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APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH
APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH
APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH
eBook268 Seiten2 Stunden

APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH

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Über dieses E-Book

APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH sind zwei Theaterstücke, die ausschließlich aus Gedichten bestehen.
APOKATASTASIS handelt von einem Studenten der Literaturwissenschaft, der in der Weimarer Fürstengruft auf zwei Pärchen trifft, die nicht unterschiedlicher hätten sein können.
PUBLIKUMSGESPRÄCH beginnt dann, wenn die eigentliche Aufführung beendet ist. Zwei Zuschauer verweilen auf ihren Plätzen und bekommen so eine ganz private Vorstellung, in die sie bald schon involviert werden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Apr. 2022
ISBN9783754189924
APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH
Autor

Mäander Visby

*1985 Thüringen.

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    Buchvorschau

    APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH - Mäander Visby

    APOKATASTASIS

    EIN EINAKTER

    VON MÄANDER VISBY

    PERSONEN

    ROMEO MONTAGUE & JULIA CAPULET

    – Italienisches Liebespaar

    BONNIE PARKER & CLYDE BARROW

    – US-amerikanisches Verbrecherpaar

    STUDENT

    – Der Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt

    Hol die Vergangenheit nur zurück,

    wenn du auf ihr aufbauen willst.

    Doménico Cieri Estrada

    Weimarer Fürstengruft:

    Vor den beiden Eichensärgen von Goethe und Schiller steht, kurz vor Ende der Öffnungszeiten dieser historischen Grabstätte, ein Student der Literaturwissenschaft und betrachtet melancholisch die zwei aufgebahrten deutschen Dichter.

    STUDENT

    Der Eine sah das Schicksal kommen,

    Was bald dem Andren schon ereilte.

    Er konnte ihm damit nur helfen,

    Indem ers Schicksal mit ihm teilte.

    Und was der Eine noch nicht wusste,

    Das konnt' der Andre bloß erahnen.

    Der ohne Sorgen, der nichts musste,

    Der nahm sich plötzlich vor zu planen.

    Der Eine wollte fliegen lernen,

    Meist über jedes Ziel hinweg.

    Der Andre flog zum Himmel rauf,

    Doch stets mit Landung hart gen Dreck.

    Ja, und wie lebte nur der Eine,

    Zufrieden, ohne jeden Streit,

    Wenngleich der Andre, Besserwisser,

    Nicht nutzen konnte diese Zeit.

    Der Eine kannte die Moral,

    Von der er selber gerne spricht.

    Der Andre schrieb die Worte nieder,

    Sodass er musste vor Gericht.

    Und was den Einen so verbittert,

    Das stimmt den Andren wieder zahm.

    Wo's aber dann ums Geld noch ging,

    Verloren beide ihren Charme.

    Der Eine wollte schließlich kämpfen.

    Der Andre war da noch entspannt.

    Doch als des Richters Spruch ertönte,

    Da wurd' der Eine just verbannt.

    Von nun an war der Eine einsam

    Und voll von Trauer so allein.

    Und was der Andre gar nicht wusste:

    Sie beide hatten was gemein.

    Der Teufel aber hörte's Fluchen,

    Was einst der Eine von sich gab.

    Erzittern tat darauf der Andre,

    Der schon den Einen sah im Grab.

    Der Teufel zog sogleich den Einen

    Ins saftig grüne Gras hinein –

    Bis dann das Grüne dunkler wurde,

    Wo Erde wird zu Feuerstein.

    Ein Blümchen zierte diese Stelle,

    Da, wo der Eine mit sich rang,

    Als dieser, der genannt der Andre,

    Ein Loblied für den Einen sang.

    Erstaunlich war der Ton alleine,

    Der schallte übers Moor hinaus,

    Als zog's dem Einen jäh am Beine.

    Und Punkt war's mit den beiden aus.

    Und was dem Einen mit dem Andren

    Weit übers Ziel hinaus verband,

    Das war vernichtend, als man später

    Die Reste beider wiederfand.

    Schlussendlich lagen sie zusammen

    In einem finstren Knochenhaufen.

    Und ihre Münder standen offen

    Und waren immer noch am Laufen.

    Sie sprachen beide unaufhörlich

    Von all den guten alten Zeiten.

    Und bis zum jüngsten Tag auf Erden,

    Gab es nie wieder Grund zum Streiten.

    Das Licht in der Fürstengruft wird ausgeschaltet.

    Die Saale, Unstrut und der Rest,

    Verbreiten fleißig weiter Pest.

    Gedanken an den Schwarzen Tod?

    Verfolgen sie dich in der Not?

    Barbarisch sind sie für ein jeden!

    Verstummen dich, willst du auch reden!

    Verfolgen dich bis in das Mark!

    Sie schwächen dich, bist du auch stark!

    Und ist der Bann an einem Brechen –

    Die Menschen sterben! Willst du Rächen?

    Doch niemand wehrt sich dieser Plage!

    Und niemand wehrt sich dieser Tage!

    Stolz nimmt ein jeder Mensch sich an

    Der Pest, auch für den Nebenmann.

    Man fühlt sich wohl im Unwohlsein,

    Besetzt das Feld ins Land hinein.

    Man wälzt sich in dem tiefsten Dreck.

    Man denkt somit, die Pest geht weg.

    Doch hört ihr, wie der Körper schreit?

    Ein Ende ist nun nicht mehr weit.

    Verständnis für die vielen Kranken?

    Da lässt die Pest ganz herzlich danken.

    Den Jüngsten, auch mit seiner Decke,

    Den bringt der Tod noch um die Ecke!

    Und hungrig fressen sie aus Schalen.

    Wer soll die volle Rechnung zahlen?

    Das Bild vom armen Bettelmann,

    Dies malt ein Künstler irgendwann.

    Und horrend blässlich ist verhaftet:

    Der Sensenmann ist unbewaffnet!

    Er zieht bloß übers Bachbemoose

    Und steckt das Hemdchen in die Hose.

    Er kommt ins Straucheln, wie verhext.

    Dort zeichnet sich im Bild ein Text:

    Die Saale, Unstrut und die Helme,

    Die sind gerissen wie die Schelme.

    Und wissend, was sie mit sich führen,

    So lassen sie's die Menschen spüren.

    Und gut und gläubig trinken Zecken

    Den Wein, um etwas abzuspecken.

    Das Notlicht geht in der Fürstengruft an.

    Der Künstler, der dies Bildchen malt:

    Die Königin, die ihn bezahlt.

    Das Volk, in Unmut eingehüllt,

    Das brav die Kassen ihr befüllt.

    Sie bringen nun der Prasserei

    Ganz viele neue Töne bei.

    So bringen sie die Königin

    Um, durch die schönste Dienerin.

    Der Künstler kam auch nicht davon.

    Oh, wie nun alles Glück zerronn'.

    Auf seinem Bild, mit Namen Pest,

    Da pochten sie den Künstler fest.

    Der schwarze Maler sah recht schwarz,

    Fand sein Exil im schönen Harz.

    Er tanzt noch heute auf dem Brocken,

    Zur Hexennacht und ohne Socken.

    Eine Taschenlampe leuchtet in der Gruft umher.

    Der Student versteckt sich hinter Goethes Sarg.

    Wie können Dichter nur erzählen, wie sie leben?!

    Mir wär' es peinlich, ins Detail zu gehen. Aber:

    Ich trockne meine langen Haare an der Heizung.

    Das spart den Fön, den Strom, den Krach. Doch nicht das Denken.

    Ich bild' mir ein, ich würde schneller dran ergrauen.

    Ein Bett, Kommode, Sessel, Tisch, zwei Regenschirme –

    Nicht mehr bedarf es heut', um Weisheit zu erlangen.

    Ein Bild vielleicht noch an der Wand – von einem Fräulein,

    Das mich in jeder Ecke leicht erspähen sollte,

    Damit ihr strenger Blick mich strafen kann, wenn nötig.

    Den Tabak muss ich einfach in der Pfeife rauchen!

    Nostalgisch gelbe Wände drohen mit Vergeltung.

    Ach, meine Weste kann die Reinheit nicht ertragen,

    Drum sind bei Tisch Manieren selten zu beachten,

    Wenngleich das Fräulein an der Wand beherzt verunglimpft.

    Sie sagt zu mir, ich solle lieber auswärts essen,

    Damit sie sich nicht fühlen müsse wie bei Tieren –

    Besonders Schweine, denke ich, nachdem sie grunzte.

    Ich esse aber für gewöhnlich nicht zu Hause.

    Allein zur Nacht betrete ich mein Heim, zum Schlafen.

    Die Menschen, wenn sie hören wie wir Dichter hausen,

    Empören sich und hadern mit der Lebensweise,

    Die sie in unsren Werken aber nicht erkennen.

    Jedoch auch wir empören uns an all den Menschen,

    Die keinen Ausdruck haben und nicht schreiben können.

    Abgespielt wird Romeo & Juliet von Dire Straits.

    Die Musik wird im Dunkeln immer lauter, sodass der Student eilig den Sarg von Goethe öffnet, um sich darin zu verstecken.

    Mit einem Blick in den Sarg, entscheidet er sich jedoch für den Sarg von Schiller, wo er sich prompt hineinlegt.

    Auftritt Romeo Montague und Julia Capulet.

    Romeo trägt die leblose Julia herein und legt sie vor den beiden Särgen ab.

    ROMEO MONTAGUE

    Ach, wenn ich dich so küsse,

    Verstohlen auf die Stirn,

    Und du noch in den Träumen liegst,

    Mein Liebes,

    Dass selbst ein heitres Liedchen

    Dich nicht erwecken kann,

    Dann bete ich ganz fest für dich,

    Mein Liebes,

    Und streichle deine Wangen

    Und leg' dir in den Mund,

    Dass nie du von mir gehen sollst,

    Mein Liebes.

    Romeo greift in seine Tasche und holt ein Gläschen mit Gift hervor.

    Oh, die Welt ist zerstört und nun geht es nicht weiter:

    Sind die Ziele verspielt durch Figuren der Macht!

    Hast das Ende verdient, du Möchtegern-Reiter!

    Hast die Guten verführt und uns Elend gebracht!

    Wir sind nie ganz verbunden, du König der Lügen!

    Hast es nicht überwunden: Dein Geist wurd' entehrt!

    Ja, du konntest nicht ahnen: Ich roch dein Betrügen!

    Ich kann dich nur noch warnen: Du handelst verkehrt!

    Nun schau' über dein Unrecht und tauch' danach unter!

    In dem Wasser, du Buntspecht, wird Gnade verschenkt!

    Nimm sie an oder sterbe, nur treib' es nicht bunter,

    Denn dein Kopf ist die Erde! Halt' ihn bloß gesenkt!

    Ach, das Wasser ist trübe, wenn du es verwaltest!

    Sei gewiss, meine Liebe, die trocknet nicht aus!

    Ja, ich bin deine Zukunft, wenn du sie gestaltest,

    Denn auch ich bin viel lieber der Mann als die Maus!

    Der Student öffnet Schillers Sarg und steigt heraus.

    Romeo erschreckt sich und zieht sofort seinen Dolch, lässt diesen aber dann fallen, als sich der leichenblasse Student auf ihn zubewegt und obendrein zu sprechen beginnt.

    STUDENT

    Allein mein Hintern ist noch trocken.

    Die andre Seite trieft vor Nässe.

    Die Hose ließ ich ganz herunter.

    Ich stand im Sturm und im Gewitter.

    Ach, das Gefühl war schlicht erdrückend –

    Wie unter Wasser hält man Köpfe –,

    Erfrischend, aber übertrieben:

    Ein Meer für einen vollen Eimer!

    Ein Auftritt wie in alten Zeiten.

    Getan ist endlich meine Buße!

    Nun könnt' ich sterben und verzagen.

    Doch vieles steht auf halber Strecke.

    Ich geh' zurück ins schlechte Wetter.

    Ich weiß, es ist mein fester Wille.

    Doch weit entfernt – so möcht' ich meinen –,

    Da seh' ich schon die Sonne strahlen.

    ROMEO MONTAGUE

    Milchige Nacht, wie ein Leichentuch sanft,

    Über die sterbende Altstadt gelegt.

    Kerzen versuchen zu nehmen die Angst,

    Leuchten am Fenster mit schwindender Kraft.

    Windiges Pfeifen erobert das Holz,

    Knistert die wärmende Stube entlang –

    Menschen und Tiere versammeln sich dort,

    Betend und wachend zum Schatten geformt.

    Stunde des Todes, verlautet Geläut!

    Milchige Nacht von der Mutter bezeugt.

    Einer von ihnen wird schmerzlich vermisst:

    Gatte und Vater verhüllte das Tuch.

    Kinder erkennen sein Seelchen im Licht –

    Zieht durch die Gassen und klopft an der Tür,

    Ruft ihre Namen. Der Liebsten ein Kuss –

    So sein Versprechen zur milchigen Nacht.

    STUDENT

    Drei Tage Hunger: Birnt es mir entgegen. Apfel rot und grün.

    Hast du drei Tage Hunger lang, dann frisst du Blumen, wenn sie blühn.

    Drei Tage Hunger: Ach, es gurken die Tomaten durchs Menü.

    Drei Tage Hunger: Nichts verzehrt! Am Abend schlimm. Am Schlimmsten früh!

    Drei Tage Hunger: In der Not fischt das Aroma aus dem Topf.

    Man zähle: Eins und zwei und drei! Der Magen leer und leer der Kopf!

    Drei Tage voll von Hunger, schmalzt der Hering süß aus dem Salat.

    Drei Tage Hunger: Du begehst so langsam an dir Selbstverrat!

    Drei Tage Hunger: Sauer reist das Salz aus der gerupften Gans.

    Nach nun drei Tagen Hunger, da beginnt für dich der Totentanz!

    Drei Tage Hungersqualen: Es schlawinert frech der Speck in Bern.

    Und nach drei Tagen Hunger, äßest du am vierten Tag so gern.

    Drei Tage Hunger: Oh, der Hunger teilt mit dir das schwere Leid.

    Wer teilt den Hunger – nicht die Speisen – denn in unsrer Christenheit?

    Drei Tage Hunger: Krusten pilzen voll von Kraut im Klößen-Park.

    Die Soßenbinder krallen fester, krähten sich am Schokosarg.

    Drei Tage Hunger: Sahnig schlägt das Eis ein Stückchen Torte vor.

    Und Zucker ziert die Gunst der Wiege an dem Kaffeekuchentor.

    Drei Tage Hungerskunst! Dies lobt der alte Meister vor dem Herd.

    Drei Tage Hunger, Leid und Qualen waren diese Zeilen wert.

    Julia Capulet erwacht aus dem Schlaf.

    JULIA CAPULET

    Dem Hunger folgt ein wildes Tier,

    Erspähend noch die kleinste Spur

    Im Schnee, auf Laub, im Sumpf, im Sand.

    Sogar im Wasser spürt es auf.

    Je länger man nichts essen kann,

    Besteht die Aussicht nicht auf Flucht,

    Denn dieses Tier – mit einem Satz –

    Gelangt an jeden Fleck der Welt.

    Gehalten wird es nur vom Herrn,

    An einer Leine aus Gehörn.

    Der Herr ist blass, gekleidet schwarz

    Und pfeift ein kühles Trauerlied.

    Die Zähne fletscht das wilde Tier,

    Hält Ausschau nach dem nächsten Biss.

    Ihm reicht schon, wer am Hunger nagt,

    Den zweiten oder dritten Tag.

    Am besten schmecken Kinder ihm,

    Die kaum geschmacklich sind gereift,

    Die einzig riechen nach der Milch,

    Genährt von spröder Mutterbrust.

    Dann packt es zu, das wilde Tier,

    Und reißt den leeren Magen auf.

    Der Herr, mit Namen Tod, krakeelt

    Und peitscht das Tier zur nächsten Spur.

    ROMEO MONTAGUE

    There was a beauty in the heat,

    In cold and gloomy winter time.

    Indeed, I saw the perfect crime,

    When I was looking at her skin.

    The truth is, oh, the greatest sin,

    But much more faithful than the creed.

    Of all the fabulous I've met:

    She is the storybook of sense!

    Her eyes are bright, her shine intense.

    And from the bottom of two hearts,

    The kindness rises and imparts

    Her stunning gorgeous silhouette.

    She is the last warm sunray still,

    Which

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