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IM TODESHAUCH DER LEMUREN: Verbaute Wege zum Glück
IM TODESHAUCH DER LEMUREN: Verbaute Wege zum Glück
IM TODESHAUCH DER LEMUREN: Verbaute Wege zum Glück
eBook397 Seiten4 Stunden

IM TODESHAUCH DER LEMUREN: Verbaute Wege zum Glück

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Über dieses E-Book

In diesem Ratgeber schreibt der Verfasser über sechs verbaute Lebenswege, die es wieder freizuräumen gilt. Wege, ohne die wir nicht zu unseren Idealen und damit nicht zum Glück gelangen können. Dass sie "verbaut", von Hürden versperrt und mit Stolpersteinen und Fußangeln überzogen sind, ist noch nicht einmal jedem klar. Doch die Kenntnis dieser Wege und der dort lauernden Gefahren wirkt befreiend und lässt uns leichter mit den großen Problemen unserer Zeit umgehen. Die Hauptkapitel des Buches befassen sich mit den Folgen des Patriarchats, dem Materialismus, dem Egoismus, den Lebenslügen und Illusionen, unserem Staat und Sozialleben und unserer grotesken Geldwirtschaft. Nach der Lektüre dieses Buches werden die Leser um etliche vermeintliche "Feinde" ärmer geworden sein, aber auch erkennen, woran sie wirklich arbeiten sollten. Mit diesem Know-how lassen sich auch die Wege zum Glück wieder freilegen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum2. Mai 2017
ISBN9783743912083
IM TODESHAUCH DER LEMUREN: Verbaute Wege zum Glück

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    Buchvorschau

    IM TODESHAUCH DER LEMUREN - Michael Duesberg

    Michael Duesberg

    IM TODESHAUCH

    DER LEMUREN

    VERBAUTE WEGE ZUM GLÜCK

    Impressum:

    © 2017 Michael Duesberg

    Korrektorat/Satz/Umschlaggestaltung:

    Angelika Fleckenstein; spotsrock.de

    Umschlagbild: Illustration von Edmund Brüning (*1865, unbekannt)

    Das im Buch verwendete Bildmaterial entstammt teilweise wikicommons (zur Wiederverwendung und Änderung gekennzeichnet bzw. gemeinfrei) sowie Bilder und Schemata aus alten Schriften (gemeinfrei).

    Verlag: tredition GmbH, Hamburg

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Michael Duesberg

    IM TODESHAUCH

    DER LEMUREN

    VERBAUTE WEGE ZUM GLÜCK

    VORWORT

    „Wie herrlich weit haben wir’s doch heute gebracht!" Haben Sie diesen Satz schon einmal gehört? Wählen wir bestimmte Zeit-Inseln innerhalb der Vergangenheit aus oder blicken wir auf eng umgrenzte Bereiche unserer heutigen Kultur, so mag diese Aussage sogar stimmen, aber pauschal ist sie falsch. Sie lässt erkennen, dass dem Sprecher entscheidende Dinge unbekannt sind. Was immer wir jedoch an positiven Fakten für die Jetztzeit zusammentragen mögen, dem feinfühligen Zeitgenossen bleibt ein vages Gefühl der Unzufriedenheit erhalten, welches ihn warnt und ihm zuflüstert, dass heutzutage etwas ganz und gar nicht stimmt. Die Frage, um was genau es sich dabei handelt, ist schwieriger zu beantworten. Umso besser, wenn sie gestellt wird! Wenden also auch wir uns dieser Frage zu und gehen wir ihr nach!

    Aus den Problemen unserer Zeit, die vor uns allen ausgebreitet liegen, schälen sich bei genauerem Hinsehen „Problemfelder" heraus, die zwar untereinander vernetzt sind, aber doch auch eigenständige Bereiche bilden. Diese können wir folgendermaßen zusammenfassen:

    1.) Das Patriarchat – die verkannte Gefahr

    2.) Der Materialismus – die einseitige Weltsicht

    3.) Der Egoismus – Wege zum Unglücklichsein

    4.) Das alternde Sozialleben – die falsche Richtung

    5.) Fehler in der Geldwirtschaft – das dreiste Delikt

    6.) Schein vor Sein – wir machen uns zum Affen

    Könnten wir diese sechs Problemfelder erfolgreich auflösen, so hätten wir – na ja, vielleicht nicht gerade den Himmel auf Erden, doch könnten wir durchaus in die Vorstufe eines neuen Goldenen Zeitalters eintreten, eines solchen, wie es die Philosophen und Dichter der Antike begeistert beschrieben haben. Doch das liegt noch in weiter Ferne, weil es zur Auflösung der Problemfelder der ganzen Menschheit bedarf, und diese momentan so uneins und zersplittert auf dem Erdenrund zusammenlebt, dass ihre einzige Gemeinsamkeit just die ist, keine zu haben. Wir sagen im Scherz: „Drei Fachleute – vier Ansichten", und das beschreibt unser Dilemma besser als alle Beispiele.

    Was wir jedoch als Einzelne tun können ist, uns so gründlich mit den Problemen unserer Zeit zu beschäftigen, dass wir sie zuerst einmal selbst verstehen und hernach anderen erklären können. Dass wir unbequeme Wahrheiten akzeptieren lernen. Dass wir unser Bewusstsein so weiten, dass wir wieder Weltbewegendes darin aufnehmen können und nicht nur Wahrheitsschnipsel in Suppenwürfelgröße. Die Arbeit an der Verbesserung der Welt fängt dummerweise immer beim eigenen Selbst an: Um so viel, wie du an dir selbst veränderst, veränderst du auch die Welt.

    Dazu alles Gute und viel Erfolg!

    I. Das Patriarchat – die verkannte Gefahr

    1. Einführung

    2. Was wissen wir über die „Große Mutter"?

    3. Die Dreieinigkeit

    4. Der Kampf gegen die Göttin

    5. Kriege

    6. Verunglimpfung

    7. Beschneidung und Mord

    8. Mann und Frau

    9. Gewalt bis heute

    10. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen

    11. Wider die Natur

    12. „Verbesserungen"

    13. Künstliche Welten

    14. Fazit

    15. Die Zeitalterlehre

    16. Zusammenfassung

    17. Die Folgen für den Einzelnen

    II. Der Materialismus

    1. Einführung

    2. Dummheit

    3. Auf Abwegen

    III. Der Egoismus

    1. Einführung

    2. Das Schwanenspiel

    IV. Schein und Sein

    1. Einführung

    2. Zeit und Schein-Zeit

    2.1 Die manipulierte Zeit

    2.2 Die zwölf Tageszeiten heißen:

    2.3 Wahre Ortszeit (WOZ)

    2.4 Versuch einer Charakteristik der Tageszeiten

    2.4.1 Der Morgen

    2.4.2 Der frühe Vormittag

    2.4.3. Der späte Vormittag

    2.4.4. Der Mittag

    2.4.5. Der frühe Nachmittag

    2.4.6. Der späte Nachmittag

    2.4.7. Der Abend

    2.4.8. Der späte Abend

    2.4.9. Die Nacht vor Mitternacht

    2.4.10. Die Mitternacht

    2.4.11. Die Nacht nach Mitternacht

    2.4.12. Der frühe Morgen

    2.4.13. Zusammenfassung

    V. Sozialleben

    1. Die soziale Umgebung

    1.1 Geistesleben

    a) Kunst

    b) Wissenschaft

    c) Religion

    1.2 Rechtsleben

    a) Gesetzgebung

    b) Politik

    c) Strafverfolgung

    1.3 Wirtschaftleben

    a) Industrie

    b) Produktion

    c) Ernährung

    2. Sozialgestalt

    3. Die Folgen für die Gemeinschaft

    VI. Geldwirtschaft

    1. Geld

    2. Diskontsatz

    3. Zinsen

    Literaturverzeichnis

    Als das Patriarchat sich über 3000 Jahre lang ausgetobt hatte, nahm es sich Mitte des 19. Jahrhunderts nicht etwa die bis dahin gedemütigte MUTTER zur Gemahlin, sondern deren kaltes Gegenbild, die STIEFMUTTER.

    Dieser Ehe entsprossen mehrere problematische Kinder.

    Die MUTTER aber schmachtet seit jener Zeit in den Verliesen der Seele.

    I. Das Patriarchat – die verkannte Gefahr

    1. Einführung

    Stellen wir an den Anfang dieses Hauptkapitels eine provokative Frage: Wer, bitteschön, sollte sich heutzutage noch vor dem Patriarchat fürchten?

    Klar – das Patriarchat war und ist wohl nicht eben ein schönes Kapitel in unserer Kulturgeschichte, darüber sollten wir uns schon einig sein, aber muss es deshalb heute noch eine Gefahr darstellen?

    Wenn Sie dieses Buch aufmerksam lesen, wird Ihnen unsere Geschichte ab ca. 1200 v. Chr (indogermanische Völkerwanderung) und werden Ihnen viele Phänomene des heutigen Lebens in einem ganz neuen Licht erscheinen. „Verändere den zeitlichen Rahmen deines Geschichtsbildes, und du veränderst deinen Blickwinkel auf die Fakten." Lassen Sie den neuen Blickwinkel ruhig auf sich zukommen!

    Wir assoziieren mit „Patriarchat" üblicherweise die Herrschaft der Männerwelt über die der Frauen. Das ist vordergründig richtig, aber nur ein Teil des Problems. Das weitaus größere Problemstück, das unser Denken, Fühlen und Wollen seit etwa sechstausend Jahren prägt, ist das gefährlichere: weil es nicht erkannt wird und wir die Welt weiterhin konsequent nach ihm gestalten. Es verbirgt sich im gewohnt Alltäglichen.

    Mittlerweile scheinen die Frauen in vielen Teilen der Erde „Manns genug (pardon!) zu sein, sich gegen die männliche Bevormundung zur Wehr zu setzen. Wie aber sieht es mit all den anderen Eigentümlichkeiten des Patriarchats aus, jenen, die nicht so bekannt und nur Wenigen vertraut sind? Altlasten, die nicht in gleicher Weise Eingang in unser Bewusstsein gefunden haben? Die sich aber ebenso aus den Anfängen des Patriarchats entwickelt haben wie die Unterdrückung der Frau? Diese unbekannten Seiten sollen hier wirklichkeitsgetreu dargestellt werden nach dem Motto: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.

    2. Was wissen wir über die „Große Mutter"?

    Wenden wir uns zuerst dem Thema zu: „Was gab es denn eigentlich vor dem Patriarchat für eine Lebensweise? Was spielte sich in der Welt ab, bevor sich die patriarchal orientierten Völker während der Indogermanischen Völkerwanderung über die Welt verbreiteten? Tauchen wir in diese Vorzeit ein, so erleben wir eine starke Veränderung gegenüber allen uns heute vertrauten Lebensentwürfen. Die Menschen waren noch nicht sesshaft, sondern schweiften ungebunden über die Erde hin. Sie sammelten als Wildbeuter-Gemeinschaften, was Mutter Erde für sie bereithielt, essbare Pflanzen oder Pflanzenteile, Früchte, Beeren und Pilze und sie fingen Fische, Vögel und Wild, weshalb ihr älterer Name „Jäger und Sammler lautet.

    Welche Sozialformen waren damals üblich? Die Menschen lebten in matrilinearen Sippenzusammenhängen, innerhalb derer die Nachkommen ausnahmslos zur Sippe der Mutter gehörten. In der die Männer ihre eigene (ebenfalls matrilineare) Sippe verließen, wenn sie einer Frau folgten; sie schlossen sich dann als „Externe" dem Clan der Frau an. Die Vaterschaft galt als unbedeutend, weil der Zusammenhang von Beischlaf und Kindersegen unbekannt war (und das auch noch Jahrtausende lang blieb). Diese matrifokalen Sippen mit den externen Männern zogen sammelnd, erntend und jagend über das Land hin. Der größte Anteil an der Nahrungsbeschaffung lag mit etwa 75 – 80 % beim Frauenkollektiv, während die jagende Männergruppe für zusätzliche 20-25 % in Form von Jagdbeute sorgte.

    Die Welt wurde noch als große Einheit erlebt, innerhalb derer die Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, aber auch die Gottheit, die Naturwesen, Geister und Dämonen zusammen existieren und miteinander kommunizierten. Geburt, Leben, Lieben und Sterben waren wie ein ständiges Kommen, Verweilen und Gehen, weil die Weltanschauung noch nicht in ein Diesseits und Jenseits zerlegt und daher grenzenlos weit war. Später nennt man diesen Zustand „magische Zeit, „magische Fähigkeiten, „Hellsichtigkeit, „Clairvoyance oder verweist ihn schlicht ins Reich der Fabel.

    Die allumfassende Muttergottheit jener Frühzeit nannte man später Magna Mater oder Große Mutter. Ihre Verehrung begann wohl frühestens zwischen 600 000 und währte bis etwa 2000 v. Chr.! Die Tatsache, dass unterschiedliche Zeitangaben für ein und dasselbe Geschehen genannt werden, rührt daher, dass bestimmte Entwicklungsstufen und Ereignisse nicht gleichzeitig an allen Stellen der Erde, sondern versetzt stattfanden. So beginnt die indoeuropäische Völkerwanderung im Orient bereits zwischen 4400 und 2200 v. Chr., aber erst um 1200 v. in Europa mit dem Einfall der Dorer nach Griechenland. Dazu kommt, dass manche Wandervölker früh losgezogen waren, sich mit der Urbevölkerung eines geographischen Raumes verbunden hatten und ihrerseits durch spätere Wanderzüge unterworfen, vertrieben oder ausgerottet wurden. Nach der Kurgan-Hypothese gingen die verschiedenen Wanderbewegungen von einem Gebiet in Südrussland um das Schwarze Meer herum aus.

    Sobald wir uns dem Thema Urmutter-Gottheit nähern, befinden wir uns sofort und unerwartet in einer Art Kulturkampf, der unbemerkt, aber heftig um das Thema der Magna Mater ausgefochten wurde und wird. Wir platzen gewissermaßen in eine Auseinandersetzung hinein, welche einerseits die Wurzeln unserer Existenz betrifft, andrerseits mit den Themen „Feminismus, „Patriarchatsforschung, „Vorgeschichtsforschung, „Bewertung und Interpretation archäologischer Funde, Anthropologie, Ethnologie, Sprachforschung und anderen Bereichen zu tun hat. Versuchen wir zu sortieren:

    1.) Es gab und gibt Forscher, welche heute noch allen Ernstes die Existenz einer Gottheit wie der Großen Mutter leugnen oder anzweifeln.

    2.) Ein Teil der mit dem Thema befassten Forscher gesteht der Großen Mutter eine Existenz während der Jungsteinzeit zu, also etwa zwischen 10.000 und 2000 v. Chr. Ab ca. 2000 setzte sich dann der letzte große Schub der indogermanischen Völker in Bewegung.

    3.) Seit Jahren weisen Forscher darauf hin, dass etliche der ausgegrabenen Figurinen, Frauengestalten im Stile der Großen Mutter, viel weiter als bis 10 000 zurückdatiert werden können (z. B. Tan-Tan in Marokko; Rebekhat Ram, Golanhöhen, Israel/Syrien; Laussel, Dordogne und Lespugue, Haute Garonne, Frankreich; Hohler Fels, Schelklingen, Schwäbische Alb, Deutschland; Dolni Vestonice, Mähren, Tschechien; Avdeevo, Russland u. a.).

    Warum also sollten diese Figuren nicht ebenfalls Darstellungen der Urmutter sein? Und es gibt bestimmte Grabstätten im Stil der späteren Gräber zwischen 10 000 und 2000 (z. B. die Höhle von Sima de los Huesos in Atapuerca, Burgos, Spanien), die bis um 600 000 oder 500 000 v. Chr. zurückdatiert werden können. Damit aber würde die Urmutter-Kultur viel weiter als bis 10 000 v. Chr. zurückreichen und mehr oder weniger 600 000 Jahre gedauert haben!

    Abb 1.

    Die Venus von Willendorf, ca. 23 000 v. Chr. Paläolithische Fruchtbarkeitsfigur

    An die schon wissenschaftlich heiklen Fragen hängen sich sodann Vertreter der verschiedensten weltanschaulichen und wissenschaftlichen Richtungen, die eine bestimmte Weltsicht – Matrifokalität oder Patriarchat – vertreten. Ethnosoziologie, Kulturanthropologie, Soziobiologie, Ethologie und andere wetteifern um die Deutungshoheit über die ferne Vergangenheit. Trotz der zahlreichen weit gestreuten Funde und den überzeugenden Arbeiten vieler Magna-Mater-Forscherinnen und -forscher wird heute in manchen tonangebenden Fachkreisen eine Urmutter-Religion deswegen noch immer für unwahrscheinlich gehalten, „weil es fragwürdig und kaum wissenschaftlich erscheine, von einer ungebrochenen Kontinuität im religiösen Bereich über mehrere tausend Jahre auszugehen." (Diese Kritik wurde erstmals 1962 von Peter Ucko geäußert in: The Interpretation of Anthropomorphic Figurines. In: Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland).

    Doch wir kommen nun einmal nicht um die Tatsache herum, dass wir in fast allen indogermanischen Kulturen Hinweise auf eine vor-indogermanische göttliche Urmutter finden. So stoßen wir z. B. in Griechenland auf Ge oder Gaia (die Erde) als Urmutter aller Götter. Viele Forscher behaupten, dass der Ursprung ihrer Verehrung bereits in die Epoche zurückfalle, in welcher die Griechen noch mit den übrigen indoeuropäischen Völkern eine Einheit bildeten. Bei vielen dieser Völker finden sich wesensverwandte Göttinnen. Auch Gaias Töchter Rhea und Demeter galten in bestimmten Regionen und zu gewissen Zeiten als Urmütter.

    Eindeutig ist auch in der irisch-keltischen Kultur die Rolle der Dana: Sie ist die Mutter aller Götter. Sie gestaltete mit ihren Götterkindern die Erde.

    Für die Vertreter ausgeprägt patriarchalen Denkens ist die Vorstellung einer früheren nicht-patriarchalen, mütter-zentrierten (matrifokalen) Gesellschaft fast unerträglich. Und doch gab es sie, ja, es gibt sie heute noch, allerdings weltweit nur noch bei ca. 25 bis 30 Völkern. Das sind:

    ➣die Minangkabau auf Sumatra

    ➣die Tolai in Papua-Neuguinea

    ➣die Bougainvilleer im Südpazifik

    ➣die Marshaller im Westpazifik

    ➣die Palauer im Westpazifik

    ➣die Trobriander im Südpazifik

    ➣die Mosuo in China

    ➣die Khasi und die Garo in Nordostindien, die Nayar in Südindien

    ➣die Akan in Ghana, Togo und der Elfenbeinküste

    ➣die Tuareg in Nordafrika

    ➣die Makonde in Tansania und Mosambik

    ➣die Serer im Senegal

    ➣die Chewa in Malawi

    ➣die Akebu in Togo

    ➣die Luvale in Angola und Sambia

    ➣die Irokesen in den USA und Kanada

    ➣die Navajo, Zuñi, Acoma und Jemez in New Mexico, die Hopi in Arizona, USA

    ➣die Wayúu (Guajiro) und die Wayapopihíwi in Kolumbien und Venezuela

    ➣die Warao in Venezuela

    Abb. 2

    Weibliche Statuette von Samarra 7. Jahrtausend v. Chr.

    Abb. 3

    Die schwäbische Venus vom Hohlefels, ca. 40 000 Jahre alt

    Von 500 000 vor unserer Zeitrechnung bis in die Jungsteinzeit hinein liegen uns Funde Tausender Urmutter-Figurinen vor, ca.10-20 cm großer Figürchen aus Stein, gebranntem Ton oder Lehm, Knochen und Elfenbein, die gestaltlich auf jene Vorzeitgöttin hinweisen. Deren Wesen zu ergründen und Bruchstücke aus verschiedenen Bereichen zu ihrer Mythologie zu rekonstruieren, wird uns durch mehrere Quellen möglich:

    1.) durch besagte Funde selbst; dazu Höhlenmalereien; damalige und spätere Begräbnisformen; Grab-, Tempel-, Stein- und Erdanlagen und deren Anordnung in der Landschaft; überdies Landschafts-, Flur- und Gewässernamen;

    2.) Teile späterer Mythologien, dazu Märchen, Sagen, Gedichte oder Lieder der (patriarchal orientierten) indogermanischen Völker: Inder, Kelten, Germanen, Griechen und anderer;

    3.) spätere Kultformen, Bräuche und Kulturgüter, die erkennbar von früheren abgeleitet oder übernommen worden sind;

    Abb. 4

    „Silbury Hill" in Wiltshire, England, vermutlich um 2600 v. Chr. errichtet

    Abb. 5

    Grabhügel von Leubingen, er datiert in die frühe Bronzezeit.

    Man könnte meinen, das sei ja nun eine hinreichende Menge an Indizien, doch dabei lässt man leicht außer Acht, dass dieselben zeitlich über Jahrtausende verteilt sind und räumlich über Tausende Quadratkilometer verstreut liegen. Selbst ein Zusammenhang von Urmutter-Eigenschaften und den Attributen späterer indogermanischer Göttinnen ist nicht unumstritten. Daher: Ohne umfassende Kenntnisse späterer Mythologien und etwas Fantasie zum Ergänzen der fehlenden Puzzleteile geht also gar nichts, und just diese Fantasie wird Forschenden gern zum Vorwurf gemacht. Man kann daher nur hoffen, dass sich die für dieses Thema eingesetzte Fantasie schon so weit in „exakte Fantasie" (Goethe) umwandeln ließ, dass sie die Vergangenheit möglichst getreu rekonstruiert.

    Und wie sah diese Göttin aus? Was waren ihre Attribute? Wie wirkte sie im Weltganzen? Wir wissen über sie, dass sie z. B. die Menstruation bei den Frauen und die Gezeiten des Meeres bewirkte; sie gebot über die Fruchtbarkeit der Erde, des Menschen und der Naturreiche. Sie war Liebes-, Fruchtbarkeits- und Todesgöttin zugleich. Und sie spann und verwob die drei „Götter-Fäden, den Gedankenfaden, den Lebensfaden und den Schicksalsfaden, in das Schicksalsgeflecht der Menschen, der Welt und der Zeiten. Jahrtausende später, unter neuen Namen wie Frau Holle oder Frau Perchta, wurde sie noch immer mit Spinnrad, Spindel und Rocken dargestellt. Ihre drei Aspekte traten je nach Tages- oder Jahreszeit und Schicksalssituation stärker oder weniger stark hervor. Seitdem Tradition und Brauchtum in Mitteleuropa am Schwinden sind, verlieren nun aber auch diese wertvollsten kulturellen Elemente an Glanz. Eine Frau Holle lockt heute niemanden mehr hinterm Ofen hervor. Und doch galt sie bei Brauchtumsforschern und Sprach- und Literaturwissenschaftlern bis zu den Weltkriegen als die „volksmythologisch bedeutsamste Gestalt der Deutschen (Jakob Grimm, 1785-1863, Begründer der Philologie und Altertumswissenschaft).

    Erst in den letzten 50 Jahren erleben wir eine Art verborgene Renaissance von Frau Holle, Frau Perchta und Luzia durch eine Forschungsrichtung, die während ihrer Entstehungszeit von vielen noch belächelt wurde, nämlich die „Matriarchatsforschung, die sich ganz zwanglos aus den Forschungen von Geschichtswissenschaft, Archäologie, Ethnologie und Soziologie ergeben hatte. Heute lacht kaum noch jemand darüber, höchstens über den Namen „Matriarchat, weil letzterer irreführend ist; geht er doch von einer Art „Macht, „Herrschaft (αρχη = arché) der Frauen aus, wie wir solches vom Patriarchat her kennen. Die Zeit, da Frauen sich im Mittelpunkt menschlicher Gemeinschaften befanden, litt wohl eher nicht unter heimlicher Machtbesessenheit oder anderen männlichen Gelüsten. Darum spricht man heute besser von „Matrifokalität, „matrifokaler Zeit und „matrilinearer Erbfolge (Kinder werden in die Sippe der Mutter geboren). „Matrilokal bedeutet, dass der Mann bei der Ehe (auch geographisch) seine Sippe verlässt und in die der Frau „einheiratet", wodurch er allerdings nicht auch zu dieser gehört, wohl aber zu deren Clan.

    Immer mehr Forscher entdeckten während der letzten 100 Jahre Zusammenhänge zwischen

    ➣den Frauengestalten Holle, Perchta und Luzia in Brauchtum, Märchen und Sagen und

    ➣einzelnen Göttinnen der germanischen Mythologie und wiederum zwischen diesen und

    ➣der Vorzeitgöttin Magna Mater.

    Allmählich schälte sich auch heraus, dass nicht nur berühmte Ausgrabungsstätten wie Catal Hüyük, die Megalithtempel Maltas, die Steinsetzungen und Hügelaufwerfungen Westeuropas oder die Höhlenmalereien Spaniens und Frankreichs etwas über die Weltanschauung der Vergangenheit aussagen, sondern auch die indogermanischen Mythologien, die verschiedenen indoeuropäischen Sprachen und sogar Märchen, Sagen, Dichtung und Brauchtum der eigenen Kultur. Seither ergeben sich ganz neue Aspekte bei der Beschäftigung mit Frau Holle, Frau Perchta und Luzia.

    Noch ein Wort zur Herkunft des Namens „Magna Mater". Dieser stammt ursprünglich aus der archäologischen Fachliteratur und wurde da fast ausschließlich für die phrygische Göttin Kybele verwendet. Zur Erinnerung: Die Phryger waren ein indoeuropäisches Volk, das im 8. Jhdt. v. Chr. ein großes Reich in Anatolien errichtete. Homer erwähnt sie in der Ilias 700 v. Chr. als Verbündete der Trojaner. Im Anatolischen wird ihr Name mit Kybele oder Kubaba überliefert, ursprünglich „Matar Kubile" (Mutter Kybele). Älteste Zeugnisse dieser Göttin stammen aus dem 19. Jahrhundert v. Chr. vom oberen Euphrat. Kybele galt ursprünglich in Kleinasien und nach der Hellenisierung auch bei den Griechen als die Urmutter, die Erzeugerin des Lebens, als (Bergund) Erdmutter, als Beschützerin der Städte, sowie als Fruchtbarkeitsgöttin und Göttin speziell des weiblichen Geschlechtes.

    Kybele (Κυβέλη) ist der gräzisierte Name der Göttin, welche „Die große Göttermutter vom Berge Ida oder latinisiert „Mater Deum Magna Ideae hieß. Daraus entwickelte sich dann vereinfachend Magna Mater.

    1994 veröffentlichte der Autor Manfred Kurt Ehmer das Buch „Göttin Erde". In seinen populärwissenschaftlichen Schriften verwendete er erstmals den Ausdruck „Große Mutter" für eine kulturübergreifende Interpretation im Sinne einer „ökospirituellen" neureligiösen Auslegung, die die Erde als Verkörperung der Magna Mater oder als Mutter Erde auffasste. Diese Interpretation verbindet er in Europa auch mit der Megalithkultur auf Malta zwischen 4500 und 1500 v. Chr., deren steinerne Bauwerke als Tempel der Großen Göttin gedeutet werden. In den megalithischen Tempelanlagen von Tarxien, Ħaġar Qim und im Hypogäum von Ħal-Saflieni wurden androgyne und weibliche Statuetten, darunter die Venus von Malta, die Sleeping Lady und die fat lady gefunden. Ehmer interpretiert sie als kleine Darstellungen der Muttergottheit. Auf die Méter megále sollen auch sämtliche Erdgöttinnen der Alten Ägäis wie zum Beispiel Rhea, Gaia, Demeter und Persephone zurückgehen.

    Erste Ansätze zu neuheidnischen/naturreligiösen Bewegungen (Neopaganismus) gab es auch schon im 18. und frühen 19. Jahrhundert, also vor Ehmers Buch „Göttin Erde" (1994), gewissermaßen als Gegenentwurf zur rationalistischen Weltsicht der Aufklärung. In den 1970er Jahren wurde die Vorstellung von einer Ur- oder Allmutter, die man der Erscheinung der Großen Göttin zurechnet, aufgenommen, um sogenannte ganzheitliche Ansätze zur Erfassung der Erde als einem eigenen Wesen zu beschreiben: im Wicca, in ökospirituellen und ökofeministischen Bewegungen, im spirituellen Feminismus und in Matriarchatstheorien.

    Soweit die Historie der wissenschaftlichen Details, die zum Umfeld der Urmutter-Göttin dazugehört, wie sie ähnlich auch bei Wikipedia und anderen Sammlungen zu finden ist. Sie geht schwerpunktmäßig von der Archäologie und der Sprachforschung aus. Die Fülle an neuem Material, Hinweisen, Überblicken, Erkenntnissen und erhellenden Querverbindungen zu anderen Bereichen der Kultur und Wissenschaft hat auch bei Wikipedia noch nicht vollständig Eingang gefunden.

    Doch nun wird es komplizierter: Für jede wissenschaftliche These über den Ursprung der Großen Muttergottheit und ihrer Verbindung zu späteren Göttern oder Fabelwesen der Märchen und Sagen (z. B. Frau Holle, Waldminchen u. a.) finden sich Anhänger wie Gegner. Das bedeutet, dass jeder Versuch einer ganzheitlichen Zusammenschau aus einem der wissenschaftlichen oder weltanschaulichen Lager mit „Störfeuer und lautem Schmähen, wie: „Unwissenschaftlich! Unbewiesen! Fantasie! zu rechnen hat.

    Jeder Forschende, der sich für das Thema „Große Mutter interessiert und zu recherchieren beginnt, wird zwangsläufig mit Ansichten, die ihm bis dato unbekannt waren oder vernachlässigbar erschienen, konfrontiert und darauf hingewiesen, dass er diese selbstverständlich erst zur Kenntnis nehmen müsse, bevor er mitreden könne. Da es sich bei solchen „Ansichten zumeist um Fachbücher ziemlichen Umfangs handelt, müsste der Forschende Wochen und Monate damit zubringen, diese Fachliteratur zu sichten, um sie entweder dem eigenen Kenntnis- und

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