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Mord in Kreuzberg SO 36
Mord in Kreuzberg SO 36
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eBook198 Seiten2 Stunden

Mord in Kreuzberg SO 36

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Über dieses E-Book

Im Herzen der Musikindustrie gibt es viele versteckte Orte, Richtungen, die kaum jemand kennt, außer den Fans und den Machern. Unruhe ensteht unter den Künstler die nie ohne goldene Uhren und gehüllt in Markenprodukten, Geldbündel wedelnd steht. Ein Mord erschüttert Berlin Kreuzbergs Musikszene. Wer ermordet den schmierigen Gangster-Rap Musikproduzenten Herri Freitag, wer richtete ein Gewehrlauf auf seinen Hinterkopf und drückte ab? Leider, jeder der ihn kannte, hatte ein Motiv.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Jan. 2014
ISBN9783847662792
Mord in Kreuzberg SO 36

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    Buchvorschau

    Mord in Kreuzberg SO 36 - Ann Bexhill

    1

    Onkel Tata ein großer ausladender Mann mit roten Apfelwangen, früher war er Gewichtheber im Arbeitersportverein Viktoria 36 Kreuzberg, hatte gerade den Kuchenteig fertig gerührt und zum Auskühlen auf den Tisch gestellt. Nun sah er aus dem Fenster. Die Küche im Gebäude des Plattenstudios Skull Rekords war das Herz des Hauses. Aus dem Küchenfenster zur Oranienstraße blicken machte ihm Spaß. Zu beobachten, wer wo ein- und ausging, alte Freunde zu begrüßen und mit den anderen Jungs (nun Opas) süffisante Bemerkungen darüber fallen zu lassen, wer sternhagelvoll war, wer sich mit wem geprügelt oder sich sonst wie daneben benommen hatte. Der Berliner Stadtteil Kreuzberg wirkte jetzt wie ausgestorben. Auf der Turmuhr der Mariannenkirche, die über den Dächern zu sehen ist, war es fünf vor 3 Uhr nachmittags. Ein Sturm aus Südwest kündigte sich an und ließ die Blattkronen der jungen Birkenbäume und Linden am Straßenrand schaukeln. Ab und zu fegte eine Windböe durch die Straße, wo er Papierfetzen und Flyer über den Boden schleifte und mit den Rocksäumen der weiblichen Touristinnen und Transvestiten spielte. Es war ein Nachmittag Ende August und eine Gluthitze zum Krepieren kündigte ein schweres Gewitter an. Ab und zu jaulte der Vorbote des Sturms auf und schmetterte angekippte Türen gegen Mauern oder kippte Werbeständer um. Angus Budrow unser Nachbar goss mit einer riesigen Gießkanne in den beiden Händen seine Rosenbüsche in den Kübeln vor seiner weißen Ladentür ab. Allem Anschein nach misstraute er der alle 20 Minuten wiederholten Sturmwarnungen im Radio. Angus trug einen schwarzen Anzug ein weißes Hemd und einen Strohhut er nickte mir zu. Ein gut gekleideter Mann lief vorbei,  von Weitem merkte ich, dass er einen in der Krone hatte, er war, unsicher auf den Beinen. Schwarzgrau gestreifte Hose weißes Hemd blaue Weste und eine schwarze Krawatte. Er hatte einen roten Dreitagebart und einen Glatzkopf, eine helle Gesichtsfarbe und vom Bier oder der Wut rot gezeichnete Wangen. »Hoher Wellengang heute«, bemerkte ich und steckte mir den Rührlöffel schnell in den Mund als Onkel Tata nicht hinsah. Er ist der festen Überzeugung, dass der Verzehr von rohem Kuchenteig das reinste Gift für die Stimme ist. Der Betrunkene schwankte davon, hielt sich ab und zu an einer Laterne fest und durch das geöffnete Fenster drang sein Gesang das elbisch oder Bulgarisch sein konnte. Ich lachte, als der Mann den fruchtlosen Versuch unternahm, sich seine Zigarette mit feuchten Streichhölzern anzuzünden. Onkel Tata entschuldigte sich bei mir und beugte sich aus dem geöffneten Küchenfenster.

    »Hurensohn! Säufer! Popwichser! Mongo!«, schrie er. Er drehte sich nach dem drolligen Auftritt von Herri Freitag dem Ex Sänger der Westshop Kerls und nun Plattenstudioboss zu mir und erklärte, dass jeder, der Herri Freitag um die Ecke bringen würde, der Musikwelt und seinen mit Vertrag geknechteten Künstlern eine große Freude bereite. Herri Freitag ein guter Sänger war Studioboss und hatte vor Jahren angefangen jedem der ein Mikro halten konnte unter Vertrag zu nehmen. Herri war der unbeliebteste Mensch in der Gegend. Sein mangelndes Selbstwertgefühl kompensierte er mit Hochmut und Geld ausgeben. Ihm gehörte die Szene und er zeigte es in dem er alle naselang in der Provinz Klamottenläden seiner Marke Gangsterlife eröffnete. Ich schüttelte den Kopf.

    »Können wir hoffen, dass der alte Knabe nicht demnächst in seinem Blut liegen gefunden wird.«

    Onkel Tata lächelte und meinte: »Er ist ein aufgeblasenes altes Ekel. Kein Wunder, dass ihm seine Frau davongelaufen ist und die eigenen Kinder nichts mit ihm zu tun haben wollen.«

    »Sie hätte ihn stattdessen abmurksen sollen«, bemerkte ich.

    »Franz Kevin! Ich dulde nicht, dass du in meinem Studio leichtfertig von Mord sprichst«, schimpfte er, nachdem er ihm selber die Pest an den Hals gewünscht hatte.

    »Onkel Tata erzählen tue ich es dir weil, ich weiß, dass du mich niemals bei den Bullen verpfeifen würdest.«

    Onkel Tata, für andere und das Finanzamt Herr Anton Singer der Boss von Skull Rekords. Der in den siebziger Jahren sein Plattenlabel in Kreuzberg 36 mit der promotung seiner eigenen Punkband den Arbeitergesangsfreunden angefangen hatte, sah zu mir auf.

    »Du weißt nichts vom Skandal, der uns droht!«, sagte er.

    »Diesmal sitze ich was Wissen abgelangt auf dem trockenen. Was war los?«

    Er seufzte und band seine Schürze ab und setzte sich an den Küchentisch.

    »Joh Gerstein war einkaufen er brauchte ein paar Bandanas für seine Tour.«

    »Hat eine beklagenswerte Kleinstadt Disco Geburtstag und wird mit einem Aufritt von dem Hip-Hop Arschloch belohnt?«

    Joh Gerstein war der missratene Sohn von Onkels Freund Werner und sang für sein Leben gern, obwohl er es nicht konnte. Jeder der ihm irgendwann einmal nur guten Tag gewünscht hatte bekam ein Konzert von ihm zum Geschenk. Das Herri Freitag der Besitzer von Gangsterlife Rekords und dem gleichnamigen Modelabel auf Youtube stellte und Geld monetisierte. Joh der Gangster Rapper mit der erlogenen Biografie hatte eine so piepsige Stimme, dass sie Allergien auslösen konnte und dazu zeichnen sich seine Songs durch so schlecht gereimte Texte aus das es in den Ohren kratzt und Halluzination erzeugt.

    »Er gab mir angeblich einen Zweihundert Euro Schein aber als ich in die Kasse sah um das Wechselgeld herauszugeben bemerkte ich das ein Fünfziger war. Ich gab ihm das Wechselgeld darauf heraus. Er beschwerte sich bei mir, und ich wies mit allem Respekt darauf hin, dass er sich geirrt haben musste. Ich sagte ihm taktvoll er sei nicht gerade der Klügste und habe es nicht mit dem Zählen, er habe sich geirrt. Ich empfahl ich ihm einen guten Alphabetisierungskurs in der Abendschule in Friedrichshain.«

    Gerstein hatte nie eine höhere Schule von innen gesehen, was nicht an seiner Herkunft, sondern nur an seiner mangelnden Intelligenz lag. Er war eben dumm wie Brot sein Künstlername war § 174, weil er dachte, 174 stehe für Autodiebstahl. Onkel Tata seufzte, er war seit 30 Jahren im Musikgeschäft und hatte Dummheit kommen Singen und Gehen sehen. Er hatte mit Klugheit und Witz die Unabhängigkeit seines Unternehmens behalten, obwohl Herri Freitag seit einem Jahrzehnt alles unternahm, um das etablierte Plattenlabel Skull Rekords in seine Finger zu bekommen. Skull Rekords alte Songrechte waren eine Million wert. Onkel Tata war jetzt 65 Jahre alt und mir oblag es, den Laden zu schmeißen. Wir engagierten uns seit 2000 auch auf dem Hip-Hop Sektor und waren der größte Konkurrent für Freitags Gangsterlife Scheiß. Mein Onkel besaß im selben Gebäude wie das Studio seinen Szene Klamottenladen, in dem mein kleiner Bruder Peter half, bis er wusste, was er studierte. Onkel hoffte Peter würde in London an der John Lennon Akademie Musikvermarktung beginnen und Skull Rekords übernehmen.

    »Anstatt seinen Fehler einzusehen, stürmte § 174«, mein Onkel grinste, »erbost davon direkt in die Schenke, wo Herri Freitag sich betrank.«

    »Oh je der noch!«

    Herri Freitag gehört zu den Menschen, die sich ein Vergnügen daraus machen für Wirbel zu sorgen. Er würde die Sache so groß machen, dass ein Mord, wie das Mopsen eines Kekses aus der Bäckerei wirken würde. Er war der Prototyp eines garstigen Mannes. Er hatte sich in den Jahren auf Kosten seiner Künstler und der Intelligenz seiner Hörer ein immenses Vermögen zusammengerafft.

    »Wenn Freitag dir den Fehdehandschuh hinwirft, weil ihm Gegner ausgegangen sind, hat er sich den Falschen ausgesucht.«

    Und das hatte Herri Freitag. Mein Onkel war resolut und seine Zunge galt als tödliches Instrument, außerdem verfügte er über seine Camorra, ein Netzwerk abgetakelter Künstler aus Kreuzberg. Wenn man es sich mit einem verdarb, war man schneller isoliert, als ein Leprakranker seinen Daumen verlor.

    »Das Wort, das er gebrauchte, als er zusammen mit Gerstein alias Paragraf wie ein Verrückter angestürmt kam und einen Blick in meine Ladenkasse werfen wollte war, Betrug!«

    Onkel Tata war der lauterste Mensch in der Gegend. Seinen Ruf anzukratzen war als unterstelle man dem Papst Prostitution.

    »Niemand bei Verstand wird dich verdächtigen, vergiss es einfach. Was hast du heute noch vor?«, fragte ich, um vom leidigen Thema Herri Freitag abzulenken. Der Mensch machte nicht nur ihm Kummer, wie bedauerlich musste es erst seiner Familie ergehen mit so einem Menschen bestraft zu, sein.

    »Meine Pflicht«, sagte Onkel Tata tugendhaft, »meine repräsentative Pflicht, als ein hohes Tier in der Musikbranche ist und deshalb kommen Freunde zu Kaffee und Kuchen und Bier.«

    »Also deshalb der Kuchen! Wer kommt alles?«

    »Stein, Angus, Werner und Frau Spiegel«, zählte er das who is who in Kreuzberg auf.

    »Ich mag sie«, sagte ich. Frau Spiegel war eine junge Anwältin spezialisiert auf Medien und Urheberrecht eine attraktive Person, die sich nicht zu fein war, im Garten ihrer Villa in Zehlendorf eine Badeparty zu geben und mich einzuladen.

    »Ja das kann ich mir gut vorstellen Franz. Naja hoffen wir das sie nicht anfängt von, ihren Superstars zu reden. Das einzige Thema, das sie zu interessieren scheint.«

    Frau Spiegel liebte alles, was mit dem Hochadel der Pop Kultur zu tun hatte, egal ob Elton John oder die Snoop Dog. Sie liebte es nicht nur, sie musste uns davon alles bis ins kleinste erzählen. Ich hatte den Verdacht den Stapel Zeitschriften, den sie weg liest, wie ein Fresssüchtiger einen Teller Frikadellen, überdecken eine unbefriedigte Beziehung.

    »Über was werdet ihr reden?«

    Onkel Tata machte sich Stichpunkte zu Themen, die gerade interessant waren. Er überflog seine Unterhaltungskarten, wie der Moderator einer Quizsendung vor der Show.

    »Wahrscheinlich nichts, was dich angeht, Franz.«

    Onkel Tata lächelte, strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und sagte: »Das Übliche die Skandale von gestern oder die von Morgen wer weiß, was Budrow herausgefunden hat.«

    Angus Budrow besaß die Gabe mit einer für seinen Jahrgang 1960 beeindruckenden Sehschärfe alles, um sich herum wahrzunehmen.

    »Davon gibt es hier genug nehme ich an«, entgegnete ich sarkastisch. 

    Wir lebten in einem Dorf in Kreuzberg 36, in dem die Automarke die jemand fuhr, Anlass zu wüsten Spekulationen war. Es war nicht viel los in Kreuzberg, denn Westberlins Musikszene war, so Tot und Ideenlos wie ein Friedhof um Mitternacht. Man schrieb und redete zwar viel vom kreativen Potenzial doch man war unfähig Neues zu erschaffen, West Berlin, zehrte vom Alten wie eine Made von einer Leiche.

    Als ich vom Küchentisch aufstand, war ich in der richtigen Stimmung, einen zündenden Hip-Hop Schlager zu schreiben, was vermutlich am vielen Zucker in Onkels Kuchenteig lag. Der Titel hatte platz in meinem Kopf genommen. Irgendetwas mit Ghetto und Moderne Automobiltechnologie etwa, die Bitch in dem Porsche Bang bang bang. Ich müsste mich schämen zu gestehen mit dem Käse mein Geld zu verdienen oder mich fremdschämen für die Hörer, aber zum Glück kannte man mich nur unter meinem lächerlichen Komponistennamen AK 47.

    Ich hatte von meinem Tod geträumt, ich stand an der Himmelspforte und ein ungeheurer wichtig aussehender Engel musterte mich mit unterdrücktem Lächeln und sagte: »Deutscher Gangster Rap was? Na komm rein!«

    Ich ging ins Arbeitszimmer mit Blick in den Hinterhof, die Haselnusssträucher den Schuppen, den alle aus einen mir nicht einsehbaren Grund Pavillon nennen und dem hinter dem Garten liegenden Spielplatz mit dem Klettergerüst und den Schaukeln. Nach einem Blick auf die Idylle machte ich mich an den Entwurf eines Textes. Skull Rekords verfasste als Subunternehmen Texte für andere Plattenstudios, für jeden, der uns angemessen bezahlte. Gerade als ich mich auf die stupide Arbeit des Schlagers fabrizieren konzentrierte, flatterte Betty Freitag herein. Sie ist ein hübsches Mädchen, groß und blond und völlig gedankenlos. Sie segelte durch die Glastür zum Hinterhof wie ein verirrter Schmetterling, sah mich an und rief mit einer Art Tadel in der Stimme: »Ach Sie hier?« 

    Wenn man vom Spielplatz kommt, führt der kürzeste Weg in die Oranienstraße mitten durch das Haus und den Laden. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt Eintrittsgeld zu verlangen aber mein Onkel erzählte mir, von dem uralten Recht der Menschheit sich ihre Wege zu Zielen selber zu wählen. Er meinte, nur weil er etwas Land gekauft hatte, bedeute das nicht auch, es zu besitzen. Die Leute kommen nicht einmal auf die Idee ums Haus herum, statt mitten durch mein Arbeitszimmer durch die Diele hinaus zum Laden zur Straße gehen.

    »Wen hast du erwartet den Prinzen von Bell Air?«, fragte ich.

    Sie sah mich mit ihren großen Augen an und fragte: »Den wen?«

    »Ach das war eine Fernsehserie vor deiner Zeit!«

    Sie ließ sich völlig erschlagen in einen meiner großen Sessel fallen und legte ihre verwirrend langen Beine übereinander. Es gibt Mädchen die sind für Tennisshorts gemacht und Betty Freitag gehörte dazu. Dort saß sie mit ineinander gefalteten Händen und starrte mich an, wie ein Entomologe ein seltenes Insekt.

    Ich schrieb gerade: Bitch ey Bitch in dem Porsche bang bang bang.

    Dieses bang kommt im Hip-Hop recht zweideutig daher außer es wird von Pistolenschüssen synchronisiert und plastisch für den letzten Idioten dargestellt. Ein Bang strich ich durch.

    Ghetto mein Viertel meine Straße ich vermisse dich im Knast. Saxofon ich vermisse dein Gold deine Chicks meine Jungs den ganzen Real Gangster Shit. Ghetto du küsst mich in der kranken Seele nicht übertreiben und das Sterben erwähnen und mit Bang unterlegen Küsse aus dem Knast Refrain Küsse Küsse aus dem Knast du Bitch. Trompeten und Drums und Kinderchor episch. Ihr kriegt mich nicht klein und meine Stimme hallt durchs Ghetto. Neue Heimat Zellenblock D. Dein Mann aus *** irgendein Problemviertel mit hoher Arbeitslosigkeit  je nachdem, wo der Auftritt stattfindet, vermisst die Hood.

    »Ist Peter hier irgendwo?«, fragte sie endlich.

    Ich hatte schon angenommen sie habe vergessen, wohin sie wollte, und beehre mich bis zum Abend. Lange Beine mit einer glatten seidig schimmernden Haut können einen Mann auf andere Gedanken als das Schablonieren

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