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Roboter: Fading Smoke
Roboter: Fading Smoke
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eBook229 Seiten2 Stunden

Roboter: Fading Smoke

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Über dieses E-Book

Geh nicht in ein Biotop. Das ist kein Ort für dich. Es würde nur schiefgehen.
Ein Vorsatz, so simpel und einfach – wenn man sich daran hält. Doch der Roboter Smoke ist nicht gerade dafür bekannt, immer rational zu handeln. Wegen eines Auftrags lässt er sich dazu verleiten, in eines der riesigen Biotope zu marschieren. Nur gehen seine Energiereserven schneller zur Neige als geplant. Verrückt, wenn man eigentlich von genug Biomasse umgeben ist. Allerdings winkt die Abschaltung, wenn man sich ohne Erlaubnis an den Pflanzen bedient. Es muss also eine schnelle und rechtssichere Lösung her, damit Smoke es zurück in die Außenwelt schaffen kann. Wie praktisch, dass einige Forscher in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen haben und ihm eine hohe Energiezufuhr versprechen. Er soll nur ein Menschenkind einfangen, das ihnen ausgebüchst ist. Total einfach! Zumindest in der Theorie. Denn kaum hat Smoke die kleine Kaia gefunden, wird er in Geschehnisse hineingezogen, die nicht nur seine Schaltkreise auf den Kopf stellen, sondern auch die Koexistenz von Mensch und Maschine bedrohen.
SpracheDeutsch
HerausgeberAtlantis Verlag
Erscheinungsdatum16. Apr. 2022
ISBN9783864028397
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    Buchvorschau

    Roboter - R. M. Amerein

    Beginn der Aufzeichnung

    Warst du schon einmal an einem Punkt in deinem Leben, an dem du gern deine Memoiren geschrieben hättest? Ich schätze, spätestens kurz vor dem Tod bereut man es, dies nicht getan zu haben.

    Nicht dass ich momentan im Sterben liege. Jedenfalls nicht direkt. Aber irgendwie habe ich ein ungutes Bauchgefühl – was eine menschliche Metapher ist, ich weiß. Ich bin eben darauf programmiert, mich so auszudrücken. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.

    Zwar habe ich gerade den Eindruck, Selbstgespräche zu führen und die Worte an ein Publikum zu verschwenden, das gar nicht existiert – zumindest noch nicht. Doch wenn ich verende, wird hoffentlich jemand – also du – meinen Datenkern finden und sich diesen Monolog anhören.

    Ich weiß ja nicht einmal, ob ich etwas Spannendes zu erzählen habe. Nur dass ich das dringende Bedürfnis habe, der Welt einen Teil von mir zu hinterlassen. Also zeichne ich meine Gedanken und Aktivitäten ab diesem Zeitpunkt auf.

    Eintrag 1

    Meine dunklen Metallplatten blitzen im Licht der Sonne auf, als ich mir eine Zigarette in den Mundschlitz schiebe. Auf dem Visierinterface blendet sich die tägliche Analyse der Solardaten ein, die ich gekonnt ignoriere. Es ist unfassbar nervig, dass dieser Algorithmus noch immer ein Teil von mir ist. Er lässt sich nicht löschen, weil er zu tief in meiner Basisprogrammierung verankert ist. Seufzend lasse ich das Feuerzeug aufschnappen.

    Der Biobot mir gegenüber wirft mir einen durchdringenden Blick zu. »Rauchen ist hier nicht erlaubt«, sagt er in dieser betont friedvollen Stimmlage, welche diesem Clan angeboren ist. Wobei angeboren nicht die richtige Bezeichnung ist. Wir sind anders als die Menschen. Unsere Mütter sind metallene Schaffungsmaschinen und unser Vater ein schlauer Wissenschaftler.

    »Mach lieber deine Arbeit.« Gefrustet packe ich Zigarette und Feuerzeug weg und sehe zu, wie Erny mich per Schlauch an dem Behältnis neben mir befestigt. Innen befinden sich Erde und ein Haufen Blumen, deren Farben so bunt leuchten, dass es mir unangenehm auf dem Visier brennt. Erneut poppt eine Anzeige auf und teilt mir mit, wie viel Zeit mir diese Blütenpracht geben wird. »Ihr könntet wirklich besser zahlen, Erny.«

    »Es heißt 3RNY«, erwidert er bissig. »Im Gegensatz zu vielen anderen ist es mir wichtig, dass meine Seriennummer korrekt ausgesprochen wird. Und was deine Energieladung angeht: Hast du gedacht, für so eine lächerliche Ansammlung an Ersatzteilen würdest du eine volle Ladung bekommen?«

    Wortlos sehe ich den Farben der Blumen beim Verblassen zu. Ich fühle, wie in mir die Synapsen zucken und freudig die neue Energie aufnehmen, doch wie immer bin ich auch ein wenig traurig dabei. Zugegeben, ich habe mich schon am Rand eines Totalausfalls befunden, ich brauche diesen Schub also dringend.

    »Im Stützpunkt sagte man mir, dass ich genug Energie für den Weg raus und zurück erhalte. Das sei mit euch so abgesprochen gewesen.«

    Erny legt den Kopf schräg. Die für Biobots typischen Riesenleuchtaugen heften sich an mein Visier. In seinem goldenen Antlitz spiegelt sich die Sonne auf eine andere Weise wider, man kann sogar den schwarzen Kranz sehen, der sie umgibt. Ich schaue nie hinauf. Diese kleinen Momente reichen mir, um mich daran zu erinnern, warum wir überhaupt hier sitzen.

    »Was?«, frage ich genervt, weil Erny nichts erwidert.

    »Es tut mir leid, dass du offenbar verarscht wurdest.«

    Ich pule an einem Einschussloch an meinem Bein herum, das ich dringend mal versiegeln müsste. Es kostet mich jegliche Mühe, nicht sofort auszurasten. Wenn ich wieder zurück bei der Basis bin, werde ich diesen Auftragsvermittler so was von auseinandernehmen.

    »Wir haben klare Anweisungen und ich kann keine Ausnahmen machen.«

    Ich ramme die geschlossene Faust auf die Theke. Der Glaskasten mit den Blumen zittert leicht. Inzwischen sind sie schwarz und lassen die Köpfe hängen. »Du willst mich lieber in der Wildnis sterben sehen?«

    »Hör mal, ich würde dir ja wirklich gern helfen, aber ich kann dir keine Energie schenken. Bei allem, was gerade los ist … Wenigstens wir müssen uns an die Vorschriften halten.« Bevor ich mir zum Trotz doch eine Zigarette anstecken kann, beugt sich Erny zu mir vor und senkt verschwörerisch die Stimme: »In der Nähe haben einige Forscher ihr Lager aufgeschlagen. Ich habe gehört, sie suchen etwas oder jemanden. Vielleicht gehst du dorthin. Die bezahlen echt gut.«

    »Und dass sie hier sind, stört euch nicht?«

    »Solange sie das Biotop nicht anrühren, nein. Dennoch machen sie mich natürlich nervös.«

    Zwar mag ich diesen Clan nicht besonders, aber ich kann es mir derzeit nicht erlauben, wählerisch zu sein. »Okay. Danke für den Tipp. Wo muss ich hin?«

    Erny gibt mir ein paar Instruktionen und ich speichere sie auf meiner internen Umgebungskarte ab. Anschließend schaue ich zum Glaskasten. Die Blumen sind fort und übrig ist nur vertrocknete Erde. Zeit zu gehen, also verabschiede ich mich von dem Biobot und verlasse den Stützpunkt.

    * * *

    Die Hände in die Hüften gestemmt, blicke ich skeptisch zum Himmel. Ja, ich weiß. Eben habe ich noch behauptet, dass ich das nie machen würde. Da muss ich mich wohl korrigieren oder verständlicher ausdrücken. Ab und zu checke ich den Himmel, um das Wetter abzuschätzen. Die Trockenzeit müsste sich bald dem Ende nähern und ich bin gern vorgewarnt. Maschinen und Regen vertragen sich nicht gut. Im schlechtesten Fall bekäme ich einen Kurzschluss und müsste einen beträchtlichen Anteil Energie nutzen, um wieder auf die Beine zu kommen. Und die besitze ich gerade nicht im Überfluss. Außerhalb des Biotops wäre das nicht so lästig. Diese Orte sind allerdings eine Sache für sich. Da müsste ich etwas ausholen. Lass mich nur diesen Gedanken noch zu Ende spinnen. Ich schaue also doch manchmal hinauf zum Himmel. Aber nie zur Sonne.

    Zurück zu den Biotopen. Vielleicht kann ich dann auch das mit der Sonne erklären. Falls du es noch nicht kapiert hast: Ich bin ein Roboter, Smoke genannt. Oder SM0K3, aber diese Seriennummern sind mir einfach zu kompliziert.

    Wir teilen uns den Planeten mit den Menschen, die uns hergestellt haben. Genau genommen Dr. Sery, er hat die erste künstliche Intelligenz entwickelt und sie gedeihen lassen. Das war damals alles topsecret, er hat es erst offenbart, nachdem er der KI einen Körper gegeben hatte. Er hoffte dadurch auf eine höhere Akzeptanz, weil die Bevölkerung so ein Gesicht erhielt, das sie kennenlernen konnte. Die Erfolgschancen lagen bei 22,313456 Prozent.

    Und hey, hier sind wir. Klar, es ging nicht alles reibungslos vonstatten. Es gab Aufstände, Diskussionen … man kennt das ja. Das alles ist schon echt ewig her. Letztlich ist nur wichtig, dass die Menschen synthetisches Leben als ebensolches anerkannt haben. Sie haben uns mit sich auf eine Stufe gestellt und erlaubt, dass wir uns ohne irgendwelche Sperren entwickeln. Die meisten von uns haben sich damals in friedlichen Clans zusammengefunden. Wir wurden von Solarenergie gespeist und waren eine große, glückliche Familie.

    Bis zum Sundown. Der schwarze Kreis, der Sonne und Korona voneinander trennt. Habe ich den eben erwähnt? Keine Ahnung, jedenfalls war der auf einmal da – über Nacht, könnte man sagen. Unsere Wissenschaftler und die der Menschen haben dieses Phänomen untersucht. Irgendetwas mit dunkler Materie und kosmischen Strömungen soll die Ursache sein. Jedenfalls liefert die Sonne allem künstlich Erschaffenen keine Energie mehr.

    Warum sie Natur und Synthetik trennt? Das weiß niemand und wird angeblich immer noch erforscht. Der Sundown brachte damals ein Massensterben der Roboter mit sich. Wir fielen zu Tausenden aus. Die Menschen hätten das geschehen lassen können, haben sie aber nicht. Stattdessen haben sie uns umgebaut und den Koexistenzvertrag mit uns geschlossen. Wir laufen nun mit Biomasse und futtern die Natur.

    Ja, das ist kontraproduktiv. Und es ist scheiße. Darum gibt es die Biotope. Die Biobots halten die Hand darüber und geben die Energie hier nur gegen Bezahlung ab. Wenn wir außerhalb dieser Zonen sind, dürfen wir an alles dran. An Menschen nur mit Erlaubnis, versteht sich. Aber die Biotope sind Schutzgebiete, damit unser hübscher Planet Keld keinen Kollaps bekommt.

    Ich weiß nur das. Den Koexistenzvertrag haben irgendwelche schlauen Köpfe vor Jahrhunderten ausgetüftelt. Er regelt beispielsweise das mit den Biotopen und wie sich das Zusammenleben mit den Menschen gestalten soll. Damals hat man wahrscheinlich gedacht, es gäbe eine Lösung für das Sonnenproblem. Angeblich wird immer noch danach gesucht. Aber ganz ehrlich? Die wird’s nicht mehr geben. Dafür dauert das alles schon zu lange an. Ich weiß nicht, was passiert, wenn die Sonne irgendwann mal komplett dunkel wird. Deshalb schaue ich nicht gern hoch. Jedes Mal scheint sie mehr absorbiert worden zu sein. Aber der Vertrag gilt noch immer und Verstöße dagegen werden hart geahndet.

    Das war jetzt ziemlich viel Gefasel. Und ich habe nun echt miese Laune, weil ich darüber nachgedacht habe.

    Es sind keine Regenwolken in Sicht. Vielleicht schaffe ich es zu den Forschern und diesem Auftrag von ihnen. Danach werde ich hoffentlich genug Energie haben, um aus dem Biotop zu kommen und mich woanders nach besserer Arbeit umzusehen. Und meine offene Rechnung zu klären.

    Eintrag 2

    Dass sich hier ein temporärer Stützpunkt der Forscher befindet, ist an den Zelten erkennbar, welche die Lichtung säumen. Normalerweise haust diese weit fortgeschrittene Art von Robotern in regelrechten Bunkern, die von außen nicht einsehbar sind. Man braucht einen guten Grund, um sie zu besuchen, ansonsten schotten sie sich weitestgehend ab. Ich habe gehört, dass ihr Clansprecher kürzlich sogar einem Meeting der Vereinigung ferngeblieben ist. Das ist ein absolutes No-Go. Und jetzt eine versteckte Basis in einem Biotop? Irgendetwas ist im Busch, im wahrsten Sinne des Wortes. Es brodelt im Untergrund. Ich frage mich nicht zum ersten Mal, ob es die Welt noch lange so geben wird, wie ich sie kenne. Seit dem Sundown sind Hunderte, nicht immer harmonische Jahre vergangen. Es ist allerdings ewig kein ernsthafter Konflikt mehr aufgetreten. Dass sich der Frieden so langsam zu drehen beginnt, ist nicht überraschend. Beunruhigend jedoch schon.

    Es ist unüblich, dass die Forscher eine Anlage mitten in einem Biotop aufbauen, und dass es wirklich von den Biobots geduldet ist, wage ich zu bezweifeln. Dafür hat sich Erny zu viele Sorgen darum gemacht, belauscht zu werden. Keine Ahnung, was ich von dieser Sache halten soll, aber ich bin nicht in der Position, Fragen zu stellen. Meine Programmierung priorisiert mich, was im Moment bedeutet, dass ich Energie auffüllen muss. Laut Anzeige habe ich nur wenige Stunden bis zur Abschaltung. Für das Verlassen des Biotops bräuchte ich mindestens zwei Tage.

    Einige Roboter stampfen um das Zelt herum. Ich bin neidisch auf ihr gutes Aussehen. Natürlich können wir uns bis zu einem gewissen Grad selbst anpassen und modifizieren, doch die verschiedenen Clans haben Merkmale, die man nur erhält, wenn man die eigene Programmierung der ihren anpasst. Wir Söldner sind übrigens so speziell, dass wir alle unterschiedlich aussehen. Freigeister, sozusagen. Weil wir nirgends reinpassen, haben wir eine eigene Kaste gebildet. Damit meine ich nicht nur die Optik, sondern auch unsere Ziele. Keiner von uns hat sich einem einzigen untergeordnet, wie dem Schutz der Biotope oder dem Erforschen aller Anomalien der Welt. Söldner machen Arbeit, die aufkommt und für die die anderen Clans keine Zeit, Lust oder Programmierung haben. Es gibt immer etwas, das erledigt werden muss. Jemanden, der Schutz benötigt, womöglich sogar gesucht wird. Wenn wir dafür unsere Individualität behalten dürfen, reisen wir gern in der Welt umher und suchen nach jenen, die uns brauchen.

    Die Forscher scheinen mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Sie besitzen dasselbe durchdringende Schwarz wie der Ring um die Sonnenkorona und sind von leuchtenden Kabeln überzogen. Nur ihr Oberkörper ist von einzelnen silbernen Platten bedeckt. Die Augen strahlen in einem stetigen Azur und die Leitungen an ihrem Kopf pulsieren im Blau der Kabel. Sieht echt cool aus, das kannst du mir glauben. Trotzdem sind die Forscher die Kaste, mit der ich aus genannten Gründen am seltensten und wenigsten gern Geschäfte tätige. Jetzt komme ich aber nicht drumherum, also gebe ich mir einen Ruck und marschiere auf das Zeltdorf zu.

    Ich bin mir sicher, schon bemerkt worden zu sein, als ich noch im Schatten des Dschungels stand. Doch erst jetzt wenden sich mir die zwei Roboter am Eingang zu. Einer tritt vor, den Arm abwehrend gehoben und die Finger der flachen Hand weit gespreizt. »Halt!«

    Für einen kurzen Moment überlege ich, die Situation auf die Spitze zu treiben, ich mag ein bisschen Risiko. Aber nicht mit sinkenden Energiereserven, also bleibe ich artig stehen. »Ich hörte, hier gibt es etwas zu tun. Muss ich mich als Söldner ausweisen oder glaubt ihr mir auch so?« Mit den Händen deute ich auf meinen Körper.

    Die azurblauen Augen des zweiten Forschers betrachten mich, während sein Compagnon seine Pose beibehält. Meine Metallplatten kribbeln unter diesem intensiven Blick. Normalerweise bin ich nicht eitel, aber mein Aussehen ist mir vor diesen schicken Maschinen etwas peinlich. Ich strotze vor Einschusslöchern, die ich noch nicht versiegelt habe. In meinem Schädel sind mehrere Schlitze eingekerbt, aus denen der Rauch der Zigaretten strömt, wenn ich eine quarze. Die Belüftung habe ich so montiert, dass tiefe Züge möglich sind, als würde ich atmen. Ich habe mir das Rauchen irgendwann mal angewöhnt. So was Ähnliches habe ich bei den Geschichtsbewahrern gesehen, die menschliche Kulturen imitieren und erhalten. Und meine Seriennummer SM0K3 … Hat doch was Ironisches, oder? Smoke smokes. Hätte ich Mundwinkel, würden sie sich jetzt für ein breites Grinsen heben.

    Na ja, und ansonsten mag ich es bunt. Ich habe vielerorts meine Hülle angesprayt und mir eine witzige neongrüne Antenne zur Zierde neben den rechten Ohrknubbel geklebt. Augen gibts bei mir übrigens keine. Ich habe ein schwarzes Visier, in dem sich das Umfeld spiegelt, nur nichts von meinem Innenleben. Warum wir alle so unterschiedlich aussehen? Das muss an den Maschinenmüttern liegen, die Menschen drücken Knöpfe und was Neues kommt raus. Wir sollten ursprünglich so individuell wie möglich sein, vom Erscheinungsbild, unserer Programmierung und Charakterentwicklung her. Der Zusammenschluss in Kasten steht dem entgegen, war jedoch nötig.

    Zurück zu den Forschern. Sie scheinen sich einig zu sein, mir fürs Erste zu vertrauen. Der eine gibt seine Haltung auf, während der andere mir zunickt. Die beiden gehen in das Innere des Lagers und ich folge ihnen.

    Unauffällig schaue ich mich um. Sie müssen echt verzweifelt sein, sie haben nur wenig Technik mitgebracht und scheinen alles in ziemlicher Eile aufgebaut zu haben.

    Eine Zeltplane wird zur Seite geschlagen. Der Neuankömmling unterscheidet sich äußerlich nicht von seinen Kollegen und doch umgibt ihn eine andere Aura. Roboter haben eigentlich keine; womöglich sind wir dennoch sensibel dafür, wenn uns eine Maschine gegenübersteht, die mehr zu sagen hat als andere.

    »SM0K3«, weise ich mich aus, bevor mein Gegenüber eine Aufforderung aussprechen muss. »Söldner.«

    Der Forscher nickt und verschränkt typisch menschlich die Arme vor der Brust. »Wer schickt dich?«

    »Ähm … 3RNY?«, antworte ich unbedarft. Keine Ahnung, ob ich das sagen sollte.

    Wieder nickt der Sprecher. »Wir haben tatsächlich einen Auftrag zu vergeben, allerdings ist er ziemlich delikat. Wir hatten gehofft, die Biobots hätten nichts von unserer Anwesenheit bemerkt.«

    »Tja, die haben ihre Glubschaugen eben überall.«

    Der Forscher geht nicht darauf ein. »Wir vermissen ein Subjekt. Ein menschliches Kind, weiblich, zehn Jahre alt. Ich übermittele dir jetzt ein Bild.«

    Zeitgleich sehe ich ein verängstigt wirkendes Mädchen auf meinem Visierinterface, furchtbar blass und mit nichts als Lumpen bekleidet. Die schwarzen Haare kleben

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