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Thriller Quartett 4035 - 4 Krimis in einem Band
Thriller Quartett 4035 - 4 Krimis in einem Band
Thriller Quartett 4035 - 4 Krimis in einem Band
eBook462 Seiten6 Stunden

Thriller Quartett 4035 - 4 Krimis in einem Band

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:





Trevellian und der Cop mit der Schlange (Franklin Donovan)

Bount Reiniger und die Pillen vom Kaliber 45 (Earl Warren)

Bount Reiniger und die Nacht der langen Messer (Earl Warren)

Bount REiniger und der Mord im Transamerika-Express (Earl Warren)









Die drei Maskierten tauchten plötzlich im Gang auf, während die fünftausend Kilowatt starke AMTRAC-E-Lok durch die Berglandschaft von Montana donnerte. Strumpfmasken bedeckten die Gesichter der Gangster, Es war zwei Uhr früh. In einer Stunde sollte Billings, Montana, erreicht werden, die nächste Station auf dem Weg des Transamerika-Express von Seattle nach Chicago. Der Anführer des Trios deutete auf das Personenabteil, dessen Tür offen stand. Ein gleichmäßiges gedämpftes Schnarchen drang aus dem Abteil. Um diese Zeit schliefen die meisten im Zug.

Ein böses Grinsen verzog das Gesicht des ungemein breitschultrigen Anführers. Ein knapper Wink, und er und seine Leute setzten Gasmasken auf, die sie zusätzlich über die Strumpfmasken zogen.

Ein Maskierter hob einen Metallzylinder mit einer Düse daran. Doch bevor er die Abteiltür erreichte, erschien ein verschlafener junger Schaffner. Seine Schrecksekunde war kurz.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum15. März 2023
ISBN9783745228045
Thriller Quartett 4035 - 4 Krimis in einem Band

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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4035 - 4 Krimis in einem Band - Franklin Donovan

    Earl Warren, Franklin Donovan

    Thriller Quartett 4034 - 3 Krimis in einem Band

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    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write ( https://writeapp.io) erstellt.

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    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Thriller Quartett 4034 - 3 Krimis in einem Band

    Copyright

    Trevellian und der Cop mit der Schlange: Action Krimi

    Bount Reiniger und die Pillen vom Kaliber 45

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    Bount Reiniger und die Nacht der langen Messer

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    Bount Reiniger und der Mord im Transamerika-Express

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    Thriller Quartett 4034 - 3 Krimis in einem Band

    Franklin Donovan, Earl Warren

    Dieser Band enthölt folgende Krimis:

    Trevellian und der Cop mit der Schlange (Franklin Donovan)

    Bount Reiniger und die Pillen vom Kaliber 45 (Earl Warren)

    Bount Reiniger und die Nacht der langen Messer (Earl Warren)

    Bount REiniger und der Mord im Transamerika-Express (Earl Warren)

    Die drei Maskierten tauchten plötzlich im Gang auf, während die fünftausend Kilowatt starke AMTRAC-E-Lok durch die Berglandschaft von Montana donnerte. Strumpfmasken bedeckten die Gesichter der Gangster, Es war zwei Uhr früh. In einer Stunde sollte Billings, Montana, erreicht werden, die nächste Station auf dem Weg des Transamerika-Express von Seattle nach Chicago. Der Anführer des Trios deutete auf das Personenabteil, dessen Tür offen stand. Ein gleichmäßiges gedämpftes Schnarchen drang aus dem Abteil. Um diese Zeit schliefen die meisten im Zug.

    Ein böses Grinsen verzog das Gesicht des ungemein breitschultrigen Anführers. Ein knapper Wink, und er und seine Leute setzten Gasmasken auf, die sie zusätzlich über die Strumpfmasken zogen.

    Ein Maskierter hob einen Metallzylinder mit einer Düse daran. Doch bevor er die Abteiltür erreichte, erschien ein verschlafener junger Schaffner. Seine Schrecksekunde war kurz.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Trevellian und der Cop mit der Schlange: Action Krimi

    Franklin Donovan

    Die Beretta Kaliber 22 zitterte in Malcolm Hastings’ Hand. Er hatte die Waffe auf den fast nackten Körper von Jane Chapman gerichtet. Die Schönheit mit der wallenden blonden Haarmähne rekelte sich wollüstig auf dem französischen Bett.

    Mit ihrer Zungenspitze befeuchtete sie ihre vollen roten Lippen.

    Daß Hastings mit der italienischen Pistole auf ihr Herz zielte, machte der abgebrühten Verbrecherin nichts aus. Im Gegenteil. Sie spielte mit ihm. Zeigte ihm deutlich, daß sie keine Angst vor ihm hatte.

    Auch nicht vor seiner geladenen Knarre…

    ***

    Janes feingliedrige Hand glitt zwischen ihren festen Brüsten hinunter. Über ihren flachen Bauch. Verharrte dann. Sie bewegte die langen Beine, die in schwarzen Strümpfen steckten, spreizte die wohlgeformten Schenkel, und ihre Hand glitt noch tiefer.

    Auf der Stirn des Mannes bildete sich ein Netz aus feinen Schweißperlen.

    »Mache ich dich nervös, Malcolm-Baby?«

    Sie flötete die Worte. Doch in den Ohren des Managers klang ihre Stimme wie eine Stahlsäge, die seine Nervenstränge durchtrennte.

    Warum schoß er nicht einfach? Warum tötete er sie nicht? Diese Frau, die sein Leben ruiniert hatte.

    Er konnte es nicht. Obwohl er den Zeigefinger bereits am Abzug hatte. Aber seine Glieder waren wie gelähmt.

    Malcolm Hastings war Jane Chapman hoffnungslos verfallen. Er konnte sie nicht erschießen.

    Und inzwischen hatte er auch die letzte Gelegenheit versäumt, die sich ihm dazu bot.

    Die Tür des geräumigen Schlafzimmer öffnete sich geräuschlos hinter ihm. Der Manager spürte nur einen sanften Luftzug. Und einen plötzlichen, heftigen Schmerz.

    Der Mann mit der Beretta brach in sich zusammen und blieb reglos am Boden liegen. Sein Genick war gebrochen.

    Jane Chapman blickte auf zu dem großen kräftigen Japaner, der sich ins Zimmer geschlichen hatte.

    »Das wurde aber auch. Zeit, Nagai.«

    Der Asiate betrachtete zufrieden seine Handkante, mit der er Hastings getötet hatte.

    Die blonde Frau zündete sich eine Zigarette an…

    ***

    »Hinterher, Milo!«

    Wir hatten uns seit zwei Tagen an die F ersen von Stoney Watson geheftet. Im Wechsel mit unseren FBI-Kollegen Clive Caravaggio und Blackfeather waren wir ihm in Pornokinos, Pfandleihen und schmierige Imbißstuben gefolgt.

    Irgendwie hatten mein Freund und Kollege Milo Tucker und ich es geschafft, von ihm unbemerkt zu bleiben.

    Bis jetzt.

    Der kleine Ganove hatte sich plötzlich umgedreht, mich angestarrt, und etwas war in seinen Augen aufgeflackert. Etwas wie Panik.

    Er nahm die Beine in die Hand und floh in eine Straße, die aussah wie das Eingangstor zur ewigen Verdammnis.

    Schweren Herzens entschlossen wir uns, die Tarnung fallen zu lassen. Wir mußten an ihm dranbleiben. Stoney war unsere einzige Trumpfkärte in einem Spiel, in dem wir bisher nur verloren hatten.

    Drei Morde. Alle begangen in Midtown Manhattan. Und bei allen die gleiche Todesursache. Gebrochenes Genick.

    Die Opfer: ein prominenter Rechtsanwalt, ein Manager eines Elektronikkonzerns - und ein hoher Bundesbeamter.

    Deshalb hatten wir als FBI den Fall von den Kollegen der City Police übernommen. Denn Mord an Bundesbeamte fiel in unser Ressort.

    Die Verbrechen mußten miteinander zu tun haben. Doch bisher hatten wir keine Verbindung zwischen den Ermordeten herstellen können.

    Außer Stoney.

    Er hatte sich in allen drei Fällen in der Nähe des Leichenfundorts herumgedrückt. Ein Gewohnheitsverbrecher. Ein alter Bekannter sowohl des NYPD als auch des FBI.

    Der Mann, hinter dem ich jetzt mit Höchstgeschwindigkeit herrannte.

    Es war, als ob Stoney Watson mit uns eine Stadtführung durch die miesesten Gegenden von Manhattan veranstalten wollte. Zunächst lief der kleine Kerl rechts an der Müllverbrennungsanlage vorbei, die ihren wenig dezenten Duft Tag und Nacht in die Großstadtluft blies.

    Wir ließen die eingezäunten und heruntergekommenen Piers am Hudson River hinter uns. Der Ganove warf einen gehetzten Blick über die Schulter.

    Wir holten auf.

    Trotz seiner kurzen Beine hatte Stoney sich zunächst einen ordentlichen Vorsprung zusammengehechelt. Kein Wunder. Der Bursche mußte gut im Training sein. Die Hälfte seines Lebens war er flitzen gegangen, um sich vor den Cops in Sicherheit zu bringen. Und weil ihm das nicht immer gelungen war, hatte er die andere Hälfte seines Daseins in Erziehungsheimen und Gefängnissen verbracht.

    Rings um das tortenstückförmige Motel ›Liberty Inn‹ an der West Street brandete der Verkehr. Mit Todesverachtung warf sich der kleinwüchsige Ganove in den nicht abreißenden Strom von Autos und Trucks.

    Wütendes -Hupen erklang. Ich fürchtete schon, daß es ihn erwischen würde. Seine Angst vor einem Unfall mußte geringer sein als seine Furcht vor uns.

    Und plötzlich kam mir eine Idee. Was, wenn er uns für Gangster hielt? Wir hatten uns nicht als G-men zu erkennen gegeben.

    Das wollte ich schnell nachholen.

    Stoney war in letzter Sekunde einem Truck ausgewichen. Der Driver hatte voll in die Eisen steigen müssen und hupte nun wütend.

    Milo und ich sprangen ebenfalls in den fließenden Verkehr. Wieder blickte sich der Ganove um.

    »FBI!« rief ich und hielt meine Marke mit dem goldenen Wappen gut sichtbar hoch. »Bleiben Sie stehen!«

    Für einen Moment schien der Kleine zu zögern. Doch dann entschloß er sich, im Gewimmel von Manhattans Fleischmarkt unterzutauchen.

    Ich fluchte laut und anhaltend. Hier in dem Dreieck zwischen 14th Street, Gansevoort und Hudson Street ist eine der besten Gegenden, um Verfolger abzuhängen. Überladene Fleischtransporter reihten sich an den Gehsteigen. Zwischen ihnen ist manchmal nur wenige Fußbreit Platz. Muskulöse Kleiderschränke in blutbeschmierten weißen Kitteln wuchten die Kadaver von Schafen, Rindern und Schweinen aus den Kühlwagen, um sie an Laufkatzen zu hängen, so daß sie hinter den Plastikschwingtüren in den Schlachthöfen weiterverarbeitet werden können.

    Der Gestank von Blut und Dieseltreibstoff hing in der schweren Luft.

    In diesem Moment rutschte Stoney Watson in einer öligen Pfütze aus!

    Milo und ich tauschten mitten im Lauf einen triumphierenden Blick. Noch fünfzig Yards, und wir würden ihn am Kragen haben. Was wir dann mit ihm anstellen wollten, darüber würden wir uns später Gedanken machen.

    »Vorsicht, Jesse!«

    Der Warnruf meines Freundes kam zu spät. Ich hatte mich so auf Stoney konzentriert, daß ich den Schlachtereiarbeiter übersah, der sich gerade mit Schwung eine Schweinehälfte über die Schulter geworfen hatte.

    Ich rannte mitten in das tiefgefrorene Fleisch hinein. Prallte voll dagegen.

    Für einen Moment kam ich mir vor wie der Schauspieler Sylvester Stallone, der in ›Rocky‹ als Boxer im Schlachthof trainiert und auf die Tierkadaver eingedroschen hatte. Doch dieser Eber hätte mich beinahe ausgeknockt.

    »Passen Sie doch auf!« herrschte Milo den Mann mit der Schweinehälfte an. »Wir haben hier einen Einsatz!«

    »Was glaubst du, was ich hier tue, du Würstchen?«

    Der Arbeiter mit der blutbefleckten Schürze ließ das gefrorene Fleisch in den Rinnstein fallen und schwang seine riesige Faust in Richtung von Milos Kinn. Er schien nicht abgeneigt, seinen öden und anstrengenden Job durch eine kleine Schlägerei etwas aufzulockem.

    Ich konnte nicht zulassen, daß er meinen Freund durch die Mangel drehte. Zumal einige weitere Riesen in Weiß nun ihrem Kollegen zu Hilfe kommen wollten.

    Mit einem herzhaften Judo-Fußfeger riß ich den ersten von den Beinen. Er schlidderte unter den Truck.

    Den nächsten empfing ich mit einem Kopfstoß gegen sein Kinn. Bei diesen rauhen Burschen mußte man gleich von Anfang an hart durchgreifen, wenn man überleben wollte.

    Milo machte ebenfalls kurzen Prozeß. Sein Gegner war zwar größer und schwerer als der blonde G-man. Aber diesen Nachteil konnte mein Kollege durch Schnelligkeit und Taktik ausgleichen.

    Wie alle anderen FBI-Agenten werden wir ständig in den Techniken des waffenlosen Zweikampfs gedrillt. Deshalb haben wir die besseren Karten gegen Zeitgenossen, die sich ohne Sinn und Verstand auf der Straße prügeln wollen.

    Trotzdem - ich mußte mich nun mit zwei Angreifern gleichzeitig herumärgern.

    Ich unterlief die Fausthiebe eines baumlangen Schwarzen und tauchte gleichzeitig in den toten Winkel des anderen, der seinem flammendroten Haar nach ein Ire sein mochte. Ich verpaßte ihm einen Leberhaken und sprang aus dem Stand auf die Hebebühne eines Trucks, der, zum Ausladen bereit, in der zweiten Reihe parkte.

    Das war nicht klug. Die Hebebühne des Spezialfahrzeugs war vereist. So etwas darf normalerweise nicht passieren. Die Kühlung mußte defekt sein. Jedenfalls glitt ich aus und knallte mit dem Schädel auf das harte Straßenpflaster.

    Mit Gejohle stürzten sich die beiden Arbeiter auf mich.

    Ich rollte mich zur Seite und verteilte schnell zwei oder drei Fußtritte. Das verschaffte mir einen winzigen Moment Luft, bevor sie wieder angriffen.

    »Mach ihn platt, Paddy!« heiserte der Schwarze.

    Der Ausruf bestätigte meine Vermutung. Paddy werden die Iren in New York genannt. Deshalb heißt bei uns ein Streifenwagen im Volksmund auch ›Paddy Wagon‹ - weil traditionsgemäß immer noch viele irischstämmige New Yorker beim NYPD arbeiten.

    ›Paddy‹ griff an. Er hatte sich als Schlagwaffe eine enorme gefrorene Lammkeule aus einem Plastikbehälter gegriffen. Ein Hieb damit würde mir glatt den Schädel spalten.

    Ich ließ es gar nicht erst soweit kommen.

    Ich riß den linken Fuß vor die Brust und schoß ihn nach vorne ab. Traf die Magengrube des Iren.

    Er öffnete seinen breiten Mund, japste nach Luft. Und seinen Fingern entglitt das schwere Stück Fleisch.

    Nun wollte der Schwarze nachsetzen.

    Aber ich hatte genug von der Zeitverschwendung. Wir wurden hier auf gehalten, während Stoney Watson schon am anderen Ende von Manhattan angelangt sein mußte.

    Ich zückte kurzerhand wieder meine Marke und zog mit der anderen Hand meine Pistole aus dem Gürtelholster.

    Der Anblick der riesigen SIG Sauer P226 übte eine enorme Wirkung auf die Fleischarbeiter aus.

    »Schluß jetzt!« rief ich. »Wir sind FBI-Agenten. Und Sie hindern uns an einer Amtshandlung!«

    »Okay, Mann!« Der Schwarze in dem ehemals weißen Kittel hob abwehrend die Hände und hielt mir die Handflächen entgegen. »Warum habt ihr Komiker das nicht gleich gesagt?«

    Ich ersparte mir einen Kommentar. Es war einfach Pech gewesen, daß wir mit diesen harten Brocken aneinandergeraten waren.

    Stoney war jedenfalls spurlos verschwunden.

    Wir liefen noch eine Stunde lang herum zwischen den Trucks, dem Frischfleisch und den Verkaufstheken von ›Western Beef‹. Aber der Ganove hatte sich natürlich auf und davon gemacht.

    Enttäuscht schoben wir die Hände in die Hosentaschen und machten uns davon. Vorbei an den mageren jungen Mädchen, die an der Ecke zur Hudson Street ihre Körper feilboten. Eine andere Art von Fleischmarkt.

    Ich verzog das Gesicht. Was für eine dreckige Welt!

    Milo versuchte, unsere Stimmung mit einem Witz aufzubessern.

    »Jetzt haben wir Stoney verloren. Nur wegen dieser blöden Fleischträger. Aber wir werden uns bitter rächen, Jesse!«

    Ich sah ihn an. »Woran denkst du da, Partner?«

    »Wir könnten zum Beispiel heute mittag vegetarisch essen!«

    Wir lachten.

    Doch bei uns beiden blieb das miese Gefühl zurück, versagt zu haben…

    ***

    Bei der Einsatzbesprechung im Büro von Mr. McKee servierte dessen Sekretärin Mandy für alle Anwesenden ihren legendären Kaffee. In der Besprechungsecke saßen außer Milo und mir auch noch unsere Kolleginnen Jennifer Clark und Annie Franceso. Clive Caravaggio und Blackfeather waren inzwischen für einen anderen Fall abgezogen worden.

    Mr. McKee, der Special Agent in Charge des New Yorker FBI District, erhob sich hinter seinem penibel aufgeräumten Schreibtisch und kam mit einem Schnellhefter in der Hand zu der Sitzgruppe hinüber. Jonathan D. McKee trägt als Leiter des FBI Field Office New York letztlich die Verantwortung für jeden Schritt seiner Special Agents. Also auch dafür, daß Milo und ich die Spur von Stoney Watson verloren hatten.

    Trotzdem war aus seinem Blick auch nicht der leiseste Vorwurf zu lesen. Mr. McKee weiß, daß jeder von uns sein Bestes gibt.

    »Watson kann sich nicht in Luft aufgelöst haben«, erklärte Mr. McKee. »Bisher vermuten wir ja auch nur, daß er etwas mit den Mordfällen zu tun haben könnte.«

    »Er ist stets in der Nähe der Leiche gesehen worden, Sir«, erinnerte ich.

    Mr. McKee nickte gedankenverloren und setzte sich zu uns. »Ich habe hier das Vorstrafenregister von Watson. Er ist im Grunde ein kleiner Fisch. Unbedeutende Erpressungen und Trickbetrügereien sind eher seine Spezialität. Ich halte ihn bestenfalls für einen Zuträger des wahren Killers.«

    »Man kann es drehen und wenden, wie man will«, sagte Milo gallig. »Stoney ist der Schlüssel, wenn wir diese Mordserie aufklären wollen. Und wir - wir lassen ihn einfach entwischen!«

    »Auch ein Special Agent kann nicht immer Glück haben«, sagte Mr. McKee weise. »Sie und Jesse haben diesmal einfach Pech gehabt, Milo.«

    »Du kennst doch den alten Spruch, Milo«, warf Jennifer Clark keß ein. »Pech im Spiel, Glück in der Liebe!«

    »Schön wär’s!« seufzte mein Freund.

    »Zurück zum Fall!« Mr. McKee sah unsere hübsche Kollegin an. »Was haben die Computer-Recherchen über die Opfer gebracht, Jennifer?«

    Die Agentin blickte auf den Stapel Papier, der auf ihren Knien lag. »Alle drei Opfer scheinen anständige Bürger gewesen zu sein, Sir. Der Bundesbeamte, Gregory Carson, wurde von den Kollegen in Washington gründlich unter die Lupe genommen, bevor er in den Staatsdienst trat. Das ist schon zwanzig Jahre her. Seitdem ist er routinemäßig immer wieder durchgecheckt worden. Nichts. Auch Montgomery Clifton, der Rechtsanwalt, ist nie auffällig geworden.«

    »Vielleicht arbeitete er ja für das organisierte Verbrechen?« fragte Milo hoffnungsvoll.

    »Fehlanzeige. Der gute Mann hat stets langweilige, aber gut zahlende Mandanten gehabt. Rechtsberatung von Unternehmen. Gesellschaftsrecht. Solche Dinge.«

    »Und dieser Manager? Malcolm Hastings?« wollte der Chef wissen.

    »Er war der Verkaufsleiter von Softex Electronics. Eine Firma, die Computerprogramme entwickelt und verkauft. Auch über ihn ist uns nichts Negatives bekannt.«

    Mr. McKee nahm einen großen Schluck Kaffee. »Trotzdem sind diese drei Männer jeweils durch Genickbruch ermordet worden. Es muß noch weitere Gemeinsamkeiten zwischen ihnen geben. Wir arbeiten in diesem Fall eng mit dem NYPD zusammen. Denn streng genommen fällt nur der Tod von Gregory Carson in unsere Zuständigkeit. Weil er Bundesbeamter war.«

    Der Chef senkte seinen Blick auf den Schnellhefter und verteilte die Aufgaben.

    »Jesse und Milo, Sie versuchen weiterhin, die Rolle von Stoney Watson bei diesen Verbrechen zu beleuchten. Er ist ja wohl in Unterweltkreisen kein unbeschriebenes Blatt. Sie, Annie, halten unseren Kontakt zur City Police. Dort bearbeitet ein gewisser Detective Sergeant Louis Fernando vom Precinct an der West 47th Street diese Morde. Und Jennifer, Sie kümmern sich um das Vorleben der Opfer. Vielleicht hat ja doch einer von ihnen einen schwarzen Fleck auf seiner weißen Weste!« '

    Wenn es so war, würde es Jennifer Clark schon herausfinden, da waren wir uns sicher.

    Wir erhoben uns und machten uns an die Arbeit.

    ***

    Bob Duffy gähnte.

    Verschlafen rieb er sich die Augen. Es war erst halb sechs. Doch er hörte schon, wie seine Freundin Jane Chapman unter der Dusche den neuesten Song von Madonna trällerte.

    Der muskulöse junge Mann streckte beide Arme, räkelte sich, gähnte herzhaft, dann schwang er sich aus dem Bett.

    Mißgelaunt betrachtete er die kleine Pfütze, die sich auf dieser Seite der Badezimmertür gebildet hatte. Das passierte immer, wenn jemand duschte. Der Vermieter saß auf den Ohren. Der Schaden würde nie repariert werden. Und ein besseres Apartment konnte sich Duffy von seinem Gehalt als Police Officer beim New York Police Department nicht leisten.

    Ja, wenn ich erst Sergeant wäre…! dachte er und schlüpfte in den weichen weißen Frotteebademantel, den ihm seine Freundin zum letzten Weihnachten geschenkt hatte.

    Die Vorstellung von ihrem nackten, wohlgeformten Körper beflügelte ihn ganz ungeheuer. Oft träumte er davon, wie er ihr ein schöneres Leben ermöglichen würde, falls es mit seiner Beförderung klappte.

    Bob Duffy war gut. Einer der besten Cops des ganzen Precinct. Das hatte sein Lieutenant oft genug gesagt. Und die Truppe brauchte dringend Leute, die sich mit Leib und Seele dem Job verschreiben.

    Und so einer war Duffy.

    Eine andere Karriere lag außerhalb seines Vorstellungsvermögens. Er hatte immer nur Cop sein wollen. Seit seiner Kindheit. Und vor einigen Jahren war nicht nur dieser Traum in Erfüllung gegangen. Sondern er hatte vor sechs Monaten auch noch diese Wahnsinnsfrau kennengelernt.

    Jane Chapman.

    Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und ihr schien es genauso zu gehen. Jedenfalls hing sie immer an seinen Lippen, wenn er ihr von seinem gefährlichen Job erzählte.

    »So wild ist es beim NYPD gar nicht«, sagte Bob oft bescheiden, wenn sie ihn abends bat, von seinem Arbeitstag zu berichten. »Achtzig Prozent meines Jobs bestehen aus Tätigkeiten, die nichts mit Kriminalitätsbekämpfung zu tun haben.«

    Er konnte diese Zahl zwar selbst nicht recht glauben. Aber sie stand in den offiziellen Stellenangeboten der City Police. Also mußte sie wohl stimmen.

    Und gerne zählte er immer wieder die Sozialleistungen auf, die er als Cop genießen konnte. »Mir stehen jetzt siebenundzwanzig bezahlte Urlaubstage pro Jahr zu, Jane! Und kostenlose medizinische Versorgung! Und…«

    Die Blondine unterdrückte immer ein Gähnen, wenn er sich über die Sicherheiten seines Jobs ausließ.

    Bob Duffy war in ihren Augen ein ausgesprochener Langweiler. Wären da nicht seine Qualitäten im Bett und seine Kenntnisse der Polizeiarbeit gewesen, sie hätte ihn schon längst auf den Mond geschossen.

    Aber das durfte sie nicht. Man hatte es ihr verboten. Und sie wußte, daß sie ihren Befehlen besser gehorchte…

    Jane Chapman hörte unter der Dusche, wie Duffy in der winzigen Küche seines Apartments hantierte. Nun würde er Orangensaft aus dem Kühlschrank holen. Wie jeden Morgen. Damit er genug Vitamine bekam.

    Sie verzog verächtlich ihr hübsches Gesicht, als sie an seinen Gesundheitsfimmel dachte. Und an seine mickrigen Karrierepläne beim Police Department.

    Was für ein Spießer! dachte die junge Frau, die in der vergangenen Nacht mitleidlos den Mord an Malcolm Hastings beobachtet hatte. Ich werde froh sein, wenn ich ihn endlich los bin…

    Sie drehte die Brause ab und tastete nach dem Handtuch. Durch das heiße Wasser war die Luft in der Naßzelle so undurchdringlich wie echter Londoner Nebel.

    Jane fluchte. Dieser raffgierige Vermieter würde den Dunstabzug bis zum Weltuntergang defekt lassen. Und der kleinkarierte Bob Duffy würde sich auch in tausend Jahren kein besseres Apartment leisten können… Und überhaupt: Wo war dieses verflixte Handtuch?

    Sie tastete danach. Aber sie fand es nicht.

    Statt dessen spürte sie die harten Muskeln des Cops, der zu ihr in die Dusche stieg.

    Schlagartig wich ihr auf kommender Ärger der Erregung. Denn Duffy hatte das große Badetuch in seinen Händen. Und er begann sie damit trockenzureiben, ganz sanft und zärtlich und überall, daß heiße und kalte Wonneschauer durch ihren Körper fuhren.

    Aufstöhnend vereinigten sich die Frau und der Mann in der engen Duschkabine. Ihre Bewegungen wurden immer schneller, hastiger, drängender und wilder, ihr Keuchen lauter.

    Schließlich kamen sie wieder zu Atem.

    »Du warst phantastisch, Darling!« sagte Jane und schmatzte ihm mit ihren sinnlichen Lippen einen Kuß auf den Mund.

    Diesmal meinte sie es ernst. Wenn es um Sex ging, heuchelte sie ihm nichts vor. Nur, was alles andere betraf.

    Denn Jane Chapman war keine Krankenschwester. Sie verdiente sich ihre Brötchen nicht mit Nachtwachen im Bellevue Hospital, wie sie dem Cop erzählte. Vielmehr war sie ein hochbezahltes Edel-Callgirl.

    Und ihr Arbeitgeber war die Yakuza.

    Die japanische Mafia!

    Stoney Watson war gelähmt vor Entsetzen. Ihm ging der Arsch auf Grundeis. So hätte er selbst es jedenfalls ausgedrückt.

    Der kleine Ganove hatte sich in seinem langen Kriminellenleben schon oft in miesen Situationen befunden. Aber das hier toppte alles.

    Eigentlich war der Job ja ganz einfach gewesen. Er hatte rausfinden sollen, ob die Bullen die Leichen gefunden hatten. Und sich am Fundort rumdrücken, um vielleicht die ein oder andere Bemerkung aufzuschnappen.

    So hatten sich das seine Auftraggeber vorgestellt. Damit sie herausfanden, ob in ihre Richtung ermittelt wurde. Und nun hatten sie genau das Gegenteil davon erreicht.

    Stoney hatte sich durch sein Herumlungern verdächtig gemacht. Das FBI war hinter ihm her.

    Und dann hatte er einen dummen Fehler begangen. Er hatte seine Auftraggeber um Hilfe angefleht.

    »Die G-men wollen mich kassieren!« hatte er ins Telefon geblökt, nachdem er die geheime Nummer angerufen hatte, die seine einzige Verbindung zu seinen Bossen darstellte. »Helfen Sie mir, die Stadt zu verlassen!«

    »Ich bedaure, Sir«, hatte die Stimme mit dem leichten japanischen Akzent erwidert. »Sie sind falsch verbunden.«

    Dann war die Verbindung unterbrochen worden.

    Stoney Watson griff sich ans Genick. Noch war seine Halswirbelsäule heil und ganz. Und das sollte auch so bleiben.

    Er verließ die öffentliche Phone Booth und wandte sich Richtung Times Square.

    Am hellichten Tag sah man die trüben Seiten des berühmten Vergnügungsviertels deutlicher als unter dem Schleier der Nacht und dem Blinken der tausendfachen Neonreklamen. Zwar hatten sich die Obdachlosen unter dem eisernen Regiment von Bürgermeister Rudolph Giuliani in andere Gegenden verzogen. Aber es gab immer noch genug von ihnen.

    Das gleiche galt für die Drogenabhängigen und die Ausreißer, die aus allen Teilen der USA hierherkamen. Wie von einem riesigen Magneten angezogen. Doch wenn sie ausgelaugt und zu nichts mehr zu gebrauchen waren, wurden sie mit der gleichen Kraft vom Times Square wieder abgestoßen.

    Stoney Watson kannte das Spiel. Diese Gegend war seit vielen Jahren seine Heimat.

    Der kleine Ganove in dem abgetragenen Anzug ließ seinen Blick nach oben wandern. Waffengegner hatten die ›Death Clock‹ am Times Square anbringen lassen. Die Todesuhr. Sie zeigte genau an, wie viele Schußwaffen momentan in den USA im Handel waren. Und wie viele Menschen von ihnen getötet wurden, seit die Uhr im Januar 1994 zu ticken begonnen hatte.

    Stoney Watson grinste zynisch.

    Ich werde wohl nicht durch eine Kugel draufgehen, dachte er und griff noch mal an sein Genick.

    Der Kriminelle ging weiter, auf das Paramount Building zu. Er mußte nicht in seine Innentasche greifen, um zu wissen, daß er noch genau fünfzig Dollar hatte. Damit konnte er sich ein One-Way-Ticket für einen Greyhound-Bus leisten, die nicht weit vom Times Square am Port Authority Bus Terminal abfuhren.

    Sollte er es wirklich tun? Um dann in irgendeinem Prärie-Nest zu landen und vor dem Nichts zu stehen?

    Das kam nicht in Frage für Stoney Watson. Er brauchte New York wie eine Droge. Wenn er den Big Apple verlassen mußte, konnte er sich ebensogut gleich von diesem verdammten Karate-Killer namens Nagai das Genick brechen lassen.

    Grimmig starrte der Kleinkriminelle vor sich hin. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte. Es gab für ihn nur eine Möglichkeit, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.

    Wieder steuerte er eine öffentliche Phone Booth an. Und wählte die Nummer 335-2700.

    »FBI District New York«, meldete sich eine weibliche Stimme. »Wie kann ich Ihnen helfen?«

    »Verbinden Sie mich mit einem Agenten, der hinter dem Mörder von Malcolm Hastings her ist. Aber presto, verstanden?«

    ***

    Nachdem Bob Duffy aufgebrochen war, um seine Schicht im Precinct anzutreten , machte sich auch Jane Chapman ausgehf ertig. Sie wählte ein Designerkleid, das eng geschnitten war und bis zu den Knien reichte. Es betonte ihre körperlichen Vorzüge außerordentlich, ohne dabei allerdings vulgär zu wirken.

    Niemand hätte sie auf der Straße für eine Frau gehalten, die für Geld zu haben war.

    Eher wirkte sie wie eine vielbeschäftigte Geschäftsfrau, die trotz Streß sorgsam auf ihr Aussehen achtete.

    Mit einem mitleidigen Lächeln dachte sie an ihren ›Freund‹, der jetzt schon im Patrolcar sitzen oder sich mit allen möglichen üblen Typen herumprügeln mußte. Zu ihrem Glück war Bob Duffy ein völliger Modemuffel. Sonst wäre es ihm wohl verdächtig vorgekommen, daß sie sich mit ihrem schmalen Krankenschwesterngehalt so viele Modellkleider leisten konnte. ‘

    Nun - bisher hatte er noch nichts von ihrem Doppelleben bemerkt.

    Liebe macht wohl wirklich blind, dachte das Callgirl zynisch. Sie ging auf die Straße und winkte sich ein Yellow Cab herbei, das sie zum Ziel ihrer Sehnsucht führte.

    Zur Fifth Avenue.

    Nicht nur die Touristen, auch fast alle New Yorker halten diese Straße für den absoluten Prachtboulevard der Ostküsten-Metropole. Und da liegen sie sicherlich richtig. Besonders auf dem Stück zwischen der neunundfünfzigsten und der vierunddreißigsten Straße reihen sich auf der Fifth Avenue Läden und Firmen mit klangvollen Namen aneinander.

    Ebenso berühmt sind die Gebäude, die hier stehen - Rockefeiler Center, Empire State Building, Sony Building, Trump Tower, Exxon Building und so weiter…

    Jane warf dem jamaikanischen Cabbie lässig eine Zwanzig-Dollar-Note zu und stieg an der Ecke East 53rd Street aus. Dort befand sich das Rolex Building. Und schräg gegenüber die St. Thomas Episcopal Church.

    Wenn die Blondine mehr Sinn für Symbole gehabt hätte, wäre ihr das aufgefallen. Auf der einen Seite das Gotteshaus, das auf die Vergänglichkeit menschlichen Lebens hinwies, auf der anderen das renommierte Uhrenunternehmen, das diese Vergänglichkeit in meßbare Größen faßte.

    Aber für solche Gedanken hatte Jane Chapman keine Zeit.

    Obwohl sie noch gar nicht wissen konnte, daß sie nur noch acht Stunden zu leben hatte…

    ***

    »Was wollen Sie?«

    Ich wiederholte meine Frage. Noch konnte ich es nicht fassen, daß uns das Glück wieder zu lachen schien.

    Erst war uns Stoney Watson mit Bravour entkommen, hatte uns eine lange Nase gedreht. Und nun rief er höchstpersönlich im Federal Building an, um sich uns auszuliefern.

    Das heißt, wenn er es wirklich war. Gesprochen hatte ich noch nie mit ihm. Obwohl die quengelnde Fistelstimme mit dem New Yorker Akzent durchaus zu ihm paßte.

    »Sie haben mich genau verstanden, Trevellian! Ich will, verflucht noch mal, in Ihr verdammtes FBI-Zeugenschutzprogramm auf genommen werden. Ich kenne die Mörder von Malcolm Hastings, Gregory Carson und Montgomery Clifton!«

    Er spielte seine Trümpfe sofort aus.

    Der Mann mußte wirklich verzweifelt sein.

    Ich fühlte, wie mein Adrenalinspiegel anstieg. Aber trotzdem blieb ich ruhig. Die Freisprecheinrichtung hatte ich eingeschaltet. Daher konnte mein Freund und Partner Milo alles mithören. Und das Tonband lief sowieso.

    »Wer war es, Stoney?« fragte ich.

    »Halten Sie mich für einen kompletten Idioten, Trevellian?« Ich hatte mich ihm vorgestellt, nachdem mir Myma aus der Zentrale den Anruf zugestellt hatte. »Ich packe erst aus, wenn ich heil und unbeschadet an der Federal Plaza sitze! Möglichst auf dem Schoß des Staatsanwalts!« Und er lachte meckernd über den dummen Spruch.

    Ich atmete tief durch. »Also gut, Watson. Wir kommen Sie abholen. Wo sind Sie?«

    »Schon besser, Trevellian. Ich bin in einer Phone Booth gegenüber von einer hübschen kleinen Bar. Bogey’s Place nennt sie sich. Dort werde ich jetzt reingehen und mir ein Coors zischen!«

    »Das Bogey’s Place ist zwischen Broadway und Seventh Avenue, richtig? Gegenüber vom Rivoli Twin Movie Theatre.«

    »Richtig, Trevellian. Beeilen Sie sich. Ich will Sie hier sehen, bevor mein Bier warm wird.«

    Klick.

    Er hatte aufgelegt.

    »Ganz schön frech, der kleine Halsabschneider«, kommentierte Milo. Er hatte alles mitangehört.

    »Stimmt, Alter. Aber ich wette, daß ihm in Wirklichkeit die Knie schlottern. Und das aus gutem Grund. Denn wenn er wirklich weiß, wer dieser verdammte Killer ist, hinter dem wir her sind…«

    »… dann schwebt er in akuter Lebensgefahr«, beendete Milo meinen Satz.

    »So ist es, Alter«, bestätigte ich.

    »Wann ist uns das letzte Mal ein wichtiger Zeuge so dicht vor der Nase abgemurkst worden?« fragte Milo.

    »Ist schon ’ne Weile her, Alter.«

    »Ist aber schon vorgekommen, stimmt’s.«

    Ich nickte. »Allerdings.«

    »Unschöne Sache, sowas.«

    »Was willst du mir sagen, Partner?« fragte ich.

    »Das wir uns beeilen sollten, wenn wir Stoney lebend Wiedersehen wollten.«

    Ja, da hatte Milo recht.

    Wie auf Kommando sprangen wir auf, schnappten uns unsere Jacketts und rasten Sekunden später hinunter in die Tiefgarage. Dort ließen wir uns von der Fahrbereitschaft einen unauffälligen grünen Buick geben.

    Ich glitt hinter das Steuer, mein Freund ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.

    Von der Federal Plaza ist es nicht weit bis zum Broadway. Doch diese wohl bekannteste Straße von New York ist verdammt lang. Sie durchschneidet ganz Manhattan diagonal.

    Wir überlegten erst, das Warnlicht mit dem Magnetfuß auf das Wagendach zu setzen, entschieden uns dann aber dagegen. Es galt, jedes Aufsehen zu vermeiden. Vielleicht waren die Killer ja schon in Stoneys Nähe. Wir mußten die Überraschung ausnutzen.

    »Laut City Police-Akten ist unser kleiner Freund eine richtige Broadway-Sumpfpflanze«, berichtete Milo. »Statt mit Milch wurde er mit wässerigen Cocktails aufgezogen. Lesen gelernt hat er nicht in der Schule , sondern in Pornoheften. Und Touristen gelinkt statt gearbeitet.«

    »Ein reizendes Kerlchen«, gab ich zurück.

    Wir erreichten den Times Square. Hier kreuzte sich der Broadway mit der Seventh Avenue. Es war nicht mehr weit.

    Die bunten Lichter der unzähligen Kinos und Theater leuchteten und blinkten. Die Show-Meile der Stadt empfing uns. Noch etwas trübe bei Tageslicht.

    Die Blechschlange schob sich gemächlich Richtung Norden. Ich nutzte jede kleine Lücke im Verkehr aus. Aber die Sekunden schienen sich so zäh wie Kaugummi in die Länge zu ziehen. Dabei konnten noch keine fünfzehn Minuten vergangen sein, seit der Anruf von Stoney Watson auf meinen Apparat geleitet worden war.

    Endlich sah ich das Movie Princess-Gebäude.

    Ich setzte den Blinker und bog rechts in die 49th Street, die hier die Verbindung zwischen Broadway und Seventh Avenue darstellt. Ich parkte in der zweiten Reihe. Lange würden wir hoffentlich nicht brauchen.

    Milo und ich stiegen aus und betraten die Bar.

    Augenblicklich hatten wir das Gefühl, in dem Film ›Casablanca‹ gelandet zu sein. Es war offensichtlich, warum der Besitzer seinen Laden ›Bogey’s Place‹ getauft hatte. Die Einrichtung war exakt der Kulisse des bekannten Melodramas mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann nachempfunden.

    Die weißen Mauern, die eine nordafrikanische Atmosphäre schufen. Die maurischen Torbögen. Die Sessel und Tische aus Rattangeflecht.

    Ich schaute mich um. Wenn der schwarze Pianist

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