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Freier Fall, leben ist gefährlich
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eBook185 Seiten2 Stunden

Freier Fall, leben ist gefährlich

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Über dieses E-Book

Martin Wallenberg, Erbe eines großen Villenanwesens und einer ertragreichen Apotheke, führt mit seiner überaus hübschen und anspruchsvollen zweiten Frau Charlotte ein opulentes Leben als gesellschaftlicher Mittelpunkt in einer Kleinstadt.
Eines Tages jedoch katapultiert ihn die bittere Realität jäh aus seiner Traumwelt und er erkennt fassungslos, dass ihn sein exzessiver Lebensstil völlig ruiniert hat. Charlotte trennt sich daraufhin von ihm und wendet sich seinem vermögenden ehemals besten Freund zu.
Beherzt versucht Wallenberg, sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken, wird jedoch immer wieder herb enttäuscht. Die notwendige Veräußerung des Familienbesitzes löst ein betrügerisches Ränkespiel aus und einst gute Freunde inszenieren aus Profitgier seinen Untergang. Wallenberg resigniert und will schon aufgeben, doch dann keimt eine Idee in ihm, die seinen Gegnern einen großen Schlag versetzen wird …

Eine unterhaltsame und kurzweilige, direkt aus dem Leben gegriffene Geschichte. Mit teilweise sehr offener Ironie werden die Scheinheiligkeit der Gesellschaft und die Verlogenheit der Politik bloßgestellt.
Doch es geht auch um eine sehr ernste Thematik, die heute allgegenwärtig ist, nämlich wie schnell man vor dem Nichts zu stehen, trotz aller Bemühungen auf keinen grünen Zweig mehr kommen kann und zu welchen Konsequenzen solch ein, von quälender Ausweglosigkeit geprägtes, Abgleiten ins finanzielle Aus zu führen vermag.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Juli 2017
ISBN9783743945777
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    Buchvorschau

    Freier Fall, leben ist gefährlich - Kerstin Zerfaß

    Martin Wallenberg schreitet durch die große Wohnhalle hinüber in das Speisezimmer, um einen letzten prüfenden Blick auf das erst eben von Elsas Exquisit Catering angelieferte Buffet zu werfen. Nur die erlesensten Köstlichkeiten sind hierauf angerichtet.

    Riesige Platten mit Alaska Silber Wildlachs glänzen neben kleinen Porzellanschälchen, in denen überbackene Jakobsmuscheln einen köstlichen Duft verströmen. Für die Fleischesser gibt es ein außergewöhnliches Carpaccio vom Kobe Rind. Dazwischen funkeln Kristallschalen in unterschiedlichen Größen im Licht, die die raffiniertesten Salatkreationen enthalten.

    Es gilt einen großen Anlass würdig zu feiern, die komplette Sanierung und Restaurierung der 300 qm großen, seit Generationen im Besitz der Familie befindlichen Altbauvilla der Wallenbergs.

    Das 80 Jahre alte Haus, in einem 6.000 qm großen Park gelegen, stand mehrere Jahre leer. Martins Eltern war es viel zu groß. Sie hatten die hohen Unterhaltskosten gescheut, denn das Gebäude war nicht isoliert und es zog an allen Ecken und Kanten. Des Weiteren verfügte die Villa nur über ein Badezimmer und ließ auch sonst jeden Komfort vermissen. Dazu kam, dass die mit Sandstein ausgelegte Wohnhalle nicht mehr zeitgemäß war und Parkett und Holztreppen unbedingt einer Generalüberholung bedurften. Der ehemals cremefarbene Außenanstrich blätterte ab, das Schieferdach war undicht und der parkähnliche Garten verwildert. Die alten Wallenbergs hatten es vorgezogen, sich in einer feinen Seniorenresidenz in einer vornehmen Kurstadt einzukaufen, wo sie auch bis zu ihrem Tode glücklich und zufrieden lebten.

    Sodann trat Martin ihr Erbe an, das hauptsächlich aus der Villa und einer Apotheke bestand.

    Martin holt tief Luft, er ist überwältigt von sich selbst, hat er nicht alles erreicht!

    Er beschließt, sich schon vorab ein Glas vom edlen Champagner zu gönnen und lässt sich in den altenglischen Ledersessel vor dem Kamin gleiten. Dabei achtet er sorgfältigst darauf, seinen eleganten Anzug, den er für dieses Fest extra beim ersten Herrenausstatter der nahegelegenen Großstadt gekauft hat, nicht zu zerdrücken. Er fühlt sich auf dem Höhepunkt seines Lebens! Seine 52 Jahre sieht man ihm nicht an. Er hält sich mit regelmäßigem Sport fit, achtet auf seine Ernährung und ist stolz auf seine große schlanke und athletisch wirkende Gestalt. Zwar hilft sein Friseur beim dunklen Glanz seines durch einen teuren Schnitt immer noch voll wirkenden Haares etwas nach, doch gelingt dies so natürlich, dass damit nur seine innere Jugendlichkeit auch nach außen hin zum Ausdruck kommt. Mit Vorliebe trägt er Anzüge und Schuhe italienischer Designer und seine Hemden im englischen Stil sind ausnahmslos Maßanfertigungen aus feinstem Material.

    Schon immer legte er Wert darauf, mit seiner gepflegten Erscheinung seine inneren Charakterzüge widerzuspiegeln: Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und unbedingte Verlässlichkeit.

    Die Apotheke, seit Jahren im Familienbesitz, bietet ihm die finanzielle Sicherheit für ein angenehmes Leben. Aufgrund der aufwendigen Renovierungsarbeiten hat er sich in letzter Zeit nicht viel um dieses Geschäft gekümmert, doch glücklicherweise stehen ihm sechs langjährige, fähige und loyale Mitarbeiterinnen zur Seite.

    Seine gesellschaftliche Position als Präsident des Golfclubs und als Vorsitzender des Reitervereins könnte gefestigter nicht sein. Auch sein soziales Engagement, insbesondere seine üppigen Spenden an die örtliche Feuerwehr und Schule hat ihn zu einem in der Öffentlichkeit geachteten Mann gemacht, dessen Wort Gewicht hat.

    Sein persönliches Glück mit seiner zwanzig Jahre jüngeren, bildhübschen zweiten Ehefrau Charlotte ist perfekt.

    Seine Gedanken wandern zum Anlass der Feierlichkeit. Zwar haben Sanierung, Umbau und Einrichtung seine gesamten Ersparnisse verschlungen, auch war, um alle Träume verwirklichen zu können, eine Kreditaufnahme erforderlich, doch vereint die Villa nunmehr den größtmöglichen modernen Komfort mit alter gediegener Eleganz. Das Ergebnis hat seine Erwartungen übertroffen! Das Darlehen belastet Martin nicht, wird es doch in Kürze durch die Einnahmen aus der Apotheke abgetragen und somit vergessen sein.

    Wie nicht anders zu erwarten, waren mehrere behördliche Genehmigungen notwendig, die den zeitlichen Ablauf zu verzögern drohten, doch die eine und andere Zuwendung an den Stammtischbruder und Bürgermeister Hans Raffke ließen auch diese Probleme wie Schnee in der Sonne schmelzen.

    Martin Wallenberg ist durch und durch glücklich und prostet sich selbst zu.

    Zur gleichen Zeit steht Charlotte Wallenberg vor dem großen vergoldeten Barockspiegel in ihrem Ankleidezimmer und dreht sich, verzückt von ihrem eigenen Spiegelbild, hin und her. Die Frisur, das Kleid, wie immer ist alles perfekt.

    Erwartungsvoll fiebert sie der Ankunft der Gäste entgegen, um endlich ihr neu renoviertes Anwesen vorführen zu können. Mit einem Lächeln auf den Lippen stellt sie sich die neidischen Blicke ihrer Freundinnen vor, brauchte sie sich bei der Auswahl von Tapeten und Möbeln doch keinerlei Gedanken um das Geld zu machen. Martin war mit allem, was sie vorschlug, einverstanden. Es überfährt sie kalt bei der Vorstellung, aufgrund eines begrenzten Budgets bei einem Sessel auf den Preis sehen, oder etwa zwischen zwei Lampen wählen zu müssen. Todunglücklich wäre sie jetzt, hätte sie die beiden sündhaft teuren Elfenbeinkästchen nicht kaufen können, die der Ausstattung der eleganten Empfangshalle nun den Hauch von ganz besonderem Luxus verleihen.

    Martin Wallenberg zum Ehemann zu nehmen, war ihre beste Entscheidung. Er verfügt über genug Geld, um alle ihre Wünsche erfüllen zu können, und ist gleichzeitig immer leicht davon zu überzeugen, dieses auch zu tun.

    Amüsiert denkt sie an die Zeit ihres Kennenlernens zurück.

    Schon bei ihrem ersten Gespräch in der Klause des Reitervereins Feuriger Araber war sie von seinem Potential als guter Ehemann überzeugt. Sie erkannte gleich, dass er sich, obwohl er aufgrund seiner gesellschaftlichen Position überall als Respektsperson galt, Frauen gegenüber sehr weich und nachsichtig verhielt. Er war bereits verheiratet, was für sie jedoch kein Hindernis darstellte, sondern gerade anspornte, ihn für sich zu gewinnen. Mit vielen raffiniert ausgedachten Intrigen, lockte sie ihn immer wieder in kleine amouröse Fallen, bis er ihr nicht mehr widerstehen konnte und seine angetraute Ehefrau verließ.

    Das gab in der kleinen Stadt natürlich viel böses Gerede, doch ließ sie sich davon nicht abschrecken. Jetzt ist sie schon seit acht Jahren Frau Wallenberg und wird bewundert, geachtet und beneidet. Das ehemalige Geschwätz ist vergessen, so wie sie es damals voraus gesehen hat. Niemand wollte sich die Gunst des reichen und angesehenen Martin Wallenbergs verscherzen. Schnell wurde sie akzeptiert, und bei ihrer Hochzeit war die gute Gesellschaft ausnahmslos vertreten und feierte sie. Martin zu angeln war eine gute Wahl. Selbstverständlich hatte sie sich in der Zeit ihrer Bräutigamschau nicht nur ausschließlich auf ihn beschränkt, sondern streckte ihre Fühler auch anderweitig aus. Doch Martin war in der Kandidatengruppe, von denen natürlich nie einer vom anderen auch nur eine Ahnung hatte, immer ihr Favorit, besonders aufgrund seiner leichten Lenkbarkeit. Die zwanzig Jahre Altersunterschied waren für sie ohne Belang. Größere Vermögen, verbunden mit einer gehobenen Stellung findet man eher bei älteren als bei jüngeren Männern. Man muss eben immer wissen, wo man seine Prioritäten setzt. Außerdem, alt wurden sie alle, ob jetzt oder später war doch egal.

    Die Türglocke läutet und reißt beide Eheleute aus ihren Gedanken.

    Sofort schwebt Charlotte in ihrer eleganten Chiffonrobe die Treppe hinunter zur Eingangshalle. Bewundernd schaut Martin ihr nach. Obwohl sie die Dreißig überschritten hat, strahlt sie noch immer die mädchenhafte Grazie aus, in die er sich seinerzeit verliebte. Das dunkle Haar fällt in weichen Wellen über ihre Schultern und umrahmt das engelsgleiche Gesicht mit den strahlend blauen Augen. Zwei Stunden hat der Friseur für diesen natürlichen Look gebraucht und dass Kontaktlinsen für die intensive Farbe ihrer Augen verantwortlich sind, ist kaum zu erkennen. Das dunkelrote Kleid eines bekannten französischen Designers umspannt ihren zarten Körper mit einer strassbestickten Korsage und fällt ab der Taille wie eine duftige Wolke zu Boden. Martin erinnert sich an den schrecklichen Moment im Ankleidezimmer, als sich der Reißverschluss des Kleides trotz aller Kraftanstrengungen seinerseits nicht schließen ließ. Denn so zart wie Charlottes Gestalt in diesem Kleid scheint, ist sie schon längst nicht mehr. Nur dank der hohen und teuren Pariser Schneiderkunst kann dieser Eindruck noch hochgehalten werden. Das hat natürlich seinen Preis, und Martin, der kostspielige Garderobe bei seiner Frau gewöhnt ist, überläuft es immer noch kalt bei der Erinnerung an diese Rechnung. Aber für Charlotte ist ihm nichts zu teuer. Sie hat so hart für diesen Tag gearbeitet. Eine ganze Woche lang brütete sie über Prospekten von Eventagenturen, telefonierte dabei hin und her und scheute keine Mühen, um den richtigen Veranstalter auswählen zu können.

    Als Erster erscheint wie immer Hans Raffke, weiß der doch aus jahrelanger Erfahrung, dass die Chancen, die erlesensten Teile des Buffets zu erhaschen am Größten sind, je pünktlicher man der Abendeinladung Folge leistet. Raffke, untersetzt, in mittleren Jahren, glatzköpfig, von der Gesinnung her Sozialdemokrat, früher als Juso bekannt, wird von seiner dritten Ehefrau, der unansehnlichen Mittvierzigerin Edelgard begleitet. Edelgard war bis zu ihrer Hochzeit im mittleren Dienst der hiesigen Stadtverwaltung tätig. Raffke, dafür bekannt, hübschen Frauen hinterherzurennen, löste mit der unglücklichen Wahl seiner Gattin bei den Stammtischbrüdern großes Erstaunen aus. Schließlich kam man jedoch überein, dass Edelgard im Besitz belastender Unterlagen über Raffke sein musste, deren Offenbarung und Folgen für ihn weitaus unangenehmer sein würden, als das Leben an ihrer Seite.

    Die Herren schlagen sich brüderlich auf die Schulter und die Damen begrüßen sich mit einem hingehauchten Wangenkuss, gefolgt von spitzen Blicken auf das jeweilige Kleid der anderen. Während Martin schon mal den Champagner in die bereit stehenden Kristallkelche perlen lässt, treffen die anderen Gäste kurz aufeinander ein und versammeln sich unter dem riesigen venezianischen Kristallleuchter in der mit weißem Marmor ausgelegten Empfangshalle.

    Als jeder Gast ein gefülltes Glas in der Hand hält, legt Martin seinen Arm stolz und zärtlich um Charlottes Taille und ergreift zu einer kurzen Ansprache das Wort.

    Er dankt für das zahlreiche Erscheinen, um die Einweihung der Villa Wallenberg zu feiern. Acht Monate dauerte der Umbau. Ihr Zuhause ist jetzt versehen mit den neuesten Errungenschaften der modernen Technik, in Harmonie vereint mit behaglicher Eleganz. Jedes einzelne Stück wurde sorgfältigst ausgesucht und teils aus den entlegensten Winkeln der Welt herangeschafft. Wichtig sei ihnen beiden die Authentizität jedes einzelnen Gegenstandes gewesen.

    Verliebt schaut Martin seiner Frau in die Augen, prostet dann seinen Gästen zu und erklärt das Buffet für eröffnet.

    Mit seinem Glas in der Hand beobachtet er die illustre Schar, die sich mit voll geladenen Tellern in kleinen Grüppchen zu angeregten Gesprächen zusammenfindet. Einen kurzen Moment genießt er noch den Blick auf die prachtvoll gekleidete Gesellschaft. Alles was in der Stadt Rang und Namen hat ist erschienen. Jeder ist der Einladung gefolgt, keiner wollte sich das gesellschaftliche Ereignis im Hause Wallenberg entgehen lassen. Die Garderobe, vor allem die der Damen, ist entsprechend aufwendig, kostbare Schmuckstücke funkeln im Licht.

    Stolz, hier der Gastgeber zu sein, mischt er sich ebenfalls unter die Menge.

    Zunächst steuert er auf seinen Stammtischbruder, den Allgemeinmediziner Dr. Jens Paramol zu, der sich angeregt mit dem Gynäkologen Dr. Enrigal unterhält. Das Gespräch dreht sich um das neu auf dem Markt erschienene Hormonpräparat Venusal. Der Hersteller verspricht den Frauen, die diese Tabletten früh genug und regelmäßig, am Besten bereits ab dem vierzigsten Lebensjahr einnehmen, bis ins hohe Alter eine glatte Haut, dichtes Haar, feste Fingernägel, sowie ein straffes Bindegewebe. Auch sollen sich die Konsumentinnen eine mädchenhafte Ausstrahlung bewahren. Das Medikament habe sich als sehr erfolgreich erwiesen, fast jede Frau dieser Altersgruppe, so versichert Dr. Enrigal, bedränge ihn geradezu, ein solches Rezept auszustellen. Auch Martin fühlt sich diesem Pharmazeutikum sehr verbunden, werden doch die Verordnungen meist in seiner Apotheke erworben und seine Gewinnspanne hieran ist beträchtlich. Dennoch wendet er ein, er habe neulich in der Fachzeitung Der verantwortungsvolle Apotheker kritische Berichte gelesen, die den Konsum von Venusal mit einer erhöhten Brustkrebsrate, Thrombosen und Schlaganfällen in Verbindung bringen. Hastig wiegelt Dr. Enrigal ab, es sei zwar richtig, dass auch er ein höheres Aufkommen dieser Krankheiten an seinen Patientinnen beobachtet habe, doch sei dies seiner Meinung nach weder ein Indiz, noch ein Beweis, dass das Präparat dies verursacht habe. Außerdem, raunt er mit vorgehaltener Hand seinen beiden Gesprächspartnern zu, verdiene man ja schließlich auch an der Behandlung möglicher Folgeerkrankungen. Mit leuchtenden Augen erzählt er, der Hersteller habe ihn und seine Frau im September zu einer vierzehntägigen Kreuzfahrt im Mittelmeer, inklusive Landausflügen, eingeladen. Er sei informiert worden, dass der renommierte Hormonspezialist Prof. Dr. von Ostroggen diese Reise begleite und regelmäßig wissenschaftliche Vorträge über die Vorzüge von Venusal halten werde.

    Martins Augen schweifen durch den Raum und bleiben an den etwas abseits stehenden Eheleuten Kaufmann hängen. Rudi Kaufmann, ein kleiner, kräftiger Mann mit blonden Stoppelhaaren blickt unruhig hin und her, während seine Frau Renate krampfhaft ihre Schuhe mustert. Ihm fällt ein, Charlotte wollte das Ehepaar in letzter Minute von der Gästeliste streichen, ist ihr doch zu Ohren gekommen, Kaufmann, ein Bauunternehmer mit über fünfzig Mitarbeitern, sei in finanzielle Schwierigkeiten geraten und passe damit nicht zu der übrigen Gesellschaft. Martin hat ebenfalls gehört, Kaufmann habe für den Bauträger eines Seniorenheimes hundert Badezimmer, nebst Sanitäreinrichtungen, installiert und vorfinanziert, werde jedoch hierfür keine Bezahlung erhalten, da über den Investor das Insolvenzverfahren eröffnet worden sei. Man munkelt, dies könne Kaufmann die Existenz kosten. Martin bestand jedoch weiterhin auf der Einladung, zumal Kaufmann zweiter Vorsitzender im Golfclub ist und es sich bislang ja auch lediglich um Gerüchte handelt. Es wäre zu peinlich, den Bauunternehmer bei der Einweihungsfeier zu übergehen, sollte sich das Gerede im Nachhinein als haltlos erweisen. Sicherheitshalber beschließt er jedoch etwas Abstand zu wahren und seine

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