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Unvollkommene Herzen: Kriegerherzen, #4
Unvollkommene Herzen: Kriegerherzen, #4
Unvollkommene Herzen: Kriegerherzen, #4
eBook284 Seiten3 Stunden

Unvollkommene Herzen: Kriegerherzen, #4

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Über dieses E-Book

Man kann es wohl kaum als Midlife-Crisis bezeichnen, wenn man endlich etwas tut, das man liebt, oder?

 

Nach dreizehn Jahren aus der Air Force auszuscheiden man manchen vielleicht ein wenig drastisch erscheinen, doch Zoe Acevedo tut endlich etwas für sich. Einen Buchladen in Haven Springs, North Carolina zu eröffnen, ist ein großes Unterfangen, doch Zoe hat einen Plan und eine To-do-Liste. Was sie nicht hat, ist Zeit für Ablenkungen wie ihre störende Familie, ihren Fremdgeher von einem Ex, oder den sexy Nachbarn, der ein Talent dafür hat, sie in den peinlichsten Situationen zu finden.

 

Als Polizist in Haven Springs hat Tim Larken sein Leben dem Schutz der Bevölkerung gewidmet. Er hat auf die harte Tour gelernt, dass eine Frau in Nöten nicht immer gerettet werden will, doch irgendwie gelingt es ihm, seiner kurvigen neuen Nachbarin aus einer Klemme nach der anderen zu befreien.

 

Die Anziehung zwischen ihnen ist unbestreitbar, doch reicht das, um zwei unvollkommene Herzen zusammen heilen zu lassen, wenn eine echte Katastrophe passiert?

SpracheDeutsch
HerausgeberTarina Deaton
Erscheinungsdatum23. Apr. 2023
ISBN9798223019831
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    Buchvorschau

    Unvollkommene Herzen - Tarina Deaton

    KAPITEL 1

    „I ch werde diesen verdammten Müllpanda umbringen!"

    Das dumme Vieh jagte über den hohen Ast der Kiefer, die es hochgerannt war, davon – mit ihren Schlüsseln.

    Zoe Acevedo lief um das Haus herum und kickte Kiefernzapfen aus dem Weg. „Ich werde ihn häuten und einen Fellhut daraus machen. Vielleicht hat Elba auf der Speisekarte ihres Cafés Platz für einen Waschbäreneintopf."

    Sie strich ihr dichtes, lockiges Haar – das durch die Spätsommerfeuchtigkeit in North Carolina noch bauschiger geworden war – aus dem Gesicht und drehte sie hoch. Die Zähne ihrer letzten Clips waren abgebrochen und sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich neue zu besorgen, darum hatte sie nichts, um ihre Haare hochzuklemmen. Sie ließ sie wieder fallen, lehnte sich in das geöffnete Fahrerseitenfenster ihres Honda CR-V und nahm ihr Handy von der Konsole. Sie klickte auf die Kontakte und schloss die Augen. Dann atmete sie tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund aus und betete für inneren Frieden, bevor sie ihre Mutter anrief.

    Sie meldete sich beim ersten Klingeln. „Onde tu está?"

    Olá, mamãe. Die Fahrt war okay. Danke, dass du fragst."

    „Ich habe vor einer Stunde mit dir gesprochen, warum sollte die Fahrt nicht okay gewesen sein? Bist du angekommen?"

    Zoe seufzte. „Sim, ich bin am Haus. Wo hast du den Schlüssel versteckt?"

    Sie bückte sich vor der Tür und hob den Fußabstreifer an – nichts, auch keine Blumentöpfe oder seltsamen Steine um die Veranda herum.

    „Warum brauchst du den Ersatzschlüssel? Was ist los mit den Schlüsseln, die ich dir gegeben habe?"

    Zoe ließ ihren Kopf hängen und presste ihre Handfläche gegen ihre Augenhöhle. „Ein Waschbär hat meine Schlüssel geklaut."

    Es klang noch lächerlicher, wenn man es laut aussprach.

    Que?"

    „Ein Waschbär. Flauschiges, graues Biest. Sieht so aus, als würde es eine Maske tragen."

    „Ich weiß, was ein Waschbär ist. Wie hat er deine Schlüssel gestohlen?"

    Das war demütigend. „Ich habe meine Koffer an die Tür gebracht und die Schlüssel darauf gelegt. Dann bin ich zurück gegangen, um ein paar Kisten aus dem Auto zu holen, und als ich mich umgedreht habe, hatte das verdammte Biest meine Schlüssel in den Pfoten. Als ich geschrien habe, ist er um das Haus herum gerannt, einen Baum rauf."

    Sie ging um das Haus herum und erklärte ihrer Mutter die Situation. Dann starrte sie in den Baum, auf den der Waschbär geklettert war.

    Er war verschwunden.

    Sie trat gegen den Baum in der Hoffnung der verflohte Dieb hätte sie auf einem Ast liegen gelassen. Doch es regnete keine Schlüssel. Zum Glück waren es nur die Hausschlüssel und nicht ihre Autoschlüssel.

    Ihre Mutter schnalzte ihr ins Ohr. „Sie sind bei den Nachbarn, querida."

    Zoe atmete aus. „Welchen Nachbarn? Bitte sag mir nicht, dass die alte Mrs. Wilson sie hat."

    „Zoe Mariana Olivera Acevedo, zeig ein bisschen Respekt gegenüber Älteren!"

    Sim, mamãe." Zoe verdrehte die Augen. Die alte Mrs. Wilson war alt und gemein gewesen, als sie die Highschool besucht hatte. Es war nicht abzusehen, wie viel schlimmer sie jetzt war.

    „Tim hat den Schlüssel" sagte ihre Mutter.

    „Wer ist Tim?"

    „Der Polizist, der vor ein paar Jahren nebenan eingezogen ist. Ich habe dir von ihm erzählt. Er hat uns geholfen, als wir diese schrecklichen Mieter hatten und dein Vater sie zwangsräumen musste."

    Sie erinnerte sich vage, dass ihre Mutter ihr davon erzählt hatte, doch ihre Mutter erzählte immer Geschichten über irgendwelche Leute, die sie nicht kannte, darum hörte nie sonderlich aufmerksam zu.

    Eine der vielen Beschwerden ihrer Mutter. Das, und dass sie ihr keine Enkel geschenkt hatte, als Zoe die Gelegenheit dazu gehabt hatte, bevor sie sich von ihrem untreuen Ex hatte scheiden lassen, um sicherzustellen, dass ihre Mutter nie Enkelkinder von ihr bekommen würde. Weil die fünf, die ihr Bruder und ihre Schwester produziert hatten, ja nicht reichten.

    „Ich bin so froh, dass du in das Haus einziehst. So müssen wir uns wenigstens darüber keine Sorgen mehr machen. Außerdem sparen wir so viel Geld, weil wir keinen Hausverwalter bezahlen müssen."

    „Ich bin nur froh, dass das Timing gepasst hat und ihr gerade keinen Mieter hattet. Denn die Aussicht, in einer Ein-Zimmer-Wohnung zu leben – was alles war, was sie sich hätte leisten können – war überhaupt nicht attraktiv gewesen. „In welchem Haus wohnt Tim?, fragte sie und ging wieder in den Vorgarten.

    „Das Haus der Roberts."

    „Gut. Ich ruf dich zurück."

    „Wir machen gerade einen Landausflug, darum werde ich eine Weile keinen Empfang haben."

    „Okay. Ich komm schon klar."

    Tchau, caro."

    Tchau, mamãe." Sie legte auf und schob das Telefon in ihre Gesäßtasche.

    Vor dem Haus überquerte sie die ungemähte Wiese in Richtung des zweistöckigen Hauses, das ein Spiegelbild des Hauses ihrer Eltern war. Sie hatte für die Roberts-Familie babygesittet, als sie auf der Highschool war. Kaum zu glauben, dass das fast fünfzehn Jahre her war.

    Zweiunddreißig war absolut nicht alt, doch der Gedanke ließ sie sich alt fühlen.

    Ein Gähnen drängte sich aus ihrem Mund und erinnerte sie daran, dass sie zehn Stunden lang gefahren war und nichts anderes wollte als eine heiße Dusche und ein Bett. Ohne einen Schlüssel zur Haustür würde sie jedoch weder das eine noch das andere bekommen.

    Die leere Auffahrt und das dunkle Haus waren kein gutes Zeichen. Sie drückte trotzdem auf die Türklingel und hoffte, dass das Auto des Nachbarn in der Garage und er gerne im Dunkeln saß.

    Doch sie hatte kein Glück. Sie schloss die Augen und lehnte ihre Stirn mit einem müden Seufzen gegen die Tür. Sie würde eine Nachricht an seiner Tür hinterlassen und in ihrem Auto ein Nickerchen machen, bis er nach Hause kam. Nicht ideal, doch sie war zu müde, um sich daran zu stören.

    Ihr Handy klingelte und sie nahm ab, ohne den Kopf zu heben oder die Augen zu öffnen. „Hallo?"

    „Zoe, nicht–"

    Sie legte auf. Sie stieß sich von der Tür ab und starrte den Türklopfer an.

    „Jesus hasst mich."

    Ihr Handy klingelte erneut und diesmal warf sie einen Blick auf das Display. Sie stöhnte. Ihren Ex hätte sie ihrer älteren Schwester glatt vorgezogen.

    „Hallo."

    „Ein Waschbär?" Gabriellas Gelächter schallte aus dem Handy.

    Zoe wartete darauf, dass es verstummte. „Rufst du nur an, um mich auszulachen?"

    „Absolut."

    „Ich dachte, sie wäre auf einem Landausflug."

    „Sie hat mir eine SMS geschickt und mich gebeten, nach dir zu hören. Matthew, hör auf, deinen Bruder zu schlagen!"

    „Wenn du gestresst bist, mach ruhig Schluss", sagte Zoe.

    „Haha. Nur der normale Irrsinn hier. Hast du den Schlüssel vom Nachbarn bekommen?"

    „Er ist nicht zu Hause. Sie stieß sich von der Tür ab und ging zurück über die Wiese. „Ich nehme nicht an, dass du seine Nummer hast?

    „Nein. Aber ich denke, João hat sie."

    „Ich rede nicht mit João."

    „Ach, schon wieder mal?"

    „Er hat sich auf Marks Seite geschlagen."

    „Davon hast du mir nicht erzählt."

    „Ich wollte es nicht noch einmal aufwärmen."

    Dass ihr Bruder versucht hatte, ihren Ex wegen seines Fremdgehens zu verteidigen, war fast ein genauso schlimmer Verrat wie Marks Fremdgehen selbst. Gabby neigte dazu, die Friedenswächterin zu spielen. Doch wenn sie eines nicht brauchte, dann, dass sie versuchte, Verständnis für João aufzubringen.

    „Hmm. Was willst du tun?", fragte Gabby.

    „Ich lasse ihm eine Nachricht an der Tür und schlafe in meinem Auto."

    „Mist. Schade, dass du nicht mehr so reinschleichen kannst wie früher auf der Highschool."

    „Ich könnte jetzt nicht mehr an diesem Baum hochklettern, selbst wenn er noch stehen würde. Und du warst es, die sich ins Haus geschlichen hat. Sie öffnete die Autotür und kramte in der Mittelkonsole nach einem Stift. „Schade, dass der Riegel am Küchenfenster nicht mehr kaputt ist.

    „Ich glaube, er ist noch immer kaputt."

    Sie richtete sich auf. „Im Ernst? Ich dachte, Dad hätte ihn vor Jahren repariert."

    „Das war eines der Dinge, die er irgendwann erledigen wollte, doch er ist nie dazu gekommen, und er wollte einem Handwerker keine fünfzig Dollar zahlen, um ihn zu reparieren."

    Fantastisch! Das könnte ein Weg ins Haus sein.

    „Ich glaube aber nicht, dass du durch dieses Fenster passt", bemerkte Gabby.

    „Was willst du damit sagen?"

    „Äh, dass wir wie Mom gebaut sind und deine Hüften nicht durch das Fenster passen."

    „Nicht, dass es dich was anginge, aber ich habe fünfzehn Pfund verloren. Muss wohl an der Scheidung gelegen haben."

    Sie zerrte die Plastikmülltonne unter das Fenster.

    „Naja, in Wirklichkeit hast du zweihundert Pfund verloren."

    „Haha, wahnwitzig witzig." Sie kletterte auf den Mülleimer. Und siehe da, der Riegel war immer noch kaputt.

    „Hast du von ihm gehört, seit du gegangen bist?"

    „Er hat ein paarmal angerufen. Ich versuche nicht ranzugehen. Warte, ich schalte dich auf Lautsprecher."

    Sie öffnete das Fenster und sah es genau an. Die Mülltonne brachte sie nur knapp hüfthoch auf Höhe des Fenstersimses. Es gab keine Möglichkeit, seitwärts reinzuklettern, was der einfachste Weg gewesen wäre.

    Okay, es könnte ein bisschen eng werden. Normalerweise würde sie warten, doch sie wollte schlafen gehen. Sie war auf schnellstem Weg hierher gefahren und hatte nur angehalten, wenn sie unbedingt musste, und war im Morgengrauen aufgestanden, um auf die Straße zu kommen. Wenn sie durch das Fenster einsteigen könnte, würde sie endlich ihren wohlverdienten, erholsamen Schlaf bekommen, im Gegensatz zu dem bisschen, das sie in ihrem Auto bekommen würde.

    Zoe umklammerte ihr Handy und hievte sich in die Fensteröffnung. Sie benutzte ihre Hüften als Drehpunkt, beugte sich vor und wackelte ein bisschen mehr, wobei sich die Metallschiene des Rahmens in den fleischigen Teil ihrer Hüften bohrte.

    „Und?", fragte Gabby.

    „Fast." Sie ächzte. In zwei oder drei Tagen würden die blauen Flecken, die sie sich gerade holte, epische Ausmaße annehmen.

    Sie versuchte, sich weiter durch das Fenster zu winden. Mit ihren Füßen in der Luft und ihrem ganzen Gewicht vornüber gebeugt hatte sie keine Hebelwirkung. Sie verlagerte ihr Gewicht zur Seite und versuchte, sich auf ihre Hüfte zu drehen.

    Nein. Nein. Nein. Das tat viel zu weh, als dass es funktionieren würde, und ohne, dass sie ihre Füße und den schwersten Teil ihres Körpers gegen irgendetwas stützen konnte, würde sie niemals durch das Fenster kriechen können.

    Sie drehte sich wieder auf die Vorderseite ihres Körpers und ließ den Kopf niedergeschlagen hängen. „Ich passe nicht durch."

    „Hab ich dir doch gleich gesagt."

    „Können wir uns den hättest du gleich auf mich gehört, wärst du jetzt viel glücklicher Vortrag sparen?"

    „Solange du weißt, dass es so ist."

    „Nur manchmal."

    „Meistens."

    „Egal."

    Wenn sie nicht damit beschäftigt gewesen wäre, ihre Hüften zurück aus dem Fenster zu schaukeln, hätte sie ihrer Schwester gesagt, wo sie ihren Vortrag hinstecken konnte.

    Die gleiche Situation, die sie davon abgehalten hatte, ins Haus zu kommen, hinderte sie jetzt daran, wieder herauszukommen. In ihrer momentanen Position konnte sie ihre Beine nicht genug senken, um zum Mülleimer zu gelangen, und Strampeln half nicht. Genausowenig, wie ihr Versuch, sich am Fliesenspiegel unter dem Fenster abzudrücken.

    Puta Merda. „Gabby."

    „Ja."

    „Ich stecke fest."

    KAPITEL 2

    Tim Larken und sein Rookie-Partner Kevin näherten sich der Wohnung, zu der sie wegen Ruhestörung und eines möglichen Falls häuslicher Gewalt geschickt worden waren. Von drinnen waren laute Stimmen zu hören. Tim nickte Kevin schweigend zu und klopfte scharf an die Tür. Die Stimmen drinnen verstummten.

    Ein Mann Mitte bis Ende zwanzig öffnete die Tür. Er warf einen Blick auf Tim und seinen Partner und wandte sich der Frau zu, die in der Küche zu sehen war. „Im Ernst? Du hast die Bullen gerufen? Ich hab sowas von die Schnauze voll von dir."

    Die Frau schluchzte laut und schlug sich die Hände vors Gesicht.

    „Sir, können Sie bitte nach draußen kommen?" Tim formulierte es als Bitte, doch es war eher ein Befehl. Er trat einen Schritt zurück, legte die Hand an seinen Gürtel in die Nähe seines Tasers.

    Der Mann schüttelte den Kopf und seufzte. „Fuck diese Scheiße."

    „Sir."

    „Ja, sicher." Er hielt seine Hände von seinem Körper weg und zeigte seine Handflächen.

    Tim hatte das Gefühl, dass das nicht seine erste Begegnung mit der Polizei war, doch seine Nackenhaare sagten ihm, dass etwas an der Situation nicht stimmte.

    Ein weiterer Streifenwagen aus Haven Springs hielt vor dem Gebäude an, und Chuck Martinez kam zu ihnen.

    „Officer Larken. Officer Moore."

    „Officer Martinez", sagte Tim. Kevin nickte.

    „Na toll. Jetzt ist es eine Party."

    Tim wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu, den sie aus der Wohnung gebeten hatten. „Können Sie sich ausweisen?"

    „Ist in meiner Arschtasche."

    „Holen Sie ihn bitte raus", sagte Tim.

    Der Mann seufzte, zog seine Brieftasche heraus und reichte ihm seinen Führerschein.

    Tim kippte den Führerschein, um den Druck unter dem Hologramm zu sehen. „Martin? Der ist abgelaufen."

    Martin hielt ihm eine Militärausweiskarte entgegen. „Wohnhaft in Tennessee. Da gibt es eine Ausnahme für Militärangehörige."

    „Sie nennen sich Martin?"

    „Marty."

    „Also gut, Marty. Warum erzählen Sie uns nicht, worum es bei diesem Streit geht?"

    „Ich habe mit ihr Schluss gemacht. Ich wollte nur meine Sachen abholen. Sie hätte nicht zu Hause sein sollen, aber sie hat sich krankgemeldet, nur, um mir blöd zu kommen."

    „Warum sollte sie das tun?", fragte Kevin.

    Er sah Tim an, nachdem er die Frage gestellt hatte. Tim war sich nicht sicher, welche Grenzen sein vorheriger Ausbilder ihm gesetzt hatte, und nickte kurz. Chuck Martinez nickte in Richtung der Wohnung und ging, um die Frau zu befragen.

    „Weil sie nen Knall hat, erklärte Marty. „Und ich meine nicht den normalen Knall, den man von einer heißen Braut erwartet – sie ist reif für die Klapse.

    Er zog den Kragen seines Hemdes herunter und zeigte drei rote Kratzspuren. „Sie hat das getan, weil ich mit einem meiner Freunde geschrieben und Pläne gemacht habe. Sie ist auf meinen Schoß geklettert, und ich dachte cool, sie ist geil. Aber nein. Das Miststück hat mich mit ihren Krallen gekratzt und gesagt, dass meine Aufmerksamkeit allein ihr gelten darf, wenn ich bei ihr bin."

    Er hob den Saum seines T-Shirts, um einen langen blauen Fleck auf seinen Rippen zu sehen. „Und das? Das ist vom Metallrohr ihres Staubsaugers, weil ich nicht die richtige Sorte Eis bekommen habe. Sie hat meine Lieblingsstiefel verbrannt, weil meine Kollegin, die übrigens eine glücklich verheiratete Großmutter ist, mein Telefon abgenommen hat, während ich einen Kunden hatte."

    Chuck verließ die Wohnung und trat zu ihnen. „Ihr Mädchen hat ein paar hübsche rote Flecken im Gesicht."

    Marty streckte die Hände aus. „Nicht mehr mein Mädchen, und ich schlage Frauen nicht."

    „Also haben Sie sie nicht angefasst?", fragte Chuck.

    „Ich habe sie ein paarmal weggeschoben, als sie mich angeschrien hat, aber ich habe sie weder gestoßen noch geschlagen. Das Biest hätte es verdient, aber meine Mutter und meine Schwestern würden mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich je eine Frau misshandeln würde."

    Tim musterte Marty und sah dann Chuck an.

    „Bleiben Sie hier", sagte er zu Marty.

    Er verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Ich gehe nirgendwo hin, bis ich meine Sachen habe."

    Sie gingen ein paar Schritte.

    „Glaubst du ihm?", fragte Kevin leise.

    „Ich bin mir nicht sicher, sagte Tim. „Nicht viele Männer würden zugeben, von einer Frau vertrimmt worden zu sein.

    „Irgendwas stinkt hier, sagte Chuck. „Aber ich bin nicht sicher, ob er es ist oder sie.

    „Will sie Anzeige erstatten?", fragte Kevin.

    „Nein, sagte Chuck. „Sie sagte, sie will ihn nur aus der Wohnung haben.

    „Das kann sie haben", sagte Tim.

    Er ging mit Kevin zu Marty zurück, während Chuck zurück in die Wohnung ging.

    „Hier ist der Deal, Marty. Sie will keine Anzeige erstatten. Sie will Sie nur aus der Wohnung haben. Darum bleiben wir hier, solange Sie Ihre Sachen packen."

    Marty legte die Hände aneinander, als würde er beten, und blickte gen Himmel. „Gelobt sei der Herr. Halleluja. Vielen Dank."

    „Auf geht’s." Tim nickte in Richtung der offenen Wohnungstür.

    Ohne die Frau anzusehen, die in der Küche stand, ging Marty direkt in den kurzen Flur. Chuck folgte ihm.

    Die Frau beobachtete sie und kaute nervös an einem Fingernagel.

    „Ma’am, können Sie bitte aus der Küche kommen?", bat Tim.

    Sie zuckte zusammen, als hätte sie nicht erwartet, dass jemand mit ihr reden würde. „Sicher. Ich wollte mir nur ein Wasser holen."

    Etwas an ihrem Verhalten kam ihm seltsam vor. Leider hatte er genug Einsätze wegen häuslicher Gewalt erlebt, um selbst subtilste Anzeichen von Misshandlung zu sehen, und die Reaktionen dieses Mädchens wirkten erzwungen.

    „Möchten Sie irgendwohin gehen, während er packt?", fragte Tim.

    „Muss ich gehen?" Sie setzte sich an den Tisch mit zwei Stühlen.

    „Das müssen Sie nicht."

    „Gibt es jemanden, den Sie anrufen möchten, damit Sie nicht allein warten müssen?", fragte Kevin.

    Sie blickte durch ihre Wimpern zu ihm auf. „Nein. Mir geht es gut."

    Tim warf einen Blick auf Chuck, der murmelte: „Verdächtig."

    Ja. Verdächtig war ein gutes Wort dafür. „Kevin? Ich gehe kurz raus und mache Meldung."

    Kevin nickte einmal. „Alles klar."

    Tim bat die Frau um ihren Führerschein, und sie holte ihn aus der Handtasche auf dem Tisch. Er trat zur Wohnungstür hinaus und behielt die Gruppe im Auge. Er brauchte nur ein paar Minuten, um Meldung zu machen, und als er ins Haus zurückkehrte, lächelte das Mädchen – Ashley – Kevin an und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, als sie seine Visitenkarte entgegennahm. Hoffentlich war es eine der Karten der Missbrauchs-Hotline, die sie bei sich hatten, und nicht seine eigene.

    Tim ging zum Schlafzimmer und lehnte sich an den Türrahmen.

    „Marty, Sie haben vergessen, die Anzeige Körperverletzung zu erwähnen."

    Marty wandte sich vom Bett ab, wo er seine Kleider in einen Seesack stopfte. „Mann, das war vor vier Jahren. Arschloch hat sich an meiner kleinen Schwester vergriffen."

    „Also haben Sie ihre Ehre verteidigt?"

    „Habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht darauf stehe, wenn Frauen misshandelt werden." Er schloss den Seesack mit einem Reißverschluss und schwang ihn über seine Schulter. Dann bückte er sich, um seinen Koffer vom Boden aufzuheben.

    „Kann ich gehen?"

    „Ja, Sie können gehen", sagte Tim.

    Er nickte und verließ schweigend das Zimmer. Eine Autotür wurde zugeschlagen, und ein Motor heulte auf, und er war weg.

    „Was jetzt?", fragte Ashley.

    „Wenn Sie keine Anzeige erstatten möchten, lassen wir Sie jetzt in Ruhe", sagte Tim.

    „Oh nein." Sie schüttelte den Kopf und warf ihr

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