VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT
Von Mäander Visby
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Über dieses E-Book
Beide Handlungen entstehen mittels ihrer Dialoge, die eine Brücke zwischen klassischer Lyrik und moderner Sprache schlagen.
Mäander Visby
*1985 Thüringen.
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Buchvorschau
VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT - Mäander Visby
VON MENSCH ZU MENSCH
ELF BILDER IN APHORISMEN
VON MÄANDER VISBY
PERSONEN
FRAU FALKENHAGEN
FRAU KNIRSCH
FRAU REUSSE
HERR CLAUS
HERR RICHTER
HERR VOGELSANG
PROLOG
Vorderbühne:
Auftritt Herr Vogelsang, der in der Bühnenmitte verweilt.
HERR VOGELSANG
Die Welt ist die größtmögliche Theaterbühne,
Denn die Menschheit besteht allein aus Schauspielern.
Und jene geringfügige Menge,
Die sich ins selbst bezeichnete Theater verläuft,
Ist gewiss nur auf der Suche nach der Realität.
Auftritt Frau Knirsch, die von Herrn Vogelsang etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Vogelsang geht ab.
FRAU KNIRSCH
Gestern fragte ich die Leute,
Was sich ändert hier und heute,
Doch sie sagten: Auch noch morgen
Hat der Mensch die gleichen Sorgen.
Auftritt Herr Claus, der von Frau Knirsch etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Knirsch geht ab.
HERR CLAUS
Gesetze haben Hand und Fuß.
Weisheiten haben Herz und Verstand.
Auftritt Frau Falkenhagen, die von Herrn Claus etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Claus geht ab.
FRAU FALKENHAGEN
Ich halte mich an keine Gesetze,
Denn ich kann sie missachten oder brechen.
Ich halte mich jedoch an die Weisheiten,
Denn sonst würde ich mich selbst missachten
Oder mir gar mein Herz brechen.
Auftritt Herr Richter, der von Frau Falkenhagen etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Falkenhagen geht ab.
HERR RICHTER
Bei Allgemeinwissen ist es meistens so,
Dass es allgemein nicht gewusst wird.
Auftritt Frau Reusse, die von Herrn Richter etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Richter geht ab.
FRAU REUSSE
Der ehrlichen Träne bedarf es keinem Kommando,
Keiner vorgehaltenen Hand
Oder einer unangenehmen Gebärde –
Sie fließt durch und durch für sich und ist absolut glaubhaft,
Alleinig in der Beschaulichkeit des Augenblicks.
Auftritt Herr Vogelsang, der von Frau Reusse etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Reusse geht ab.
HERR VOGELSANG
Die Dummheit schläft und lacht.
Die Weisheit weint und wacht.
Auftritt Frau Knirsch, die von Herrn Vogelsang etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Vogelsang geht ab.
FRAU KNIRSCH
Es kauert und es lauert,
Es schauert und es trauert,
Es mauert und versauert,
So lang' es eben dauert.
Auftritt Herr Claus, der von Frau Knirsch etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Knirsch geht ab.
HERR CLAUS
So viele Menschen auf Erden – und so wenige, von denen man lernt.
Auftritt Frau Falkenhagen, die von Herrn Claus etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Claus geht ab.
FRAU FALKENHAGEN
Die kostbarste Währung des Menschen ist das Wissen –
Ein jeder besitzt genug davon,
Nur niemand will es ausgeben.
Auftritt Herr Richter, der von Frau Falkenhagen etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Falkenhagen geht ab.
HERR RICHTER
Krönt nie einen Schwätzer zum König, denn er wird nur von Taten sprechen!
Auftritt Frau Reusse, die von Herrn Richter etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Richter geht ab.
FRAU REUSSE
Lerne Mensch, damit du ganz verstehst
Und nicht aufgrund du lernen musst,
Denn irgendwann wird dir bewusst,
Dass du große Fehler so begehst.
Auftritt Herr Vogelsang, der von Frau Reusse etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Reusse geht ab.
HERR VOGELSANG
Wir leben in einer Zeit, in der Ratten nicht mehr rennen müssen.
Auftritt Frau Knirsch, die von Herrn Vogelsang etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Vogelsang geht ab.
FRAU KNIRSCH
Ach, gäbe es doch eine blasse Mülltonne,
In denen die Menschen ihre dummen Gedanken werfen könnten.
Ich denke, dass sie mindestens zweimal pro Woche geleert werden müsste –
Freitags und montags.
Der Müll sollte ins All geschossen werden,
Damit andere Zivilisationen uns nicht überschätzen.
Auftritt Herr Claus, der von Frau Knirsch etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Knirsch geht ab.
HERR CLAUS
Unsere heutige Wahrnehmung kostet uns unsere Sinne.
Auftritt Frau Falkenhagen, die von Herrn Claus etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Claus geht ab.
FRAU FALKENHAGEN
Damit ihr eines von mir wisst:
Auch ich bedien' mich einer List.
Auftritt Herr Richter, der von Frau Falkenhagen etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Frau Falkenhagen geht ab.
HERR RICHTER
Gebt Acht vor schwarzen Tauben, die sich in Mehl wälzen!
Auftritt Frau Reusse, die von Herrn Richter etwas ins Ohr geflüstert bekommt.
Herr Richter geht ab.
FRAU REUSSE
Es ist wichtiger ein guter Schauspieler zu sein als ein guter Mensch.
Frau Reusse geht ab.
I. BILD
Bühne:
In einer Kneipe an einem Tisch sitzen, beim Kartenspiel, Herr Richter, Herr Vogelsang und Herr Claus.
Frau Knirsch kellnert.
HERR VOGELSANG
Vor jeder weitreichenden, allmenschlichen Tragödie,
War das Hochgefühl am größten
Und die Vernunft am geringsten.
Und wie wir gerade ausgelassen und unvernünftig sind.
HERR RICHTER
Ach, wir gehn hausieren
Mit dem Provozieren
Und denken bei Verstand:
Sind wir nicht provokant?!
HERR CLAUS
Eine Gemeinschaft wird nie Teil der Gesellschaft sein!
Sie lachen und prosten sich zu.
HERR VOGELSANG
Des Menschen Plan ist es, die Pläne der anderen zu durchkreuzen.
HERR RICHTER
Wenn wir uns alle so an die Regeln halten würden, wie im Straßenverkehr,
Dann würden wir nur in den seltensten Fällen gegenseitig anstößig werden.
HERR CLAUS
Kein König,
Aber ein Land voller Narren!
Sie lachen und prosten sich zu.
Herr Richter zeigt Frau Knirsch drei Finger.
HERR VOGELSANG
Zauberei ist nur möglich, wenn das Publikum sich hinters Licht führen lassen will.
HERR RICHTER
Auf Besserung zu loben,
Heißt nicht dafür zu proben!
HERR CLAUS
Ich habe die Befürchtung, dass so mancher Mensch auf Erden nur zum Spielen ist.
Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.
FRAU KNIRSCH (geht)
Die Bedürfnisse der Dummen stillt man,
Indem man ohne Widerrede tut, was sie verlangen.
HERR CLAUS
Das Begriffsvermögen einer Gesellschaft zeigt sich im Umgangston.
HERR VOGELSANG
Wir verstehen alles. Und doch will niemand hören.
HERR RICHTER
Das schlechte Gewissen weiß, dass es am reinen Tisch keine Nahrung bekommt.
Sie lachen und prosten sich zu.
Herr Vogelsang zeigt Frau Knirsch drei Finger.
HERR CLAUS
Ein jeder nimmt sich viel zu ernst und lacht doch über andere.
HERR VOGELSANG
Ich habe verlernt zu lachen.
Außer über Lachende,
Die über Dritte herziehen.
HERR RICHTER
Der Mensch ist das satirischste Lebewesen auf Erden.
Und sein Humor ist beißend!
Herr Richter tut, als würde er nach Frau Knirsch beißen, während sie drei Schnäpse auf den Tisch stellt.
FRAU KNIRSCH (geht)
Ein mangelndes Benehmen zeugt von einer mangelnden Intelligenz.
HERR RICHTER
Oh, töricht wäre es zu glauben,
Wir könnten alles uns erlauben.
HERR CLAUS
Großspurigkeit nimmt immer den Platz ganz für sich allein ein.
HERR VOGELSANG
Ich bin in bester Gesellschaft, wenn ich mit mir allein bin und auf mein Wohl trinke.
Sie lachen und prosten sich zu.
Herr Claus zeigt Frau Knirsch drei Finger.
HERR RICHTER
Jede Frau braucht einen Thüringer!
HERR CLAUS
Ein Thüringer Ratschlag:
Beweist Größe –
Verspeist Klöße!
HERR VOGELSANG
Gebt Acht: Geht nirgends hin zu dritt!
Denn kommt bei zwei'n ein dritter mit,
Hält der mit beiden meist nicht Schritt.
Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.
FRAU KNIRSCH (geht)
Es gibt keinen blasseren Schimmer als den erröteten Kopf der Dummheit.
HERR VOGELSANG
Das Recht, etwas sagen zu dürfen, sollten nur die bekommen, die auch etwas zu sagen haben!
HERR RICHTER
Wer zu einem runden Tisch einberuft,
Der will an ihm auch keine Ecken und Kanten sitzen haben.
HERR CLAUS
Wer Politiker zitiert, ist mit der Argumentation schon am Ende.
Sie lachen und prosten sich zu.
HERR VOGELSANG
Der Anfang der Demokratie war das Ende der Liebe.
HERR RICHTER
Politiker realisieren die Albträume ihrer Wähler, anstatt deren Träume zu verwirklichen.
HERR CLAUS
Der Wähler verliert nur zwei Stimmen, während die Politik ihr Gesicht verliert.
Herr Richter zeigt Frau Knirsch drei Finger.
HERR VOGELSANG
Wer nicht wählt, der hat auch eine Entscheidung getroffen.
HERR RICHTER
Das schwerste Los ist die freie Auswahl.
HERR CLAUS
Wir alle haben keine Wahl –
Ja, außer zwischen Kopf und Zahl.
Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.
FRAU KNIRSCH (geht)
Es ist nicht schwer, eine Münze von Kopf auf Zahl zu wenden.
Sie hingegen von Zahl auf Kopf umzumünzen, ist schier unmöglich.
HERR CLAUS
Es heißt:
Zahlen haben einen Wert.
Doch es ist umgekehrt:
Sie sind ohne jeden Wert!
Das wäre nun geklärt.
HERR VOGELSANG
Mit einer Handvoll Münzen lässt es sich schlecht die Hände reichen.
HERR RICHTER
Wenn der Reiche bettelt, kommen mir die Tränen.
Sie lachen und prosten sich zu.
Frau Knirsch bringt ihnen einen kleinen Snack.
FRAU KNIRSCH (geht)
Ein Tisch mit vielen Gaben,
Wird keinen Frieden haben.
HERR CLAUS
Essen, das man sich verdient hat, wird zubereitet oder bezahlt.
HERR VOGELSANG
Wo Ratten schon am Hungertuche nagen,
Da seufzen Menschen selbst am leeren Magen.
HERR RICHTER
Im Vordergrund
Steht stets der Schlund.
Doch der Magen
Hat das Sagen!
Herr Vogelsang zeigt Frau Knirsch drei Finger.
HERR CLAUS
Wie schnell doch Menschen zeigen,
Zu was sie maßlos neigen.
HERR VOGELSANG
Am Reste essen
Wird man gemessen.
HERR RICHTER
Wer satt ist, isst niemanden etwas weg.
Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.
FRAU KNIRSCH (geht)
Ach, der schwache Geist,
Einzig er beweist,
Wie der Mensch zumeist
Dies und das verspeist,
Jenes um sich schmeißt
Und derart entgleist.
HERR RICHTER
Manieren können außer Kraft gesetzt werden,
Wenn jemand es nicht Wert ist, manierlich behandelt zu werden.
HERR CLAUS
Wo höflich ist das Kind,
Da weht ums Ohr kein Wind.
HERR VOGELSANG (steigt auf den Tisch)
Ein aufstrebendes Lüftchen
Plustert sich anfangs gerne auf,
Weil es sich schon für einen Sturm hält.
HERR RICHTER
Es ist die Höhe, die uns antreibt,
Nicht die weiten Ebenen des Landes
Oder das Abgrundtiefe.
HERR CLAUS
Es könnte alles größer sein
Als das, was nennt der Riese klein.
FRAU KNIRSCH (kommt und räumt die umgefallenen Gläser ab)
Zwar höher, weiter, schneller –
Im Köpfchen nur nicht heller!
Auftritt Frau Falkenhagen, die wütend Herrn Vogelsang betrachtet.
HERR VOGELSANG
Kinder lernen zu spielen, um als Erwachsene zu gewinnen.
FRAU FALKENHAGEN
Wer nur wagt, um zu gewinnen, sollte unaufhörlich scheitern!
HERR VOGELSANG (nimmt Frau Falkenhagen wahr)
Hat man eine Frau erst einmal auf Händen getragen,
Ist es umso schwieriger, sie wieder zum Gehen zu bewegen.
FRAU FALKENHAGEN
Wer sich am letzten Strohhalm hält,
Der ist schon vorher tief gefallen,
Und wird auch bald zu Boden knallen,
Wenn weiter er, noch tiefer, fällt.
HERR VOGELSANG (steigt vom Tisch herunter)
Stufen wurden errichtet, um sie hinaufzugehen.
Keiner hätte gedacht, sie auch wieder heruntergehen zu müssen.
HERR RICHTER
Große Männer scheitern an den kleinen Dingen eher,
Wobei kleine Männer an den großen Dingen wachsen.
FRAU FALKENHAGEN
Es tut sich immer dieser vor,
In einer Gruppe, einem Chor,
Der zwar nach Lobeshymnen lechzt,
Doch lauter als ein jeder krächzt.
HERR VOGELSANG
Nicht einmal die Zeit
Zeigt Beständigkeit.
FRAU FALKENHAGEN
Ein verständnisvoller Mann zeigt sich,
Indem er der Frau mit Verstand begegnet.
HERR CLAUS
Wo wir uns gerne niederlassen,
Da sind bereit wir zu verpassen.
FRAU FALKENHAGEN
Ich gebe es offen zu:
Ich bin ein Teil von euch.
Aber versteht mich auch,
Wenn ich sage,
Dass ich mich offen dafür schäme.
HERR VOGELSANG
Habt Erbarmen und macht den Vorhang runter!
Ich hab' genug vom Spielen!
FRAU FALKENHAGEN
Jenen, der nur Späße macht,
Unaufhörlich grinst und lacht,
Will und kann ich ernst nicht nehmen,
Außer mich für ihn zu schämen.
Frau Falkenhagen packt Herrn Vogelsang am Kragen und zieht ihn weg.
HERR VOGELSANG (zu beiden Herren)
Ich verwehre den Handschlag aus hygienischen Gründen,
Die Umarmung aus Selbstschutz
Und den Wangenkuss wegen dem Ekel.
Diese Verschlossenheit beweist die Offenherzigkeit einer einzigen Liebe:
Zu meiner Frau!
Sie gehen beiden ab.