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Die Tore der Göttin I-III: Das Mal des Vergessens/ Der Gesang der Vergangenheit
Die Tore der Göttin I-III: Das Mal des Vergessens/ Der Gesang der Vergangenheit
Die Tore der Göttin I-III: Das Mal des Vergessens/ Der Gesang der Vergangenheit
eBook446 Seiten6 Stunden

Die Tore der Göttin I-III: Das Mal des Vergessens/ Der Gesang der Vergangenheit

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Über dieses E-Book

Inhaltsangabe

Die Tore der Göttin I-III

Drei Freundinnen Leah, Deborah und Lana finden ein uraltes Manuskript, das aus einer Zeit stammt, in der es angeblich noch gar keine Schrift gab.

Mit Hilfe eines Computerprogrammes können sie den Text entschlüsseln. Das ist der Beginn unglaublicher Abenteuer. Sie treffen auf gefährliche Frauen in Geheimbünden. Durchschreiten die Tore zu anderen Welten. Und treffen auf Feinde, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Interessen wahr zu nehmen.

Sie werden mit Dingen konfrontiert, von denen sie sich niemals hätten träumen lassen, wobei die Geschichte selbst die Herausforderung ist.

Liebe, Spiritualität, grausame Magie und uralte Mythen begegnen ihnen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Mai 2014
ISBN9783849581008
Die Tore der Göttin I-III: Das Mal des Vergessens/ Der Gesang der Vergangenheit

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    Buchvorschau

    Die Tore der Göttin I-III - Aurora-Mia Cantate

    1. Kapitel

    Die Tür unseres Antiquariats klingelte und Lana stürmte herein. Es war gerade 10:00 h und wir hatten eben geöffnet. „Wisst ihr was passiert ist? Sie sah ziemlich aufgelöst aus. Ihre hellbraunen, glatten Haare waren weitgehend aus ihrem sonst so ordentlichen Pferdeschwanz entwichen und hingen etwas wirr um ihr helles, dreieckiges Gesicht. Ihre Sommersprossen stachen ungewöhnlich deutlich hervor. Immer ein Zeichen, dass Lana aufgeregt war. Deborah und ich schüttelten einheitlich die Köpfe. „Nee, wissen wir nicht, sagte Deborah. „Tante Agnes ist seit sieben Tagen verschwunden, platzte Lana raus. „Endlich mal eine gute Nachricht, erwiderte ich fröhlich. „Ich hoffe, sie taucht nie mehr auf. Lana zog ihren Mantel aus und warf ihn auf einen Stuhl. „Lass die Witze, sie ist wirklich weg. „Klasse, meinte Deborah. „Haben die Wölfe sie endlich gefressen? In einem Anfall von geschmacklicher Komplettentgleisung, fügte sie hinzu. „Nein – ich mein es ernst. Sie ist echt verschwunden, sagte Lana. „Habt ihr Tee? – Ich könnt einen vertragen. Onkel Bruno hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Er meint, das hängt alles mit dem alten Manuskript in Hieroglyphen zusammen, das wir in Omas Nachlass gefunden haben. Deborah schenkte ihr Jasmin Tee ein. „Was für ein Manuskript?, wollte sie wissen. „Ach, das hab ich euch gar nicht erzählt.

    „Nee, du warst zu sehr damit beschäftigt uns über die erneute Katastrophe mit deiner Kollegin in Kenntnis zu setzen, sagte ich. Lanas Liebesleben war hin und wieder etwas turbulent. Aber während sie uns darüber stets auf dem Laufenden hielt, hatte sie nie ein altes Manuskript erwähnt. „Meine Großmutter ist doch vor einem halben Jahr gestorben, sagte sie. Das wussten wir. „Onkel Bruno und Tante Agnes waren wochenlang damit beschäftigt, ihren Nachlass zu ordnen. „Wieso das denn?, fragte Deborah. „Sie wohnte doch nur in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung? „Na ja, Onkel Bruno hat immer gesagt, Oma würde Geheimnisse hüten. Wertvolle Geheimnisse. Ihr wisst schon, ihre Ehe mit dem Archäologen, der 1942 von den Nazis erschossen wurde. Ja von dem Archäologen wussten wir. „Dass sie Geheimnisse hütete, kann ich mir gut vorstellen, sagte ich. „Hab ich auch immer gedacht. „Na ja und deshalb durchsuchten Onkel Bruno und Tante Agnes jeden Fitzel Papier und jedes Buch. Aber weil Onkel Bruno immer noch arbeitet und Tante Agnes zu Oma immer ein gespaltenes Verhältnis hatte, dauerte das alles so lange." Sie machte eine Pause.

    „Dann fanden sie das Manuskript, schloss sie. „Und wieso brachten sie es nicht zu uns?, wollte Deborah wissen. „Ich spreche 15 lebende und 10 tote Sprachen. Ich bin die Expertin für Hieroglyphen."

    „Tja also Tante Agnes war dagegen, sagte Lana. Sie sah schuldbewusst aus, obgleich es dafür keinen Grund gab. Wir kannten beide Lanas schwierige Familienverhältnisse. Wir wussten Bescheid über Tante Agnes und was sie jemandem antun konnte. Was sie Lana angetan hatte. Und auch, warum Lana nicht einfach in eine andere Stadt ziehen konnte, um Agnes zu meiden. Es reichte uns also völlig aus, wenn Lana sagte, dass Agnes dagegen war. „Was weißt du über das Manuskript?, fragte Deborah sanft und sah Lana mit ihren großen, braunen Augen liebevoll an. Lana entgegnete: „Onkel Bruno sagt, es sei unvorstellbar wertvoll. Er sagt, es hätte mit den Systemen der großen Mutter zu tun, die weit außerhalb unseres Sonnensystems liegen. Schweigen. Nach einer Weile meinte Deborah: „Andere Welten? In den Tiefen des Multiversums? – Also wir wissen, dass dein Onkel „Paleo-Seti ist, oder? Er glaubt daran, dass außerirdische Zivilisationen unsere Zivilisationen gegründet haben. Wie mir von Tante Agnes bekannt ist, bestreitet sie sogar, dass es hier auf der Erde jemals Matriarchate gegeben hat. Was veranlasst dich, oder Onkel Bruno zu glauben, dass das Manuskript echt ist? „Sieh es dir selbst an, sagte Lana. „Ich habe es in meiner Tasche."

    Die alte Frau wurde in eine Zelle gebracht. Sie fragte sich, wieso ihre Peiniger bisher nicht mehr Gewalt angewendet hatten. Sie verstand es nicht. Aber sie wusste, dass jede Spekulation müßig war und sie schwächen würde. sie wollte nur eines im Moment: Überleben.

    Sie hatte immer gewusst, dass sie irgendwann kommen würden. Alle diese diskreten Geheimgesellschaften und Bünde. Nachdem sie „Stella" gelesen hatte, eine Empfehlung ihrer ungeliebten Nichte, war sie sich ziemlich sicher gewesen, dass zumindest einige ihrer Geheimnisse vorerst sicher wären.

    Jetzt also hatten die ersten zugeschlagen. Sie war fast 80 Jahre, obgleich das Alter in ihrem Pass mit 70 angegeben war. Sie war es gewohnt, unterschätzt zu werden. Vor etwa einem Jahr hatte sie das Medikament in ihrem Zahn erneuern lassen. Sie hoffte, dass es noch wirken würde und dass ihr langes Training in verschiedensten Yogatechniken sich jetzt auszahlen würde. Sie versetzte sich in Trance und biss auf den Zahn.

    Als sie nach einer Stunde kamen, um sie erneut zu befragen, ließen sich keinerlei Lebenszeichen mehr an ihr feststellen.

    Deborah nahm das mehrfach eingewickelte Päckchen heraus. Die Seiten des Manuskriptes bestanden aus Tierhaut. Der Umschlag aus vielfach verziertem Leder. Das war jedoch so dunkel geworden, dass die Verzierungen nur noch schwer zu erkennen waren. Es waren insgesamt fünf Seiten. „Wahrscheinlich waren es früher einmal mehr, vermutete Lana, während wir alles staunend betrachteten. „Kann sein, meinte Deborah. „Sie sind jedenfalls sehr, sehr alt. Ich vermag nicht mal annähernd zu schätzen, wie alt. „Lass es mich in meine „Sybilla einscannen. Dann sehen wir weiter. Vielleicht kann ich danach auch mehr über das Alter sagen.

    „Sybilla ist Deborahs Sprachcomputer, den sie so programmiert hat, dass er alle Sprachen, die sie spricht, sowie ihr unbekannte, erkennen und übersetzen kann. Das Programm hütet sie wie einen Schatz. Die Programmierung hat sie während des Studiums und diverser Nebenjobs angefangen. Jeden Morgen um 5:30 h setzte sie sich hin, trank ihren Tee und ging um 9:00 h zur Uni. Wenn sie abends gegen 21:30 h zuhause war, programmierte sie noch eine Stunde. – An Wochenenden saß sie oft zwölf Stunden daran. Sobald sie frei hatte, saß sie daran. Sie hatte natürlich inzwischen einen der leistungsfähigsten Computer, den es auf dem Markt gibt. Aber das Programm war da, wurde ständig verbessert und zahlte sich jetzt aus. Von überall auf der Welt bekam sie Manuskripte zugeschickt, um diese zu übersetzen. Und sie wurde sehr gut bezahlt. „Eines kann ich euch jetzt schon sagen, erklärte sie, „Es sind weder ägyptische Hieroglyphen, noch Keilschrift. Runen oder Gotisch, oder eine von den alten asiatischen Sprachen, ist es auch nicht. Ich weiß nicht, welche Sprache es sein könnte. Dennoch kommt sie mir bekannt vor. „Mir auch, hörte ich mich zu meinem Erstaunen sagen. „Dir?, fragten beide etwas perplex. Naja ich spreche halt nur wenige Sprachen. Meine Aufgaben sind eher Recherchen und Verhandlungen. „Ja habt ihr nicht auch den Eindruck, ihr könntet diese Sprache eigentlich verstehen? Beide sahen mich an. Ich wurde verlegen. „Ich hab einfach die Empfindung, ich hab diese Zeichen schon mal gesehen und ich sollte eigentlich ihre Bedeutung kennen, sagte ich. „So was gibt es, erwiderte Deborah ernsthaft. „Mir geht das ganz oft bei fremden Sprachen und unbekannten Zeichen so. Und bei diesen hier besonders, fügte sie hinzu. „Tja, in einigen Stunden werden wir mehr wissen. Übrigens weiß ich echt nicht, was Onkel Bruno da übersetzt haben will. Diese Sprache kennt er jedenfalls ganz sicher nicht. „Oh, er hat nur drei Sätze übersetzt, sagte Lana. Sie kramte in ihrer Tasche. „Und hier sind sie. Lana übergab Deborah ein gefaltetes Stück Papier, auf dem stand: „Außerhalb der Welt in den Sternen. Die Systeme der göttlichen Mutter. Die Tore der Artemis. „Tja, vielleicht hilft uns das, sagte Deborah. „Ich werde es auf jeden Fall mit eingeben. Pfeil und Bogen könnten ja wirklich das Symbol für Artemis sein. Oder für Amazonen. „Sag mal, wie willst du denn die Sprache überhaupt übersetzen, wenn es keine dir bekannte Sprache ist?, fragte Lana. „Warts nur ab", erwiderte Deborah. Ich lächelte still. Ich weiß wirklich nicht, was alles Deborah programmiert hat. Recherchen im Netz, Verbindung zu unbekannten Dimensionen, Hexerei. Deborah hat mehr Selbstdisziplin als ein tibetischer Mönch, mehr Fantasie als ein orientalischer Märchenerzähler und ist bei all dem absolut klar in dem, was sie tut. Es gab noch keine Schrift, die sie nicht entziffern konnte.

    „Bestellt Pizza oder was ihr sonst zu euch nehmt. Wir werden vielleicht länger warten müssen. Ihre kleine Gestalt, mit den rundlichen Formen, begab sich zielstrebig zu Sybilla. Die schwarzen Locken, in denen mittlerweile viele weiße Strähnen waren, schienen vergnügt zu wippen. „Wie lange?, fragte Lana. „Wisst ihr noch? – Tante Agnes ist verschwunden. „Tante Agnes kann auf sich selbst aufpassen, Lana glaub mir, sagte Deborah. „Rede mit Leah über deine Ängste. Sie kann dich da sicher viel besser verstehen, als ich. Ich seufzte. „Ich bin die einzige lebende Kapazität auf dem Gebiet der Tante-Agnes-Forschung. Wobei die Betonung auf lebend liegt. „Tja, sagte ich zu Lana, „dann lasst uns erst mal schauen was die Bestellkarten unserer geschätzten Lieferservices so hergeben.

    Hätte ich gewusst, wie sehr meine ironische Bemerkung im Zuge der Ereignisse eine völlig neue Bedeutung bekam, wäre sie mir wohl im Hals stecken geblieben.

    2. Kapitel

    Sie spürte, wie ihr toter Körper im Wald abgeladen wurde. Es war ein Risiko gewesen. Sie hätten sie verbrennen können. Oder mit Säure übergießen. Vergraben hätte sie eine gewisse Zeit überleben können, sofern der körperliche Schaden nicht zu schlimm war. Auf so was war sie vorbereitet worden, als ihr das Medikamentgemisch das erste Mal eingesetzt wurde. Sie hörte die Männer miteinander reden, verstand aber die Worte nicht. Ihr Hören und Sehen fühlte sich wie unter Wasser an. Jede Berührung wurde wie durch eine Watteschicht wahrgenommen. Ein durchaus angenehmes Gefühl verursachte das Mittel. Ein wenig wie nach einer sehr starken Droge. Nur dass sie sich eben wirklich eine Zeit lang nicht bewegen konnte. Nach einem kurzen Aufenthalt, fuhr das Auto weg. Sie wusste, der Stupor hielt noch ein paar Stunden an. Sie nahm Kontakt auf, zu jeder ihrer Körperzellen und schaltete ihr äußeres Radar auf ihre Umgebung. Sie lag still.

    Deborah sagte: „So, ich hab es jetzt. Es waren Stunden vergangen. Wir hatten mittlerweile sowohl Mittag- als auch Abendessen vertilgt. An der Ladentür hing das „Geschlossen-Schild. Lana und ich hatten einen ausgedehnten Spaziergang an der Elbe hinter uns, da wir ja sowieso nicht helfen konnten. Später hatten wir in alten Comics geschmökert, denn um ein ernsthaftes Buch zu lesen, waren wir zu nervös.

    Ab und zu hatten wir gefragt, wie weit Deborah sei, aber sie hatte nur abgewinkt.

    „Lasst mich nur machen. Kümmert euch um irgendwas, aber lasst mir meine Ruhe. Jetzt war es also so weit. Wir gingen zu Deborah und ihrer „Sybilla. „Sybilla weiß auch nicht, was das für eine Sprache ist, sagte sie. „Aber dennoch hat sie sie entschlüsselt. – Der Text lautet also folgendermaßen:

    „Du die Auserwählte, die du dich verloren fühlst unter den Völkern von Terra 1 (Erde), wisse es gibt die Heimat von der du kommst.

    Doch die Tore sind geschlossen worden, denn die Töchter der großen Mutter haben wieder und wieder um die Menschen geweint, gekämpft und ihnen geholfen. Wenn die Jahrtausende vergehen, nachdem ich dies schreibe, wird fast nur noch der Bund von Artemis-Inanna auf Terra sein, um zu helfen. Suche den Bund.

    Tausenderlei Elend wird auf Terra über die Menschen kommen. Priester und Religionen ohne Mitgefühl werden ihre Körper und Seelen Jahrhunderte lang ins Leiden stürzen.

    Wiedergeburt wird aus religiösen Schriften getilgt worden sein. Die Lehre von der liebevollen Entwicklung der Seele, von den Vielfach-Welten, die der Geist schafft, wird in den Seelen der Menschen verschüttet sein. – Wiedergeburt, wenn noch in einigen Kontinenten bewusst – wird vielfach als Strafe missverstanden sein, anstatt als Chance. Einschüchterung, anstatt Hoffnung, Freude, Liebe und Mitgefühl, werden viele Priester der Angst den Menschen bringen. Sinnlichkeit und die Freude an der Liebe zwischen Menschen egal welchen Geschlechtes, wird viele Jahrhunderte von den Religionen herabgewürdigt werden. Spirituelle Lügen werden die Lehren dominiert haben, die Priester erfanden, um ihre Macht zu festigen und um die Menschen fügsam und in Furcht zu halten. Schreckliche Tyrannen werden die Erde mit Kriegen verwüsten. Sogar die Systeme der Großen Mutter werden einschreiten wollen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Doch es werden nur wenige sein, die helfen dürfen. Sie werden verraten werden. Wenige werden überlebt haben, wenn der letzte große Krieg vorbei ist 1945. Schuldlos wird das Volk von Jahwe unaussprechliches Grauen erlitten haben. Danach werden die Tore der Artemis erneut geschlossen werden. Du allein kannst die Tore wieder öffnen. Deine Haut wird die Zeichen aus Licht schreiben, die es ermöglichen. Öffne das Tor für deine Schwestern und dich, Torschreiterin. Verzweifele nicht.

    Meine Liebe begleitet dich durch die Jahrtausende. Ich werde immer wieder kommen, um an deiner Seite zu sein. Ich werde deine Mutter sein, dein Vater, deine Schwester, dein Bruder. Ich werde deine Freundin sein, dein Freund, deine Ehefrau, dein Ehemann, deine Geliebte, dein Geliebter. Ich werde immer da sein, um dich zu trösten und zu schützen, so es mir möglich ist. Denn niemand kennt alle Wege der All-Einen. Durch das Dunkel der Jahrtausende möge dich mein Ruf erreichen und dir Mut und Kraft geben."

    Dann endete der Text.

    „Einfach unglaublich, sagte ich. „Ich habe auch immer vermutet, dass es Matriarchalische Systeme geben muss. – „Tja, erwiderte Lana. „Haben wir uns das nicht alle immer gewünscht? Aber wieso 1945?, fragte sie. „Ich vermute, sagte Deborah, „Das Tor oder die Tore wurden 1945 geschlossen. – Immer vorausgesetzt, dass das Datum überhaupt stimmt. Wenn man dem Text folgt, kann die Auserwählte sie wieder öffnen. Aber wisst ihr, was das Allerunglaublichste ist? Die Verfasserin oder der Verfasser, – na ich gehe mal davon aus, dass es eine „sie ist – hat es vor ca. 15.000 Jahren aufgeschrieben. „Sybilla" schätzt den Text aufgrund aller Symbole und Zeichen als so alt ein.– Ich hingegen schätze die Seiten und den Umschlag des Buches als nicht älter als 1.000 Jahre ein. Und vor 15.000

    Jahren gab es, laut offizieller Wissenschaft überhaupt noch keine Schrift. Dieser Fund, wenn er an die Öffentlichkeit gelänge, wäre eine Sensation!" Sie schwieg.

    „Und sehr, sehr gefährlich, fügte sie hinzu. „Für jeden und jede, die es an die Öffentlichkeit bringen würde lebensgefährlich. – „Das kann ich mir lebhaft vorstellen, sagte ich. „Alle möglichen Interessengruppen sähen ihr offizielles Weltbild in Gefahr. Und einige würden das sicher nicht hinnehmen. „Tja, fuhr Deborah fort, „dann würden die üblichen Einschüchterungsmethoden folgen. Erpressung, Verleumdung durch die Medien, Vernichtung oder Entwendung von Beweisen, also dem Manuskript. Wenn nichts hilft, das Verschwinden lassen von Zeugen. „Ist es wirklich so arg?, wollte Lana wissen. „Möchtest du ein paar Beispiele hören?, fragte Deborah. „Nein, erwiderte Lana. „Ich hatte in einer meiner Schulen mal einen Lehrer, der sich mit Verschwörungstheorien ziemlich gut auskannte. Seitdem bin ich damit so ziemlich abgesättigt. Ich hab nur nie wirklich geglaubt, dass es so schlimm werden könnte. „Glaub mir, sagte Deborah, „es kann so schlimm werden. Was mich aber an dem Manuskript noch fasziniert, fuhr sie fort, „ist dass die Schreiberin einen ziemlich klaren Blick auf die Zukunft hatte. „Was heißen würde, spann ich den Gedanken fort, „dass es 14.000 Jahre lang Frauen gegeben haben muss, die ihn überlieferten. Es sei denn, „Sybilla irrt sich. Kann das sein? Deborah schüttelte den Kopf. „Wenig wahrscheinlich. Sie lag bisher noch nie daneben. „Wenn das stimmt, sagte Lana aufgeregt, „hieße das doch, dass diese Frauen das 2.000 – 5.000 Jahre lang unter erschwerten Bedingungen hätten tun müssen. Im Patriarchat. Vielleicht hat dieser Bund von Artemis-Inanna etwas damit zu tun. Vielleicht gab es ihn noch bis 1945. Oder es gibt ihn jetzt noch. „Das halte ich durchaus für möglich, sagte Deborah. „Eigentlich meint doch der Text genau das, wenn er über die Torschreiterin spricht, die nach 1945 die Tore wieder öffnen soll. Ich finde er sagt es sogar ziemlich genau. „Sagt mal, findet ihr nicht auch, sagte ich, „wir sollten uns erst mal zu einem Brainstorming hinsetzen, um zu klären, was eigentlich unsere Aufgabe bei der ganzen Sache sein könnte? – Ich glaube nämlich nicht, dass es Zufall war, dass wir den Text jetzt haben. Mir schwirrt einfach der Kopf von all diesen sehr spannenden Eröffnungen. Ich hab so viele Fragen und brauch da jetzt mal ein bisschen Struktur rein. Beide fanden, dass das eine gute Idee war. „Ich schreibe, erbot ich mich.

    Draußen war es inzwischen ganz dunkel geworden. Regen fiel und plätscherte beruhigend an die Fensterscheiben.

    Wir arbeiteten etwa eine Stunde konzentriert, bis wir das Gefühl hatten, wir hätten uns einen Überblick verschafft und einigermaßen logische Fragen formuliert, beziehungsweise Schlussfolgerungen gezogen.

    1.) War der Text authentisch? Er war in keiner uns bekannten Sprache abgefasst. „Sybilla hatte ihn nur aufgrund ihrer besonderen Programmierung entschlüsselt. Folgerung: Eine Kapazität aufsuchen, die es überprüft. Vorschlag: Dr. Sandra Barenburg, Expertin für prähistorische Sprachen, Matriarchate, Frühgeschichte, Ägyptologie, Sinologie, neuere Geschichte. „Die Matriarchats Forschung ist ihr geheimes Hobby, sagte Deborah. Sie wurde dafür ziemlich angefeindet, also lehrt sie es jetzt nicht mehr. Aber ich kenne sie. Sie unterstützt auch die Amazonen Forschung und war in ihren Ferien auf mehreren Amazonen Expeditionen dabei."

    2.) Existierte – und/oder existiert ein Geheimbund Artemis-Inanna? Wenn ja, wie können wir ihn finden? Vorschlag: Sibylle Fantas. Milliardärin durch Erbschaft.

    Hobbys: Geheimlogen, uralte Symbole, Magie, Matriarchatsforschung. Spricht zehn Sprachen, war bei zahlreichen Expeditionen dabei. Kampfsportlerin. Es werden ihr Kontakte zu Geheimdiensten nachgesagt. „Sie ist ein bisschen eine Wackelkandidatin, wegen dieser möglichen Verbindungen, sagte Deborah. Ich denke aber, wir sollten es dennoch riskieren.

    3.) Gab es, oder gibt es eine Auserwählte? Wenn ja, wer könnte sie sei? Ist sie sich ihrer selbst bewusst? Wenn es so ist, wie hat sie überlebt?

    „Eigentlich gibt es dafür keine Expertin, sagte Deborah. „Ich möchte trotzdem vorschlagen, dass wir jemanden fragen. – „Und zwar?, wollte ich wissen. „Meinen Großvater, sagte Deborah. „Er ist zwar schon 90 und hat schwere Zeiten überlebt, aber ich glaube, er wird mindestens 110. Er macht täglich Yoga und liest alle feministische Literatur, die er in die Finger kriegen kann. Mit einer bekannten amerikanischen Feministin und Philosophin schreibt er sich regelmäßig. Wahrscheinlich würde er auch noch Auto fahren, wenn meine Mutter ihm nicht den Schlüssel weggenommen hätte. Bevor er ins KZ kam, war er Rabbi. Nachdem er entkommen war, hatte er ein etwas unorthodoxes Verhältnis zu Gott. Er war danach auch nie mehr Rabbi, sondern arbeitete fortan als Professor für Geschichte und Philosophie an der Uni."

    Deborah erzählte selten über das, was sie als „die schweren Zeiten bezeichnete. Wir hatten nicht mal gewusst, dass ihr Opa mal Rabbi gewesen war. Er erschien uns immer als ein sehr kluger, humorvoller Mann, der viel überlebt hatte. Wir wussten, dass er feministische Bücher las, denn jede von uns hatte sich schon ausführlich mit ihm darüber unterhalten. Öfter hatte er auch von „seiner Freundin der Feministin gesprochen, die für ihn eine wirkliche Heldin war. Aber wir hatten immer angenommen, es handele sich um eine Art Seelenverwandtschaft. Keine von uns hatte geglaubt, dass sie sich tatsächlich schrieben. Bis er uns mal die Briefe gezeigt hatte. Da schämten wir uns ein bisschen, dass wir ihn für einen „kleinen Übertreiber", wie Lana es ausdrückte, gehalten hatten.

    „Aber was hat das alles mit der Auserwählten zu tun?, fragte Lana. „Du würdest dich wundern, sagte Deborah. „Ich weiß, er macht immer seine Yogaübungen, isst kein Fleisch, keine Eier und keinen Honig. – Aber", fuhr sie fort, „einmal im Monat betrinkt er sich ganz fürchterlich mit Wein und er raucht. Er sagt, das sei sein Ritual, um seinem Schmerz Ehre zu erweisen, und seinem verlorenen Stamm. Ich bin mal in eines seiner Rituale gestolpert, als es mir nicht gut ging an der Uni. Ich war völlig verwirrt, als ich ihn so sah. Aber er hieß mich willkommen. Er brachte mich in sein Wohnzimmer. Ein sehr modernes Wohnzimmer, in sachlichem Stil.

    Der Tisch war zur Seite geschoben. Es gab einen Kreis, der mit Salz gezogen war, wie er mir mitteilte. „Komm herein, meine Liebe, sagte Opa. „Ich habe Besuch erwartet. Allerdings konnte ich nicht sehen, dass du es sein würdest. Etwas sagte mir, dass ich diesen Besuch willkommen heißen solle. „Opa, wenn ich dich störe, geh ich wieder, sagte ich. Es gefiel mir nicht, einen vertrauten Verwandten in einem derartigen Zustand zu sehen. Ich hatte meine eigenen Sorgen. „Aber nein, rief er – „du musst hereinkommen. Er zerrte mich in den Kreis, durch eine winzige Tür im Salz, die er, wie er sagte, extra für den Besuch offen gelassen hatte. Ich hatte nicht mal Zeit, meinen Mantel abzulegen. „Morgen werde ich das Salz wieder wegsaugen müssen, erklärte er, während er die kleine Tür mit einem Messer schloss. „Nun leg deinen Mantel ab. Ja, du kannst es im Kreis machen. Du bist ein Gast in meiner Jurte. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber ich zog meinen Mantel aus. „Setz dich mir gegenüber in den Schneidersitz und nimm meine Hände. Ich tat wie geheißen.

    „Und nun erzähl mir, was dir Kummer macht, im Kreis der die Auserwählte beschützt. Glaub mir, sie verstehen alles. Jedes menschliche Herz ist ihnen verständlich und geliebt. Also erzählte ich ihm alles, wozu er mich ermutigte. „Nichts ist zu belanglos, sagte er einige Male. Er hörte mir zu, wie ein guter Freund. Als ich geendet hatte, sagte er nur: „Sei gesegnet!" Nahm mich in die Arme und küsste mich.

    Nie wieder danach sprachen wir über diesen Abend. Danach hatte ich aber immer das Gefühl, er versteht mich auf einer ganz speziellen Ebene. Wir beschlossen, morgen als erstes Deborahs Opa aufzusuchen. „Gleich morgen früh, sagte Lana, die mich bat, sie für heute Nacht bei sich aufzunehmen. „Ich kann das nicht ertragen, Onkel Bruno noch zu sehen, meinte sie. „Und ich kann auch nicht allein mit meiner Angst um Tante Agnes in meinem Zimmer sein. „Kann ich verstehen, erwiderte ich. „Klar kannst du bei mir schlafen. Aber lass uns bloß nicht die ganze Zeit über Tante Agnes reden, sonst ist mir das echt zu viel. „Schon in Ordnung, erwiderte Lana. Wir fuhren mit der U-Bahn nachhause. Von unserem Trio hatte nur Deborah einen Führerschein. Wir beiden anderen zogen es vor, auf unseren Fahrten von A nach B zu lesen. „Leah, sagte Lana plötzlich in der vollen U-Bahn, „was ist, wenn eine von uns die Auserwählte ist? Ich meine, glaubst du nicht auch, dass jede, die so einen Text findet und ihn entziffert, insgeheim hofft, sie sei die Auserwählte? Was, wenn es wirklich eine von uns ist? „Keine Ahnung, sagte ich. „Ich vermute mal, dass die Chancen verschwindend gering sind. Aber hey – es würde unsere Suche beträchtlich abkürzen. Eine von uns lässt einfach irgendeine Schrift über ihre Arme laufen, wie das „Mehndi bei „Xena

    und schwubbs gehen wir strahlend durch die Tore in eine perfekte matriarchalische Welt. „Nein, ich meine ernsthaft, Leah. Was machen wir dann? „Ich weiß nicht, Lana. Ich möchte jetzt eigentlich nur noch in mein Bett. Vielleicht ein oder zwei Glas Wein trinken, damit ich nicht völlig am Rad drehe. Einfach schlafen. „Du machst wieder dein Scheeköniginnengesicht, sagte Lana. „Vielleicht hätte ich doch nicht mitkommen sollen. „Quatsch, erwiderte ich. „Ich seh immer so aus, wenn mir alles ein bisschen viel ist, das weißt du doch. Wir lassen das jetzt ruhig ausklingen und morgen ist ein neuer Tag. Der Bus war weg, als wir an der S-Bahn Haltestelle ankamen. Also gingen wir die zwei Stationen zu Fuß. Ziemlich schweigsam. Zuhause baute ich Lana ein Bett. Dann tranken wir noch etwas Wein in meiner kleinen Küche. Wir sprachen weder über Tante Agnes, noch über unsere Entdeckung. Beide wollten wir zu diesem Zeitpunkt keinen übermäßigen Spekulationen mehr Raum geben. Wir redeten über unsere gemeinsame Schulzeit, gemeinsame Bekannte und ähnlich unverfängliche Themen. Als ich endlich ins Bett fiel, wollte ich eigentlich nur noch, dass mein Leben so weiterginge wie bisher. Jeglichen Gedanken an Systeme außerhalb unseres Sonnensystems, schob ich konsequent beiseite. Ich träumte wirres Zeug, an das ich mich nicht erinnerte, wie so oft in letzter Zeit.

    Das Klingeln des Telefons weckte uns. Es war Deborah. „Tante Agnes ist wieder da. Wär gut, wenn ihr jetzt gleich zu mir kämt."

    3. Kapitel

    Wir tranken kurz Tee, duschten und zogen uns an. Um etwa 6:30 h waren wir am Laden. Deborahs Wohnung liegt direkt darüber. Wir klingelten. Deborah öffnete uns. „Kommt rein, Tante Agnes sitzt direkt im Wohnzimmer. „Was? – sie ist hier?, fragte Lana entgeistert. „Ja sie ist hier, erwiderte Deborah grimmig. „Ihr solltet euch erst mal anhören, was sie zu sagen hat. Kommt mit. Im Wohnzimmer saß Tante Agnes auf dem Sofa. Sie war etwas hohlwangig, wirkte aber ansonsten völlig klar. Sie hatte eine aufgeplatzte Lippe, auf der sich schon ein Schorf anfing zu bilden und ihre Kleider waren etwas verschmutzt. „Tante Agnes! Lana stürmte auf sie zu. „Wo bist du gewesen? – Tante Agnes machte eine abwehrende Handbewegung und Lana stoppte im Laufen, als wäre sie gegen eine Wand gerannt. Wir alle blieben schlagartig stehen. Sogar mein: „Hey Agnes, wie sieht der andere aus, mit dem du dich rumgeprügelt hast?, blieb mir im Halse stecken. „Das ist jetzt nicht weiter wichtig, sagte Agnes. „Mir geht es gut. Weiteres braucht euch nicht zu interessieren. Wichtig ist nur, dass ihr mich in die Matriarchalischen Systeme bringt. Ich bin sicher, ihr habt den Text inzwischen entschlüsselt, dank Sybilla. Sie lächelte ihr dünnlippiges Lächeln. „Falls ihr das nicht ziemlich schnell macht, werden etliche Geheimorganisationen recht bald hinter uns her sein und uns foltern oder töten. „Tja, sagte Deborah, „das erzählt sie mir jetzt seit einer ganzen Weile. „Also bist du von so einer Organisation gekidnappt worden?, fragte ich. „Das trifft es in etwa, erwiderte Agnes. „Und wie bist du entkommen?, wollte ich wissen. „Und sag jetzt ja nicht, das ginge mich nichts an, forderte ich. Sie sah mich an mit ihren Eidechsenaugen. „Durch ein Präparat, das den Tod vortäuscht und einen Stupor auslöst. – Und um deine ungestellte Frage zu beantworten, ja es wurde mir im zweiten Weltkrieg eingesetzt. Von einer den Nazis nahe stehenden Organisation. Und, fügte sie hinzu, „es wurde bis heute jedes Jahr erneuert. „Bingo, sagte ich. „Ich vermutete immer, dass du mit dieser Art Leuten paktieren würdest. Ich sah sie angewidert an. „Du erwartest ja wohl nicht im Ernst, dass wir dir helfen, sagte ich. „Selbst, wenn wir es könnten, was nicht der Fall ist, würde keine von uns auch nur einen Finger rühren, um dich ausgerechnet an einen Ort zu bringen, an den du offiziell ja nicht mal glaubst. Weißt du noch? Sie lächelte wieder ihr dünnes Reptilienlächeln. „Oh, ihr werdet mir helfen, sagte sie. „Wieso? – spie Lana aus – „weil du uns mit deinen bescheuerten Geheimorganisationen bedrohst? Ich bin seit meiner Kindheit von dir alle möglichen Drohungen gewöhnt, mich schüchterst du mit dem Quatsch nicht ein! Deborah sah sie ernst an: „Mit mir brauchst du auch nicht zu rechnen, wie du dir wohl denken kannst.

    „Gut, sagte Agnes. „Würdet ihr euch dann wenigstens meine Geschichte anhören? „Sagen wir mal so, erwiderte Deborah „ich denke ich kann da für alle sprechen wenn ich dir sage, wir geben dir etwa eine halbe Stunde. In dieser Zeit, sind wir bereit, dich anzuhören. Danach möchte ich, dass du aus meiner Wohnung verschwindest. „In Ordnung, sagte Agnes. „Aber unterbrecht mich nicht. Fragen könnt ihr danach. „Also, rede", forderte Deborah sie auf. Und so begann sie zu sprechen:

    „Mein wirklicher Name ist Drosa vom Rabenclan. Ich war nicht immer das, was ich heute bin, begann Agnes. „Ich kam mit einer der letzten Wellen von Kriegerinnen, von den Matriarchalischen Systemen, bevor sie die Tore schlossen. Ich wurde auf einem der ärmeren Planeten geboren. Einem, der noch nicht wirklich „zivilisiert ist, wie sie es ausdrücken. Was praktisch bedeutet, dass es dort eine Art Feudalsystem mit einer sehr kleinen, sehr reichen Oberschicht gibt und der restliche Teil der Bevölkerung in ziemlicher Armut lebt, oder sogar in Sklaverei. Die Föderation der Matriarchalischen Systeme, versucht natürlich, das zu beheben. Aber Fortschritte gehen auch hier langsam voran. Ich wuchs in einem Waisenhaus auf. Die Leiterin empfand ich damals als eine schreckliche, harte Frau. Heute weiß ich, dass sie es einfach schwer hatte, 50 Mäuler zu stopfen und sie einigermaßen zu erziehen. Sie hatte nicht sehr viel Wärme in ihrem

    Herzen. Ich wusste nichts über meine Herkunft und weiß es bis heute nicht. Weder, ob ich von zwei Frauen gezeugt wurde, noch von einem gemischten Paar. Auf so armen Planeten, wie dem unsrigen wurden damals keine DNS-Tests durchgeführt. Ich war ziemlich gut in der Schule. Dank meiner herausragenden Leistungen, wurde mir eine Karriere höheren Dienstgrades beim Militär angeboten. Das Militär ist in den Matriarchalischen Systemen eine der Möglichkeiten, der allgemeinen Armut zu entfliehen, wenn du erstens das Pech hast, auf einem unterentwickelten Planeten geboren zu sein und zweitens, dann noch nicht mal zur Oberschicht gehörst. Also nahm ich an. Ich hoffte natürlich auch, nicht nur schnell aufzusteigen, sondern auch, die inneren Planeten kennen zu lernen, von denen die unglaublichsten Dinge erzählt wurden. Wie etwa dass Frauen dort nicht mehr zu altern brauchten. Der Abschied vom Waisenhaus fiel mir nicht schwer. Bald fand ich in der Armee eine neue Heimat. Die militärische Ausbildung war härter als alles, was ich bis dahin erlebt hatte. – Wir lernten sämtliche Kampfsportarten, die ihr hier kennt. Spionage, Täuschung, Sprengstoffeinsatz und Kampfjets fliegen. Raumschiffe fliegen, Papiere fälschen, uns in alle möglichen Computer zu hacken, die auf anderen Planetensystemen bereits lange existierten, bevor sie hier erfunden wurden. – Die Matriarchalischen Systeme selbst, sind völlig abgeschottet und geschützt. Keine andere Zivilisation war und ist jemals in der Lage in sie einzudringen. Sie selbst

    jedoch, sehen es als ihre Aufgabe an, anderen Planeten zu helfen, sich zu entwickeln und sie in der „Entwicklung von Freiheit und Demokratie zu unterstützen. – So wird es den Mädchen jedenfalls in der Armee beigebracht. – Vielfach haben sie Zivilisationen vorangetrieben. Ihre eigenen Außenplaneten jedoch, haben oft selbst sehr große Probleme, wie ich bereits sagte. Auf Terra 1, wie dieser Planet hier bei ihnen heißt, haben sie sich immer wieder eingemischt, um die Matriarchalischen Zivilisationen zu entwickeln und zu schützen. Doch es gab immer wieder Brüche, wo sie sich zurückzogen und die Tore schlossen, um ihre Kriegerinnen nicht zu gefährden. Ebenfalls, wenn die Menschen in einer extrem grausamen Weise handelten, wie in den zwei letzten Weltkriegen. Danach wurden immer die Tore dichtgemacht, bis die so genannte „Auserwählte kam, um sie wieder zu öffnen. – Und – ich muss hinzufügen, es galt immer das oberste Prinzip: Wenn eine Zivilisation gegründet war, sollte sie sich selbst entwickeln, ohne zu große Einmischung. Was immer eine Gratwanderung ist, genau, wie bei der Erziehung eines Kindes. Schützen des Planeten, wird abgewogen gegen die Selbstständigkeit und Erfahrung der Wesen, die dort leben. Ihr kennt ja die Weltgeschichte. Terra 1 war immer ihr liebstes Projekt, weil die Erde ein absolutes „Problemkind" war. Die beiden letzten Kriege waren die letzten wirklich wichtigen Einsatzpunkte

    der Neuzeit. – Beide Male schlossen sich danach die Tore. Jedes Mal hatten danach die Priesterinnen und der Rat beschlossen, dass es ihnen jetzt reiche. – Dass die Menschen von Terra ihre Suppe selbst auslöffeln sollten. Und jedes Mal hatte es nur wenige Stimmen gegeben, die bereit waren, zu sagen, „wir bleiben. – Beide Male waren es Frauen vom Bund der Artemis-Inanna gewesen. Sie blieben immer. Seit Jahrtausenden. Auch, wenn das Schlimmste passierte. Blieben da, schickten „Sozialarbeiterinnen gegen die „Große Bedrohung." Drosa spie den letzten Satz verächtlich aus und fuhr fort zu sprechen. „Verbargen sich hinter verschlüsselten Nachrichten, damit die Frauen nicht die Hoffnung verlieren, so wie in dem Manuskript. Tja, ich war keine von denen, als ich endlich auf Terra strandete. Meine Mission, nach abgeschlossener Ausbildung, war es, die Nazis zu infiltrieren. Ihnen so viel Schaden, wie möglich zuzufügen. Ende der zwanziger Jahre, nachdem die Tore jahrelang geschlossen gewesen waren, setzte der Bund von Artemis-Inanna durch, dass die Auserwählte gesucht und gefunden wurde und die Tore wieder geöffnet wurden, nur zwei Jahre, nachdem der gegenteilige Beschluss gefallen war. Sie erkannten die Gefahr, die sowohl von Stalin, als auch von Hitler ausging sofort. Und auch die Priesterinnen konnten die Grausamkeit der Visionen, die sie immer öfter heimsuchten, nicht länger ignorieren. Also wurden einige von uns runter geschickt, außer dem Bund, der ja sowieso in allen größeren Städten da war. 50 haben sie dem Rat abgetrotzt. Ich war eine von ihnen. Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da eigentlich einließ.

    Ich sollte nach Berlin gehen. Einen bestimmten Nazioffizier kontaktieren, um mich in sein Vertrauen zu schleichen und seine Pläne auszukundschaften. Ich kam am 06.09.1938 durch ein Tor auf die Erde. Es war schon relativ spät in der Nacht. Hitler würde in etwa einem Jahr Polen überfallen. Ich landete in Berlin Wilmersdorf, in einer dunklen, relativ kleinen Seitenstraße und es ging von Anfang an alles schief. Aber wie sehr, das wusste ich damals noch nicht. Ich merkte nur, dass ich den Transport nicht heil überstanden hatte. Ich blutete an beiden Händen. Später wurde mir gesagt, dass ich ein bestimmtes

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