Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Eine zweite Chance ?
Eine zweite Chance ?
Eine zweite Chance ?
eBook330 Seiten5 Stunden

Eine zweite Chance ?

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Chris hat zwei Kinder und ist glücklich verheiratet, bis eines Tages ihre heile Welt zusammenbricht und ihr Ehemann Danny, den sie über alles liebt, verhaftet wird. Chris beginnt ein neues Leben ohne Danny, der für acht Jahre ins Gefängnis muss. Nach anfänglichen Schwierigkeiten meistert Chris ihr Leben. Sie versucht ihren Kindern eine gute Mutter zu sein und nebenbei auch ein Berufsleben auszuüben. Sie denkt nur noch wenig an ihren Mann und beginnt eine Beziehung mit dem soliden Ben. Nachdem Ben ihr einen Heiratsantrag macht, muss Chris ihm zunächst beichten, dass sie noch mit Danny verheiratet ist, von dem Ben bis dahin überhaupt nichts wusste. Dann taucht Danny plötzlich nach Jahren wieder bei Chris auf, bringt ihr Leben durcheinander und alte Gefühle wallen wieder auf.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. März 2014
ISBN9783847655213
Eine zweite Chance ?

Mehr von Sassika Büthe lesen

Ähnlich wie Eine zweite Chance ?

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Eine zweite Chance ?

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Eine zweite Chance ? - Sassika Büthe

    Kapitel 1

     Erster Teil

    Chris stand in der Küche und summte leise zur Musik, die aus dem Radio neben ihr kam. Während sie dabei war, das Abendessen für ihre Familie vorzubereiten, schaute sie gedankenverloren zum Fenster hinaus in den Garten. Draußen goss es in Strömen und die Äste der Bäume im Garten bogen sich im Wind. Chris schauderte. Bei diesem Wetter mochte man nicht einmal den Hund vor die Tür jagen, nicht dass sie einen Hund gehabt hätten. Chris wickelte ihre Strickjacke enger um ihren Körper und war froh hier drinnen in ihrer warmen Küche zu stehen. Es war Montagabend und Chris ahnte noch nicht, dass dieser Tag ihr Leben von Grund auf verändern sollte. Es war bereits nach neunzehn Uhr, und sie wartete auf ihren Mann Danny, der sich heute wohl mal wieder verspäten würde, was in letzter Zeit recht häufig vorkam. Sie freute sich schon sehr auf ihn und wie jedes Mal wenn sie auch nur kurz getrennt waren, fehlte er ihr. Danny arbeitete in einem Computerfachhandel als Abteilungsleiter für den Einkauf in der Innenstadt. Er verdiente dort gutes Geld, so dass sie sich vor zwei Jahren dieses große Haus gekauft hatten. Das Haus war für ihre Verhältnisse nicht nur riesig, sondern befand sich zudem auch noch in einer ziemlich noblen Gegend. Chris hätte diesen Luxus nicht gebraucht, aber Danny hatte von Anfang an gewusst, dass Chris dieses Haus lieben würde. Er hatte somit nicht lange gefackelt und das Haus gekauft. Er wollte für seine Familie nur das Beste, sagte er immer. Danny hatte recht gehabt, Chris fühlte sich hier von Anfang an wohl, aber sie wusste ebenso gut, dass sie überall mit Danny glücklich sein konnte. Ihr Haus befand sich in einem recht ruhigen Wohngebiet und doch noch in der Stadt, also recht zentral.

    Am heutigen Abend war Chris schon eine ganze Weile ziemlich nervös ohne ersichtlichen Grund. Sie hatte den ganzen Nachmittag auch schon ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend verspürt und langsam wurde Chris nun auch noch etwas zornig. Sie fragte sich zu wiederholten Mal, wo zum Teufel Danny blieb und was ihn so lange aufhielt. Auch wenn er in letzter Zeit nicht immer pünktlich zu Hause war, nicht wie sie es von ihm gewohnt war, so war es heute doch reichlich spät. Danny war sonst immer sehr zuverlässig und sie konnte sich darauf verlassen, dass er sie anrief, wenn es etwas länger dauerte, damit sie sich keine Sorgen machen musste, was bei Chris sehr schnell der Fall war. Vor zwei Jahren war ihr Vater mit dem Auto tödlich verunglückt, als er auf den Weg zu ihr war. Chris hatte stundenlang auf ihn vergebens gewartet. Seitdem war sie sehr schnell aus der Ruhe zu bringen und wurde schnell nervös. Sie rannte dann von Zimmer zu Zimmer und bei jedem Geräusch sah sie zum Fenster hinaus nur um festzustellen, dass nur ein fremdes Auto an ihrem Haus vorbeifuhr. Danny wusste das und da er nicht wollte, dass sie sich Sorgen machte, wenn es etwas länger dauerte, meldete er sich immer bei ihr.

    Chris wurde von einem aufgeregtem Schrei ihrer vier jährigen Tochter Lilly, die zusammen mit ihrem einjährigen Bruder Maik vor dem Fernseher saß, aus ihren Gedanken gerissen: „Mami, Mami komm schnell. Papi ist im Fernseher drin."

    Chris glaubte sich verhört zu haben, ging jedoch ins Wohnzimmer um nachzusehen, was ihre Kinder sich da anschauten. Sie blickte auf den Fernseher und erstarrte mitten in ihrer Bewegung. Chris traute ihren Augen nicht und glaubte zu träumen. Die Kindersendung, die ihre Kinder bis eben geguckt hatten, war allem Anschein nach zu Ende. Stattdessen flackerten auf dem Bildschirm die Nachrichten und sie sah geradewegs in das Gesicht ihres Mannes. Danny stand umringt von Polizisten und wurde anschließend in Handschellen in ein Polizeiauto platziert. Unfähig sich zu bewegen starrte Chris einfach nur auf den Bildschirm und versuchte zu verstehen, was da gerade ablief und was passiert war. Chris nahm jedoch nur Wortfetzen wie Diebstahl, lange gesucht, und Verbrecherbande auf. Doch ehe Chris begriff, worum es wirklich ging, ging der Nachrichtensprecher zu einem anderen Thema über. Chris starrte weiterhin völlig verwirrt den Fernseher an ohne wirklich wahrzunehmen, was dort lief. Ihr kleiner Sohn Maik saß im Laufgitter und plapperte laut immer wieder nur ein und dasselbe Wort vor sich hin. Es war das einzige Wort, was er bisher konnte:

    „Papa, Papa, Papa."

    Im selben Moment klingelte es an der Haustür. Chris brauchte einige Zeit um sich aus ihrer Erstarrung zu lösen und realisierte die Türklingel erst beim zweiten Läuten. Wie in Trance ging sie zur Tür und öffnete diese. Vor ihr standen zwei Polizeibeamte. In der Hand hielten sie jeweils ihre Dienstausweise in die Luft, um zu vermeiden, dass Chris ihnen wohlmöglich die Tür vor der Nase zuschlug. Einer der beiden Polizisten, der größere von beiden mit einer leicht schiefen Nase und freundlichem Gesicht, richtete das Wort an sie:

    „Sind Sie Frau Brauer?"

    Chris brachte nur ein Nicken zustande und hatte das Gefühl, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden.

    „Mein Name ist Tim Haas. Es geht um ihren Mann Danny Brauer."

    „Was ist mit ihm?" Ihre Stimme war von Angst erfüllt.

    „Wir haben ihren Mann vor circa eineinhalb Stunden festgenommen wegen schweren Diebstahls. Haben sie schon davon gehört?"

    Chris schüttelte nur benommen mit dem Kopf.

    „Wir hätten da noch einige Fragen an Sie. Haben Sie gewusst, was ihr Mann am heutigen Abend geplant hatte?"

    „Nein .... ich weiß gar nicht, wovon Sie überhaupt sprechen und was hat mein Mann damit zu tun?

    „Er war an einem Autodiebstahl beteiligt. Frau Brauer, wussten Sie, das ihr Mann an kriminellen Machenschaften beteiligt ist?"

    Chris schüttelte wieder nur den Kopf, das Sprechen viel ihr schwer und nur mit Mühe konnte sie dem Polizeibeamten folgen.

    „Frau Brauer, Ihr Mann ist uns nicht ganz unbekannt. Wussten Sie, dass ihr Mann vorbestraft ist?"

    „Ja, aber das ist lange her. Da war er fast noch ein Kind. Seitdem ist er nicht mehr straffällig geworden. Was hat er jetzt hiermit zu tun?"

    „Wir wissen noch nicht so genau, inwieweit ihr Mann in die Sache verstrickt ist. Wir wissen bislang nur mit Sicherheit, dass er daran beteiligt war. Wir beobachten diese Bande schon seit einiger Zeit, konnten jedoch nichts tun bis wir sie heute endlich auf frischer Tat ertappt haben. Wir versuchen diese Leute schon seit einigen Jahren dingfest zu machen und heute ist es uns endlich gelungen."

    Chris hätte ihm gerne gratuliert, doch sie ahnte, dass dem Polizeibeamten ihr Sarkasmus nicht gefallen würde. Deshalb hielt sie lieber ihren Mund. Sie starrte nur auf dem Kaffeefleck auf der Uniform des Beamten und war unfähig sich zu bewegen. Sie merkte, wie sie leicht zu schwanken anfing und Übelkeit stieg in ihr auf.

    „Frau Brauer, geht es Ihnen gut? Sie sind ganz blass", vernahm Chris nun zum ersten Mal die Stimme des anderen Polizeibeamten, dessen Name sie vergessen hatte. Oder hatte er sich gar nicht namentlich vorgestellt? Sie konnte sich nicht erinnern. Doch sein Kollege ließ sich nicht unterbrechen und schien nicht zu bemerken, dass Chris ihm jeden Augenblick in die Arme sinken würde. Er sprach einfach weiter.

    „Ihr Mann steckt da irgendwie mit drin, Frau Brauer. Wahrscheinlich ist er nur ein kleiner Fisch, aber er wurde bereits in den letzten zwei Wochen ein bis zweimal mit diesen Leuten gesehen und er war auch heute dabei."

    „Nein", schrie Chris auf und stolperte rückwärts gegen die Wand. Unfähig sich noch weiter auf den Beinen halten zu können, rutschte sie mit dem Rücken an der Wand hinunter und setzte sich auf den Boden, wo sie schließlich völlig zusammenbrach.

    Die beiden Polizeibeamten halfen Chris auf und brachten sie ins Wohnzimmer, wo sie Chris in einen Sessel bugsierten. Da es Chris sichtlich nicht gut zu gehen schien und sie unter Schock stand, benachrichtigte der Polizeibeamte Herr Haas ihre Mutter Henrietta, die auch sofort vorbei kam. Chris beobachtete stumm die ganze Szene und sie hatte das Gefühl, dass Henrietta hergeflogen war, denn so schnell war ihre Mutter noch nie da gewesen. Ihre Mutter war eine sehr ängstliche Autofahrerin und fuhr äußerst langsam, heute musste sie jedoch hergerast sein. Tim Hass schilderte Henrietta kurz den Sachverhalt und stellte auch ihr die gleichen Fragen, die er zuvor Chris schon gestellt hatte. Auch Henrietta wurde sehr blass und musste sich erst einmal hinsetzen. Sie ließ sich neben Chris auf die Sessellehne nieder und ergriff die Hand ihrer Tochter. Jetzt konnte sie verstehen, warum Chris so verzweifelt war und unter Schock stand. Sie selbst war ebenfalls kurz davor. Henrietta konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte und sagte immer und immer wieder:

    „Ich verstehe das nicht, er ist so ein lieber und netter junger Mann. Das kann einfach nicht wahr sein. Ich kann das einfach nicht verstehen."

    Chris saß noch immer in ihrem Sessel und starrte aus dem Fenster, wo sich der Garten so langsam aber sicher in eine Schlammgrube verwandelte, wenn es nicht bald aufhören würde zu regnen. Sie versuchte zu begreifen, was heute passiert war, und was gerade hier in ihrem Wohnzimmer vor sich ging. Sie hatte das Gefühl, mitten in einem Film zu stecken, mit ihr in der Hauptrolle. Chris bekam nur teilweise mit, was alles besprochen wurde. Sie hörte kaum hin, wollte es einfach nicht hören. Auch dass ihre jüngere Schwester Nicole plötzlich da war und sich um ihre Kinder kümmerte, bekam Chris kaum mit. Nachdem die Polizeibeamten sich endlich verabschiedet hatten und gegangen waren, brachte Nicole ihre Kinder ins Bett. Chris war ihr dafür sehr dankbar, denn Chris saß noch immer in ihrem Sessel und hatte das Gefühl, dass ihre Beine auch jetzt noch nicht ihrem Gewicht standhalten konnten. Ihre Mutter saß ihr gegenüber auf der Couch und starrte ebenfalls vor sich hin. Niemand sagte ein Wort und es war eine furchtbare Stille in dem Haus, was ansonsten selten vorkam. Henrietta wusste jedoch beim besten Willen nicht, was sie ihrer großen Tochter hätte sagen sollen, sie war selbst ziemlich erschrocken. Chris war in einer elenden Verfassung, doch nichts was Henrietta jetzt hätte sagen können, würde Chris den Schmerz und den Schrecken nehmen.

    Nachdem die Kinder eingeschlafen waren, kam Nicole wieder ins Wohnzimmer. Sie nahm Chris in den Arm und verabschiedete sich von ihr. Henrietta jedoch blieb bei ihr. Sie wollte ihre Tochter in dieser Situation nicht allein lassen. Henrietta ging in die Küche und machte Tee und eine Kleinigkeit zu essen. Nach einer Weile kam sie mit einem Tablett wieder ins Wohnzimmer und stellte es neben Chris. Chris schüttelte angewidert mit dem Kopf.

    „Du musst doch etwas essen", sagte Henrietta.

    „Ich kann nicht."

    „Versuch es wenigstens."

    Chris hatte jedoch überhaupt keinen Hunger und ihr wurde beim bloßen Gedanken an Essen gleich wieder übel. Sie fürchtete sich augenblicklich übergeben zu müssen, wenn sie auch nur einen Bissen aß, folglich rührte sie ihr Essen auch nicht an, sie zwang sich lediglich ein bisschen von ihrem Tee zu trinken. Henrietta war wieder in der Küche verschwunden, um ein wenig aufzuräumen. Anschließend kam sie wieder zu Chris ins Zimmer, gab Chris einen Kuss auf die Stirn und sagte:

    „Ich bin müde und werde versuchen ein wenig zu schlafen. Du solltest auch ins Bett gehen und dich ausruhen."

    „Ja", sagte Chris leise.

    Henrietta verließ leise den Raum und verschwand ins Gästezimmer. Chris saß derweil noch die halbe Nacht in ihrem Sessel und versuchte zu realisieren, was passiert war und wie Danny ihr das antun konnte. Was war passiert? Sie konnte nicht glauben, dass ihr Danny das getan hatte, was ihm vorgeworfen wurde, anderseits wusste sie auch von seiner Vergangenheit. Sie hatte gedacht, dass Danny die Vergangenheit jedoch hinter sich gelassen hatte. Sie hatte sich immer davor gefürchtet, dass ihn seine Vergangenheit irgendwann einholen würde, doch nicht so. Danny war immer ihr Fels in der Brandung gewesen. Sie brauchte ihn genauso wie er sie immer gebraucht hatte. Ihre Gedanken drifteten in die Vergangenheit ab.

    Kapitel 2

    Sie kannte Danny nun seit fast sechs Jahren und es war, zumindest für Chris, Liebe auf dem ersten Blick gewesen. Als sie Danny zum ersten Mal traf, war sie gerade mal zwanzig Jahre alt. Sie lernten sich auf einer Geburtstagsfeier von irgendjemandem kennen, dessen Name ihr nicht mehr im Kopf war. Chris war sich nicht einmal sicher, ob sie den Namen des Geburtstagskindes überhaupt je gehört hatte. Es war irgendeine Freundin ihrer Arbeitskollegin Tanja, oder war es ein Freund von ihr gewesen? Sie hatte absolut keine Ahnung.

    Chris hatte gerade eine ziemlich üble Trennung von ihrem Freund Heiko hinter sich. Mit Heiko war sie die letzten drei Jahre zusammen gewesen. Er war ihr erster richtiger Freund gewesen und sie hatte sich immer vorgestellt, ihn einmal zu heiraten. Das war, bevor Heiko sie wegen einer gemeinsamen ehemaligen Schulfreundin hatte sitzenlassen. Rückblickend konnte Chris wohl sagen, dass sie schon damals wusste, dass Heiko nicht der Mann war, mit dem sie alt werden wollte. Er war einfach ihre Jugendliebe gewesen, und nachdem sie beide ihren Schulabschluss gemacht hatten, merkte Chris schon sehr schnell, dass sie nicht denselben Weg gingen. Sie lernten beide neue Menschen kennen und entfernten sich langsam, aber sicher immer mehr voneinander, und doch klammerte Chris sich noch eine ganze Weile an die Hoffnung, dass ihre Beziehung mit Heiko ein gutes Ende nehmen würde. Sie hoffte, dass ihre Liebe zu ihm stark genug war, auch wenn es sich nicht mehr so anfühlte wie am Anfang ihrer Beziehung, so wie es sich anfühlen sollte. Doch auch wenn Chris sich ihrer Gefühle für Heiko nicht mehr ganz sicher war, so hatte es sie dennoch sehr verletzt einfach so ausgetauscht worden zu sein, noch dazu mit einer guten Freundin. Was jedoch am meisten wehgetan hatte, war die Tatsache, dass Heiko sie bereits seit einem halben Jahr betrog und weder er noch ihre Freundin es für notwendig erachtet hatten, Chris reinen Wein einzuschenken. Sie kam sich so dumm und naiv vor. Wie hatte sie das übersehen können, dass die beiden direkt vor ihren Augen eine heimliche Affäre hatten. Sie hätte sich gewünscht, dass Heiko ehrlich zu ihr gewesen wäre, denn dann wäre sie nicht mit ihm vier Monate zuvor in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Sie hätte die beiden nicht nackt in ihrem Bett vorgefunden, nachdem sie etwas früher nach Hause gekommen war, da sie sich an diesem Tag nicht besonders wohl gefühlt hatte und deshalb früher Feierabend gemacht hatte. Nachdem sie Geräusche im Schlafzimmer gehört hatte, hatte sie die Tür aufgerissen, um nachzusehen, woher die Geräusche kamen. Sie hatte nicht die leiseste Vorstellung gehabt, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Sie hatte noch nicht damit gerechnet, dass Heiko zu Hause sein könnte, da er in letzter Zeit immer sehr spät nach Hause gekommen war. Wie blöd von ihr, nicht schon vorher misstrauisch geworden zu sein, aber sie hatte ihm einfach vertraut. Sie waren schon so lange ein Paar, kannten einander schon so lange. Sie waren schon seit Ewigkeiten in eine gemeinsame Klasse gegangen und schon ebenso lange befreundet gewesen, lange bevor sie angefangen hatten, miteinander zu gehen. Chris hätte nie damit gerechnet, dass er sie dermaßen belügen würde.

    Nachdem Chris die Tür zu ihrem Schlafzimmer aufgerissen hatte, hatte sie einfach nur dagestanden und die beiden angestarrt und zu allem Überfluss hatte sie dann noch vor sich hingestammelt und gesagt:

    Oh, tut mir leid." Dann hatte sie die Tür hinter sich wieder zugemacht und hatte angefangen zu weinen. Sie hatte sich in dem Moment so gedemütigt gefühlt. Sie hätte sich ohrfeigen können für ihre eigene Dummheit. Hatte sie sich tatsächlich auch noch bei den beiden dafür entschuldigt, dass sie in ihr eigenes Schlafzimmer ohne anzuklopfen reinmarschiert war?

    Chris hatte noch am selben Abend ihre Sachen gepackt und war todunglücklich wieder zu Hause bei ihren Eltern eingezogen. Weder Heiko noch ihre Freundin hatte sie seither je wieder gesehen.

    Diese ganze Geschichte war nunmehr bald drei Monate her, als sie von ihrer Arbeitskollegin Tanja, mit der sie sich ein Büro teilte und die sich ebenfalls noch in der Ausbildung befand, eingeladen wurde, sie zu dieser Party zu begleiten. Die Party, die ihr Leben verändern sollte. Chris hatte eigentlich gar nicht mitkommen wollen. Sie war nie ein großer Partymensch gewesen. Noch dazu machte ihr die ganze Geschichte mit ihrem Exfreund noch sehr zu schaffen und die Trennung ging ihr immer noch sehr nahe. Sie wollte keine Spielverderberin sein und auf Krampf versuchen, Spaß zu haben. Sie hatte auch Angst, plötzlich in Tränen auszubrechen, wenn sie andere glückliche Paare sah, die ihre Verliebtheit unbedingt zur Schau stellen mussten. Aber da Tanja nicht locker ließ, sie wegen dieser Party zu bedrängen und Chris schon seit Ewigkeiten nicht mehr ausgegangen war, hatte sie schließlich zugesagt, mitzukommen. Ein anderer Grund dafür war, dass auch ihre eigenen Eltern ihr ständig in den Ohren lagen, mal wieder das Haus zu verlassen und sich zu amüsieren. Sie konnte es nicht leiden, dass ihre Eltern immer noch versuchten, sich in ihr Leben einzumischen. Sie war erwachsen und wollte, verdammt noch mal, dann zu Hause bleiben und unglücklich sein, wann es ihr passte. Sie hatte den Freiraum genossen, nachdem sie zu Hause ausgezogen war und hatte nicht vorgehabt so schnell wieder in ihr altes Kinderzimmer zu ziehen. Doch sie hatte so schnell nicht gewusst, wo sie hätte hingehen sollen und ihre Eltern hatten sie auch mit offenen Armen wieder aufgenommen. Zudem waren Wohnungen, die sie sich von ihrem kleinen Ausbildungsgehalt hätte leisten können, rar gesät und so blieb ihr im Augenblickt wohl leider keine andere Wahl.

    Die Party fand in einer Altbauwohnung statt, die aus fünf Zimmern und einen langen Flur bestand. Nach allem was Chris wusste, wohnten hier mehrere Studenten und die Wohnung wurde in Form einer Wohngemeinschaft genutzt. Drei der Zimmer dienten als Schlafzimmer und das größte Zimmer diente als allgemeines Wohnzimmer oder was auch immer. Der Raum war für die heutige Party komplett ausgeräumt worden. Vielleicht befanden sich aber auch ansonsten nicht besonders viele Möbel in diesem Raum. Chris versuchte durch den Schleier von Zigarettenrauch, einige bekannte Gesichter auszumachen. Doch bis auf zwei oder drei entfernte Bekannte waren ihr die Gesichter alle fremd.

    Keine Sorge, wir bleiben zusammen", sagte ihre Begleiterin noch, bevor Tanja sich drei Minuten später von ihrer Seite stahl und sich unter die Leute mischte. Irgendjemand drückte Chris ein Glas Sekt in die Hand ohne überhaupt noch ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln. Chris nahm ein Schluck aus ihrem Glas und verzog das Gesicht. Sie hasste Sekt, weil sie ihn nicht gut vertrug und davon schnell einen Schwips bekam. Dieser Sekt schmeckte zudem einfach absolut furchtbar. Chris sah sich nach einem Tisch oder ähnlichem um, um ihr Glas wegzustellen und sich so dieses grässlichen Getränks entledigen zu können, fand aber keinen geeigneten Platz. Seufzend nippte sie erneut an ihrem Glas und mit der Zeit fing sie an, sich sogar an dieses scheußliche Getränk zu gewöhnen und noch bevor ihr Glas ganz leer war, wurde es auch schon von ihr unbekannter Hand wieder gefüllt. Chris sah resignierend auf ihr Glas in ihrer Hand. Sie trank einen großen Schluck und sah sich in der Menge um. Ihre Arbeitskollegin schien sich köstlich zu amüsieren und tanzte zu irgendeiner wilden Musik mit einigen Leuten, wobei sie sich ständig über den Haufen tanzten, da es ziemlich eng war in dem Wohnzimmer oder für was auch immer der Raum ansonsten genutzt wurde.

    Chris lehnte sich an den Türrahmen und sah dem bunten Treiben zu. Sie ärgerte sich mittlerweile ein wenig darüber, dass sie sich überreden lassen hatte, Tanja zu begleiten. Tanja hatte Chris vermutlich vollkommen vergessen. Sie tanzte nun ziemlich eng mit irgendeinem schmierigen Kerl. Chris fragte sich, ob Tanja an Geschmackverirrungen leidete oder ob es an dem widerlichen Sekt lag, den Tanja ebenfalls getrunken hatte. Vielleicht sorgte der Sekt dafür und ließ ihn in ihren Augen schöner aussehen. Bei Chris hatte der Sekt jedoch nicht solche Auswirkungen. Sie empfand diesen Kerl eher als abstoßend. Chris schüttelte sich angewidert und sah in ihr Sektglas, das bereits wieder, wie auf wundersame Weise, gefüllt worden war. Wer zum Teufel schenkte ihr immer wieder nach, fragte Chris sich und sah um sich herum. War es vielleicht irgendein aufmerksamer Gastgeber oder wollte sie wohlmöglich irgendwer betrunken machen. Wie auch immer, sie kam sich auf jeden Fall ziemlich fehl am Platze vor. Sie kannte so gut wie niemanden hier und sie war auch niemand, der schnell Menschen kennen lernte oder besonders aus der Menge herausfiel. Chris ließ ihren Blick wieder quer durch den Raum schweifen und plötzlich sah sie ihn. Danny.

    Er fiel ihr sofort auf, denn er sah unglaublich gut aus und fiel außerdem absolut aus der Reihe. Vermutlich war er gerade erst gekommen, denn er war ihr vordem noch nicht aufgefallen und er wäre ihr auf jeden Fall aufgefallen, da war sie sich ziemlich sicher. Er hatte ihren Blick sofort angezogen, ebenso wie die einiger anderer Frauen in diesem Raum, wie ihr schlagartig bewusst wurde. Er war ziemlich schnell von mehreren Leuten umringt, zumeist waren es Frauen. Er schien einige Witze zu reißen oder musste ein ziemlich lustiger Typ sein, denn die Frauen, die ihn umringten, kicherten ständig. Wie kleine Schulmädchen, fand Chris. Merkten sie denn gar nicht, wie peinlich sie sich benahmen. Es schien, als wollten sie ihm sofort um den Hals fallen. Chris konnte nicht verstehen, wie man sich dermaßen schamlos an einem Mann ranschmeißen konnte und ihm so deutlich signalisierte, dass man sofort mit ihm ins Bett steigen würde, wenn er sie nur fragen würde. Chris würde das nie fertig bringen und wollte es auch nicht. Sicher, er sah verdammt gut aus, aber Chris würde niemals vor einem Mann so zu Kreuze kriechen wie diese Frauen es gerade machten. Aber was wusste Chris schon. Sie hatte nicht allzu viele Erfahrungen mit Männern gesammelt und bisher nur einen einzigen Freund gehabt, der sie schließlich auch nicht mehr wollte. Wer weiß, vielleicht war es gerade das, was Männer an Frauen anziehend fanden, wenn man sich an sie ranschmiegte und ihnen ihre Brüste entgegenstreckte. Chris schüttelte angewidert mit dem Kopf und doch konnte sie selbst auch den Blick nicht ganz von diesem Kerl lassen.

    Er war entgegen den anderen Gästen absolut underdressed gekleidet und es sah so aus, als wenn er überhaupt nicht in den Spiegel gesehen hätte, bevor er sich zum Aufbruch für diese Party gemacht hatte. Einige andere Gäste, sowohl Frauen als auch Männer, hatten ihrer Kleidung und ihrem Haar scheinbar bei weitem mehr Beachtung geschenkt.

    Später hatte sie Danny einmal von ihrem ersten Eindruck von ihm erzählt und er hatte nur gelacht. Chris hatte mit ihren Mutmaßungen damals ziemlich recht gehabt. Danny verschwendete nie aufwendige Zeit damit, sich Gedanken über seine Klamotten oder seine Haare zu machen und sie hatte es irgendwann aufgegeben ihn daran zu erinnern, zu gewissen Gelegenheiten zumindest ein Hemd anzuziehen. Irgendwann hatte sie darüber hinweg gesehen und immer nur geschmunzelt, dass ihm dann und wann auch der eine oder andere kritische Blick zugeworfen wurde. Chris war es egal. Sie fand, dass Danny immer gut aussah, ob nun in schäbigen Klamotten oder im Anzug, denn auch so etwas befand sich in seinem Kleiderschrank. Bei der Arbeit musste er beinahe täglich einen tragen, ob es ihm nun gefiel oder nicht. In seiner Freizeit bevorzugte er allerdings eher den lässigen und bequemen Klamottenstil. Chris gefiel er in seinen normalen Klamotten eigentlich auch immer am besten. Auch an dem Abend auf der Party, wo sie ihm das erste Mal begegnet war, hatte sie bewundert, wie wenig es ihm auszumachen schien, was andere über ihn oder seinem Outfit dachten. Chris hatte sich unheimlich von ihm angezogen gefühlt und konnte ihren Blick nicht abwenden. An diesem Abend trug Danny eine alte ausgewaschene Jeans und ein weißes und ziemlich eng anliegendes T-Shirt, was auch nicht unbedingt sein neustes T-Shirt sein konnte. Es betonte jedoch seinen gut gebauten Körper und es ließ deutlich seine Muskeln darunter erkennen. Seine dunkelbraunen Haare waren ein bisschen zu lang und fielen ihn ständig in die Augen, was ihm jedoch selbst nicht weiter zu stören schien. Seine Haut im Gesicht und an den Armen war von der Sonne braun gebrannt und wenn er lachte, bildeten sich kleine Grübchen oberhalb seines schmalen Mundes. Dunkle Bartschatten bedecken die untere Partie seines Gesichts. Frisch rasiert war er natürlich nicht und doch konnte seine letzte Rasur noch nicht allzu lange her sein. Wahrscheinlich musste er bei der Arbeit frisch rasiert erscheinen und am Wochenende ließ er es einfach wachsen, mutmaßte Chris.

    Niemals wäre Chris auf die Idee gekommen, ihn anzusprechen. Sie glaubte, nicht den Hauch einer Chance bei so einem Mann zu haben. Auch wenn Chris wusste, dass sie selbst nicht hässlich war, so wusste sie dennoch, dass sie auch nicht gerade umwerfend aussah. Sie sah sich selbst lediglich nur als durchschnittlich an. Sie war weder hässlich noch besonders schön, obwohl sie wusste, dass sie schon eine recht gute Figur hatte. Sie war schon immer ziemlich schlank gewesen und hatte sich nie sonderlich über ihr Gewicht sorgen machen müssen. Sie konnte beinahe alles essen, was ihr lieb war. Mit ihren 1,75 m war Chris nicht gerade klein und ihre langen schlanken Beine kamen in ihrer engen Jeans, die sie an dem Abend trug, wunderbar zur Geltung. Das hatte Tanja zumindest behauptet, bevor sie zur Party aufgebrochen waren. Abgesehen davon war sie aber wohl doch eher nur durchschnittlich mit kleinen Brüsten und langem blonden Haar, welches sie meist offen trug. Chris war mit ihrem Äußeren immer sehr kritisch und war sich oft sehr unsicher.

    Plötzlich sah

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1