kam heran. „Jack ist stark, murmelte er bedrückt. „Er wird sich durchbeißen. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Immer mehr Siedler wer­den an den Fluss kommen, und eines Tages muss Big Bill einsehen, dass er die Erschließung dieses Landstrichs nicht aufhalten kann. Eines Tages muss er sich fügen."

    „Ich glaube nicht daran", versetzte Laura tonlos.

    Verlegen kratzte Johnny sich am Hals. „Ich werde an Jacks Seite Bill Hays und seinen Gunslingern gegenübertreten, tönte er plötzlich. „Ich hätte auch gestern gekämpft. Ich bin Jack und dir eine Menge schuldig, Lau­ra. Ich ... O verdammt, ich muss nur einmal, ein einziges Mal meine verdammte Feigheit überwinden. Dann kann ich vielleicht so werden wie Jack.

    Mit brennenden Augen starrte Laura hinter ihrem Mann her. Gewiss, durch­flutete es sie, er ist stark und mutig - aber Bill Hays ist stärker, und er ist skrupellos...

    Währenddessen holperte und schlin­gerte der Farmwagen auf dem von tiefen Wagenspuren zerfurchten Weg nach Cane Beds. Nebelfetzen krochen über den Boden und verschleierten ihn. Wol­ken waren aufgezogen. Der Himmel war von einem bleiernen Grau. Es war kühl. Jack bedauerte schon bald, sich nicht wärmer angezogen zu haben. Der Mor­genwind zerrte an seinem Hemd, drang durch den Baumwollstoff und ließ ihn frieren.

    Die Entfernung nach Cane Beds be­trug etwa fünfzehn Meilen. Das Pferd legte sich kraftvoll ins Geschirr. Jack wurde auf dem Bock hin und her gewor­fen. Langsam nahm die Wärme zu. Dann brach die Sonne durch.

    Zu beiden Seiten der Straße dehnte sich Weideland, soweit das Auge reichte. Longhorns standen mit peitschenden Schwänzen am Wegrand und beäugten das Fuhrwerk mit einer Mischung aus Tücke, Misstrauen und Stumpfsinn. Ihre ausladenden Hörner klapperten gegen­einander. Kühe muhten, Kälber blök­ten. Von Weidereitern war weit und breit nichts zu sehen.

    Dumpf vor sich hinbrütend dirigierte Jack das schwere Pferd. Tief in sich fühlte er, dass ihre Lage aussichtslos war. Jedoch sperrte sich alles in ihm gegen den Gedanken, aufzugeben. Big Bill hatte in diesem höllischen Spiel, in dem der Satan persönlich die Karten verteil­te, alle Trümpfe in der Hand. Alles, was er, Jack, besaß, lag im Pot. Konnte er da einfach aussteigen?

    Jack zog die Schultern zusammen, als wehte ihn ein eisiger Hauch an. Der Kampf, der sich in seinem Bewusstsein abspielte, war von seinen Zügen abzule­sen. Aber wie er sich auch entschied: Das Ergebnis war immer dasselbe. Er würde alles verlieren...

    Nach etwas über drei Stunden tauchte die Stadt vor Jack auf. Jack fuhr am Rand der Main Street entlang, lenkte das Gespann zum General Store, schlang die Zügel um den Bremshebel und sprang auf die Fahrbahn. Steifbeinig stakste er in den Laden.

    Buck Henderson hob die linke Braue und blinzelte durch die Gläser der rand­losen Brille, die seine Augen unnatür­lich groß erscheinen ließen.

    Jack grüßte und achtete nicht weiter darauf, dass der Storebesitzer seinen Gruß nicht erwiderte. Ihm entging auch die abweisende Haltung, die Henderson einnahm. Jack sagte völlig arglos: „Ich benötige eine ganze Reihe von Dingen, Henderson. Ich zähle alles auf und du notierst es. Stell mir das Zeug zusammen. Ich bin dir dabei gerne behilflich."

    Der Storehalter zog unbehaglich die Schultern an, schniefte und presste her­vor: „Es gibt keinen Kredit mehr, Jack. Deine Schulden bei mir belaufen sich bereits auf fast dreihundert Dollar. Das ist genug. Du kriegst von mir erst wieder etwas auf Kredit, wenn du deine Schul­den abgelöst hast."

    Jack machte ein Gesicht, als hätte er einen Kaktus verschluckt. Sein Kopf ruckte vor, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, zwischen denen es unheilvoll zu glimmen begann, er stieß zwischen den Zähnen hervor: „Jetzt hör mal zu, Henderson: Ich bin noch keinem Menschen etwas schuldig geblieben. Du bekommst dein ver­dammtes Geld nach der Ernte. In den zwei Jahren, in denen ich hier bin, gab es deswegen noch nie Probleme."

    „Nach der Ernte!, echote Henderson und rang die schweißnassen Hände. „Glaubst du denn im Ernst, dass du die­ses Jahr auch nur einen einzigen Halm erntest?

    Schlagartig begriff Jack. „Aha, so ist das also. Hays hat dir verboten, uns Far­mern weiterhin Kredit einzuräumen. Heavens, Henderson, es ist eine Sache zwischen uns Farmern und Hays. Wieso ergreift diese Stadt plötzlich Partei?"

    „Nicht diese Stadt, Jack - ich!, Hen­derson schlug sich mit der flachen Hand vor die Brust. „Ich habe keine andere Wahl.

    „Zur Hölle mit dir, Henderson, das kannst du nicht machen. Du gräbst uns das Wasser ab!, brauste Jack auf und knallte seine Faust auf die Ladentheke, dass es krachte. „Wir brauchen die Vor­räte. Und ich brauche Draht, Nägel und eine ganze Reihe anderer Dinge...

    „Ich will keinen Ärger, Jack, ver­dammt, akzeptiere das. Was das Geld anbetrifft, das du mir schuldest, so habe ich es sowieso abgeschrieben. Denn..."

    Henderson brach ab, biss sich auf die Unterlippe, ganz so, als hätte er schon viel zu viel preisgegeben.

    Dem eisigen Wind seiner Empfindun­gen ausgesetzt sagte Jack dumpf, mit einer ihm selbst fremd klingenden Stim­me: „Was hat Hays dir angedroht? Dei­nen Laden in Stücke zerschlagen zu las­sen, oder..."

    Der überschäumende Zorn würgte seine Stimme ab. Er stand dicht davor zu explodieren. Sein Atem ging stoßweise, hetzend, in seinen Schläfen hämmerte das Blut. Es sah aus, als wollte er sich auf Henderson stürzen. Mit einem zittrigen Atemzug des Erschreckens wich dieser zurück und krächzte: „Ja, Jack, ich hatte Besuch von der Rainbow. John Hays und zwei von seinen ständigen Beglei­tern gaben mir unmissverständlich zu verstehen, dass sie Kleinholz aus mei­nem Laden machen, wenn ich einem der Farmer auch nur noch einen Hufnagel auf Kredit gebe."

    Jacks Mundwinkel sackten verbittert nach unten.

    „Und ich dachte, du stündest auf der Seite der Farmer, Henderson. Warst du nicht einer von denen, die am lautesten tönten, dass die Zukunft der Stadt in der Besiedlung des Landes liegt? Hast du uns Farmern deine Waren nicht gera­dezu aufgedrängt? Du zeigtest wenig Re­spekt vor Big Bill. Jetzt aber, da Schwie­rigkeiten auftauchen, zeigst du dein wahres Gesicht. Du bist eine erbärmli­che Ratte, Henderson."

    Unvermittelt beugte Jack sich über den Tresen, seine Hände schossen vor und packten den Storehalter am Latz seiner grünen Schürze. Mit einem Ruck riss Jack ihn dicht an sich heran. Sein Atem streifte Hendersons bleiches Ge­sicht, auf dem ein Schweißfilm glitzerte und in das die jähe Angst hektische rote Flecken malte. Jack hechelte außer sich: „Ersticke an deiner Feigheit, du Speichellecker. Aber eines prophezeie ich dir: Die Farmer werden sich im Land halten. Hunderte werden es eines Tages besiedeln. Und ein jeder wird vor dir ausspucken."

    Seine Worte trafen Henderson wie Peitschenhiebe. Er taumelte zurück, als Jack ihm einen derben Stoß versetzte und den Schurz losließ, und er duckte sich, als erwartete er, von Jack geschla­gen zu werden.

    Jack jedoch warf sich zornentbrannt herum und hetzte aus dem Store. Schmetternd flog die Tür hinter ihm ins Schloss. Draußen wischte er sich fahrig über die Augen. Nur nach und nach beruhigte sich der Aufruhr seiner Empfindungen. Und plötzlich verspürte er das Bedürfnis, den gallenbitteren Ge­schmack in seiner Mundhöhle mit ei­nem Glas Whisky hinunterzuspülen. Er strebte kurzentschlossen dem Saloon zu.

    *

    „Sie treiben Rinder über den Fluss!, brüllte Johnny. „Bei allen Heiligen, Laura, es sind mindestens hundert Tie­re!

    Als säße ihm der Leibhaftige im Ge­nick, hetzte Johnny in den Farmhof. Er hatte mit einer hölzernen Schubkarre Stalldung zu dem großen Haufen zwi­schen dem Creek und der Farm gefahren, als er die Herde auf der jenseitigen Flussseite aus einer Hügellücke quellen sah.

    Laura rannte ins Freie. Lähmendes Entsetzen packte sie, als sie das heran­grollende Rumoren vernahm. Jetzt krachten auch Schüsse und knallten die Treiberpeitschen. Plötzlich aber fiel die Fassungslosigkeit von ihr ab wie eine zweite Haut.

    „Wir müssen versuchen, sie aufzuhal­ten!, schrie sie gellend. „Hol dein Ge­wehr, Johnny. Falls sie sie auf die Farm zutreiben, müssen wir versuchen, sie aus der Richtung zu bringen.

    Mit wehendem Rock hastete sie ins Haus zurück, um gleich darauf mit einem schweren Armeecolt wieder im Hof aufzutauchen. Sie rannte in die Richtung des Creeks, und dort, wo das Terrain nach unten abzufallen begann, hielt sie an, als wäre sie gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Ihre Augen weiteten sich.

    Die Spitze der kleinen Herde stieß bereits in den Fluss. Wasser gischtete und spritzte, aufgewirbelter Schlamm färbte es schmutziggrau. Das Krachen der Schüsse und das Tosen der stampfenden Hufe gingen der Frau durch Mark und Bein. Sie stand wie zu einer Säule erstarrt. Wenn die Reiter die Herde noch verrückter machten, würde sie wie ein entfesseltes Element alles niederwalzen, was sich ihr in den Weg stellte.

    Johnny kam atemlos bei Laura an. Voll Bestürzung erfasste er das Bild, das ihm unerbittlich in die Augen sprang. Das Herz drohte den beiden Menschen in der Brust zu zerspringen. Ein Stau aus Panik und Entsetzen brach sich bei Johnny in einem ersterbenden Gurgeln Bahn, als drückte ihm eine unsichtbare Hand langsam den Kehlkopf zusam­men. Und für einen Moment sah es so aus, als wollte er sich herumwerfen und fliehen.

    Die ersten Longhorns hatten den Creek durchfurtet. Sie vollführten wahre Bocksprünge, als sie sich die Uferböschung hinauf kämpften. Der Keil der Herde stieß nach. Es war ein Auf und Ab knochiger Rücken, über die die buschigen Schwanzenden peitsch­ten. Ein Tier strauchelte und brach vorne ein, die nachfolgenden drückten es unter Wasser und stampften darüber hinweg.

    Unbewusst zählte Laura die Reiter. Es waren fünf. Jeweils zwei flankierten die Herde, der dritte folgte ihr und trieb aus­brechende oder zurückbleibende Rinder hinterher.

    „Zurück zum Haus!", schrie Laura, und ihre Stimme übertönte kaum den brodelnden Lärm, der wie ein Inferno den Hang heraufrollte.

    Sie wirbelten herum und rannten zur Farm, verschanzten sich im Haus.

    Die Herde donnerte den Abhang her­auf. Ihre Spitze wies genau auf die Farmgebäude. Durch die wogende Wolke von Staub, die unter den wirbeln­den Hufen hochwallte, schienen die schwarzen Leiber ineinander zu ver­schmelzen. Erdbebenhaftes Getöse prallte auseinander, ließ die Trommelfelle schmerzen und brachte die Frau und den Jungen an den Rand des Wahn­sinns.

    Laura schickte ein Stoßgebet zum Himmel.

    Johnny war wie gelähmt.

    Wäre doch bloß Jack hier!, durchfuhr es Laura.

    Die Herde wälzte sich näher wie eine schwarze Lawine. Gackernd und flügelschlagend stoben auf dem Farmhof die Hühner auseinander. Und plötzlich ver­lor Johnny die Nerven. Wie von Sinnen begann er, aus der Hüfte zu feuern. Er jagte seine Kugeln in die Masse der her­anstürmenden Longhorns hinein; blind­lings, ohne zu zielen, ohne von einem bewussten Willen geleitet zu werden.

    Rinder stürzten. Im Nu bildete sich ein Knäuel ineinander verkeilter schwerer Tierkörper. Nachfolgende Rinder stürz­ten über das Hindernis und steigerten das chaotische Durcheinander.

    Die Herde spaltete sich auf. Johnny schoss weiter, bis alle fünfzehn Kugeln aus dem Lauf waren. Er befand sich wie in einem Rausch. Ein Teil der Herde tobte nach Süden davon, der andere fegte nördlich an der Farm vorbei mit­ten hinein in ein großes Maisfeld. Aus den wogenden Staubschleiern schälten sich Reiter. Einige fahle Mündungslich­ter lohten auf, die Geschosse klatschten gegen das Haus oder pfiffen durch die Fenster. Ein Mann brüllte: „Das ist nur der Anfang, Hathaway. Sozusagen die letzte Warnung. In zwei Tagen kommen wir wieder. Und dann haben die Waffen das letzte Wort!"

    Ein schauerliches Lachen schloss sich an.

    Laura hob mit beiden Händen den Colt. Es knackte hart, als sie den Ham­mer in die Feuerrast zog. Dann drückte sie ab. Mit einem ellenlangen Mündungsstrahl fauchte die Kugel aus dem Lauf. Der Rückschlag riss Lauras Arme in die Höhe. Schwärzlicher Pulver­dampf hüllte ihr blutleeres Gesicht ein. Der Knall drohte den kleinen Raum zu sprengen.

    Ein Fluch sickerte heran, dann eröff­neten die Kerle das Feuer. Johnny hech­tete im letzten Moment auf Laura zu und riss sie zu Boden. Eine regelrechte Salve peitschte, ein Hagel von Geschossen pfiff jaulend über sie hinweg und mei­ßelte den Lehm von den Wänden. Es krachte, splitterte und knirschte. Johnny lag quer über Laura und drückte sie zu Boden. Der Junge weinte. Sein ganzer Körper zuckte unkontrol­liert.

    Laura hatte den Colt verloren. Sie versuchte, sich unter Johnny hervorzuwinden. Aber als es ihr endlich gelang, war es zu spät. Mit berstendem Krach flog die Tür auf. Ein Mann sprang herein und richtete sofort das Gewehr auf Lau­ra, die eben in diesem Moment taumelnd hochkam. Johnny lag am Boden und hatte die Hände vor das Gesicht geschla­gen.

    Der Rainbow-Mann erkannte im letz­ten Augenblick, dass er auf Laura zielte. Der Impuls, durchzuziehen, wurde von seinem Verstand eingeholt, wie der Überdruck aus einem Dampfkessel ent­wich die Luft aus seinen Lungen, seine unruhigen Augen suchten Jack Hatha­way, konnten ihn aber nicht entdecken.

    Zwei weitere Männer mit schussbereiten Gewehren drängten herein und ver­teilten sich im Raum, Das Schluchzen Johnnys rührte keinen der Burschen.

    Laura stand schwankend da. Wirr hingen ihr die Haare in die Stirn. Das Weiß ihrer Augen stand in einem schar­fen Kontrast zu ihrem vom Pulver­dampf geschwärzten Gesicht. Die Frau war noch nicht fähig, einen klaren Ge­danken zu fassen oder irgendeine Reak­tion zu zeigen. Sie stand nur da wie ein Wild, das von einem Rudel Wölfe ge­stellt worden war und nicht mehr ein und aus wusste.

    „Sieh an, sieh an, bellte das krat­zende Organ eines der Kerle. Es war jener, der vor der Tür stehen geblieben war. Ein mittelgroßer Bursche Mitte Zwanzig. „Die hübsche Laura und die kleine Kröte Johnny Brink. Es klang höhnisch und triumphierend zugleich. Ein niederträchtiges Grinsen kräuselte die Lippen des Burschen. Er drehte den Kopf und rief über die Schulter nach draußen: „Steward, Armstrong, ihr könnt kommen. Wir haben alles im Griff. Er wandte sich wieder Laura zu. Sein Grinsen war erloschen, kalt fragte er: „Wo ist dein Mann?

    Laura fasste sich. „In der Stadt. Wir brauchen Vorräte. Er wird dich zur Rechenschaft ziehen, Logan Hays, wenn du..."

    Der Ranchersohn lachte scheppernd auf. „Jack Hathaway ist so gut wie tot, Honey. Also spare dir deine Sprüche. - Wer hat vorhin geschossen?"

    Die beiden Männer, die er gerufen hatte, kamen in den Raum. Logan Hays trat etwas zur Seite. Steward bückte sich nach dem Colt Lauras, der auf dem Fuß­boden lag, und steckte ihn in seinen Hosenbund. Die Winchester Johnnys beförderte er mit einem Tritt in die Ecke.

    Der andere, Armstrong, riss Johnny am Hemdkragen in die Höhe. Der Stoff riss, und der Kerl schleuderte Johnny gegen die Wand. Die Knie des Jungen waren butterweich, in seinen Augen zeigte sich Todesangst. Er verschluckte sich, und ein Hustenanfall schüttelte ihn durch und durch.

    „Wer?", peitschte es aus Logans Hays' Mund.

    Laura schwieg verbissen. Johnny keuchte, nachdem er den Hustenreiz überwunden hatte. Tränen liefen über seine schmutzigen Wangen und zogen helle Streifen.

    Nur noch schwach war das ferne Rumoren zu vernehmen, das die ver­rückt gewordenen Rinder verursach­ten.

    „Warst du es, Kleiner?"

    Steward trat vor Johnny hin und ver­setzte ihm einen Faustschlag in die Magengrube. Johnny japste und krümmte sich. Stewards Linke fuhr in seine Haare und riss seinen Kopf hoch. Johnny schrie kläglich auf.

    „Nimm die Zähne auseinander, ver­dammt! Oder muss ich es aus dir heraus­prügeln?"

    „Ja, ächzte der Junge, „ja, ich habe geschossen. Ich hatte das Gewehr und...

    „Und du hattest den Colt, du Schlam­pe!, zischte der Bursche, dessen Name Armstrong war. „Um ein Haar hättest du mir ein Stück Blei in die Figur geknallt.

    Seine Hand zuckte hoch und landete auf Lauras Wange. Laura taumelte zu­rück, ihr Aufschrei erstickte im Ansatz, als sie strauchelte und stürzte. Sofort war Armstrong über ihr und zerrte sie wieder in die Höhe.

    „Lass sie!, befahl Logan Hays. „Johnny aber schafft hinaus.

    „Was habt ihr mit ihm vor?", entrang es sich Laura. Das Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu und ließ ihre Stimme kippen.

    „Wir werden ihm einen Denkzettel verpassen, erklärte Logan Hays eisig. „Schließlich hat er eine Reihe von Rin­dern abgeknallt.

    Steward packte Johnny an der Hemd­brust und schleuderte ihn zur Tür. Dort nahm ihn einer der anderen Kerle in Empfang und stieß ihn ins Freie.

    „Bring sie hinaus, Armstrong, sagte Logan Hays, „Damit sie sieht, was mit Narren geschieht, die sich uns widerset­zen.

    *

    Jacks schnelle kräftige Schritte dröhnten durch den Schankraum. Der Farmer baute sich am Tresen auf.

    „Hi, Hathaway, du machst ein Ge­sicht, als hättest du zum Frühstück Zitronen gegessen, begrüßte ihn der Salooner. Er grinste verlegen, wie ein Mann, der mehr wusste, als er zuzugeben bereit war. „Was für eine Laus ist dir über die Leber gelaufen?

    Jack winkte ab. „Gib mir einen Whis­ky, am besten gleich einen Doppelten."

    „Wahrscheinlich hast du ihn nötig, murmelte der Salooner und studierte aufmerksam Jacks grimmig verknif­fene Miene. „Ich spendiere dir den Whisky.

    Geistesabwesend nickte Jack.

    Der Salooner schenkte ein großes Glas voll und schob es vor Jack hin. Dieser trank es mit einem Zug leer. Die scharfe Flüssigkeit trieb ihm die Tränen in die Augen und ließ ihn hüsteln.

    „Hat dir Big Bill wieder einmal einen Knüppel zwischen die Beine geworfen?", erkundigte sich der Salooner, als Jack das Glas hart auf dem polierten Blech absetzte.

    „Es ist zum Verrückt werden, knirschte Jack. „Dieser elende Weidepirat! Er hat Henderson gedroht, seinen Laden, auseinanderzunehmen, wenn er uns Farmern nur noch einen Cent Kre­dit einräumt. Ohne Vorräte aber sind wir am Ende. Dieser alte Hundesohn von der Rainbow setzt sämtliche Hebel in Bewegung. - Gib mir noch einen, Frank.

    Der Salooner füllte das Glas aufs Neue. Mit zitternder Hand griff Jack danach. Es war die hilflose Wut, der ohnmäch­tige Zorn, der ihn zittern ließ.

    „Übel", knurrte Frank und verzog den Mund. Seine Anteilnahme war echt.

    „Ich hörte etwas von einem letzten Ulti­matum", fügte er hinzu, nachdem Jack am Glas genippt hatte.

    „Von wem?", entfuhr es Jack wie aus der Pistole geschossen. Zwingend starrte er den Salooner an.

    „John Hays ist mit zwei Schnellschießern in der Town."

    „Richtig! Er hat ja auch Henderson eingeschüchtert."

    „Nicht nur Henderson. Jeden Laden­besitzer, auf den ihr Farmer angewiesen seid. Sogar den Schmied."

    „Dich auch?"

    Frank lachte sarkastisch auf. „Das, was ich verkaufe, ist für euch auf den Farmen nicht lebensnotwendig. - Hör zu, Jack, das zweite Glas Whisky geht auch auf Rechnung des Hauses. Aller­dings muss ich dich bitten, zu gehen, wenn du es ausgetrunken hast. Ich will nicht, dass John Hays und seine zwei Kumpane dich hier erwischen."

    Jack prallte zurück. Einige Lid­schläge lang stierte er Frank verständ­nislos an, doch dann sagte er flach: „Ich verstehe, Frank. Sie haben dich zwar nicht direkt bedroht, aber du fürchtest sie dennoch. Er stellte das angetrun­kene Glas auf den Tresen, griff in die Hosentasche und warf zwanzig Cents daneben. „Ich will nichts geschenkt, erklärte er rau und bestimmt und schwang herum, hielt aber abrupt inne, als über den Vorbau schnelle Schritte hämmerten. Im nächsten Augenblick erschien über den geschwungenen Rän­dern der Pendeltür ein Gesicht - John Hays' Gesicht.

    Jack zog den Kopf zwischen die Schultern.

    Frank, der Salooner, stöhnte unter­drückt.

    Jähe Stille senkte sich wie ein Lei­chentuch in den Schankraum.

    John Hays sprengte diese Stille, als er die Batwings auseinanderdrückte und polternd den Inn betrat. Ihm folgten zwei Kerle, von denen ihn jeder um einen halben Kopf überragte. Ihr hämi­sches Gegrinse konnte nicht über die knisternde Atmosphäre hinwegtäu­schen, die den Schankraum erfüllte.

    In Jack begann sich alles zu verkrampfen. Denn er las in den feixenden Mienen nicht nur Hohn und Überheb­lichkeit, sondern auch kalte Bereitschaft und lauernde Gier.

    Drei Schritte vor Jack bauten sie sich auf. John Hays stemmte die Arme in die Seiten, legte den Kopf etwas in den Nacken und röhrte: „Was für ein Zufall! Der Lehmbre­cher, der größenwahnsinnig genug war, meinen Vater in die Mündung seines Gewehres blicken zu lassen. John Hays schürzte die Lippen. Fauchend kamen seine weiteren Worte: „Du hättest dei­nen Verstand gebrauchen sollen, Squatter. Den aber scheinst du irgendwann in eines deiner Felder hineingepflügt zu haben.

    Der jüngere Sohn von Big Bill Hays war sich seiner Überlegenheit und Stärke ausgesprochen sicher. Die Hal­tung, die er einnahm, war ebenso provo­zierend wie das, was er soeben von sich gegeben hatte.

    Will Forsyth, der halb links hinter John Hays stand, verschränkte lässig die Arme vor der Brust. Zynisch gab er zu verstehen: „Wir können ihm ja wieder etwas Verstand in seinen Bauernschädel hineinhämmern. Was meinst du, John?"

    Wie die Schlange das Kaninchen starrte er Jack an.

    Steven Hopper, in dessen Zügen ein lasterhaftes Leben unübersehbare Spu­ren eingegraben hatte, hakte seine Dau­men in den Patronengurt. Er trug den 45er tief geschnallt. Der Knauf war et­was nach außen gedreht, das Holster mit einer Lederschnur am Oberschenkel befestigt. Er war zwar gekleidet wie ein Cowboy, aber mit dem Sechsschüsser konnte er zehnmal besser umgehen als mit dem Lasso.

    Herausfordernd, lauernd und lässig standen sie wenige Schritte vor Jack.

    Der Farmer war waffenlos. Er hatte nur seine Fäuste den dreien entgegenzu­setzen. Aber das Verhältnis war denkbar schlecht. Drei zu eins. Und die Gesetze der Fairness waren ihnen fremd.

    Jack stellte sich innerlich auf den Kampf ein.

    John Hays' Stimme schnitt wie ein Axthieb in seine wirbelnden Gedanken. „Dein Wagen steht vor dem General Sto­re, Hathaway. Es sieht aber ganz so aus, als wärst du bei Henderson abgeblitzt. Mach dir nichts draus, Schollenbrecher, übermorgen ist für dich sowieso alles vorbei."

    Jack schwieg. John Hays' hohngetränkte und gehässige Worte prallten an ihm ab. Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus der für ihn ausge­sprochen gefährlichen Situation.

    „Er macht sich in die Hosen", warf Steven Hopper ein.

    Jack richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Sein Widerstandswille war entfacht. Er stieß hervor: „Ihr dürft nur eines nicht vergessen, John, nämlich die Tatsache, dass die Siedler am Pierce Creek das Recht auf ihrer Seite haben. Die Zeiten, in denen jeder selbstherrli­che Weidefürst seine eigenen Gesetze schrieb, sind vorbei."

    „Daran arbeiten Aasgeier wie du, Hat­haway, ich weiß!, schnappte John Hays gehässig. „Solange jedoch die Rainbow in diesem Landstrich den Ton angibt, bleibt die Weide offen. Und das ist noch Jahre, ach was, Jahrzehnte so!

    „Man wird euch nicht fragen, Hays!, versetzte Jack bitter. „Die Regierung lässt sich von euch Hays nicht auf der Nase herumtanzen.

    Mit seinem letzten Wort stieß Jack sich ab. Und er überrumpelte sie. Kompromisslos nutzte er die Sekunde zwi­schen Erkennen und Reagieren, in der sie wie vom Donner gerührt verharrten. Mit der Schulter rammte er John Hays, seine Faust landete in Will Forsyths Gesicht. John Hays flog gegen Steven Hopper und brachte diesen aus dem Gleichgewicht. Forsyth brüllte auf und sprang einen Schritt zurück.

    Sofort setzte Jack nach. Seine Fäuste flogen. Sie krachten dicht hintereinan­der gegen John Hays' Kopf und schleu­derten ihn von einer Seite auf die ande­re. Der Ranchersohn ging zu Boden.

    Jetzt aber sprang Will Forsyth den Farmer von der Seite an. Jack hielt dem Anprall zwar stand, aber Forsyths Knie zuckte hoch und traf ihn empfindlich. Die Luft wurde aus Jacks Lungen gepresst, er kreiselte halb herum, um sich Forsyth zuzuwenden, doch da schlangen sich Hoppers Arme von hinten um sei­nen Körper. Forsyhts Faust landete in seinem Magen, er knickte in der Mitte ein, ein wild geschlagener Uppercut schleuderte seinen Kopf in den Nacken.

    Vor Jacks Blick schien die Welt zu explodieren. Sein Verstand blockierte. Die Nebel der Benommenheit krochen auf ihn zu und drohten ihn zu verschlin­gen.

    Forsyth schoss noch eine kerzengerade Rechte ab, aus Jacks Nase sickerte Blut, seine Lippen platzten auf. Jäh riss sein Denken ab, sein Kopf sank nach vorn und baumelte haltlos vor der Brust.

    John Hays hatte sich wieder hochgekämpft. In seinen Augen glomm ein böses Licht. Dort, wo ihn Jack getroffen hatte, zeigten sich grünlichgelbe Schwellungen.

    Hopper öffnete seine Arme. Jacks Knie knickten ein. Schwer schlug er auf die Dielen.

    *

    Johnny lag im Staub. Armstrong hielt Laura mit stählerner Hand fest. Logan Hays ließ den Riemen der Bullpeitsche spielerisch über den Boden gleiten. Er ringelte sich wie der Leib einer Schlan­ge.

    „Für jedes tote Rind einen Schlag!, schnarrte der Ranchersohn mitleidlos. „Und es sind an die zwanzig, die draufgegangen sind. Ich werde dir die Haut in Fetzen vom Leib schlagen, Johnny.

    Der Junge stemmte sich etwas hoch. In seinem Bewusstsein jagte eine Welle des Grauens die nächste. Er zitterte wie Espenlaub.

    „Hays, hechelte er vom überwälti­genden Entsetzen geschüttelt, „Hays, bitte! Ich - ich... Seine Stimme versagte. Ein Schluchzen kämpfte sich in seiner Brust hoch und erstarb in der Kehle.

    Logan Hays lachte teuflisch. Seine abgestumpfte Seele kannte keine Gnade, kein Gefühl. Er war aus Skrupellosigkeit, Verworfenheit, Unerbittlichkeit und allem, was hart und unmenschlich macht, zusammengesetzt. Er schwang die Peitsche hoch. Das Leder zuckte durch die Luft und knallte wie ein Revol­verschuss.

    Aufbrüllend wälzte der Junge sich herum, schützend riss er die Arme vor das Gesicht.

    Logan Hays lachte wie ein Teufel.

    Laura wand sich im harten Griff Armstrongs. Gellend schrie sie: „Aufhö­ren, Hays, hör auf! Du bringst ihn um. Bei Gott, Hays, Johnny übersteht es nicht."

    „Stopf ihr das Maul!, giftete Logan Hays. „Ihr Gekeife geht mir auf die Ner­ven.

    Armstrong presste ihr die schwielige Hand auf den Mund. Sein linker Arm hielt sie wie eine stählerne Klammer umfangen.

    Logan Hays holte zum nächsten Schlag aus. Laura wusste selbst nicht, woher sie plötzlich die Kraft nahm. Sie trat nach hinten, traf Armstrongs Schienbein, vernahm sein überraschtes und schmerzhaftes Ächzen, spürte, wie sich sein Griff lockerte, und war plötz­lich frei. Wie eine Katze sprang sie Logan Hays an und fiel ihm in den Arm. Er wollte sie abschütteln, aber sie hing wie eine Klette an ihm, bemühte sich, ihm die Peitsche zu entwinden. Hays zischte eine lästerliche Verwünschung.

    Mit zwei Sätzen war Steward heran. Von hinten schlang er seinen Arm um Lauras Hals und zerrte sie zurück. Ge­gen den unbarmherzigen Druck auf ih­rem Kehlkopf kam sie nicht an. Es war unmöglich, gegen diesen Strom von Ge­walt anzuschwimmen. Ihre Hände öff­neten sich, glitten von Logan Hays ab. Steward schleuderte sie herum und ließ sie los. Laura flog in den Staub und lag auf allen vieren.

    „Mit dir befasse ich mich später, Honey!, geiferte Logan Hays. „Du bist eine Wildkatze, und du musst gebändigt wer­den. Hoh, wir werden eine Menge Spaß miteinander haben.

    „Die Hölle verschlinge dich, Logan Hays!", keuchte Laura gequält, denn das Sprechen bereitete ihr Mühe. Ihr Kehl­kopf schmerzte.

    Logan Hays stapfte auf sie zu. Johnny schien er völlig vergessen zu haben.

    Doch da krachte ein Schuss und ließ vor Logan Hays' Stiefelspitzen das Erd­reich hochspritzen.

    Die Kerle wurden steif.

    Auf dem Scheitelpunkt eines Hügels südlich der Farm verharrte ein Reiter. Er senkte das Gewehr und lud durch. Dann klemmte er sich den Kolben zwi­schen Oberarm und Rippen, umklam­merte mit der Rechten den Schaft und schob den Zeigefinger in den Abzugbü­gel. Er trieb sein Pferd an.

    Angesichts des schussbereiten Geweh­res wagten die Rainbow-Männer nicht, nach ihren Waffen zu greifen. Denn kei­ner wusste, ob nicht er der erste war, der eine Unze Blei zu schlucken bekam.

    „Hollister!", röchelte Laura und kämpfte sich hoch.

    Johnny kroch davon. Sein Körper hinterließ eine tiefe Schleifspur im Staub.

    Slim Hollister, Jacks Nachbar, ritt heran. Er zielte auf Logan Hays. Ein Fingerdruck genügte, um den züngeln­den Tod aus der Mündung brechen zu lassen. Es war deutlich, dass es den Far­mer eine Menge Überwindung kostete, nicht abzudrücken. Abscheu und Wider­willen spiegelten sich in seinem Blick.

    „Ich sollte dich töten, Logan Hays, begann er rau und jedes Wort beto­nend. „Dich ohne mit der Wimper zu zucken niederknallen wie einen räudi­gen Coyoten.

    Logan Hays fing sich. Er schüttelte seine Erstarrung ab, überwand Schock und Beklemmung und maulte: „Du hast fünf Eisen gegen dich, Holli­ster. Sicher, du kommst einmal zum Schuss, und vielleicht gelingt es dir auch, mich zu treffen. Doch dann bist du dran."

    „Dein Tod ist mir möglicherweise so­gar diesen Preis wert!, erwiderte der Farmer hart. „Außerdem habe ich, wenn es nach dem Willen deines Vaters geht, sowieso nichts mehr zu verlieren, Hays.

    „Und nun, Hollister?",

    „Ihr werdet verschwinden! Vorher aber legt ab. Runter mit den Colts. Ich sage das nicht zweimal."

    Sie zögerten. Hollister stieß die Win­chester nach vorne. Er hielt sie jetzt wie­der mit beiden Händen gepackt.

    Logan Hays' Kiefer mahlten. Un­nachgiebigkeit und Entschlossenheit, die Slim Hollister ausstrahlte, verunsi­cherten ihn. Voll zwiespältiger Gefühle starrte er in das kreisrunde, schwarz­gähnende Mündungsloch, das ihn anstarrte wie das hohle Auge eines Totenschädels. Wie vereist war alles hinter seiner Stirn.

    Er knallt dich über den Haufen!, durchdrang ihn eine innere Stimme, grell und wie eine Warnung vor dem drohenden Verhängnis. Er ließ die Peit­sche fallen. Fast mechanisch öffnete er die Schnalle seines Revolvergurts. Die­ser rutschte an seinen Beinen hinunter und klatschte in den Staub.

    „Tut, was er sagt!", herrschte Logan Hays seine Begleiter an.

    Zähneknirschend folgten sie seinem Beispiel. Steward warf auch den Colt fort, der in seinem Hosenbund steckte.

    „Zurücktreten!, befahl Hollister. Und dann: „Gut so, Gentlemen. Jetzt schwingt die Hufe. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr bis zum Abend zu Hause auf der Rainbow-Ranch sein.

    „Du willst unsere Gäule hierbehal­ten?", brach es über Logan Hays' be­bende Lippen.

    „Der Fußmarsch wird euch gut tun und eure erhitzten Gemüter etwas ab­kühlen, denke ich!", versetzte Hollister gelassen und hielt dem flackernden Blick des Ranchersohnes stand.

    „Wir kommen wieder, drohte Logan Hays, „und dann gnade dir Gott!

    „Haut endlich ab, ehe ich es mir anders überlege!",

    Steward packte Logan am Arm. „Ge­hen wir, ehe er sich zu etwas hinreißen lässt."

    Widerstrebend ließ Logan Hays sich fortziehen.

    Phil Hollister folgte ihnen in einigem Abstand. Sie schauten sich nicht nach ihm um. Als sie in den Creek wateten, drehte er sein Pferd und ritt zurück zur Farm.

    Laura hatte Johnny hochgeholfen und führte ihn zum Brunnen. Die Peit­schenschnur hatte seine Wange aufge­rissen. Blut rann über Johnnys Kinn und seinen Hals in seinen Hemdkragen und vermischte sich mit Staub und Schweiß.

    „Dich hat der Himmel geschickt, Phil", erklärte Laura mit brüchiger, schwankender Stimme. Den Schrecken der vergangenen halben Stunde hatte sie noch nicht überwunden.

    „Ich wollte mit Jack sprechen, knurrte Hollister. „Er war gestern bei den anderen Farmern. Sind sie bereit, sich gegen Big Bill zusammenzuschließen?

    Die Winde quietschte, als Laura einen Eimer voll Wasser nach oben hievte. Sie ant­wortete: „Carson, Anderson und Flaherty geben auf. Außer dir und uns bleibt nur noch Newton. Viel mehr weiß ich auch nicht, Phil. Jack war ziemlich wortkarg heute Morgen."

    Laura packte den Eimer, stellte ihn auf den Boden und wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Johnny lehnte am Brunnenrand und starrte ins Leere. Die durchgestandene Angst hatte ihn zerbrochen.

    „Oh, verdammt!, grollte die Stimme des Farmers. „Bei den dreien hat Hays es also ge­schafft. Sie lassen alles liegen und stehen und verduften wie geprügelte Hunde. Er schüttelte den Kopf, als konnte er es nicht begreifen. Dann fragte er: „Wo ist Jack überhaupt?"

    „In der Stadt. Er wird erst am späten Nachmittag zurückkommen. Wenn du so lange warten möchtest, Phil..."

    „Nein, so lange will ich Mary und den Jungen nicht allein lassen. Kommt ihr beide alleine zurecht, Laura?"

    „Sicher. Und - danke, Phil."

    Hollisters Linke wischte durch die Luft. „Es war eine Selbstverständlich­keit, dass ich eingriff, Laura. Teil­nahmsvoll musterte er Johnny, verson­nen murmelte er: „Auch er geht auf Big Bills Konto. Hell and damnation! Wenn es einen gerechten Gott gibt, weshalb schickt er nicht Feuer vom Himmel und rottet Schufte wie Big Bill Hays aus?

    Er ritt noch einmal zu der Stelle, wo der Hang begann, der sich zum Fluss hinunterschwang. Logan Hays und seine Leute stapften schnurgerade nach Nord­osten. Sie waren schon eine halbe Meile entfernt. Hollister nahm es mit Genug­tuung in sich auf. Er winkte Laura zu, die den Riss in Johnnys Gesicht aus­wusch, und lenkte sein Pferd nach Sü­den.

    *

    „Einen Krug Wasser, Frank!", tönte John Hays.

    Der Salooner wagte keinen Wider­spruch. Er schöpfte ein Bierglas voll Wasser aus dem Bottich, in dem er seine schmutzigen Glaser spülte, und reichte es dem Ranchersohn. Dieser kippte es über Jacks Gesicht aus.

    Jacks Lider flatterten, er schlug die Augen auf, schaute zunächst mit dem törichten Ausdruck des Nichtbegreifens in das versteinert anmutende Gesicht über sich, dann setzte schlagartig und fast schmerzhaft die Erinnerung ein.

    In seinem Kopf summte und rumorte es. In seinen Ohren rauschte das Blut, nichts in seinem Körper

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1