Trevellian - nackt in den Tod: Action Krimi
Von Cedric Balmore
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Es war ein sehr seltsames Lächeln — leer, bizarr und irgendwie schablonenhaft. Eine Grimasse des Vergnügens. Oie Leute, die die Grimasse sahen, achteten nicht darauf. Sie bemerkten nur das andere: Das Mädchen überquerte die Fahrbahn ohne Schuhe und Wäsche — nur mit einem leichten Seidenkleid. Und das trug es über dem Arm.
Eine Nackte auf dem Broadway!
Es gab Leute, die das nackte Mädchen sahen und nicht einmal stehenblieben. Zu blöd, auf welche Reklamegags manche Leute verfielen! Vielleicht wollte sich das Mädchen interessant machen, möglicherweise brauchte das Girl Publicity — oder es war ganz einfach McKee, bis obenhin voll mit Rauschgift. Das Girl ging wie auf Wolken, schien weder zu hören noch zu sehen, was ringsherum geschah. Auch das Hupen und die kreischenden Bremsen stoppender Autos störten es nicht.
Im nächsten Moment fiel der Schuß. Er klang wie die Fehlzündung eines Automotors, ein scheinbar unwichtiger Teil der großen Geräuschkulisse.
Aber für das Mädchen bedeutete er den Tod.
Das Girl zuckte zusammen, als sei es geschlagen worden. Sein leeres Lächeln zerfaserte, wurde von einem Ausdruck naiven Erstaunens abgelöst — dann war auch das vorbei.
Das Girl brach zusammen, mitten auf der Straße. Das Kleid geriet dabei unter den Körper und färbte sich rot. Autofahrer sprangen aus ihren Wagen, und Fußgänger rannten zu der Stelle, wo das Mädchen jetzt reglos auf dem Asphalt lag. In ihren Gesichtern war kaum Anteilnahme, nur eine grimmige, verbissene Neugierde.
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Trevellian - nackt in den Tod - Cedric Balmore
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Trevellian - nackt in den Tod: Action Krimi
Cedric Balmore
Das Mädchen lief in den Tod und lächelte dabei.
Es war ein sehr seltsames Lächeln — leer, bizarr und irgendwie schablonenhaft. Eine Grimasse des Vergnügens. Oie Leute, die die Grimasse sahen, achteten nicht darauf. Sie bemerkten nur das andere: Das Mädchen überquerte die Fahrbahn ohne Schuhe und Wäsche — nur mit einem leichten Seidenkleid. Und das trug es über dem Arm.
Eine Nackte auf dem Broadway!
Es gab Leute, die das nackte Mädchen sahen und nicht einmal stehenblieben. Zu blöd, auf welche Reklamegags manche Leute verfielen! Vielleicht wollte sich das Mädchen interessant machen, möglicherweise brauchte das Girl Publicity — oder es war ganz einfach McKee, bis obenhin voll mit Rauschgift. Das Girl ging wie auf Wolken, schien weder zu hören noch zu sehen, was ringsherum geschah. Auch das Hupen und die kreischenden Bremsen stoppender Autos störten es nicht.
Im nächsten Moment fiel der Schuß. Er klang wie die Fehlzündung eines Automotors, ein scheinbar unwichtiger Teil der großen Geräuschkulisse.
Aber für das Mädchen bedeutete er den Tod.
Das Girl zuckte zusammen, als sei es geschlagen worden. Sein leeres Lächeln zerfaserte, wurde von einem Ausdruck naiven Erstaunens abgelöst — dann war auch das vorbei.
Das Girl brach zusammen, mitten auf der Straße. Das Kleid geriet dabei unter den Körper und färbte sich rot. Autofahrer sprangen aus ihren Wagen, und Fußgänger rannten zu der Stelle, wo das Mädchen jetzt reglos auf dem Asphalt lag. In ihren Gesichtern war kaum Anteilnahme, nur eine grimmige, verbissene Neugierde.
***
Die große, brutale Stadt hatte ein weiteres Opfer gefordert.
Ein Mann beugte sich über das Mädchen und untersuchte es flüchtig.
»Ich bin Arzt«, sagte er dabei. Er richtete sich schnell wieder auf. »Da ist nichts mehr zu machen.« Er nahm seine Brille ab. »Sie ist tot.«
***
Charles Morgan handelte wie in einem Zustand von Trance. Er nahm die Pistole aus der Schublade und überzeugte sich davon, daß das Magazin geladen war. Er schob die Waffe in seine Jaekettasche, stellte fest, daß sie eine zu auffällige Ausbeulung verursachte, und brachte sie schließlich in der Gesäßtasche unter.
Als er das Haus verließ und zu seinem Wagen ging, wurde ihm klar, daß nach seiner Rückkehr alles anders sein würde. Alles. Aber war es das nicht schon jetzt?
Er musterte das große weiße Haus, für dessen Bau er soviel Zeit und Geld verwendet hatte. Es war der schönste Bungalow in der Village Road — ein Haus, das Architekten zu sehen begehrten, weil es selbst heute noch, drei Jahre nach seiner Fertigstellung, als Musterbeispiel modernen, kultivierten Wohnens galt. Er, Tom und Sue hatten in diesem Haus einige glückliche Jahre verbracht, aber das war nur noch Erinnerung.
Erst hatte es Tom erwischt, dann Sue — und jetzt war er dran. Nein, nicht er! Er war nur ein Werkzeug. Jetzt würde es den Mann treffen, der Tom, Sue und sicherlich tausend andere auf dem Gewissen hatte.
Charles Morgan setzte sich an das Steuer seines großen cremefarbigen Cadillac. Bill, der Chauffeur, kam, vom Knallen des Wagenschlags angelockt, aus der Garage geeilt. Charles Morgan kurbelte das Fenster herunter und lächelte matt. »Danke, Bill — ich brauche Sie nicht.«
Er setzte den Wagen zurück, um wenden zu können, dann fuhr er durch den großen gepflegten Garten hinab zur Straße. Sicherlich war das, was er vorhatte, purer Wahnsinn, aber es gibt im Leben eines jeden Menschen Augenblicke, wo rationelles Denken und Handeln einfach sinnlos wird, wo man einer anderen, viel wichtigeren Stimme gehorchen muß. Dieser Augenblick war für ihn gekommen.
Er fuhr stadtwärts. Er hatte keine Eile. Er ließ sein Leben noch einmal Revue passieren, das Leben mit Jane, seiner Frau, die viel zu früh gestorben war, das Leben mit Tom und Sue, seinen Kindern, die einem Tod ausgeliefert worden waren, der kalkulierbar und manipulierbar war, eine Ware, an der andere Millionen verdienten.
Charles Morgan lenkte seinen schweren Wagen mit einiger Mühe in eine Parklücke der schmalen, tristen Charbury Street, Brooklyn. Er stieg aus und ging die Straße hinab. Vor dem Haus Nummer 49 blieb er stehen. Es wirkte weniger heruntergekommen als seine Nachbarn; ein neuer Fassadenanstrich und moderne Poster ließen es beinahe nobel erscheinen.
Charles Morgan war erstaunlich ruhig, als er die Treppe zum Eingang hinauf stieg. Ein Blick auf die Namensschilder zeigte ihm, daß Derek Broziani im ersten Stockwerk wohnte. Zwei Minuten später hatte Charles Morgan die weißlackierte Wohnungstür erreicht. Er drückte auf den Klingelknopf.
Ein Mädchen öffnete ihm — ein etwa zwanzigjähriges Ding mit rötlichblondem Haar, das es zu einem sogenannten Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie war mit knapp sitzenden Jeans und einer weißen Bluse bekleidet. Charles Morgan bemerkte, daß sie keinen BH trug. Er war irritiert — wenn auch keineswegs durch die Attraktivität der jungen Dame. Die Freundin Derek Brozianis stand einfach nicht auf seinem Programm.
»Ich möchte zu Derek«, sagte er.
»Der ist nicht zu Hause«, erwiderte das Mädchen. »Er ist unterwegs, um ein paar Sachen zu besorgen.« Sie musterte ihn mit der penetranten Unbekümmertheit der Jugend und lächelte dabei. »Kann ich ihm was bestellen?«
»Nicht nötig«, sagte Charles Morgan und trat ungefragt über die Schwelle. »Ich warte hier auf ihn.«
»He, ich bin nicht befugt, Sie oder einen anderen reinzulassen!« protestierte das Mädchen.
Charles Morgan ignorierte ihren Einspruch. Er durchquerte die kleine dunkle Diele und strebte auf die halboffene Wohnzimmertür zu. Er stoppte an der Schwelle.
»He, wer sind Sie?« fragte das Mädchen wütend. »Was hat das zu bedeuten?«
Er antwortete auch jetzt nicht. Das vor ihm liegende Wohnzimmer war groß. An den Wänden hingen Popposter mit ausgefallenen Motiven.
Der Raum war mit einigen bequemen Polstermöbeln und einer riesigen Liege ausgestattet.
Andere Möbel gab es nicht. Auf dem Boden und den Sesseln lagen Schallplatten herum — das Ganze machte einen recht unaufgeräumten Eindruck, wirkte aber nicht so verkommen, wie er erwartet hatte. Er ging auf einen Sessel zu, der zur Tür wies, räumte ihn ab und setzte sich.
»Sie haben Nerven!« meinte das Mädchen und stemmte seine Arme in die Hüften. Sie sah eher erstaunt als wirklich böse aus.
Er legte ein Bein über, das andere und wunderte sich, wie entspannt er zu sein vermochte. »Sind Sie Dereks Freundin?« erkundigte er sich höflich.
»Was geht Sie das an?«
»Nichts, Sie haben recht — aber Ich interessiere mich für Derek«, sagte er.
Das Mädchen setzte sich neben die Tür auf einen unbequemen Stuhl. Es schien fast so, als versuchte sie damit zu demonstrieren, daß ihr an einer möglichst großen Distanz zu ihm gelegen war.
»Sind Sie ’n Bulle?« fragte das Mädchen. Sie wartete seine Antwort nicht ab und sagte fast im gleichen Atemzug: »Nee, bestimmt nicht. Dafür sehen Sie zu gut aus. Richtig vornehm. Wie ’n reicher Stinker. Außerdem sind Sie zu alt für den Polizeidienst.«
»Muß Derek denn Angst vor der Polizei haben?« fragte Charles Morgan spöttisch.
»Derek fürchtet sich vor niemand«, behauptete das Mädchen und hob ihr Kinn.
»Kein Wunder bei den Drogen, die er schluckt! Wahrscheinlich ist er größtenteils im Trance«, sagte Charles Morgan bitter. »Leisten Sie ihm dabei Gesellschaft?«
»Sie können mich mal!« meinte das Mädchen heftig. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich heiße Morgan. Charles Morgan.« Im Gesicht des Mädchens zeichnete sich eine jähe Veränderung ab. In ihren hübschen hellblauen Augen flackerte auf einmal Angst.
»Oh«, sagte sie nur.
»Ich sehe, daß Sie mich kennen«, stellte er sachlich fest.
»Ich — ich habe im Radio gehört, was geschehen ist«, stammelte sie. Ihre Selbstsicherheit war buchstäblich in die Brüche gegangen. Charles Morgan wertete das als klares Schuldgeständnis.
»Ich war vor ein paar Stunden im Leichenschauhaus«, sagte er und wunderte sich, wie ruhig seine Stimme klang. »Ich mußte Sue identifizieren.«
»Was hat das mit Derek zu tun?« fragte das Mädchen.
»Eine ganze Menge — und das wissen Sie!«
»Was soll das heißen?« stieß sie hervor.
»Ich wüßte gern, wie viele junge Menschen Derek auf dem Gewissen hat«, sagte Charles Morgan und starrte dem Mädchen in die Augen. »Vor allem wüßte ich gern, warum Menschen Ihres Schlages nicht die nötige Courage haben, einen Burschen von Dereks Kaliber zu meiden.«
»Er braucht jemand, der ihm hilft«, sagte das Mädchen. »Ich liebe ihn.«
»Kann man einen Süchtigen lieben?« Wollte Charles Morgan wissen. »Ihnen muß doch klar sein, daß er Ihre Liebe niemals erwidern kann. Er liebt nur das Gift.«
»Er ist ein Verführter und kein Verführer«, erwiderte das Mädchen. »Und Liebe fragt nicht nach Nutzen oder Lohn. Das sollten Sie eigentlich wissen.«
»Schöne Worte«, höhnte er. »Wahre Worte. Aber sie bleiben hohl und phrasenhaft, wenn die Wirklichkeit nicht zu ihnen paßt.«
Das Mädchen wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment wurde die Wohnungstür aufgeschlossen. Das Mädchen sprang auf und rief: »Hau ab, Derek — Morgan ist hier!«
Charles Morgan erhob sich mit einem Ruck. In der Diele ertönten Schritte und kamen näher. Ein junger Mann betrat den Raum. Er trug einen stark taillierten, dunkelbraunen Samtanzug mit einem am