Trevellian - Bis ihn der Teufel holte: Action Krimi
Von Cedric Balmore
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Der Killer kam näher, leicht geduckt. In den kleinen lauernden Augen die Konzentration des Jägers, aber auch die Mordlust einer Bestie. Er war ein Mann, der keinen Pardon kannte. Töten war für ihn nur ein Job.
»Den Strick«, preßte der Killer durch seine Zähne. »Wo hast du ihn?«
»Ich habe keinen.«
»Eine Wäscheleine tut's auch, mein Junge«, sagte er.
Er hatte eine flache Stimme, und sie hörte sich an, als sei er völlig außer Atem. Aber dieser Eindruck war falsch. Der Killer war völlig gelassen wie immer, wenn einer seiner Aufträge sich dem Höhepunkt näherte und wenn er beweisen mußte, daß er der perfekte Mörder war.
»Was wollen Sie damit?« murmelte Tony Baker.
Seine Kleider klebten ihm durchschwitzt am Körper, und er bemühte sich vergeblich darum, sein konstantes Zittern abzustellen.
»Dich fesseln, Tony«, sagte der Killer. »Was denn sonst?«
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Trevellian - Bis ihn der Teufel holte - Cedric Balmore
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© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Trevellian - Bis ihn der Teufel holte: Action Krimi
Cedric Balmore
»Nein!« keuchte Tony Baker. »Nein!« Er wich vor dem Killer zurück, stieß einen Stuhl um und stolperte darüber, ohne zu fallen. Im nächsten Moment prallte er mit seinem Rücken gegen die Wand. Sein angstvoller Blick irrte durch den Raum, suchte eine Waffe, einen Fluchtweg. Aber er wußte, daß das alles sinnlos war. Der Tod hatte ihn eingeholt.
Der Killer kam näher, leicht geduckt. In den kleinen lauernden Augen die Konzentration des Jägers, aber auch die Mordlust einer Bestie. Er war ein Mann, der keinen Pardon kannte. Töten war für ihn nur ein Job.
»Den Strick«, preßte der Killer durch seine Zähne. »Wo hast du ihn?«
»Ich habe keinen.«
»Eine Wäscheleine tut’s auch, mein Junge«, sagte er.
Er hatte eine flache Stimme, und sie hörte sich an, als sei er völlig außer Atem. Aber dieser Eindruck war falsch. Der Killer war völlig gelassen wie immer, wenn einer seiner Aufträge sich dem Höhepunkt näherte und wenn er beweisen mußte, daß er der perfekte Mörder war.
»Was wollen Sie damit?« murmelte Tony Baker.
Seine Kleider klebten ihm durchschwitzt am Körper, und er bemühte sich vergeblich darum, sein konstantes Zittern abzustellen.
»Dich fesseln, Tony«, sagte der Killer. »Was denn sonst?«
»Warum wollen Sie das tun? Warum?« stieß Tony Baker hervor.
***
»Weißt du das nicht, Tony?« fragte der Killer.
Schade, daß er keine Zeit hatte, diesen Dialog fortzusetzen. Das letzte Gespräch mit seinem Opfer! Der Killer genoß diese Situation. Sie bereitete ihm ein unterschwelliges Vergnügen, auf das er nur ungern verzichtete — aber diesmal war Eile geboten, denn sicherlich kehrte der G-man noch einmal in Tonys Wohnung zurück.
»Ich weiß gar nichts«, meinte Tony erregt.
Natürlich war das gelogen. Er hatte befürchtet, daß es eines Tages so kommen würde, so und nicht anders. Warum hatte er sich nicht besser auf diese Stunde vorbereitet? Es war doch klar gewesen, daß sie ihn eines Tages durchschauen und bestrafen würden!
»Beeil dich, mein Junge — sonst muß ich dir weh tun«, drohte der Killer.
»Ich besitze keine Wäscheleine«, erwiderte Tony Baker schwer atmend. Er war achtzehn, sah aber bedeutend älter aus. Dafür sorgten schon der dunkelglänzende Kinnbart und die dichten Koteletten, ganz zu schweigen von dem schulterlangen Haar. Sein Aussehen hatte ihm den Spitznamen »Missionar« eingebracht, obwohl jeder, der ihn kannte, genau wußte, daß Tony Baker zeit seines Lebens weit davon entfernt gewesen war, christliche Ideale zu predigen.
»Okay«, sagte der Killer, »dann nehmen wir die Leitungsschnur der Stehlampe.«
»Was haben Sie mit mir vor?« fragte Tony Baker.
»Ich will dir einen kleinen Schrecken einjagen, einen, den du nie wieder vergißt.«
»Ich will mit dem Boß sprechen — lassen Sie mich mit ihm telefonieren, bitte.«
»Der Boß ist nicht zu sprechen — nicht für dich, mein Junge.«
Tony Baker jumpte nach vorn. Es war, als würde er wie ein Pfeil von einer Sehne abgeschossen, aber sein Sprung wurde jäh gebremst. Der vorschnellende Fuß des Killers brachte ihn hart zu Fall. Tony Baker blieb wie betäubt liegen; es war, als müßte er sich einreden, daß dies alles nur ein böser Traum war und daß das Dunkel, das in der Beuge seines Ellenbogens herrschte, in einen sanften Schlaf münden würde.
Ein scharfes, reißendes Geräusch ließ ihn hochzucken. Er sprang auf und sah, daß der Killer die Lampenschnur aus ihrer Befestigung gerissen hatte.
»Mach sie da oben fest!« kommandierte der Killer und wies mit dem Kopf an den Stahlhaken, der die Deckenlampe hielt. Tony Baker griff nach dem Strick und überlegte, ob er ihn dem Mann um den Hals werfen konnte. Verdammt, er mußte doch etwas tun, er konnte doch nicht einfach zusehen und zulassen, wie man ihn umbrachte — kaltblütig ermordete!
Aber vielleicht war wirklich alles nur ein Spiel, ein grausames Manöver, das dem Zweck diente, ihn zu kurieren, ihn zuverlässiger zu machen.
Warum sollten sie ihn töten? Seine Verfehlungen waren nicht so schlimmer Natur, daß sie ein Verbrechen dieser Art rechtfertigten, einen Mord!
»Ich warte, aber nicht mehr lange«, grollte der Killer und ballte die Fäuste.
»Wie soll ich denn da oben rankommen?« murmelte Tony Baker.
»Steig auf den Tisch.«
Tony Baker gehorchte. Hier oben hatte er die Chance, seinen Gegner anzuspringen und durch die Wucht des Aufpralls zu Boden zu reißen. Die Frage war nur, ob draußen, vor der Wohnungstür, nicht ein oder zwei Männer standen, die das Unternehmen absicherten und dem Killer Rückendeckung lieferten.
Tony Baker verknotete das Lampenkabel an dem Deckenhaken und fragte sich, warum er das alles tat, weshalb er nicht um sein Leben kämpfte.
Lag es daran, daß er trotz seiner Befürchtungen noch immer nicht glauben konnte oder wollte, daß jetzt alles aus sein sollte, aus und vorbei? Oder lag es an dem Respekt, an der Furcht, die er vor dem Killer und dessen Auftraggebern hatte?
Was es auch sein mochte: Er beugte sich den Befehlen dieses Mannes, auch wenn er bemüht war, sie mit Worten und Taten zu verzögern.
»Gut so?« fragte er.
»Jetzt die Schlinge«, sagte der Killer. Tony Bakers Zittern verstärkte sich. »Die Schlinge?«
»Ich erkläre dir, wie das gemacht wird.«
»Wenn Sie glauben, daß ich mich aufhänge, irren Sie sich!« stieß Tony Baker hervor.
»Die Schlinge«, widerholte der Killer ruhig und erklärte ohne eine Spur von Erregung, wo Tony Baker sie zu knüpfen hatte. Der Junge gehorchte.
»Gut so«, meinte der Killer. »Steck deinen Kopf hinein, los.«
»Ich bin doch nicht verrückt.«
Der Killer zog einen Revolver aus seinem Hosenbund. »Wäre dir das lieber?« fragte er.
»Hören Sie auf, mich zu quälen!«
»Ich zähle bis drei«, sagte der Killer mit seiner flachen, leidenschaftslosen Stimme. »Eins, zwei…«
Tony Baker sah das kalte, mordlustige Glit zern in den Augen seines Gegners und schob rasch den Kopf in die Schlinge, zusammen mit seinen Fäusten, die die Lampenschnur umklammert hielten und von denen er glaubte, daß sie eine gewisse Absicherung gegen den Ernstfall bedeuteten.
Der Killer nickte. »Brav, mein Junge«, sagte er.
Im nächsten Moment schnellte sein Bein nach vorn und stieß den Tisch um.
Tony Baker wollte schreien, aber er brachte nur einen krächzenden Laut zustande. Seine Beine hingen hilflos in der Luft. Der Killer schob den Revolver in seinen Hosenbund zurück, hob den Stuhl auf, schaute sich noch mal in dem Zimmer um und ging dann hinaus, ohne seinem Opfer einen letzten Blick zu schenken.
***
Als ich die Hand nach dem Klingelknopf ausstreckte, bemerkte ich, daß die Tür nur angelehnt war. Ich klingelte trotzdem. Erst nach dem dritten ergebnislosen Klingelversuch schob ich die Tür mit der Fußspitze zurück und trat über die Schwelle.
»Hallo!« rief ich, wenn auch nur halblaut, denn das Wort erstarb mir gleichsam auf der Zunge.
Im Wohnzimmer brannte Licht. Die Tür zur Diele stand offen. Ich sah den Toten sofort. Er hing an einem dünnen Strick von der Decke herab. Tony Baker!
Achtzehn Jahre alt. Zwölf Monate davon hatte er in einem Jugendstraflager zugebracht. Ich hatte einen gallebitteren Geschmack im Mund, wie immer, wenn sich mir die Frage aufdrängte, was mit einer Gesellschaft los ist, in der ein junger Mensch auf diese Weise enden kann.
Ich weiß, daß es auf diese Fragen tausend scheinbar plausible Antworten gibt, ich weiß aber auch, daß Dialektik keine Lösung der bestehenden Probleme zuwege bringen kann.
Ich schaute mich nach einem Telefon um. Es gab keins.
Im Treppenhaus ertönten Schritte, kamen näher, stoppten vor der Tür. Es klingelte.
»Die Tür ist nur angelehnt!« rief ich.
Im nächsten Moment kam Winding herein. Ausgerechnet Humphrey Winding!
Ein Sensationsreporter, dessen Kolumnen von Millionen gelesen wurden, ein harter, gerissener Endvierziger, der über Leichen ging, wenn er damit einen Knüller landen konnte, ein Mann, für den die Wahrheit nur ein Werkmaterial war, das man beliebig