Dumm gelaufen
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Über dieses E-Book
Völlig alltägliche Situationen aus dem Alltag und dem Berufsleben eskalieren hier auf höchst amüsante – aber dennoch glaubwürdige – Weise. Denn oftmals ist man nur einen winzigen Schritt von der völligen Absurdität entfernt ...
Also keine Angst vor Lachfalten – gönnen Sie sich diese Lektüre!
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Buchvorschau
Dumm gelaufen - Claudia Schuttkästing
Vorwort
So wie das Projekt „Claudia schreibt ein Buch, nur mal so für sich und nur mal so zum Spaß, weil das schon immer ein großer Wunsch war" erstaunlicherweise wächst, wer hätte das gedacht, wächst man auch immer im und am Leben.
Und auch ich bin gewachsen. Und das bin ich nur, weil mich Menschen durch mein Leben begleitet haben und auch immer noch begleiten, die mir unendliche Seelentröster und Herzwärmer sind.
Die mir, als schwerst misshandelt und missbrauchtes Kind, mit unglaublicher Geduld und allem Verständnis dieser Welt, zur Seite standen und stehen und mich genau so lieben wie ich bin. Die mit mir lachen, weinen, das Leben genießen. Was wäre meine Welt ohne euch? Sie wäre längst nicht so bunt, so voller Freude, so voller innerer Ruhe für mich. Und das ist ein großes Geschenk für mich.
Und genau dafür möchte ich euch aus tiefstem Herzen danken. Für all die Lebensfreude, die wir miteinander teilen dürfen.
Einem Menschen allerdings möchte ich ganz besonders danken. Leider ist er vor Jahren schon verstorben. Mein Deutschlehrer in der Realschule. Und es waren ganz bestimmt nicht Sie, Herr T.
Dieser Deutschlehrer hat mich, die ich als kleines, dummes Mädchen galt (wenn man das immer und immer wieder eingebleut bekommt, glaubt man es irgendwann auch), immer als die Persönlichkeit gesehen, die ihn, mit der Gabe, aus dem Nichts Geschichten erzählen und aufschreiben zu können, beeindruckt hat. Dieser Glauben an mich hat mich unheimlich ge-und bestärkt. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir wenigstens um eine Note im Hauptfach kein Kopfzerbrechen machen musste.
Ich wage an dieser Stelle tatsächlich die Menschen aufzuzählen (und ich zähle nur die Vornamen auf und völlig unsortiert), die mir am Herzen liegen und hoffe inständig keinen zu vergessen. Manche waren Wegbegleiter in finstersten und dunkelsten Zeiten, andere sind immer an meiner Seite gewesen und sind es heute noch, andere sind leider schon verstorben und wiederum andere sind ziemlich neu dabei. Aber alle haben sie ihren Platz in meinem Herzen.
Jasper, Marie, Martin D., Margret K., Margret G., Maritta, Helga H., Bollo, Angela, Tanja, Werner, Pascal, Frank, Kathrin, Franziska, Friederike, Martina S., mein Herr B., meine Frau B. und Gunda, August, Ulla, Anna B., Diana und Edeltraud, Melanie, Viola, Theo, Nicole, Sascha und Ben, Jacqueline, Sabine, Ralf, Marcel, Monika, Gerd, Irene, Michaela, Pia, Ella, Karin, Marvin, Maleen, Yvonne, Esther, Calle, Finn, Linus, Eva, Hildegard, Uwe, Martin B., Werner S., Helga S., Andrea, Jens, Bernd, Barbara, Ulrich, Dagmar, Nadine, Sylvia, Birgit Z., Matthias, Susanne, Johannes, Birgitta und Charlotte, E. Meier, I. Meier
Durch euch alle fühle ich mich reich beschenkt vom Leben
Und natürlich meine Marianne, du bist und bleibst meine Seelenmama- Immer
Friedhelm und du, ihr seid einfach die besten Seeleneltern dieser Welt. Danke
Bauer sucht Frau
Egon Schmuddelgruber und die Verlockungen der Neuzeit
Ein kleines beschauliches Dorf, wie es derer viele gibt. Da kennt nicht nur jeder jeden, nein, viel besser, da weiß auch jeder alles über jeden. Ist man selber über sich nicht so ganz auf dem Laufenden, macht das gar nichts, die Nachbarn sind das dann für einen umso lieber.
Und so verhielt es sich auch mit Bauer Schmuddelgruber. Jeder hier im Dorfe kannte ihn und wusste vieles über ihn zu berichten. Er lebte auf seinem kleinen Hof, und hatte die Siebzig bereits überschritten, Bauer Schmuddelgruber, wohlgemerkt, obwohl, wenn man den Hof genauer betrachtete, schien es, als lägen dessen besten Jahre mindestens Jahrhunderte zurück. Um den Hof erreichen zu können, fuhr man am außerhalb der Hauptstraße liegenden Friedhof vorbei, über eine schmale Zufahrtsstraße, eher holpriger Wirtschaftsweg, direkt vor das unglaublich schief hängende Deelentor. Dieses hatte sich durch ungenügende Pflege und dafür reichlich Nässe derart verzogen, dass es sich nur unter allergrößter Kraftanstrengung stückweise bewegen ließ. Wahrscheinlich der Grund, weshalb sich niemand die Mühe machte, oder nicht die Kraft dazu hatte, es zu schließen. Der Einfachheit halber blieb es eben immer einen Spalt geöffnet.
Der Hund des Hofes, in seiner Unterbringung definitiv ein Fall für den Tierschutz, setzte jedes Mal, kaum dass die Deele von wem auch immer betreten wurde, zu einem infernalischen Gebelle an. Dieses rief dann Egon Schmuddelgruber auf den Plan, mit Getöse und Gebrülle, welches der Lautstärke des Hundegekläffs in nichts nachstand - irgendwie musste der Köter doch still zu kriegen sein - auf die Deele zu humpeln und nach dem Rechten zu sehen. Und jedes Mal stand ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, wenn es wieder nur die Schwester vom ambulanten Pflegedienst war, die ihm die Medikamente bereitstellte und deren Einnahme überwachte.
Den Sinn dieser ganzen Aktion hatte Bauer Schmuddelgruber anfangs nämlich völlig missverstanden. Seiner Hausärztin ging es lediglich darum, die medizinische Versorgung sicher zu stellen, wo er doch gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden und mit seinen 75 Jahren und verminderter Sehfähigkeit nun wahrlich auch kein Jungspund mehr war.
Seine Schwester, die ihm seit Jahr und Tag den Haushalt führte und zehn Jahre älter war, konnte sich kaum selbst auf den Beinen halten. So sah der Haushalt denn aber auch aus. Auf dem alten Herd stand auf immer derselben Kochplatte immer derselbe Topf, mit einem Inhalt, der irgendwie auch immer derselbe zu sein schien. Der Topf schien mit der Herdplatte symbiotisch verbunden zu sein, unzertrennlich sozusagen. Auf der zweiten Herdplatte köchelte ein zweiter Topf ebenfalls, gefühlt seit Jahr und Tag vor sich hin - allerdings mit Unterwäsche bestückt.
Die Anschaffung einer Waschmaschine lohnte sich für das bisschen Wäsche nun wirklich nicht. Und auf dem Herd konnte Essen und Wäsche praktischerweise gleich in einem Rutsch abgearbeitet werden. War doch super durchdacht. Zwei Töpfe, ein Löffel. Da wurden keine Ressourcen verschwendet.
Diese Art der Wäschepflege war sicherlich auch ein nicht unerheblicher Grund dafür, dass sich die Kleidung von Egon Schmuddelgruber und seiner Schwester niemals zu ändern schien.
Keine der Schwestern vom Pflegedienst setzte sich beim Medikamentenstellen hin, zu groß war die Sorge, mit dem Stuhl ähnlich zu verschmelzen wie die Töpfe auf dem Herd.
Jede von ihnen hatte schon beim Durchschreiten der äußerst schlecht beleuchteten Deele ein mulmiges Gefühl, da es bei jedem Schritt unter den Füßen knirschte und knackte. Und spätestens beim Betreten der Küche wurde es zudem noch klebrig und speckig unter den Sohlen.
Die Einmalhandschuhe wurden von den Schwestern direkt aus dem Dienstwagen mitgenommen und schon vor dem Deelentor übergezogen. Gerne auch doppelt. Und nur mit diesen an den Händen wurde todesmutig nach der Medikamententasche aus dem Schrank gegriffen. Diese war ursprünglich eine Papiertüte aus der liefernden Apotheke gewesen.
Aber eben nur ursprünglich. Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit und mangelnde Belüftung der Räumlichkeiten, in der die Tüte aufbewahrt wurde, hatte sie sich von ihrer Ursprungsfarbe Weiß in ein hübsches Türkisblau verändert und fühlte sich beim Öffnen eher klamm, aber dennoch auch sehr weich und plüschig an. Der anhaftende Schimmel konnte schon fast gekämmt und zu Zöpfen geflochten werden.
Während der Prozedur des Bereitstellens der Medikamente in die Tagesdosetten, versäumte Bauer Schmuddelgruber nicht, darauf hinzuweisen, dass er ja ein reicher Mann wäre. So mit Hof und Grund und Sparbuch und auch noch, welch Glückes Geschick, Single und auf der Suche.
Dabei zwinkerte er den Schwestern meist ungelenk zu, während diese spätestens jetzt mit einem ausgewachsenen Würgereiz zu kämpfen hatten, den sie tapfer zu unterdrücken wussten. Gelernt ist eben gelernt.
Hinweise auf die doch etwas eigenwillige Wohn- und Lebensform hinderten Egon Schmuddelgruber in keinster Weise daran, sich für unwiderstehlich zu halten. Schließlich hatte er auch noch nie in seinem Leben eine Frau gehabt und somit keine Erfahrungswerte bezüglich seines Marktwertes.
Seine Mutter, eine wirklich sehr bösartige Frau (die sterben einfach nicht aus) hatte es als ihr Lebenswerk angesehen, ihrem Sohn von klein auf beizubringen, dass alle Frauen nur hinter seinem Geld und Hof her wären und sie ihn enterben würde, würde er je mit so Weibsen ankommen.
Ihre Art war es nun einmal, von sich auf andere zu schließen. Von seinem Vater konnte er keine Schützenhilfe erwarten, war dieser doch im Schützengraben geblieben.
Und Bauer Schmuddelgruber blieb eben auf seinem Hof – Allein.
Auf seine plumpen Annäherungsversuche bei den Schwestern des Pflegedienstes reagierten diese mehr als unwillig und lehnten die Versorgung über kurz oder lang kategorisch ab. Von da an übernahm ein Pfleger die nötigen Aufgaben und Egon Schmuddelgruber orientierte sich notgedrungen um. Menno!
Nun hatte er aber von diesen polnischen Haushaltshilfen gehört, die bei einem einzogen, den Haushalt versorgten und sich um das Wohlergehen ihrer Hausherren