Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Hundstage in Anafiotika
Hundstage in Anafiotika
Hundstage in Anafiotika
eBook126 Seiten1 Stunde

Hundstage in Anafiotika

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Laura lebt in Chorweiler, und die alte Fofo, die Griechin, wird ihre beste Freundin.
Gemeinsam fahren sie mit dem Bus nach Griechenland.
Fofos Heimat ist Anafiotika, ein altes Stadtviertel direkt unterhalb der Akropolis. Hier fanden vor 100 Jahren Flüchtlinge, die von der Insel Anafi stammten, ihre neue Heimat.
Als Fofo stirbt, erbt Laura Fofos Häuschen, aber es dauert nicht lange, und Fofos Sohn taucht auf und macht ihr das Erbe streitig. Da taucht ein griechischer Hund auf, den Laura in ihr Herz nimmt. Gemeinsam machen sich die beiden Flüchtlinge auf den Weg nach Salamis, einer untypischen griechischen Insel.
Sie lernt Christos, den Tavernenwirt kennen, die große Liebe ist es nicht, und sie kehrt nach Deutschland zurück.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Aug. 2022
ISBN9783347574120
Hundstage in Anafiotika
Autor

Karin Fruth

Guten Tag, ich heiße Karin Fruth und ich lebe seit vielen Jahren in Köln. Mein Mann war Archäologe und wir unternahmen gemeinsam viele Reisen mit dem VW-Bus durch Griechenland, Osteuropa und Tschechien. Mit TRAdeArt Organisation von 80 Kunstausstellungen in Deutschland und Athen für osteuropäische Künstler. Ich besuchte sie in ihren Atelirs und dabei lernte ich viel über ihr Leben in ihren Heimatländern kennen. Durch den viel zu frühen Tod meines Mannes und einer verpfuschten Operation wieder aus dem Koma erwacht und startete einen kompletten Lebens-Neubeginn mit Behinderung. Nun bleibt mir davon nur die Erinnerung an eine schöne Zeit. Aber jetzt habe ich endlich genug Zeit, meine vielen Erlebnisse und Ideen in Bücher zu gießen. Der Verlag Tredition war genau das richtige für mich, denn ich kann mein komplettes Buch allein herstellen, denn alle nötigen Angaben werden durch Vorlagen begleitet . Meine Bücher lassen sich nicht in ein festes Raster pressen, sie sind oft etwas sentimental, machmal etwas zu phantastisch, fast frei von Gewalt und Horror, aber sie haben fast immer ein happy end. Und ich habe noch ein paar Projekte in Arbeit. Die erste Lesung hatte ich im Literaturhaus Köln, weitere sind in der Vorbereitung Karin Fruth https://www.youtube.com/watch?v=Bccj10ZHukoIch bin seit dem 27.07.2022 auch auf youtube zu sehen: https://youtu.be/Bccj10ZHuko Darin stelle ich mich und die griechischen Bücher vor.

Mehr von Karin Fruth lesen

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie Hundstage in Anafiotika

Ähnliche E-Books

Biografie & Memoiren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Hundstage in Anafiotika

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Hundstage in Anafiotika - Karin Fruth

    Hundstage in Anafiotika

    Meine alte Freundin Fofo hatte alles vorher ganz genau gewusst und sie fühlte ganz genau, dass dies ihre letzte Reise nach Griechenland sein würde.

    Wann war das nur gewesen? Ich blättere in meinem alten Tischkalender, ja, da steht: „Abfahrt am 15. August um 22:00 Uhr vom Busbahnhof nach Athen mit Fofo."

    Ach, das ist schon Ewigkeiten her. Ohne Fofo wäre ich niemals nach Griechenland gekommen und dann säße ich auch nicht hier.

    Anfangs hatte ich nie viel mit ihr zu tun, aber nach und nach wurde sie zum einzigen Menschen, zu dem ich Kontakt hatte und der mich irgendwie brauchte.

    Sie lud mich immer häufiger zu einem Kaffee ein, zeigte mir ihre alten Fotos und so nach und nach erzählte sie mir ihr ganzes Leben. Nur mit einem einzigen Satz erwähnte sie ihren ungeratenen Sohn Stelios, der mit 14 Jahren

    einfach mit einem Schiff verschwand, sich nie wieder meldete und der angeblich wohl irgendwo in Brasilien leben sollte.

    Sie hatte sich in Deutschland nie richtig heimisch gefühlt und ihr ganzes Leben in diesem kalten Land war für sie immer nur eine Übergangslösung gewesen, und sie konnte sich als echte Heimat nur Griechenland vorstellen.

    Nach dem Tod ihres Mannes Jorgo vor zwei Jahren war sie einsam geworden und hockte nur noch trübsinnig in ihrem überladenen Wohnzim- mer mit schweren Polstermöbeln, dunkelroten Samtvorhängen und einem hässlichen Alpenpanorama an der Wand, und oft schallten ihre Rembetika- Schallplatten lautstark durch das ganze Treppenhaus. Schließlich sprach sie nur noch mit dem Foto ihres Jorgos, das auf der Anrichte stand, umrahmt von brennenden Kerzen zum ewigen Angedenken, und darüber wachte eine Ikone mit einem ewigen Licht.

    Dann traf es Fofo besonders hart: die vernichtende Diagnose „Krebs im Endstadium" und es folgte eine endlos lange Chemotherapie. Ich war immer für sie da und besuchte sie täglich im Krankenhaus. Die grausame Krankheit hatte sie in ein paar Monaten in ein kleines Frauchen mit vollkommen kahlem Kopf verwandelt. Nur in ihrem verrunzelten Gesicht brannten ihre kohlschwarzen Rosinenaugen voller Energie und Lebensfreude, als sie danach endlich wieder ihre Wohnung betrat.

    Aber wie sollte es jetzt mit ihr weitergehen? Als wir über ihre Zukunft sprachen, kicherte sie leise in sich hinein. Es vergingen mal gerade drei Tage, und dann platzte die Bombe. Fofo hatte sich entschieden, einfach ihre Wohnung gekündigt und allen Hausrat an die Emmaus-Brüder verschenkt. Ihre wichtigsten Habseligkeiten hatte sie in drei großen Koffern verstaut, die plötzlich wie ungebetene Gäste in meiner kleinen Wohnung herumstanden.

    Zu allem Überfluss hatte sie zwei Europa-Bustickets nach Athen gekauft, zweimal die einfache Strecke, für sie und für mich, denn für sie soll es kein Zurück mehr geben. Sie hatte ja eigentlich recht, was sollte sie noch in einer

    viel zu großen Wohnung im vierten Stock in einer hässlichen und lauten deutschen Stadt wie Köln?

    Zuerst war ich empört und erschrocken, dass sie einfach so über mich entschied, in mein Leben eingriff und alles durcheinanderbrachte, was mir bisher wichtig gewesen war. Fofo lachte nur über meine Bedenken, und dann erwachte in mir die Abenteuerlust, warum sollte ich eigentlich nicht mit ihr nach Athen fahren? Die Arge bewilligte anstandslos drei Wochen Griechenland, Sonne und Meer, also nichts wie los.

    Wir verbrachten zwei lange Nächte und ein Tag in einem neuen, aber ziemlich unbequemen Omnibus, wir waren auf dem Landweg nach Athen, draußen pochte und trommelte der Regen auf die Scheiben. Ich lag meistens schlafend mit dem Kopf auf Fofos Schoß und wir rasten durch endlos lange Tunnel durch die Nacht über den Autoput, nur durch Halte an Grenzübergängen und Mautstationen unterbrochen, ein verwirrendes Herumstolpern mitten in der Nacht an Autobahn- Raststätten auf der Suche nach Toiletten oder Erfrischungsgetränken, und bis in den unruhigen Schlaf verfolgte mich das ewig eintönige Motorengeräusch.

    Endlich Ankunft gegen Mitternacht in einem lärmenden stinkenden heißen Busbahnhof, irgendwo im Niemandsland der Betonwüste Athens. An meinen Arm klammerte sich eine weinende schwerkranke Fofo, vor mir standen vier große Koffer und nirgendwo war ein Taxi aufzutreiben.

    Endlich tauchte doch eins auf, der Fahrer packte schweigend die Koffer in den Kofferraum, mit letzter Kraft flüsterte Fofo „Odos Tripodon, Anafiotika", kletterte zittrig auf den Rücksitz, ich saß vorn. Das klapprige Taxi hatte keine Klimaanlage, es stank nach Zigaretten, der Fahrer rauchte schweigend, er sah mit einem Blick, dass ich eine Fremde war. Worüber sollte er mit zwei alten Frauen reden, er hatte keinen Gesprächsbedarf.

    „He, Taxifahrer, wo kommen denn hier die ganzen Schwarzen auf einmal her, Sie sind doch nicht zufällig über Kenia gefahren?" Der Fahrer grinste

    und redete plötzlich auf Fofo ein, die nur kopfschüttelnd heraus sah.

    „Weißt du, was der Typ mir gerade erzählt hat?

    Die vielen Bootsflüchtlinge aus Afrika und aller Welt sind nun hier andauernd in Athen ankommen, man hat sie einfach aus Patras rausgeschmissen, und nun sind sie alle hier in den allerärmsten Stadtteilen gelandet. Hier darfst du niemals zu Fuß unterwegs sein, hier herrscht Prostitution, Drogenhandel, Mord und Totschlag, hier wagt sich noch nicht mal ein Polizist her.

    Und sieh jetzt mal raus, in den nächsten Straßen darfst du dich wie in China fühlen, da hinten gibt es sogar einen echt chinesischen Pyjamaladen, ich fasse es einfach nicht, was hier so in den letzten drei Jahren passiert ist. Der Taxifahrer sagt, dass es mindestens zwei Millionen solcher Illegaler in der Stadt gibt, keiner hat sie jemals registriert und manchen hausen und leben hier unter unmenschlichen und erbärmlichen Bedingungen. Der Fahrer sagt, dass wir hier im Taxi Moment die einzigen Europäer wären, aber an der nächsten Kreuzung sind wir wieder in Sicherheit, denn dann kommen wir wieder in Stadtteile, in denen auch noch richtige Griechen leben.

    Wir rasten immer weiter durch den Moloch Athen, durch Konglomerate von Häuserschluchten, Gewerbegebieten, Lichtreklamen, durchbrochen von matter Straßenbeleuchtung, auf den vielen Ab- und Anfahrten fingerten biegsame Autoscheinwerfer herüber und von der Gegenseite blinkten rote Rücklichter wie an einer Schnur gezogen.

    „Das ist typisch für Athen, die Menschen hier sind vollkommen bekloppt und geben niemals Ruhe, sie sind ewig unterwegs und fahren sogar noch nach Mitternacht mit Kind und Kegel Eis in Vougliameni essen.

    Sieh mal, da ist schon die Odos Athinon, jetzt biegen wir in die Plaka ab, hier ist es viel ruhiger als da hinten, sieh mal, da ist auch die Metropolitenkirche, die Adrianou-Straße ist leider zur Fußgängerzone geworden, aber gleich sind wir da, sieh mal," flüsterte Fofo heiser.

    Das Taxi schlich durch enge Gässchen mit schiefen grellen Leuchtreklamen, die Häuser wurden einstöckig, der Taxischeinwerfer erfasste ruinöse Trümmerreste mit verfilztem Macciagestrüpp, dann stoppte es abrupt vor einer Treppe, die mit zwei Pflöcken abgesperrt war.

    „Gib ihm ruhig zwanzig Euro, das ist ok, ich komme gerade nicht an mein Geld heran." Flüstert Foto mit letzter Kraft.

    Die Luft war sehr schwül und in der Straße war es atemberaubend still. Da standen nun unsere Koffer auf dem Fußweg, das Taxi verschwand wieder im Straßengewirr um die Ecke. Wir waren tatsächlich in Fofos Heimat angekommen, beim Licht einer trüben Straßenlaterne sah ich ein steiles Sträßchen, das an einer Graffiti besprühten Mauer steil nach oben hinaufführte.

    „So, den Rest müssen wir zu Fuß gehen, aber es ist nicht mehr sehr weit bis zu meinem Häuschen, nur diese kleine Gasse entlang. So, das vierte Haus, da sind wir schon. Sie blieb aufatmend an einem Häuschen mit einem abblätternden himmelblauen Tor stehen.

    „Wo habe ich nur meine Schlüssel gelassen, ach, da sind sie ja," ächzte Fofo und schloss zitternd das blaue Tor auf, das erst nach dem zweiten Versuch quietschend nachgab. Wir traten in einen verwilderten Garten, es roch betäubend nach Jasmin und Orangenblüten.

    „So, meine Liebe, willkommen zu Hause, aber pass auf, wohin du trittst, der Boden ist uneben. Komm weiter, die Haustür ist immer offen, hier muss man nicht abschließen wie in Köln."

    „Das kann doch wohl nicht wahr sein, du läßt die Haustür einfach offen, ist das denn nicht ziemlich leichtsinnig von dir?"

    „Ach was,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1