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Parker spielt mit scharfen Bällen: Butler Parker 175 – Kriminalroman
Parker spielt mit scharfen Bällen: Butler Parker 175 – Kriminalroman
Parker spielt mit scharfen Bällen: Butler Parker 175 – Kriminalroman
eBook261 Seiten3 Stunden

Parker spielt mit scharfen Bällen: Butler Parker 175 – Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten.
Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!

»Ich glaube, Mr. Parker, daß ich zutiefst empört bin«, stellte Lady Agatha Simpson mit grollender Stimme fest und bremste jäh ihre majestätische Fülle, »in welcher Zeit leben wir eigentlich?« »Bestehen Mylady auf einer präzisen Antwort, was das genaue Datum betrifft?« erkundigte sich Josuah Parker in gewohnt höflicher Weise. Er war ein etwas über mittelgroßer Mann undefinierbaren Alters, der in Sprache und Aussehen den Prototyp eines englischen hochherrschaftlichen Butlers darstellte. Er und die Lady hatten gerade ein Geschäft für feine Porzellanwaren verlassen und strebten einem nahen Parkplatz zu. Agatha Simpson ging auf die Frage ihres Butlers nicht ein und musterte einige Mädchen und Jungen, die freigebig ihr mit Sicherheit nicht geringes Taschengeld unter das Volk streuten. Es handelte sich um Pfundnoten, deren Wert sie nicht recht einzuschätzen wußten. Die minderjährigen Kinder benutzten die Pfundnoten als Baumaterial für ihre Papierschiffchen, die sie im Rinnstein fahren ließen. »Zu meiner Zeit haben wir von solchem Taschengeld nur geträumt«, stellte Lady Agatha fest. Sie war eine hochgewachsene, füllige und majestätisch aussehende Dame, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte. Dennoch machte sie einen sehr dynamischen Eindruck, dem man sich nicht entziehen konnte. Sie blickte konsterniert auf die wertvollen Papierschiffchen, die im angeschwollenen Wasser des Rinnsteins lustig davontrieben. Die Mädchen und Jungen, die im Schnitt vielleicht sechs Jahre alt waren, amüsierten sich und machten eifrig Gebrauch von dem bedruckten Papier, das sie bündelweise in ihren Händen hielten. »Was für eine Verschwendung«, seufzte die ältere Dame, die für ihre ausgeprägte Sparsamkeit berüchtigt war. Sie hatte längst mitbekommen, daß einige Passanten sich für die kleinen Papierschiffchen lebhaft interessierten, sich bückten und sie aus dem schmutzigen Wasser nahmen. Lady Agatha kämpfte einen wilden, entschlossenen Kampf mit sich und siegte souverän.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum8. Okt. 2019
ISBN9783740955946
Parker spielt mit scharfen Bällen: Butler Parker 175 – Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Parker spielt mit scharfen Bällen - Günter Dönges

    Leseprobe:

    Ball der glücklichen Herzen

    Leseprobe

    »Ich glaube, Mr. Parker, daß ich zutiefst empört bin«, stellte Lady Agatha Simpson mit grollender Stimme fest und bremste jäh ihre majestätische Fülle, »in welcher Zeit leben wir eigentlich?«

    »Bestehen Mylady auf einer präzisen Antwort, was das genaue Datum betrifft?« erkundigte sich Josuah Parker in gewohnt höflicher Weise.

    Er war ein etwas über mittelgroßer Mann undefinierbaren Alters, der in Sprache und Aussehen den Prototyp eines englischen hochherrschaftlichen Butlers darstellte.

    Er und die Lady hatten gerade ein Geschäft für feine Porzellanwaren verlassen und strebten einem nahen Parkplatz zu. Agatha Simpson ging auf die Frage ihres Butlers nicht ein und musterte einige Mädchen und Jungen, die freigebig ihr mit Sicherheit nicht geringes Taschengeld unter das Volk streuten.

    Es handelte sich um Pfundnoten, deren Wert sie nicht recht einzuschätzen wußten. Die minderjährigen Kinder benutzten die Pfundnoten als Baumaterial für ihre Papierschiffchen, die sie im Rinnstein fahren ließen.

    »Zu meiner Zeit haben wir von solchem Taschengeld nur geträumt«, stellte Lady Agatha fest. Sie war eine hochgewachsene, füllige und majestätisch aussehende Dame, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte. Dennoch machte sie einen sehr dynamischen Eindruck, dem man sich nicht entziehen konnte.

    Sie blickte konsterniert auf die wertvollen Papierschiffchen, die im angeschwollenen Wasser des Rinnsteins lustig davontrieben. Die Mädchen und Jungen, die im Schnitt vielleicht sechs Jahre alt waren, amüsierten sich und machten eifrig Gebrauch von dem bedruckten Papier, das sie bündelweise in ihren Händen hielten.

    »Was für eine Verschwendung«, seufzte die ältere Dame, die für ihre ausgeprägte Sparsamkeit berüchtigt war. Sie hatte längst mitbekommen, daß einige Passanten sich für die kleinen Papierschiffchen lebhaft interessierten, sich bückten und sie aus dem schmutzigen Wasser nahmen. Lady Agatha kämpfte einen wilden, entschlossenen Kampf mit sich und siegte souverän. Sie hatte plötzlich Ärger mit ihrem rechten Schuhband und bückte sich unvermittelt. Sie nestelte daran herum und wartete darauf, daß die nächsten Papierschiffchen ihr entgegentrieben. Als das der Fall war, langte die sparsame Dame blitzschnell zu und barg drei Banknotenschiffchen im Wert zwischen fünf und zwanzig Pfund.

    Worauf Butler Parker sich diskret räusperte.

    »Legen Mylady Wert darauf, daß meine Wenigkeit sich den Rettungsmaßnahmen anschließt?« erkundigte er sich, als seine Herrin sich aufrichtete und die Banknoten glättete.

    »Selbstverständlich habe ich vor, sie den lieben Kleinen zurückzugeben«, raunzte sie dann, »hatten Sie etwas anderes erwartet?«

    »Mylady dürften die Aufmerksamkeit der kleinen Schiffbauer erregt haben«, erwiderte Josuah Parker gemessen und deutete mit der Spitze seines Universal-Regenschirms auf einen Jungen und ein Mädchen, die auf Lady Simpson zuliefen.

    »Man sollte diese Strauchdiebe ohrfeigen«, erklärte die resolute Dame und meinte keineswegs die Kinder, sondern einige Passanten, die den Rinnstein geplündert hatten und mit ihren gekaperten Schiffen schleunigst davonschritten. Dann aber wurde die Lady nachdrücklich abgelenkt. Der Junge und das Mädchen hatten Agatha Simpson inzwischen erreicht und wollten sie beschenken.

    Sie drückten ihr ganze Bündel von Banknoten in die ausgestreckte Hand und freuten sich. Sie forderten Lady Agatha auf, sich Fisch und Kartoffelchips zu kaufen. Sie hatten auch, wie sie deutlich sagten, nichts dagegen, daß Mylady Cola trank.

    »Ihr lieben Kleinen«, meinte Agatha Simpson entzückt und schnürte ihren Pompadour auf, um die Banknoten darin verschwinden zu lassen, »ihr seid ja richtig lieb zu einer armen Tante.«

    Parker räusperte sich erneut diskret.

    »Sie sollten etwas gegen Ihren Husten unternehmen«, grollte die Lady ihren Butler an, »selbstverständlich werde ich das Geld nur in Verwahrung nehmen.«

    »Meine bescheidene Wenigkeit dachte noch nicht mal andeutungsweise an ein anderes Motiv«, gab Josuah Parker steif und würdevoll zurück, um sich dann an die beiden Kinder zu wenden. Er fragte nach der Herkunft des Geldes und erhielt prompt eine genaue Antwort. Die beiden kleinen Verschwender deuteten auf einen nahen Bauzaun und sprachen von einem riesigen Sack, der mit diesem komischen Papier vollgestopft wäre.

    »Mr. Parker, folgen Sie mir!« Lady Agatha setzte sich sofort in Bewegung und wäre nicht mehr aufzuhalten gewesen. Zielstrebig und äußerst energisch marschierte sie zu dem nahen Bretterzaun und riß beherzt einige Holzlatten aus einer schmalen Lücke. Dann zwängte sie sich durch die passende Öffnung und betrat den Bauplatz, der einer Müllkippe glich. Die Bewohner der benachbarten Reihenhäuser schienen hier ihren Wohlstandsmüll großzügig gelagert zu haben. Lady Agatha wartete, bis Josuah Parker neben ihr erschien.

    »Sie wissen hoffentlich, was ich denke, Mr. Parker«, sagte sie.

    »Mylady dürften sich bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, einem Raubüberfall auf der Spur zu sein«, lautete Parkers höfliche, aber zurückhaltende Antwort.

    »Sehr richtig«, entgegnete sie wohlwollend. »Oder sind Sie etwa anderer Meinung?«

    »Nur andeutungsweise und in einem Punkt, Mylady«, erwiderte Josuah Parker und präsentierte eine Banknote im Wert von zwanzig Pfund, »es dürfte sich eindeutig um Falschgeld handeln, falls meine Augen meine bescheidene Wenigkeit nicht Lügen strafen.«

    *

    »Tatsächlich Falschgeld«, stellte Mike Rander fest und hielt eine der Banknoten noch mal gegen das Licht, »sieht nach einer erstklassigen Arbeit aus.«

    »Die Herren Fälscher haben sich in der Tat alle erdenkliche Mühe gegeben«, antwortete Josuah Parker.

    »Ich wußte sofort, daß es sich um Blüten handelt«, erklärte Lady Agatha mit Nachdruck. Sie glaubte wieder mal das, was sie sagte.

    »Haben Sie bereits die Polizei verständigt, Mylady?« fragte Kathy Porter, ihre Sekretärin und Gesellschafterin. Kathy Porter war etwa dreißig Jahre alt und eine bemerkenswert junge Frau, groß, schlank und attraktiv. Mail sah es ihr nicht an, daß sie in den Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung beschlagen war. Mochte sie auf den ersten Blick auch zurückhaltend wirken, konnte sie sich doch in Sekundenschnelle in eine zuschlagende Pantherkatze verwandeln, wenn sie angegriffen wurde. Das braune Haar mit dem leichten Rotstich umrahmte ein pikant geschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Beherrschend in ihm waren die dunklen, eindrucksvollen Augen.

    Kathy Porter war mehr als nur eine vertraute Angestellte der älteren Dame. Lady Agatha sah in ihr so etwas wie eine Tochter und war hartnäckig bestrebt, sie möglichst bald zu verheiraten. Ihr Auserwählter für Kathy war Mike Rander, den sie nicht nur als Anwalt schätzte.

    Mike Rander erinnerte, was sein Aussehen betraf, an einen bekannten James-Bond-Darsteller und war vielleicht noch lässiger als dieser Schauspieler. Vor Jahren hatte er zusammen mit dem Butler in den USA viele Abenteuer überstanden, sich dann aber zurückgezogen, um nur noch als Anwalt zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr aus den Staaten war er von Lady Agatha Simpson wie selbstverständlich vereinnahmt worden und verwaltete nun das immense Vermögen der älteren Dame. Darüber hinaus hatte er eine Anwaltskanzlei in der nahen Curzon Street, nicht weit entfernt von Shepherd’s Market, wo sich Lady Simpsons Haus befand.

    In diesem altehrwürdigen Fachwerkhaus hatte man sich zusammengefunden und hielt sich in der großen Wohnhalle auf. Butler Parker hatte Sherry serviert und einen kleinen Imbiß zur fälligen Mittagstunde angekündigt, doch Lady Agatha schien das für sie doch wichtige Stichwort gar nicht gehört zu haben. Sie blickte auf den Ledersack, der das Falschgeld enthielt.

    Es handelte sich dabei um eine Art Seemannsutensil, aber eben aus Leder. Parker hatte die noch vorhandenen Banknoten gezählt und war auf eine Summe von fast hunderttausend Pfund gekommen.

    »Mylady hat bisher davon Abstand genommen, die zuständigen Behörden zu informieren«, behauptete Josuah Parker Kathy Porters Frage, »Mylady will sich erst noch eine Meinung bilden.«

    »Wir werden die Polizei verständigen müssen«, warf Mike Rander ein, »daran führt kein Weg vorbei.«

    »Zumal Gefahr im Verzug ist, Sir«, pflichtete Parker dem Anwalt bei, »die Arbeit der Fälscher kann man nur als bemerkenswert bezeichnen. Sie ist durchaus geeignet, die Währung zu gefährden.«

    »Ist es wirklich Falschgeld?« Agatha Simpson suchte nach einem Ausweg, nahm einige Banknoten in die Hand und seufzte erneut.

    »Wie Mylady es sofort bemerkte«, meinte Parker und deutete ein Kopfnicken an.

    »All’ das schöne Geld«, meinte sie, »vielleicht haben wir uns alle nur getäuscht.«

    »Mylady sind niemals zu täuschen«, gab Parker zurück, »Mylady deuteten dies bereits nachdrücklich an.«

    »Und wie fanden die Kinder den Geldsack?« fragte Kathy Porter, um Lady Agatha abzulenken.

    »Es dürfte sich um einen Zufall gehandelt haben, Miß Porter«, beantwortete Butler Parker die Frage, »die Kinder suchten nach einem Ball, den sie über den Bauzaun getreten hatten.«

    »Eine filmreife Szene«, meinte der Anwalt Rander lächelnd, »mit diesem Ball dürften die Fälscher nicht gerechnet haben.«

    »Ich denke, ich werde den Fall lösen müssen«, warf Agatha Simpson ein. Sie hatte sich innerlich endlich von den falschen Banknoten gelöst, »ich werde diesen Subjekten das Handwerk legen. Mr. Parker, ich überlasse Ihnen die Details, die ja im Grunde völlig unwichtig sind.«

    »Sehr wohl, Mylady.« In Parkers glattem Gesicht rührte sich kein Muskel.

    »So oder so, ich hätte die Pfundnoten natürlich niemals zurückbehalten«, erklärte sie mit Nachdruck.

    »Wer käme schon auf solch einen Gedanken, Mylady?« Mike Rander unterdrückte ein Schmunzeln, Kathy Porter schaute hinauf zur Zimmerdecke, Butler Parker sicherheitshalber hinunter zum Parkett des Fußbodens. Sie alle wußten nur zu gut, wie gern die ältere Dame ihre Hand auf die Beute gelegt hätte. Wenn es ums Geld ging, war Agatha Simpson bekanntermaßen sehr besitzergreifend.

    *

    Josuah Parker war allein unterwegs.

    Nach dem Imbiß hatte die Lady sich in das sogenannte Studio ihres Hauses begeben, um dort ein wenig zu meditieren, mit anderen Worten, sie hatte sich niedergelegt und schlief. Mike Rander und Kathy Porter waren in die nahe Curzon Street zur Anwaltskanzlei gegangen, und der Butler hatte jetzt endlich die Möglichkeit, einige Einkäufe zu tätigen.

    Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums, wie sein Privatwagen von Eingeweihten genannt wurde. Bei diesem Monstrum handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi, das sich durch besonders hohe und kantige Aufbauten auszeichnete. Einem solchen Wagen traute man nichts zu, doch der Eindruck täuschte. Das Taxi war nach Parkers eigenwilligen Vorstellungen technisch völlig neu gestaltet worden und stellte im gegenwärtigen Zustand eine Art Trickkiste auf Rädern dar.

    Parker dachte über die falschen Banknoten nach.

    Noch hatte er die Polizei nicht verständigt, doch dies änderte nichts an der Tatsache, daß sich hier ein brisanter Kriminalfall ankündigte. Die Fälscher mußten früher oder später merken, daß die Falsifikate entdeckt und mitgenommen worden waren. Sie würden sich also vehement um die Personen kümmern, die diese falschen Banknoten an sich gebracht hatten. Spuren gab es ausreichend. Schließlich waren Lady Simpson und Parker zwei. Erscheinungen, die man optisch nicht so schnell vergaß.

    Möglicherweise wohnten die Fälscher in der Nähe der Surrey Docks, wo sich das verwahrloste Baugelände befand. Parker konnte sich nicht vorstellen, daß die Drucker der Banknoten das Ergebnis ihrer Arbeit weit von jener Stelle deponiert hatten, wo sie die Falsifikate hergestellt hatten. Es fragte sich, ob sie nicht bereits den Abtransport des Ledersacks beobachtet hatten.

    Routinemäßig blickte der Butler in den Rückspiegel seines hochbeinigen Monstrums und registrierte die nachkommenden Fahrzeuge. Parker war ein stets vorsichtiger Mensch, der dem Zufall nicht gern etwas überließ. Mit einer Verfolgung war bereits zu rechnen. Seit dem kurzen Zwischenspiel in der Nähe der Surrey Docks waren inzwischen runde zwei Stunden verstrichen. Innerhalb dieser Spanne konnten die Fälscher bereits die Spur aufgenommen haben.

    Nach einigen Minuten wußte Josuah Parker Bescheid. Ja, er wurde beschattet. Es handelte sich um einen unscheinbaren Austin, der ihm hartnäckig folgte. Und da in diesem Wagen nur der Fahrer saß, ging Parker davon aus, daß es da noch ein zweites Fahrzeug gab, das ihm folgte. Es schien ein Toyota zu sein, der hin und wieder hinter dem Austin auftauchte. In ihm saßen zwei Männer mit grauen Overalls und tief ins Gesicht gezogenen Kappen.

    Deshalb geriet Josuah Parker aber keineswegs in Panik. Er war nicht der Mann, der leicht aus der Fassung zu bringen war. Eher das Gegenteil war der Fall. Der Butler war angenehm überrascht, daß die Notenfälscher bereits reagierten. Jetzt bot sich die Möglichkeit, diese Leute zu stellen.

    Parker hatte längst die Absicht aufgegeben, in der Innenstadt seine Einkäufe zu tätigen. Er war bereits dabei, die beiden Fahrzeuge in eine Gegend zu locken, die er bestens kannte. Die Übermacht seiner Verfolger kümmerte ihn nicht. Er hatte da seine besondere Methode, noch mehr als nur drei Gegner auszuschalten.

    Nach fast geruhsamer Fahrt erreichte er die West India Docks, suchte hier eine bestimmte Straße auf und parkte sein hochbeiniges Monstrum vor einem Antiquitätengeschäft. Er betrat das Ladenlokal und wurde von einem großen, massigen Mann begrüßt, der etwa sechzig Jahre zählte und Richard Elsley hieß. Der Inhaber des Ladens rückte seinen kleinen Kneifer zurecht und blinzelte den Butler an.

    »Man erlaubt sich, einen wunderschönen Tag zu wünschen«, grüßte Josuah Parker und lüftete die schwarze Melone, »darf man sich bei dieser passenden Gelegenheit nach dem allgemeinen Lauf der Geschäfte erkundigen, Mr. Elsley?«

    »Mr. Parker!« Richard Elsley lächelte und rückte erneut den kleinen Kneifer zurecht. Dazu lächelte er breit und entspannt. »Daß Sie sich auch mal wieder sehen lassen.«

    »Meine Wenigkeit kommt als Privatmann, Mr. Elsley.«

    »Ich habe eine saubere Weste«, erklärte Elsley und kam um die Verkaufstheke herum, »ich habe sie immer, aber ich werde leider so oft mißverstanden.«

    »Das Mißtrauen der Zeit und das der Polizei im besonderen«, meinte der Butler, »möglicherweise mißtraue ich auch drei Personen männlichen Geschlechts, die meiner Wenigkeit hartnäckig folgen.«

    Elsley trat vor die Auslage seiner Schaufenster-Ausstellung und warf einen schnellen Blick auf die Straße. Seine kleinen, wieselflinken Augen musterten die Fahrzeuge auf der Straße.

    »Ein Toyota, nicht wahr?« fragte er dann und wandte sich wieder dem Butler zu.

    »Und ein Austin«, ergänzte Parker, »man dürfte die Absicht haben, meiner Wenigkeit einige Fragen zu stellen. Sie haben sich die Kennzeichen der beiden Wagen bereits gemerkt, Mr. Elsley?«

    »Aber natürlich.« Richard Elsley lächelte erneut, »so etwas ist einem in Fleisch und Blut übergegangen. Kann ich Ihnen helfen, Mr. Parker?«

    Der Antiquitätenhändler, der im Grund nur mit billigem Trödel handelte, war tatsächlich ein illegaler Buchmacher, der sich hin und wieder auch mal als Hehler betätigte. Er schätzte den Butler überaus, denn Parker hatte ihn in der Vergangenheit mal aus einer mehr als peinlichen Lage befreit und ihm quasi das Leben gerettet.

    »Sie könnten die verfolgenden Herren vielleicht in eine Richtung schicken, die meinen Absichten entgegenkommt«, schlug Josuah Parker vor, »mit dem massierten Erscheinen der drei Verfolger dürfte fest zu rechnen sein.«

    Worin Josuah Parker sich nicht täuschte...

    *

    Sie glaubten ihn bereits in der Falle und näherten sich dem Ladenlokal. Zwei Verfolger, junge, stämmige Männer, die einen entschlossenen Eindruck machten, stießen die Tür zum Antiquitätengeschäft auf, und Richard Elsley erwies sich als perfekter Schauspieler. Er rückte erneut an seinem Zwicker und beugte sich höflich-abwartend über die Verkaufstheke. Dann erkundigte er sich nach den Wünschen der Kunden.

    »Wo is’ der Typ mit der Melone und dem Schirm?« fragte einer der beiden Männer barsch, »los, Mann, machen Sie schon die Zähne auseinander!«

    »Ein Typ mit Melone und Schirm?« Richard Elsley runzelte die Stirn, erinnerte sich dann und strahlte die beiden Männer vertrauenerweckend an. »Ach, den? Der Kunde befindet sich im Magazin, meine Herren. Er sucht nach einer alten Standuhr. Ich könnte ihn sofort verständigen.«

    »Du hältst die Schnauze«, fauchte ihn der junge Mann an, »und du siehst und hörst nichts. Is’ das klar?«

    »Ich verstehe nicht recht, was das ...«

    »Schnauze«, wiederholte der junge Mann und hatte plötzlich eine Automatik in der Hand, auf deren Lauf ein überlanger Schalldämpfer geschraubt war.

    »Guter Gott«, keuchte Richard Elsley und schaffte es spielend, sich eindeutig zu verfärben, »ich bin schon überredet.«

    »Wo is’ das Magazin?« fragte der zweite Mann knapp.

    »Im Souterrain«, gab Elsley Auskunft und faßte in tragischer Geste nach seinem kerngesunden Herzen, »die Treppe hinunter, dort im Korridor. Sie sind von der ...Polizei?«

    »Haargenau«, meinte der zweite Mann, der nun ebenfalls seine Schußwaffe zeigte, »Geheimauftrag, klar?«

    »Ich werde schweigen bis in alle Ewigkeit«, versicherte Elsley und streckte drei zum Schwur erhobene Finger seiner rechten Hand hoch in die Luft.

    Die beiden Männer nahmen ihm die gespielte Naivität völlig ab und liefen hinüber in den schmalen, dunklen Korridor hinter dem Ladenlokal. Sie fanden die Treppe und schickten sich an, sie zu benutzen. Dabei konzentrierten sie sich völlig auf die Stufen und das Magazin dahinter. Deshalb übersahen sie den Butler, der sich hinter einem Schrank neben der steilen Treppe aufgebaut hatte.

    Parker kam umgehend zur Sache.

    Er benutzte den Bambusgriff seines altväterlich gebundenen Regenschirms, um damit bei dem Mann anzuklopfen, der seinem Partner nachging, der bereits auf den ersten Stufen war. Da dieser Bambusgriff mit Blei ausgegossen war, fiel dieses Anklopfen sehr nachdrücklich aus. Der Mann warf zuerst die Waffe hoch in die Luft, stieß einen ächzenden Laut aus und legte sich dann auf den nicht gerade klinisch sauberen Boden.

    Der andere Verfolger wirbelte herum wie eine zustoßende Viper und riß dabei seine Waffe hoch, doch Parker war wesentlich schneller. Mit der Spitze seines Universal-Regenschirms stach er seitlich in den Oberarmmuskel des Mannes, der daraufhin nicht mehr in der Lage war, den Schuß abzufeuern. Seine Automatik löste sich aus der geöffneten Hand und fiel auf die Treppe.

    »Sie sollten sich glücklich schätzen, daß meine Wenigkeit Ihrem geplanten Schuß zuvorkam«, erläuterte der Butler in seiner höflichen Art, »wie leicht hätten Sie einen Tatbestand ausgelöst, der nicht mehr korrekturfähig gewesen wäre.«

    Der Mann blickte Parker aus weit geöffneten Augen an und war noch nicht in der Lage, sich zu dieser Feststellung zu äußern. Er war völlig fassungslos.

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