Parker und der Kampf der Giganten: Butler Parker 239 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Was ist denn da oben los?« Irritiert ließ Mike Rander die Teetasse sinken. Die Geräusche schienen aus Lady Simpsons Studio im Obergeschoß zu kommen. »Mylady wird doch nicht eigenhändig ihr schönes Haus abreißen?« meinte der Anwalt schmunzelnd und warf Butler Parker einen fragenden Blick zu. »Derart weitreichende Konsequenzen dürften wohl kaum beabsichtigt sein, Sir«, gab Josuah Parker zur Antwort. »Myladys Übungsstunden sind jedoch stets mit einer gewissen Geräuschentwicklung verbunden, falls dieser Hinweis erlaubt ist.« »Das stimmt«, bestätigte Rander. »Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Mylady sich in den Kopf gesetzt hatte, Operndiva zu werden. Diesmal hört sich die Geräuschkulisse aber ganz anders an.« Der Lärm, der gerade im Obergeschoß losbrach, ließ an den Einsatz eines Preßlufthammers denken. Der Kronleuchter in der Wohnhalle klirrte, als wäre eine Sturmbö hineingefahren. »Jetzt reißt sie ihr Haus doch noch ab«, rief Rande. »Oder hat Mylady sich vom Singen aufs Schlagzeugspielen verlegt?« Myladys derzeitige Übungen sind weniger musikalischer als sportlicher Natur, Sir«, gab der Butler Auskunft. »Sportlich?«
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Parker und der Kampf der Giganten - Günter Dönges
Butler Parker
– 239 –
Parker und der Kampf der Giganten
Günter Dönges
»Was ist denn da oben los?« Irritiert ließ Mike Rander die Teetasse sinken. Die Geräusche schienen aus Lady Simpsons Studio im Obergeschoß zu kommen.
»Mylady wird doch nicht eigenhändig ihr schönes Haus abreißen?« meinte der Anwalt schmunzelnd und warf Butler Parker einen fragenden Blick zu. »Derart weitreichende Konsequenzen dürften wohl kaum beabsichtigt sein, Sir«, gab Josuah Parker zur Antwort. »Myladys Übungsstunden sind jedoch stets mit einer gewissen Geräuschentwicklung verbunden, falls dieser Hinweis erlaubt ist.«
»Das stimmt«, bestätigte Rander. »Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Mylady sich in den Kopf gesetzt hatte, Operndiva zu werden. Diesmal hört sich die Geräuschkulisse aber ganz anders an.«
Der Lärm, der gerade im Obergeschoß losbrach, ließ an den Einsatz eines Preßlufthammers denken. Der Kronleuchter in der Wohnhalle klirrte, als wäre eine Sturmbö hineingefahren.
»Jetzt reißt sie ihr Haus doch noch ab«, rief Rande. »Oder hat Mylady sich vom Singen aufs Schlagzeugspielen verlegt?«
Myladys derzeitige Übungen sind weniger musikalischer als sportlicher Natur, Sir«, gab der Butler Auskunft.
»Sportlich?« wiederholte der Anwalt verblüfft. »Dem Lärm nach kann es sich höchstens um Boxen handeln.«
»In der Tat, Sir!« bestätigte Parker mit höflicher Verbeugung. »Anläßlich einer Fernsehübertragung hat Mylady ihre Begeisterung für den Boxsport entdeckt.«
»Und jetzt trainiert sie für die nächste britische Meisterschaft?« erkundigte sich Rander grinsend.
»Mit einem geringeren Ziel dürfte Mylady sich kaum zufriedengeben, falls meine bescheidene Wenigkeit nicht irrt«, entgegnete der Butler. »Allerdings ist es zu Myladys Leidwesen bisher nicht gelungen, einen geeigneten Trainingspartner zu finden.«
»Mein lieber Junge!« war plötzlich eine dröhnende Stimme von der Galerie zu vernehmen. »Ich hoffe, Sie trinken eine Tasse Tee mit mir? Ich wollte ohnehin gerade eine Trainingspause einlegen.«
Selbstbewußt, als hätte sie den Meistertitel schon in der Tasche, stand Agatha Simpson auf dem oberen Treppenabsatz. Ihre beeindruckende Körperfülle hatte sie in einen bunt gestreiften Trainingsanzug gestopft, der aus einem Spezialgeschäft für Übergrößen stammte. Ihre Fäuste steckten in Boxhandschuhen aus braunem Leder.
Das Gesicht war leicht gerötet und von Schweißperlen übersät, aber die Augen der älteren Dame strahlten einen Tatendrang aus, wie Rander ihn lange nicht mehr an ihr beobachtet hatte.
Majestätisch stieg die Hausherrin die breite Treppe zur Wohnhalle hinab. Parker schritt seiner Herrin entgegen und befreite sie mit flinken Griffen von den plumpen Handschuhen.
»Mister Parker hat mich gerade darüber informiert, daß Sie nun auch im Boxring Ruhm einheimsen wollen, Mylady«, begann Rander, als die ältere Dame ihm gegenüber am Teetisch Platz genommen hatte.
»Man muß sich eben davor hüten, einseitig zu werden, lieber Junge«, erklärte Agatha Simpson und widmete sich der köstlich duftenden Mokkatorte, die Parker zum Tee servierte. »Außerdem kann etwas Bewegung nicht schaden, wenn man aus den Jugendjahren heraus ist.«
»Das sagen alle Ärzte«, bestätigte der Anwalt. »Aber Ihre Dynamik und Spannkraft kann man doch nur als jugendlich bezeichnen, Mylady.«
»Nicht wahr?« Die ältere Dame fühlte sich geschmeichelt und schob ein Tortenstück in den Mund. »Aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Wie Sie wissen, habe ich auf dem Feld der Kriminalistik jeden nur denkbaren Lorbeer geerntet. Deshalb war es höchste Zeit, daß ich mich anderen Gegnern stellte, um auch im Boxsport die Siegespalme zu erringen.«
»Macht Ihr Training denn Fortschritte?« wollte Rander wissen.
»Fortschritte?« wiederholte die passionierte Detektivin. »Gestern mußte Mister Parker bereits den dritten Punchingball installieren. Ständig platzen die Nähte, und das Sägemehl quillt heraus.«
»Die Verarbeitung handelsüblicher Trainingsgeräte läßt in der Tat Wünsche offen, Sir«, bestätigte der Butler und schenkte duften Darjeelingtee nach. »Auf Dauer dürften nur die stählernen Hanteln Myladys Trainingseifer gewachsen sein.«
»Deshalb habe ich Mister Parker schon gebeten, nach einem Trainingspartner Ausschau zu halten«, fuhr Agatha Simpson fort. »Die Arbeit am lebenden Objekt ist durch nichts zu ersetzen. Hätten Sie nicht Lust, mal gegen mich anzutreten, Mister Rander?«
»Ich?« Fast hätte der Anwalt die Teetasse fallen lassen, die er gerade zum Mund führte. Mit seinen 40 Jahren war Rander zwar eine ausgesprochen sportliche Erscheinung, die an einen beliebten James-Bond-Darsteller erinnerte, doch die Aussicht, Mylady als Sparringspartner zu dienen, begeisterte ihn nicht gerade. Da widmete er sich schon lieber seiner Hauptaufgabe: der Verwaltung von Lady Simpsons Vermögen.
»Ich fürchte, ich wäre Ihnen hoffnungslos unterlegen, Mylady«, bekannte er. »Aber vielleicht kann ich Ihnen einen Partner vermitteln, der über professionelle Erfahrung verfügt.«
»Ein richtiger Profi müßte es schon sein«, stimmte die Hausherrin zu und schielte nach dem Sherry-Glas, das der Butler gerade nachfüllte.
»Jack Rivers ist ein Profi«, versicherte Rander. »Ich kenne ihn zufällig, weil ich seinen Vater mal in einem Erbstreit vor Gericht vertreten habe. Jack Rivers befindet sich zur Zeit in London, um am ›Kampf der Giganten‹ teilzunehmen.«
»Der sogenannte Kampf der Giganten wird jährlich ausgetragen«, erläuterte der Anwalt. »Teilnehmen kann jeder, der es sich zutraut. Ein Sieg bringt zwar keine Punkte in der Meisterschaft, aber attraktive Geldprämien.«
»Geldprämien?« Agatha Simpson wurde hellhörig. »Das wäre genau das Richtige für mich.«
»In diesem Jahr ist leider keine Anmeldung mehr möglich«, bremste der Anwalt ihren Eifer. »Die Vorrundenkämpfe laufen bereits. Aber vielleicht können Sie im nächsten Jahr dort antreten, Mylady.«
»Nächstes Jahr?« protestierte die Detektivin. »Bis dahin habe ich mindestens den Europameistertitel errungen und kann mich mit nationalen Schaukämpfen nicht mehr abgeben.«
»Ich drücke Ihnen auf jeden Fall die Daumen, Mylady«, versicherte Rander. »Soll ich Jack Rivers nun anrufen, oder nicht?«
»Mister Chivers sollte sich auf jeden Fall hier vorstellen«, entschied Lady Agatha. »Ich werde schnell feststellen, ob er mir als Trainingspartner gewachsen ist.«
*
Mike Rander hatte sich noch am Abend telefonisch gemeldet und mitgeteilt, daß Jack Rivers die energische Dame aus Shepherd’s Market gern mal kennenlernen möchte. Parker müßte den Boxer nur gegen 11 Uhr an seinem Hotel abholen.
Da Mylady an diesem Morgen gleich nach dem Frühstück ihr Training fortsetzte, war es dem Butler sogar gelungen, pünktlich das Haus zu verlassen. Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und lenkte das schwarze, eckige Gefährt durch das vormittägliche Verkehrsgewühl der Innenstadt.
Viele Jahre war der Wagen als Taxi durch die Londoner Straßen gerollt, ehe Parker ihn erworben und für seine Zwecke umgebaut hatte. Seitdem verbarg sich unter der eckigen Haube ein leistungsstarkes Triebwerk, das dem schwerfällig wirkenden Kasten ungeahntes Temperament verlieh. Außerdem hatte der Butler eine Reihe geheimnisvoller Vorrichtungen installiert, die der Abwehr von Verfolgern dienten und dem Wagen den Beinahmen »Trickkiste auf Rädern« eingetragen hatten.
Nach kurzer Fahrt erreichte Parker die Straße, an der das »Kings’ Crown«-Hotel lag. Schon sichtete er den Hoteleingang und hielt nach einem geeigneten Abstellplatz für seinen Wagen Ausschau, da schoß plötzlich vor ihm ein schwerer Straßenkreuzer aus einer Parkbucht.
Der Butler hupte und bremste scharf, um eine Kollision zu vermeiden, doch der Fahrer der chromblitzenden Limousine beachtete ihn nicht im geringsten. Mit aufröhrender Maschine jagte der grüne Chevrolet los.
Der Mann, der in Höhe des Hoteleinganges am Straßenrand stand, schien den herannahenden Wagen nicht zu bemerken. Er wandte dem Chevrolet den Rücken zu und blickte in die Gegenrichtung.
Alles ging blitzschnell. In voller Fahrt schoß der grüne Chevrolet über den Gehweg auf den ahnungslosen Mann zu. Im nächsten Moment wirbelte sein Körper durch die Luft.
Mit