Ich esse gar kein Sauerkraut: Die Autobiografie
Von Gus Backus
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Über dieses E-Book
Doch dann kam der Einberufungsbefehl nach Deutschland, nach Wiesbaden. Der Karriereknick - so sah es zumindest aus. Doch dann wurde er auch hier entdeckt, von der Plattenfirma Polydor. Da war er gerade mal zwanzig. Sah aus wie eine Mischung aus James Dean und Horst Buchholz. Und sie haben ihm seinen neuen Stil verpasst. Er sang über Indianer (er kam ja schließlich aus Amerika), "Brauner Bär und weiße Taube" - und eben den "Häuptling"; er spielte in zahlreichen Filmen in den 1960er Jahren mit und sang dabei, zum Beispiel den "Mann im Mond" im "Schwarzen Rössl". Das waren alles Riesenerfolge. Und er verdiente eine Menge Geld. Und hatte zunächst auch Glück in der Liebe. Verliebt - verlobt - verheiratet. Und drei Kinder. Doch allmählich ließ der Erfolg nach. Alkohol und Aufputschmittel, die erste Ehe ging in die Brüche. Da traf er seine große Liebe, Heidelore, die beim Fernsehballett war. Neue Heirat, kurzes Glück, zwei weitere Kinder. Dann ging auch diese Ehe schief. Der Alkohol ist geblieben, und dazu kamen noch Schulden. Also Flucht in die USA.
Neu anfangen. Doch es klappte nicht. Er schuftete auf den Ölfeldern in Texas, bei einem Fensterbauer, heiratete wieder und lebte in einem Wohnmobil. Comeback-Versuche in Deutschland in den 1980er und 1990er Jahren brachten keinen durchschlagenden Erfolg. Doch dafür traf er seine große Liebe Heidelore wieder, kurz nachdem seine dritte Frau Byra nach langer Krankheit gestorben war, und sie haben noch einmal geheiratet. Das große Glück.
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Buchvorschau
Ich esse gar kein Sauerkraut - Gus Backus
Gus Backus
Ich esse gar kein Sauerkraut -
Die Autobiografie
Logo_hansanord_pos_120Impressum
1. Auflage 2012
© 2012 by hansanord Verlag - Alle Rechte vorbehalten
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages nicht zulässig und daher strafbar. Das gilt vor allem für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikrofilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN: 978-3-940873-74-3
Covergestaltung: Judith Wittmann // Ju2 Design
Layout: Judith Wittmann // Ju2 Design
Lektorat: Scripta Literatur-Studio
Für Fragen und Anregungen: info@hansanord-verlag.de
Fordern Sie unser Verlagsprogramm an: vp@hansanord-verlag.de
hansanord Verlag
Am Kirchplatz 7
D 82340 Feldafing
Tel.: +49 (0) 8157 9266 280
FAX: +49 (0) 8157 9266 282
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www.hansanord-verlag.de
Logo_hansanord_pos_120Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Chris Howland
Prolog
1. Kapitel: Musik liegt in der Luft?
2. Kapitel: In the Air Force
3. Kapitel: Rhythmus im Blut
4. Kapitel: Zu neuen Ufern
5. Kapitel: Das Frollein-Wunder
6. Kapitel: „Singen Sie das mal"
7. Kapitel: Ein dufter Junge aus den USA
8. Kapitel: Bring mich zum Film
9. Kapitel: Die lieben Kollegen
10. Kapitel: Gus goes East
11. Kapitel: Drugs and Rock’n Roll
12. Kapitel: Covering me, covering you
13. Kapitel: Begegnungen der besonderen Art
14. Kapitel: Scheiden tut weh
15. Kapitel: Familienglueck zum Zweiten
16. Kapitel: Auf und davon!
17. Kapitel: Stadt der Musiker – Die Stunde der Musikanten
18. Kapitel: Auf ein Neues!
19. Kapitel: Einmal Deutschland und zurück
20. Kapitel: Trautes Heim, Glück allein?
21. Kapitel: Cast away – Man lebt nur zwei Mal
22. Kapitel: Kevin allein bei mir
23. Kapitel: Wissen Sie, wo Kennedy ermordet wurde?
24. Kapitel: Na so was!
25. Kapitel: No quid pro quo
26. Kapitel: Auf Biegen und Brechen
27. Kapitel: Eine starke Zeit
28. Kapitel: In der Matrix
29. Kapitel: Bruderschaft
30. Kapitel: Familienbande
31. Kapitel: Come stay with me
32. Kapitel: Tiefschläge
33. Kapitel: Aufs Altenteil?
34. Kapitel: „Herr Ober, zwei Bier bitte!"
35. Kapitel: Zweiter Ruhm
Nachwort
Bildteil
Filmografie
Diskografie
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In den späten 1970er Jahren bekam ich eine TV-Show, die hieß „Souvenirs, Souvenirs", und meine Gäste waren allesamt Stars, die sich schon einen Namen gemacht hatten, noch bevor die Hitparaden erfunden wurden. Es machte mir Spaß, mit all diesen Größen aus der Musikwelt zusammenzukommen und über die guten alten Zeiten zu reden, als das Radio und das Fernsehen allmählich in jeder Familie ihren Platz bekamen.
Einmal zeichneten wir eine Show auf, und irgendjemand fragte plötzlich: „Wann lädst du eigentlich Gus Backus ein? Er gehört unbedingt in diese Show."
Diese Frage löste eine Diskussion aus, und innerhalb von wenigen Minuten stellte sich heraus, dass Gus aus Deutschland weggegangen und in die Staaten zurückgekehrt war. Es war nicht ganz klar, ob die Gründe für seine Abreise privat oder beruflich waren, und niemand hatte eine Ahnung, wo er jetzt lebte.
Also erwähnte ich ihn in der nächsten Sendung und bat jeden, der wusste, wo er war, ihm auszurichten, dass er nach Deutschland zurückkommen sollte, weil es da eine Fernseh-Show gebe, die ihn gern als Gast dabeihätte.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie lange es dauerte, bis die Reaktion folgte. Ich war gerade nach München gekommen, um dort eine Sendung zu machen. Ich hatte mein Auto geparkt und ging auf den Eingang des Gebäudes zu, wo unsere Sendung stattfinden sollte. Da hörte ich hinter mir eine Stimme. „Darf ich Ihnen Ihren Koffer abnehmen?", sagte sie.
Ich drehte mich um, und da stand er! Gus Backus war wieder da! Das war ein großartiger Augenblick für mich.
Etwas später gingen wir zusammen auf Tournee, und ich konnte ihn auf der Bühne sehen, und ich erlebte, wie die Zuschauer ausflippten, als sie ihn seine großen Hits singen hörten.
Also, falls jemals wieder irgendwer zu ihm sagen sollte, er soll wieder nach Amerika zurückgehen, dann würde ich höflichst vorschlagen, dass er sich diesmal „Bohnen in die Ohr’n" steckt und nicht darauf hört.
Prolog
Old love if it’s real will never rust
It’s true I’m here to tell you this you can trust
Messed it up real bigtime way back when
But, lucky me, I got it back again.
(Songtext, Gus Backus, 29.11.2001)
„Du, Gus." Heidelore schaut mich an mit ihrem herzförmigen gebräunten Gesicht und ihren langen, inzwischen silbergrauen Haaren, von denen sie zwei seitliche Strähnen am Hinterkopf zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden hat, während wir an unserer Essecke sitzen und unseren Kaffee trinken. Morgens trinke ich noch Kaffee, nachmittags nicht mehr – im Kaffeetrinkerland Deutschland.
Ich nehme einen Schluck. „Mmh?", mache ich.
„Der Bud Spencer hat jetzt auch ein Buch geschrieben über sein Leben. Du weißt schon – der mit Terrence Hill und den Spaghetti-Western. Der ist gerade achtzig geworden."
Ich setze die Tasse ab. „Und?" Das Thema kam inzwischen des Öfteren zur Sprache, wenn irgendein bekannter Künstler oder irgendein Promi seine Memoiren geschrieben hatte. Aber war ich reif für meine Memoiren?
„Es sieht so aus, als wenn mittlerweile jeder Promi ein Buch über sein Leben schreibt. Der Matthias Reim hat eins geschrieben. Der Jack White und wer weiß ich nicht alles. Warum nicht auch du?"
„Ich? Na, ich weiß nicht. Ich druckse herum. Ich habe zwar viel Erfolg gehabt, aber ich habe mich nicht unbedingt immer mit Ruhm bekleckert. „Außerdem
, fahre ich fort, „wen interessiert das schon?"
„Na, du hast doch so einiges zu erzählen, oder? Deine erfolgreiche Karriere als Musiker in Amerika, und wie du ganz jung nach Deutschland gekommen bist. Und deine Erfolge hier mit dem „Braunen Bär und dem „Häuptling
und so weiter. Und überhaupt: unsere zwei Ehen. Außerdem hast du immer noch Fans hier. Denk bloß an Pöni."
Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und sage mit fester Stimme. „Ich schreibe kein Buch, sonst lässt du dich wieder von mir scheiden."
„Ach was, ich kenn deine Geschichte doch schon. Womit willst du mich noch überraschen?, sagte sie. „Denk einfach mal darüber nach.
Dann hab ich drüber nachgedacht. Was kann ich über mich erzählen? Wenn ich ein Buch über mich schreibe, was sollte ich dann sagen? Vieles ist verblasst oder fast vergessen. Und wie schreibt man so etwas, dass es nicht überheblich klingt – was war ich für ein toller Hecht! Oder selbstmitleidig und anklagend – wie hat mir das Schicksal doch so übel mitgespielt!
Man muss ehrlich sein mit sich und mit den anderen und darf sich nicht schonen – und die anderen vielleicht auch nicht. Alles Mögliche käme wieder an Licht, woran ich gar nicht mehr so gern denke. Und in mancher Hinsicht würde ich vielleicht nicht so gut dastehen.
Die Presse, von BILD bis Bunte, von Gong bis Gala, hat sich seinerzeit die Finger wund geschrieben, und meine ganze Geschichte ist darin abgebildet wie in einem Zerrspiegel: Star-Schnitt in der Bravo, Gold für Gus Backus; „Gus Backus – Star des Abends
; „Gus Backus geschieden, „Neues Eheglück für Gus Backus
, „Gus Backus verlässt seine zweite Frau Heidelore und die Kinder, „Kein Pfennig Unterhalt für seine vier Kinder
, „Gus Backus – totgesagt, lebt in Salzburg; „Haftbefehl gegen Gus Backus
; „Gus Backus: Der Häuptling der Indianer ist krank und arbeitslos, „Gus Backus – Sein großes Glück im zweiten Anlauf
und was es an Überschriften und Schlagzeilen mehr gab.
Erfolg, Misserfolg.
„Da sprach der alte Häuptling der Indianer, die „Sauerkrautpolka
und auch „Bohnen in die Ohr’n" – obwohl ich das selbst geschrieben habe –, das war nie meine Musik, das war die Musik von Gerhard Mendelsohn, meinem langjährigen Produzenten bei der Polydor, einem Mann mit gutem Humor, der vom vielen Rauchen manchmal solche Hustenanfälle bekam, dass wir uns im Studio nur anschauten und Wetten abschlossen: Kommt er wieder hoch oder nicht?
Und die Verkaufszahlen gaben ihm recht. Doch das brachte mich immer weiter weg von dem, was meine Ursprünge waren und was ich eigentlich als Musik machen wollte: Rhythm & Blues.
Und dann kamen die Filme, in denen ich fast immer einen dieser Songs gesungen habe, selten mal eine kleine Sprechrolle.
Meine privaten Probleme, der Alkohol, die Aufputschmittel.
Doch allmählich festigte sich der Gedanke. Er ließ mich nicht mehr los. Ja, warum eigentlich nicht. Es gibt doch einiges zu sagen.
Ich erzählte es meinen Kindern – ich habe ja drei Söhne aus meiner ersten Ehe, der Ehe mit Karin: Tim, Kevin und Pat. Eine Adoptivtochter, Astrid, die Tochter von Heidelore. Und einen Sohn Jeffrey, mit Heidelore, mit der ich meine zweite und jetzt auch meine vierte und ganz bestimmt letzte Ehe habe – wenn es nach mir geht. Man begegnet sich immer zwei Mal, sagt man, und ich bin Heidelore zwei Mal begegnet und habe meine große Liebe, achtundzwanzig Jahre nach unserer Scheidung, noch einmal gefunden und noch einmal heiraten können. Ich habe Glück gehabt. Glück, dass sie mich noch wollte, und Glück, dass sie nach der Scheidung am 6. Februar 1973 selbst nicht eine andere große Liebe getroffen und vielleicht geheiratet hat. Dass sie 2001 noch frei war, als ich nach dem Tod meiner dritten Frau Byra für einen Monat von Amerika nach Deutschland kam. Heidelore sagt: „Ich hätte dich nicht ein zweites Mal geheiratet, wenn du nicht auch meine große Liebe gewesen wärst!"
Kevin, mein zweiter Sohn mit Karin, rief mich an und sagte: „Du schreibst ein Buch, hat Tim mir erzählt? Musst aber schon was Nettes über mich schreiben."
Ja, ich kann etwas Nettes über meine Kinder schreiben. Sie haben sich alle gut gemacht – bei Jeffrey und Kevin vielleicht mit ein paar Haken und Ösen –, und sie sind gesund, und sie leben – bis auf Jeffrey, der mit seiner Familie in London lebt – alle hier in Bayern, samt Enkeln und sogar Urenkeln.
Doch ich war oft nicht da, in der Zeit, Anfang der 1960er Jahre, als ich so großen Erfolg in Deutschland hatte, und dann bin ich erst einmal ganz verschwunden aus Deutschland, fast Hals über Kopf, und habe alle zurückgelassen – meine erste Frau Karin mit meinen Söhnen Tim, Kevin und Patrick, und Heidelore mit Astrid und Jeffrey – und Schulden. Doch ich habe meine Kinder sehr geliebt, und ich habe sie immer vermisst, wenn sie nicht da waren.
Über mich selber kann ich also nicht nur was Nettes schreiben. Ich habe nicht sehr gesundheitsförderlich gelebt, und ich habe nicht sehr beziehungsförderlich gelebt. Ich war eigentlich ein beschissener Vater. Oder, nein, ich muss mich korrigieren, ich war eigentlich gar kein Vater. Ich habe manches versäumt, habe manches nicht getan, was ich hätte tun sollen, aber ich habe halt meinen Job gemacht und einfach nicht daran gedacht.
1. Kapitel
Musik liegt in der Luft?
Als ich am 12. September 1937 in Southampton, Long Island im Staate New York geboren wurde, war ich schon das vierte Kind, nach meiner Schwester Janet, die wir zu Hause nur „Queen Mum" nannten, meinem Bruder George und nach meiner Schwester Jean.
Meine Mutter wollte mich Donald nennen, nach meinem Vater, aber der war strikt dagegen.
Doch meine Mutter hat wohl im Krankenhaus den Namen einfach eintragen lassen, und mein Vater konnte nichts mehr machen.
Und so nannte er mich „Gus – woher auch immer er diesen Spitznamen hatte, und ich wurde für alle „Gus
, auch für mich selbst, obwohl in meinem Ausweis „Donald Edgar" steht. Den Namen hatten alle bald vergessen.
Wir waren eine typische amerikanische Arbeiterfamilie, lebten in einem der typischen Long Island-Häuschen aus dunkelbraunen Ziegeln mit einer Art Fachwerkbalken dazwischen. Meine Mutter war eine typische Hausfrau und kümmerte sich um die Kinder, während mein Vater zunächst als Vorarbeiter auf einer riesigen Kartoffelplantage in Southampton arbeitete, für einen Kartoffel- und Molkerei-Konzern, der Hardscrabble hieß. Ich erinnere mich an die riesigen Kartoffelfelder, braun und staubig, so weit man sehen konnte, und mit unendlich langen Reihen aus niedrigen dunkelgrünen Stauden bewachsen, die im Frühling lauter weiße Blüten hatten. Mein Vater fuhr auf dem großen Traktor über die Felder zum Umackern oder zum Düngen, ich weiß es nicht genau.
Musik spielte keine besonders große Rolle in unserem alltäglichen Leben. Aber meine Mutter, deren Vater aus Irland kam sang immer irische Volkslieder, und so hatte ich „Oh Danny Boy" bald drauf.
In unserem Haus stand außerdem ein Klavier, und ich probierte auf den Tasten herum und suchte mir die richtigen Töne, so lange, bis ich mich begleiten und ein paar Lieder zum Besten geben konnte für meine Mutter. Damals wurde wohl mein Interesse an Musik geweckt. Es zog mich irgendwie magisch hin.
Im Haus meiner Großmutter mütterlicherseits entdeckte ich eines Tages auf dem Dachboden, zwischen lauter altem Gerümpel, alten Möbeln, eine Gitarre. Sie war uralt und ziemlich verstaubt. Ich nahm sie und rannte damit zu meiner Großmutter.
„Bitte, Oma, kann ich die haben?"
„Ach, was willst du denn mit dem alten Ding. Die ist doch ziemlich kaputt. Und die Saiten sind teilweise gerissen."
Doch ich bettelte weiter, bis ich sie bekam. Ich besorgte mir ein Buch und neue Saiten, und ich