Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Biltong zum Frühstück: Roman
Biltong zum Frühstück: Roman
Biltong zum Frühstück: Roman
eBook212 Seiten3 Stunden

Biltong zum Frühstück: Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Jette ist noch nie aus Deutschland rausgekommen und lebt ein ganz normales Leben in der Kleinstadt. Sie lernt an einem Abend einen jungen Mann aus Namibia. Sie fliegt mit ihrer neuen Liebe in seine Heimat und erlebt dort viel Hass und Ignoranz, aber sie lernt eine junge Frau kennen, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Es entsteht eine wunderbare Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Die Freundschaft sorgt dafür, dass Jette alles in Deutschland hinwirft und in Namibia ein neues Leben beginnt. Immer wieder begleitet von ihrer ersten großen Liebe, die sie belogen und betrogen hat. In ihrem großen Schmerz lernt sie einen jungen Mann kennen, der ihr zeigt, dass man dieses Land lieben muss. Sie verliebt sich auf ein Neues, doch die alte Liebe bleibt hartnäckig. Ein Buch über die Liebe in einem schwierigen Land als Frau mit einem traumhaften Hintergrund.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum9. März 2021
ISBN9783347267374
Biltong zum Frühstück: Roman
Autor

Claudia Tülp

Happy wife happy life - sagt mein Mann immer und auf welches Paar trifft das nicht zu. Ich bin Claudia Tülp, verheiratet und 1969 in Bremen geboren, als drittes Kind einer Schifffahrtsfamilie. Jeder Autor sagt über sich, geschrieben habe ich schon immer und das trifft nun auch auf mich zu. Meine Jugend wurde begleitet von Prosa und Kurzgeschichten. Später als Mutter und berufstätige Frau fehlte mir dann leider die Ruhe für meine Kreativität. Bis wir vor vier Jahren eine Entscheidung getroffen haben. Wir haben uns zwei Standorte gesucht und sind dabei in Namibia gelandet. Diese freie Zeit habe ich genutzt und mein erstes Buch geschrieben Biltong zum Frühstück. Der Titel ist in Namibia ein Begriff, aber in Deutschland eher nicht. Das erste Buch war eine Erfahrung für mich und das zweite Buch Einfach nur vergessen ein Abenteuer. Das Schreiben lässt mich nicht wieder los und ich wagte mich an einen Krimi. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ich habe mich darauf eingelassen und so entstand Hotelblut und auch Schlüsselblut. Egal in welchem Genre wir uns begegnen, mich wird man halt nicht wieder los. 

Mehr von Claudia Tülp lesen

Ähnlich wie Biltong zum Frühstück

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Biltong zum Frühstück

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Biltong zum Frühstück - Claudia Tülp

    Irgendwo in Namibia

    Auf einen anderen Kontinent, ca. 10.000 Kilometer entfernt von Jette, saß ein kleines Mädchen im Garten auf der Farm und spielte mit einem Welpen, der gerade mal laufen konnte. Die Nanny war im Haus und bereitete das Abendessen vor, als sie einen Schrei hörte. Sie rannte in den Garten und sah noch, wie ein Honigdachs um das Kind herumschlich und es anknurrte. Der Welpe lag neben dem Kind und blutete. Er war bereits tot, als die Nanny sich zwischen dem Kind und dem Honigdachs stellte. Der Honigdachs überlegte nicht lange und griff an. Er erwischte das Kind nur leicht am Bein, bevor die Nanny es hochriss. Sie rannte los, auf das Haus zu, als das Tier wieder angriff. Diesmal biss es in ihre rechte Wade. Sie schrie und hielt das Kind weiterhin hoch. Doch der Honigdachs ließ nicht locker. Er griff wieder an und die Nanny fiel. Das Kind an ihre Brust gedrückt, blieb sie liegen und wartete, was passiert. Sie spürte den Schmerz in der Wade und Tränen liefen in den heißen Sand. Plötzlich fiel ein Schuss! Das Tier erschrak, rannte über das Grundstück in die Büsche und war weg. Die Nanny drehte sich zitternd um und sah, wie Core mit dem Gewehr ihres Vaters vom Parkplatz kam. „Lidia! Alles gut mit dir und der Kleinen? Er ist weg. Du kannst hochkommen! „Core, ich bin so froh, dass du da bist! Lidia stand humpelnd auf und gab Core ihre kleine Schwester. „Wir fahren zum Arzt! Die Bisswunden müssen behandelt werden! Die Nanny schüttelte den Kopf. „Nein keinen Doktor. Das ist zu teuer. „Was soll das! Wir fahren jetzt zum alten Morris. Der kennt sich mit diesen Verletzungen aus." Core legte ihre Schwester auf die Rückbank und küsste sie. Sie weinte still vor sich hin, da sie noch unter Schock stand. Die Nanny rutschte daneben und drücke ihr Halstuch gegen die Wunde der Kleinen, derweil ihr eigenes Blut das Bein herunterlief.

    Was hätte Core jetzt für einen Handyempfang gegeben! Leider hatten sie hier auf der Farm keinen Empfang und es war keine Zeit mehr, um in das Haus zu laufen zum Festnetz. Sie musste jetzt schnell zum alten Morris. Er war hier im Umkreis der einzige Arzt und nach Windhoek war es einfach zu weit. Gute zwei Stunden und das über Nebenstraßen. Sie sprang hinter das Lenkrad und gab Gas. Keine 15 Minuten später, mit einer Vollbremsung vor der Haustür des Arztes, rannte sie raus und nahm ihre kleine Schwester Amelie aus dem Auto und lief zur Tür. Dr. Morris hatte die Vollbremsung gehört und öffnete schon die Tür. „Hallo Core, was ist passiert? „Ein Honigdachs hat Amelie angegriffen. Ich habe Angst, dass etwas in der Wunde ist. „Lege sie hier hin. Ich schaue mir das einmal an. Lidia kam langsam reingehumpelt, sagte aber nichts. „Diese verdammten Viecher. Er untersuchte das Bein von Amelie und gab der Kleinen ein leichtes Schmerzmittel. Er reinigte die Wunde und verband das Bein. „Sie hat Glück. Das Tier hat sie nur leicht gestreift. Der Blick fiel auf die Nanny. „Was ist mit ihr? Er brauchte keine weiteren Fragen. Er sah, das Blut am Bein herunterlief. „Oh Gott! Das sieht schlimm aus. Das Tier hat sie mit voller Kraft erwischt. Sie muss in die nächste Stadt nach Windhoek in das große Krankenhaus. Ich kann bis auf die Knochen schauen. „Nein Core! Ich nicht gehen in das Hospital! „Beruhige dich. Ich kann dich auch nach Katutura in das Staatshospital bringen. Du weißt aber, dass du dort sehr lange warten musst. „Nein! Ich gehe nicht dahin! Ich muss unsere Medizin nehmen. „Bitte Lidia, werde doch vernünftig! Das muss genäht werden und nicht mit Hokuspokus behandelt", schrie Core fast. Aber Lidia war nicht davon abzubringen. Sie hatte Angst vor den Geistern der Fremden. Immerhin nahm sie einen Verband von Dr. Morris entgegen und wickelte ihn im Auto um ihr Bein. Core konnte sie nicht überzeugen. Sie wollte nur noch nach Hause. Lidias Hütte war in der Nähe und Core brachte sie nach Hause. Es war nicht üblich, dass die Angestellten nach Hause gebracht wurden und deshalb kamen aus den anderen Hütten die ganzen Familien. Lidias Mann kam zum Auto und öffnete die Tür. Er sah die rote Bandage und fing an, in ihrer Stammessprache auf Lidia einzureden. Core konnte nichts mehr unternehmen. Sie wollte schnell nach Hause und ihre kleine Schwester ins Bett legen und einen Rooibuschtee mit ihrer Mutter trinken. Lidia humpelte, gestützt von ihrem Mann, in ihre Hütte. Dahinter ging der Medizinmann mit seinem Beutel. Core setzte sich hinter das Lenkrad und fuhr zurück auf die Farm.

    Schon als sie auf der langen Einfahrt zur Farm entlangfuhr, kam ihr Vater ihr entgegen. Mit einer großen Taschenlampe leuchtete er in das Auto. Die Nacht war schnell hereingekommen und man sah ohne Licht gar nichts mehr. „Was ist passiert? Wir sind nach Hause gekommen und haben unseren Welpen hier liegen sehen. War das wieder ein Honigdachs? Core hielt an und schon sah sie ihre Mutter. Sie kam so schnell angelaufen, dass sie den kleinen Durchgang zum Parkplatz übersah und gegen den großen Stein lief, der dort lag. „Aua! Was ist mit Amelie! „Mama, beruhige dich. Sie schläft hinten auf der Rücksitzbank. Sie hat kaum etwas abbekommen, aber bei Lidia sieht das schon anders aus. Cores Mutter Klara nahm vorsichtig ihre Kleinste aus dem Auto und brachte sie ins Haus. Core erzählte alles ihrem Vater, während sie zum Haus gingen. „Dann muss ich morgen zu Lidia hin. Es kann nicht sein, dass sie sich wieder mal auf diesen Medizinmann verlässt. Das war letztes Mal schon grenzwertig mit Malaria. Cores Vater war sehr aufgewühlt. Er konnte nicht verstehen, dass sie sich schon wieder in die Obhut ihrer Familie begibt, um solche Bisswunden zu heilen. Wenn er Lidia damals nicht mit Gewalt in das Krankenhaus von Windhoek gebracht hätte, wäre sie an Malaria gestorben. Es hatte sie sehr schlimm erwischt und die Kräuter des Medizinmannes halfen ihr nicht. „Ich fahre hin, wenn es hell wird." Das war gerade beschlossen und das brauchte auch niemand mehr mit Ludwig diskutieren.

    Am frühen Morgen wurde Core von den Schreien der Zebras geweckt. Diese Tiere konnten aber auch laut sein. Sie kroch aus dem Bett, durch ihr Moskitonetz und roch schon den Kaffee aus der Küche. Ihre Eltern waren schon auf. Sie zog sich einen Pullover über und ging nach draußen, um die kühle Morgenluft einzuatmen. Wie herrlich es war. Core setzte sich auf den Stuhl vor dem Haus und genoss die Ruhe. Ihre Mutter kam mit einem Kaffee raus und setze sich zu ihr. „Guten Morgen mein Schatz. Hast du gut geschlafen, nach der ganzen gestrigen Aufregung? Sie gab ihr den heißen Becher. „Danke Mom. Ja, ich habe geschlafen wie ein Stein. Ich musste nur noch einmal aufstehen und das Moskitonetz über mein Bett hängen. Die Moskitos sind schon wieder unterwegs. Das heißt, es wird wieder wärmer. „Amelie geht es wieder besser. Sie hat die Nacht auch durchgeschlafen. Dann brauche ich nicht mehr mit ihr nach Windhoek, meinte ihre Mutter. „Ach, ist Papa schon losgefahren? Sie wusste, dass er mit den ersten Sonnenstrahlen aufsteht und bestimmt auch schon auf den Weg nach Windhoek mit Lidia war. „Ja, dein Vater ist schon um 6 Uhr losgefahren. Wenn alles gut läuft, ist er um 8:30 Uhr im großen Krankenhaus in Windhoek mit Lidia. „Wenn sie mitgeht, lachte Core. Sie gingen beide in die Küche, wo der kleine Ofen brannte. Es war noch Winter und die Temperaturen waren um die Zeit erst um die 5 Grad.

    Nach einem gemütlichen Frühstück kam Sonja zur Arbeit. Sie war das Hausmädchen auf der Farm. Sie gehörte zu der Familie von Lidia. Die Familie lebte hier mit auf dem Farmland und fast alle arbeiteten hier. Die Farm sicherte somit das Einkommen etlicher Familien in Namibia. „Hallo Sonja, sagte Klara. „Hat Ludwig Lidia mit nach Windhoek bekommen? Sonja lachte nur. „Ja, Klara, aber das war ein großes Theater. Lidia hat sich fast totgestellt, damit sie nicht in sein Auto einsteigen musste." Sonja war als Kind auf die Schule in Windhoek gegangen und hatte dort Lesen und Schreiben gelernt. Ihre Familie hatte sie aber wieder auf die Farm zurückgeholt, damit sie die Familie finanzielle unterstützten konnte. Sonja wollte in Windhoek bleiben, aber sie hatte nicht das Recht, dies alleine zu entscheiden. Ludwig war es wichtig ihre Ausbildung weiterhin zu finanzieren, aber es war nicht möglich. Jetzt bekam sie ein kleines Gehalt, um für ihre eigene Zukunft zu sorgen. Core konnte sich gut vorstellen, was da bei Lidia los gewesen ist! Typisch Lidia! Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

    Es war Samstag und Core brauchte heute nicht zur Schule. Sie lebte in der Woche im Internat in Windhoek und fuhr deshalb nur am Wochenende und in den Ferien auf die Farm zu ihren Eltern. Es war ihr Abschlussjahr und ihr Vater erwartete, dass sie daraufhin nach Europa ging. Das war so üblich in der Familie Benton. Ihre ältere Schwester Heike studierte auch gerade in England. Sie zog sich ihre Reitsachen an und lief in den Stall. Peppito wartete schon ganz aufgeregt. Sie sattelte ihn und ritt los. Sie ritt zu ihrem Lieblingsplatz am großen Felsvorsprung. Dort konnte sie die ganze Farm überblicken und nahm sich die Zeit um nachzudenken. An diesen Vorsprung waren alte Buschmannzeichnungen und jedes Mal, wenn sie hier war, glitt ihre Hand darüber, und sie verspürte einen Zauber. Diese Geschichte faszinierte sie. Was wollten diese Menschen mit ihren Zeichnungen ausdrücken? Die Farm lag am Rande der roten Kalahari Wüste und deshalb hatten sie viele von diesen Zeichnungen. Core dachte an ihre Zukunft. Was sollte sie nur machen? Sich wie ihre Schwester im Tourismus rumärgern? Das Gemecker anhören, wenn nicht gleich fließend Wasser aus dem Hahn kam? Oder die Buschmänner hinstellen für ein Foto? Nein, das war nicht ihr Ziel. Sie musste für sich einen anderen Weg finden.

    Nach einiger Zeit ritt sie wieder nach Hause. Ihre kleine Schwester rannte ihr am Stall schon entgegen. Amelie war nicht ihre richtige Schwester. Sie war die Tochter von ihrem Onkel Tom. Der hatte sich erschossen, als seine Frau bei einem Autounfall um ihr Leben kam. Es war erst vor zwei Jahren passiert. Tom hatte lange alleine gelebt, als er bei einem Treffen der Rinderzüchter seine zukünftige Frau kennen lernte. Sie war 15 Jahre jünger als er und sie zog sehr schnell zu ihm auf die Farm. Sie bekamen Amelie und ein Jahr später wollte Angie nur schnell zum Nachbarn, als sie hinter einer Kurve in eine Rinderherde fuhr. Durch das plötzliche Bremsen überschlug sie sich und war sofort tot. Tom hatte ein halbes Jahr versucht, mit dem Schmerz zu leben, aber es war zu viel für ihn. Eines Morgens hörte sein Farmarbeiter einen Schuss. Er fand ihn hinter dem großen Schuppen mit seinem Gewehr. Er hatte vorher die Farm an Amelie überschrieben und jetzt führte ein deutscher Verwalter die Farm, bis Amelie 18 Jahre alt war und selber entscheiden konnte, was damit passiert.

    „Na mein Engel. Wie geht es deinem Bein? Du rennst ja schon wieder, rief Core ihr zu. „Ja, es tut auch nicht weh. Daddy ist wieder da und Jill hat schon angerufen, rief sie vergnügt. Heute Abend war die Geburtstagsfeier von Jill. Sie wohnte auf der Nachbarfarm und die Beiden gingen zusammen in das Internat. Dort traf sie alle ihre Freunde und sie freute sich schon auf diese Party. Sie gab Peppito dem Stalljungen und ging zum Farmhaus.

    „Hallo Papa. Na wie war es in Windhoek? Hast Du Lidia gut versorgen lassen? Lächelnd stand sie ihrem Vater gegenüber. „Hör bloß auf! Diese Frau ist der einzige Horror. Er war sichtlich genervt. Ihre Mutter musste lachen und bekam einen liebevollen Blick von Ludwig. Wie sehr sich die beiden liebten. „Ich habe Lidia heute Morgen eine geschlagene Stunde überzeugen müssen mit mir zu fahren. Sie hatte schon Fieber, aber nein, sie wollte nicht. In den zwei Stunden zur Klinik, habe ich mir das Gejammer angehört, weil sie als Einheimische nicht in ein Krankenhaus für Weiße gehen wollte. Das war mal so, ist aber heute nicht mehr. Nein, sie wolle davon nichts wissen. Dann ist alles viel zu teuer und so weiter." Ihr Vater war gestresst von dem Tag. Er wollte doch nur das Beste für seine Farmarbeiter.

    Auf einer Farm in der Umgebung hatte der Farmbetreiber seine Arbeiter geschlagen. Eines Morgens wachte er nicht mehr auf und das Haus stand in Flammen. Die Einheimischen hatten an dem Abend zuvor ein großes Fest gefeiert und viel zu viel getrunken. Man nahm an, dass die Farmarbeiter das Feuer gelegt haben, aber man hatte den Brandstifter nicht gefunden. Nun waren die Farmarbeiter arbeitslos und konnten ihre Familien nicht mehr ernähren. Sie sitzen den ganzen Tag vor ihren Hütten und trinken ihren selbst gebrannten Schnaps, der sie im Kopf durchdrehen lässt.

    Ihr Vater trank einen Schluck Kaffee. „Jetzt sitzt sie wieder in ihrer Hütte, weil sie nicht im Krankenhaus bleiben wollte, und ist beleidigt. Sie haben ihr eine Tetanusspritze gegeben und die Wade mit wenigen Stichen genäht. Ich hoffe, sie hält sich an die Absprache, dass sie eine Woche noch die Salbe auf die Wunde reibt. Wer weiß was ihr der Medizinmann sonst darauf schmiert. „Ludwig, da pass ich schon drauf auf. Ich werde jeden Tag ins Dorf gehen und nach ihr sehen, meinte Klara und drehte sich nach Core um. „Jill hat angerufen. Du möchtest bitte heute um 17 Uhr da sein. So könnt ihr vor Sonnenuntergang das Feuer anzünden. Core sah auf die Uhr. Es wurde Zeit. Sie hatte 2 Stunden und wollte noch eine Runde im Pool schwimmen. Ihr Vater schaute sie an. „Core wir müssen morgen über deine Zukunft reden. Du hast noch ein Vierteljahr im Internat und ich vonnöten jetzt den Flug nach Europa zu buchen. Du müsstest mir endlich sagen, was du in Zukunft machen willst. Cores Vater klang auf einmal sehr ernst. Sie wusste, das sie es nicht mehr herausschieben konnte. Was sollte sie aber nur tun?

    Ängste

    Deutschland! Ihr Vater sagte ernsthaft Deutschland! Core war geschockt. Sie musste hier raus und das erst einmal verdauen. Warum Deutschland? Ihre Schwester lebte in England und ihre Tante wohnte in Kapstadt. Nein, sie sollte nach Deutschland. Sie hatte schon von vielen Leuten gehört, die nach den Lederhosen flogen und die Drogen! Sie hatte genauso gehört, dass man am Flughafen gleich Drogen kauft. Wie konnte ihr Vater ihr das nur antun! Sie rannte zum Stall und setzte sich zu Peppito. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht.

    Ihre Mutter kam in den Stall und sah die Tränen ihrer Tochter. Sie setzte sich zu ihr und streichelte ihr Haar. „Warum Mama?, schluchzte Core. „Das ist der beste Weg. Wir haben jetzt eine Woche das Thema diskutiert und wir denken, Deutschland ist das Beste für dich. Ihre Mutter versuchte ihr Mut zu machen. „Du reist erst einmal durch das Land und besuchst die Familie deines Vaters. Sie werden dich verwöhnen! Sie sehen uns doch so selten. Im Anschluss fällt dir die Entscheidung vielleicht leichter, wie du deine Zukunft auszusehen hat. Bitte Core, wir meinen es doch gut mit dir! „Aber warum kann ich nicht nach England? Oder zu deiner Schwester nach Cape Town? Ich will nicht zu den Lederhosen! „Ach Süße! Du startest in Norddeutschland. Da wirst du keine Lederhosen sehen", lachte ihre Mutter. Als Core am Abend wieder zum Internat fuhr, war ihre kleine Welt um einiges mehr durcheinander.

    Jette wachte am Sonntag zeitig auf. Sie hatte kaum geschlafen. In ihrem nächtlichen Traum wurde sie von Menschen mit Speeren verfolgt. Noch am Morgen hielt sich der Traum in ihrem Kopf fest verankert. Sie rannte mitten durch die Wüste und schrie laut, aber keiner hörte sie. Sie stolperte und fiel in den weichen weißen Sand. Sie schaute sich um und sah die Menschen mit ihrem Lendenschurz auf sie zu laufen. Sie schreckte hoch und merkte, wie sie sicher in ihrem Bett lag. Die Uhr zeigte gerade mal auf 6 Uhr. Jette war verärgert über diese frühe Uhrzeit. Es war Sonntag! Sie hatte nichts vor und hätte sich gewünscht, mindestens drei Stunden zu schlafen. Sie war mit ihren Gedanken wieder in Afrika. Sogar in der Nacht träumte sie davon. Sie stand auf und ärgerte sich über sich selbst. Ja, sie war verliebt, aber das hieß doch nichts! Ringo kam nach den Weihnachtsferien ohnehin nicht wieder und somit hatte sich das ganze Thema erledigt. Sie saß am Frühstückstisch mit einem Becher Kaffee und wurde diese Gedanken nicht los. „Man, lass mich endlich in Ruhe! Das ist doch nicht so schwer!" Jette nahm ihren Toast und schmiss ihn in den Mülleimer. Wer hatte schon Lust am Sonntag um 6 Uhr auf Toast mit Honig. Sie schlurfte wieder in ihr Bett und schaltete den Fernseher ein. Sie beschloss, heute hier liegen zu bleiben. Was sollte sonst aus so einem Tag werden.

    Auch Ringo war schon frühmorgens wach. Es war üblich, dass man in Namibia zeitig aufstand und dafür schon relativ früh abends ins Bett ging. Er schaute aus dem Fenster. Der Himmel war bewölkt. Er konnte das Wetter hier nicht ertragen. Gestern saßen sie am Strand und heute regnete es durchweg. Bei diesem Wetter wünschte er sich wieder in sein Bett zurück. Mit seinen 22 Jahren hatte er ständig in der Sonne gelebt und nun das hier! Er lief hoch zu seiner Tante. Sie deckte soeben den Frühstückstisch. Er

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1