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Nepal - Ansichten und Einsichten: 2 Reisen - Tagebücher mit Anmerkungen und Fotos
Nepal - Ansichten und Einsichten: 2 Reisen - Tagebücher mit Anmerkungen und Fotos
Nepal - Ansichten und Einsichten: 2 Reisen - Tagebücher mit Anmerkungen und Fotos
eBook243 Seiten1 Stunde

Nepal - Ansichten und Einsichten: 2 Reisen - Tagebücher mit Anmerkungen und Fotos

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Über dieses E-Book

Ansichten: Tagebuchaufzeichnungen und Fotos eines Touristen (Steffen Jacob) von zwei ­Reisen nach Nepal in den Jahren 2009 und 2017. Einsichten: Anmerkungen eines Landes­kundigen (Dr. Arne Drews) zu den Beobachtungen, Eindrücken und (Vor-)Urteilen des Touristen.

Das Buch verbindet die Unmittelbarkeit der Eindrücke, das Auf-und-Ab der Empfindungen des Touristen mit der Landeskenntnis des Experten. Der Leser, die Leserin wird auf die zwei ­Reisen mitgenommen und erfährt dabei gleichzeitig entsprechende landeskundliche Hintergründe.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum30. Jan. 2020
ISBN9783749796052
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    Buchvorschau

    Nepal - Ansichten und Einsichten - Steffen Jacob

    Einleitung Reise 2009

    Gerda und Paul, zwei Freunden aus Würzburg verdanke ich, dass ich ein großes Abenteuer meines Lebens wagte und mich auf den Weg zum Himalaya aufmachte.

    Diese beiden organisieren regelmäßig interessante Reisen für Aufgeschlossene, und von jeder Reise verfassen sie gemeinsam einen Bericht. Auf diese Art und Weise war ich in Gedanken schon öfter mit ihnen unterwegs. Nun aber schlugen sie mir vor, mit ihnen und einer kleinen Gruppe in den Himalaya zum Everest Base Camp, dem Basislager am Mount Everest zu reisen. Ich zögerte keine Minute und sagte zu.

    Denn in Gedanken und in Träumen war ich schon oft dort unterwegs. Selbst die Wanderschuhe, die ich mir Ende der Neunzigerjahre kaufte, wurden danach ausgesucht, dass sie himalayatauglich sein sollten. Ich wusste, irgendwann in diesem Leben, komme ich dorthin.

    Nun, im Jahr 2008, ist es plötzlich soweit! Die höchsten Gipfel werde ich zwar nicht besteigen – das Klettern hat mich nie gereizt –, aber mich in ihre Nähe begeben, ihre Aura spüren.

    Tagebuch 2009

    Doha, Flughafen, Nacht 3.-4. April

    Die Gruppe hat mich gut aufgenommen. Ich kann mir sogar fast alle Namen merken. Kein Wunder, es sind außer mir nur noch zwölf Teilnehmer.

    Qatar Airways verwöhnt uns mit hervorragendem Service und die Medienzentren in den Sitzen bieten vielfache Abwechslung. Ich sitze neben Axel, der mir über unglaubliche Erlebnisse als Zivi in Ecuador erzählt.

    Kathmandu*, Hotel Mandap, 4. April

    Vom ersten Eindruck bin ich enttäuscht. Es empfängt uns eine nervende, laute, staubige Stadt. Nichts scheint in Ordnung, aber alles bewegt sich. Permanent hupende Autos, Motorräder, Fußgänger, alles durcheinander in engen Straßen. Eine reiche Mischung aus Tempeln, Statuen und Stupas** buddhistischer und hinduistischer Prägung verwirren fast. Die Verehrung von ←Ganesha, Hanuman und anderen Gottheiten ist allgegenwärtig. Sogar in kleinsten Nischen und Grundmauern finden sich ihre Statuen.

    Heute Nachmittag geht es nach Bodnathim Nordosten von Kathmandu zum wohl bedeutendsten buddhistischen Heiligtum mit einem großen Stupa. Die Pilger gehen im Uhrzeigersinn um die Kultstätte herum und drehen dabei Rollen, in denen heilige Schriften enthalten sind. In dem Heiligtum selbst soll ein Zahn Buddha Sakyamunis aufbewahrt werden. Dabei hat doch Buddhismus nichts mit Götzenverehrung zu tun! Jedenfalls nach meinem Verständnis.

    **Stupa: Der Stupa, tibetisch „Chörten", symbolisiert Buddha und seine Lehre. In den Anfängen des Buddhismus befanden sich darin Reliquien von Buddha und später von herausragenden Mönchen. Der Stupa wird von Buddhisten im Uhrzeigersinn umkreist.

    * Kathmandu: Hauptstadt von Nepal, liegt in der Mitte des dicht besiedelten Kathmandutales. Einst hatte ein See das Tal von Kathmandu gefüllt. Der Sage nach hatte Manjushri mit seinem Schwert die Chobar Schlucht in die Berge geschlagen, um das Wasser des Sees mit seinen unzähligen Schlangen abzuleiten.

    Die Sage hat einen wahren Kern: das Tal ist ein relativ ebenes, fast rundes Becken eines ehemaligen Sees mit einem Durchmesser von circa 35 km, es liegt in einer Höhe von rund 1400 m Höhe, die umgebenden Berge erreichen eine Höhe von etwa 3000 m.

    * Prostration, das ausgestreckte Sich-Niederwerfen, wird im Buddhismus als Zeichen der Verehrung, der Reinigung von Eitelkeiten, als Vorbereitung zur Meditation und zum Erwerb religiösen Verdienstes angesehen. Das Sich-Niederwerfen erfolgt auf der Stelle vor einem verehrten religiösen Abbild oder während der Umrundung von Tempeln oder heiligen Orten, wie zum Beispiel dem heiligen Berg Kailash in Tibet.

    ** Die maoistische Partei wurde 1994 gegründet. Sie stand hinter dem blutigen Aufstand von 1996 – 2006 zur Abschaffung der Monarchie. Sie forderte die Förderung der Entwicklung in den ländlichen Regionen. Mittlerweile sind die Maoisten in der Multiparteiendemokratie integriert. Das Land nennt sich seit 2008 Demokratische Bundesrepublik Nepal.

    Einige der Pilger werfen sich nieder*, darunter auch zwei Europäer. Ihre sichtliche Hingabe unterscheidet sich von all den Anderen und ich frage mich, was in diesen Menschen vorgeht.

    Neben dem zentralen Platz findet eine antimaoistische Kundgebung** statt. Die Teilnehmer sitzen auf Stühlen. Das finde ich bemerkenswert.

    Unsere Gruppe ist intern noch nicht gut organisiert.

    Axel ist auf dem Stadtspaziergang plötzlich verschwunden. Einen aufdringlichen Jungen hat er nur noch durch seine Flucht in die Gassen abschütteln können, wie er uns später erzählt.

    Heidtrud und Christel fehlen am Nachmittag in Bodnath. Wir bemerken es erst, als wir uns auf einer Café-Terrasse sammeln, um in Ruhe einen Blick auf das heilige und geschäftige Treiben unterhalb des Ortes zu werfen.

    Unser Guide Kaji berichtet uns, äußerlich gefasst, dass ihm bei einem Überfall das gesamte Bargeld für die Tour, ganze 5.000 Euro, abgenommen wurde. Ute schlägt vor, dass jeder 100 Euro für ihn spenden solle. Nach einigen internen Diskussionen entschließen wir uns, dass am Ende der Tour jeder das geben soll, was er will und kann.

    Zum Abendessen sitzen wir in gemütlicher Runde in einem Newar***-Restaurant und lassen den Tag noch einmal an uns vorüberziehen. Mit Gerdas Unterstützung habe ich mir eine prima North Face-Doppeljacke, eine akzeptable Trekkinghose und eine Trinkflasche für insgesamt 80 Euro erhandelt. Nun fühle ich mich gut gerüstet und freue mich auf die Berge.

    Das Hotel ist ganz okay, nur dröhnt irgendetwas von gegenüber, vielleicht ein Generator. Hoffentlich hört es bald auf. Morgen um fünf Uhr muss ich aufstehen, halb sechs ist Frühstück, sechs Uhr geht’s zum Flughafen. Dort sollen wir nach Lukla starten können. Sicher ist das aber noch nicht.

    *** Newar: Ureinwohner des Tals von Kathmandu.

    Nepal ist ethnisch und kulturell außerordentlich vielfältig. Bei einer Volkszählung im Jahre 2001 wurden über 100 verschiedene ethnische Gruppen und Kasten gezählt. Die größten Gruppen umfassen Chhetri, Bahun, Magar, Tharu, Tamang, Newar, Kami und Gurung.

    Newari wie auch die meisten der 124 Sprachen und Dialekte in Nepal sind vom Aussterben bedroht, Die Landessprache Nepali wird von etwa 47% der Bevölkerung gesprochen.

    Im Bereich des Everest Nationalparks ist die mit annähernd 7000 Einwohnern sehr kleine Gruppe der Sherpa beheimatet. Im Osten des Landes wohnen vor allem Limbu und Rai.

    Phakding, Tashi Taki Lodge, 5. April

    Nach etwas Aufregung wegen nicht ganz transparenter Situation und der vielen Leute auf dem Flughafen sind wir doch letztlich gut weggekommen. In dem kleinen Flugzeug sitze ich glücklicherweise ganz vorn. So kann ich den ← Everest durchs Cockpit fotografieren. Freudestrahlend landen wir auf der anspruchsvollen ↓Piste* von Lukla, nachdem uns kleine Holperer einen Schrecken eingejagt haben.

    Hier oben empfängt uns gute Luft, Sonne und eine gepflegte Landschaft. Der Nase geht es gleich besser. Allerdings stelle ich fest, dass Gerda und ich offenbar am schlechtesten adaptiert sind. Ein bisschen zu hastig, ein bisschen bergauf, und schon geht die Pumpe unmäßig schnell.

    * In den Hochgebirgsgegenden von Nepal wurden mehrere Landepisten für Kleinflugzeuge angelegt, um die tibetischen Flüchtlinge nach der chinesischen Invasion 1950-1959 zu versorgen. Später wurden weitere Pisten zur Erschließung des Landes ausgebaut und asphaltiert (z. B. Lukla), andere wurden geschlossen (z. B. Palungtar).

    Der Flugplatz von Lukla hat eine der spektakulärsten Landebahnen der Welt. Die Piste ist nur 527 m lang und steigt dabei um 12% an. Sie beginnt über einem steilen Abbruch ins Tal des Dudh Kosi und endet vor einer riesigen Bergwand. Wechselhaftes Wetter führt zu häufigen Verzögerungen im Flugplan.

    In einem Internetcafé schicke ich erste E-Mails ab. In 50 Metern Entfernung sehen wir unsere Gruppe und unsere Lodge. Nur Nik, unser Reiseleiter, ist nicht da. Es stellt sich heraus, dass er auf der Suche nach uns bis zur Hängebrücke zurückgegangen ist, während wir am Computer saßen. Er lächelt und meint, Bewegung täte ihm gut. Und wir sind froh, dass er nicht sauer ist.

    Meine neue Jacke anzuziehen stellt plötzlich ein Problem dar. In der Eile heute früh habe ich den Reißverschluss des Fleeces in den der Regenjacke gezogen, und nun stecken sie fest. Glücklicherweise sitzt Anne neben mir. Sie stellt sich als Spezialistin für Reißverschlüsse heraus und löst mein Problem mit Geschick und Geduld.

    Wir warten auf unsere Rucksäcke. Sie kommen mit Verspätung und mit anderen Trägern an. Der Start unserer bisherigen Träger in Kathmandu war gescheitert, und Kaji musste in Lukla neue anheuern.

    Jorsale, Everest-Lodge, 6. April

    Wie wichtig wunderbarer Schlaf ist, wird mir hier mehr denn je deutlich. Heute geht es wieder auf leichte Tour, hauptsächlich am Fluss Dudkoshi entlang. Allerdings bringen mich bereits leichte Anstiege außer Puste, und ich muss wirklich diszipliniert langsam gehen. Mein Puls sollte 120 nicht überschreiten, man sollte nicht mehr Sauerstoff verbrauchen, als der Körper produzieren kann. Da die Sauerstoffkonzentration in der Höhe abnimmt, braucht man Akklimatisierungszeit. Gerda und ich halten nach wie vor tapfer die rote Laterne der Gruppe. Nun lässt sich auch Christel zurückfallen. Hinter uns ist nur noch Kaji, der auf uns achtet.

    Ich nutze die Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten. Er erzählt mir, dass er in einem Dorf in 2.500 Metern Höhe lebt, Buddhist ist und die jetzt regierenden Maoisten nicht mag, weil die alles gleichmachen wollen. Auf einem Spaziergang zur ↓ Hillary**

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