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Die Katzenklappe: Lebensansichten der schlauen Katzendame Mädy
Die Katzenklappe: Lebensansichten der schlauen Katzendame Mädy
Die Katzenklappe: Lebensansichten der schlauen Katzendame Mädy
eBook260 Seiten2 Stunden

Die Katzenklappe: Lebensansichten der schlauen Katzendame Mädy

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Über dieses E-Book

Was denkt eine Katze wirklich - über uns und ihre
Artgenossen? Jetzt wissen wir es!

Die junge Ausreißerin Mädy hockt erschöpft und ausgehungert unter einem Auto. Als sie schon befürchtet im Katzenhimmel angekommen zu sein, rettet David ihr mit einer Schinkensemmel das Leben. Er will die hübsche Katze bei sich aufnehmen, doch seine Freundin Lena legt sich quer. Wird es die schlaue Katzendame schaffen, Lenas Herz zu erobern? Was Mädy nicht ahnt: Ihre raffinierte Strategie wird ein großes Gefühlschaos auslösen.
Und es wird nicht lange dauern, bis ein tragischer Moment alles überschattet . . .

Mädy ist keine Katze, die ihre Klappe hält! In ihrem postum erschienenen Erstlingswerk lässt Titi O. Sunt deshalb ihre allererste Katze Mädy unverblümt aus ihrem gemeinsamen Alltag erzählen. Dabei gewährt diese erstaunliche Einblicke in ihre Gedankenwelt. Was Mädy gewaltig nervt: Immer wieder dringen Kater in ihr trautes Revier ein. Werden diese ungeschoren davonkommen? Dass fremde Menschen sie ständig streicheln wollen, treibt Mädy ebenfalls zur Weißglut:
"Die haben wohl noch nie etwas von Abstand
halten und Intimsphäre gehört!"

Mitreißend, witzig, spannend - großer Lesespaß für
Katzenfreunde und alle, die es werden wollen.
Nach einer wahren Begebenheit.
Mit authentischen Bildern illustriert
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum21. Sept. 2020
ISBN9783347105454
Die Katzenklappe: Lebensansichten der schlauen Katzendame Mädy

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    Buchvorschau

    Die Katzenklappe - Titi O. Sunt

    TEIL I

    DIESES LAND IST IHR LAND

    Mädy blickt in ihr neues Leben

    KAPITEL 1

    Mädy

    Niemanden interessierte es, wann ich geboren wurde. Meine Ankunft in der Welt war offenbar zu unbedeutend, um sie wie bei den Menschen minutengenau festzuhalten. Es heißt, es passierte irgendwann im Sommer 2007. So steht es zumindest im Tatzenpass. Hättet ihr mich gefragt. Ich weiß es ganz genau. Ich bin am 12. August 2007, an einem lauen Sonntagabend, geboren.

    Meine Mama Lilly war eine wunderschöne, graublaue Kartäuser-Rassekatze mit intensiv leuchtenden dunkelgelben Augen. Mein Vater, der zwar keinen langen Stammbaum vorweisen konnte, stand ihr aber an Attraktivität nichts nach. Er war ein gut aussehender betongrauer Kater mit einem cremeweißen Bauch, ebensolchen Stiefeln und bernsteinbraunen Augen. Sogar wenn ich mich im Spiegel ansehe, würde ich sagen, ich bin eine gelungene Mischung. Von meiner Mama habe ich meine elitäre blaue Grundfellfarbe, die plüschige, samtige Struktur des Fells und meine großen, runden Augen, welche im äußeren Augenwinkel leicht nach oben gezogen sind. Auch mein breiter, runder – aber keinesfalls kugelrunder – sondern trapezförmiger Kopf ist im Gegensatz zur spitzbübischen ovalen Gesichtsform meines Vaters auf meine Mama zurückzuführen. Ihre Gene hatten auch bei meinem Körperbau eindeutig die Oberhand. Wegen meiner kräftigen, kurzen Beinchen und des mittellangen Schwanzes wirke ich etwas gedungen. Die athletische Knochenstruktur meines männlichen Erzeugers ist mir leider verwehrt geblieben. Eindeutig väterlicherseits übernommen habe ich die bezaubernden elfenbeinfarbigen Schattierungen in meinem Pelz. Auch die abenteuerlustige bräunliche Augenfarbe habe ich von meinem Vater.

    Der Tierarzt empfand mein Fellfarbenspiel bedauerlicherweise als nichts Besonderes und schrieb nur silberfarbig in meine Geburtsurkunde. Sehr merkwürdig. Denn einen Alufolien-Look habe ich wirklich nicht. Aber anscheinend dachte sich der Weißkittel, dass bei einer blauen Mutter und einem grauen Vater einfach nur silbern herauskommen konnte. In meinem Tatzenpass findet sich die Bezeichnung »Ekh«. Diese etwas abwertend klingende Abkürzung bedeutet zwar, dass ich eine europäische Kurzhaarkatze bin, doch ich werde trotzdem nur als Promenadenmischung bezeichnet. Nachträglich erwies sich diese Dreibuchstaben-Kombination als perfekt für mich. Ich wurde von meinen Besitzern in Ruhe gelassen. Kämmen, baden, geradestehen, ruhig sitzen und all dieses schnöselige Getue blieb mir erspart.

    Meine Mama durfte unsere Wohnung im ersten Stock nicht verlassen. Eines Tages, in einem unachtsamen Moment, ist sie durch die stets gut bewachte Eingangstür entwischt. Dann traf sie meinen Vater. Sie lernten sich im kleinen Nachbarsgarten kennen. Nach einer intensiven Beschnüffelung verbrachten sie fortan viele ausgelassene, verliebte Stunden miteinander. Nach ihren Liebesausflügen kehrte sie jedes Mal wieder gerne nach Hause zurück. Sie sagte mir oft, dass sie hier niemals das Gefühl habe, etwas zu vermissen.

    Sie liebte die Nähe ihrer Menschen und die Aufmerksamkeit, welche diese ihr entgegenbrachten.

    Die Wächter des Zugangsportals waren jedoch weder über ihren netten kleinen Tagesausflug noch über ihren daraus resultierenden Zustand erfreut. Denn für sie war eigentlich ein ebenfalls blaufarbiger Rassekater als Liebespartner vorgesehen gewesen. Auch wenn es schon zu spät war: Die Eingangstür wurde künftig wie Fort Knox bewacht.

    Ich kam als Einzelkind zur Welt.

    Der Hausherr musterte mich eindringlich und beschloss, mich, wenn ich die nötige Größe hätte, im Tierheim abzugeben. Anscheinend konnte er nichts Besonderes an mir entdecken.

    Meine Mama hatte aber etwas anderes geplant.

    Sie begann mich zu lehren und zu trainieren.

    Für meine Mama, die aufgrund ihrer Anmut viele Pokale gewann, galt keinesfalls die Binsenweisheit, schön zu sein bedeute automatisch auch dumm zu sein. Sie war sehr intelligent und hatte mir schon von Kindesbeinen an die drei wichtigsten Grundregeln des Lebens beigebracht:

    Mache nichts selbst, was nicht auch ein Mensch für dich tun könnte.

    Schließe nie zu schnell eine Freundschaft mit Menschen, denn dein Vertrauen müssen sie sich erst langsam verdienen.

    Setze niemals eines deiner sieben Leben leichtfertig aufs Spiel.

    Mama lehrte mich wie Inspektor Columbo zu denken, zu fühlen und zu handeln. Sei immer wachsam und prüfe eindringlich eine fremde Umgebung, bevor du diese leichtfertig beschreitest. Erkennst du eine Bedrohung, dann handle niemals übereilt, sondern immer kontrolliert. Entweder gehst du, der Gefahr ins Auge blickend, mit geschärften Krallen in die Konfrontation oder du ziehst dich – da du das Risiko im Vorfeld abgeschätzt hast – selbstbewusst zurück. In beiden Fällen gehst du als Gewinner vom Feld.

    Ich versuchte mir alles einzuprägen.

    Nichts, aber auch wirklich nichts darf für eine Katze ein Hindernis sein, predigte meine Mama. Obwohl meine Beinchen noch so klein und kraftlos waren, motivierte sie mich unermüdlich, ihr als Parcoursläuferin bis auf den höchsten Punkt im Raum zu folgen. Folgsam sprang ich ihr auf meinen wackeligen Pfoten in schwindelnde Höhen hinterher.

    Doch bei all den Strapazen, die sie von mir abverlangte, sparte sie niemals mit Erklärungen:

    »Ganz oben ist es nicht nur am sichersten für dich, hier hast du auch den besten Gesamtüberblick über alles, was in deiner Umgebung geschieht.«

    Hechelnd, aber ihren Ratschlag beherzigend, blickte ich meine Mama an. Doch sie gab mir keine Zeit zu pausieren. Ich musste schon wieder hinter ihr her und den beschwerlichen Abstieg in Angriff nehmen.

    Abends, zur Schlafenszeit, wurde unsere Zimmertür ins Schloss gezogen. Das beeindruckte meine Lehrmeisterin nicht, vielmehr sah sie darin eine neue Lernaufgabe für mich. Gelassen setzte sich meine Mama vor die geschlossene Pforte und wartete erstmal in aller Seelenruhe ab, bis es in der Wohnung mucksmäuschenstill geworden war.

    Dann plötzlich visierte sie den Türgriff an. Sie setzte an, sprang und drückte im Flug mit Leichtigkeit den Griff nach unten. Ihr Zielobjekt öffnete sich und schon spazierten wir auf leisen Sohlen los. Ihr scheinbar kinderleichtes Türprojekt wurde schließlich zu meiner Abendgymnastik.

    »Ein geschlossener Zugang darf für uns Katzen kein Problem darstellen«, ermahnte sie mich immer wieder zum Training.

    Ich versuchte es unermüdlich. Doch entweder waren meine Beine zu kurz, zu schwach oder vielleicht auch nur der dämliche Türgriff zu hoch. Jedenfalls schaffte ich es nicht, die doofe Klinke nach unten zu drücken.

    Etwas enttäuscht über meine nicht vorhandene Begabung wurde unser Unterricht auf den Tag verlegt. Meine Mama lehrte mich nun eine etwas abgewandelte Form des Türöffnens:

    »Stecke deine rechte Pfote in den Türspalt, ziehe oder stoße dann – je nachdem, in welche Richtung sich die Türe öffnet - diese schwungvoll auf, schiebe anschließend schnell deinen Kopf hinterher - und schon bist du durch!«

    Das war total easy cheesy.

    Ich lernte es im Pfotenumdrehen.

    Wenn Besuch für meine Mama antrabte, mussten unsere Ausbildungszeiten ärgerlicherweise immer wieder unterbrochen werden. Besuch kam fast täglich und blieb noch dazu für mehrere Stunden. Der für sie auserwählte blaufarbige Zuchtkater kannte nämlich kein Nachhausegehen. Immer wieder störte der Lüstling unsere traute Zweisamkeit mit seinem aufdringlichen Getue, Gesitze und Schauen.

    Blöderweise dachte er, dass der Weg zur Mutter über die Tochter führen würde. Ständig war er deshalb mit seinem Riechorgan hinter mir her. Wie eine Bulldogge stellte sich aber meine Mama schützend vor mich, hob drohend ihre Pfote und zeigte ihm ihre gepflegten Krallen. Zugeschlagen hat sie nicht, aber der Trick mit der Pfote funktionierte. Beleidigt zog sich der Blaumann in die Ecke zurück. Zum Leidwesen meiner Mama schenkte er fortan nun ihr seine ganze Aufmerksamkeit. Sein penetrantes rolliges Verhalten löste bei ihr aber Unbehagen aus. Er durfte ihr weder zu nahekommen, noch schenkte sie ihm einen zärtlichen Blick. Er konnte in ihrem Herzen kein Feuer entfachen. Dieses brannte ja bereits lichterloh für meinen Vater.

    Mein Vater war ein wilder, ungebändigter Freigeist mit vor Energie strahlenden, lebensbejahenden Augen. Jeden Morgen pünktlich um sechs Uhr datete er meine Mama vor unserem Zimmerfenster.

    Er hockte im Wipfel des gegenüberliegenden Baumes und kletterte erst wieder zufrieden herunter, wenn ihm seine Lilly ein verzücktes Hallo durch die Scheibe gehaucht hatte. Jeden Sonnenaufgang zeigte er mir mit seinem Frohsinn ein Stückchen mehr von seiner großen Welt. Immer mehr beneidete ich ihn um sein freies Leben. Traurig blickte ich ihm hinterher, wenn er glücklich seine Hüfte schwingend hinter einem der Wohnblöcke verschwand.

    Mit nicht mal vier Monaten spürte ich, dass meine Zeit für Veränderungen gekommen war. Ich beschloss die Wohnungstür - mein Tor in die Weite der Welt oder in die Enge des Tierheimes - aufmerksamer zu beobachten. Tagelang legte ich mich auf die Lauer, um den Aufgeh- und Schließrhythmus der Menschen zu studieren.

    »Eine Tür ist kein Hindernis. Nein! Sie darf kein Problem für uns Katzen sein.«

    Das hatte mich meine Mama in weiser Vorahnung gelehrt.

    Ich wartete geduldig auf meine Chance zur Flucht.

    An einem Sonntagmorgen im Spätherbst war der Zeitpunkt endlich da. Ausdauernd und hingebungsvoll leckte mir meine Mama sanft über mein Fell und strahlte mich dabei liebevoll an. Nach Beendigung der Morgenwäsche nahm sie mich plötzlich zur Seite und flüsterte mir in mein gespitztes Ohr:

    »Ich bin mir sicher, dass deine Zeit nun gekommen ist, um der großen Welt zu zeigen, wer du bist und was in dir steckt. Sei heute besonders wachsam. Nutze deine Chance. Öffne die Tür, wie du es gelernt hast, und renne schnell, ohne dich umzudrehen. Lebe dein Leben!«

    Ich wusste sofort, was sie meinte.

    Ein Model-Wettbewerb stand auf dem Programm. Nur an einem solchen Tag wurde Fort Knox im Minutentakt geöffnet. Es wurden große und kleine Taschen, bunte und einfarbige Decken, geflochtene und gewebte Körbe – einfach jeglicher Krimskrams – ins Auto getragen.

    Ich wartete stundenlang. Zur Mittagszeit war meine Chance endlich da. Der Herr des Hauses kam schnaufend von einem Autotransport zurück, zog die Tür nicht ins Schloss und hetzte eiligen Schrittes auf das Wohnzimmer zu, um neue Sachen zu holen. Meine Mama und ich saßen gerade auf der Kommode im Vorraum. Ein paar Pfotenlängen vom geöffneten Ausgang entfernt. Als der Hausherr schwitzend an uns vorbeihuschte, senkten wir zeitgleich ganz unschuldig unsere Köpfe. Als er endlich außer Sichtweite war, blickte ich unsicher zu ihr hoch: »Jetzt?« Ihre Antwort kam prompt und eindeutig: »Lauf!«

    Ohne Widerrede startete ich los, stürzte mich kopfüber von der Truhe und hetzte voller Panik auf die Tür zu. Ich machte diese eilig auf, drückte meinen Kopf nach und weg war ich.

    Ich spürte Mamas Blicke im Nacken. Eine angenehm wohlige Wärme lief über meinen Rücken.

    Ich lief, ohne mich umzudrehen.

    Von der Zivilisation und meiner Geburtsstätte kilometerweit entfernt, brach ich erschöpft auf einer saftigen grünen Wiese hinter einem hohen Holzstapel zusammen. Nach einem Moment des Kräftesammelns kletterte ich vorsichtig an diesem Holz hoch.

    So verschaffte ich mir einen Überblick.

    Plötzlich erspähte ich schlanke lange, haarige Beine. Mutig ließ ich meinen Blick nach oben zu den dazugehörigen riesigen Köpfen schweifen, bis ich schließlich in dämliche, mich anglotzende, kugelrunde Kuhaugen schaute.

    Okay, ein Kuhrevier.

    Zwischen den Dicken war es wenigstens in der Nacht warm! Ich versuchte meine gute Laune nicht zu verlieren. Als sich jedoch ein brauner Knallkopf in meine Richtung aufmachte und schweren Schrittes auf mich stampfte, versteinerte sich meine Miene. Die Krallen würden hier nichts nutzen, dessen war ich mir sicher, somit blies ich zum Rückzug.

    Schnell hüpfte ich vom Holz, rollte mich im Schutz der hohen Wiese ein, steckte meinen Kopf unter meine Pfoten und presste zur Sicherheit noch zusätzlich meine Augenlider ganz fest zusammen. Freilich hatte das clevere Rindvieh meine List durchschaut. Es roch an meinem Hinterteil. Erschrocken hüpfte ich hoch, setzte schnell mein freundlichstes Lächeln auf und sprintete los. Ich hörte noch, wie die blöde Kuh mir laut und hysterisch hinterherbrüllte.

    Wahrscheinlich holte der Angsthase jetzt noch den ganzen Stall zu Hilfe. Tatsächlich! Plötzlich grölte die Herde hinter mir her. Auf meiner Flucht legte ich vorsichtshalber lieber den vierten Gang ein. So zischte ich wie eine Granate aus der Gefahrenzone hinaus.

    Nach einem anstrengenden, aber siegreichen Sprint entdeckte ich am Ende der Wiese eine große Scheune. Die Türe stand einladend offen. Es sprach nichts dagegen, einen Blick zu riskieren.

    Super, der Schuppen war vollgefüllt mit kuscheligem Stroh!

    Ich verschaffte mir einen Überblick. Da sich keine Dickhäuter oder andere beängstigende Lebewesen in meinem Sichtfeld befanden, hüpfte ich schwuppdiwupp ins getrocknete Gras und verkroch mich darunter. Extrem erholungsbedürftig von den Aufregungen des Tages begab ich mich zur Nachtruhe. Ich wollte meine Batterien für den nächsten Tag wieder aufladen. Nach einer kurzen hektischen Katzenwäsche verließ ich beim ersten Hahnenschrei voller Tatendrang meine Schlafstätte und zog abenteuerlustig weiter. Überglücklich, den Wind in meinen Nackenhaaren zu spüren, streunte ich ausgelassen über die Weite der Felder und durchkämmte die dunklen Wälder. Ich spürte einen Hauch der Freiheit. Interessiert am andersartigen tierischen Wandervolk traf ich zuerst auf ein Pläuschchen den schlauen Fuchs. Dann den bei meinem Anblick aufgeregt am Boden klopfenden Meister Lampe. Und ich lernte mich vor den scharfen Pranken des Marders zu fürchten.

    Sorgenfrei schritt ich weiter. Nach Wochen meiner durchaus vergnüglichen Wanderschaft schlug mir aber die Realität mit voller Härte ins Gesicht. Es wurde bitterkalt. Der Himmel trübte sich. Es begann zu schneien. Gegen die ersten Schneeflocken, die vom Himmel fielen, hatte ich noch nichts einzuwenden. Amüsiert hüpfte ich der weißen Pracht hinterher. Doch es schneite unaufhörlich und bald wurde jeder meiner Schritte zu einem strapaziösen Kraftakt. Ich versank im weißen Pulver. Keinesfalls wollte ich aufgeben. Ich mobilisierte all meine Kräfte und stapfte bei meiner verzweifelten Suche nach Nahrung einfach aufs Geradewohl immer weiter durch die Schneelandschaft. Aber ich fand nichts. Die schlauen Vögel waren bereits in die Wärme des Südens geflogen und selbst die sonst etwas doofen Mäuse verweigerten mittlerweile einen Blick aus ihrem geheizten Erdreich in die kalte Wirklichkeit. Hoffnungslos musste selbst ich erkennen – und dabei gebe ich nie auf – dass es keine Aussicht auf eine Mahlzeit mehr geben würde. Ich ging zu Plan B über, zu meinem Notfallplan: Raus aus der Eiszeit und rein in die Warmzeit. Bestätigung für meine gefällte Entscheidung fand ich in der ersten Grundregel meiner Mutter: Mache nichts selbst, was nicht auch ein Mensch für dich tun könnte!

    Schnell passte ich diese klare Ansage an mein Bedürfnis nach Futter an.

    Wo Menschen sind, musste auch Nahrung sein.

    Das ist Fakt.

    Warum noch länger vergeblich weitersuchen, wenn ich die Menschen doch einfach höflich bitten konnte, mir etwas von ihrem Kuchen abzugeben?

    Ich änderte meine Route und begab mich auf die Suche nach zweibeiniger Gesellschaft.

    Doch meine bisherige Reise hatte mich so tief in die Wildnis geführt, dass ich einsam meinen endlos scheinenden Überlebenskampf austragen musste. Auch die Kollegen Fuchs und Hase hatten sich bereits in ihr warmes Winterdomizil zurückgezogen.

    Eines Abends mit Einbruch der Dunkelheit, gerade als ich meinen ausgelaugten Körper in einem schneefreien Erdloch zusammenkauern wollte, sah ich plötzlich Licht.

    Zuerst dachte ich noch

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