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Das Tor zu Europa: für immer in Wohlstand und Sicherheit
Das Tor zu Europa: für immer in Wohlstand und Sicherheit
Das Tor zu Europa: für immer in Wohlstand und Sicherheit
eBook317 Seiten4 Stunden

Das Tor zu Europa: für immer in Wohlstand und Sicherheit

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Über dieses E-Book

Die spannende Fortsetzung von "Ich liebe dich für immer - nur sterben kostet mehr". Tony ist mittlerweile in Österreich und schaffte das Unmögliche.
Er brachte mit seinem orientalischen Charme eine österreichische Frau dazu, aus ihrem bis dahin funktionierenden Leben auszubrechen und alles hinter sich zu lassen, koste es, was es wolle. Die Liebe war unbesiegbar.
Lisa holte nach unzähligen, immer wiederkehrenden Problemen Tony kurzerhand nach Österreich und heiratete ihn, um ihm das Bleiberecht zu ermöglichen. Zu groß war ihre Angst, dass er wieder nach Ägypten abgeschoben würde. Doch Tony sah die Situation anders.
Mit der Hochzeit hatte er das Bleiberecht erwirkt und mit der Scheidung hatte er die Möglichkeit, sich ein eigenes Leben in Österreich aufzubauen.
Das war fantastisch für ihn. Diese Chance wollte er sich nicht entgehen lassen.
SpracheDeutsch
Herausgeberwinterwork
Erscheinungsdatum5. Juni 2014
ISBN9783864687303
Das Tor zu Europa: für immer in Wohlstand und Sicherheit

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    Buchvorschau

    Das Tor zu Europa - Lisa Luxor

    Cover_AU14_1807_Front.pdf

    Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. Verwendung oder Verbreitung durch unautorisierte Dritte in allen gedruckten, audiovisuellen und akustischen Medien ist untersagt. Die Textrechte verbleiben beim Autor, dessen Einverständnis zur Veröffentlichung hier vorliegt. Für Satz- und Druckfehler keine Haftung. 

    Impressum 

    Lisa Luxor, »Das Tor zu Europa« 

    www.edition-winterwork  

    © 2014 edition-winterwork  

    Alle Rechte vorbehalten 

    Druck/E-BOOK: winterwork Borsdorf 

    ISBN E-BOOK 978-3-86468-730-3

    Das Tor zu Europa

    Für immer in Wohlstand und Sicherheit

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    Kapitel 1

    Zurück ins Leben

    Im Krankenhaus in Kairo – Juli 2010

    Nur noch einen Monat bis zum Wiedersehen – Rückblick - Juni 2010

    Ägypten lässt grüßen

    Meine Flucht ans andere Ende der Welt – August 2010

    Der tiefe Fall, aber – ICH LEBE NOCH – September 2010

    Die Hoffnung stirbt zuletzt – Oktober 2010

    Kapitel 2

    Warten auf Tony

    Erneut beginnt die Wartezeit - November 2010

    Verlobung - Dezember 2010

    Politische Unruhen – Jänner 2011

    Das fünfte Wiedersehen – Februar 2011

    Die Sehnsucht treibt mich weiter – Februar 2011

    Das Visum – April 2011

    Die Österreichische Botschaft in Kairo – April 2011

    Das sechste Wiedersehen – April 2011

    Warten auf das Wiedersehen – Mai 2011

    Kapitel 3

    Neubeginn in Österreich – TONY IST DA

    Tonys Ankunft am Flughafen in Wien – Mai 2011

    Unsere Hochzeit – Juni 2011

    Lebe ich noch oder sterbe ich schon?

    Die Arbeitserlaubnis

    Die zweite Arbeitsstelle – August 2011

    Die Sache mit dem Führerschein…

    Silvester 2011/2012

    Kapitel 4

    Tonys Leben in Österreich

    Tonys Rückkehr nach Österreich – Jänner 2012

    Das ganz normale Familienleben – März 2012

    Nilkreuzfahrt und Strandurlaub – Juli 2012

    Führerschein – Die Fahrprüfung – August 2012

    Die Abendschule – September 2012

    Die erste eigene Wohnung – November 2012

    Die Scheidung – Dezember 2012

    Das Weihnachtsfest – Dezember 2012

    Kapitel 5

    Das Ende unserer Geschichte

    Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit – Jänner 2013

    Das Ende unserer Geschichte

    Nachwort

    Danksagung

    Einleitung

    Ich habe beschlossen dieses Buch zu schreiben, weil ich bemerkt habe, wie gut es tut, seine Erfahrungen an Menschen weiterzugeben, die sich dafür interessieren. Nach meinem ersten Band „Ich liebe dich für immer – Nur sterben kostet mehr" war klar, dass ich aus zwei Gründen weiterschreiben muss

    · weil nach Fertigstellung des Buches die Turbulenzen in meinem Leben erst so richtig begonnen haben

    · und weil ich bemerkt habe, wie groß das Interesse von Frauen war, die selbst Ähnliches schon erlebt haben, die in ähnlichen Situationen gefühlsmäßig gefangen waren und mich um Rat ersucht haben, Frauen, die ähnliche Erfahrungen nicht ebenso machen wollten, und Frauen, die meinen Erzählungen Gehör geschenkt haben und mich zum Weiterschreiben animiert haben.

    Viele Menschen, Frauen wie auch Männer, haben meine Lesungen besucht und mich im Internet kontaktiert und mir auch mitgeteilt, wie groß ihr Inter-esse an der Fortsetzung meiner Geschichte sei; nur leider, das ist eben keine Geschichte, es ist meine Realität.

    Diese Parallelwelt, in der ich beinahe vier Jahre meines Lebens verbracht habe, war eine Scheinwelt, so wie man es täglich hören und auch immer wieder im Internet nachlesen kann. Man denkt, als vernünftiger Mensch überlegen zu sein, und schüttelt oft den Kopf oder stellt ganz einfach und nüchtern fest, wie unvernünftig und leichtgläubig Menschen doch sein können, um so tief in den Strudel der Gefühle abzutauchen, aber ich kann Ihnen versichern, dass das ganz einfach und leicht geht. Man braucht nur die richtigen Voraussetzungen dazu. Unsicherheit, die Angst, etwas zu versäumen, und ein Quäntchen Unzufriedenheit oder ganz einfach zu viel Routine im Leben, und schon wird aus dem neugierigen Menschen ein Mensch mit Mut zum Risiko; mit dem Willen, etwas zu verändern, mit dem Wunsch, sein Leben umzukrempeln und neu auszurichten, und mit der Bereitschaft, viel zu riskieren… ja, vielleicht zu viel. Und genau das ist auch mir passiert. Ich habe viel riskiert und ich habe noch mehr dadurch verloren. Ich habe die Erfahrungen, die ich machen wollte, gemacht, aber leider ist das Ende nicht jenes gewesen, das ich mir erträumt hatte.

    Meine Freundinnen haben mich gerade noch rechtzeitig aufgeweckt, so ist mir noch Schlimmeres erspart geblieben. Meine Kinder aus der Ehe davor habe ich auf dieser Reise in die Selbstverwirklichung verloren, glücklicherweise habe ich sie zu einem späteren Zeitpunkt wiederfinden können. Jetzt begleiten sie wieder meinen Weg, wenn sie auch nicht mehr bei mir leben können. Ich habe auch meinen Ex-Mann auf diesem Weg verloren. Von ihm habe ich mich getrennt, damit ich diese spannende Multi-Kulti-Beziehung eingehen konnte. Der Vater meiner Kinder war wohl jener Mann, der mich in meinem Leben am meisten geliebt und verwöhnt hat. Und mit meiner Familie habe ich auch alle materiellen Werte zurück gelassen.

    Heute, nachdem ich endlich mein Gleichgewicht wieder gefunden habe und meine Lebensfreude wieder zurückgekehrt ist, halte ich viele Lesungen ab, um Frauen zu informieren. Ich schreibe, gehe viel in die Berge wandern, ich erfreue mich ganz einfach daran, dass ich lebe. Und ich bin froh, dass ich der multikulturellen Beziehung gerade noch rechtzeitig entfliehen konnte. Ich war mir so sicher, dass es gut gehen würde, doch unterschiedliche Kulturen kann man schwer vermischen. Es würde beinahe an eine Selbstaufgabe der Frau grenzen, denn der Mann darf ja niemals in seiner Kultur das Gesicht verlieren, sonst ist auch er ein Ausgestoßener. Also, die Frau verbiegt sich bis ins Unendliche, so lange, bis sie ihre Freunde und Freundinnen nicht mehr wieder erkennen können. Und das ist auch mir so passiert.

    Das haben mir auch meine Eltern immer wieder gesagt, doch damals habe ich ihnen nicht geglaubt. Erst dann, als ich mich nicht mehr verbiegen konnte, habe ich bemerkt, dass ICH gar nicht mehr ich selbst war. Und als mir dann auch mein ägyptischer Ehemann mitteilte, dass er sich nach einer „normalen Familie sehnen würde - und das wären eine ägyptische Frau und Kinder - brach für mich eine Welt zusammen. War ich vielleicht wirklich nur „Das Tor nach Europa?

    Kapitel 1

    Zurück ins Leben

    Im Krankenhaus in Kairo – Juli 2010

    Tony hatte einen Autounfall. Er lag in einem Krankenhaus in Kairo. Irgendwie schaffte er es, von irgendeinem Computer ins Internet zu gelangen, um mich von dort virtuell zu erreichen.

    Sein Blick war verwirrt. Um den Kopf trug er einen dicken Verband. Sein rechter Arm war in einer Armschlinge. Er versuchte, mir in der Webcam etwas zu sagen, doch ich verstand sein Englisch nicht. Er sprach so undeutlich und wiederholte sich immer wieder.

    Er konnte sich nicht erinnern, was passiert war. Er wusste nicht, seit wann er im Krankenhaus war, er wusste nur, dass er in Kairo war. Er versuchte zu schreiben, da ihm das Sprechen so schwer fiel, aber er konnte seinen rechten Arm nicht bewegen und er konnte die richtigen Buchstaben nicht auf der Tastatur erkennen. Seine Augen konnten nicht scharf sehen und er konnte sich an die englischen Worte nicht mehr erinnern. Er sprach in wirren Sätzen.

    Ich war entsetzt, als ich ihn so sah. Ich wartete schon tagelang im Internet, immer und immer wieder ging ich online, um meinen geliebten Tony zu treffen. Laut den Berichten seiner Freunde war er gestorben, tragisch verunfallt nach seiner vorletzen Prüfung an der Universität, auf dem Heimweg nach Luxor. Es gab fünf Tote. Den Unfallhergang wusste keiner so genau, aber es musste zwischen siebzehn und achtzehn Uhr gewesen sein.

    Laut Aussage seines Freundes Mena wurde er ins Krankenhaus in Luxor eingeliefert und sei dort vor den Augen von Menas Vater, der in diesem Krankenhaus als Pfleger arbeitete, verstorben. Tonys Familie würde trauern. Alle seine Freunde wären bereits informiert worden. Und es hätte ja auch bereits am nächsten Tag in der Kirche eine Totenmesse für ihn gegeben. Danach, und das hatte mir sein Freund Bishoy erzählt, wäre er zu Grabe getragen worden. Nein, Bishoy hätte am Begräbnis nicht mehr teilgenommen, denn es wären so viele Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde anwesend gewesen, dass er sich zurückgezogen hätte, doch er war auch in der Kirche und hätte für ihn gebetet – und die Kirche sei voll gewesen.

    Und jetzt das. Nach meinen tagelangen Weinkrämpfen war Tony wieder auferstanden. Ich als seine zukünftige Frau trug damals schwarz. Und ich war noch immer da - zu Hause in Österreich. Aus war mein Traum, so jäh, so schmerzhaft. Ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Ich hatte die Nachricht von seinem Tod von seinem Freund Mena in der Früh im Internet erhalten. Wie in Trance zog ich mich an, ging so wie jeden Tag zu meiner Arbeit und brach dort zusammen.

    Kollegen brachten mich zu einem Nervenarzt, der mir schwere Medikamente verabreichte. Diese nahm ich regelmäßig, so wie mir das verordnet wurde. Da ich beruflich vor einem wichtigen Projektabschluss stand, wollte ich meine Kollegen auch nicht hängen lassen. Niemals dachte ich daran, die Arbeit kurz ruhen zu lassen und zu Hause zu bleiben, denn ich befürchtete, ich könnte mir dort das Leben nehmen. Also versuchte ich, immer in der Nähe von Menschen zu sein. Doch ich war nur mehr ein Schatten meiner selbst, ich war kaum ansprechbar. Beruflich funktionierte ich, doch meine Privatsituation war tabu. Hätte mich jemand gefragt, so wären meine Tränen heruntergelaufen wie aus einer Schleuse, die nicht mehr geschlossen werden hätte können.

    Und nun war er wieder da. Zurück im Leben, in Kairo, verwirrt. Zuerst dachte ich, ich sei verrückt geworden, als ich Tony wiedersah, denn offiziell war er ja tot. Doch er war es, er - TONY. Sein verängstigter Blick suchte die Webcam. Er zitterte. Ich konnte die Situation im Moment nicht begreifen. Tony fiel das Sprechen schwer und er sagte mir, dass er nicht wüsste, wie lange das Internet funktionieren würde. Er hätte den Laptop ausgeborgt von jemandem im Krankenhaus, nur um mich zu treffen.

    Ich sah ihn mit großen Augen an. Weil er sich immer wieder wiederholte und kaum mehr Englisch sprechen konnte, rannten mir die Tränen herunter. Ich versuchte zu sprechen. „Tony, Tony, was ist los mit dir? Was ist geschehen? Wo bist du? Du lebst…" Erneut brach ich psychisch zusammen. Tränen flossen aus meinen Augenwinkeln und legten sich wie Schleier vor meine Augen. „Mein Kopf tut so weh. Sie haben mich irgendwo am Kopf operiert. Ich kann nicht mehr richtig sprechen. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Sie haben mir gesagt, dass ich einen Unfall gehabt habe, aber ich weiß nicht wo. Der Bus wäre in den Fluss gefallen. Ich hatte Glück, dass der Bus am Ufer liegen geblieben ist. Sie hatten uns gerettet und in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Seither bin ich in Kairo. Aber ich habe kein Geld mehr und keine Papiere. Und mein Handy ist auch verloren gegangen. Alles ist weg."

    „Ich komme zu dir, wenn du mich brauchst. Ich fliege mit dem nächsten Flugzeug Richtung Kairo. Ich werde dir helfen. Ich bin für dich da." Doch er wollte nicht, dass ich zu ihm kommen und ihn so sehen würde.

    Ich ließ ihn erzählen, während mir die Tränen über meine Wangen herunter kollerten. Ich verstand ihn nur schwer, aber ich konnte ihn zumindest gerade noch verstehen. Ich fragte ihn, ob er schon Kontakt mit seiner Familie aufgenommen hätte, doch er verneinte. Er könne sich nicht mehr an die Telefonnummern seiner Mutter, seiner Schwester und seines Bruders erinnern, und Handy hatte er auch keines mehr. Er konnte sie also nicht anrufen. Und zurück nach Luxor konnte er nicht, da er kein Geld mehr hatte. Doch er hätte Gamal angerufen, einen guten Freund und Arbeitskollegen, der eine einfache Nummer hatte. Diesen hatte er gebeten, in das Haus seiner Familie nach Luxor zu fahren, um diese zu informieren, dass er noch leben würde.

    Irritiert nahm ich die Situation zur Kenntnis. In der Webcam sah ich im Hintergrund einen rot bekleideten Mann herumlaufen, der ein gelbes Kreuz auf dem Rücken seiner Jacke trug mit der Aufschrift STAFF. Außer hüstelnden Geräuschen hörte ich nicht viel im Hintergrund. Im Krankenhausgang war außer dem Mitarbeiter niemand zu sehen.

    Behutsam fragte ich immer wieder nach. „Hast du die Prüfung auf der Uni noch gemacht?" Ja, das hatte er, und sie wäre sehr leicht gewesen. „Kannst du dich noch erinnern, ob du den Mann vom Militär noch getroffen hast? „Ja, das hab ich gemacht, und ich hab ihm das Geld gegeben und er hat mir den Befreiungsschein gegeben. Aber ich habe ihn beim Unfall ebenfalls verloren. Ich habe alles verloren, mein Geld, meine Ausweise, mein Handy und alle Papiere. Alles war in meiner Tasche und meine Tasche ist weg.

    Vorsichtig informierte ich ihn, dass mir erzählt wurde, dass er nicht mehr am Leben wäre. „Vielleicht haben sie meine Tasche gefunden und gedacht, ich wäre ertrunken."

    Ich konnte die Situation noch immer nicht fassen. Ich begann bitterlich zu weinen. Ich hatte geplant, in drei Wochen zu TONY, meinem zukünftigen Mann, nach Ägypten auszuwandern. Meine Habseligkeiten und meine Kleidung hatte ich zum Großteil schon in Kartons verpackt, teilweise, um sie für ein Jahr oder bis zu meinem nächsten Besuch in Österreich einzuwintern, und teilweise, um sie mitzunehmen. Ich hatte auch bereits einen kleinen Lagerraum gemietet, in dem mein Hab und Gut warten musste, um entweder nach Ägypten nachgeholt zu werden oder um in Österreich zu einem späteren Zeitpunkt verwendet zu werden; oder um ganz einfach auf irgend einem Flohmarkt verkauft zu werden. Und nun war alles wieder offen, meine Zukunft war ungewiss.

    Tony machte mich dafür verantwortlich, dass Gott ihm den Unfall geschickt hätte.

    „Ich hätte mich von dir trennen müssen. Ich hätte deine Scheidung niemals akzeptieren dürfen. Das war die Strafe Gottes. Er wird mich immer wieder strafen - so lange bis ich auf dich verzichte. Er wird uns niemals zusammen akzeptieren. Lisa, ich muss dich verlassen. „Nein, bitte Tony, nein, und wieder schluchzte ich laut auf. „Was machst du denn mit einem wie mir? Du verdienst einen guten Mann. Ich bin jetzt dumm. Ich habe meinen Verstand verloren. Ich kann kaum mehr Englisch mit dir sprechen. Ich sehe nicht mehr klar. Mein Arm funktioniert schlecht. Lisa, du hast einen guten Mann verdient, aber ich bin dumm. Und ich werde von Gott so lange bestraft, bis ich dich verlasse. Wir können uns nicht mehr wiedersehen. Gott wird mich solange strafen, bis ich sterbe. Und ich möchte noch nicht sterben. Lisa, ich verlasse dich."

    Ich weinte, dass ich Tony nun kaum mehr in der Webcam erkennen konnte. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich liebte ihn so sehr, ihn, nur ihn, TONY. Er war mein Anker, ich war das Schiff. Er war meine Seele, ich war physisch und psychisch sein fehlendes Puzzle-Stück. „Wann werden wir uns wiedersehen?" Vielleicht morgen, wenn ich wieder einen Laptop ausborgen kann." Es gab also ein Morgen, zumindest noch einmal konnte ich ihn wiedersehen.

    Nur noch einen Monat bis zum Wiedersehen – Rückblick - Juni 2010

    Der Juni begann nicht so sehr harmonisch. Zu Beginn des Monats sagte mir Tony, ein koptischer Christ, wieder einmal mit, dass der Mönch in der Kirche ihn erneut aufgefordert hätte, mich zu verlassen. Er würde sonst wohl zum Militär müssen. Als Tony mir das mitteilte, brach ich wieder einmal in Tränen aus. Er verletzte mich so oft, aber wahrscheinlich war ihm diese Tatsache gar nicht bewusst. Warum teilte er mir immer wieder mit, dass er sich von mir trennen wolle, tat es dann aber doch nie? Immer wieder kam er zurück ins Internet und tat so, wie wenn vorab nichts geschehen wäre, und wiederholte auch, wie sehr er mich lieben würde.

    Heulend kontaktierte ich meine Mutter. Sie reagierte, nach anfänglicher Überzeugung, dass Tony meine große Liebe sei, nun schon wirklich ziemlich allergisch auf ihn, wenn sie auch nur seinen Namen hörte. „Vergiss ihn. Er möchte dich nur los werden, deshalb hat er dir diese Geschichte mit dem Mönch erzählt. Du bist ganz einfach zu alt für ihn. Und mit dir würde er sich vor seine Familie blamieren, du bist ja schon geschieden. Er hat dich so lange akzeptiert, solange du ihm Geld geschickt hast. Aber nun wolltest du heiraten, so muss er dich vorher noch schnell los werden. Er hat dich bereits nach eurem letzten Urlaub verlassen, er hat noch Liebe mit dir gemacht und jetzt, da kein Geld mehr von dir kommt, hat er bemerkt, dass seine Geldquelle versiegt ist."

    „Ich weiß nicht mehr, wohin ich gehen soll, wo ich leben soll, was ich arbeiten soll. Ob ich ein Jahr Auszeit nehmen soll oder nicht? Ich schäme mich so für alles, aber ich weiß genau, ich habe mich für meine Liebe entschieden. Ich habe alles getan, was möglich war, um uns eine schöne gemeinsame Zukunft zu ermöglichen. Und ich habe dich immer unterstützt. Nur das letzte Mal habe ich dir gesagt, du müsstest auch allein zurechtkommen… und diese Entscheidung war sicherlich falsch. Ich fühle denselben Schmerz, als ob du gestorben wärst. Mein Herz ist mit dir gestorben. Warum habe ich dich im Mai nicht einfach ohne Ringe geheiratet? Warum?" So viele Gedanken kreisten in meinem Kopf.

    Auch Hany, mein anderer ägyptischer Bekannter und manchmal auch mein Berater über die Lebensweise der Ägypter in dieser fremden, arabischen Kultur, den ich im Mai 2010 in Hurgharda kennengelernt hatte, bestätigte, ich solle endlich zur Kenntnis nehmen, dass Tony einfach genug von mir hatte. Er hätte nun alles bekommen, was er wollte, und nun wollte er ganz einfach wieder seine Ruhe haben. Er hätte nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, an dem er mir alles sagen konnte. Er riet mir, ihn zu verlassen. „Du brauchst einen verlässlicheren Mann. Auch wenn er jetzt weitermacht mit der Beziehung, wird er sie eben später beenden. Und du wirst noch viele Probleme mit ihm haben in der Zukunft."

    Ich hätte Hanys Worten damals mehr Glauben schenken sollen. Auch er konnte nicht verstehen, dass ich unbedingt in Ägypten leben wollte. Alle meine Begründungen waren für ihn nicht verständlich genug. „You have to forget him. Time will manage your problems", sagte er mir nur.

    Bald danach meldete sich auch Tony wieder bei mir. Doch anstatt nett zu mir zu sein beschimpfte er mich, weil ich mit einem seiner Freunde im Internet gechattet hätte. Allerdings war es ja sein Freund, der Kontakt mit mir aufgenommen hatte, nicht umgekehrt. Und da Tony mich auch wieder einmal verlassen hatte, wollte ich ganz einfach einmal so entscheiden, wie ICH das wollte. Er war darüber wirklich böse und teilte mir mit, dass wir uns daher erst am Abend im Chat wiedersehen würden. „Tony, ich werde nicht mehr auf dich warten. Ich will nicht mehr." Schlagartig wurde sein Gesicht freundlicher und er entschuldigte sich bei mir für seine bösen Worte. Er wäre nur eifersüchtig, meinte er. Und er wolle auf keinen Fall, dass ich mit anderen Männern meine Webcam verwenden würde, denn er wolle nicht, dass mich andere Männer sehen könnten. „Habibi, please forgive me", bat er mich.

    „Warum bist du immer so gemein zu mir? Und du behandelst mich schlecht, Tony", sagte ich kleinlaut zurück. „Es tut mir wirklich leid, Schatzi."

    Und schon war alles wieder vergessen. „Ich liebe dich mein Schatz, hundert Prozent. Ich liebe dich so, meine Frau, ich bin verrückt nach dir. „Dann werde ich im Juli zu dir kommen. Ich war erleichtert. Es gab also doch eine gemeinsame Zukunft. „Du bist verrückt, Schatzi", meinte er dazu nur.

    So knapp vor seiner Prüfung war Tony oft angespannt, oft reagierte er geradezu böse auf banale Kleinigkeiten. Und falls einer seiner Freunde es wagte mich in Facebook zu kontaktieren, bekam ich unverzüglich den Ärger von Tony zu spüren. Im nächsten Augenblick schickte er mir schon heiße Worte durchs Internet und wieder glaubte ich ihm. Ich war einfach viel zu naiv. Ich glaubte noch immer an das Gute im Menschen, doch bei Tony traf das sicher nicht zu.

    Am nächsten Tag ging er nach tagelangen Schmerzen endlich zum Zahnarzt. Meine Finanzspritze war also gut bei ihm angekommen, so konnte er die Arztkosten bezahlen. Als er dachte, dass der Zahnarzt seinen Zahn ziehen müsste, war ich überrascht über seine Unkenntnis. So erkundigte er sich bei mir doch tatsächlich, wie der Zahnarzt ein Loch im Zahn beheben würde. Und als er den Zahnarzt dann um eine weiße Zahnfüllung bat, war wiederum dieser sehr verärgert. Und Tony versprach mir fest, ab nun die Zähne zweimal täglich zu putzen, um diese Schmerzen nicht noch einmal ertragen zu müssen.

    Tony lernte sehr viel für seine vorletzte Prüfung an der Universität, trotzdem chatteten wir täglich. Ich hatte ebenfalls sehr viel Arbeit und musste alle meine Projekte zu Ende bringen. Schließlich wollte ich Mitte Juli für vorerst ein Jahr zu Tony ziehen, und falls das Zusammenleben gut funktionieren würde, hatte ich vor, für immer dort zu bleiben. Meine Arbeit durfte ich ruhen lassen, so hatte ich doch noch ein Sicherheitsnetz in Österreich. Wenn es allerdings nicht funktionieren und ich doch vorab wieder zurückkommen sollte, hoffte ich, dass mein Arbeitgeber dieses eine Jahr, das ich pausieren wollte, doch irgendwie verkürzen würde. Schließlich musste ja jemand meine Arbeit übernehmen und sollte auch die gesamte versprochene Zeit beschäftigt bleiben. Ohne Arbeit konnte ich natürlich nicht in Österreich leben. Ich konnte mir nicht wieder eine Wohnung in Miete nehmen, ich konnte dann mein Auto nicht bezahlen, meine Lebensmittel nicht kaufen und natürlich musste ich auch für meine Kinder aufkommen, die ich – blind durch die Liebe – schweren Herzens für meinen ägyptischen Traummann verlassen hatte. Sie waren schon groß und ich hoffte, dass sie mich eines Tages verstehen würden. Ich hoffte, dass sie mir irgendwann einmal alles vergeben würden.

    Ständig träumte ich vor mich hin. Die Liebe machte mich blind und verzauberte mich in eine Tagträumerin. Noch immer war ich süchtig nach Tony und wartete auf sein Kommen im Internet.

    Tony

    Halloooo

    Ich

    Hallo, wie geht´s dir?

    Gut, danke.

    Was hast du gerade getan?

    Ich habe die Sterne beobachtet und mit dem Mond gesprochen.

    Was hast du ihm erzählt?

    Ich habe ihn über dich und mich gefragt.

    Was hat er dir gesagt?

    Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn in sieben oder in acht Jahren mit dir besuchen werde.

    Und was hat er dir dann gesagt?

    Er sagte, er hoffe das. Er hoffe, mich immer mit meiner Liebe zu sehen und er sagte mir, ich dürfe meine große Liebe nicht mehr fortlassen. „Du wirst nie mehr so eine Liebe finden, und wenn du eine finden würdest, dann wäre sie nicht mehr so wie diese erste Liebe."

    Mit wem willst du den Mond treffen?

    Mit dir mein Schatz, und wir werden beide mit ihm sprechen, ich in Arabisch und du wirst auch versuchen, Arabisch mit ihm zu sprechen.

    In sieben Jahren werden wir ihn treffen? Und was ist vorher?

    Ich weiß nicht. Wenn du ihn vorher treffen willst, ist das auch OK. Aber sag mir das vorher, damit ich buchen kann, denn ich habe erst in sieben Jahren gebucht.

    Wenn wir ihn sehen, werden wir ihn dann vom Himmel aus sehen?

    Sicherlich von der Erde, oder möchtest du, dass ich sterbe?

    Tony war ein großer Romantiker und er war auch ein Träumer, das

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