Parker setzt den Spekulanten matt: Butler Parker 252 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Ich habe eben das Geschäft meines Lebens gemacht, Mister Parker«, vertraute Lady Agatha ihrem Butler an und lächelte versonnen. »In sechs Monaten werde ich dreißigtausend Pfund verdient haben.« »Wozu man Mylady nur gratulieren kann.« Josuah Parkers Gesicht blieb ausdruckslos wie stets, während er seiner Herrin Kaffee einschenkte. »Und wissen Sie auch, wie?« Die ältere Dame hob dozierend einen Finger und ihre Stimme. »Ich habe soeben eine Kleinigkeit in Schweinehälften investiert. Außerdem habe ich noch eine Portion Sojabohnen gekauft.« »Mylady sind mit der Vorratswirtschaft meiner Wenigkeit möglicherweise nicht ganz einverstanden?« »Papperlapapp, Mister Parker. Was hat das denn damit zu tun?« Lady Agatha schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ich habe in Chikago spekuliert. An der Warenterminbörse.« »Das weite Feld der Geldanlage dürfte Myladys Neigungen und Talenten sehr entgegenkommen«, fand der Butler. »So ist es, Mister Parker. Endlich verstehen Sie.« Die Hausherrin nippte an der Tasse und stellte sie sofort wieder ab.
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Parker setzt den Spekulanten matt - Günter Dönges
Butler Parker
– 252 –
Parker setzt den Spekulanten matt
Günter Dönges
»Ich habe eben das Geschäft meines Lebens gemacht, Mister Parker«, vertraute Lady Agatha ihrem Butler an und lächelte versonnen. »In sechs Monaten werde ich dreißigtausend Pfund verdient haben.«
»Wozu man Mylady nur gratulieren kann.« Josuah Parkers Gesicht blieb ausdruckslos wie stets, während er seiner Herrin Kaffee einschenkte.
»Und wissen Sie auch, wie?« Die ältere Dame hob dozierend einen Finger und ihre Stimme. »Ich habe soeben eine Kleinigkeit in Schweinehälften investiert. Außerdem habe ich noch eine Portion Sojabohnen gekauft.«
»Mylady sind mit der Vorratswirtschaft meiner Wenigkeit möglicherweise nicht ganz einverstanden?«
»Papperlapapp, Mister Parker. Was hat das denn damit zu tun?« Lady Agatha schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ich habe in Chikago spekuliert. An der Warenterminbörse.«
»Das weite Feld der Geldanlage dürfte Myladys Neigungen und Talenten sehr entgegenkommen«, fand der Butler.
»So ist es, Mister Parker. Endlich verstehen Sie.« Die Hausherrin nippte an der Tasse und stellte sie sofort wieder ab. Sie mußte Parker erzählen, wie genial sie ihre Spekulation getätigt hatte.
»Wie gesagt, ich habe Schweinehälften gekauft, und dazu noch ein paar Sojabohnen. Alles in allem ein Kontrakt von über zwanzigtausend Pfund, wie wir Börsenprofis so sagen.«
»Sehr beeindruckend, Mylady«, fand Josuah Parker, der dies allerdings ganz anders als seine Herrin meinte.
»Da haben Sie völlig recht.« Die ältere Dame stärkte sich mit einem Schluck Sherry und lächelte den Butler huldvoll an. »Natürlich nehme ich die Schweine und die Bohnen in Wirklichkeit gar nicht ab«, weihte sie ihn weiter in ihre Transaktion ein. »Das Ganze ist nichts als ein Hin- und Herbuchen. In einem halben Jahr, wenn die Preise gestiegen sind, stoße ich die Ware wieder ab und habe rund dreißigtausend Pfund verdient.«
»Womit Mylady einen hübschen Profit erzielt hätten«, rechnete Josuah Parker aus. »Man kommt nicht umhin, Mylady ein zweites Mal zu gratulieren.«
»Vielen Dank, Mister Parker.« Agatha Simpson strahlte ihn förmlich an. »Wissen Sie, im Grund ist das alles ganz einfach. Man kauft eine Ware zum Tageskurs und verpflichtet sich, sie zu einem bestimmten Termin zu dem dann gültigen Kurs weiterzuverkaufen. Die Differenz ist der Gewinn.«
»Falls der Kurs in der Zwischenzeit steigt, Mylady«, wagte Parker einen Einwand.
»Selbstverständlich.« Die Hausherrin sah ihren Butler ein wenig pikiert an. Für kleinliche Widersprüche fehlte ihr der Sinn, so taxierte sie nämlich Parkers Entgegnung.
*
»Man bedauert außerordentlich, Sir«, teilte Josuah Parker dem ein wenig atemlos klingenden Anrufer eine Stunde später mit. »Mylady hat sich zur Meditation zurückgezogen und wünscht nicht gestört zu werden.«
»Guter Mann, es geht um sehr viel Geld«, beschwor ihn der Sprecher vom anderen Ende der Leitung, der sich als Frank Custer vom Brokerhaus Dennison und Dennison vorgestellt hatte.
»Meine Wenigkeit hat nicht den geringsten Zweifel daran, Sir«, versicherte der Butler ihm. »Wenn Sie freundlicherweise Ihre Nummer hinterlassen, wird Mylady Sie gegebenenfalls zurückrufen.«
»Dann kann es zu spät sein.« Der Mann stöhnte. »Wir haben einen heißen Tip von unserer Zentrale in den Staaten bekommen. Ihre Lady muß sofort nachschießen, sie dürfte ihren Einsatz verzehnfachen. Haben Sie überhaupt ’ne Ahnung, wovon ich spreche?«
»Man gibt sich Mühe, Sir.« Josuah Parker wußte in der Tat, wovon der eifrige Broker sprach. Er wollte seine Herrin unter Zeitdruck setzen und dazu bringen, weitere Warenkontrakte zu kaufen.
Der Butler war überzeugt, daß Myladys Einsatz unwiderruflich verloren sein würde, wenn man dem nicht rechtzeitig vorbeugte. Und genau das wollte er tun.
»Überlegen Sie mal, Mann. Wenn Ihre Lady jetzt hunderttausend Pfund nachschießt, bekommt sie dafür in einem halben Jahr eine Million«, behauptete Frank Custer. »Entschuldigen Sie, wenn ich so offen mit Ihnen spreche, aber wenn Ihre Chefin erfährt, daß ihr durch Ihre Schuld ein Geschäft durch die Lappen gegangen ist...«
»Sie sind sicher, daß sich der Kurs so entwickeln wird, Sir?« erkundigte sich Josuah Parker höflich. »Man erinnert sich, erst kürzlich wieder eine Warnung vor sogenannten Termingeschäften gelesen zu haben. Viele Anleger haben dabei sehr viel Geld verloren.«
»Weil sie unseriösen Geschäftemachern in die Hände gefallen sind«, stellte der Anrufer fest. »Bei uns ist das was anderes. Wir sind eine alteingesessene Firma, und unsere amerikanische Muttergesellschaft zählt drüben zu den größten Brokerhäusern überhaupt. Die arbeitet an allen großen Börsen.«
»Man ist erfreut, dies zu hören, Sir«, versicherte Parker ihm. »Darf man übrigens erfahren, wie die bereits von Mylady getätigte Investition bestätigt wird? Sie wurde nach dem Kenntnisstand meiner bescheidenen Wenigkeit bislang nur telefonisch abgewickelt.«
»Das ist üblich in dem Geschäft, schließlich ist hier Zeit wirklich noch Geld, Mann.« Der Broker lachte leise. »Natürlich bekommt sie noch entsprechende, notariell beglaubigte Verträge zugeschickt. Aber im Grund ist alles klar. Auch ein per Telefon geschlossener Vertrag ist rechtsverbindlich.«
»Aber Ihrer geschätzten Firma muß die eingesetzte Summe in irgendeiner Form zugänglich gemacht werden, Sir.«
»Klar. Ihre Chefin muß uns ’n Scheck schicken, ein Freiumschlag ist dem Vertrag zusammen mit ’ner Rechnung beigefügt. Allerdings wenn sie sich jetzt entschließt, nochmal nachzuschießen, können wir den Vertrag gleich auf die höhere Summe ausstellen und brauchen keinen zweiten zu machen.«
»Vorausgesetzt, Mylady entschließt sich dazu, Sir«, bremste Parker ihn.
»Aber, Mann! Sie muß einfach!« Frank Custers Stimme bekam einen beschwörenden Klang. »Das ist die Chance überhaupt, sage ich Ihnen. Wir haben eben per Telex ’n ganz heißen Tip von drüben bekommen, das sagte ich doch schon. Wir wissen, daß die Kurse innerhalb der nächsten sechs Monate in Höhen steigen, von denen Sie nur träumen können. Holen Sie Ihre Chefin an den Apparat, sie wird Ihnen ewig dankbar sein.«
»Darf man sich nach den Quellen Ihres sogenannten heißen Tips erkundigen, Sir?«
»Natürlich nicht, Mann.« Der Broker lachte amüsiert. »Nur soviel: Wir haben überall unsere Leute sitzen. Und die kennen wiederum andere, die wichtige Stellen besetzen, zum Beispiel bei Behörden und in der Regierung. Und von so einer Stelle wissen wir, daß Amerikaner in ’nem halben Jahr große Mengen an Schweinehälften und Bohnen einkaufen wollen, um sie nach Südamerika zu schicken, in ein Land, dem unbedingt geholfen werden muß. Das wiederum wird aber die Preise hochtreiben, verstehen Sie?«
»Durchaus, Sir.« Josuah Parker war beeindruckt von der Phantasie des Anrufers, auch wenn dessen Ausführungen sehr durchsichtig und einfach waren.
»Also, was ist nun, ich muß noch wichtige Stammkunden anrufen und kann nicht ’ne Ewigkeit auf Ihre Chefin warten. Im Grund hab’ ich mich nur bemerkbar gemacht, weil sie mir gleich beim ersten Anruf sympathisch war. Aber Sie müssen verstehen, daß ich noch mehr zu tun habe.«
»Mylady wird Ihre Mühe zu schätzen wissen«,