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Neckar, Nil, und Waldorfschule
Neckar, Nil, und Waldorfschule
Neckar, Nil, und Waldorfschule
eBook441 Seiten5 Stunden

Neckar, Nil, und Waldorfschule

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Über dieses E-Book

Die Biografie spiegelt nahezu hundert Jahre des enormen technischen Fortschritts, der jedoch mit gravierenden Problemen einhergeht. Wirtschaftliche Globalisierung neben stetig zunehmender sozialer und politischer Polarisierung, Gefährdung von Klima und Umwelt, zunehmende Abhängigkeiten durch eine Digitalisierung, welche das verantwortliche Handeln der Menschen immer mehr verdrängt.
Der Autor erlebt aber auch die Abkehr von einer rein materialistischen Weltsicht, zukunftsträchtige Initiativen hin zu einem Paradigmenwandel im sozialen Gefüge, im Bildungswesen, in der biologischen Landwirtschaft und in einer "Wirtschaft der Liebe".
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Mai 2023
ISBN9783757870652
Neckar, Nil, und Waldorfschule
Autor

Bruno Sandkühler

Bruno Sandkühler ist in Stuttgart am 8. März 1931 geboren. Von Vatersseite in Bayern verwurzelt, mütterlicherseits verbunden mit Stuttgart seit dem Urgroßvater, Stadtbaumeister Christian von Leins, Erbauer von Königsbau, Villa Berg, Feuerseekirche u.a. Durch die politische Entwicklung kam die Familie 1939 nach Dresden, erlebte dort 1945 die Zerstörung der Stadt. Wieder in Stuttgart. Besuch der Waldorfschule, Abitur am Johannes Kepler Gymnasium. Studium der Romanistik, Orientalistik, und Anglistik in Italien, Frankreich, Spanien, München und Freiburg im Breisgau. Dissertation über die frühen Kommentare zu Dantes Divina Commedia. Seit 1953 regelmässig mit Studenten und Reisegruppen nach Ägypten. Als Lehrer unterrichtete er über 40 Jahre an Waldorfschulen und Hochschulen, als Reiseunternehmer reiste er durch die Welt und stand Pate bei der Gründung der "Marco Polo Reisen", als Fotograf wirkte er maßgeblich beim Aufbau des UNI DIA Fotoarchivs mit. Er ist freundschaftlich verbunden mit der ägyptischen SEKEM-Initiative und der Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung in Kairo . Sandkühler ist verwitwet, hat fünf Kinder und sieben Enkel und lebt heute mit der Jugendfarm Elsental in Stuttgart.

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    Buchvorschau

    Neckar, Nil, und Waldorfschule - Bruno Sandkühler

    Titelblat der Kronecker-Chronik. Oben in der Mite die Urgroßeltern Leins, daneben rechts Omi Emma Kronecker

    Bedankt seien

    Susanne Appl &

    Johannes Burges

    sie haben ermöglicht,

    dass aus dem Rückblick

    endlich ein Buch wurde.

    Meine Tochter Rachel, die

    die mit fachkundigem Rat

    zum Layout beigetragen hat.

    Gerd Scherm für die Erlaubnis

    zur Verwendung seiner Zeilen,

    die so trefflich zu Sekem passen.

    Meine Töchter Veronika und Rachel,

    Sabine Boehm, Gabriele & Walter Hiller

    und Dr. Hermann Becke für Wegbegleitung

    und Fotos, die im Bildnachweis gekennzeichnet sind.

    Die vielen Freunde, und besonders meine vier Familien – die

    eigene, die Elsentalfamilie, die im Marsam, und die Sekemfamilie.

    Wegmarken

    1840 – 1931 Familiäre Ursprünge

    1931 – 1938 Eintritt in eine turbulente Welt

    Olgastraße 93a

    Warngau, oberbayrische Idylle

    1938 – 1945 Heselbach, Kriegszeit in Dresden

    Ankunft im Sachsenland

    Lausbubenzeit

    Schule, Weiße Mäuse, und Chemie

    Die Nacht des 13. Februar 1945

    1945 –1 950 Kriegsende, Warngau, und wieder Stuttgart

    Schuljahre in Stuttgart

    Freundeskreise

    1950 – 1951 Der Horizont weitet sich

    Bussigny, St. Prex, und nach Italien

    Lehrstück in Mailand

    Mit Biglietto Circolare durch Italien

    Intermezzo in Stuttgart und Heidelberg

    1951 – 1953 Studienbeginn und allerlei Weichenstellungen

    Spanien und der arabische Funke

    Beim Katharerpapst

    Paris, Rue de Montyon

    Zwischenstation München

    1953 – 1957 Freiburg und die Folgen – der Orient kommt in Sicht

    Zufall als Lebensmotiv

    Freiburger Studentenleben

    Erste Erfahrungen als Reiseleiter

    Wieder nach Ägypten

    Mit Ägyptern durch Deutschland

    1957 – 1958 Nach dem Staatsexamen – Reisen wird professionell

    England-Irland

    Marco Polo Reisen

    Weiter nach Osten

    Ceylon/Sri Lanka

    Kabul-Taschkent-Moskau–Wien

    1958 – 1960 Ägyptische Lebenswende

    Multitasking

    Auf historischen Spuren

    Mit dem Auto durch die Türkei und Persien

    London, British Museum

    1960 – 1964 Mit Lissy, Ägypten und Dante

    Endgültig Lissy

    Uni-Dia Verlag

    Geburt und Tod

    Unsichtbare Begleitung

    Ein wunderbares Lebensgeschenk

    Peruanisches Intermezzo

    1964 – 1969 Waldorfschule, Angelika und die neue Familie

    Die Familie wächst

    Schwarze Kunst und Schulleben

    Immer wieder Warngau

    1969 – 1973 Entwicklungspolitik – Umzug ins Schloss

    Freie Hochschule Buslat

    1973 – 1986 Michael Bauer Schule

    Marco Polo Nachklänge

    Indonesien und Neuguinea

    Nordindien-Westtibet

    Hong Kong und China

    Äthiopien und Jemen

    1986 – 1992 Familie und Schule – und die Provence

    Klassenfahrten

    Eine Ruine wird belebt

    Das Haus leert sich

    1992 – 1996 Angelika und die Filderklinik

    Abschied

    1996 – 2005 Neue Orientierungen

    Jahrtausendwende

    Samara

    Waldorf in London

    Waldorf Italia

    Marokko

    2005-2012 Ein Buch und seine Folgen

    Renate und das Haus am Martinsberg

    Hundeleben

    Reisen in Sachen Waldorf

    Gaza

    Die Gesundheit kommt ins Spiel

    Noch ein Abschied

    Ins Elsental

    2012 – 2017 Wer Wasser aus dem Nil getrunken hat …

    Eine denkwürdige Malreise

    Ein unglaubliches Geburtstagsgeschenk

    Politische Turbulenzen und ein neuer Volkstribun

    2017 – 2019 Sekem, lebendiger Fels in der Brandung

    Leben in Qurna

    Erneuter Weckruf

    Nochmals UNI-Dia

    Neue und alte Projekte

    Ägyptische Entwicklungen

    Hammo und das Jugendseminar

    2019 – 2021 Dramatische Veränderungen

    2022 Nachdenklicher Rückblick

    Anhang Menschen in Qurna

    Anmerkungen – im Text mit * gekennzeichnet

    Bildnachweis

    Großvater Anton Sandkühler

    Großmutter Ida, geborene Bex.

    1840 – 1931

    Familiäre Ursprünge

    Was ist Europa? Für mich ist es ein Familienquerschnitt, angereichert mit Freunden aus nahezu allen europäischen Ländern. Die Sandkühler-Familie wurde aus verschiedenen Ecken Europas zusammengeweht, dazu wieder in andere Gegenden auseinander bis in ferne Weltgegenden, so dass sie schließlich ein lockeres Gespinst bildet, das die Geschichte und Geographie dieses Europa wie auch der verschiedenen deutschen Regionen überspannt und in die weite Welt hinausreicht.

    Irgendwann gab es im Umkreis des westfälischen Warendorf eine Sandkuhle, aus deren Erträgen ein Vorfahr seinen Lebensunterhalt fand und seine Familie ernährte. Das war also der Ur-Sandkuhler.

    Dann verließen diese Sandkuhler die Sandkuhle und siedelten ins Fränkische über, so dass Konrad Sandkühler, mein Vater Konrad, am 15. Februar 1886 zu Würzburg geboren wurde. In meiner Geburtsurkunde steht folglich: ›Staatsangehörigkeit deutsch, da Vater Bayer‹. Das würde bei einem Würzburger Stirnrunzeln hervorrufen, fühlt er sich doch als Franke, nicht eigentlich als Bayer. Westfalen wie auch Franken waren und sind gut katholisch; zwei Schwestern und ein Bruder Konrads wurden Ordensleute: Tante Agathe leitete unter ihrem Ordensnamen Mater Maria Luzia von 1921 bis 1939 in Aschaffenburg die Haustöchterschule der Englischen Fräulein, und hatte dann dort »in den wohl schwersten Jahren für das Institut«* bis 1949 das Amt der Oberin inne.

    Maria Evalina lebte in Rom im Kloster der Santissima Annunziata im Schatten der Vatikanstadt. Onkel Beda, 1889 geboren, hatte Geologie studiert und besaß eine Ziegelei in Hebertsfelden.

    Zu Beginn des neuen Jahrhunderts zog die Familie nach München, und Vater besuchte dort das Wilhelmsgymnasium. Der Violinunterricht, den es dort gab, wurde zur Grundlage seiner lebenslangen Liebe zu Geige und Bratsche. Einer seiner Schulkameraden war der drei Jahre ältere Fritz von Bothmer, den er ein Vierteljahrhundert später an der Stuttgarter Waldorfschule wiedertreffen sollte.

    Aus anderer Richtung konstituierte sich Mutters Familie mit ihren zwei Zweigen Kronecker und Leins. Mit Mora Abraham Schlesinger* floss ein musikalischer Strom in die Familie ein. Sein Vater Aldolph Martin Schlesinger hatte in Paris einen Musikverlag, in dem er Werke der bedeutendsten Komponisten des neunzehnten Jahrhunderts verlegte* Der junge Mora, der sich nun Maurice nannte, besuchte 1819 Beethoven, der ihm ein Albumblatt und ein Bild mit Haarlocke widmete und mehrere Kompositionen zum Druck übergab*. Richard Wagner arbeitete 1840 eine Zeitlang als Notenschreiber bei ihm, Schlesinger konnte sich aber für dessen Musik nicht begeistern, und Wagner äusserte sich in seiner Biographie nicht gerade glücklich über diese Zeit.

    Seiner Geliebten Caroline Augustine Elisa Judée, geb. Foucault-de-la-Motte zuliebe konvertierte Maurice zum Christentum, und heiratete Elisa nach dem Tod ihres Mannes. Schlesinger und Elisa hatten aber schon vor der Heirat regelmäßig gemeinsame Sommerferien in Trouville an der Küste verbracht, wo 1836 der damals 15-jährige Gustave Flaubert sich in die elf Jahre ältere Elisa verliebte; sie blieb lebenslang sein Idol*. Im selben Jahr wurde Elisas Tochter Marie geboren, die als Marie Leins meine Urgroßmutter wurde. Damit verknüpfte sich der französisch-jüdische Familienzufluss mit dem schwäbischen, und gleichzeitig wurden damals schon die Keime für meine Reiselust gelegt. Mein Urgroßvater Christian Friedrich von Leins*, Absolvent des renommierten Stuttgarter Friedrich Eugen Gymnasiums, reiste als junger Architekt mit dem württembergischen Kronprinzen Karl nach Italien, nicht zuletzt, um Anregungen für den geplanten Bau der Villa Berg zu suchen. Spätere Reisen führten ihn zusammen mit seinem Freund Friedrich Wilhelm Hackländer nach Nordafrika, Palästina* und nach Spanien. Als württembergischer Hofbaumeister baute er dem historistischen Trend der Zeit entsprechend die Feuerseekirche in Stuttgart und weitere neugotische Kirchen in vielen Gemeinden des Landes, aber auch öffentliche Gebäude – zum Beispiel die Villa Berg, den klassizistischen Stuttgarter Königsbau und die alte Liederhalle – neben zahlreichen Wohnsiedlungen und Privathäusern, wie dem seines Freundes Hackländer in der Urbanstraße 13.

    Ludwig, der jüngste und einzige Sohn*, betrieb in Berlin einen Kunsthandel, seine Einkaufsreisen führten ihn oft nach Italien. Dabei blieb er auf dem Gut einer reichen Engländerin in Scarperia bei Florenz hängen, was dann sehr viel später auch mich nach Italien führte.

    Die Töchter Leins müssen ein munteres Gespann gewesen sein. In der Chronik ist zu lesen, wie sie auf ihrem Schulweg von der Uhlandstrasse ins Königin Katharinenstift zum Verdruss der Droschkenkutscher zu fünft eingehakt nebeneinander trabten, wo heute die vielbefahrene Konrad Adenauer Straße verläuft – immer wieder belustigt mich in meiner Vorstellung dieses Bild, wenn ich dort im heutigen Verkehr unterwegs bin. Meine Omi Emma war die jüngste dieser Schar. Mit ihrer Heirat kam eine weitere jüdische Farbe in die Reihe der Ahnen. Großvater Ernst Kronecker* war der Sohn des aus Schlesien stammenden Mathematikers Leopold Kronecker*, eines Gelehrten von umfassender Bildung, der sich nicht nur in der Mathematik einen Namen machte, sondern auch Astronomie und Philosophie studierte, nebenbei noch zeitweilig in der Bank seines Onkels mitarbeitete und nach der Heirat mit dessen Tochter deren Familiengüter verwaltete.

    Der Sohn Ernst wuchs somit in Berlin in einem wohlhabenden und gebildeten Milieu auf, studierte Jura, war zum Christentum übergetreten, und brachte es zum Preußischen geheimen Kammergerichtsrat. Nach seiner Pensionierung siedelte die Familie nach dem Ersten Weltkrieg nach München über.

    In Warngau, dem oberbayrischen Alterssitz der Großeltern, war es üblich, die Gehöfte nicht nach den amtlichen Namen der Bewohner zu nennen, sondern jedes hatte einen aus Tradition erwachsenen Eigennamen. Nachbar Johannes Bichler wohnte im Haus ›Schneiderkramer‹ und wurde somit ›Schneiderkramer Hans‹ gerufen, Balthasar Brenninger wohnte im Hof Rank und hieß deshalb der ›Rank Hausl‹. Beim Einzug meiner Großeltern wurde das frühere Bauernhaus ›Zum Silberkramer‹ umbenannt in ›Beim Geheimrat‹, und Omi war im Dorf die ›Frau Geheimrat‹, auch der Name ›Taubenberghof‹, den der Vorbesitzer seinem Projekt gegeben hatte, wurde im Familienkreis weiter benutzt.

    Vater Konrad Sandkühler

    Mutter Jutta Sandkühler, geb. Kronecker

    Damit sind wir bei meiner Mutter Jutta* angelangt, der Tochter von Emma und Ernst. Sie war in der weltoffen-liberalen Berliner Gesellschaft aufgewachsen und interessierte sich für Literatur und Kunst ebenso wie für Naturwissenschaften. Sie machte eine Fotografenlehre, was für Frauen ›aus gutem Hause‹ damals sehr ungewöhnlich war. Als ihre Eltern nach München zogen, begegnete sie dort nach dem Krieg Konrad Sandkühler*. Er hatte Romanistik und Anglistik studiert, dann in Estland eine Stelle als Französischlehrer an der Ritter- und Domschule zu Reval angetreten. Da Russland das deutsche Zeugnis nicht anerkannte, musste er im Sommer 1914 einen Kurs bei der Alliance Française in Paris machen, und als der Krieg ausbrach, wurde er dort als wehrfähiger Deutscher interniert. So verbrachte er die Kriegsjahre bei Lanvéoc an der Rade de Brest. Zum Glück, denn dort war er fern vom Kriegsgeschehen. Er las viel, schrieb seine Gedanken über Nietzsche, Thomas Mann*, Hyppolite Taine und andere ins Tagebuch*, verfasste Gedichte und hatte reichlich Gelegenheit, sein Französisch zu perfektionieren. Über den CVJM* bekam er sogar eine Bratsche und Noten, so konnte er mit drei Lagergenossen ein Streichquartett bilden. Am 1. Oktober 1918 kehrte er nach München zurück und erlebte dort die Wirren der Revolution und die Räterepublik. In München traf er auch wieder seinen gleichaltrigen Musiklehrer und Freund Hans Neumeyer*, der ihm eine Stelle in Garmisch vermitteln wollte. Auf der Fahrt nach Garmisch brauchte der blinde Neumeyer eine Begleitung, und das war diesmal Fräulein Jutta Kronecker. Aus der Gymnasialstelle in Garmisch wurde nichts, aber Konrad und Jutta schlossen Freundschaft. Aus der Begegnung entsprang mein Bruder Stefan. Das Paar heiratete und Vater trat eine Gymnasialstelle als Französischlehrer in Nürnberg an. Dort wurde Stefan, und im Jahr darauf als zweites Kind meine Schwester Ida geboren.

    Ein Kreis von Freunden und Kollegen interessierte sich für damals aufkommende Bestrebungen, Pädagogik zu reformieren. Als 1924 eine Gruppe von Stuttgarter Lehrern in Nürnberg Vorträge über Waldorfpädagogik hielt, erschloss sich für Vater eine neue Welt, was ihn zunächst nach Stuttgart zur pädagogischen Sommertagung, und dann 1925 zusammen mit seinem Nürnberger Freund Hans Rutz endgültig an die Waldorfschule brachte. Meine Mutter erzählte mir, das sich Vater nach der Tagung von Erich Schwebsch verabschieden wollte, dieser ihm aber sagte, es fände anderntags noch ein Sprachlehrertreffen statt, worauf er noch blieb; das Treffen sei aber ein von Schwebsch schnell eingefädelter Schachzug gewesen, um meinen Vater für die Schule zu gewinnen.

    Familie Sandkühler und unsere Else. Danneckerstraße 23, Ende 1934

    1931

    Eintritt in eine turbulente Welt

    Familie Sandkühler wohnte dann in Stuttgart in der Danneckerstr. 23 – Vater Konrad, Mutter Jutta, Sohn Stefan, Tochter Ida, und ab 1927 Sohn Martin. Dazu kam am Sonntag, dem 8. März 1931, eine weitere Persönlichkeit, die in der Kirche Sankt Eberhardt in der Königstrasse auf die Namen Bruno Christian Friedrich getauft wurde. Damals war es noch so, dass bei interkonfessionellen Ehen der katholische Teil das Versprechen abgeben musste, die Kinder katholisch zu erziehen. Aus Berichten von Zeitzeugen und vereinzelt erhaltenen Fotografien geht hervor, dass geraume Zeit später ein Umzug der Familie in die Olgastraße 93a stattfand, mitsamt dem nunmehr bereits der eigenen Füße mächtigen Neuankömmling Bruno. Mehr noch, dieser Bruno Christian Friedrich war sich inzwischen auch der eigenen Existenz so weit bewusst, dass Erinnerungen begannen, sein Inneres zu beleben und sich darin abzubilden. Bruchstückhaft zunächst, aber immerhin. Alles Folgende speist sich somit aus diesem Phänomen, das allerdings, im Inneren beheimatet, von Natur aus subjektiv und daher von außen gesehen verständlicherweise nicht objektiv zuverlässig ist. Nicht selten wurde Bruno somit später mit der Tatsache konfrontiert, dass Andere manches solcher Art Erinnerte ganz anders erinnerten – aber halt (meist) ebenfalls subjektiv. Wer diese Seiten liest, sollte solchen Sachverhalt bedenken.

    Olgastraße 93a

    Ein schönes Haus, ein herrliches Grundstück! – war es damals, in den dreißiger Jahren. Im Krieg zerstört, ist es dann der Spekulationsgier unserer Zeit zum Opfer gefallen und sein Charme verkam auf dem Weg zur maximalen Nutzung als ›modernes‹ ›Appartmenthaus‹. Doch damals war es der reinste Abenteuerspielplatz. Nicht nur der große Garten mit den alten Bäumen, sondern besonders auch der riesige Keller, von dem die Sage ging, er hätte eine Verbindung nach Nordwesten, unter der Stadtmauer hindurch bis zum Rathaus, einen Gang, durch den in Zeiten der Gefahr die Ratsherren sich in Sicherheit hätten bringen können. Leider konnten wir Geschwister das nicht ganz erforschen, der Keller wurde zum Züchten von Champignons genutzt und der hintere Teil war fast immer verschlossen. Heute ist er Tiefgarage.

    Das Spielterrain erstreckte sich nach oben bis zum Bopser, nach unten über die kleine Grünanlage und die Staffeln bis zur Mozartstraße. Ein beliebter Ort der Muße war die etwa zweieinhalb Meter über der Straße liegende Balustrade, von der man die Vorübergehenden von oben beobachten konnte, ohne gesehen zu werden. Manchmal versuchten wir, mit Spucke Passanten zu treffen, und einmal wäre uns das fast übel bekommen, denn der Getroffene war SA-Mann, der sich wütend auf die Suche nach dem Urheber der Untat machte. Wir waren natürlich wie der Blitz von der Bildfläche verschwunden, aber er läutete an der Haustüre. Mutter wusste von nichts und konnte guten Gewissens den Mann beruhigen, aber sie konnte sich kaum über die Delinquenten im Zweifel sein. Am Abend gab es ein ernstes Gespräch. Wir wurden über unsern Status als Viertelsjuden und die daraus resultierenden Gefahren im Umgang mit Nazifunktionären aufgeklärt. Allerdings war das den Behörden damals wohl noch nicht besonders bewusst, sonst hätte Mutter wohl nicht das Mutterkreuz verliehen bekommen, als sie 1935 mit Christoph ihr fünftes Kind bekam, und ich wäre nicht einige Jahre später für das ›Privileg‹ des Besuchs einer Nationalpolitischen Eliteschule (›Napola‹) vorgeschlagen worden. Ich hätte das toll gefunden in meinem kindlichen Gemüt, denn da machte man Geländespiele, lernte Reiten, Schwimmen und Motorradfahren. Die Eltern fanden das gar nicht verlockend, und so ging der Kelch der politischen Gehirnwäsche an mir vorüber. Das war aber wie gesagt erst etwas später. Zunächst gab es andere Attraktionen. In den Regenrinnen neben den ›Stäffele‹ ließen wir unsere Miniatur-Rennwägele bergab sausen wie Caracciola und Bernd Rosemeyer, unsere Rennfahreridole. Verkehr gab es noch wenig, von Zeit zu Zeit kam der Lumpensammler mit seinem Karren vorbei, sein Ruf ist mir durch all die Jahrzehne lebendig in den Ohren: »Lompa, Babier, Alteïse«. Auch der Kräutermann aus dem Bayrischen Wald bot eine interessante Abwechslung; Mutter kaufte von ihm immer Tees, Meerettich oder andere Naturprodukte. Auf dem Treppenabsatz vor der Wohnungstür setzte er umständlich die große Kiepe ab und packte seine Schätze aus. Andere Hausierer boten Kurzwaren, Kochtöpfe und dergleichen an, der Scherenschleifer schob seine fahrbare Werkstatt durch die Straße, auch Bettler baten nicht selten um eine Gabe, obwohl an vielen Haustüren »Betteln und Hausieren verboten« stand. Einem Bettler hatte Mutter ein Paar nicht mehr benötigte Bergstiefel gegeben; als er sagte, er sei so hungrig, gab sie ihm noch einen Teller Suppe und er setzte sich damit auf die Treppe. Als sie nach einer Weile wieder hinaus ging, um Teller und Besteck zurück zu holen, war der gute Mann verschwunden, der Teller zwar leer, aber die verschmähte Suppe in die ebenfalls verschmähten Stiefel gekippt. Er hatte wohl Geld erwartet. Als mildernder Umstand darf angesehen werden, dass die Kochkünste von Mutter nicht zum Drübernachhauseschreiben waren.

    Als ein besonders aufregendes Ereignis ist der Überflug des Zeppelins in Erinnerung, den wir von unserem Garten aus beobachten konnten.

    Von der Olgastraße wanderte Vater täglich hinunter und hinauf zur Waldorfschule am Kanonenweg, der heutigen Hausmannstraße. Er lieferte mich im Kindergarten bei Fräulein von Grunelius ab*, und holte mich wieder, wenn die Schule zu Ende war. Zwischen Kindergarten und Straße war aber der Schulhof zu überqueren – ein gefährliches Unternehmen, denn da hieß es meist: »Ah Konrad, gut. dass ich dich treffe...« oder »eine kurze Frage, Herr Doktor...«. Besonders lebendig ist mir Karl Schubert* mit seiner gedrungenen Gestalt in Erinnerung, der stets auch von mir Notiz nahm; ›Jo, des is jo der Bruuuno‹. Sonst blieb ich meist unbeachtet. An Vaters Hand trat ich dann von einem Fuß auf den anderen, oder meldete mich nach einer Weile zu Wort: »Vater, wir wollen doch heim!« Am Weg lag beim Olgaeck die Bäckerei Wolfangel, und hatte das Warten allzu lang gedauert, gab es zum Trost eine Bretzel.

    Sehr lebendig im Zusammenhang mit dem Garten in der Olgastraße erinnere ich mich der Besuche des schon erwähnten Grafen Bothmer*, Turnlehrer der Waldorfschule, mit dem Vater befreundet war; wenn er kam und uns im Garten spielen sah, beugte er seine hoch gewachsene Gestalt, stützte die Hände auf die Fußknöchel und forderte uns zum Bockspringen auf, was für Martin und mich immer eine besondere Herausforderung und ein Mordsvergnügen war.

    In dieser Zeit durfte ich zweimal Ferien im Kinderheim des Ehepaars Ehmann in Großherrischwand im Südschwarzwald verbringen, das »in stiller Zurückgezogenheit inmitten eigener blumiger Wiesen und unweit ausgedehnter herrlicher Tannenhochwälder« liegt, wie es in einem Prospekt heißt. Da gab es anregende Gesellschaft verschiedenen Alters, wir spielten meist im Freien; viele der damaligen Spielkameraden wie zum Beispiel Irene Glatz traf ich sehr viel später als Kollegen in der Schule wieder. Beim zweiten Mal war Winter, alles meterhoch verschneit, so dass im Nachbarort Herrischried die Straßen zu Tunnels geworden waren, und man von den Häusern nur die Schornsteine sah, wenn man oben auf der Schneedecke lief.

    Warngau, oberbayrische Idylle

    In den Sommerferien war stets das Anwesen der Großeltern in Warngau zwischen München und Tegernsee unser Paradies. Der Taubenberg beim Dorf ist ein beliebtes Ausflugsziel mit Berggasthof und weitem Blick auf die Alpenkette. Von dem einstmaligen Gehöft ›Zum Silberkramer‹ war schon die Rede; ein Investor hatte es gekauft, um es zur Pension umzubauen; er ging aber nach dem Ersten Weltkrieg bankrott und verkaufte es unserem Opi Ernst Kronecker weiter, der den Umbau in seinem Sinn fertigstellte und das Haus bis zu seinem Tod im Jahr 1927 bewohnte, zusammen mit seiner Frau Emma, unserer geliebten Omi.

    Wie schon berichtet, wurde sie im Dorf Frau Geheimrat genannt, und man sagte, dass sogar ihre Hennen und der Hahn immer »Frau Gehaimraat« riefen. Mit von der Partie war ›Tante Lene‹, die einst als Kindermädchen in die Familie Kronecker gekommen und dort eingewachsen war.

    Eine Episode beim Hauskauf kam viel später ans Licht, als wir unter den Papieren von Opi einen Brief des Verkäufers fanden. Er bedankte sich bei Opi, weil dieser einen weit höheren als den vereinbarten Preis bezahlt hatte – sonst hätte der arme Mann die Immobilie quasi verschenkt, da die Inflation das Geld täglich wertloser gemacht hatte.

    Das Haus der Großeltern in Warngau

    Warngau war ein waschechtes oberbayerisches Dorf mit all seinen urigen Strukturen. In der Mitte Kirche und Friedhof, daneben die Wirtschaften – Altwirt und Neuwirt mit Theatersaal und Kegelbahn. Autos spielten damals keine Rolle, nur der Arzt in Holzkirchen hatte eins.

    Auch Traktoren waren beileibe noch nicht selbstverständlich. Es galten noch die echten PS, d.h. OS, denn der Ochsenwagen war das Normale.

    Wald und Wiesen bildeten die Lebensgrundlage. Die Kühe lebten auf der Weide, kamen abends in den Stall und wurden gemolken. Die Milch kam in die Molkerei Deflorin, wo sie offen über ein senkrechtes Gestell von gekühlten Edelstahlröhren lief – für uns Kinder ein spannender Anblick, weshalb wir uns immer gern zum Milchholen schicken ließen. In der Molkerei wurde auch der ›Tegernseer Camembert‹ hergestellt und in einem Verkaufsraum an langen Tischen verpackt; dabei bekamen wir gelegentlich ein ›vergratenes‹ Käsle geschenkt, das wir dann auf dem Heimweg genüsslich verspeisten.

    Gemäht wurde von Hand, das Heu mit dem hölzernen Rechen gesammelt, auf dem hoch beladenen Ochsenwagen zur Scheune gebracht.

    Die Scheune ein herrlicher Spielplatz – wenn wir Glück hatten, konnten wir hie und da sogar ein Ei finden, das eine streunende Henne dorthin verlegt hatte. Selbstverständlich liefen alle Hühner frei herum, wenn sie auch manchmal, wie die von Omi, innerhalb eines eingezäunten Bereichs blieben. Vor jedem Hof gab es den Misthaufen und einen vielfarbigen Bauerngarten.

    Von dem ehemaligen Bauernhaus war kaum mehr etwas zu erkennen.

    Aus dem Stall auf der Nordseite war ein großer Salon geworden, die ›kalte Pracht‹, seit Opis Tod kaum genutzt. Dahinter die Futterkammer, wo die große mäusesichere Blechtruhe stand, aus der Omi täglich ihr Quantum Getreide holte, mit dem sie durch die Hintertüre in den Garten trat und mit hoher Stimme »Komm, bi bi bi« rief; von allen Seiten stürzten dann eilig die Hühner herbei, um die ersten bei den ausgestreuten Körnern zu sein.

    Dorf, Wald und Wiesen boten unerschöpfliche Möglichkeiten für Spiel und Welterfahrung. Der von den Quellen am Taubenberg gespeiste Dorfbach floß am Haus vorbei, nachdem einer seiner Zuflüsse vorher die Sägemühle am Waldrand betrieben hatte. Der Wagner fertigte die Karren und Ochsenwagen, wir bestaunten die große Drechselbank, wo Speichen und Radnaben entstanden. Gegenüber stand in der rauchigen Höhle der Schmied, Meister Wiesnet, am Amboß, formte das weiß glühende Eisen zu Radreifen, Nägeln und Hufeisen. Die Funken flogen, es zischte, wenn er das Eisen zum Härten in sein großes Wasserfass tauchte. Vor der Schmiede ein Hebelgestell, in dem Ochsen und Pferde mit Gurten unter dem Bauch angehoben wurden, um die Hufe zu pflegen oder sie zu beschlagen. Als man den fünfjährigen Bruno einmal nach seinem Berufsziel fragte, sagte er: ›Schmied!‹

    Eine ganz andere Atmosphäre herrscht bei Schreiner Brenneisen, etwas weiter oben am Bach. Der eigenartige Geruch des auf dem eisernen Ofen im Wasserbad erwärmten Knochenleims, der Duft der verschiedenen Hölzer, der Lärm von Band- und Kreissäge, das charakteristische Geräusch des Hobels – und all das faszinierende Werkzeug!

    Handsägen, Stemmeisen, die verschiedensten Hobel für Falze und Profile… Neben der Schreinerei hat Bader Kränzle seine Allerweltsambulanz.

    Er verbindet Wunden, zieht Zähne, läßt mit Blutegeln aus dem Waldweiher zur Ader. Vor dem Haus verkündet ein Schild »Behandlung von Kassenmitglieder«, an dem unsere grammatikbewußte Mutter stets aufs Neue Anstoß nahm.

    Bachaufwärts der Schneiderkramer Hans, mit bürgerlichem Namen Johannes Bichler. Er ist ein Rundum-Genie, Bauer, Zimmermann, Forstkenner. Immer freundlich und zu jeder Hilfe bereit, kommt er dann und wann zu uns, um den großen Garten zu mähen oder die Dachrinnen vom Laub zu befreien, das die beiden Riesenbäume, Linde und Rotbuche, jeden Herbst abwerfen. Auch er hat eine Werkstatt mit allerlei seltsamen Werkzeugen, Stemmeisen, Balkenbohrern, Profilhobeln und riesigen Zweimann-Baumsägen. Maschinen sucht man bei ihm vergebens, wenn er auch die Balken nicht mehr von Hand behaut, sondern in der Sägerei schneiden lässt. Der Schneiderkramer Hans ist natürlich auch bei der Feuerwehr. Ab und zu geht die Sirene auf dem Schulhausdach oben auf dem Hügel los, dann lassen die Bauern alles liegen und stehen, werfen sich in ihre griffbereit im Hausflur hängenden Uniformen, setzen die glänzenden messingbeschlagenen Helme mit dem ledernen Nackenschutz auf und rennen zum Sammelplatz vor dem Spritzenhaus.

    Der Wagen mit der Handpumpe wird herausgezogen, die Schläuche entrollt und die Übung geht los – wenn es nicht gar ein echter Brand ist, sich ein Heustock entzündet hat. Zweimal erleben wir das schrecklich schöne Schauspiel eines Großbrandes und die generalstabsmäßige Arbeit der freiwilligen Feuerwehr zum Schutz der Nachbargehöfte.

    Sind die Schuhe zu besohlen, so geht man zum Schwazer Franzl, der mit seinem kurzen Messer aus dem Rindsleder das passende Stück ausschneidet, mit dem Pfriem die Löcher sticht, den Zwirn durchs Pech zieht und die Sohle vernäht – wenn es nicht ausreicht, sie mit Holzstiften ringsum zu befestigen. Franzl lebt allein in seinem Häuschen am Waldrand, aber er gehört zu den Honoratioren des Dorfes, fehlt nie beim Bier, beim Schafskopfen, am Stammtisch. Jahrzehnte später, als er hochbetagt stirbt, stellt sich heraus, dass Franzl eine Frau war… Eine besondere Persönlichkeit ist auch der Rankbauer, bürgerlich Brenninger Hans, der als einer der wenigen ein Pferd besitzt. Sein Hof liegt gegenüber der Schmiede in der Mitte des Dorfes, das häusliche Leben spielt sich hauptsächlich in der Wohnküche ab, durch die man das Haus betritt. Rechts der große mit Holz befeuerte Herd mit Backrohr und Warmwasserschaff, die Kochstellen auf der gußeisernen Platte mit Eisenringen verschlossen, die je nach Topfgröße herausgenommen werden. Ständig köchelt oder brutzelt da etwas Leckeres. Abends sitzt Vater Brenninger im Herrgottseck unter dem Kruzifix auf der Eckbank und schnitzt seine Heiligenfiguren, Hirten, Könige oder Tiere für die Weihnachtskrippen. Mutter Brenninger kocht, näht, melkt die Kühe, auch die Kinder übernehmen selbstverständlich ihre Aufgaben in Haus und Hof. Von Balthasar, alias Hausl, wird später noch zu berichten sein, als er nach des Vaters Tod den Hof übernommen hatte und mit seiner Frau Anni unser bester Freund wurde.

    Sonntags trifft sich Alt und Jung im Sonntagsstaat zum Hochamt, die Männer in Lederhosen mit bestickten Hosenträgern, silberner Uhrkette und gestrickten Wadenstutzen, am Hut den Gamsbart. Die Frauen in Dirndl und Trachtenhut. In der Kirche sitzen sie rechts, die Männer links, und jeder auf seinem angestammten Platz. Die Gemeinde hat eine beachtliche Musikkultur, ein kleines Orchester und den Kirchenchor. So gibt es allsonntäglich zur Messe Haydn, Mozart oder andere Kompositionen aus Barock und späteren Zeiten.

    Nach der Messe geht’s im Sommer hinaus zum Schießstand hinter der Sägemühle, wo Tische und Bänke aufgestellt sind. Die Männer üben Scheibenschießen mit ihren Jagdstutzen, die Frauen und Kinder geniessen Weißwürste, Kalbshaxen, Bier und Tratsch. Ist später der Schießstand verlassen, so wird er für uns Buben zum Bergwerk, in dem wir hinter den Schießscheiben die Bleikugeln aus dem Lehm graben.

    Die Jugend trifft sich zum Baden am Waldweiher, einem idyllischen See von vielleicht 200m Durchmesser. Auf der Bergseite speist ihn in der flachen Schilfzone der vom Taubenberg kommende Bach, auf der anderen liegt die Staumauer mit einem regulierbaren Schiebetor. Wenn ich Jugend sage, so ist das nicht exklusiv gemeint. Auch Omi mit ihren achtzig Jahren geht dort noch regelmäßig schwimmen. Das Gebüsch dient als Umkleidekabine, der

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