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Unheiliges Leben: Band 1
Unheiliges Leben: Band 1
Unheiliges Leben: Band 1
eBook1.405 Seiten18 Stunden

Unheiliges Leben: Band 1

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Über dieses E-Book

Unsterblich sind sie, die Protagonisten dieses Buches, nicht mit normalen Mitteln zu töten und auch nicht dem Altern ausgesetzt. Sie sind ewig jung, ewig schön und… seit Urzeiten von den Menschen gefürchtet, gehasst und gejagt.
Sie ertrugen unsagbares Leid während ihrer aberwitzig langen Leben, tragen zwangsläufig die Saat des Hasses auf ihre Peiniger in sich und machen auch keinen Hehl daraus.
Selbst der Ewige, welcher erst 1962 unter merkwürdigen Umständen seine, eigentlich dem Tod geweihte, Geburt überlebte und keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, hinterlässt auf seinem einsamen Weg durch die Zeit unzählige Tote.
"Unsterblich - Unheilig?" erzählt die Geschichten der unsterblichen Wesenheiten, beginnend mit dem späten 20. bis in das 30. Jahrhundert. Im Fokus steht dabei insbesondere die Zeit nachdem der Mensch im 22. Jahrhundert die Erde unbewohnnbar macht und der große Exodus der Menschheit beginnt.
Leben voll Leid, Qual und dunkler Erinnerungen offenbaren sich. Und auch die andere Seite, die Leben voller sexueller Exzesse, voller hemmungsloser Sexualität, beschreiben die Protagonisten in zuweilen drastischer Form.
Und irgendwie - das ist der springende, vom Autor ursprünglich nie geplante, Punkt - sind die Schicksale des Ewigen, der Mordkatzen, Werwölfe und Vampyri auf vielfältige Weise miteinander verwoben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum26. Juli 2021
ISBN9783347368255
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    Buchvorschau

    Unheiliges Leben - Udo Meeßen

    Vorwort

    Unsterblich sind sie, die Protagonisten dieses Buches.

    Ursprünglich waren die Geschichten in diesem Buch einzelne Bücher, welche sich in der Reihenfolge ihres Erscheinens – vom Autor ursprünglich nicht so gewollt und mehr oder minder zufällig – zu einer Kleinserie, bestehend aus den Titeln

    1. Der Ewige

    2. Mordkatzen

    3. Die Katzen und der Ewige

    4. Flittchen mit Biss

    5. Flittchen mit Biss – 2 – Agnes – Von Vampiren, Werwölfen und Katzen

    6. Flittchen mit Biss – 3 – Regine und ihre Toten

    7. Flittchen mit Biss – 4 – Barinka – Engel der Vampyri

    fügten.

    Mit dem Ansinnen, diese einzelnen Bücher zu überarbeiten und neu aufzulegen, kam dem Autor dann im Sommer 2021 der Gedanke, die Manuskripte in einem Sammelband zu vereinen und so entstand im Rahmen der Revision das Buch „Unheiliges Leben". Dieses indes scheiterte aufgrund seiner Seitenzahl an der Publikation, denn es gibt wohl kaum einen Verleger – einschließlich des Kindle Direct Publishing Programms für Self-Publisher - welcher Bücher mit mehr als 900 Seiten publiziert.

    Also musste der Autor erneut Hand anlegen und das Gesamtwerk in zwei Bände unterteilen.

    In diesem Band sind die Bücher der Kleinserie bis hin zu Nummer 5 (Flittchen mit Biss – 2 – Agnes – Von Vampiren. Werwölfen und Katzen) in der Reihenfolge ihres ursprünglichen Erscheinens, nachhaltig überarbeitet und revidiert, versammelt.

    Flittchen mit Biss 3 und 4 werden Sie dann im zweiten Band von „Unheiliges Leben" finden.

    Unsterblich sind sie, die Protagonisten dieses Buches, nicht mit normalen Mitteln zu töten und auch nicht dem Altern ausgesetzt. Sie sind ewig jung, ewig schön und… seit Urzeiten von den Menschen und deren, die Erde als Dominanzen beherrschenden, Vorfahren, gefürchtet, gehasst und gejagt.

    Sie ertrugen unsagbares Leid während ihrer aberwitzig langen Leben, tragen zwangsläufig die Saat des Hasses auf ihre Peiniger in sich und machen auch keinen Hehl daraus. Selbst der Ewige, welcher erst 1962 unter merkwürdigen Umständen seine, eigentlich dem Tod geweihte, Geburt überlebte und keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, hinterlässt auf seinem einsamen Weg durch die Zeit unzählige Tote. „Unsterblich – Unheilig?" erzählt die Geschichten der unsterblichen Wesenheiten, beginnend mit dem späten 20. Jahrhundert, durch die Jahrhunderte, über das Jahr 2168, in welchem die Menschheit es fertig brachte, die Erde unbewohnbar zu machen und es zum großen Exodus der Menschen kam, hinaus bis in das 30. Jahrhundert.

    Leben voll Leid, Qual und dunkler Erinnerungen offenbaren sich. Und auch die andere Seite, die Leben voller sexueller Exzesse, voller hemmungsloser Sexualität, beschreiben die Protagonisten in zuweilen drastischer Form.

    Und irgendwie – das ist der springende, vom Autor ursprünglich nie geplante, Punkt - sind die Schicksale des Ewigen, der Mordkatzen, Werwölfe und Vampyri auf vielfältige Weise miteinander verwoben.

    Erstes Buch - Der Ewige

    Als er geboren wurde, ahnte niemand, dass er niemals auf natürliche Art und Weise, nicht einmal durch die tödlichsten Krankheiten, würde sterben können. Töten könnte ihn nichts, keine Kugel, kein Schwert und auch kein Unfall.

    Einzig sein freier Wille wäre in der Lage gewesen, sein Leben zu beenden, aber dazu hatte er trotz aller Widrigkeiten niemals Laune und genoss seine Existenz durch die Jahrhunderte, befahl seinem Herzen nie ausdrücklich stehen zu bleiben.

    Im Alter von 50 Jahren hört sein Körper auf zu altern und mit 100 sieht er noch immer sehr gut aus, ist gesund und potent…

    … und Leichen pflastern seinen Weg durch die Zeit.

    80

    Zwei Jahre zuvor, im Mai 2040, war seine Frau im Alter von 74 Jahren überraschend an einem Schlaganfall gestorben und seitdem war er alleine. Seinen achtzigsten Geburtstag verbrachte er in seinem Wohnzimmer an seinem PC mit einigen Bier und einer Flasche irischen Whiskeys. Seine Töchter, sein Sohn und die Enkelkinder gratulierten wie üblich über einen Messenger. Für ihn war der Geburtstag zeit seines Lebens ein Tag wie jeder andere, nichts besonderes und sicher kein Anlass zu feiern, deshalb erwartete er auch nichts und war im Grunde genommen sogar froh, dass ihm niemand auf den Geist ging.

    Er war zwar alleine, aber nicht einsam, hatte viele Freunde, war immer aktiv in der Dorfgemeinschaft und den sozialen Medien, weil seine Bücher zwar keine Bestseller, aber durchaus bekannt waren und eine kleine Fan-Gemeinde regelmäßig auf das neueste wartete.

    Seine Frau hatte er inständig geliebt und sie seine Liebe immer erwidert, trotzdem trauerte er ihr nicht nach, weil sie beide das Leben nur als eine Phase im Werdegang der Seele betrachteten. Dementsprechend war er gewohnt guter Laune und ließ es sich gut gehen.

    Leicht angeschlagen fuhr er gegen 23:00 Uhr seinen Rechner herunter und machte sich auf den Weg ins Bad, um danach schlafen zu gehen. Auf der obersten Stufe der Treppe rutschte er dank seiner ausgetretenen Schlappen und der Trunkenheit aus und fiel die Stufen hinab. Dabei zog er sich einen offenen Bruch des linken Schienbeins zu. Mühsam schleppte er sich zurück ins Wohnzimmer und wählte den Notruf.

    -*-

    Zwei Tage nach dem Sturz entließ man ihn aus dem Krankenhaus und schickte ihn wieder nachhause, weil er kein akuter Fall war und sein Krankenbett für einen neuen Patienten benötigt wurde.

    Daheim stellte er dann fest, dass der Gips an Fuß und Schienbein deutlich behindernd war und es ihm schon größte Mühe bereitete, sich eine Stulle in der Küche zu schmieren, weil das Bein auf das Stehen mit Schmerzen reagierte. Deshalb telefonierte er mit der Krankenkasse und erhielt bereits nach 24 Stunden die Leistungen eines Pflegedienstes, befristet bis zur endgültigen Heilung, bewilligt.

    -*-

    Seitdem besuchten ihn dreimal am Tag Mitarbeiterinnen eines Pflegedienstes, welche ihm seine Mahlzeiten zubereiteten und ihm im Haushalt zur Hand gingen. Janine Bauer, die Pflegehelferin, welche ihm sein Abendbrot bereitete, war von ihm von Anfang an begeistert und hatte regelmäßig Mühe, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, wenn sie bei ihm war.

    Ihm fiel auf, dass sie in seiner Nähe nervös und fahrig war, kleine Fehler machte, sich auch beim Sprechen immer wieder verhaspelte und er sprach sie am Ende der ersten Woche darauf an.

    „Frau Bauer… irre ich mich, oder sind Sie in meiner Gegenwart immer sehr nervös? Wovor haben Sie Angst?"

    „Angst? Nein, ich habe keine Angst. Ich… Ach, was solls… Sie… ich denke, ich frage die Leitung besser nach einer Änderung des Dienstplans. Ich kann hier nicht arbeiten."

    „Und warum bitte? Was stört Sie so, Frau Bauer."

    „Sie sind laut unseren Unterlagen 80 Jahre alt, sehen aus wie ein Mitfünfziger in den besten Jahren, haben einen wunderbaren Humor und sind sehr freundlich."

    „Und? Ist das nicht positiv?"

    „Ja doch… aber wenn ich Sie sehe, wenn wir miteinander sprechen, dann… Himmel, Sie machen mich einfach nur geil."

    Überrascht sah er ihr ins Gesicht, in ihre klaren grünen Augen und bemerkte den feinen Schweißfilm auf ihrer Stirn.

    „Ich… Sie werden in meiner Gegenwart geil? Ich meine, so richtig? Nass und so?" Sie nickte, senkte dann den Kopf.

    „Ich glaube, es ist besser, ich gehe jetzt."

    „Glaube ich nicht, Frau Bauer. Ich bin noch nicht ausgetrocknet, Sie sind sehr attraktiv und ich würde es bedauern, wenn Sie gingen. Ich bin seit über zwei Jahren alleine und würde mich nicht wehren."

    „Ich gefalle Dir?"

    „Sicher, Mitte zwanzig, bildhübsch, ansprechende Kurven… ja, Du gefällst mir."

    Entschlossen legte sie das Messer mit dem sie Brot geschnitten hatte zur Seite, knöpfte ihren Kittel auf und ließ ihn zu Boden fallen. Dann zögerte sie einen Moment und beschloss, dass es der größte Fehler wäre, jetzt zurück zu rudern und zog T-Shirt und BH aus.

    „Sind die nicht zu klein?"

    „Sie sind genau so, wie ich es mag. Wunderschön geformt, fest und handlich, nicht zu groß."

    „Und… ist bei Dir noch alles fest, handlich und nicht zu klein?"

    Er grinste fröhlich.

    „Warte, ich zeigs Dir."

    -*-

    Janine verließ sein Haus am frühen Morgen des nächsten Tages, eine halbe Stunde, bevor die für das Frühstück zuständige Kollegin kam. Sie war ausgelaugt, aber glücklich, fühlte sich pudelwohl und war sich sicher, ihre Vulva mindestens drei Tage nicht berühren zu können, ohne wie eine Rakete abzugehen.

    ,Da muss ich erst einem Achtzigjährigen begegnen, um mal richtig nach Strich und Faden durchgefickt zu werden.

    Sie erschien nicht am Abend und der Pflegedienst musste einen Bereitschaftsmitarbeiter zu ihm schicken, um den Vertrag zu erfüllen. Als sie sich auch am nächsten und übernächsten Tag nicht zum Dienst meldete, schickte man Sabrina Naubauer zu ihm und schrieb Janine die fristlose Kündigung.

    Drei Tage später meldeten ihre Mitbewohnerinnen aus der Wohngemeinschaft ihr Verschwinden bei der Polizei und diese fand acht Wochen später, zufällig, ihre nackte, entstellte Leiche auf dem Gelände eines Recycling-Hofes in der Nachbargemeinde zwischen Müllcontainern.

    Der Fall Janine Bauer wurde nie geklärt, denn es gab keine verwertbaren Spuren oder Zeugenhinweise. In der Akte vermerkte der Pathologe, dass sie mehrfach vergewaltigt und danach förmlich zerfetzt wurde. In ihrer Scheide fand man Sperma zweier Männer und die Experten schlossen, sie hätte erst einvernehmlichen Sex gehabt und wäre dann, nur wenige Stunden danach, missbraucht worden. Sicher war man sich aber nie und ein hinzugezogener zweiter Pathologe wollte nicht bestätigen, dass es sich um das Ejakulat von verschiedenen Männer handelte. Seiner Ansicht nach, hätte beides auch vom selben Mann stammen können.

    -*-

    Am Ende der zweiten Woche der Abhängigkeit von Unterstützung sprach Sabrina Naubauer, 23 Jahre jung, 165 Zentimeter groß, von fragiler Erscheinung, ihn unverblümt auf seine erstaunlich gute Verfassung angesichts seines Alters an und fragte, ob alles an ihm noch so tadellos funktioniere.

    „Möchten Sie es näher untersuchen, Frau Naubauer? Dann müssen wir einen Deal machen."

    „Und der wäre?" fragte sie fröhlich.

    „Ich möchte Dich dann auch untersuchen."

    „Deal. Wer fängt an?"

    „Beide? Ich zieh Dich aus und Du mich?"

    Sabrina verlebte mit ihm den – nach ihrer Ansicht – geilsten und schönsten Abend ihres Lebens und verließ ihn gegen drei Uhr in der Früh. Es war der letzte Abend ihres Lebens und man fand ihre nackte, verstümmelte Leiche zwei Wochen später in der Nähe eines Wanderweges unterhalb des Funkturms am Feldberg im Taunus.

    -*-

    Er erfuhr nie, warum die beiden jungen Frauen nie wieder kamen, vermutete, es läge daran, dass sie sich vielleicht schämten, sich so gehen gelassen zu haben. Als die lokale Zeitung in der Sparte ,Aus dem Polizeibericht‘ von den beiden toten jungen Frauen berichtete, aber keine Bilder und Namen veröffentlichte, brachte er sie nicht mit seinen verschwundenen Pflegerinnen in Verbindung.

    -*-

    Am Anfang der vierten Woche nahmen sie ihm den Gips ab und er bekam einen Verband, weil die Wunde aufgrund einer im Krankenhaus eingefangenen Infektion nur langsam heilte. Von da an benötigte er keine häusliche Pflege mehr, aber sein Verband musste jeden zweiten Tag gewechselt werden. Diesen Job übernahm die examinierte Krankenschwester Bettina (Tina) Hochberg, 24 Jahre jung, blond mit großen grünen Augen und 162 Zentimeter groß. Sie passte perfekt in sein Beuteschema und er freute sich immer offen, wenn sie zu ihm kam.

    Am 14. Oktober 2042, zwei Tage nachdem sie den letzten Verbandswechsel bei ihm machte und der Hausarzt ihm bescheinigte wider Erwarten wieder vollkommen genesen zu sein, klingelte sie um 16:00 Uhr an der Tür des von ihm seit fast vierzig Jahren gemieteten Hauses.

    „Hallo Frau Hochberg? Was treibt Sie zu mir? Haben Sie etwas vergessen?"

    „Hi… nein, ich habe nichts vergessen. Ich wollte mir nur Klarheit verschaffen."

    „Klarheit?"

    „Ja, Klarheit. Klarheit über meine Gefühle."

    „Aha? Kommen Sie rein bitte. Das klingt nicht so, als sollten wir das zwischen Tür und Angel besprechen, oder?"

    „Danke… Ja, das möchte ich nicht vor der Haustür hinter mich bringen."

    Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie aufmerksam während er ihr Platz machte und sie das Haus betrat, dann zielstrebig in sein Wohnzimmer ging.

    „Darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, Bier, oder etwas stärkeres?"

    Sie kicherte und war sich plötzlich sicher.

    „Einen Whiskey vielleicht? Ich mag Bourbon."

    „Gerne… ich habe Single Malt. Geht das?"

    „Single Malt ist gut… der lockert die Zunge."

    Er nahm zwei Gläser und eine Flasche aus der kleinen Bar im Wohnzimmerschrank, goss ein und reichte ihr eines.

    „Ist es denn so schwierig? Ich meine… so schwierig, dass Sie Ihre Zunge lockern müssen?"

    „Nun, sie stießen an und sie trank, genoss das weiche Aroma des Single Malt, „schwierig? Nein. Es ist nur irgendwie verrückt.

    „Verrückt? Wie meinen Sie das, Frau Hochberg?"

    „Na ja, sie leerte das Glas und stellte es auf den Wohnzimmertisch, „ich bin erst 24 Jahre und Sie sind achtzig… aber ich hab mich in Dich verliebt.

    ,Batsch… jetzt ist es raus und er schickt mich in die Wüste.

    „Bettina, das ist doch Dein Name, richtig?"

    „Ja."

    „Du sagst, Du hast Dich in mich verliebt. Bist Du sicher, dass Du verliebt bist, oder juckt es Dich nur im Höschen?"

    Sie sah ihn aus großen Augen an und kicherte dann vergnügt.

    „Wow… Du fährst volle Kanone. Aber O.k. An dem Tag, als ich das erste Mal hier war, ging ich stockgeil nach Hause, habs mir selber gemacht und gedacht, ich wäre einfach nur geil. Aber jedes Mal, wenn ich bei Dir war, waren die Gefühle wieder da und ungefähr zur Halbzeit hab ich gemerkt, dass da nicht nur das sexuelle Verlangen, sondern auch tiefe Zuneigung ist. Ich fing an, von Dir zu träumen und mir vorzustellen, mit Dir zusammen zu leben."

    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie soeben einem Achtzigjährigen gestanden hatte, ihn zu lieben und wie absurd das war.

    „Hab ich jetzt alles versaut?"

    „Versaut?"

    Er lächelte freundlich und goss ihr Glas wieder voll, setzte sich dann in seinen Bürosessel, in welchem sitzend, er seit annähernd dreißig Jahren seine Romane schrieb.

    „Du hast nichts versaut. Du bist erfrischend ehrlich und offen. Du sagst, dass Du mich liebst. Hast Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht, dass ich schon achtzig Jahre alt bin und wahrscheinlich innerhalb der nächsten 15 Jahre sterben werde?"

    Bettina nahm einen Schluck aus ihrem Glas, nickte und sah ihn dann offen an.

    „Ja, das habe ich mir überlegt. Ich habe ganze Nächte darüber nachgedacht. Aber… ganz ehrlich, es ist mir scheißegal. Ich liebe Dich und will bei Dir sein. Und wenn Du mir das Gefühl geben kannst, mich auch zu lieben, dann reicht mir das."

    „Weißt Du, er streckte ihr seine Hand entgegen und sie begriff, kam um den Tisch herum und setzte sich auf seinen Schoß, „ich muss Dir nichts vorspielen. Ich bin seit über zwei Jahren alleine und Du… ich hab Dich von Anfang an gemocht und es tat weh, als feststand, dass Du nicht mehr kommen musst. Wenn Du möchtest… versuch es mit dem alten Mann.

    Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, sah ihn aus ihren unsagbar klaren Augen an und küsste ihn sanft.

    „Ich wills versuchen, bitte."

    -*-

    Zwei Tage später – sie hatten noch nicht miteinander geschlafen – klingelte sie an seiner Haustür.

    Ziemlich verloren wirkend und mit verweinten Augen stand sie da, als er ihr öffnete. In den Händen hielt sie die Griffe von zwei kleinen Koffern.

    „Schatz? Was ist los? Warum weinst Du?"

    Sie drängte sich an ihm vorbei in den Flur des Hauses, stellte die Koffer ab und warf sich schluchzend an seinen Hals.

    „Schatz?"

    „Meine Eltern, meine Schwestern… ich hab ihnen gesagt, was ich für Dich empfinde… Sie sagen, dass das krank ist, dass es pervers wäre und Papa fragte mich vorhin, ob ich nekrophil wäre."

    „Nekrophil? Sehe ich schon so alt aus, Schatz?"

    „Nein! Siehst Du nicht. Und ich hab die Schnauze voll von diesen verkalkten Idioten. Ich… ich will endlich mit Dir schlafen."

    -*-

    Er nahm sie an den Händen, führte sie ins Wohnzimmer und setzte sich in seinen Sessel, zog sie auf seinen Schoß.

    „Erst beruhigst Du Dich bitte, Schatz," sagte er und strich ihr sanft über die Wangen. Sie nickte, sah ihn verliebt an und schlang seine Arme um seinen Nacken, küsste ihn innig und spürte das Verlangen in sich brennen. Sie griff den Bund seines T-Shirts und zog es ihm aus, dann entledigte sich sich ihrer Bluse unter der sie keinen BH trug, weil ihre Brüste fest waren und sie der Überzeugung war, dass sie länger fest blieben, wenn sie auf das Textil verzichtete.

    Sanft ertastete er ihre rechte Brust und der Nippel wuchs ihm förmlich in die Hand. Plötzlich konnte er deutlich riechen, was in ihr vorging und das steigerte seine Erregung, welche ihn wie ein Tier anfiel.

    „Mehr kann ich leider nicht anbieten," sie kicherte etwas verlegen, als sie feststellte, das ihre komplette Brust in seine hohle Hand passte.

    „Reicht doch, Schatz. Bei Deiner fragilen Figur dürfte es gar nicht mehr sein. Mir gefallen sie sehr gut und Du hast wunderschöne Nippel."

    Sie glitt von seinem Schoß, streifte ihre flachen Schuhe ab und zog dann Hose und Slip in einem aus, drehte sich langsam vor ihm.

    „Gefällt Dir, was Du siehst?"

    „Ja, Schatz. Es gefällt mir sehr gut. Du siehst klasse aus."

    „Wirklich? Nicht zu mager, nicht zu klein?"

    Er erhob sich, öffnete den Gürtel seiner Hose und lies sie nach unten rutschen, ihr seinen Slip folgen.

    „Frag doch meinen Indikator. Zeigt er nach oben, gefällst Du mir."

    Sie kicherte vergnügt und betrachtete seinen aufgerichteten Penis fasziniert und mit steigendem Verlangen. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass ein Mann in seinem Alter noch einen so stattlichen Ständer haben könnte.

    „Er sagt, ich gefalle Dir. Ziemlich deutlich sogar… der ist ganz schön groß, Schatz. Hoffentlich passt der rein."

    „Hm… vielleicht solltest Du es vorsichtig probieren?"

    „Jaa… wie?"

    „Nun, ich setz mich wieder hin und Du kommst von oben. Dann kannst Du bestimmen, wie schnell es geht und wie weit rein."

    Sie kicherte wieder, war offenbar unsicher und er überlegte in einer Ecke seines Verstandes, was es war, ob ihre Unsicherheit am Altersunterschied lag.

    Schließlich gab sie sich einen Ruck, folgte dem Verlangen, welches in ihr wütete und trat an ihn heran, legte ihm die Hände auf die Schultern und senkte ihren Unterleib rittlings auf ihn herab.

    „Du musst ihm den Weg zeigen."

    Er lächelte, küsste ihre Brustwarzen, bugsierte seinen Penis zwischen ihre Schamlippen und sie stöhnte verhalten, hielt einen Moment inne.

    Dann bewegte sie sich, sank langsam herab und nahm ihn in sich auf.

    ,Himmel, der passt tatsächlich… ist das schön.

    Aus ihrer vorsichtigen Bewegung wurde ein schneller Takt, dann ein wilder Ritt, während sie wieder seinen Hals umschlang und ihre Wange an der seinen barg.

    Sie detonierte nach kurzer Zeit stöhnend, unter Spasmen zuckend auf seinem Schoss und biss ihn in höchster Ekstase in die rechte Schulter.

    Als sie wieder zur Ruhe kam, spürte sie, dass er noch immer groß und hart war, stellte sich auf die Füße und entzog sich ihm. Sie wollte sich ihm ganz hingeben und griff ihn an den Händen.

    „Komm, jetzt bist Du dran. Hier, auf dem Sofa."

    „Passt also," er lächelte und sah auf ihre Scham, dann auf seinen Penis und erkannte den dünnen Film aus Blut.

    „Hab ich…?"

    „Ja, sie lachte leise, „Du bist mein Büchsenöffner. Hätt ichs Dir sagen sollen?

    Jetzt lachte er und stand auf, schob sie sanft zum Sofa und drückte sie auf das Sitzpolster.

    „Nein, Schatz. Ich bin nur verwundert, dass es heutzutage noch Jungfrauen in Deinem Alter gibt. Wie alt bist Du? 24?"

    „Naja, ich wurde streng katholisch erzogen. Ich hab mich zwar mit sechzehn aus den Klauen des Klerus und der Bigotterie befreit, aber meine Jungfräulichkeit wollte ich mir trotzdem für den Mann, den ich liebe und heiraten will, aufheben. Und der bist Du, Schatz… Und jetzt will ich erleben, wie es ist, wenn Du in mir kommst."

    Er ging vor ihr auf die Knie, schob die ihrigen auseinander und weidete sich am Anblick ihrer geschwollenen, feucht glänzenden, offenen Scham in der noch ein wenig Blut klebte.

    Er legte seine Hände um ihre Hüften, drang vorsichtig wieder in sie ein und sie seufzte, legte den Kopf in den Nacken.

    „Jaa, fick mich Schatz, fick mich, bitte… wann, wo und wie oft Du willst… ich gehör Dir."

    Eine Stunde später war sie sicher, dass ihr ,wann, wo und wie oft Du willst‘ vielleicht ein wenig dick aufgetragen war, aber sie sagte sich, dass es wohl daran lag, dass es für sie beide neu war und er nicht immer diese Ausdauer haben würde.

    „Schatz?" Sie schmiegte sich weich und warm an ihn und knabberte zärtlich an seinem Hals.

    „Ja, Pfläumchen?"

    „Du kennst doch bestimmt alles, oder?"

    „Öh… Sex-Praktiken? Ich glaub ja."

    „Gut… dann hast Du jetzt einen Lehrauftrag. Bring mir alles bei, bitte."

    -*-

    In der folgende Woche brachte er ihr alles bei und lehrte sie den Unterschied zwischen den Darstellungen in Porno-Filmen und dem, was Liebende miteinander machen, denn sie hatte keinerlei Erfahrung und kannte im Prinzip nur die, Frauen meist mit wenig Respekt behandelnden und oft sogar demütigenden, Praktiken aus Filmen.

    -*-

    Sie heirateten am 12. Dezember 2042 in Usingen im Taunus in kleinen Kreis. Weder Bettinas Eltern, noch Schwestern ließen sich blicken, schickten nicht einmal Grüße über den Messenger. Seine Töchter und sein Sohn indes kamen mit Kind und Kegel. Sie hatten Bettina noch nie gesehen, aber er hatte gesagt, dass er sie liebte und deshalb traten sie ihr mit offenen Armen, ohne Ressentiments entgegen, nahmen sie vorbehaltlos in die Familie auf.

    Seine älteste Tochter hätte ihre Mutter sein können, war bereits 52 Jahre alt und mochte sie auf Anhieb, sprach ihr gut zu, als sie nach der Zeremonie für einen Moment traurig wurde, weil ihre Familie nicht anwesend war.

    „Süße, Du bist jetzt mit dem wunderbarsten Mann der Welt, meinem Papa, verheiratet. Du musst nicht traurig sein. Heute siehst Du, wer Dich wirklich liebt."

    „Ja… da hast Du wohl recht. Ich hätt nie gedacht, dass meine Leute solche Idioten, so verkalkt und verklemmt sind. Ich kann doch nix dafür, dass ich ihn liebe. Oder?"

    „Nee, kannst Du nicht. Und ich sag Dir was… wenn dieser Mann nicht mein Pa wäre, ich würd es drauf anlegen und ihn anbaggern."

    „Und, dass Deine Stiefmutter grad mal 24 Jahre alt ist, stört Dich nicht?"

    „Hä? Du bist rattenscharf und bildhübsch. Und dafür, dass Du jung bist, kannst Du nix. Werd bitte glücklich, Tina."

    „Danke."

    -*-

    Zu seinem hundertsten Geburtstag erhielt er Besuch vom Bürgermeister der Verbandsgemeinde, einer Delegation der Feuerwehr des Ortes und einem Reporter der lokalen Zeitung. Klaus Konapkowski hatte im Lauf seiner Karriere als Lokalreporter schon einige Hundertjährige an ihrem Geburtstag besucht und interviewt, aber er musste gestehen, dass er niemals einem Menschen dieses Alters begegnet war, der noch so fit war. Die anderen dieser Altersklasse waren allesamt nahezu verfallen, litten meist an Demenz, Alzheimer oder anderen Zerfallserscheinungen, aber er war anders, strotzte von Lebenskraft, scharfem Verstand und Humor. Konapkowski konnte sehr gut verstehen, dass die erst 44 Jahre alte Frau ihren Mann immer wieder absolut verliebt ansah, ihn lächelnd umsorgte und diverse Bemerkungen, bezüglich dessen, was sie ihm am Abend geben würde, fallen ließ.

    150

    Tina starb am 4. Mai 2101 im Alter von 83 Jahren als glückliche Frau in seinen Armen. Das letzte, was sie spürte, war ein sanfter Kuss von ihm auf ihren Lippen und sie lächelte, als das Leben aus ihr wich.

    An seinem 150. Geburtstag im August 2112 besuchten ihn wieder der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, eine Delegation der Dorffeuerwehr und ein Reporter der Lokalzeitung. Zwei Tage später erhielt er Besuch von zwei Beamten der Kripo aus Bad Homburg vor der Höhe, welche nicht glauben wollten, dass er 150 Jahre alt war und Betrug vermuteten.

    Seit 2015, mit der Einführung des digitalen Personalausweises, konnten Bürger ihre Fingerabdrücke in diesem speichern lassen. Bis 2025 wurden die entsprechenden Daten zwar sofort nach Erstellung des Personalausweises aus der Datenbank der Bundesdruckerei gelöscht, aber die Bürger konnten jedes Mal, wenn nach zehn Jahren ein neuer fällig wurde, den alten behalten. Der alte erhielt lediglich eine Prägung Entwertet‘ und man konnte ihn als Souvenir mit nachhause nehmen.

    Er hatte all seine abgelaufenen Ausweise aufgehoben und ein Scann seiner Fingerabdrücke ergab im Vergleich mit den alten, gespeicherten, dass er derselbe war.

    Die Beamten taten sich zwar schwer, aber als die Forensiker eine Speichelprobe mit seiner, seit 2049 gleichfalls freiwillig, im Personalausweis gespeicherten DNA, verglichen, konnten sie nicht anders. Sie mussten anerkennen, dass er 150 Jahre alt und somit der älteste Mensch der Welt war… ein für sein Alter äußerst vitaler, quietschlebendiger Mensch.

    -*-

    Nachdem er Tina zu Grabe getragen hatte, hatte er zwei kurze Beziehungen, lediglich von Begierden und Trieb beider Parteien angefeuerte kurze, heiße Flammen, welche seitens der Frauen jeweils nur eine Nacht brannten.

    Beide sah er niemals wieder und hätte man ihm gesagt, dass sie nur kurze Zeit, nachdem sie sein Haus verließen, sterben mussten, er hätte es nicht geglaubt.

    Schon in dem Augenblick, als sie sein Haus nach der, von rauschendem Sex erfüllten, Nacht verließen, wusste er mit Sicherheit, dass sie nur das Abenteuer gesucht hatten.

    Bei Janine Bauer und Sabrina Naubauer hatte er ebenfalls gespürt, dass er nur Objekt der Neugierde und Begierde war und sie ihn nicht liebten. Auch sie starben, nachdem sie Sex mit ihm hatten und hätte er davon gewusst, hätte er sich sicher seine Gedanken gemacht.

    Aber niemand sagte es ihm, niemand fragte ihn, warum die jungen Frauen nach der Nacht mit ihm sterben mussten und deshalb hatte er keine Ahnung.

    -*-

    Nach dem Besuch der offiziellen Gratulanten, dem der Beamten und einem Artikel in der lokalen Zeitung, kam ein Team von Fernsehreportern und interviewte ihn vor laufender Kamera. Das hatte zur Folge, dass er bei vielen jungen Frauen zu einer Art Star avancierte und zum Objekt der Begierde wurde.

    Schon wenige Stunden nach der Ausstrahlung der Sendung hagelte es bei ihm Mails und Nachrichten über Messenger und er hätte stündlich eine andere im Bett haben können.

    Sie schossen mit ihren Pads Selfies sehr provokanter Art von sich selbst, zeigten ihm in den Bildern hemmungslos ihre Geschlechtsorgane und forderten Sex von ihm, boten sich ihm schamlos an.

    Zu den Frauen, welche es lediglich als exotischen Kick, mit einem Mann im Alter von 150 Jahren ins Bett zu gehen, betrachteten, gesellte sich kurze Zeit später ein zweiter Typ. Durch die Reportagen über ihn, rückten er und seine Bücher in den Fokus und die Verkaufszahlen stiegen drastisch an. Schon nach wenigen Wochen belegten fünf seiner Romane die obersten Ränge in den Bestseller-Listen und die Tantiemen begannen drastisch größer zu werden. Das wiederum rief den zweiten Typ, die Habgierigen, auf den Plan. Junge Frauen, die glaubten, ihm Liebe vorgaukeln und ihn heiraten zu können, um an seinen vermuteten Reichtum zu kommen.

    Ihn überraschte und belastete es nicht, als er diesen neuen Typus zwischen den Zeilen der Mails, Nachrichten und Briefe entdeckte. Er war schlicht und ergreifend zu alt, hatte zu viel gesehen, um ihnen auf den Leim zu gehen.

    Er bedauerte deshalb nicht, seine Mail- und seine Messenger-Adresse angegeben zu haben, denn seine Libido wurde so wie er selber nicht alt und er wählte anhand der ihm geschickten Bilder genüsslich aus.

    -*-

    Zwei Jahre lang tingelte er kreuz und quer durch Deutschland, gab Interviews und hielt Signierstunden für seine stetig wachsende Fan-Gemeinde ab. Während der ersten zwei Jahre hatte er nahezu jeden Tag eine neue Bettgespielin und merkte dann, dass es seinen Reiz verlor. Sie kamen und gingen und er nahm sie, vergaß sie so schnell, wie sie ihn wieder verließen.

    -*-

    Weil die Eintagsfliegen, wie er sie nannte, allesamt erst dann starben, wenn er nachweislich nicht der Mörder hätte sein können, da er bereits an einem anderen Ort war, kam niemals jemand auf den Gedanken, er hätte sie vergewaltigt und umgebracht.

    Tatsache war, dass jede Frau, welche nur einen einzigen Tag oder eine einzige Nacht mit ihm verbrachte, ohne ihn wirklich zu lieben, später missbraucht und verstümmelt aufgefunden wurde. Jene, welche nicht sofort wieder aus seinem Leben verschwanden und wenigstens ein paar Tage mit ihm zusammenblieben und zumindest aufrichtige Zuneigung zu ihm empfanden, waren nie betroffen; sterben mussten nur die Eintagsfliegen.

    -*-

    Sein Verhalten änderte sich am 26. Januar 2114, als er der Fernsehmoderatorin Anja Plausberg anlässlich eines Interviews in ihrer quotenstarken Sendung begegnete… beziehungsweise nachdem das Gespräch aufgezeichnet und ausgestrahlt war und sie ihm anbot noch etwas trinken zu gehen, um ein paar private Worte zu wechseln.

    Plausberg nahm ihn in ihrem Interview mehrfach hart ran. Anders als die Interviewer der Pay-TV-Sender, welche lediglich auf seine Popularität setzten, um Sendequoten zu erzielen, war sie aufgrund ihrer Klasse in einer anderen Position. Sie hatte all seine Bücher gelesen, sich zahlreiche Notizen gemacht und stellte gezielte Fragen, welche keinen Falls oberflächlich waren.

    Wie üblich schaffte sie es, ihren Gesprächspartner geschickt dazu zu animieren, weit auszuholen, um diverse Aspekte seiner Bücher zu erläutern und dem Publikum wirklich etwas zu bieten. Er spürte ihr echtes Interesse an ihm, seinen Gedanken und den draus resultierenden Werken und fühlte sich zum ersten Mal, nachdem der Boom begann, wirklich wohl in einer Sendung.

    -*-

    „Nun zu meiner letzten, mir persönlich sehr wichtigen Frage. Wenn es Ihnen zu intim ist, versteh ich das und sie antworten einfach nicht. Einverstanden?"

    „O.k. Schießen Sie los, Frau Plausberg."

    „Gut… Sie beschreiben in Ihren Büchern immer wieder sehr ausführlich SexSzenen. Dabei verwenden Sie eine sehr bildhafte Sprache, welche es schafft Bilder im Kopf zu erzeugen und mich zumindest immer wieder in Erregung versetzt.

    Ich habe das Phänomen zum Anlass genommen, am Veröffentlichungstag ihres jüngsten Bandes Reporter in die Buchhandlungen zu schicken und die Käufer und Käuferinnen diesbezüglich zu interviewen. Das Ergebnis ist eindeutig. Die meisten sagen, dass Ihre Beschreibungen sexueller Handlungen sie in Erregung versetzen und – das war sehr interessant – tatsächlich zahlreiche Beziehungen, angefeuert von ihren Texten, wieder in Schwung kamen.

    Meine Frage ist… wie sieht das bei Ihnen selber aus? Versetzen Ihre Darstellungen und die Gedanken, die Sie, während Sie schreiben, haben selber noch in Erregung, oder sind Sie davon distanziert?"

    Er lächelte freundlich und suchte einen Moment nach einer passenden Formulierung, weil er verstand, dass seine Antwort, ergäbe sie, dass er distanziert von dem sei, was er schrieb, durchaus geeignet wäre, die Zahl seiner Fans schlagartig drastisch zu reduzieren. Die Leserinnen und Leser seiner Bücher würden sich kaum mehr damit identifizieren können, würde er sagen, dass ihn sein eigenes Werk kalt ließe und deshalb beschloss er ehrlich zu antworten und die Wahrheit zu sagen.

    „Nun, da muss ich einfach antworten, Frau Plausberg. Sie wissen, dass ein Mann bei Erregung schon im Vorfeld den sogenannten Sehnsuchtstropfen aus seinem Penis absondert?"

    „Natürlich. Auch Männer werden nass und haben dann Flecken in der Unterhose." Sie kicherte und – bei ihr eine absolute Seltenheit – errötete leicht.

    „Genau. Ich wills mal so beschreiben… wenn ich an meinen Büchern arbeite und diese Szenen beschreibe, dann gehören Erektionen und große nasse Flecken in meinen Slips grundsätzlich dazu. Ich bin davon überzeugt, dass kein Buch- oder Drehbuchautor kalt bleiben kann, wenn sie oder er sexuelle Handlungen inszeniert, weil man es sich bildhaft vorstellen muss, um es lebendig und nicht steril zu beschreiben. Mir geht es da nicht anders, ich stelle mir die Szenen und Gefühle vor, sehe sie als Film vor meinem geistigen Auge und übertrage sie gleichzeitig in die Schriftform, während meine Hormone ihr Spiel spielen. Habe ich eine Partnerin darf sie das dann meist ausbaden und wenn keine Frau an meiner Seite ist… nun, ich schäme mich nicht dafür, gerne zu masturbieren."

    Für einen Moment war es sehr still im Studio, dann begann jemand zu klatschen und daraus wurde Minuten langer, donnernder Applaus für ihn.

    „Ich danke Ihnen für diese sehr offenen und ehrlichen Worte. Danke sehr."

    -*-

    Nach der Live-Ausstrahlung, als die Kameras abgeschaltet waren und sich das Team verstreute, trat sie mit einem freundlichen Lächeln an ihn heran.

    „Hätten Sie Laune, einen Drink mit mir gemeinsam zu nehmen?"

    „Gerne, Frau Plausberg. Ich nehme an, Sie kennen eine geeignete Bar hier in Mainz?"

    „Ja, in der Hegelstraße, etwa zehn Minuten von hier weg, ist eine kleine gemütliche Pinte, welche nicht von Fernsehleuten überlaufen ist und wo man noch in Ruhe etwas trinken und sich unterhalten kann."

    „Dann, Frau Plausberg, führen Sie mich bitte."

    „Fein. Ich hole meinen Wagen aus der Tiefgarage und warte an der Ausfahrt auf Sie. Ich fahre einen schwarzen Cougar. Fahren Sie mir dann einfach hinterher… vor der Pinte ist üblicherweise genug Platz für die Autos."

    ,Aha… jeder mit dem eigenen Wagen… Sie setzt auf Sicherheit… Gefällt mir.

    -*-

    In der Kneipe bestand sie sofort darauf, dass der Kellner ihre Bestellungen getrennt aufnahm und erklärte mich Nachdruck, dass sie ihre Drinks selber bezahlen würde.

    „Wie Sie wünschen, Frau Plausberg. Ich kann nachvollziehen, dass sie keine Verbindlichkeiten wünschen."

    „Fein. Und bitte, ich heiße Anja."

    „O.k. meinen Namen kennen Sie ja, Anja."

    Sie bekamen die ersten Drinks serviert und nachdem der Kellner den Tisch verlassen hatte, hob sie ihr Glas und bot ihm das Du an.

    „Ich habe um dieses… nennen wir es Date… gebeten, weil ich etwas persönliches mit Dir besprechen möchte. Geht das?"

    „Klar doch, Anja. Etwas persönliches? Da bin ich gespannt."

    „Ja… Du hast vorhin tief blicken lassen, als Du mir und dem Publikum erklärt hast, warum der größte Teil Deiner weiblichen Protagonisten lesbisch oder zumindest bisexuell ist. Deine These über die Entwicklung der Menschheit und der sich daraus ergebenden Konsequenzen ist faszinierend und entspricht auch meiner Sicht der Dinge."

    Er nickte, trank einen Schluck seines Single Malt und lächelte dann.

    „Das freut mich Anja. Ich habe jedes Wort so gemeint, wie ich es gesagt habe."

    „Fein… dann kannst Du mir ja vielleicht helfen, meine Gedanken zu ordnen und einen Weg zu finden."

    „Hast Du ein Problem mit Deiner sexuellen Ausrichtung?"

    „Ich weiß nicht. Zum Ende meiner Pubertät betrachtete ich mich als hetero, hatte zwei Beziehungen mit Männern und wurde schwer enttäuscht. Der erste war ein Mitschüler in der Abiturklasse, welcher nicht an mir selber, sondern nur an… na ja, an meiner Muschi interessiert war und der zweite, war ein Produzent, welcher mir eine tolle Karriere versprach, um mich in sein Bett zu bekommen."

    „Nicht so schön, Anja. Das hat sicher weh getan."

    „Ja, das hat es."

    Sie orderte ein zweites Glas Gin und schloss dann kurz die Augen, dachte über die Situation nach.

    „Nun… kurz nachdem der Arsch mich wie eine heiße Kartoffel fallen ließ, lernte ich Marion Falkner, die Moderatorin von ,Hessen im Blick‘ kennen und verliebte mich in sie. Marion war und ist mit Karin verheiratet, stieg aber trotzdem mit mir ins Bett, weil ich eine willkommene Auffrischung für ihre Ehe war. Durch mich und die Nächte mit mir, an denen Karin auch teil hatte, kam wieder Pep in ihre Beziehung und nach einer Woche servierte sie mich ab."

    „Dein Liebesleben scheint mir arg… hmm… das sieht nicht so aus, als wärest Du glücklich."

    „Ja, da hast Du wohl recht. Meine letzte Beziehung ist zwei Jahre her. Ronja war nur scharf auf mein vermeintliches… oder naja…ich bin eine Star-Moderatorin und verdiene nicht schlecht. Kurzum, sie hatte es auf mein Geld abgesehen und als sie merkte, dass ich nicht bereit war, sie auszuhalten, verschwand sie über Nacht."

    „Dir ist schon noch bewusst, dass Du mir gerade sehr tiefe Einblicke in Dein Leben gewährst?"

    „Ja, sie kicherte und es klang, als wäre sie auf irgendeine Art befreit, „Ich glaub, das ist wichtig, damit Du mich verstehst. Ich habe drei Jahre lang geglaubt, lesbisch zu sein und heute habe ich festgestellt, dass ich keine Lesbe, aber bisexuell bin.

    „Aufgrund meiner Erläuterungen hinsichtlich der Homo- oder Bisexualität meiner Protagonistinnen?"

    „Ja, auch. Aber… viel mehr wegen Dir selber. Ich…"

    ,Scheiß der Hund drauf, sags oder geh so weit wie möglich weg.

    „Wegen mir selber?"

    „Ich weiß, das klingt jetzt total bescheuert. Du bist über 150 Jahre alt, hast vor etwas über zwei Jahren Deine zweite Frau zu Grabe getragen und während der letzten Monate wie ein Wolf in der Schafherde gewütet. Und ich bin gerade mal 29 Jahre jung, gemessen an Dir ein Küken, aber…

    … als mir die Redaktion auftrug, mich auf das Interview mit Dir vorzubereiten, da nahm ich das wie immer sehr ernst. Ich hab also all Deine Bücher, die ganze Saga, aufmerksam gelesen, um ein interessantes Gespräch mit Dir führen zu können, welches dem Publikum gefällt. Ich erhielt den Auftrag schon vor 13 Monaten und das Interview fand erst jetzt statt, weil ich nicht unvorbereitet, nicht wie die Tratschen der Pay-TV-Sender sein wollte.

    Schon während ich die Bücher las, begann ich, mich für Dich zu interessieren, weil ich ahnte, dass Deine Beschreibungen Deine Ansichten wiedergeben.

    Und dann… vorhin, während des Interviews… da… da hab ich mich… ich hab mich in Dich verliebt."

    Endlich, jetzt isses raus und es fühlt sich gut an.

    „Wow… entschuldige, wenn ich jetzt noch nen Whiskey brauche. Du weißt, was ich die letzten zwei Jahre getrieben habe, weißt was für ein Arsch ich bin und hast Dich in mich verliebt?"

    „Ja. Kurz und bündig, ja. Und ich kann mich nicht dagegen wehren."

    „Dann… solltest Du mir vielleicht die Möglichkeit geben, Dich kennenzulernen und mich dann in Dich zu verlieben?"

    Anja lachte leise und musterte ihn dann mit einem spitzbübischen Grinsen.

    „Du warst zwei Jahre lang förmlich ein Fleischwolf, hast die jungen Büchsen wie Fast-Food verschlissen und mir, die Dir ins Gesicht sagt, dass sie Dich liebt, bietest Du an, mich kennenzulernen, anstatt die Gelegenheit zu nutzen und über mich herzufallen?"

    „Wie meinst Du das?"

    „Tjo… Nach dem Tod von Bettina hast Du alles gefickt, was Dir vor das Rohr lief. Die letzte hattest Du gestern Nacht im, vom Sender bezahlten, Hotelzimmer. Social-Media ist voll von Prahlereien über Nächte mit Dir. Und jetzt sitze ich Dir gegenüber, bin frisch verliebt und heiß und Du sitzt noch immer auf Deinem Stuhl, anstatt mich in Dein Bett zu zerren. Entweder ich passe nicht in Dein Beuteschema, oder Du hast Respekt vor mir. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mein Intellekt Dich abschreckt?

    Aber ich passe in Dein Beuteschema und während des Interviews war es offensichtlich, dass Du es genossen hast, endlich mal mit jemandem zu sprechen, der Deinem Intellekt gewachsen ist. Also bleibt nur Respekt… oder… Liebe. Stimmt ´s?"

    Seine Finger krampften sich um das schwere Whiskey-Glas und hätten es wohl, hätte es aus dünnerem Glas bestanden, zerquetscht.

    Er senkte für einen Moment den Kopf und starrte auf seine Hände, die plötzlich zitterten.

    „Hast mich wohl überführt?

    Ich… ich möchte Dich nicht benutzen und wegwerfen. Nach Bettina war erst nur Leere, dann zum Anlass meines 150sten kamen die Reporter und ich wurde berühmt. Plötzlich flogen mir die offenen Muschis nur so zu und ich brauchte mir sie nur zu nehmen.

    Du bist nach Bettina die erste Frau, zu der ich mich wirklich aufrichtig hingezogen fühle und ich möchte Dich nicht enttäuschen, Dir nicht weh tun. Verstehst Du?"

    Anja schob ihre Hand über die Platte des kleinen, runden Tisches und berührte die seine sanft mit den Fingerspitzen.

    „Dann… lass es uns doch versuchen, bitte. Vielleicht erkennst Du ja, dass Du mich liebst. Und wenn nicht… haben wir wenigstens Klarheit und ich weiß zumindest, dass ich keine Erzlesbe bin."

    Er drehte seine, von ihren Fingerspitzen berührte, Hand mit der Innenfläche nach oben und als sie die ihre weiter vorschob, schloss er seine Finger sachte um die ihren.

    „Lass es uns bitte versuchen. Ich möchte sicher sein, es versucht zu haben."

    „Dann… lass uns zahlen und… ich fahr Dir einfach hinterher."

    „Nein, ich sag dem Wirt, dass wir unsere Karren hier stehen lassen und dann gehen wir zu mir. Es sind nur fünf Minuten Fußweg zu meiner Wohnung in der Dijonstraße. Wenn Du nicht klar kommst, kannst Du auf dem Sofa schlafen. Ist das O.k.?"

    „O.k. Lass uns einfach etwas trinken, quasseln und dann schlaf ich auf dem Sofa."

    „Gut… Kellner, ich möchte zahlen."

    Bevor sie die Kneipe verließen, informierte sie den Wirt, dass sie die Fahrzeuge vor der Kneipe stehen lassen würden, ging noch kurz auf die Toilette und hakte sich danach bei ihm unter, führte ihn durch die Stadt in Richtung ihrer Wohnung. Die ersten Minuten schwiegen sie und in seinem Verstand drehte sich ein großer Quirl. Dann, an einer Fußgängerampel, knuffte sie ihn kurz mit dem Ellenbogen.

    „Weißt Du… in Deinen Romanen beschreibst Du immer wieder die geschwollenen Muschis Deiner Protagonistinnen. Klar, ich hab davon gelesen, aber wahrgenommen habe ich diesen Effekt weder bei mir oder bei den Frauen, mit denen ich in der Kiste war."

    „Hast Du nicht?"

    „Nein, habe ich nie. Aber eben, als ich auf der Toilette war… ich kann Dir sagen, ich bin richtig erschrocken, als ich sah, dass mein Pfläumchen dick geschwollen und fürchterlich vom Blut darin verfärbt ist."

    „Oha? Willst Du mir sagen, dass Du zum ersten Mal eine geschwollene Muschi hast?"

    „Ich glaub ja. Ich hab, nachdem ich Pippi gemacht hab, den Slip nicht mehr drüber bekommen.

    In Deinen Büchern beschreibst Du immer wieder, dass die Protagonistinnen einander den Slip, quasi als Pfand oder Versprechen, schenken. Ich… ich würd Dir gerne meinen schenken."

    „Dann machs doch."

    Sie nahm seine Hand und legte ihren Slip hinein, drückte sanft seine Finger zusammen.

    „Der ist ganz schön nass?"

    „Ja. Ich hoffe, Du schläfst nicht auf dem Sofa. Wenn Du möchtest, benutz mich, werf mich hinterher weg, aber gib mir diese eine Nacht mit Dir."

    Er blieb abrupt stehen, wandte sich ihr zu und griff ihr sanft unter das Kinn, dirigierte sie so, dass er in ihre Augen sehen konnte.

    „Ich werde Dich sicher nicht benutzen und dann wegwerfen, sagte er mit ernster, fast tonloser Stimme, „entweder wir schlafen miteinander und es ist nicht das letzte Mal, oder ich schlafe auf dem Sofa und Du verschaffst Dir auf Deine eigene Art Erleichterung.

    „Möchtest Du denn mit mir schlafen?"

    „Das möchte ich sehr gerne, aber…"

    „Aber was? Hast Du Angst?"

    „Ja. Angst, nicht zu spüren, dass ich Dich liebe und Dir danach weh zu tun."

    Sie waren inzwischen vor dem Haus, in welchem sie ihre kleine Eigentumswohnung hatte, angekommen und sie löste sich von ihm, stellte sich vor ihn und lachte befreit.

    „Warum lachst Du?"

    „Warum? Dummkopf…. Du sagst, Du möchtest mit mir schlafen, aber hast Angst, mich zu verletzen. Du hast Angst, mich zu verletzen, nachdem Du zahllose Frauen genommen, dann weggeworfen und vergessen hast. Nein… Du wirst mich nicht verletzen. Schlaf von mir aus auf der Couch… die ist breit genug für uns beide."

    -*-

    Sie nahm seine Hand und zog ihn zur Haustür, welche sie anhand ihrer mentalen Signatur als zugangsberechtigt akzeptierte und sich automatisch öffnete. Im Foyer ging das Licht an und der Aufzug erwartete sie bereits. Als sich die Schiebetüren der Kabine schlossen, nahm er wieder diesen Geruch wahr, den er nur zu gut kannte.

    Es war der Geruch einer erregten Frau und er dachte, dass er ihn seit Bettina nicht mehr so intensiv wahrgenommen hatte. Ja, sie war geil, stockgeil, aber in ihren Augen war auch etwas anderes, jenseits des körperlichen Begehrens und ihn fröstelte bei dem Gedanken, weil er nach Tina nie wieder dieses Gefühl hatte und sich jetzt fragte, ob das, was da in ihm selber war, echt und aufrichtig wäre.

    Sie unterbrach seine Gedankengänge, als sie ihre Hände um seine Hüften legte, sich an ihn schmiegte und zu ihm auf sah.

    „Du siehst im Moment aus, als würdest Du wirklich lieber alleine auf dem Sofa schlafen, aber die Beule in Deiner Hose sagt was anderes. Was ist los? Hätte ich Dich besser nicht angesprochen? War ich zu direkt mit meiner Erklärung, Dich zu lieben?"

    „Nein… das ist in Ordnung, weil es aufrichtig ist. Es ist nur, dass in mir im Moment ein Streit tobt. Du hast mir ungewollt deutlich bewusst gemacht, was ich nach Tinas Tod gemacht habe. Ich habe die Frauen, die jüngsten waren erst siebzehn Jahre alt, wie Papiertaschentücher benutzt und… sie benutzten mich… keine von denen hatte vor, ihr Leben mit mir zu leben. Sie alle wollten nur den Kick, mit einem berühmten Mann Sex zu haben und den meisten reichte eine einzige Nacht. Da war keine Liebe in mir oder ihnen und jetzt… jetzt sehe ich in Deine Augen und darin diese Flamme und habe Angst, dass es nur der Trieb ist, der mich mit Dir gehen ließ."

    Sie blickte während er sprach weiterhin zu ihm auf und schüttelte dann energisch den Kopf.

    „Ich glaub nicht, dass das nur der Trieb ist. Wäre es nur der Trieb, wäre Dir scheißegal, was Du mir eventuell antust. Ich weiß nicht, ob das schon Liebe ist, aber es ist auf jeden Fall Sympathie und Respekt… und vor den anderen hattest Du keinen."

    Damit hatte sie wohl recht und er nickte langsam.

    „Das stimmt, sie waren Flittchen. Klingt zwar schlimm, ist aber so. Es waren billige, unmoralische Flittchen ohne Stil und Würde. Hätte uns jemand dabei gefilmt oder fotografiert, sie hätten das Material sogar in ihren Social-Media-Profilen gepostet, um damit zu prahlen."

    Jetzt waren Trauer und Verzagen in seiner Stimme deutlich zu hören und sie verstand, was in ihm vorging. Nach Bettinas Tod hatte er keine Trauer zulassen wollen, weil er die Trauer um seine inzwischen verstorbenen Kinder niemals überwunden und die sich ihm, nach seinem Geburtstag bietenden, Gelegenheiten kurzerhand wahrgenommen hatte, um der Trauer keinen Platz zu lassen.

    Die Türen des Aufzuges hatten sich inzwischen zum dritten Mal wieder geschlossen und sie berührte erneut den Sensor, um sie zu öffnen.

    „Komm, in meiner Bude ist gemütlicher, als hier im Aufzug."

    In ihrer Wohnung widerstand sie dem Impuls, sich auf ihn zu stürzen, führte ihn stattdessen in das Wohnzimmer und zur Couch.

    „Das ist sie, die Couch, auf der Du schlafen kannst," sagte sie, während er sich setzte, sie an eine Anrichte ging und zwei Gläser mit Scotch füllte.

    „Ich denke, wir trinken den noch und dann gehe ich ins Bett. Ich lass die Schlafzimmertür unverriegelt und Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn Dir danach ist. Ich war wohl wirklich zu direkt, hätte es geschickter anfangen und Dich im Verlauf von mehreren Dates überzeugen sollen. Aber jetzt ist es halt so und Du musst erst mal klar kommen. Sorry, ich hab Dir nicht wehtun wollen."

    Er nahm das angebotene Glas, sie stießen an und er leerte es auf einen Zug, setzte es dann mit zitternder Hand auf der Platte des niedrigen Tisches ab.

    „Wir könnten ja ins Schlafzimmer gehen und erst mal kuscheln?"

    „Huch? Nein, das wird nichts. Alles in mir schreit nach Dir, ich schwimme und mein Pfläumchen ist kurz davor zu explodieren. Wenn es realisiert, dass Du neben mir im Bett liegst, dann will es Dich auch spüren und das geb ich mir nicht. Verstehst Du das? Ich bin überzeugt, dass Du mich nicht benutzen und wegwerfen wirst, aber wenn Du das selber glaubst, dann schlaf auf der Couch oder geh."

    Er wollte nicht auf dem Sofa schlafen und gehen erst recht nicht, dazu mochte er sie viel zu sehr und das wurde ihm plötzlich bewusst, als sie anbot, er könne gehen. „Komm mal bitte zu mir," sagte er und klopfte mit den flachen Händen auf seine Oberschenkel.

    ,Machts klick bei Dir? Weißt Du jetzt, was Du fühlst?‘

    Sie erhob sich vom Sessel, umrundete den niedrigen Tisch, setzte sich auf seinen Schoß und sah ihn fragend an.

    „Ich will nicht, dass Dein Pfläumchen platzt oder Du es Dir freudlos selber machst."

    „Dann musst Du mit mir in mein Bett kommen und mir helfen, den Druck loszuwerden."

    Sie stand wieder auf, stellte sich mit leicht gespreizten Beinen vor ihn und hob den Saum ihres knielangen Rocks bis zum Bund hoch.

    „Siehst Du das? So hat es noch nie ausgesehen, so… so hungrig."

    Sie griff mit der freien Hand an ihre Vulva, spreizte sie mit Daumen und Zeigefinger und ein feiner silbriger Tropfen der Erregung löste sich aus ihr, zog einen dünnen Faden, als er zu Boden fiel.

    ,Himmel, was ist das? Ich lauf regelrecht aus… das ist verrückt, hab ich so noch nie erlebt.

    Er stand auf, legte seine Hände auf ihre Wangen und beugte sich zu ihr herunter, küsste sie sanft und sie erwiderte seinen Kuss am ganzen Körper zitternd.

    „Ich möcht mit Dich schlafen, Anja. Wo ist Dein Schlafzimmer?"

    „Komm."

    -*-

    Als er behutsam in sie drang und ihre geschwollene, heiße Masse ihn weich umschloss, wusste er, dass er sie liebte und sagte es ihr leise ins Ohr. Dieses ,Ich liebe Dich, Anja.‘ und zwei sanfte Stöße reichten aus, um sie auf eine Reise zum Jupiter und zurück zu schicken und sie detonierte förmlich unter ihm.

    Er war mental viel zu sehr durch den Wind, um sich gehen zu lassen und zur Erlösung zu kommen und deshalb rollte er nach ihrem fünften Orgasmus erschöpft von ihr runter und schmiegte sich mit noch immer steifem Penis an sie.

    „Geht´s dem Pfläumchen jetzt besser, Schatz?"

    „Jaa… das war… wow… so bin ich noch nie gefickt worden, so… mit so viel Gefühl und Liebe… so hab ich das noch nie gespürt, Hase."

    Sie rollte sich auf die Seite, schmiegte sich an ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Nase.

    „Aber Du bist nicht fertig geworden?"

    „Ich glaub, dafür ist mein Kopf noch nicht klar genug nach all dem Durcheinander da drin."

    „Immerhin, sie kicherte und küsste ihn erneut auf die Nase, „dann musst Du Dir keine Sorgen machen, Du hättest mich benutzt. Dann hab wohl eher ich Dich benutzt.

    Lächelnd nickte er und streichelte sanft ihre Brüste.

    „Ja. Und Du kannst mich gerne wieder benutzen. Nur… gib mir einen Moment."

    „Ich geb Dir so viele Momente, wie Du möchtest, Hase. Ich liebe Dich und will mein Leben mit Dir leben, also haben wir Zeit genug."

    „Die Zeit sollst Du haben, Pfläumchen…"

    Er dämmerte langsam weg, schlief, sie umschlingend und sich an sie schmiegend, ein und zum ersten Mal seit Tinas Tod war es friedlicher, erholsamer Schlaf.

    Sie spürte, wie sein, zwischen ihrem und seinem Bauch eingeklemmter, Penis langsam erschlaffte und kleiner wurde, dachte noch, dass sie ihn gerne kommen gespürt hätte und dann schlief auch sie ein, war glücklich.

    175

    Anja erlebte den Rummel um seinen Jubeltag im Jahr 2137 als seine dritte Frau live und in Farbe und verstand, warum er fünfundzwanzig Jahre zuvor, unter dem Eindruck des Verlustes Bettinas die Kontrolle verloren hatte.

    Drei Tage später verstand sie auch, dass die Menschen mit der Tatsache, dass er bereits 175 Jahre lebte, absolut nicht zurecht kamen, denn er erhielt erneut Besuch von Kriminalbeamten, die seine Identität anzweifelten.

    Er hatte seinerzeit nach der ersten Verdächtigung zusätzlich zu den schon vorhandenen Beweisen seiner Identität unter notarieller Aufsicht zusätzliche DNA-Proben und Retina-Scanns beider Augen anfertigen lassen, aber das überzeugte die Beamten nicht und sie vermuteten noch immer Betrug.

    „Nun, wenn ich mich nicht irre, Herr Kommissar, gingen 2098 die Archive und Patientendaten aller Krankenkassen in den Bestand der zentralen Gesundheitskasse über. Richtig?"

    „Richtig. Warum fragen Sie?"

    Er lachte leise, öffnete dann den Mund und nahm die beiden Prothesen heraus, zeigte sie den Polizisten.

    „Zahnärzte machten und machen bereits seit den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts Zahn- und Kieferabdrücke, um Prothesen anfertigen zu können und mussten diese den Krankenkassen vorlegen, um ihre Leistungen abrechnen zu können. Ich werde seit 2006 zahnmedizinisch in der selben Praxis betreut und diese hat auch meinen Zahnersatz angefertigt. Sie müssen wissen, dass ich bis zu einem gewissen Zeitpunkt dem üblichen Verschleiß unterworfen war und mir einige Zähne kaputt gingen. Ich schlage vor, Sie wählen einen Zahnarzt, der einen frischen Abdruck von mir nimmt und Sie vergleichen den dann mit dem in der Praxis und bei der Gesundheitskasse hinterlegten."

    Wider aller Vernunft und Offensichtlichkeit befanden die Kommissare, das sei eine gute Idee und er unterzog sich dem Prozedere mit einem Lächeln. Letztlich klappten die Ermittler beschämt die Akte zu und gingen.

    Anja beobachtete die Vorgänge und die Art, wie die Polizisten mit ihm umgingen, zunächst verwirrt und dann verärgert.

    Sie sprach mit ihrem Vorgesetzten beim Sender und erhielt grünes Licht für eine Reportage über die Angelegenheit.

    Als sie damit auf Sendung ging und den Bericht anmoderierte, machte sie keinen Hehl daraus, dass sie seit 22 Jahren mit ihm verheiratet und über das Vorgehen der Behörde empört war.

    Das brachte ihm und ihr erhebliche Sympathie und den Ermittlern einen üblen Shit-Storm. Kurze Zeit später gab es bei mehreren Sendern Beiträge und Diskussionsrunden bezüglich seiner augenscheinlichen Unsterblichkeit. Irgendwann im Verlauf einer der Podiumsdiskussionen nannte ein Moderator ihn dann das erste mal den Ewigen und der Begriff wurde stehenden Fußes in Gebrauch genommen.

    Seither war er ,Der Ewige‘ und weil kein Wissenschaftler auf der Welt in der Lage war, das Gegenteil zu beweisen – aber auch niemand erklären konnte, warum er scheinbar unsterblich war – nahm der Fall auch Einzug in die ernsthafte Forschung. Wäre es nach Forschern, Regierungen und Militärs gegangen, er wäre in irgendeinem Labor verschwunden, aber dazu war er inzwischen viel zu populär und das schützte ihn.

    -*-

    Die Zahl der persönlichen Nachrichten und Mails stieg in der Folge wieder drastisch an. Eine neue Generation junger Frauen war am Start und zeigte das selbe Verhalten, welches ihre Mütter dereinst zeigten. Das Ziel war, ihn zur persönlichen Beute zu machen und den Sex als Trophäe mitzunehmen.

    Vier Wochen nach ihrer Sendung zeigte er ihr mit einem Grinsen seinen Kommunikator auf dem sich all die Nachrichten befanden.

    „Und? Wirst Du jetzt wieder zum Fleischwolf, Hase?"

    „Nein, sicher nicht, Pfläumchen. Solange Du bei mir bist, wird das nicht mehr passieren. Du gibst mir alles, was ich benötige, alles was ich mir wünsche."

    Sie kicherte fröhlich, „Hast Du im Moment etwas spezielles im Sinn?"

    -*-

    Er lächelte und erinnerte sich an den ersten Morgen, als er wach wurde, weil er in ihren Mund ejakulierte.

    Sie wurde wach und spürte seinen aufgerichteten Penis auf ihrer Lende, tastete danach und glitt dann, einem Impuls folgend an seinem Körper entlang, bis sich ihr Gesicht auf Höhe seines Gliedes befand.

    Die beiden anderen Männer in ihrem Leben hatten sie letztlich nur benutzt und Fellatio als Mittel zu ihrer Unterwerfung betrachtet, ihr dabei sogar weh getan, als sie ihre Glieder tief in ihre Kehle drückten. Nachdem die Beziehung zu dem Produzenten in die Brüche ging und er sie fallen ließ, schwor sie sich, niemals mehr einem Mann auf diese Art zu dienen. Jetzt aber verspürte sie das Verlangen, es freiwillig zu tun. Nicht, um sich zu unterwerfen, sondern weil sie ihn liebte und verwöhnen wollte.

    Sie verwöhnte ihn zärtlich mit Lippen und Zunge, freute sich, als sie spürte, dass seine Eichel noch größer wurde und deutlich auf ihre Berührungen reagierte.

    Dann, während sich die Spannung in ihm entlud und er vom Orgasmus geweckt wurde, wollte sie es, genoss, es zu schmecken und zu schlucken.

    „Guten Morgen, Hase. Gut geschlafen?"

    „Ja… Pfläumchen, habe ich."

    „Pfläumchen? Hihi, das gefällt mir."

    „Hast Du mich wirklich gerade ausgesaugt?"

    Sie glitt wieder an ihm entlang, küsste ihn auf den Hals und kicherte erneut.

    „Ja, Hase. Ich hab den ganzen Energy-Drink geschluckt… war lecker. Und… nachdem Du gestern Abend nicht zum Schuss gekommen bist, war es auch gerecht."

    „Hm… wenn Du es freiwillig machst… weil, ich möchte nicht, dass Du jemals etwas gegen Deinen Willen machst. Niemals, verstehst Du? Und… ich hoffe, wir müssen jetzt nicht Buch führen?"

    Sie lachte fröhlich, „Ich habs sicher freiwillig gemacht, Hase. Ich wollte es tun. Und nein… es gibt kein Konto und keine Buchhaltung."

    Sie überlegte einen Moment über eine plötzliche Eingebung.

    „Weißt Du, ab dem Anfang des 20. Jahrhunderts wuchsen Generationen heran, die, von Pornographie im Internet geprägt, in dem Wahn leben, Sex ende immer damit, dass der Mann der Frau ins Gesicht spritzt. Aber Du hast Fellatio in Deinen Büchern immer wieder als etwas schönes, die Frau nicht erniedrigendes oder verletzendes, beschrieben und das… na, das war es, was mich dazu trieb, es zu versuchen. Ohne Zwang, freiwillig und gerne. Und ich werds wieder machen."

    Er schlang seine Arme um sie, drückte sie an sich und küsste sie zärtlich.

    „Da fällt mir ein, das ich früher mal den Grundsatz hatte, dass ich erst dann mit einer Frau schlafe, wenn ich weiß, wie sie schmeckt."

    „Oups? Dann hast Du gestern Deinen Grundsatz verletzt?"

    „Ja, Pfläumchen."

    „Nicht gut, Hase. Du musst den Geschmackstest sofort nachholen, bevor es Ärger gibt."

    „Meinst Du?"

    „Ja, ganz bestimmt, Hase. Unbedingt."

    Sie schob die Decke zur Seite, krabbelte über ihn und positionierte sich mit ihren Knien neben seinen Ellenbogen, senkte dann langsam ihren Unterleib auf sein Gesicht, während sie sich mit dem ihren an seine Lenden schmiegte.

    „Dein Pfläumchen ist schon wieder prall und duftet herrlich."

    „Ist es das? Dann kannst Du ja jetzt probieren, Hase."

    Er hatte tatsächlich Zeit seines Lebens jeden sexuellen Erstkontakt damit begonnen, dass er nach dem Prinzip ‚Ladies first‘ seine Partnerin als erstes mit Lippen und Zunge erkundete und befriedigte. Anja war die erste Frau, bei der er es nicht so handhabte.

    Als sie jetzt bäuchlings auf ihm lag, ihre geschwollene Scham sich seinem Gesicht näherte und sie provokativ mit dem Po wackelte, spürte er den Appetit wieder.

    Er legte seine Hände auf ihren kleinen, festen Po und zog ihren Unterleib zu sich herunter, tauchte begierig mit seiner Zunge in ihre heiße Spalte und ertastete ihren Kitzler.

    Wie er es immer tat, saugte er ihre kleinen Schamlippen zwischen seine Lippen und massierte mit seiner Zunge ihre Klitoris und den Scheideneingang, strich dabei immer wieder über den Harnausgang.

    Sie seufzte wohlig bei seiner Behandlung und dann war da plötzlich ein neuer, nie gekannter Impuls und sie ließ sich gehen, entspannte ihre Beckenmuskulatur und ließ es vorsichtig, tröpfchenweise laufen.

    Er zuckte nicht zurück, saugte weiter an ihrer Scham und streichelte sie mit der Zunge, bis sie stöhnend detonierte und die Kontrolle verlor, ihre Blase vollends in seinen Mund entleerte.

    -*-

    Später schmiegte sie sich an ihn und war unsicher.

    „Entschuldige, ich hätte Dich fragen sollen, ob Du das möchtest. Ich hab all Deine Bücher gelesen und in Band 13 hast Du es als etwas sinnlich schönes beschrieben. Als Du mich eben so berührt hast, war das Gefühl plötzlich da und ich konnte nicht an mich halten."

    „War es schön für Dich?"

    „Ja. Das war es. Es war wunderbar."

    „Und glaubst Du wirklich, Pfläumchen, ich hätte es zugelassen und Dich nicht abgeworfen, wenn es mich abgestoßen und mir nicht gefallen hätte?"

    „Hm?"

    „Warum entschuldigst Du Dich. Ich hab Dich nicht abgeworfen, oder?"

    „Nein… sag, hast Du das schon öfters gemacht?"

    „Nein. Meine erste Frau hat mir damals, als ich noch viel unterwegs war, im Chat ein paar Mal auf entsprechende Aussagen und Fragen von mir, mehrfach gesagt, dass wir es irgendwann mal versuchen könnten. Aber es kam nie dazu.

    Bettina hab ich irgendwann mal darauf angesprochen und ihre Antwort war klar. Da war noch soviel ihrer streng katholischen Erziehung in ihrem Hinterkopf und es war ihr nicht möglich, sich darauf einzulassen."

    „Also bin ich die erste, mit der Du das gemacht hast?"

    „Ja, Pfläumchen. Bis heute hab ich mir nur Filme davon ansehen dürfen."

    „Dürfen… es war ein Traum von Dir, Hase?"

    „Ja, Pfläumchen."

    „Und… jetzt, wo Du es erlebt hast… ist der Traum ausgeträumt?"

    „Nein… Du… ich möchte es wieder genießen."

    „Möchtest Du es auch sehen? Ich meine, so richtig?"

    „Ja, Pfläumchen."

    „150 Jahre mit einem Wunsch… das ist hart, Hase… komm mit ins Badezimmer. Ich pinkel mir nicht auf die Laken."

    -*-

    Er tauchte aus seinen Erinnerungen auf und nahm sie in die Arme, küsste sie zärtlich.

    „Hast Du heute Abend einen Sendetermin?"

    „Nein, bislang noch nicht, warum?"

    „Ich hoffe, Du trinkst immer genug?"

    „Oh, ich verstehe. Aber warum möchtest Du bis heute Abend warten?"

    „Weil wir uns in Deinem Redaktionsbüro aufhalten?"

    „Huch? Stimmt. Ich kann mich schlecht hier auf den Schreibtisch hocken, oder?"

    „Könntest Du schon, er lachte fröhlich, „aber erklär das dann mal der Putzfrau.

    „Ne, lass mal. Die hat sich schon mehrfach über Spermaflecken auf Teppich und Bürostuhl vom Sendeleiter beschwert."

    „Oups? Spielt er in seinem Büro an sich herum?"

    „Ich glaub eher, dass die Auszubildende gern mal aus dem Höschen hüpft."

    Sie lachte fröhlich, hob provokativ kurz ihren Rock und wackelte mit dem Po.

    „Ich hab gleich noch eine Konferenz mit der Sendeleitung. Wir sind seit heute Morgen um vier permanent live mit Bamberg und Dresden verbunden und müssen den ganzen Dienstplan umgestalten, damit immer jemand im Studio ist."

    „Wieso, was ist mit Bamberg und Dresden?"

    „Ach stimmt… Du hörst ja nie Radio und liest auch keine Zeitungen… In Dresden gab es eine Serie von Detonationen mit zahlreichen Toten und schweren Verwüstungen. Bamberg ist seit drei Uhr in der Früh von Islamisten eingekesselt. Um fünf Uhr ging dann eine Mitteilung aus dem Königshaus in Riad um die Welt. Saudi Arabien erklärt der christlichen Welt den heiligen Krieg und kündigt die endgültige Ausrottung des Christentums und aller anderen Heiden an."

    „Himmel… wir sind im Krieg? Und wir stehen hier und planen Pippi-Spielchen am

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