Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Mann auf der Bank in der Sonne: Kurzgeschichten
Der Mann auf der Bank in der Sonne: Kurzgeschichten
Der Mann auf der Bank in der Sonne: Kurzgeschichten
eBook164 Seiten2 Stunden

Der Mann auf der Bank in der Sonne: Kurzgeschichten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Mann auf der Bank in der Sonne ist eine Sammlung von Kurzgeschichten und kurzen Geschichten. Geschichten über die großen und kleinen Dinge im Leben. Mal zum Schmunzeln und auch zum Innehalten.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Mai 2021
ISBN9783347318717
Der Mann auf der Bank in der Sonne: Kurzgeschichten

Ähnlich wie Der Mann auf der Bank in der Sonne

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Mann auf der Bank in der Sonne

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Mann auf der Bank in der Sonne - N. S. H. Spieker

    Kurzgeschichten

    Die folgenden Kurzgeschichten und kurzen Geschichten sind rein fiktiv. Alle aufgeführten Personen sind künstliche Figuren und allein der Fantasie der Autorin entsprungen. Jede Ähnlichkeit oder Übereinstimmung mit lebenden Personen ist rein zufälliger Natur und wurde von der Autorin nicht beabsichtigt.

    N. S. H. Spieker

    Schwäbisch

    Ich bin mit einem Schwaben verheiratet. Was das wirklich bedeutet, habe ich erst nach Jahren begriffen. Und ohne ein Klischee bedienen zu wollen, muss ich zugeben, dass es tatsächlich Unterschiede gibt. Also zwischen mir und meinem Mann. Oder zwischen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, denn da komme ich her und er eben aus dem Südwesten des Landes. Und wir sprechen nicht immer die gleiche Sprache. Bei einem meiner ersten Besuche in der Familie meines Mannes fiel mir auf, dass meine Schwiegermutter morgens beim Frühstück etwas erzählte und sagte: „Und der Radio war sehr laut gestellt." Irritiert nahm ich diesen grammatikalischen Fehler hin und enthielt mich höflich eines Kommentars. Bei einem anderen Zusammentreffen sprach sie von der Butter, aber nicht im korrekten Genitiv, sondern im Nominativ. Wieder schwieg ich, aber an diesem Tag sprach ich meinen Mann abends im Gästezimmer auf die sprachlichen Entgleisungen in seiner Familie an. Etwas pikiert erklärte er mir, dass dies eben dem Dialekt geschuldet sei und ich mich mit meiner Kritik mal etwas zurückhalten könnte. Nun sind meine Schwiegereltern schon verstorben und mein Mann und ich sprechen zuhause ohnehin nur Hochdeutsch. Ich kann gar nicht anders reden und er darf es nicht, jedenfalls nicht in meiner Gegenwart.

    Pflegerin

    In den vergangenen Jahrzehnten habe ich die Bekanntschaft mehrerer Schwägerinnen gemacht. Durch die Heirat mit dem jeweiligen Mann habe ich sie gratis dazubekommen. Einfach so. Nicht alle auf einmal, und das war im Nachhinein betrachtet auch gut so, denn sonst wäre es wahrscheinlich noch viel komplizierter geworden, als ohnehin schon. Nun ist eine Familie ja eigentlich eine schöne Sache. Unterschiedliche Menschen bereichern häufig auch das eigene Leben und so ging ich die Angelegenheit, trotz niederschmetternder Erfahrungen in der Vergangenheit, bei jeder neuen Heirat positiv und mit viel Enthusiasmus an. Eine meiner Schwägerinnen war Yvonne. Sie war unverheiratet, hatte keine Kinder, lebte alleine und war etliche Jahre älter als ich. Yvonne gehörte zu den Menschen, die keinen Rat von anderen brauchten, weil sie selber immer alles am besten wussten. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie, als die Schwiegermutter alt und gebrechlich wurde, sich ohne Absprache mit ihrem einzigen Bruder und mir, ganz alleine um die Organisation der Betreuung und Pflege für diese kümmerte. Nicht, dass sie Zeit gefunden hätte, einmal persönlich nach ihrer Mutter zu schauen und vor Ort für diese zu kochen, waschen, putzen oder sie zu duschen. Nein, aber sie organisierte alles mit Fremdpersonal und teilte dies anschließend ihrem Bruder telefonisch mit. Dabei konnte sie nicht umhin zu bemerken, dass sie offensichtlich als einzige in der Familie Verantwortung für die Mutter übernähme und dies ja nun bei Licht betrachtet ein recht trauriger Umstand sei. Sie hatte also eine Dame aus dem Ausland rekrutiert, die ihr für diese Arbeit und Pflege passend erschien. Finanziell betrachtet stellte diese Entscheidung auch noch eine wesentlich günstigere Alternative dar, als eine Lösung mit ausschließlich deutschem Personal. Mit dem Gefühl, mal wieder alles richtig im Leben gemacht zu haben, fühlte Yvonne sich ausgesprochen gut und erzählte bei jeder Gelegenheit Freunden und Verwandten, dass sie allein sich eben nur in der Familie um die Mutter sorgte. Die Dame aus dem Ausland reiste pünktlich an und wurde bei der Mutter eingesetzt. Weil mein damaliger Mann und ich in Telefongesprächen mit meiner Schwiegermutter nicht so recht herausfinden konnten, ob diese mit dieser Pflegelösung nun zufrieden war, beschlossen wir an einem Wochenende, uns selbst ein Bild vor Ort zu machen. Wir fuhren also an einem Freitag auf die Schwäbische Alb. Am Haus der Mutter angekommen, klingelten wir und warteten darauf, dass jemand öffnen würde, aber niemand kam. Wir klingelten ein zweites Mal und dann noch einmal. Aber wieder passierte nichts. Murrend ging mein Mann zum Auto und fing an, nach seinem Haustürschlüssel zu suchen. Kurze Zeit später öffnete er mit diesem die Tür und wir betraten den Hausflur. Aus dem kleinen Wohnzimmer der Mutter lärmte der Fernseher und wir konnten laut und deutlich eine Frauenstimme hören, die sehr laut und schnell ungarisch sprach. Mein Mann öffnete vorsichtig die Wohnzimmertür und wir sahen die Schwiegermutter in einem großen Lehnstuhl in Decken gewickelt mit geöffnetem Mund tief und fest schlafen.

    Und wir sahen eine sehr alte Dame, die auf einem weiteren Lehnstuhl saß und lautstark mit sich selber ungarisch sprach. Etwas unschlüssig stand mein Mann vor mir im Eingang zum Wohnzimmer herum und ich schob ihn dann von hinten ein wenig an, damit er nun endlich vor mir den Raum betrat. Niemand bemerkte uns. Nach weiteren endlosen Augenblicken, nahm ich entschlossen die Fernbedienung vom Tisch und schaltete den Fernseher aus. Schlagartig hörte die alte Dame auf, mit sich selber zu sprechen, drehte sich zu uns um und starrte uns an. Ich lächelte die mir unbekannte Frau an, deutete auf meinen Mann und mich und begrüßte sie freundlich. Scheinbar nicht sonderlich über unseren Besuch erfreut, stand sie wortlos auf und verließ humpelnd den kleinen Raum. Da ich mich durch kleine Widrigkeiten im Alltag nicht gleich aus der Bahn werfen lasse, nahm ich das Verschwinden der Pflegerin eben hin und weckte fröhlich meine Schwiegermutter. Die lachte uns erfreut über den spontanen Besuch, sich die Augen reibend, an und deutete sofort mit ihrem Zeigefinger auf die halb geöffnete Wohnzimmertür. Mein Mann verstand den Wink, schloss diese und dann setzten wir uns endlich auf das große Sofa. Keiner von uns dreien sagte ein Wort. Durch die Zimmerwand hörten wir deutlich den Fernseher im großen Wohnzimmer und eine laute Frauenstimme, die sehr schnell mit sich selber ungarisch sprach. Nach weiteren Minuten des Schweigens sagte meine Schwiegermutter: „Yvonne hat es bestimmt nur gut gemeint. Ihr wisst ja, wie sie ist. Ich glaube, sie hat nur vergessen zu fragen, wie alt diese Pflegerin eigentlich ist. Mein Mann schaute seine neunzigjährige Mutter aufmerksam an. Dann fragte er: „Wie alt ist sie denn? Meine Schwiegermutter kicherte und antwortete: „Stellt euch vor, sie ist drei Jahre älter als ich, und ich muss gestehen, an manchen Tagen macht sie mir schon ganz schön viel Arbeit."

    Leserbrief

    Heute früh, als ich gerade den ersten Schluck Kaffee trinken wollte, blieb beim Lesen des Lokalteils unserer Tageszeitung mein Blick an einem Leserbrief einer 78-jährigen Rentnerin aus unserer kleinen Stadt hängen. Die Dame schrieb sehr erregt darüber, dass sie wegen der andauernden Corona-Pandemie schon hunderte Male versucht habe, einen Impftermin zu bekommen, aber keinen Erfolg hatte. Und dass, obwohl sie erst vor einiger Zeit einen Herzstillstand erlitten habe. Nun sei ihr zu Ohren gekommen, dass Menschen aus einer weiter entfernten Nachbarstadt in unser Impfzentrum nach Freudenstadt kämen, um sich dort impfen zu lassen. Viele hätten das schon mit Erfolg getan, das wisse sie aus sicherer Quelle. Sie ließ ihrem Unmut darüber dann in langen Zeilen freien Lauf und endet mit der sehr persönlichen Aussage, dass sie einen Defibrillator besitze und sich sehr oft auch sehr schlecht fühle. Weil ich gebannt den Leserbrief erst von oben bis unten durchlesen musste, konnte ich anschließend dann endlich meinen Kaffee trinken. Ich schaute zu meinem Mann auf die andere Seite des Frühstückstisches herüber und fragte ihn: „Hast du auch diesen Leserbrief der Dame gelesen, die erfolglos versucht einen Impftermin zu bekommen? Ich bekam nur ein hinter einer aufgeschlagenen, großformatigen Zeitungsdoppelseite ausgestoßenes Grunzen zur Antwort. Ich trank weiter meinen Kaffee. „Meinst du, sie möchte, dass wir innerdeutsch jetzt auch Grenzen schließen?, fragte ich weiter. Wieder erhielt ich nur ein Grunzen zur Antwort. Fiel mir doch der gestrige Tageschaubericht wieder ein, der langatmig und mit vielen O-Ton angereicherten Berichten von Betroffenen über die Grenzschließung von Bayern nach Tschechien berichtet hatte. Ich nahm mir eine zweite Tasse Kaffee. „Also, wenn man durch die Grenzschließung zu unseren europäischen Nachbarländern die Viren-Mutanten aufhalten kann, dann müsste es doch möglich sein, diese vorwitzigen Rentner aus anderen deutschen Städten auch irgendwie aufzuhalten, zu uns zu kommen. Jetzt legte Win seine Zeitung beiseite und hielt mir seine leere Kaffeetasse hin. Dann musterte er mich mitleidig und antwortete: „Du hast nicht richtig gelesen. Die kommen nicht aus irgendeiner Nachbarstadt Deutschlands, die kommen aus Baden-Baden hier zu uns, um sich impfen zu lassen. Und dabei sah er mich an, als wenn er damit alles erklärt hätte. Irritiert schwieg ich erst einen Augenblick, dann siegte mein Wissensdurst. „Was hat das damit zu tun, ob sie aus Baden-Baden und nicht aus irgendeiner anderen Stadt in Deutschland kommen? Er lächelte immer noch mitleidig vor sich hin, dann antwortete er: „Man merkt, dass du nicht von hier stammst. Baden, Württemberg und Hohenzollern, die drei Gebiete hat man nach dem zweiten Weltkrieg mühsam und in einem langwierigen Prozess zu einem Südweststaat zusammengeführt. Da kannst du jetzt nicht einfach mal eben wieder eine innerdeutsche Grenze ziehen. Dann nahm er wieder seine Zeitung in die Hand und verschwand dahinter. Win wusste mal wieder alles ganz genau und oberschlau. Manchmal war es schon ein bisschen lästig, mit solch einem Besserwisser zusammenleben. Jetzt würde ich aber doch zu gerne wissen, ob die Leserbriefschreiberin auch eine Reingeschmeckte war oder nicht.

    Der Kläffer

    Ich höre ihn ständig kläffen. Ganz egal, ob ich mich nun gerade in meiner eigenen Wohnung befinde, auf der Dachterrasse sitze oder im Garten Unkraut jäte. Ich höre das Kläffen den ganzen Tag lang, sogar durch die fest verschlossenen Fenster. Von seinem Frauchen an der Leine geführt, läuft er beim Gassi-Gang vor unserem Haus auf und ab und dabei kläfft er. Der Hund kann wohl nicht anders, er muss einfach immerzu kläffen. Es ist ein Dreifach-Gekläffe, was er da von sich gibt. Das raue Gekläffe eines schon in die Jahre gekommenen Tieres. Fanfarenartig erklingt es kurz dreimal hintereinander, exakt alle zwanzig Sekunden. Ich kann meine Uhren danach stellen. An manchen Tagen, wenn er schier unaufhörlich kläfft, frage ich mich wirklich, wie sein Frauchen das aushält. Sie ist eine schon ältere Dame mit kurzgeschnittenen Haaren und einem sympathischen Gesicht. Mehrfach am Tag führt sie ihren Hund die Straße vor meinem Haus auf und ab, damit er sich in den von der Stadtgärtnerei angelegten Blumenbeeten entledigen kann. Doch auch bei diesem der Natur geschuldeten Geschäft kläfft er. Da er immerzu laut und vernehmlich kläfft, habe ich schon hin und wieder einmal versucht, wenn ich den beiden vor meinem Haus begegnet bin, der älteren Dame ins Gesicht zu schauen. Ich starre für gewöhnlich anderen Menschen auf der Straße oder in der Stadt nicht einfach so unhöflich ins Gesicht, aber bei

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1