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Verschlossenes Herz: Kriegerherzen, #2
Verschlossenes Herz: Kriegerherzen, #2
Verschlossenes Herz: Kriegerherzen, #2
eBook277 Seiten3 Stunden

Verschlossenes Herz: Kriegerherzen, #2

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Über dieses E-Book

Denise Reynolds' so strikt kontrolliertes Leben wird aus der Bahn geworfen, als sie das Sorgerecht für ihren Großcousin und ihre Großcousine bekommt. Es gibt Tage, an denen es ihr schon schwer genug fällt, selbst aus dem Bett zu klettern, wie soll sie dann für zwei frühreife Kinder sorgen?

Und als ob das nicht schon genug wäre, kehrt Chris Nolton genauso plötzlich zurück wie er verschwunden war. Sie hat bereits einmal ihre eigenen Regeln verletzt und ihm eine Chance gegeben, doch er hat ohne jegliche Vorwarnung den Kontakt abgebrochen. Doch er ist nicht ihretwegen zurückgekehrt. Nein, er leitet eine FBI Task Force, die den biologischen Vater der Kinder jagt, einen Mann, der wegen Totschlags zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. Ein Mann, der fünf Jahre zu früh entlassen wurde. Ein Mann, der seine Kinder zurückhaben will.

Die Vergangenheit wiederholt sich gerne, und wieder findet Denise sich in einer Situation wieder, in der sie Unschuldige vor dem Bösen in der Welt verteidigen muss. Eine falsche Entscheidung, ein Moment des Zweifelns könnte verheerende Folgen haben.

Um die wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu beschützen, muss sie dem einen Mann vertrauen, der die Macht hat, ihr Herz zu zerstören.

SpracheDeutsch
HerausgeberTarina Deaton
Erscheinungsdatum23. Apr. 2023
ISBN9798223490715
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    Buchvorschau

    Verschlossenes Herz - Tarina Deaton

    Kapitel 1

    Bumm. Bumm. Bumm.

    Denise schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie rollte sich von der Bettkante ab und nahm eine Verteidigungsposition ein. Mit pochendem Herzen hockte sie in dem engen Bereich zwischen Wand und Bett und tastete im Dämmerlicht nach ihrer Pistole. Wo zum Henker war ihre Pistole?

    Sie hörte ein Stöhnen vom Bett, und ihre Laken raschelten. Das Klirren einer Hundemarke drang in ihr Bewusstsein und weckte sie auf. Sprocket, ihr 200-Pfund English Mastiff, sprang vom Bett, stieß ihre Schnauze in Denise‘ Gesicht und badete sie in übelriechendem Hundeatem und Sabber auf ihrer Wange.

    „Uff, lass das. Denise stieß den riesigen Kopf ihres Hundes weg und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ihres T-Shirts ab. „Ich bin wach. Sprocket schnaubte.

    Dann kam wieder das Pochen. Die Tür. Die Leuchtziffern ihrer Uhr zeigten 16:23. Scheiße, sie war eingeschlafen. Wer zum Teufel war das? Sie griff zwischen die Matratze und den Bettrahmen und zog ihre Glock hervor.

    „Komm." Sie erhob sich und schob Sprocket aus der Ecke, bevor sie ihr aus dem Zimmer folgte.

    Kimber stand in der Tür des Zimmers, das sie sich mit Kaden teilte. Schnell hielt Denise ihre Hand hinter ihren Rücken.

    „Wer ist das, Tante Denny?"

    „Ich weiß nicht, Süße. Ich geh nachsehen. Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin."

    „Schon okay, du hattest eine anstrengende Woche."

    Das war nichts, worum sich eine Neunjährige Sorgen machen sollte. „Wie läuft’s mit den Hausaufgaben?"

    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin fertig und helfe Kaden bei seinen."

    „Okay, nachdem ich nachgesehen habe, wer an der Tür ist, setzen wir uns hin und sehen uns deine an, okay?"

    Kimber legte ihre Hand auf Sprocket. „Kann Sprocket hierbleiben?"

    „Klar. Sie sah den Hund an und sagte: „Sprocket, bleib bei K ².

    Sprocket setzte sich und leckte sich die Lefzen. „Braves Mädchen."

    Die Waffe an ihr Bein gepresst, den Finger auf dem Abzugsbügel ging sie durch das kleine Wohn- und Esszimmer. Sie spähte durch den Spion und wippte zurück auf ihre Fersen.

    Was zum Teufel? Sie starrte die Tür an und überlegte, ob sie aufmachen sollte oder nicht.

    Ein erneutes scharfes Klopfen nahm ihr die Entscheidung ab. Sie schloss die Tür auf und riss sie auf.

    „Was zum Teufel willst du hier?", polterte sie.

    Chris wich einen Schritt zurück. Ob es daran lag, dass sie die Tür aufgerissen hatte, oder ihretwegen wusste sie nicht. Er sieht müde aus. Es war nicht ihr Problem. Das war es nie gewesen.

    „Denise?"

    „Ja, Chris. Was machst du hier?"

    Die Falten zwischen seinen dunklen Augenbrauen wurden tiefer. „Was machst du hier?"

    Sein kantiges Kinn war von einem Stoppelbart überzogen, der die Linien seines Mundes betonte. Ein Mund, der überraschend weich war, wenn er ihre Haut streifte. Ihre Nippel richteten sich unter ihrem dünnen T-Shirt auf. Verdammt sei er, ihr verräterischer Körper. Es war beinahe vier Monate her, und zwischenzeitlich sollte ihr Körper begriffen haben, dass es vorbei war.

    „Ich habe zuerst gefragt." Sie legte ihre Waffe auf die hohe Ablage über der Garderobe und zog sich eine Joggingjacke über, die am Türgriff hing.

    „Warum hast du eine Waffe in der Hand, wenn du die Tür aufmachst?", fragte er.

    „Weil das hier nicht die beste Gegend ist." Die Gegend war beschissen. Sie war schon nicht sonderlich gut gewesen, als ihre Cousine das kleine Haus vor fünf Jahren gekauft hatte, und seitdem war es nur bergab gegangen. Sie war sich ziemlich sicher, dass der Nachbar zwei Häuser weiter mit Drogen dealte. Doch solange er kein Meth kochte und sie nicht damit behelligte, war sie bereit, es zu ignorieren. Doch Kimber und Kaden würden zu ihren Eltern ziehen, sobald das Schuljahr vorbei war.

    „Warum bist du hier?", fragte sie. Sie brauchte eine schnelle Antwort, damit sie daran arbeiten konnte, Christopher Nolton schnell zu vergessen.

    „Ich bin auf der Suche nach Sarah Reed."

    Sie ließ die Schultern sinken und rieb sich die Augen. „Sie ist nicht hier."

    „Wann kommt sie zurück?"

    Denise warf einen Blick über ihre Schulter. Sprocket saß im kurzen Flur, der zu den zwei kleinen Schlafzimmern auf der Rückseite des Hauses führte. Sie wuffte leise, dann legte sie sich hin. Denise trat aus dem Haus und zog die Tür hinter sich ran. Chris wich einen Schritt zurück.

    „Sie kommt nicht zurück. Sie hat Krebs im Endstadium und ist im Hospiz."

    Die Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. „Scheiße. Sie ist deine Cousine." Chris fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Seine Haare waren gewachsen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, und lockten sich jetzt um seine Ohren.

    Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Worum geht’s?"

    Er holte tief Luft. „Ihr Exmann ist aus dem Gefängnis entlassen worden und hat gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen."

    Sie ließ die Arme sinken. „Was zum…? Er sollte doch noch mindestens fünf Jahre sitzen."

    Er verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Er hat die Bewährungskommission beeindruckt und ist früh rausgekommen. Ich muss wissen, warum ihr Ex sie angerufen hat."

    „Was? Er hat sie nicht angerufen."

    „Denise, er hat sie kontaktiert. Wir haben seine Anrufe hierher verfolgt."

    Wut begann ihr die Luft zu nehmen. „Ich garantiere dir, dass sie seit fast zehn Jahren keinen Kontakt mit diesem Wichser gehabt hat."

    „Tante Denny? Was ist los?" Kaden erschien hinter ihnen in der Tür.

    Sie holte tief Luft und entspannte ihre Züge. „Hey, Schnuckel. Was machst du?"

    „Ich habe Stimmen gehört. Er deutete auf Chris. „Wer ist er?

    „Nur ein Freund, sagte sie und strich ihm die Haare aus der Stirn. „Warum gehst du nicht wieder rein? Ich komme in ein paar Minuten nach, und dann können wir vor dem Abendessen noch ein bisschen reden.

    „Ist Mom okay?"

    „Ja, und wir gehen sie wie versprochen am Freitag nach der Schule besuchen."

    Kaden starrte Chris an und musterte ihn von Kopf bis Fuß, dann blickte er zwischen ihnen hin und her. „Geht es um den Mann, der hier angerufen hat?"

    „Welcher Mann?" Denise sah Chris an und versuchte, seine Reaktion einzuschätzen. Er sah Kaden aufmerksam an, sagte jedoch nichts.

    „Er hat behauptet, er sei unser Dad, aber Mom hat gesagt, dass unser Dad tot ist. Er will immer mit Mom reden. Er ließ den Kopf hängen und starrte auf seine Füße. „Bekomme ich jetzt Ärger, weil ich mit ihm gesprochen habe?

    „Hey… nein. Sie legte die Hand unter sein Kinn und drehte ihn zu sich um. „Du bekommst keinen Ärger. Ich erkläre dir später alles, okay? Ich will nicht, dass du dir wegen irgendwas Sorgen machst.

    Sein Blick war viel zu ernst für einen achtjährigen Jungen.

    „Geh wieder rein. Ich komme gleich nach. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und drehte ihn um. „Geh mit Sprocket. Sie beobachtete, wie er die Hand auf Sprockets Nacken legte und mit ihr ins Haus zurückkehrte.

    Sie lehnte sich an den Türrahmen und sah Chris an. „Da hast du deine Antwort."

    „Du musst ihn warnen", sagte er und nickte in Richtung Tür.

    Sie warf einen Blick über ihre Schulter, um sich zu versichern, dass Kaden außer Sichtweite war, und antwortete leise. „Ich weiß. Aber ich weiß nicht, warum Eddie auf einmal hier anruft. Dieser Arsch hat nie auch nur einen Hauch von Interesse an ihnen gezeigt. Was hast du eigentlich damit zu tun?"

    Er vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. „Der Fall ist mir zugeteilt worden."

    Sie blinzelte. „Welcher Fall? Wie zugeteilt?"

    „Schon vergessen? Ich bin beim FBI."

    „Und?"

    Er wandte den Blick ab und atmete tief durch. „Ich gehöre zu einer Task Force, die sich mit gewalttätigen Gangs beschäftigt."

    Da begriff sie es. „Eddie war Mitglied der Southern Anarchists."

    „Ja."

    Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich melde den Telefonanschluss morgen ab."

    „Das wollen wir nicht."

    Sie ließ die Hand sinken und starrte ihn an. „Mir ist scheißegal, was ihr wollt oder nicht. Er hat kein Recht, die Kinder zu kontaktieren."

    „Denise, das ist einer von wenigen Anknüpfungspunkten, die wir zu den SAs haben. Wir brauchen ihn. Sag den Kindern nur, dass sie ihm keinerlei Informationen geben sollen, wenn sie mit ihm reden."

    „Lass es mich noch einmal sagen. Es kratzt mich einen Scheiß. Und ihr werdet diese Kinder ganz sicher nicht als Köder benutzen, um euch Zugang zu einer kriminellen Gang zu verschaffen. In ein paar Wochen, wenn wir hier ausziehen, hat sich die Sache sowieso erledigt."

    „Denise–"

    „Nein. Ich lasse nicht zu, dass die Kinder in einen Krieg zwischen dem FBI und den Anarchisten hineingezogen werden. Ich werde tun, was nötig ist, um sie zu beschützen, und damit basta."

    Sie machte kehrt, ging zurück ins Haus und schloss die Tür. Am liebsten hätte sie sie zugeknallt, doch sie wollte nicht, dass die Kinder sich Sorgen machten. Wie konnte er es wagen? Was glaubte er, wer er war, hier einfach so aufzukreuzen, nachdem er spurlos verschwunden war, und dann auch noch von ihr zu verlangen, die Kinder zu benutzen, um sich Zugang zu einer verdammten Gang zu verschaffen?

    Gott, sie musste mit Sarah reden.

    Kapitel 2

    Der Aufzug pingte. Denise schloss die Augen und holte trotz des beißenden Geruchs von Desinfektionsmittel tief Luft. Sie trat aus der Kabine und ging den breiten Flur hinunter. Sprocket tapste mit ihrer schwarz-roten Weste mit der Aufschrift „Diensthund" neben ihr her. Das Krankenhaus war einer der wenigen Orte, wo sie sie trug.

    Am Schwesternzimmer machte Denise Halt und lehnte sich an den hohen Tresen. „Morgen, Nadia."

    „Guten Morgen, Denise. Hi, Sprocket! Sie lächelte und zeigte ein tiefes Grübchen auf ihrer linken Wange. „Kann sie einen Keks haben?

    Gott, war sie je so jung und unschuldig gewesen? „Klar."

    Nadia öffnete die Dose mit den Hundeleckerli, die die Schwestern hinter dem Tresen lagerten, seit Denise und Sprocket regelmäßig zu Besuch kamen, und hielt Sprocket einen Keks entgegen.

    „Ist sie wach?"

    Nadia warf einen Blick auf die Uhr. „Sie war wach, als ich vor einer halben Stunde nach ihr gesehen habe, doch in letzter Zeit schläft sie viel."

    Denise biss sich auf die Unterlippe. „Wie geht’s ihr heute?"

    Das Lächeln der Schwester schwand, und Mitgefühl trat in ihre Augen. „Ich rufe die Ärztin und lasse sie wissen, dass Sie hier sind."

    Denise senkte den Blick und nickte kurz. „Danke", sagte sie und ging den Flur hinunter zu Sarahs Zimmer. Sie drückte die Klinke hinunter und betrat das sonnige Hospizzimmer.

    Ihre Cousine lag in einem erhöhten Bett, ihr kahler Kopf blass auf den Kissen. Sie hielt eine Fernbedienung in ihrer schlaffen Hand, und ihre Augen waren geschlossen.

    Denise zog vorsichtig die Fernbedienung weg. „Hey, ich schau das an, Vetter It." Ihre Stimme war heiser und schwach.

    „Der Fernseher ist aus, Schlaumeier." Sie zwang sich zu einem Lächeln.

    Sarah blickte zu dem kleinen Flachbildschirm an der Wand auf. „Vor einer Minute war er noch an."

    „Mh-hm. Denise setzte sich auf den großen Sessel neben dem Bett und zog die Beine an, während Sprocket sich am Boden davor niederließ. Ein Tablett mit Frühstück stand unberührt neben dem Bett. „Du hast nichts gegessen, Pipsqueak.

    „Nenn mich nicht so. Sarah schob sich in ihrem Bett hoch. „Das ist Pampe. Hast du mir einen Frühstücksburrito mitgebracht?

    Sie schnaubte. „Nachdem du letztes Mal gleich alles wieder ausgekotzt hast. Gott, nein."

    Ein schwaches Lächeln spannte die papierdünne Haut über ihren Wangen. „Ja, wahrscheinlich besser so. War nicht halb so gut, als er wieder rauskam."

    „Eww."

    „Oh bitte. Ich habe oft genug deine Haare beim Kotzen zurückgehalten."

    „Stimmt, aber du hast keine Haare."

    „Wo du Recht hast… Sie schloss ihre Augen. Denise befürchtete, dass sie schon wieder eingeschlafen war, doch dann öffneten sich ihre Augen wieder. „Wie geht’s den Kindern?

    „Gut. Ich bringe sie am Freitag nach der Schule vorbei. Sarah schüttelte den Kopf. „Nein.

    Denise seufzte. „Sarah."

    „Ich will nicht, dass sie mich so sehen."

    „Ich lasse nicht zu, dass du dich von ihnen distanzierst. Sie lieben dich und vermissen dich. Sperr sie nicht aus."

    Eine Träne rollte über ihre Wange. „Ich hasse das, flüsterte sie. „So sollte es nicht sein.

    Denise stand vom Sessel auf, setzte sich an den Rand des Betts und nahm Sarahs zerbrechliche Hand. Sprocket, die ihre Emotionen lesen konnte wie ein Buch, hob den Kopf.

    „Sie werden mich nicht viel länger haben."

    „Ich weiß, Honey, sagte Denise sanft. „Aber solange sie dich noch haben können, musst du es ihnen erlauben.

    Mehr Tränen flossen über ihre Wangen, als Sarah die Augen schloss, doch sie nickte. „Ich … ich will nur, dass ihre Erinnerungen an mich gut sind. Nicht krank und sterbend."

    „Ich werde schon dafür sorgen, dass sie sich an die guten Dinge erinnern. Mom und Dad auch. Aber glaub nicht, dass ich deine modischen Fehlgriffe aus der Highschool in den Neunzigern verschweigen werde."

    Sie lächelte. „Das waren alles Sachen, die ich aufgetragen habe."

    „Ja, aber das wissen sie nicht."

    „Versprich mir, dass du nicht zulassen wirst, dass sie mich vergessen."

    Sie strich ihr mit dem Daumen über die Wange. „Das würden sie nie tun. Die Erinnerung an dich wird sie immer begleiten."

    „Danke", flüsterte sie.

    Sie küsste Sarahs Handrücken. Auch wenn sie das Gefühl hatte, das Richtige gesagt zu haben, wie zum Teufel sollte sie sie trösten? Es gab keine Worte dafür. Kein Handbuch. Kein Wie gehe ich mit Todkranken um Leitfaden. Einen Moment lang regte sich der morbide Gedanke in ihr, dass sie selbst lieber schnell sterben als monatelang dahinsiechen würde.

    Doch jetzt musste sie ihrer Cousine auch noch diese Hiobsbotschaft überbringen … „Wir müssen noch über was anderes reden."

    Es war beschissen, doch sie musste es wissen. Sie hatten sich nie darüber unterhalten, welche rechtlichen Regelungen Sarah für die Kinder getroffen hatte. Es war ihre Schuld. Sie bildete sich ein, dass es nicht passieren würde, wenn sie nicht darüber redeten.

    „Eddie ist aus dem Gefängnis entlassen worden."

    Sarah riss die Augen auf. „Was?, keuchte sie. „Nein, nein… Sie schüttelte den Kopf. „Er hat noch fünf Jahre. Er kann nicht raus sein."

    „Ich weiß, sagte sie leise und versuchte, Sarah zu beruhigen. „Ich weiß.

    Sarah begann zu hyperventilieren. Die Maschinen neben ihrem Bett begannen zu piepsen, und Denise drückte den Rufknopf. „Beruhige dich, Honey. Bitte."

    Angst glänzte in ihren Augen. Sprocket stand auf und wuffte, als Nadia die Tür öffnete.

    „Was–?" Sie eilte zum Bett, nahm die Sauerstoffmaske, die an einem Haken hing, setzte sie Sarah auf und drehte das Ventil an der Wand auf.

    Sarah holte tief Luft, ohne den Blickkontakt mit Denise abzubrechen.

    Bei jedem schwerfälligen Ausatmen beschlug ihre Maske. „Was ist passiert?" Die Krankenschwester griff in ihre Tasche und holte ein Stethoskop heraus.

    „Ich musste ihr eine schlechte Nachricht überbringen." Denise vergrub ihre Hände in den Hosentaschen und zog das Genick ein.

    Nadia setzte das Stethoskop auf. „Lassen Sie uns das in Zukunft vermeiden, okay?"

    Denise nickte zustimmend. Eine Lüge. Sie hatte noch mehr.

    Nadia hörte Sarahs Brust ab und nahm das Stethoskop wieder ab. Dann ergriff sie das winzige Handgelenk und blickte auf die Uhr. Nach ein paar Sekunden sah sie Sarah wieder an. „Besser?"

    Ihr Atem hatte sich beruhigt, und sie nickte.

    Nadia nahm ihr die Maske ab. „Ich lege Ihnen sicherheitshalber den Nasenschlauch an. Sarah öffnete den Mund, doch die Schwester unterbrach sie. „Ich weiß, dass Sie den nicht mögen, doch Sie müssen ihn eine Weile benutzen.

    Sie seufzte. „Okay."

    Nadia hakte den durchsichtigen Plastikschlauch über ihre Ohren und passte den Luftstrom an. „Nicht mehr allzu lang, bitte."

    Denise nickte und wartete, bis sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte.

    Sarah schloss die Augen. „Erzähl mir den Rest." Die Ringe unter ihren Augen schienen noch dunkler zu sein als sie es noch vor wenigen Minuten gewesen waren.

    Denise setzte sich wieder auf das Bett und nahm die Hand ihrer Cousine in ihre. „Er hat seine Bewährungsauflagen verletzt."

    Die schwache Hand schloss sich um ihre. „Woher weißt du das?"

    „Das FBI ist nach Hause gekommen und wollte mit dir reden."

    Als sie die Augen öffnete, liefen ihr Tränen über die Wangen. „Woher wussten sie, wo sie mich finden können?"

    „Oh, die haben ihre Methoden, das ist das FBI. Sarah lächelte nicht über ihren halbherzigen Versuch zu scherzen. „Er hat zu Hause angerufen. Denise benetzte ihre Lippen. „Kaden hat ein paarmal mit ihm gesprochen."

    Sarahs Hand schoss an ihre Brust. „Was?"

    „Kaden hat Fragen. Sie war sich nicht sicher, wieviel er und Kimber über ihren biologischen Vater wussten. „Wieviel soll ich ihnen erzählen?

    Sarah holte zittrig Luft. „Alles." Ihr Flüstern war scharf – voller Schmerz, Angst und Wut.

    „Bist du sicher?"

    „Ja. Ich hätte es mir anders gewünscht, doch sie müssen begreifen, wie gefährlich er ist."

    „Auch das, was er dir angetan hat?" Der Gedanke gefiel ihr nicht. Sie verstand nicht, was es bringen sollte, das den Kindern zu erzählen.

    „Mach, was du für das Beste hältst. Doch sag ihnen, warum er ins Gefängnis musste."

    „Okay, sagte sie erleichtert. Gott sei Dank. Sie hoffte, dass sie ihnen nie würde beibringen müssen, was für ein Monster ihr Vater war. „Wir müssen über das Thema Vormundschaft reden.

    „Darum habe ich mich sofort nach meiner Diagnose gekümmert." Ihre Stimme war schwach und ihre Lider schwer. Das Gespräch hatte sie viel Kraft gekostet.

    Schuldgefühlte nagten an Denise, doch sie musste anfangen, alles für die Kinder vorzubereiten. „Ich werde mit Mom und Dad über die beste Zeit für den Umzug reden. Vielleicht ist es am besten, bis zum Sommer zu warten. Ist eh nur noch ein paar Monate bis dahin." So müssten sie nicht während des Schuljahrs in eine neue Schule wechseln.

    Sarah bemühte sich verzweifelt, die Augen offen zu halten. „Du, Denise. Du bist ihr Vormund."

    „Was? Der Schock nahm ihr den Atem. „Sarah, das ist keine gute Idee. Mom und Dad sind die beste Wahl.

    „Du bist die beste Wahl." Ihre Stimme war überraschend stark.

    „Sarah–"

    „Ich liebe deine Mom und deinen Dad – mehr als meine eigenen Eltern – aber sie sind zu alt, um sich um acht- und neunjährige Kinder zu kümmern."

    „Ich bin nicht darauf vorbereitet, mich um sie zu kümmern, ich weiß nicht, wie man eine Mom ist." Scheiße, an manchen Tagen fiel es ihr schwer, sich um sich selbst zu kümmern. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass ihre Eltern nicht die Vormundschaft für die Kinder bekommen würden. Sie waren dabei, Platz für K ² in ihrem Haus zu schaffen. Das war der Plan.

    Sprocket

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