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Zum Frühstück ein Stück Himmel: Gedanken zum Wachwerden
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Zum Frühstück ein Stück Himmel: Gedanken zum Wachwerden
eBook210 Seiten2 Stunden

Zum Frühstück ein Stück Himmel: Gedanken zum Wachwerden

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Über dieses E-Book

- 99 lebensnahe, inspirierende Texte für einen gelingenden Start in den Tag
- für individuelle und für gemeinsame Andachten geeignet

Kurztext
Was gehört zu einem guten Start in den Tag? Ein duftender Kaffee, ein Croissant oder das Lieblingsmüsli. Ein Augenblick Zeit für sich. Und ein Augenblick Zeit für Gott. Denn das Leben ist mehr als der tägliche Marathon zwischen Arbeit, Einkaufen und Familie. Klaus Nagorni schenkt uns mit diesem Andachtsbuch täglich ein Stück Himmel am Morgen: tröstende, anregende, hoffnungsfrohe Gedanken zum Start in den Tag. Damit Alletage ein wenig mehr Sonntag in sich tragen. Ein Buch für mehr Tiefgang im Alltag. Und für echte Zuversichtsmomente am Frühstückstisch, die durch den ganzen Tag begleiten.

Zum Autor
Klaus Nagorni, Jahrgang 1948, Theologe und Erziehungswissenschaftler. Nach seiner Tätigkeit als Studentenpfarrer in Freiburg arbeitete er als Auslandspfarrer auf den Balearen sowie 1990–2013 als Direktor der Evangelischen Akademie Baden. Einem großen Publikum ist Klaus Nagorni bekannt als "Wort zum Tag"–Autor im SWR 2 sowie als Autor zahlreicher Publikationen.
SpracheDeutsch
Herausgeberedition chrismon
Erscheinungsdatum24. Jan. 2023
ISBN9783960383451
Zum Frühstück ein Stück Himmel: Gedanken zum Wachwerden
Autor

Klaus Nagorni

Klaus Nagorni, Jahrgang 1948, Theologe und Erziehungswissenschaftler. Nach seiner Tätigkeit als Studentenpfarrer in Freiburg arbeitete er als Auslandspfarrer auf den Balearen sowie 1990–2013 als Direktor der Evangelischen Akademie Baden. Einem großen Publikum ist Klaus Nagorni bekannt als "Wort zum Tag"–Autor im SWR 2 sowie als Autor zahlreicher Publikationen.

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    Buchvorschau

    Zum Frühstück ein Stück Himmel - Klaus Nagorni

    Der alte

    Baum

    Der alte Baum in unserem Garten fehlt mir. In der Mittagshitze des Sommers hatte er mir über Jahre Schatten gespendet. Sein kühlendes Blätterdach hatte die Hitze erträglich gemacht. Hier konnte ich es aushalten. Verweilen. Träumen.

    Der alte Baum hat die Hitze und die Trockenheit des letzten Sommers nicht überstanden. Er ist abgestorben. Ein für alle Mal. Nun fehlt er mir. Genauso wie sein kühlender Schatten.

    In den Psalmen der Bibel ist öfter davon die Rede, dass Menschen im Schatten Gottes Ruhe und Geborgenheit finden. „Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!", heißt es in einem Psalm.

    Natürlich hat Gott keine Flügel. Und ob Engel tatsächlich Flügel haben, weiß ich nicht. Aber das Bild verstehe ich sofort: dass unter dem Schatten der Flügel Gottes das Leben erträglich wird. Leichter. Dass ich dort im hitzigen Alltag aufatmen kann. Und gestärkt aus diesem Schatten heraustrete.

    Solche Orte brauche ich umso mehr, je größer die Reibungshitze im Alltag wird. Im Umgang von Menschen untereinander ist das genauso zu spüren wie in dem, was sich in der Natur beobachten lässt. Es ist diese Anspannung und dieses Gestresstsein, die mir oftmals zu schaffen machen. Und zu denken geben.

    Die Menschen der biblischen Welt haben die Orte und die Zeiten gekannt, wo und wann man sich im Schatten regenerieren konnte. Und sie haben zu einem Gott gebetet, der sie nicht immer wieder zu neuen Aktivitäten angetrieben hat, sondern der wollte, dass sie hin und wieder Abstand nehmen zu sich selbst. Aufhören sollten mit ihrer Geschäftigkeit. Mindestens einmal die Woche. Besser noch einmal am Tag. Um sich selbst von außen zu betrachten. Sich zu fragen: Was tust du da eigentlich jeden Tag? Wohin soll das führen, wenn du so weitermachst wie bisher? Bedenke, dass dein Leben endlich ist! Und frage dich, welche Spuren du hinterlassen willst!

    Schattenplätze sind ungeheuer wichtig in meinem Leben. Je heißer es zugeht, umso wichtiger. Ich will mich dafür einsetzen, dass solche Schattenplätze nicht verloren gehen. Wie die unter einem Baum. Auf einer Parkbank. Oder einer Kapelle am Weg.

    Solche Plätze lassen mich erfahren: Du bist nicht allein mit dir. Da geht jemand mit, in dessen Schatten du dich aufgehoben fühlen darfst. Der dir die Kraft gibt, die du gerade brauchst.

    Zwei Arten zu

    leben

    Glauben Sie an Wunder? Albert Einstein, Physiker und Begründer der Relativitätstheorie, hat es getan. „Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben, hat er einmal geschrieben, „entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines. Und er hat hinzugefügt: „Ich glaube an Letzteres." Ich vermute, das hat damit zu tun, dass sich Einstein ein Leben lang sein kindliches Staunen bewahrt hat. Was eine gute Voraussetzung ist, um ein exzellenter Wissenschaftler zu werden. Vieles geht ja verloren, bis ein Mensch so richtig erwachsen geworden ist. Vor allem die Fähigkeit, auch über die allerkleinsten Dinge zu staunen.

    Eine Gruppe von Altersforschern in San Francisco hat sich kürzlich dieses Themas angenommen. Die Wissenschaftler hatten beobachtet, dass bei vielen Menschen im Alter die Ängste zunehmen und sie in eine Endlosschleife aus Sorgen und Grübelei geraten. Mit einfachen Mitteln wollten die Forscher zeigen, wie es gelingt, sich zuversichtlicher durch die Welt zu bewegen. Das Rezept dazu: staunen lernen.

    In einem Experiment wurden Freiwillige angeregt, acht Wochen lang jeden Morgen fünfzehn Minuten spazieren zu gehen. Die Hälfte der Gruppe sollte dabei auf die Umgebung achten und das Staunen üben, wenn ihnen etwas bemerkenswert vorkam. Die andere Hälfte zog ohne weitere Vorgaben los. Der Erfolg des Selbstversuchs wurde dann anhand der Fotos gemessen, die die Teilnehmer gemacht hatten.

    Auffallend war: Die Bilder der „Staungruppe" sahen ganz anders aus als jene der Vergleichsgruppe. Auf ihren Fotos war zunehmend mehr von der Umgebung draußen zu sehen. Sie selbst standen immer weniger im Mittelpunkt. Und sahen am Ende der Woche deutlich entspannter und gelöster aus.

    Einer der Forscher sagte dazu: „Staunen rückt unsere Perspektive zurecht und zeigt uns, dass die Welt nicht nur aus uns besteht." Im Staunen nämlich lenke ich meine Energie nach außen. Und löse mich aus dem Kreisel der Selbstbeschäftigung.

    Dafür, finde ich, gibt es viele Wege. Nicht jeder wird gleich Naturwissenschaftler wie Albert Einstein. Die großen Wunder erlebt man sowieso am besten im Kleinen. Ich gehe dazu gerne hinaus in die Natur. Oder arbeite einen halben Tag im Garten. Genieße die Ruhe eines Kirchenraumes. Erfreue mich an der Komposition eines Musikstückes. Und entscheide mich dafür, mit denen zu sympathisieren, für die die Welt ein Wunder ist.

    Die Lust an der

    Verkleidung

    Woher kommt die Lust an der Verkleidung? Warum lieben Menschen Maskierungen und Maskeraden? Schon als Kinder haben wir gerne in Kleiderschränken und Kleiderkisten gestöbert. Und uns mit den dort gefundenen Textilien ein neues Aussehen verpasst. Der weiche Fuchspelz der Mutter, der Hut des Vaters, Handschuhe, die bis zum Ellbogen reichten, eine bunte Schürze. Das war alles recht, um sich für eine bestimmte Zeit in jemand anderen zu verwandeln.

    Der Wunsch nach Verwandlung steckt in uns seit Kindesbeinen. Manchmal darf er sogar ganz offiziell heraus: in der Faschings- und Karnevalszeit. In diesem Wunsch verbirgt sich im Kern, und oft ironisch verfremdet, eine Sehnsucht. Die Sehnsucht, einmal jemand anderes zu sein. Wenigstens spielerisch auszuprobieren, was mir in der Routine meines Alltags versagt bleibt oder sogar verboten ist.

    Dass diese Zeit äußerer Verwandlungslust der Fastenzeit vorausgeht, ist kein Zufall. Denn auch wer fastet, probiert ein anderes Leben aus, äußerlich, aber vor allem auch innerlich. Er legt Verhaltensweisen oder Eigenschaften ab, die unter normalen Umständen den Alltag prägen. Er oder sie lässt sein, was sonst üblich ist. Und verzichtet.

    Neulich hatte ich die Gelegenheit, mit einer Gruppe von Schülern das Thema Verzicht zu diskutieren. Ein eher sprödes Thema für junge Leute, die gerade dabei sind, die Welt zu entdecken, dachte ich. Und war überrascht, wie positiv sie dieses Thema bewerteten. Natürlich, wer verzichtet, gibt etwas auf, das war allen klar. Dennoch, die Gewinne würden eindeutig überwiegen, meinten die Schüler.

    Ich kann mich besser konzentrieren, sagte einer, wenn ich nicht versuche, überall mitzuspielen. Wenn ich mit meinem Freund zusammen bin, verzichte ich zwar während dieser Zeit auf alles Mögliche andere, aber unserer Beziehung tut das gut. Ich entdecke eher, was für mein Leben wichtig ist, war eine weitere Auskunft.

    Die jungen Leute haben das richtig gesehen, denke ich. Was vordergründig als Verlust erscheint, erlaubt bei genauerem Hinschauen ein tieferes Eintauchen ins Leben. Da muss keiner erst mit der moralischen Keule kommen. Denn es liegt auf der Hand: Verzichten bringt Gewinn. Einfach mal loslassen, was mich im Griff hat oder was ich für unverzichtbar halte. Auch wenn es Überwindung kostet. Neues zulassen. Und dabei unbekannte Seiten an mir entdecken. Oder solche, die lange verschüttet waren.

    Die Weisheit des

    Platzanweisers

    Die folgende Geschichte passt gut in unsere Zeit, finde ich. Obwohl sie uralt ist. Sie erzählt von Abu Said, einem berühmten persischen Mystiker des 11. Jahrhunderts. Der war überall als begnadeter Redner bekannt und beliebt. Wo immer er hinkam, drängten sich die Menschen, um ihn zu sehen und zu hören.

    Wieder einmal geschah es, dass die Menschen in Erwartung seiner Predigt in einer Stadt zusammenströmten, so dass kein Platz mehr blieb in dem Gotteshaus. Der zuständige Platzanweiser versuchte, Ordnung in das Durcheinander zu bringen. „Jeder soll, rief er, „von da, wo er ist, einen Schritt näherkommen.

    Als Abu Said das hörte, schloss er die Versammlung, bevor er sie begonnen hatte. Zur Erklärung sagte er: „Alles, was ich sagen wollte, hat der Platzanweiser schon gesagt." Und damit verließ er die Stadt.

    „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näherkommen." So einfach scheint das und ist doch so schwer! Denn es setzt guten Willen voraus. Und ein Vertrauen in die Bereitschaft der anderen, dasselbe zu tun. Beides ist nicht immer gegeben. Und dennoch, davon bin ich überzeugt, Lösungen sind nur auf diese Weise möglich.

    Es sind schließlich die kleinen Gesten, die Bewegung bringen in verfahrene Situationen. Das achtsam gewählte Wort, das kein Öl ins Feuer gießt. Die Bereitschaft, erst einmal einen vorsichtigen kleinen Schritt zu machen, um das Festgefahrene aufzulösen. Und nicht mit aller Gewalt mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

    Mich erinnert die Geschichte an Worte aus der Bergpredigt Jesu. „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen."

    Die Sanftmütigen und die Friedenstifter. Vermutlich sind sie chancenlos in Zeiten des Krieges. Sie sitzen ja meist nicht an den Schalthebeln der Macht. Sie sind eine kleine Schar, zu wenige, um den Strom der Gewalt zum Versiegen zu bringen. Aber ohnmächtig sind sie nicht. Einige haben es vorgemacht: Martin Luther King, Mahatma Gandhi, Bertha von Suttner. Sie haben Zeichen der Hoffnung gesetzt. Über ihr eigenes Leben und ihre eigene Zeit hinaus. Voller Überzeugung, dass der Gewaltspirale zu entkommen ist.

    Ihre Namen machen uns heute Mut. Als Pioniere, die mit dem Frieden Ernst gemacht haben. Weil sie verstanden haben: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näherkommen."

    Mit anderen Dingen

    beschäftigt

    Leben ist das, was passiert, während man mit anderen Dingen beschäftigt ist. Hat ein kluger Mensch einmal gesagt. Damit ist eine Lebenserfahrung beschrieben, der der Soziologe Hartmut Rosa in einem anregenden Essay nachgegangen ist. Der Titel lautet: „Unverfügbarkeit".

    Rosa beschreibt, wie der Wunsch, sich alles verfügbar zu machen, in modernen Gesellschaften allgegenwärtig geworden ist. Überall wird uns versprochen: Alles ginge immer noch besser, noch schneller, noch effizienter. Bis hinein in die persönliche Lebensführung herrscht das Credo: Mein Leben wird besser, je mehr es mir gelingt, mehr von der Welt unter meine Verfügungsgewalt zu bringen.

    Aber, und das ist die andere Seite, wir zahlen dafür einen hohen Preis. Denn je mehr wir auf allen Ebenen darauf zielen, uns alles verfügbar zu machen, desto mehr verstummt und versteinert die Welt um uns her. Sie begegnet uns nur noch als Reihe von Objekten, die es zu wissen, zu beherrschen oder zu nutzen gilt. Genau dadurch aber geht alle Lebendigkeit verloren.

    Mich erinnert das an eine Frage Jesu: „Was hilft es dem Menschen, sich die ganze Welt verfügbar zu machen, wenn er dabei Schaden nimmt an seiner Seele?" Tatsächlich ist es so: Wo alles verfügbar wird, geht verloren, was mich unmittelbar ansprechen könnte. Da verstummen die Stimmen, die von außen kommen und mir etwas zu sagen haben. Schaden nehmen an der Seele heißt ja, sich nicht mehr berühren lassen, nicht mehr erreichbar sein, die Sinne verstopfen – vor dem Gesang der Vögel, dem Duft des nahen Frühlings, der Frage eines Kindes.

    Erst das Zulassen des Unverfügbaren belebt das Leben. Erst dann spüre ich: Da ist noch etwas Stärkeres am Werk, als ich es bin. Etwas, das mir gegenübertritt, mich anspricht, anruft, manchmal herausholt aus eingefahrenen Bahnen. Ein unverhoffter Anruf vielleicht, der mich aus der Routine reißt. Eine Melodie aus frühen Jugendtagen, die mich berührt wie damals. Ein weiter Kirchenraum, dessen Stille meinen Blick in eine andere Richtung lenkt. Dann spüre ich, da gibt es etwas, was ich nicht steuern kann. Was Seiten in mir zum Klingen bringt, die mir normalerweise verborgen, die vielleicht sogar verschüttet sind.

    Und plötzlich, während ich doch gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt bin, meldet sich das Leben bei mir. Überraschend und unverfügbar.

    Schlechte Nachrichten,

    gute Nachrichten

    Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Das ist eine alte Journalistenweisheit. Denn schlechte Nachrichten erregen mehr Aufmerksamkeit. Und verkaufen sich besser. Ich weiß das von mir

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