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Die Todgeweihten grüßen dich: xelke mirine silav dikim
Die Todgeweihten grüßen dich: xelke mirine silav dikim
Die Todgeweihten grüßen dich: xelke mirine silav dikim
eBook350 Seiten5 Stunden

Die Todgeweihten grüßen dich: xelke mirine silav dikim

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Über dieses E-Book

Dies ist die Geschichte einer Frau zwischen den Welten, gefangen zwischen Lust und Werten.

Eine verheiratete deutsche Frau verliebt sich in einen moslemischen Kurden. So beginnt das Verhängnis aus Verstrickungen und Missverständnissen. Es ist eine Gratwanderung durch die heutige Zeit, mit Wurzeln in ihrer eigenen Vergangenheit. Doch erst mit dem Verstehen der unterschiedlichen Strukturen und Denkmuster findet sie einen Weg, eine Tür, um sich selber wiederzufinden. Ur-Kurden, die Yesiden, halfen ihr dabei und hörten einer Frau zu.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Sept. 2014
ISBN9783737508445
Die Todgeweihten grüßen dich: xelke mirine silav dikim

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    Buchvorschau

    Die Todgeweihten grüßen dich - Friederike Kielisch

    Friederike Kielisch

    September 2014

    Die Todgeweihten grüßen dich!

    (xelke mirine silav dikim)

    Roman

    Imprint

    Die Todgeweihten grüßen dich

    Friederike Kielisch

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Copyright: © 2014 Friederike Kielisch

    ISBN 978-3-7375-0844-5

    Vorwort

    Dies ist die Geschichte einer Frau, die zwischen den Welten lebte.

    Damit meine ich Menschen die zwischen den Kulturen in einer, der unseren Gesellschaft, geraten. Und manche Menschen kamen als Immigranten zu uns, wir wissen oft nicht viel von ihren Ursprung, ihren Träumen und ihrer Motivation.

    Oder Andere würden sagen: Am Rande des Wahnsinns, gefangen zwischen Lust und Werten.

    Wenn es um Liebe geht, sind wir alle mehr oder weniger wahnsinnig, denn Liebe hat so unendlich viele Facetten, öffnet Türen oder baut Mauern. Aber Liebe bedeutet auch: Menschenwürde zu geben.

    So wie Plato schon in der Antike meinte: Liebe ist ein schlimme Geisteskrankheit.

    Und zu Recht, wir spielen mit unseren Glückshormonen, lassen unseren Alltag durch diese bestimmen, oder gehen falsche Beziehungen ein. Und manchmal werden wir beziehungsunfähig. Das sogenannte Glück, und die Lust zu lieben, kann süchtig machen, aber auch eine endlos kalte Leere entstehen lassen, dann wenn man eines Tages wie betäubt aufwacht, und nichts mehr fühlt…einfach NICHTS. Ein eisiger innerer Tod, wie gestürzt von einem grauen Felsen.

    Und was sind unsere Werte?

    Eine Strategie der Gesellschaft, in der wir willkürlich hineingeboren wurden, um uns vor den Unbilden des Lebens zu schützen? Und was geschieht mit uns, wenn wir auf andere Werte oder gar Kulturen treffen? Und wenn wir wieder anfangen, zu verschmelzen und neue Gefühle zu entdecken? Und wie können wir es Anderen verständlich machen? Oder aber nur teilhaben zu lassen an der Fülle des Lebens? Es ist ein Lernprozess, immer da gewesen, in jeder Zeit, und doch sitzen wir alle im selben Boot im Fluss der Zeit.

    Der Wahn entsteht, durch eine Unfähigkeit miteinander und untereinander in Verbindung zu treten, sei es durch Sprache oder sozialer Ausgrenzung, Nichtverstehen, eben wenn wir uns untereinander nicht austauschen können, um voneinander zu lernen, in einer bunten Mischung der Welt in der wir nun leben. Es ist nicht notwendig, alle Sprachen zu verstehen, doch ist es notwendig unsere Gefühle zu kultivieren.

    Uns wurde gelehrt zu leiden sei edel… eine Ehre.

    Und deshalb denken wir die Verantwortung tragen zu müssen für andere Menschen, wie Familie und Freunde oder sogar für Bekannte- Nehmen auch ihre Last auf uns:

    Weil wir nützlich sein wollen

    Gebraucht werden

    Und geliebt

    Jedoch ist jeder Mensch für sich selbstverantwortlich

    Aber wenn wir mitleiden nützt das niemanden, das bloße Mitleiden

    Es ist eine Lüge, dass wir für Andere leiden müssen:

    Es ist nicht edel, kein Vorbild

    Es schwächt uns

    Und genau das war das Ziel:

    Dadurch wurden wir klein gehalten.

    Dies hat uns möglicher Weise die Religion und andere Mächte gelehrt.

    Ist es nicht so, dass wir Menschen immer dazu neigen, über Etwas hinauswachsen zu wollen, über uns Selbst und Andere zu stehen, sei es nur mit Äußerlichkeiten oder Statussymbolen, und dann hoffen wir uns dadurch etwas weiter zu entwickeln, ohne aber zu merken, dass wir in Wirklichkeit nur geleitet werden, durch ureigene primitive Instinkte. Doch noch nicht einmal jeder schafft es dies zu erkennen, oder sich überhaupt jemals über seine privaten Bedürfnisse zu erheben, um Etwas zu erreichen, oder selber etwas Eigenes zu kreieren, in diesem einen Leben. Und warum auch, wenn es bequem von Anderen zu bekommen ist, und nicht durch uns Selbst, und so ist das Denken vieler.

    Eine träge Masse im Fluss des Alltags, die geprägt ist, mit der Gier nach Geld, Sex und Macht. Etliche Menschen möchten sich einfach nicht die Mühe machen, um etwas weiter zu sehen, wahrhaft geprägt nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut."

    Ohne auch nur über Selbstverantwortung jemals nachgedacht zu haben…

    Doch Einige von uns tun es, und es sind die, welche es schaffen werden zu überleben, kultiviert und zivilisiert. Aber erreichen wir dann jemals wirklich diejenigen, um die es geht? Wenn wir bereit sind für eine Sache einzutreten? Wohl eher nicht.

    Denn selbst wenn für solche Menschen gesorgt sein sollte, in Form von Nahrung, Kleidung und Wohnung, nehmen sie nicht mal die Herausforderung des „Menschseins" an, eben mehr zu sein oder zu wollen , als eine lebende Kreatur. Zu sehr verletzt, mit dem Gefühl, nicht wirklich im Leben willkommen zu sein. Diese Geschöpfe lassen sich blind machen mit Konsumwünschen, oder laufen verblendet hinter jemanden her, der ihren Mangel benennt, nur um nicht auch selber noch denken zu müssen.

    Der Mensch sieht nur immer das, was ihm fehlt, und nicht was er hat. Dadurch fängt das Klagen und Jammern und natürlich auch das Selbstmitleid an.

    Somit kann man auch die Gesamtproblematik des Einzelnen und der restlichen Menschheit mit zwei Worten zusammenfassen: Die berühmten zwei F#s: (Fressen und v…)

    Oder um es vornehmer auszudrücken : Liebe und Nahrung.

    Daran macht sich im Kern Alles fest. Bei etwa 98% der Menschen dreht sich im Leben alles um diese beiden Dinge.

    2% bleiben somit über. Aber schauen auch wirklich diese 2% über den Tellerrand hinaus? Nun, um einen Staat zu führen, bedarf es nur 2 % einer Elite. Was es damit auf sich hat, zeigt uns das tägliche Erleben und Geschehen in der Welt.

    Oder sind es einfach auch nur zu viele zerbrochene Existenzen? Grade beschränkt durch ihre Ideologie oder Religion, besonders in islamgeprägten Ländern, denn der Quran hat unzählige Regeln und Gebote. Eine gute Bedürfnisversorgung beinhaltet eben auch die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und des Weiterdenkens. Der Islam wurde nie wirklich reformiert, und er wird dem Individuum ohne Wenn und Aber einfach darüber gestülpt.

    Aber hat nicht viel eher auch ein gesunder potenter Körper auch einen kraftvollen Geist?

    Ach ja, Liebe ist die stärkste Macht, denn nur sie kann uns bis in den Wahnsinn oder sogar in den Tod treiben, uns süchtig machen… aber den Einzelnen auch verändern.

    Und wir von der liebenden Seite möchten, und sind sogar bereit, für etwas von unserer Liebe zu leiden, oder für diese in den Tod zu gehen. Jedoch nur die Liebe, die wir vermögen selber zu geben, ist die, welche uns am Ende bleibt.

    Ja, Selbstverantwortung…Und der verfluchte Satz übersetzt aus dem Arabischen:

    „Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Satan."

    Der Fluch, den ich einst unwissend und selbst schmerzerfüllt über Menschen mit meinem wenigen arabischen Worten ausgebreitet habe, da ich tief im Innern glaubte, auch für den Verlauf von ihrem Schicksal mitverantwortlich zu sein.

    Dadurch etwas an ihnen wieder gut machen zu müssen, mit meinem Leben dahinter zu stehen, oder um mit all meiner Liebe an ihnen und uns etwas zu verändern.

    Doch was vermag schon einen einzelnen Menschen zu erreichen? Was ist das, was uns am Ende bleibt? Mit weniger als Nichts, nur mit unserer eigenen Seele, die darum kämpft, sich selber vergeben zu können, denn es gibt keine Sieger.

    Jedoch Eines können wir dennoch besiegen: Den Wahn. Mit Offenheit und ohne Furcht, denn der Mensch ist sein eigener größter Gegner. Und nur das bedeutet Eigenverantwortung.

    Durch Erkennen und angewandtes Verstehen unseres Selbst, und der Welt in der wir leben. Der verändernde X-Faktor liegt nur in uns.

    Nur so kann ein neues Gleichgewicht entstehen, ein Gleichgewicht, das bitter notwendig ist, und Möglichkeit eröffnet, eine Strategie zu entwickeln, im Alltag bestehen zu können, ohne Kriege.

    Durch den Kampf mit unserem Selbst, dem ureigenen Ich, gehen wir als eine veränderte und neu strukturierte Person hervor. Denn der Mensch ist im Grunde wie ein Stein, der durch das Leben geschliffen wird: Mal springt Etwas ab, mal zerbricht Etwas, und doch erscheint manchmal unter der groben Schale eine strahlende Facette.

    Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, doch wenn sie gestorben ist, gibt es kein Zurück. So müssen wir lernen uns auch zu verabschieden, von allem was uns nicht guttut, oder sogar von Menschen, die uns in Stück in unserem Leben begleitet haben.

    Lassen wir sie in Dankbarkeit gehen, denn ihr Seelenweg ist ein Anderer, und doch waren sie immer eine Herausforderung an uns Selbst, ein Lehrer.

    Sei meine Sehnsucht

    Mein ganzer Mut

    Sei wie ein Tropfen von meinem Blut

    Ich liebe Dich mein Edelstein

    Über Alles, über Alles hinaus,

    Über alle Welten

    Und wenn Du etwas liebst, dann lasse es frei, und kommt es einst zurück, dann bleibt es für immer Dein, in Ewigkeit…

    Friederike Kielisch

    1.Teil

    Frühjahr 1985

    Ergün Sevgilim,

    Sag‘ mir: „ Welcher Gegner ist gefährlicher: Der, welcher sich kontrolliert, oder der, der sich instinktiv von seinem Gefühl leiten lässt?"

    Die Antwort war: „Der Gegner, der sich selbst nicht mehr kontrolliert, denn dann wir dieser auch nicht mehr für seinen Feind berechenbar."

    Nun, meine Fähigkeit war nie die Kontrolle. Im Fluss der Zeit vertraue ich auf mein Gefühl.

    Ich bin nun eine Zeitreisende.

    Eine Zeitreisende, auf den Spuren ihrer eigenen alten Wahrheit.

    Damals, im Jahre 1985, war ich ein junges Mädchen aus „guten Hause mit den besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben. Zwar waren meine biologischen Eltern bereits seit Jahren getrennt, aber nun ich hatte Zugang zu Büchern und durchaus Freiräume. Was mir am meisten dort fehlte war eine Bezugsperson, und jemand der mir zuhörte, und mich verstand, eben menschliche Wärme und nicht nur bloßes Versorgt werden mit den Segnungen der immer breiter werdenden Konsumgesellschaft. Familiäre Herzlichkeit und Geborgenheit. Mein Zuhause war nach außen gerichtet, bedacht auf Status und den sogen. „guten Ruf. Für mich zu kalt und oberflächlich.

    Und so verliebte ich mich in einen jungen sensiblen Mann, der aus genau umkehrten Verhältnissen kam, eine warmherzige aber nicht so gut situierten Abstammung. Das war genau der Harken, seine fremde Herkunft sollte auf Grund meiner Sozialisation nicht zu mir passen. So sollte ich erzogen worden sein. Das Spannungsfeld der Werte begann.

    Jahrelang hatte ich mich davor in eine eigene Welt begraben, mich mit unseren Dichtern beschäftigt, und mir ein eigenes Welt Gefüge zusammen gebastelt. Ich konnte nie wie andere Mädchen sein, ich lebte irgendwo, in Träumen, und schrieb selber Gedichte, und studierte auch Lao Tse, den Tao te King, beispielsweise.

    Einfach um zu lernen, das Leben ist ein Tal, von Bergen umschlossen, und wir jeden Tag einen Berg zu ersteigen haben, und doch jedes Mal, wenn wir es geschafft haben, ein neuer Berg auf uns wartet. Auch wenn unser Atem immer dünner wird.

    Manchmal erscheint doch der Berg unüberwindlich und zu hoch, und wir stürzen ab, und müssen von vorne anfangen, doch erst wenn auch dieser Berg geschafft ist, können wir weiter gehen.

    Aber auch dies war genau das, was mich mit Ergün verband. Und als ich ihn fand, stand er erst noch am Anfang seiner Kung Fu Berge, er wurde darin später einmal Weltmeister. Schon damals war er berauschend und wundervoll, voller Fantasie und Elan.

    Bis die wirkliche Welt uns einholte, denn manche Berge sind von Mauern umgeben. Meine Grenze war Europa, bis Griechenland schaffe ich es, doch niemals weiter hinaus. Das stand nur in Deinen Pass, aber das warst Du nicht. Ich wählte diesen Weg, der sogenannten Freiheit, bis zum Tod. Und doch ist Liebe ein Licht, das auch über Mauern springt, auch wenn ein Kampf vergeblich scheint.

    Wir hatten es uns so sehr gewünscht, damals, ich hatte sogar schon ein Hochzeitskleid, ein schwarzes mit goldroten Stickereien aus Afghanistan, und er schenkte mir alles Gold, das er besaß…

    Aber er war ein Sohn von Gastarbeitern, mit sunnitischer Abstammung, und er konnte neben mir, meiner Wirklichkeit und Familie nicht bestehen, meine Waffen reichten nicht aus, diesen Kampf zu bestehen. Eine junge Frau, die sich nicht traute, das finale Risiko zu bestehen. Zu rational und kalt waren meine Realität, aber meine Gefühle nie! Zur Pflicht erzogen, um die Kür zu opfern.

    Ergün hatte es nie leicht gehabt. Er war der älteste Sohn einer sehr weisen und intelligenten Frau die mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurde, damit sie bloß nicht in einer griechischen Provinzstadt die Ausbildung zur Krankenschwester beginnt. Ihr Mann war erheblich älter. Ihre ältere Schwester hatte die Hochzeit eingefädelt, manchmal glaubt Fatima dass es aus Neid gewesen sein könnte, denn Fatima war eine Hübsche mit herausragenden schulischen Leistungen. Doch sie hatte Glück im Unglück, denn ihre Schwiegermutter war sehr stolz auf sie, und herzlich ihr zugetan. Man könnte sagen: dankbar für diese Tochter. Beide hielten nicht besonders viel von Männern, im scherzhaften Sinne gemeint, glaube ich. Wenn ich mit Fatima redete, sprach ich etwas griechisch mit ihr, mit ihrem Mann türkisch. Fatima sagte dann: „Du sprichst Dorftürkisch! Sie meinte mein Dialekt. Ich lächelte dann charmant, und antworte: „Fatima, ich komme doch vom Dorf! Bei Ergüns Eltern hatte ich keine Angst so zu sein wie ich bin. Jeder Mensch fühlt sich dort wohl. Mit 17 Jahren bekam sie Ergün, er muss ein Prachtbaby gewesen sein, der Stolz der gesamten Familie. Fatima ließ ihn in den fürsorglichen und liebevollen Händen ihrer Schwiegermutter, um dann in Deutschland zu arbeiten. Sie arbeitete ihr ganzes Leben hart für die Familie, ihr Mann eher weniger, er, vom Dorf, fürchtete sich etwas vor der deutschen Welt. Er kam sich nicht so wertvoll vor. Mit acht Jahren holten sie Ergün zu sich, er wurde gelockt mit goldenen Versprechungen, die sich in seinen Augen leider nicht erfüllten. Mit 12 Jahren bekam er die Verantwortung für seinen zweiten Bruder aufgetragen, und es folgte noch ein Dritter. Das Einzige was Ergün Halt und Kraft gab, war der Sport. Das machte ihn wertvoll. Ergün fühlte sich nie als Türke, aber nun als Grieche…das war er ja nun auch nicht. Im Grunde heimatlos, aber im freien Deutschland. Sein erster Kung-Fu Lehrer war ein älterer deutscher Herr, er lehrte ihm Thai-Chi. Dieser Herr übernahm alle Funktionen der Integration, Vertrauen. Ergün hatte wenig Zugang zu der türkischen Kultur, hier in Deutschland, aus einem gemischten Elternhaus, griechische Türken. Seine zweite Begabung war die Fantasie, und Träume. Er wollte dann sein Wissen teilen, an all den Anderen, die dafür empfänglich sein könnten. Das machte ihn besonders: Er, der nirgends dazu gehörte, öffnete sich. So lernte ich ihn kennen, über meine allererste und beste Freundin, sie war so fasziniert und auch verliebt in ihn, ich sollte ihn unbedingt kennen lernen. Mit anderen Worten: Veni ,Vidi, Vici. Ob das nun ein ruhmreicher Sieg von mir war, sei dahin gestellt. Meiner Familie jedenfalls hatte er nicht genug vor zuweisen. Zähneknirschend akzeptierten sie unsere Bekanntschaft. Ich komme aus einer sehr weltoffenen und toleranten Familie, dort schaut man aber immer auf den einzelnen Menschen, und vertraut auch seinen Kindern. Also ich musste nie heimliche Spielchen spielen, meine Familie kannte immer meinen Umgang. Jeder der mir bekannt war, durfte auch in unser Haus, ich fand das als normal. Ich kenne keine Lügner und Betrüger in meiner Welt. Das haben Ergüns und meine Familie gemeinsam. Auch als gutbürgerliche Dorftochter. Doch für Ergüns Eltern war ich die Schwiegertochter par exzellente. Gebildet, warmherzig und höflich, ach und hübsch, nicht zu vergessen, lach. Doch in unserer Beziehung knirschte es trotz aller Geborgenheit und Wärme gewaltig. Ergüns Kosmos war so gewaltig, dass für meine persönliche Entfaltung wenig Raum blieb. Nun auch hatte ich andere Lebensziele als er. Ich war ehrgeizig, ich wollte höhere Bildungserfolge, und es scheiterte eben an zu wenig geistigen Raum. Des Weiteren, nein, ich wäre nie konvertiert, auch wenn Ergüns Familie es bestimmt nicht niemals nie forciert hätte. Fatima und ich hatten ein sehr entspanntes Verhältnis zur Religion. Weiß nicht, nein, ich wollte aber in Wahrheit auch einfach nicht die Mutter seiner Söhne werden. Das hätte mir nie gereicht. Somit es war schon eine ehrliche Liebe, aber es mit Worten auszudrücken: Es gibt wirklich Wichtigeres als das jeweilige andere Geschlecht.

    „Ergün, ich weiß, Du hättest damals auch gern Einiges anders gemacht, ich weiß nun, Du glaubst wir hätten es schaffen können und müssen… wir hätten uns glücklich machen können, aber wir waren zu leidenschaftlich!"

    Wenn wir zusammen waren, waren wir immer Eins, wie Ying und Yang, so sagtest Du, ich wurde Deine Symbiose. Es war eine wunderbare Zeit, unsere eigene Vergangenheit, unser nie endender Respekt.

    Und er und ich wissen heute, er ist mein Ursprung der folgenden Geschichte.

    Und später, nach unserer Zeit, fand er Katja, ein Mädchen mit blonden Haar, das ihn bezauberte, aber auch ihn zerbrach. Jahre später. Es war einfach von außen ab zu sehen, doch Männer können ganz gut ihre Augen verschließen, besonders wenn sie etwas beweisen wollen!

    Besonders junge Männer.

    Noch immer fühle ich Dich, wir schauen in unsere Augen und lesen in den Anderen. Wir fühlen einander, ich trage Dich…mein Bruder.

    Ich zerbreche niemanden, niemanden den ich liebe, oder liebte, niemals…den Anstand bis zum Schluss auch noch das Gute zu sehen und zu suchen, lasse ich mir niemals nehmen! Auch wenn ich dafür Opfer bringen muss, ist doch das, was ich nur allein zu ertragen habe, denn wer kennt schon die Wahrheit? Niemand von außen kann das Innere eines Menschen bewerten und ermessen, es gibt keine Schubladen in denen man vor der Welt verstecken kann, es ist immer ein Teil von Allem.

    Ich hoffte noch, sie, Katja, sei gut und richtig für ihn, denn ich gab ihr etwas Seltenes, etwas Kostbares, denn meine Liebe war und ist stärker als jede Vernunft und Eifersucht. Schließlich jemanden zu lieben, bedeutet nur das Beste zu wollen, auch wenn das eigene Herz dabei blutet.

    Er jedoch ließ sich von ihr hinreißen, und er merkte es damals auch nicht, seine Lebenserfahrung war noch nicht so weit wie heute.

    Und ich lief in eine Leere, Gefangene einer Einsamkeit…Niemand und Nichts…Alles war wertlos wie zuvor und oberflächlich.

    Der Schmerz, ein unendlicher Schmerz…

    Wer schon sollte es jemals wieder schaffen meine Wunden zu küssen? Es wurde mir fast egal...

    Nur er glaubte an Mich, immer, an die Prinzessin, seine Wald Fee, er redetet es sich ein, um im Himmel sein zu können.

    Doch nur ich wusste, was ich aufgab.

    Ach, mein Leben, wie egal ist das, ich war mir egal. Eine glänzende Hülle. Ob ich Wert hatte in meinen Gefühlen oder nicht, ich spürte es nicht mehr.

    So kam ich zu den Entschluss, wenigstens noch ein nützliches und sinnvolles Leben zu führen.

    UND NIEMALS MEHR MEINEN SCHMERZ ZU ZEIGEN.

    Bis zu diesem letzten Mal.

    Wir trainierten draußen, auf den Wiesen unserer Kleinstadt. Ergün, unsere Kung Fu Gruppe, etwas 20 junge Männer unterschiedlichster Herkunft (Griechen, Türken, Deutsche) und ich. Alle hatten sich dem Kampfsport verschrieben, nun nur ich war immer einfach da, zuerst, über ein halbes Jahr hatte ich nur zugeschaut, ja, nun ich hatte auch den Meister ganz privat für mich gehabt, und irgendwann fing ich auch an, im Scherensprung über Zäune zu hüpfen. Doch die Anderen trainierten noch nebenbei viele verschiedene Varianten des Kung-Fu, wie Karate oder Kickboxen.

    Es war nie wirklich mein tiefstes Interesse, aber Ergün versuchte auch mich einzubeziehen. Er war so stolz auf mich, sein Traum, ein liebreizendes Mädchen, das nur süß lächelte, wenn es kämpfen sollte. Mein höchster Gurt war allenfalls orange, im Judo, den ich nebenbei in der Schule gemacht hatte. Aber in unserer Gruppe hatten wir alles, nur keine Luschen, eben Karate schwarz, Taek Won Do, ab Blau, Braun, Schwarzgold, eher so etwas.

    Ich war als einziges weibliches Wesen bei ihnen, wie gesagt, mit einem Gurt auf unterster Ebene, und etwas Tai Chi Kenntnisse.

    Doch heute spürte ich, Ergün wollte besonders nett zu mir sein, besonders jetzt, nach unserer Trennung. Doch was seine Liebe und Respekt zu mir war, hielt ich für Mitleid.

    Denn nachdem wir unsere Aufwärmübungen untereinander absolviert hatten, war nun ich an der Reihe mit ihm, unseren Meister, zu kämpfen.

    So stand ich ihn also gegenüber, ich sah ihn, sah in seine geliebten Augen, sah sein Haar, maß seinen Körper und die Bewegungen ab, ich roch ihn, er war mir so vertraut…

    Ich begann ihn zu umkreisen, bevor ich meinem Angriff begann, mit einem wirklichen Angriff, im Angriff noch bewusst bereitete ich einen wirklichen Kampf vor. So ließ ich alle Regeln außeracht, mit dem Wissen, nur so könnte ich, ohne Kontrolle und nur dem Instinkt nach, wie eine wild gewordene Tigerin, mich leiten lassen. Um dazu fähig zu sein, muss der Adrenalin Spiegel hoch gepuscht werden, darauf konzentrierte ich mich, auf alle Aggression in mir und auf meinem Atem.

    Vor den Augen aller seiner Schüler, verprügelte ich den Meister, einen damaligen 8-fachen Schwarzgurt.

    Es war mir egal ob er mich abwehrte, es war mir egal ob ich mich selber verletzte, ich zerriss seine Trainingskleidung, ich kratzte und biss, brach mir meine Nase an, und spürte in meiner Rage nur das Pochen meines Blutes, und meinen Herzschlag am ganzen Körper.

    Er wollte mich stoppen, abwehren und festhalten, doch selbst wenn ich kurz zu Boden ging, stand ich wieder auf…Doch irgendwann konnte ich nicht mehr, stand da, völlig derangiert mit blutigen Streifen an meinem Oberkörper, und gab auf.

    Dies war das wirkliche Ende. Er konnte nun nicht mehr mein geliebter Freund und Meister sein.

    Die Lage war hoffnungslos, es machte keinen Sinn.

    Mein Gefühl war zu stark, stärker, als meine Fähigkeit zur Selbstbeherrschung, oder Selbstbetrug.

    So war ich, so bin ich.

    Ich hatte die Regeln missachtet.

    Und ich starb im tiefsten Innersten.

    Ich starb sehr langsam, es dauerte Jahre, bis ich etwa selbst 21 Jahre zählte.

    Es ging ein Graben danach durch unsere Trainingsgruppe.

    Die Deutschen und Griechen behandelten mich freundlich wie zuvor, und akzeptierten von nun an meine Distanz.

    Zum Training kam ich nicht mehr regelmäßig. Nur noch zu einigen besonderen Anlässen. So bemühte ich auch mich um andere Bekannte zu kümmern, die nicht zu diesem engen Kreis gehörten.

    Zum Glück hatte ich damals viele Kontakte, und so vermittelte mir eine Schulfreundin einen Job in einem Kaffeegarten, so dass ich die leere Zeit sinnvoll nutzen konnte, um etwas Geld neben der Schule her zu verdienen.

    Geld, eigentlich brauchte ich nicht viel Geld für mich Selbst, nun ja, ich verdiente nun mehr als ich im Alltag brauchte, davon ging ich aus, kaufte mir schöne Kleider und fing einfach mal an, zu sparen.

    So suchte ich mir neue, rationale Ziele, und wollte wie andere jungen Frauen das Leben genießen.

    Doch immer wenn mich Ergün sah, warnte er mich, und kritisierte mein Freizeitverhalten, denn er wusste, ich war auch abends, besonders an den Wochenenden, in Diskotheken unterwegs, allein. Es kam mir jedoch auf das Tanzen an, auf die Musik. Schon immer haben mich gewöhnliche Menschenansammlungen gelangweilt, ich stand am Rand und beobachtete nur das Treiben.

    Sicherlich hatte ich wie immer etliche Verehrer, aber wer sich mich anbot, entfachte nie mein Interesse. Hingezogen fühlte ich mich selten zu jemanden. Und wenn ich die Oberflächlichkeit nicht mehr aushielt, suchte ich nur noch Wärme und Geborgenheit.

    Und die fand ich bei Ali. Alis Bruder, der auch Ali hieß, war ein Trainings Kamerad. Da er auch nicht so ein hoher Kampfgrad hatte, ist er oft mein Übungspartner gewesen, und ich wusste, ihn konnte ich vertrauen. Daran merkt man es, wenn man mit jemanden trainiert, denn so etwas hat fast ausschließlich nur mit Vertrauen zu tun. Er sah mich allein in der Disko unserer Stadt, und als ein lieber Bekannter war er stolz, mir seinen älteren Bruder vorstellen zu können.

    Ali fing mich also einmal mit den Worten ab: „Schau mal Franziska, soll ich Dir mal meinem Bruder Ali vorstellen? Der ist draußen, und er hat einen weißen BMW!"

    Oh Ali, der Ältere, konnte grinsen wie ein Kobold, frech und verschmitzt, zugleich. Ganz stolz waren beide Brüder auf den schicken BMW, tiefer gelegt, mit Spoiler, den sie besaßen.

    Zwei warmherzige Brüder, ich spürte reine Freundlichkeit.

    Und na klar, ich durfte mitfahren, ganz vorne, während auf der Rückbank sich bis zu fünf türkische Kumpels quetschen mussten. Immer, wenn ich nicht wusste, wie ich nach Hause kommen sollte, war später Ali der Ältere für mich zur Stelle.

    Wir verbrachten nach Tanzabenden so manche Nacht zusammen, in der Form, das wir dann irgendwo mit den Kumpels Tee tranken, Lamacun aßen und wilde Türkenmusik hörten, oder einfach nur schwatzten. Unsere Liebling Themen waren: „Liebeskummer", Religion und Zukunftsplanung.

    Es verwundert mich schon sehr, dass wir uns trotzdem so fremd geblieben sein sollen. Damals, in unserer Kleinstadt, kannte ich doch die Jungs aus dieser Generation. Keiner von denen war jemals frech und unhöflich zu mir. Weiß nicht, könnte es sein, das es an meinem Bekanntheitsgrad gelegen haben kann? Wohl eher nicht. Vielleicht war ich auch einfach nur ein Alien, hm, wohl eher auch nicht. Nein, ich hatte nie das Gefühl das sie mich nicht mochten, oder anzweifelten oder kritisierten. Die Jungs aus dieser Generation nahmen Deutschland einfach so hin wie es war, und sie lernten selbstverständlich deutsch. Dass ihre Eltern es oft schlechter konnten, erklärt sich von selbst. Und in diesem Moment entstanden Probleme. Die Kinder, draußen bei uns in der Welt, doch die Eltern schön gemütlich türkisch verrammelt, Zuhause. Einige Male bekam ich etwas von den persönlichen Schwierigkeiten mit, wenn ich mit meinen sog. Kumpels (Brüdern) nach der Disko nachts noch im Teesitzkreis saß, und hey, echt, ich aus dem Dorf war angewiesen auf sie, denn irgendjemand musste mich ja sicher ins Dorf nach Hause bringen. Irgendjemand mit ‘nem BMW. Nun, wir bildeten Sitzkreise, und jeder sagte das, was er dachte, oder ihn bewegte. Es gab Tee, es gab immer TEE. In diesen für Zwerge gedachten Tassen. Einer sagte: „Mein Vater möchte das ich zurück in die Türkei gehe, zur Schule, um dann Imam, oder so, zu werden! Er war traurig, doch hat niemals das Gebot seines Vaters angezweifelt. „Nun, warum denn das? fragte ich, doch er zuckte nur hilflos mit den Schultern. Er hatte einfach nicht gewusst, wo er ansetzen sollte, um es mir zu erklären. Nun, aber das doch absolute mit mir favorisierte Lieblings -Thema war: „Liebeskummer." Ha, da hatten sie doch mal live ein weibliches Wesen am Wickel! Türken sind absolute Profis im Bereich Liebeskummer! Damals jedenfalls. Nie hätte ich gedacht, dass sie so hochgradig emotional darüber sich ergehen konnten. Es so ernst nahmen, es so nahe an sich heran ließen. Ein deutscher Junge in dieser Altersgruppe harkte es kurz mit sich selber ab, besoff sich, und Ende. Schade eigentlich bis heute, das oft türkische Frauen dies nie mitbekamen. Viele denken immer noch bis heute, ihre Jungs sind eiskalt, hart und gruselig. Gruselig ist höchstens die verzerrte Sichtweise. Die Distanz zueinander. Leider kann ich es nicht beurteilen, ob sich dort etwas verändert hat, in all den Jahren. Und wenn, dann nicht genug, auf jeden Fall. Unsere deutschen Jungs waren auch verwirrt, wussten in dieser Zeit auch nicht, wie man am besten ein idealer Kerl wird. Zu viele Einflüsse kamen in dieser Zeit auf einmal auf alle von uns zu. Na ja, ich hatte es nicht so schwer, es gab für mich auch noch Griechenland, auf das ich sparte, weil ich unbedingt einmal nur dorthin reisen wollte, und andere Ziele. Wahrscheinlich bin auch nur ich wirklich frei gewesen, bis ich mich später entschloss, konkret sesshaft und verheiratet zu sein. Ich fand das gut und sinnvoll. Es war bei uns immer ein erstrebenswertes und positives Lebensziel gewesen. Für beide. Mit Sicherheit habe ich mich dafür relativ früh entschieden, denn es

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