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VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT
VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT
VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT
eBook265 Seiten2 Stunden

VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT

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Über dieses E-Book

VON MENSCH ZU MENSCH und VON ZEIT ZU ZEIT sind zwei einzigartige experimentelle Theaterstücke, die einerseits mit tiefgründigen Aphorismen aufwarten und andererseits die hohe Kunst der Sonette bedienen.
Beide Handlungen entstehen mittels ihrer Dialoge, die eine Brücke zwischen klassischer Lyrik und moderner Sprache schlagen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. März 2022
ISBN9783754189443
VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT
Autor

Mäander Visby

*1985 Thüringen.

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    Buchvorschau

    VON MENSCH ZU MENSCH & VON ZEIT ZU ZEIT - Mäander Visby

    VON MENSCH ZU MENSCH

    ELF BILDER IN APHORISMEN

    VON MÄANDER VISBY

    PERSONEN

    FRAU FALKENHAGEN

    FRAU KNIRSCH

    FRAU REUSSE

    HERR CLAUS

    HERR RICHTER

    HERR VOGELSANG

    PROLOG

    Vorderbühne:

    Auftritt Herr Vogelsang, der in der Bühnenmitte verweilt.

    HERR VOGELSANG

    Die Welt ist die größtmögliche Theaterbühne,

    Denn die Menschheit besteht allein aus Schauspielern.

    Und jene geringfügige Menge,

    Die sich ins selbst bezeichnete Theater verläuft,

    Ist gewiss nur auf der Suche nach der Realität.

    Auftritt Frau Knirsch, die von Herrn Vogelsang etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Vogelsang geht ab.

    FRAU KNIRSCH

    Gestern fragte ich die Leute,

    Was sich ändert hier und heute,

    Doch sie sagten: Auch noch morgen

    Hat der Mensch die gleichen Sorgen.

    Auftritt Herr Claus, der von Frau Knirsch etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Knirsch geht ab.

    HERR CLAUS

    Gesetze haben Hand und Fuß.

    Weisheiten haben Herz und Verstand.

    Auftritt Frau Falkenhagen, die von Herrn Claus etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Claus geht ab.

    FRAU FALKENHAGEN

    Ich halte mich an keine Gesetze,

    Denn ich kann sie missachten oder brechen.

    Ich halte mich jedoch an die Weisheiten,

    Denn sonst würde ich mich selbst missachten

    Oder mir gar mein Herz brechen.

    Auftritt Herr Richter, der von Frau Falkenhagen etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Falkenhagen geht ab.

    HERR RICHTER

    Bei Allgemeinwissen ist es meistens so,

    Dass es allgemein nicht gewusst wird.

    Auftritt Frau Reusse, die von Herrn Richter etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Richter geht ab.

    FRAU REUSSE

    Der ehrlichen Träne bedarf es keinem Kommando,

    Keiner vorgehaltenen Hand

    Oder einer unangenehmen Gebärde –

    Sie fließt durch und durch für sich und ist absolut glaubhaft,

    Alleinig in der Beschaulichkeit des Augenblicks.

    Auftritt Herr Vogelsang, der von Frau Reusse etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Reusse geht ab.

    HERR VOGELSANG

    Die Dummheit schläft und lacht.

    Die Weisheit weint und wacht.

    Auftritt Frau Knirsch, die von Herrn Vogelsang etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Vogelsang geht ab.

    FRAU KNIRSCH

    Es kauert und es lauert,

    Es schauert und es trauert,

    Es mauert und versauert,

    So lang' es eben dauert.

    Auftritt Herr Claus, der von Frau Knirsch etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Knirsch geht ab.

    HERR CLAUS

    So viele Menschen auf Erden – und so wenige, von denen man lernt.

    Auftritt Frau Falkenhagen, die von Herrn Claus etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Claus geht ab.

    FRAU FALKENHAGEN

    Die kostbarste Währung des Menschen ist das Wissen –

    Ein jeder besitzt genug davon,

    Nur niemand will es ausgeben.

    Auftritt Herr Richter, der von Frau Falkenhagen etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Falkenhagen geht ab.

    HERR RICHTER

    Krönt nie einen Schwätzer zum König, denn er wird nur von Taten sprechen!

    Auftritt Frau Reusse, die von Herrn Richter etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Richter geht ab.

    FRAU REUSSE

    Lerne Mensch, damit du ganz verstehst

    Und nicht aufgrund du lernen musst,

    Denn irgendwann wird dir bewusst,

    Dass du große Fehler so begehst.

    Auftritt Herr Vogelsang, der von Frau Reusse etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Reusse geht ab.

    HERR VOGELSANG

    Wir leben in einer Zeit, in der Ratten nicht mehr rennen müssen.

    Auftritt Frau Knirsch, die von Herrn Vogelsang etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Vogelsang geht ab.

    FRAU KNIRSCH

    Ach, gäbe es doch eine blasse Mülltonne,

    In denen die Menschen ihre dummen Gedanken werfen könnten.

    Ich denke, dass sie mindestens zweimal pro Woche geleert werden müsste –

    Freitags und montags.

    Der Müll sollte ins All geschossen werden,

    Damit andere Zivilisationen uns nicht überschätzen.

    Auftritt Herr Claus, der von Frau Knirsch etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Knirsch geht ab.

    HERR CLAUS

    Unsere heutige Wahrnehmung kostet uns unsere Sinne.

    Auftritt Frau Falkenhagen, die von Herrn Claus etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Claus geht ab.

    FRAU FALKENHAGEN

    Damit ihr eines von mir wisst:

    Auch ich bedien' mich einer List.

    Auftritt Herr Richter, der von Frau Falkenhagen etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Frau Falkenhagen geht ab.

    HERR RICHTER

    Gebt Acht vor schwarzen Tauben, die sich in Mehl wälzen!

    Auftritt Frau Reusse, die von Herrn Richter etwas ins Ohr geflüstert bekommt.

    Herr Richter geht ab.

    FRAU REUSSE

    Es ist wichtiger ein guter Schauspieler zu sein als ein guter Mensch.

    Frau Reusse geht ab.

    I. BILD

    Bühne:

    In einer Kneipe an einem Tisch sitzen, beim Kartenspiel, Herr Richter, Herr Vogelsang und Herr Claus.

    Frau Knirsch kellnert.

    HERR VOGELSANG

    Vor jeder weitreichenden, allmenschlichen Tragödie,

    War das Hochgefühl am größten

    Und die Vernunft am geringsten.

    Und wie wir gerade ausgelassen und unvernünftig sind.

    HERR RICHTER

    Ach, wir gehn hausieren

    Mit dem Provozieren

    Und denken bei Verstand:

    Sind wir nicht provokant?!

    HERR CLAUS

    Eine Gemeinschaft wird nie Teil der Gesellschaft sein!

    Sie lachen und prosten sich zu.

    HERR VOGELSANG

    Des Menschen Plan ist es, die Pläne der anderen zu durchkreuzen.

    HERR RICHTER

    Wenn wir uns alle so an die Regeln halten würden, wie im Straßenverkehr,

    Dann würden wir nur in den seltensten Fällen gegenseitig anstößig werden.

    HERR CLAUS

    Kein König,

    Aber ein Land voller Narren!

    Sie lachen und prosten sich zu.

    Herr Richter zeigt Frau Knirsch drei Finger.

    HERR VOGELSANG

    Zauberei ist nur möglich, wenn das Publikum sich hinters Licht führen lassen will.

    HERR RICHTER

    Auf Besserung zu loben,

    Heißt nicht dafür zu proben!

    HERR CLAUS

    Ich habe die Befürchtung, dass so mancher Mensch auf Erden nur zum Spielen ist.

    Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.

    FRAU KNIRSCH (geht)

    Die Bedürfnisse der Dummen stillt man,

    Indem man ohne Widerrede tut, was sie verlangen.

    HERR CLAUS

    Das Begriffsvermögen einer Gesellschaft zeigt sich im Umgangston.

    HERR VOGELSANG

    Wir verstehen alles. Und doch will niemand hören.

    HERR RICHTER

    Das schlechte Gewissen weiß, dass es am reinen Tisch keine Nahrung bekommt.

    Sie lachen und prosten sich zu.

    Herr Vogelsang zeigt Frau Knirsch drei Finger.

    HERR CLAUS

    Ein jeder nimmt sich viel zu ernst und lacht doch über andere.

    HERR VOGELSANG

    Ich habe verlernt zu lachen.

    Außer über Lachende,

    Die über Dritte herziehen.

    HERR RICHTER

    Der Mensch ist das satirischste Lebewesen auf Erden.

    Und sein Humor ist beißend!

    Herr Richter tut, als würde er nach Frau Knirsch beißen, während sie drei Schnäpse auf den Tisch stellt.

    FRAU KNIRSCH (geht)

    Ein mangelndes Benehmen zeugt von einer mangelnden Intelligenz.

    HERR RICHTER

    Oh, töricht wäre es zu glauben,

    Wir könnten alles uns erlauben.

    HERR CLAUS

    Großspurigkeit nimmt immer den Platz ganz für sich allein ein.

    HERR VOGELSANG

    Ich bin in bester Gesellschaft, wenn ich mit mir allein bin und auf mein Wohl trinke.

    Sie lachen und prosten sich zu.

    Herr Claus zeigt Frau Knirsch drei Finger.

    HERR RICHTER

    Jede Frau braucht einen Thüringer!

    HERR CLAUS

    Ein Thüringer Ratschlag:

    Beweist Größe –

    Verspeist Klöße!

    HERR VOGELSANG

    Gebt Acht: Geht nirgends hin zu dritt!

    Denn kommt bei zwei'n ein dritter mit,

    Hält der mit beiden meist nicht Schritt.

    Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.

    FRAU KNIRSCH (geht)

    Es gibt keinen blasseren Schimmer als den erröteten Kopf der Dummheit.

    HERR VOGELSANG

    Das Recht, etwas sagen zu dürfen, sollten nur die bekommen, die auch etwas zu sagen haben!

    HERR RICHTER

    Wer zu einem runden Tisch einberuft,

    Der will an ihm auch keine Ecken und Kanten sitzen haben.

    HERR CLAUS

    Wer Politiker zitiert, ist mit der Argumentation schon am Ende.

    Sie lachen und prosten sich zu.

    HERR VOGELSANG

    Der Anfang der Demokratie war das Ende der Liebe.

    HERR RICHTER

    Politiker realisieren die Albträume ihrer Wähler, anstatt deren Träume zu verwirklichen.

    HERR CLAUS

    Der Wähler verliert nur zwei Stimmen, während die Politik ihr Gesicht verliert.

    Herr Richter zeigt Frau Knirsch drei Finger.

    HERR VOGELSANG

    Wer nicht wählt, der hat auch eine Entscheidung getroffen.

    HERR RICHTER

    Das schwerste Los ist die freie Auswahl.

    HERR CLAUS

    Wir alle haben keine Wahl –

    Ja, außer zwischen Kopf und Zahl.

    Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.

    FRAU KNIRSCH (geht)

    Es ist nicht schwer, eine Münze von Kopf auf Zahl zu wenden.

    Sie hingegen von Zahl auf Kopf umzumünzen, ist schier unmöglich.

    HERR CLAUS

    Es heißt:

    Zahlen haben einen Wert.

    Doch es ist umgekehrt:

    Sie sind ohne jeden Wert!

    Das wäre nun geklärt.

    HERR VOGELSANG

    Mit einer Handvoll Münzen lässt es sich schlecht die Hände reichen.

    HERR RICHTER

    Wenn der Reiche bettelt, kommen mir die Tränen.

    Sie lachen und prosten sich zu.

    Frau Knirsch bringt ihnen einen kleinen Snack.

    FRAU KNIRSCH (geht)

    Ein Tisch mit vielen Gaben,

    Wird keinen Frieden haben.

    HERR CLAUS

    Essen, das man sich verdient hat, wird zubereitet oder bezahlt.

    HERR VOGELSANG

    Wo Ratten schon am Hungertuche nagen,

    Da seufzen Menschen selbst am leeren Magen.

    HERR RICHTER

    Im Vordergrund

    Steht stets der Schlund.

    Doch der Magen

    Hat das Sagen!

    Herr Vogelsang zeigt Frau Knirsch drei Finger.

    HERR CLAUS

    Wie schnell doch Menschen zeigen,

    Zu was sie maßlos neigen.

    HERR VOGELSANG

    Am Reste essen

    Wird man gemessen.

    HERR RICHTER

    Wer satt ist, isst niemanden etwas weg.

    Frau Knirsch stellt drei Schnäpse auf den Tisch.

    FRAU KNIRSCH (geht)

    Ach, der schwache Geist,

    Einzig er beweist,

    Wie der Mensch zumeist

    Dies und das verspeist,

    Jenes um sich schmeißt

    Und derart entgleist.

    HERR RICHTER

    Manieren können außer Kraft gesetzt werden,

    Wenn jemand es nicht Wert ist, manierlich behandelt zu werden.

    HERR CLAUS

    Wo höflich ist das Kind,

    Da weht ums Ohr kein Wind.

    HERR VOGELSANG (steigt auf den Tisch)

    Ein aufstrebendes Lüftchen

    Plustert sich anfangs gerne auf,

    Weil es sich schon für einen Sturm hält.

    HERR RICHTER

    Es ist die Höhe, die uns antreibt,

    Nicht die weiten Ebenen des Landes

    Oder das Abgrundtiefe.

    HERR CLAUS

    Es könnte alles größer sein

    Als das, was nennt der Riese klein.

    FRAU KNIRSCH (kommt und räumt die umgefallenen Gläser ab)

    Zwar höher, weiter, schneller –

    Im Köpfchen nur nicht heller!

    Auftritt Frau Falkenhagen, die wütend Herrn Vogelsang betrachtet.

    HERR VOGELSANG

    Kinder lernen zu spielen, um als Erwachsene zu gewinnen.

    FRAU FALKENHAGEN

    Wer nur wagt, um zu gewinnen, sollte unaufhörlich scheitern!

    HERR VOGELSANG (nimmt Frau Falkenhagen wahr)

    Hat man eine Frau erst einmal auf Händen getragen,

    Ist es umso schwieriger, sie wieder zum Gehen zu bewegen.

    FRAU FALKENHAGEN

    Wer sich am letzten Strohhalm hält,

    Der ist schon vorher tief gefallen,

    Und wird auch bald zu Boden knallen,

    Wenn weiter er, noch tiefer, fällt.

    HERR VOGELSANG (steigt vom Tisch herunter)

    Stufen wurden errichtet, um sie hinaufzugehen.

    Keiner hätte gedacht, sie auch wieder heruntergehen zu müssen.

    HERR RICHTER

    Große Männer scheitern an den kleinen Dingen eher,

    Wobei kleine Männer an den großen Dingen wachsen.

    FRAU FALKENHAGEN

    Es tut sich immer dieser vor,

    In einer Gruppe, einem Chor,

    Der zwar nach Lobeshymnen lechzt,

    Doch lauter als ein jeder krächzt.

    HERR VOGELSANG

    Nicht einmal die Zeit

    Zeigt Beständigkeit.

    FRAU FALKENHAGEN

    Ein verständnisvoller Mann zeigt sich,

    Indem er der Frau mit Verstand begegnet.

    HERR CLAUS

    Wo wir uns gerne niederlassen,

    Da sind bereit wir zu verpassen.

    FRAU FALKENHAGEN

    Ich gebe es offen zu:

    Ich bin ein Teil von euch.

    Aber versteht mich auch,

    Wenn ich sage,

    Dass ich mich offen dafür schäme.

    HERR VOGELSANG

    Habt Erbarmen und macht den Vorhang runter!

    Ich hab' genug vom Spielen!

    FRAU FALKENHAGEN

    Jenen, der nur Späße macht,

    Unaufhörlich grinst und lacht,

    Will und kann ich ernst nicht nehmen,

    Außer mich für ihn zu schämen.

    Frau Falkenhagen packt Herrn Vogelsang am Kragen und zieht ihn weg.

    HERR VOGELSANG (zu beiden Herren)

    Ich verwehre den Handschlag aus hygienischen Gründen,

    Die Umarmung aus Selbstschutz

    Und den Wangenkuss wegen dem Ekel.

    Diese Verschlossenheit beweist die Offenherzigkeit einer einzigen Liebe:

    Zu meiner Frau!

    Sie gehen beiden ab.

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