Im Staub dieses Planeten
Von Eugene Thacker
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Im Staub dieses Planeten - Eugene Thacker
Schmutz«.
I. Drei quaestiones zur Dämonologie
Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert wurde ein Großteil der abendländischen Philosophie an den damals entstehenden Universitäten entwickelt, von denen viele institutionell an die Kirche gebunden waren – wenn auch nicht ohne erhebliche Kontroversen. In dieser Zeit des »scholastischen« Denkens wurde eine Reihe von Diskursformen eingeführt, die zur Grundlage der modernen Philosophie und ihrer dürftigen Verbindung zur modernen Universität geworden sind. So ist zum Beispiel die lectio die Vorläuferin unserer modernen »Vorlesung«, während die disputatio, das gelehrte Streitgespräch, für unsere heutige Form der Diskussion Pate stand. Ausgehend von den mittelalterlichen Rechtsschulen entwickelte sich die quaestio (»Frage«) als eine systematische Möglichkeit, kanonische Gesetzestexte mitsamt den dazugehörigen Kommentaren zu vergleichen. Wenn Unstimmigkeiten gefunden wurden, etwa weil ein Gesetz in einer anderen Region oder zu einer anderen Zeit unterschiedlich abgefasst worden war, nahm man dies zum Anlass, eine Untersuchung oder »Befragung« einzuberufen, um eine Synthese oder eine Versöhnung der Diskrepanzen herbeizuführen.
Im 12. Jahrhundert bauten Philosophen und Theologen die quaestio in ihre Lehren ein, weil sie darin die Möglichkeit erkannten, ein Thema systematisch zu erforschen – üblicherweise eines, das mit theologischen Fragen zu tun hatte oder aus diesen hervorging. In Verbindung mit der damaligen Renaissance der aristotelischen Logik führte dies zu der Art von methodischer, beinahe schon detektivischer Erforschung einer Idee, wie wir sie beispielsweise in den Werken von Thomas von Aquin finden. Die Verwendung der quaestio folgte jedoch keinen strengen Regeln. Thomas fügt die quaestio manchmal in den größeren Rahmen der summa (Summe, Zusammenfassung, Kompendium) mit ein, zu anderen Zeiten bilden die quaestiones dagegen selbst den Rahmen (wie in seinem Werk De malo oder auf Deutsch: Vom Übel).
Hier folgen nun drei quaestiones, die im weitesten Sinne die Dämonologie behandeln, worunter das Studium der Dämonen und des Dämonischen verstanden wird. Aus historischer Sicht sind Dämonen alles andere als gehörnte, ziegenbärtige Mephistos, die uns zum Bösen verführen. Der Dämon ist vielmehr ein ebenso philosophisches wie theologisches und politisches Konzept. Tatsächlich dient der »Dämon« häufig als Platzhalter für irgendeine nichtmenschliche, bösartige Instanz, die gegen den Menschen (will heißen: gegen die Welt-für-uns) handelt.
In Anlehnung an Denker wie Thomas von Aquin folgt jede quaestio einem einfachen Muster: Zunächst wird ein Thema vorgestellt und es werden Annahmen über dieses Thema diskutiert (articulus), dann folgt eine Erörterung von Gegenargumenten (sed contra) und schließlich wird versucht, einen Mittelweg oder eine Lösung zu finden (responsio) – was natürlich häufig in Unschlüssigkeit endet und noch mehr Fragen aufwirft.
Quaestio I – Über die Bedeutung des Wortes »Black« in Black Metal
Articulus
In der Populärkultur wimmelt es von Dämonen, und dennoch glauben wir nicht mehr an sie – das ist jedenfalls die Geschichte, die wir uns selbst erzählen. Wir mögen vielleicht in einem aufgeklärten, technologischen Zeitalter leben, gleichzeitig leben wir aber auch in einer »postsäkularen« Ära, in der die Themen Religion, Theologie und Mystik in oft stumpfsinniger Weise in unsere Welt zurücksickern. Ein typisches Beispiel dafür ist Black Metal. Dabei handelt es sich nicht nur um ein musikalisches Genre, sondern auch um eine Subkultur und eine bestimmte Auffassung von Dämonen und vom Dämonischen in einer Welt religiöser Extreme. Von Black-Metal-Bands ist zwar keine systematische Philosophie des Horrors zu erwarten, doch ihre Musik, ihre Texte und ihre Ikonografie sind relevant wegen der Art und Weise, wie sie auf frühere Vorstellungen des Dämonischen und der Dämonen zurückgreifen – und das in all ihrer Ambiguität. In gewisser Hinsicht gibt es sogar keinen besseren Ausgangspunkt für den »Horror der Philosophie« als Black Metal.
Musikalische Genre-Diskussionen drehen sich häufig darum, was genau das Wesen eines bestimmten Genres ausmacht und was nicht. Kommt es darüber zu Meinungsverschiedenheiten, besteht eine beliebte Lösung darin, das Genre in Subgenres aufzuteilen. Metal bildet hier keine Ausnahme und es kommen fast täglich neue Metal-Subgenres hinzu. So gibt es längst nicht mehr nur den Heavy Metal, sondern auch Death, Speed, Grind, Doom, Funeral und natürlich Black Metal. An Diskussionen über Metal als Musikgenre herrscht also kein Mangel, anders sieht es allerdings mit Diskussionen über die vielen Adjektive aus, mit denen die einzelnen Subgenres unterschieden werden, täuschen diese Adjektive doch über eine Reihe von Ideen und Orientierungen hinweg. Was bedeutet beispielsweise das »Black« (»schwarz«) in Black Metal? Gemeinhin wird Black Metal aus einer Vielzahl von Gründen mit der Farbe Schwarz assoziiert – wegen seiner Bezüge zu schwarzer Magie, Dämonen, Hexerei, Geisterbeschwörungen, dem Glauben an Werwölfe, wegen der Natur des Bösen und allem, was düster und trübselig ist. Black Metal ist schwarz, weil er – so lautet zumindest ein Argument – sowohl seiner Haltung als auch seiner musikalischen Form nach die extremste Form des Metal ist.
Aus all den genannten Assoziationen sticht eine ganz besonders hervor, und das ist die Verknüpfung von Black Metal mit dem Satanismus und der Figur des Teufels. Tatsächlich scheint die Gleichung Schwarz = Satanismus das bestimmende Definitionsmerkmal des Black Metal zu sein. Das ist ganz offensichtlich eine Verkürzung, die wir an späterer Stelle noch korrigieren werden. Zunächst jedoch müssen wir uns die komplizierte Geschichte der Übersetzung und der Terminologie vergegenwärtigen, die der Begriff »Satan« oder »Ha-Satan« auf seinem Weg von der hebräischen Bibel (wo er eine engelhafte Gottheit bezeichnet, die den Glauben der Menschen auf die Probe stellt) über das Koine-Griechisch der Septuaginta und die lateinische Vulgata des Alten Testaments durchlaufen hat, bis er in den Evangelien auftauchte, wo Satan oft als eine bösartige Figur beschrieben wird, die sich eher gegen den monotheistischen Gott als gegen die Menschheit als solche richtet. In der langen Geschichte des Christentums bekam die Figur des Teufels als universeller Gegenspieler Gottes zu verschiedenen Zeiten verschiedene Namen, von denen Satan nur einer ist; und diese Figur ist es wohl, mit der das »Schwarz« in Black Metal identifiziert wird. Black Metal ist natürlich weder das einzige Subgenre im Metal-Bereich noch das einzige Musikgenre im Allgemeinen, in dem es diese Verbindung gibt. Sie lässt sich auch leicht in der Musik von Robert Johnson, in der Carmina Burana oder bei Bands wie Black Sabbath ausmachen. Das Ausmaß jedoch, in dem der Satanismus einen konzeptuellen Bezugspunkt für Black Metal darstellt, ist in der Tat auffallend.
Gehen wir also vorläufig davon aus, dass black/schwarz hier »satanisch« bedeutet. Was folgt daraus konzeptuell? Zum einen wird, wenn wir den Satansbegriff des Mittelalters und der Frührenaissance zum Ausgangspunkt nehmen, die Gleichung schwarz = Satanismus von einer Struktur der Opposition und der Inversion beherrscht. Gegensätze bestimmen das Dämonische ebenso wie das Göttliche; sie prallen im »Krieg im Himmel« aufeinander, der so lebendig in der Offenbarung geschildert und von Milton in Paradise Lost dramatisiert wird. Die Struktur des Gegensatzes definiert auch die mittelalterliche Kirche gegenüber ihren Feinden; diese Rolle weisen die Kirchenräte verschiedenen Aktivitäten zu, von der Hexerei bis zur Geisterbeschwörung, die sowohl das religiöse Recht als auch die religiöse politische Autorität bedrohen. Der Gegensatz ist folglich ebenso politisch wie theologisch und er führt zu den berüchtigten Hexenjagden, Verfolgungen und Inquisitionen der Frührenaissance. In ihrer oppositionellen Form hat die Gleichung schwarz = satanisch die Bedeutung »gegen Gott«, »gegen den Souverän« oder gar »gegen das Göttliche«.
Vom 19. Jahrhundert an ändert sich jedoch das Bild des Satanismus. Vor dieser Zeit kann man eigentlich gar nicht von Satanismus sprechen, jedenfalls nicht im Sinne einer organisierten Gegenreligion samt eigener Rituale, Schriften und Symbole. Rechtlich gesehen wurde bis dahin alles, was wir als Satanismus bezeichnen würden, von der Kirche für Ketzerei erklärt, und der Ketzerei wohnt eine ganz besondere Art der Bedrohung inne – nicht die Bedrohung des völligen Unglaubens, sondern die, auf die »falsche« Weise zu glauben. Als Folge der religiösen Herausforderungen durch die Romantik, die Revolution sowie die Ästhetik der Schauerliteratur und der dekadenten Bewegungen entwickelte Europa im 19. Jahrhundert hingegen etwas, das viel eher dem modernen Satanismus ähnelt. Es unterscheidet sich deutlich von dessen Versionen im Mittelalter und in der Frührenaissance und ebenso von seinen Inkarnationen zum Ende des 20. Jahrhunderts (wie etwa Anton LaVeys Church of Satan). Dieser formalisiertere, »poetische« Satanismus operierte nicht nur durch Opposition, sondern auch durch Inversion, wie sich in Charles Baudelaires damals skandalösem Gedicht »Les Litanies de Satan« (1857) zeigt. Der Satanismus jener Zeit steht rituell und ideologisch in Opposition zur Kirche. Er weist im Kontext des 19. Jahrhunderts große Überschneidungen mit dem Okkultismus, der Magie und selbst mit Ausläufern des Spiritismus auf. Ein entscheidender Aspekt dieses poetischen Satanismus ist die berüchtigte Schwarze Messe, wie sie Joris-Karl Huysmans in seinem Roman Là-bas (1891, dt. Tief unten) rauschhaft schildert – angeblich inspiriert von einer echten Schwarzen Messe, die der Autor besucht haben soll. Jedes Element der Schwarzen Messe, vom blasphemischen Anti-Gebet bis zur erotischen Hostienschändung, zielt auf eine exakte Umkehrung des katholischen Hochamtes.
Wenn wir unter dem »black« in Black Metal »satanisch« verstehen, sehen wir darin das Sinnbild einer konzeptuellen Struktur der Opposition (in der mittelalterlichen, »ketzerischen« Variante) und der Inversion (in der »poetischen« Variante des 19. Jahrhunderts). In dieser Assoziation erkennen wir auch einen Bezug zur natürlichen Welt und zu übernatürlichen Kräften als Mittel, durch die Opposition und Inversion bewirkt werden. Das »Schwarze« gleicht in diesem Fall fast einer Technologie oder einer dunklen Technik. Besonders die schwarze Magie beruht auf der Fähigkeit des Hexenmeisters, die Mächte der Finsternis gegen die des Lichts und eine Reihe von Glaubensüberzeugungen gegen eine andere einzusetzen.
Sed contra
Auf der anderen Seite ist jedem Hörer von Black Metal jedoch bewusst, dass sich die Gleichung schwarz = satanisch nicht auf alle Bands dieser Musikrichtung anwenden lässt. Es gibt viele Black-Metal-Bands, die von einem nichtchristlichen Rahmen ausgehen und sich auf alles Mögliche beziehen, von der nordischen Mythologie bis zu den Geheimnissen des alten Ägyptens. Wählen wir also einen neuen Ansatz und schlagen eine andere Gleichung in Bezug auf die Bedeutung des Wortes »black« in Black Metal vor, die dieses Mal lauten soll: schwarz = heidnisch. Auch dies werden wir später wieder zurücknehmen, aber lassen Sie uns zunächst über den Gegensatz zur Gleichung schwarz = Satanismus nachdenken.
Beim Heidentum geht es zunächst einmal weniger um einen negativen oder reaktiven Modus als vielmehr um eine vollkommen andere und letztlich vorchristliche Auffassung. Historisch gesehen überschneiden sich die verschiedenen Formen des Heidentums mit dem Aufstieg des Christentums als einer beherrschenden religiösen, juristischen und politischen Macht. Als polytheistische – und manchmal pantheistische – Sichtweise stand das Heidentum in krassem Gegensatz zur kirchlichen Lehrhoheit. Aus diesem Grund fielen verschiedene heidnische Formen oft unter das, was die Kirche vieldeutig als Ketzerei bezeichnete. In der Hochrenaissance wurde eine Vielzahl von Praktiken, von der Alchimie bis zum Schamanismus, allgemein mit dem Heidentum in Verbindung gebracht. Die Ideen des Rosenkreuzertums, der Freimaurerei, der Hermetik sowie im 19. Jahrhundert die der Theosophie und des Spiritismus beriefen sich alle auf Verbindungen zu heidnischem Gedankengut. Der Einfluss- und Wirkungsbereich einiger dieser Bewegungen ist sogar noch größer als der des Christentums selbst; die Schriften Madame Blavatskys oder Rudolph Steiners stehen beispielhaft für diese transkulturelle und transhistorische Breitenwirkung. In Büchern wie Isis Unveiled (1877, dt. Isis entschleiert) oder The Secret Doctrine (1888, dt. Die Geheimlehre) behandelt Blavatsky alles von archaischen Mysterienkulten bis zur modernen paranormalen Forschung und liefert damit jene Art von globaler Perspektive, wie man sie aus anthropologischen Klassikern wie James Frazers The Golden Bough (1890, dt. Der goldene Zweig) kennt.
An manchen Stellen überschnitten sich diese verschiedenen heidnischen Formen mit der traditionellen jüdisch-christlichen Anschauung, meist wurden sie jedoch marginalisiert und in manchen Fällen in den Untergrund gedrängt, wo sie Geheimgesellschaften bildeten. Hier zeigt sich ein großer Unterschied zu der vorherigen Assoziation von »schwarz« mit dem Satanismus. Während diese auf der Grundlage von Opposition und Inversion basierte, sind es bei der Gleichung schwarz = heidnisch Exklusion und Alterität, die das Verhältnis zum herrschenden Rahmen des Christentums bestimmen. Ketzerei wurde von der Kirche vorwiegend als eine interne Bedrohung angesehen, das Heidentum wurde dagegen in manchen Fällen ganz anders beurteilt – als äußere Bedrohung. Auch die Ikonografie ist eine andere. Statt der Anrufung von Dämonen und der Schwarzen Messe findet man eher Bilder der Elementar- und Erdkräfte, von Astrallichtern und -leibern, von Metamorphosen zwischen Mensch und Tier, Mensch und Pflanze oder Mensch und der Natur selbst. Im Heidentum steht man immer »auf der Seite« der Natur und ihrer animistischen Kräfte. Hier ist der Magier nicht so sehr jemand, der die Natur als Werkzeug benutzt, sondern eher eine Art Durchleitung für die Naturkräfte. Während man im Satanismus den Versuch findet, dunkle Mächte gegen das Licht zu instrumentalisieren, ist Magie im Heidentum Technik und umgekehrt. Werke wie Éliphas Lévis Dogme et Rituel de la Haute Magie (1855, dt. Dogma und Ritual der Hohen Magie) lesen sich geradezu wie Ratgeberbücher über okkultes Wissen in Theorie und Praxis. Den dunklen Techniken des Satanismus steht also die dunkle Magie des Heidentums gegenüber.
Responsio
Bislang haben wir zwei mögliche Bedeutungen der Farbe Schwarz in der Kultur des Black Metal erörtert. Sie entsprechen den Gleichungen schwarz = Satanismus und schwarz = Heidentum. Die eine folgt der Struktur von Opposition und Inversion, die andere der von Exklusion und Alterität. Was die beiden vereint, ist ihr letztlich auf den Menschen ausgerichtetes Verhältnis zur Natur und den Naturkräften – im Satanismus konnten wir eine dunkle Technik der Mächte der Finsternis gegen die des Lichts feststellen, im Heidentum eine dunkle Magie, die sich auf der Seite der Natur sieht. Trotz ihrer Unterschiede deuten beide Bedeutungen des Wortes »schwarz« auf ihre eine Gemeinsamkeit hin: den anthropozentrischen Blick auf die Welt. Die Welt ist entweder für uns da, um als Werkzeug benutzt zu werden, oder sie existiert als eine nutzbare Kraft in uns. Auch wenn verschiedene heidnische Formen eine animistische oder pantheistische Weltsicht übernehmen, so betonen sie doch stets die Möglichkeit, die Kräfte dieser Welt zu erkennen und zu nutzen; das Ich ist mit der Welt vereint und doch zugleich auch von ihr getrennt. In beiden Bedeutungen von »schwarz« (Satanismus und Heidentum) scheint der menschliche Standpunkt eine Grenze für das Denken darzustellen.
Gibt es jenseits davon noch eine andere Bedeutung von »schwarz«? Es gibt sie, doch sie ist gedanklich schwer zu fassen und fast unmöglich als Wissen zu begreifen, obwohl sie existiert (eigentlich existiert sie nicht, aber die Idee ihres Nichtexistierens existiert). Wie gesagt, bleibt sowohl die satanische als auch die heidnische Variante des Wortes »schwarz« der menschlichen Perspektive minimal verhaftet, wenngleich beide behaupten, dass es auf der Welt unbegreifliche Kräfte gibt. Infolgedessen sind diese dunklen Mächte in gewisser Weise immer »für uns« als Menschen da (die wir uns ihrer entweder bedienen oder »auf ihrer Seite« stehen). Während also die satanische und die heidnische Variante noch an einem anthropozentrischen Faden hängen, versucht eine dritte Position, die wir als »kosmisch« bezeichnen können, sogar diesen noch aufzugeben. Hier gibt es nur das namenlose, unpersönliche »An-sich« der Welt, das uns Menschen gleichgültig gegenübersteht, ungeachtet unserer zahlreichen Bemühungen, die Welt zu verändern, zu formen, zu verbessern und sogar zu retten. Wir können diese Perspektive auch weiter spezifizieren und sie nicht nur als kosmisch, sondern als eine Form von »kosmischem Pessimismus« bezeichnen. Die Sicht des kosmischen Pessimismus ist eine seltsame Mystik der Welt-ohne-uns, eine Hermetik des Abgrundes, ein noumenaler Okkultismus. Es geht um den schwierigen Gedanken einer absolut unmenschlichen, den Hoffnungen, Wünschen und Bemühungen menschlicher Individuen und Gruppen gegenüber gleichgültigen Welt. Der Grenzgedanke des kosmischen Pessimismus besteht in der Idee des absoluten Nichts, und diese Idee kommt unbewusst in den vielen populären Medienbildern von Atomkriegen, Naturkatastrophen, globalen Pandemien und den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zum Ausdruck. Sicherlich sind dies jene Bilder, oder Gespenster, des kosmischen Pessimismus, die sich von den wissenschaftlichen, ökonomischen und politischen Realitäten unterscheiden und unter diesen liegen; dennoch sind es Bilder, die tief in unserer Psyche verankert sind. Jenseits dieser Gespenster liegt der unmögliche Gedanke des Aussterbens, die Vorstellung einer Welt, auf der nicht einmal mehr ein einziger Mensch die Abwesenheit aller Menschen denken kann, wo kein Gedanke mehr die Negation allen Denkens denken kann. Eine weitere mögliche Gleichung für die Bedeutung von »schwarz« lautet daher: schwarz = kosmisch oder besser: schwarz = kosmischer