Bob Dylan & Black America: Zu den vielfältigen Verflechtungen von Bob Dylans Werk und Wirken mit der afroamerikanischen Community und ihrer Kultur. Ein popkulturelles Essay.
Von Thomas Waldherr
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Bob Dylan & Black America - Thomas Waldherr
1. No Colors in Hibbing
Hibbing, in Minnesota nahe der kanadischen Grenze gelegen, wurde 1893 von Frank Hibbing gegründet. Der in Walsrode bei Hannover geborene deutsche Auswanderer – eigentlich Franz Dietrich von Ahlen – entdeckte hier in seiner Wahlheimat Eisen im Boden. Bald darauf siedelten sich eine ganze Reihe Bergbauunternehmen an und Frank Hibbing hatte ausgesorgt, konnte seinen Reichtum aber auch nur noch fünf Jahre genießen, bevor er starb. Der Tagebau dehnt sich so weit aus, dass die ganze Gegend als großes Eisenvorkommen unter dem Namen „Iron Range" bekannt wurde.
Besiedelt wurde die Stadt von skandinavischen, deutschen, polnischen, tschechischen und italienischen Einwanderern. Noch heute stellt die African American Community nur knapp ein halbes Prozent der Bevölkerung. Vorwiegend waren die Bewohner der Stadt vor allem katholischen und evangelischen Glaubens, verteilt auf die verschiedenen amerikanischen Kirchen. Juden gab es in Hibbing ebenso wenige wie Schwarze. Die Stadt war zum größten Teil weiß. Zu 97,7 Prozent zu Bobby Zimmermans Jugend, wie Ian Bell in seiner Bob Dylan-Biografie „Once Upon A Time: The Lives Of Bob Dylan" darlegt.
Bob Zimmermans jüdisches Erbe
Bob Dylans Großeltern mütterlicherseits – Ben und Florence Stone – waren 1902 aus Litauen eingewanderte Juden, seine ebenfalls jüdischen Großeltern väterlicherseits – Zigman und Anna Zimmerman – kamen 1905 aus dem Russischen Reich, genauer aus Odessa an der Schwarzmeerküste in die USA. Sie flohen vor den antijüdischen Pogromen in die neue Welt. Die Mutter seines Vaters, so schrieb es Dylan in seinen Chronicles, stammte ursprünglich aus der Nordost-Türkei, nahe der Grenze zu Armenien.
Bobs Vater Abe war 1920 in Duluth Augenzeuge eines Lynchmordes an drei jungen schwarzen Zirkusarbeitern. Wie musste das auf die Familie Zimmerman wirken? In die neue Welt geflohen, um der antisemitischen Gewalt in Russland zu entgehen, und nun solche rassistischen Gewalttaten mitansehen zu müssen? Abe Zimmerman erzählte diese Geschichte, so ist es verbürgt, seinem Sohn Robert. Wie hat Dylan das verarbeitet? Später nimmt er die besonders drastisch-surreale Begebenheit, dass bei diesem wie bei vielen anderen Lynchmorden Teilnehmer beziehungsweise Schaulustige Postkarten mit Bildern der Hinrichtung verkauften, als Auftakt für sein Alptraum-Song-Gemälde „Desolation Row:
They selling postcards of the hanging". Übt Dylan Solidarität mit den Schwarzen als Solidarität unter Verfolgten?
Wie auch immer, der Vorgang war sinnbildlich für die Lebensrealität von Juden in den USA. Entflohen vor den Verfolgungen in Europa mussten sie in der neuen Welt feststellen, dass Rassismus und Antisemitismus und seine Stereotypen, Vorurteile und Verschwörungstheorien auch hier fröhliche Urstände feierten. Denn Rassismus und Antisemitismus waren auch in den USA weit verbreitet und seine Träger waren in der Zwischenkriegszeit nicht nur der Ku-Klux-Klan, sondern auch solche amerikanische „Helden" wie Auto-Mogul Henry Ford, Flieger-As Charles Lindbergh oder der katholische Radioprediger Charles Coughlin.
So überrascht es nicht, dass Juden sich oftmals für die Rechte der Afroamerikaner einsetzten, auch um den gegen sie gerichteten Rassismus zu bekämpfen. So wurde eine der wichtigsten Bürgerrechtsorganisationen, die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), von Juden mitbegründet und kooperierte in den 1950er Jahren mit der jüdischen Anti-Defamation League (ADL). Diese Erfahrungen haben sicher auch ihren Einfluss auf die Erziehung Dylans und auf seinen vorurteilsfreien, empathischen Umgang mit afroamerikanischen Menschen gehabt.
Die jüdische Gemeinde in Hibbing war klein, aber gut miteinander vernetzt. Bob verlebte seine Kindheit fast ausschließlich innerhalb der jüdischen Gemeinde. Seiner Familie gehörten ein Elektrogeschäft und ein Kino. Von seiner Tante Harriet Rutstein lernte er das Klavierspielen. Er feiert die Bar Mizvah und prahlt damit, dass es die bislang größte in Hibbing gewesen sei. Die Sommer verbringt er im jüdischen Sommercamp, dem zionistischen Herzl Camp. Dort lernt er mit Larry Kegan und Louie Kemp Freunde fürs Leben