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DIE ZERSTÖRUNG DER WELT: Zeitbombe Patriarchat
DIE ZERSTÖRUNG DER WELT: Zeitbombe Patriarchat
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eBook338 Seiten3 Stunden

DIE ZERSTÖRUNG DER WELT: Zeitbombe Patriarchat

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Über dieses E-Book

Dieses Buch ist ein Beitrag zum Erkennen unserer patriarchal gefärbten Lebenswirklichkeit und der hausgemachten Nöte der Menschheit!
Der Autor entwickelt ungewohnte Gedankengänge zu fundamentalen Fragen der Menschheit: Fragen nach den Göttern, der Schöpfungsgeschichte und der Herkunft des Menschen. Die Ausführungen werden abgeleitet von Mythologien, Märchen und Sagen und sind untermauert durch Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftszweigen wie Anthropologie, Ethnologie, Biologie, Brauchtumsforschung und anderen.
Im ersten Teil des Buches wird der Versuch unternommen die matrifokale Zeit und Gesellschaft - als die Frauen im Mittelpunkt aller Menschengemeinschaften standen - zu skizzieren.
Der zweite Teil widmet sich der Zeit ab etwa 1.200 v. Chr., der für Europa entscheidenden Phase der Völkerwanderung und dem Beginn des Patriarchats. Dabei spannt der Autor den geschichtlichen Bogen von diesem Zeitalter bis zur Jetztzeit in allen Stadien, mit einer Fülle an Fakten und mit aktuellen Details. Die vorliegenden Ausführungen stützen sich auf die Ergebnisse moderner Patriarchatsforschung.
Das Buch ermöglicht es dem Leser zu verstehen, was genau die heute oft fragwürdigen Lebensverhältnisse, die Katastrophen und Probleme unserer Zeit verursacht hat und wie und warum sich solches immer weiterschleppt.

Zeitbombe Patriarchat klingt gewaltig - ist es auch!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. Feb. 2016
ISBN9783734508134
DIE ZERSTÖRUNG DER WELT: Zeitbombe Patriarchat

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    Buchvorschau

    DIE ZERSTÖRUNG DER WELT - Michael Duesberg

    1.  MATRIFOKALITÄT UND PATRIARCHAT

    Einführung und zeitliche Übersicht

    „Mater" (griechisch, lateinisch) heißt die Mutter Materie ist der Stoff, den die Mutter ihren Kindern zur Leibesbildung mitgibt. Materie ist auch der Erdenstoff, den die Urmutter (die „Magna Mater oder „Große Mutter) der Stoffeswelt mitgab.

    Materialismus nennt man eine Weltanschauung, welche das Materielle als einzige Wirklichkeit anerkennt oder die Wirklichkeit von der Materie ableitet. Im Märchen tritt diese Anschauung in der Gestalt der Stief-Mutter auf. („Stief-" = steif und bedeutet hier starr, spröde, fest, hart). Dass sie dem Menschen nicht unbedingt hilfreich ist, zeigen die Märchen.

    Doch das ist vorschnell geurteilt; eigentlich muss es heißen: „Sie ist dem Menschen dann nicht bekömmlich, wenn sie fälschlich an die Stelle der echten Mutter tritt. Wenn sie die Alleinherrschaft an sich zieht." Aus der Bildersprache der Märchen zurück übersetzt heißt das, dass wir alle auch eine echte Mutter haben. Da die Stiefmutter ein Bild für den uns „bestiefmutternden" Materialismus ist, wäre die richtige Mutter die Spiritualität, jene Geisteshaltung, die uns mit den Naturreichen, der ganzen Welt, mit Menschen und Göttern verbindet. Spiritualität ist weder Religion, noch festgelegte Richtung, sondern reinste Vorurteilslosigkeit, weil sie unvoreingenommen Physisches und Geistiges gelten lässt. Spiritualität bedeutet im weitesten Sinne „Geistigkeit" und bezeichnet eine Anschauungsweise, die sich auch dem Jenseits, der Unendlichkeit verbunden weiß. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Spiritualismus, der eine bestimmte, fest umrissene Weltanschauung darstellt.

    In diesem Buch wird auch von alten Göttern erzählt, hauptsächlich von der wunderbaren und geheimnisvollen Großen Mutter aus der steinzeitlichen Vergangenheit. Und ansatzweise wird versucht, die Lebensverhältnisse der Menschen jener fernen Vorzeit zu ertasten. Dass dabei die alte Menschheitsfrage nach der „Wirklichkeit" der Götter auftauchen würde, war klar. Statt schlüssiger Antworten darauf werden ein paar Denkansätze vorgestellt, die man als Anregungen oder aber als Prellbock, sich daran abzustoßen, betrachten kann; oder man ignoriert sie einfach.

    Wer sich mit Göttern beschäftigt, seien es auch solche einer längst vergangenen Zeit, gerät irgendwann in eine Art gedankliche Sackgasse. Er mag diese Götterwelten unter dem Gesichtspunkt der Ethnologie, der Anthropologie, der Theologie, der Kulturgeschichte oder sonst einer Blickrichtung anschauen – irgendwann kann er sich nicht mehr um die Frage drücken: Wie steht es mit der „Realität dieser Götter? Gab es sie: ja oder nein? Und wie bringt man die verschiedenen Götterwelten unter einen Hut? Gab es „richtige und „falsche oder sind sie alle „richtig oder alle „falsch? Sind sie „Bilder einer alten Bildersprache wie unsere Märchen? Wie verhält es sich mit den verschiedenen Schöpfungsgeschichten? Und wie mit den Entwicklungsgesetzen, die von Darwin, Haeckel und anderen Naturwissenschaftlern beobachtet, gefunden und formuliert wurden? Voilà, da haben wir sie schon, die Sackgasse! Wie man es dreht und wendet: Es gibt Widersprüche, und man braucht sie nicht zu leugnen. Und doch erfordert die Unvoreingenommenheit des Forschenden, das Thema nicht der Widersprüche wegen zu meiden.

    Bevor wir uns den Sachbereichen Matrifokalität und Patriarchat zuwenden, soll hier eine kurze Begriffsklärung die weniger gebräuchlichen Fremdwörter der Texte verständlich machen.

    Es gab eine Zeit, da standen Frauen im Mittelpunkt aller menschlichen Gemeinschaften. Diese Sozialform nennt man heute Matrifokalität (frei: die Frau steht im Mittelpunkt der menschlichen Gemeinschaft). Wird jedoch von matrifokaler Zeit gesprochen, so ist ein unbestimmter Abschnitt der Vorzeit gemeint, bei welchem allein die soziale Stellung der Frau feststeht, nicht aber Beginn, Dauer und Ende desselben. Die jahrelangen Forschungen haben viel Erhellendes in dieses zeitliche Kapitel gebracht. Die ethnosoziologischen Begriffe matrilinear und matrilokal bezeichnen Abstammungsverhältnisse und Wohnsitzregeln, wie sie in matrifokaler Zeit üblich waren: Kinder stammten ausschließlich von ihren Müttern ab (matrilinear; eine bewusste Vaterschaft existierte nicht), und so wie heute die Frau in die Sippe des Mannes einheiratet, trat dieser damals zur Sippe der Frau über; das bestimmte dann auch seinen weiteren Aufenthalt (matrilokal).

    Der Begriff Patriarchat (Väter-Herrschaft) oder Androkratie bedeutet Macht oder Machtausübung der Väter/Herrschaft der Väter (im Staat, in der Familie, über Frauen und Kinder), weshalb es zu diesem Begriff kein weibliches Pendant gibt. Der Begriff Matriarchat für Matrifokalität ist irreführend, weil Frauen keine Herrschaft ausübten; allenfalls könnte das bei einigen Amazonenstämmen möglich gewesen sein, doch dort fehlten ja die Männer im Zusammenleben. Letztere wurden nur zu bestimmten Zeiten an ihren Wohnorten aufgesucht oder zu den Frauen eingeladen.

    Dennoch findet der Begriff Matriarchat gelegentlich Anwendung, wo Umstände oder Ereignisse der Matrifokalität beschrieben werden.

    Die Geschichte der Vorzeit ist eng verzahnt mit der Archäologie, der Altertumsforschung. Deren Funde müssen allerdings gesichtet, oft erst zusammengesetzt, zeitlich geordnet und interpretiert werden. Naturgemäß lässt eine größere Anzahl Funde weitergehende Schlüsse zu als wenige Einzelstücke, weshalb heute klarere Aussagen über unsere Vorgeschichte möglich sind als vor hundert Jahren. Dazu einen Überblick von Dr. Kirsten Armbruster über wichtige Funde, Bräuche und Errungenschaften der Altsteinzeit, welche das Bild von der Vorzeit prägen:

    Zeit der heiligen Steine

    (nach K. Armbruster)

    Paläolithikum (Altsteinzeit)

    Älteste und zugleich längste Periode der Urgeschichte. Wildbeutertum (Jäger und Sammler) als gemeinsame sich ergänzende Ökonomie zwischen Frau und Mann. Zeugnisse:

    A.    Venus von Willendorf; Kalkstein, Österreich

    B.    Venus von Menton; Seifenstein, Österreich

    C.    Venus von Lespugue; Elfenbein, Frankreich

    Außer den oben genannten Urmutter-Figurinen wurden Tausende anderer, ähnlicher Figürchen, teils gut erhalten, teils in Stücken, auf der ganzen Erde gefunden. Sie legen Zeugnis ab von einem Kult, der weit verbreitet war. Trotz der zahlreichen weit gestreuten Funde und den überzeugenden Arbeiten vieler Magna-Mater-Forscherinnen und -forscher wird heute in manchen tonangebenden Fachkreisen eine Urmutter-Religion noch immer für unwahrscheinlich gehalten, „weil es fragwürdig und kaum wissenschaftlich erscheint, von einer ungebrochenen Kontinuität im religiösen Bereich über mehrere tausend Jahre auszugehen." (Diese Kritik wurde erstmals 1962 von Peter Ucko geäußert in: The Interpretation of Anthropomorpic Figurines. In: Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland. S. 38-58).

    Wer sich gründlich mit den archäologischen Funden, deren Deutung und den Forschungsergebnissen der heutigen Matrifokalitäts- und Patriarchatsforschung beschäftigt, kommt zu anderen Schlussfolgerungen.

    „Venus von Malta" aus Terrakotta; ca. 3400-3000 v.Chr.

    „Die Venus von Lespugne" paläolithische weibliche Figurine; ca. 20.000 v.Chr.

    ¹ „Vor unserer Zeitrechnung" wird im gesamten Text mit v. u. Z. abgekürzt.

    2.  DIE GROSSE MUTTER

    Die Welt, entstanden aus dem „Urknall"?

    Wie bitte? Silvester-Feuerwerk der Stunde Null? Im Ernst, wer glaubt denn an so etwas? Zuerst Big Bang und dann herumschwirrende Keime, aus denen später pflanzliches und tierisches Leben hervorgehen. Aha! Waren Sie schon einmal Zeuge einer Explosion? Das Ergebnis ist das todsichere Fehlen von Keimen. Explosionen sind sowas von lebensfeindlich!

    Doch es kommt noch wunderbarer: Aus diesen Keimen entstehen zur Geburtsstunde Eins der Flora Urpflänzchen, die sich entfalten und „weiterentwickeln" bis sie, schwups! – Urtiere werden. Und plötzlich krabbelt dann zur Geburtsstunde Eins der Fauna so ein tierischer Urwinzling aus dem Laub der Urpflänzchen, landet vergnügt im Urschlamm und vermehrt sich da ganz ungeniert in keuscher Jungfernzeugung.

    Aber der absolute „Silvester-Knaller ist ja dann das Folgende: Aus diesem „Urwürmchen wird infolge magischer Stoff-Kompositionen, die der Ur-Chemiker Zufall dem Winzling zufächelt, ein sich entwickelndes Urvieh, das in Jahrmillionen zu einem immer höheren Urvieh wird, bis es sich schließlich zum Uraffen hochgemogelt hat. Und selbst der gibt keine Ruhe! Er fängt an, mehr und mehr Fleisch zu fressen und entwickelt aus diesem Grunde ein immer „besseres" Gehirn. Und schwups! wird er dadurch zum Menschen; na ja, sagen wir mal, zum Urmenschen. Arme Vegetarier – kaum Aufstiegsmöglichkeiten!

    Und jetzt noch einmal zurück zu der Frage: Wer glaubt denn an solche Schauergeschichten? Schon der Urknall ist ja geradezu ein Wunder: Den bekommt man nämlich nur hin, wenn die entsprechenden Stoffe vorhanden sind. War da wieder Ur-Chemiker Zufall am Werk? Donnerwetter, muss das ein gläubiger Materialist gewesen sein, der sich so etwas ausgedacht hat! Nach der Maxime „Im Urbeginne war der Stoff", denn ohne Stoff gibt’s keinen Urknall; aber ohne Knall halt auch keinen Stoff. Ja, was denn nun?

    Und die sogenannte „menschliche Entwicklung": Falls Sie jemals vorhaben sollten, auf die Höherentwicklung auch nur einer einzigen Tierart zu warten: vergessen Sie’s! Selbst wenn Sie Jahrmilliarden darauf verschwendeten, Sie würden nie fündig werden. Das Gegenteil, Rückentwicklung und Degeneration, lassen sich da schon eher mal entdecken.

    So, jetzt werden Sie sagen: „Aber die Wissenschaft hat’s doch gesagt! Hat sie? Was man von Wissenschaftlern an Derartigem liest, sind Thesen; sind „Be-Hauptungen, die also im Wortsinne einem Haupt entsprungen sind. Und wie’s in diesem Haupte sonst noch so aussieht: Das möchten Sie vielleicht gar nicht wissen!

    Wer schreibt uns denn eigentlich vor, dass einzig und allein eine materialistische Sichtweise auf die Dinge und Wesen „wissenschaftlich sei? Wenn ein Wissenschaftler behauptet, es gäbe keine Götter, dann ist er vielleicht ein gläubiger Materialist oder Atheist, ein guter Wissenschaftler ist er darum noch nicht: Die Kardinaltugend des Wissenschaftlers ist ja die Unvoreingenommenheit, das Sich-Freimachen von Vorurteilen. So lange der Herr Wissenschaftler das Fehlen von Göttern nicht beweisen kann, darf er ihre Nicht-Existenz nicht als „Wissenschaft postulieren. Sollte eigentlich klar sein, oder? Und wenn er die Weltentstehung tiefgläubig in die Hände eines göttlichen „Ur-Chemikers Zufall" legt, so hat er nur X durchY ersetzt: Was ist dadurch gewonnen?

    Wenn wir schon an etwas glauben sollen, um uns die Urzeit vorstellen zu können, dann doch lieber an etwas Schönes, das Gemüt Bewegendes: tausendmal lieber an erhabene Göttinnen oder Götter, als an Ur-Explosionen, vor-stoffliche Stoffe, chemische Zufälle, menschenverdächtige Keime und fleischgedopte Gehirne! Abgesehen davon: Warum überhaupt an etwas glauben? Betrachten wir doch einfach vorurteilsfrei, was da alles aus der Urzeit von vor ca. 600.000 Jahren stammt.

    Die Jungsteinzeit:

    Von 600.000 v. u. Z. bis in die Jungsteinzeit liegen uns weltweit Tausende Funde von Urmutterfigurinen, ca. 10-20 cm große Figürchen aus Stein, gebranntem Ton oder Lehm, Knochen und Elfenbein, vor, die auf eine Vorzeitgöttin deuten, welche heute von vielen Forschern die Große Mutter genannt wird. Ihr Wesen zu ergründen und Bruchstücke aus verschiedenen Bereichen zu ihrer Mythologie zu rekonstruieren, wird uns durch drei Quellen möglich:

    Dass solche Zeugnisse überleben konnten, verdanken wir einer Tatsache, die später noch behandelt wird.

    Die Große Mutter

    Da dieses Buch hauptsächlich vom Patriarchat handelt, kommt das Thema „Die Große Mutter etwas zu kurz. Deshalb sei auf das Buch „Die Dreieinige Göttin – Streifzüge durch eine etwas andere Kultur hingewiesen.²

    Das Bild der Großen Mutter-Göttin durchzog das Leben der Menschen umfassend und bezog Natur, Erde und Kosmos ohne Brüche oder Trennungen mit ein. Erde, Sonne, Mond und Sterne gehörten genauso zur Göttin, wie der Mensch selbst und die Naturreiche. „Götterwelt und „Erdenwelt waren also noch nicht voneinander getrennt. Im israelischen und christlichen Kulturkreis wird dieser Zustand in späterer Zeit das „Paradies, in der griechischen Kultur das „Goldene Zeitalter, bei den Germanen „die Zeit, da Baldr noch unter den Sterblichen weilte" genannt.

    Die Große Mutter war dreieinig wie ihr Ebenbild, die Menschenfrau. Erde und Kosmos bildeten ihren Leib. Als Jungfrau oder Braut hieß sie die Weiße Göttin, als Mutter oder Herrin die Rote Göttin und als Alte oder Ahnin die Schwarze Göttin. Ihre Dreieinigkeit war aber nicht ausgedacht oder gedanklich konstruiert, wie das beim Christentum später der Fall ist, sondern sie konnte am Leben direkt abgelesen werden: am Menschen (Kopf, Leib, Glieder; oder: Körper, Seele, Geist; oder: Mädchen, Frau, Greisin), an den Naturreichen (Tier, Pflanze, Stein); am Raum (Höhe, Breite, Tiefe), an der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft), an den tragenden Säulen des Menschenlebens (Geburt, Leben/Lieben, Tod), an den drei elementaren „Gezeiten" des Menschenlebens (Tag und Nacht, Sommer- und Winterhalbjahr, Leben und Tod). Die Göttin bewirkte die Menstruation bei den Frauen und die Gezeiten des Meeres; sie gebot über die Fruchtbarkeit der Erde, des Menschen und der Naturreiche; sie war Liebes-, Fruchtbarkeits- und Todesgöttin zugleich. Und sie spann und verwob die drei „Götter-Fäden": den Lebensfaden, den Gedankenfaden und den Schicksalsfaden. Jahrtausende später, unter neuen Namen wie Frau Holle oder Frau Perchta, wurde sie noch immer mit Spinnrad oder Spindel dargestellt. Ihre drei Aspekte traten je nach Tages- oder Jahreszeit und Schicksalssituation stärker oder weniger stark hervor.

    Der Name „Magna Mater" (Große Mutter) stammt ursprünglich aus der archäologischen Fachliteratur und wurde da fast ausschließlich für die phrygische Göttin Kybele verwendet. Zur Erinnerung: Die Phryger waren ein indoeuropäisches Volk, das im 8. Jh. v. Chr. ein großes Reich in Anatolien errichtet hatte. (Homer erwähnt sie in der Ilias 700 v. Chr. als Verbündete der Trojaner).

    Kybele (Κυβέλη) ist der gräzisierte Name der Göttin, welche „Die große Göttermutter vom Berge Ida oder, latinisiert, „Mater Deum Magna Ideae hieß. Daraus wurde dann vereinfachend „Magna Mater".

    Im Anatolischen wird ihr Name mit Kybele oder Kubaba überliefert, ursprünglich mit „Matar Kubile (Mutter Kybele). Älteste Zeugnisse der Göttin stammen aus dem 19. Jh. v. Chr. vom oberen Euphrat (Mesopotamien).

    Kybele galt ursprünglich in Kleinasien und nach der Hellenisierung auch bei den Griechen als die Erzeugerin des Lebens, als Berg- und Erdmutter, als Beschützerin der Städte, sowie als Fruchtbarkeitsgöttin und Göttin des weiblichen Geschlechtes.

    Aus dem 19. Jh. v. Chr. haben wir zwar keinerlei schriftliche Zeugnisse, doch wurden stattdessen in dem Bereich zwischen Balkan, Donau und heutiger Ukraine, einem Gebiet, das die Archäologin Marija Gimbutas als Alteuropa bezeichnet hatte, Tausende von Statuetten aus dieser Zeit gefunden, die durch Brüste, Schamdreieck und teilweise überbreite Hüften gekennzeichnet sind. Insgesamt wird von über 20.000 weiblichen Statuetten aus der Jungsteinzeit berichtet. Solche Figuren wurden auch in Anatolien, unter anderem in der jungsteinzeitlichen Großsiedlung Çatalhöyük gefunden, wo sie bis ins 8. vorchristliche Jahrtausend zurück datiert werden konnten.

    Kopfzerbrechen bereiteten dagegen jene gestaltlich direkt vergleichbaren Figurinen, die geschichtlich sehr viel weiter zurück datiert werden können, teilweise bis um etwa 600.000 v. Chr. Diese scheinen ja zu belegen,

    1994 veröffentlichte der Autor Manfred Kurt Ehmer das Buch „Göttin Erde. In seinen populärwissenschaftlichen Schriften verwendete er erstmals den Ausdruck „Große Mutter für eine kulturübergreifende Interpretation im Sinne einer „ökospirituellen" neureligiösen Auslegung, die die Erde als Verkörperung der Magna Mater oder als Mutter Erde auffasst. Der Autor bezeichnete als Schwerpunkt seiner Aktivität Ökoreligion/Ökospiritualität.

    Nach der Interpretation von Manfred Kurt Ehmer förderte der von der Landwirtschaft vorgegebene Lebensrhythmus im Neolithikum die Vorstellung von der Erde als autarkem Wesen, dessen Kräfte sich im Werden von Flora, Fauna und Mensch zeigen, und das als Große Mutter oder Urmutter allen Seins verehrt wurde. Hieraus soll sich laut Ehmer infolge einer Übertragung dieser fruchtbringenden Eigenschaften auf das Weibliche der Kult einer Magna Mater entwickelt haben.

    Diese Interpretation verbindet er in Europa auch mit der Megalithkultur auf Malta zwischen 4500 und 1500 v. Chr., deren steinerne Bauwerke als Tempel der Großen Göttin gedeutet werden. In den megalithischen Tempelanlagen von Tarxien,Ħaġar Qim und im Hypogäum von Ħal-Saflieni wurden androgyne und weibliche Statuetten, darunter die Venus von Malta, die Sleeping Lady und die fat lady gefunden. Ehmer interpretiert sie als kleine Darstellungen der Muttergottheit. Auf die Magna Mater (Méter megále) sollen auch sämtliche Erdgöttinnen der Alten Ägäis wie zum Beispiel Rhea, Gaia, Demeter und Persephone zurückgehen.

    Erste Spuren solch neuheidnischer/naturreligiöser Bewegungen (Neopaganismus) fanden sich bereits im 18. und frühen 19. Jh. In den 1970er Jahren wurde die Vorstellung von einer Ur- oder Allmutter, die man der Erscheinung der Großen Göttin zurechnet, aufgenommen, um sogenannte ganzheitliche Ansätze zur Erfassung der Erde als einem eigenen Wesen zu beschreiben: im Wicca, in ökospirituellen und ökofeministischen Bewegungen, im spirituellen Feminismus und in Matriarchatstheorien.

    So weit die wissenschaftliche Ausgangslage zur Geschichte der „Großen Mutter", wie sie auch bei Wikipedia zu finden ist. Sie geht schwerpunktmäßig von der Archäologie aus. Die eigentliche Fülle an neuerem Material, Hinweisen, Überblicken und erhellenden Querverbindungen zu anderen Bereichen der Kultur hat bei Wikipedia noch nicht Eingang gefunden.

    Doch nun wird es komplizierter: Für jede wissenschaftliche These über den Ursprung der Großen Muttergottheit und ihre Verbindung zu späteren Göttern oder Fabelwesen der Märchen und Sagen (z. B. Frau Holle) finden sich Anhänger wie Gegner. Das bedeutet, dass jeder Versuch einer ganzheitlichen Zusammenschau aus einem der wissenschaftlichen oder weltanschaulichen Lager mit „Störfeuer und lauten Schmährufen, wie: „Unwissenschaftlich, unbewiesen, Fantasie! zu rechnen hat.

    Jeder Forschende, der sich für das Thema „Große Mutter interessiert und zu recherchieren beginnt, wird zwangsläufig mit Ansichten, die ihm bis dato unbekannt waren oder vernachlässigbar erschienen, konfrontiert und darauf hingewiesen, dass er diese selbstverständlich erst lesen müsse, bevor er mitreden könne. Da es sich bei solchen „Ansichten zumeist um Fachbücher ziemlichen Umfangs handelt, müsste der Forschende Wochen und Monate damit zubringen, diese Fachliteratur zu sichten, um sie entweder dem eigenen Kenntnis- und Erfahrungsschatz beizugesellen oder sachgerecht dagegen argumentieren zu können. Ob er diesen Prozess noch zu Lebzeiten bewältigt, ist dabei ungewiss.

    Überdies war ja von vornherein klar, dass verschiedene Wissenschaftszweige

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