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Mühlenstraße 12: oder Meine "wilden Fünfziger Jahre" in Peine
Mühlenstraße 12: oder Meine "wilden Fünfziger Jahre" in Peine
Mühlenstraße 12: oder Meine "wilden Fünfziger Jahre" in Peine
eBook281 Seiten2 Stunden

Mühlenstraße 12: oder Meine "wilden Fünfziger Jahre" in Peine

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Über dieses E-Book

Die Umgebung, in der ein Mensch seine Kindheit verlebt, prägt auch sein späteres Leben. Die Mühlenstraße liegt nicht gerade in der feinsten Umgebung der Kleinstadt Peine, wo Gerolf Haubenreißer seine Kindheit verlebte. Mit einem gesunden Schuss Selbstironie schildert der Autor seine „familiäre Situation“ zu Beginn des Wirtschaftswunders.
„Es sind noch Berge draußen“ tönte die Oma, wenn bei Familienfeiern das Essen knapp wurde. Das war dann für den engeren Familienkreis das Zeichen, langsam aufzuhören. So war das damals in den 50ern zwischen Lederhose, Rohrstock
und Indianerspiel. Ganz nebenbei erhält der Leser auch einen Einblick in den liebenswerten Mief jener Zeit, in der die „Aufklärung“ in dem Satz gipfelte: „Vor den Frauen mit den glänzenden Augen musst du dich vorsehen!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Okt. 2013
ISBN9783732261147
Mühlenstraße 12: oder Meine "wilden Fünfziger Jahre" in Peine
Autor

Gerolf Haubenreißer

Gerolf Haubenreißer, 1944 in Peine geboren, ist als „Unruheständler“ freier Mitarbeiter der Braunschweiger Zeitung/ Peiner Nachrichten, wo seine Kolumne „Haubenreißer“ in Versen zu lokalen Ereignissen erscheint.

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    Buchvorschau

    Mühlenstraße 12 - Gerolf Haubenreißer

    Nachwort

    Mühlenstraße 12

    Langsam fahre ich mit dem Auto die Theodor - Heuß - Straße in Richtung Friedrich - Ebert - Platz hinauf. Wie sich das schon gestelzt anhört! Früher wäre man auf der Mühlenstraße zum Wilhelmsplatz gefahren. Das hört sich noch nach Peine an!

    Ich lasse mein Auto auf dem Parkplatz des Gartencenters. Früher war hier die Gärtnerei Korth, wenigstens wird der gute Mutterboden weiter genutzt. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, überquere die lebhaft befahrene Straße und bleibe vor dem Haus Nr.12 stehen. Rechts an der Mauer ein hin gesprühter Sinnspruch in schreiend gelber Farbe: Wir kriegen Euch alle! Mein Magen verkrampft sich. Ich trete einen Schritt zurück, um das Haus in seiner ganzen Pracht zu sehen:

    Die 12 hängt nur noch an einem Dübel auf halb Acht. Die einst rote Backsteinfassade hat sich etwas grau gefärbt, wie wir alle. Die Kacheln unterhalb der Fensterbänke wurden einst sorgsam poliert, heute sind sie stumpf und brüchig. Das stolze Hoftor, auf dem wir als Kinder immer rumkletterten, ist verschwunden. Die untere Fensterreihe ist statt Gardinen mit schmuddeliger Bettwäsche zugehängt. Darüber ein paar bunte Aufkleber, die auf Kinder schließen lassen und das triste Bild etwas auflockern. Mein Blick schweift ganz nach oben. Leere Fensterhöhlen schauen zurück.

    Vorsichtig gehe ich über den Hof um das Haus herum. Leicht demoliert warten hier vier Einkaufswagen auf weitere Verwendung. Daneben eine komplette Polstergarnitur in desolatem Zustand. Drei aufgebogene Briefkästen ohne Namen. Ein Klingelknopf, auf dem ein Wort mit sehr viel Y und Ü steht. Von drinnen höre ich Kindergeschrei und eine schrille Stimme, die in einer fremden Sprache scheinbar zur Ordnung ruft.

    Ich traue mich nicht hinein, dabei wurde ich doch hier dank der Hebamme Schwester Grete geboren. Das Haus meiner Großeltern! Es war stets unser Haus, obwohl es uns nicht gehörte. Wehmut erfasst mich, in Gedanken dreht sich das Rad der Zeit um fast 60 Jahre zurück:

    Peine und bleibende Eindrücke von Greiz

    Peine, heute eine Wohnstadt im Grünen, fein herausgeputzt mit Fußgängerzone, Spaßbad, Museum, einer Mühle, einem Kulturforum, fließendem Verkehr und, und, und.

    In den 50er Jahren eine Industriestadt mit nicht einmal 30.000 Einwohnern, einer ziemlich trostlosen Innenstadt, durch die sich der Verkehr dank einer fast immer geschlossenen Bahnschranke quälte und mit einer dreckigen braunen Abgaswolke, die als Wahrzeichen diente, weil sonst nichts da war. Die Wolke sah man schon in 20 Kilometer Entfernung. Man konnte an manchen Tagen draußen keine Wäsche aufhängen, dennoch war sie nach Auskunft der damaligen Politiker völlig unbedenklich.

    Trotzdem spürte man irgendwie Wärme und Geborgenheit. Man kannte einander meist, war nett zueinander und versuchte die Errungenschaften des beginnenden Wirtschaftswunders für sich zu nutzen.

    Hier wurde ich nun in der Mühlenstrasse 12 bei meinen Großeltern auf der Durchreise geboren. Meine Mutter wollte eigentlich zu ihrem nagelneuen Ehemann nach Greiz (Thüringen), aber da kam ich erstmal dazwischen. Die erste Zeit meiner Kindheit habe ich laut Erzählungen meiner Mutter dann auch in Greiz verbracht, wo mein Vater mit Antiquitäten und Russen handelte. Mein Vater hatte laut ihren Berichten im Krieg einen Kopfschuss erlitten, der auch Teile des Gehirns beschädigt hatte. Es kam zu Aussetzern, bei denen es für uns beide auch erhebliche Prügel setzte. Davon zeugt bei mir heute noch ein schräges Nasenbein. Eine sehr kurzfristige Scheidung war die Folge. Mit wenigen Habseligkeiten und mir wurde Greiz fluchtartig verlassen.

    Familienanschluss in der Mühlenstraße

    Im zarten Alter von drei Jahren kam ich so 1947 wieder nach Peine. Ich kann mir gut vorstellen, wie meinem Opa Wilhelm Suerburg zumute gewesen sein musste, als er in damaliger Zeit plötzlich statt einem Esser weniger nun zwei mehr hatte. Mein Opa war Rangierer beim Peiner Walzwerk (das war damals noch was) und aufrechter Sozialdemokrat. Sein Lieblingsspruch war: Weil ich immer für den Frieden und gegen den Kaiser und den Hitler war, durfte ich gleich an zwei Kriegen teilnehmen.

    Von den Kollegen wurde er damals Karritzer genannt, was immer das heißen mag. Auf jeden Fall hatte das etwas mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der er sich zu Fuß bewegte. Eine große, hagere Gestalt, die sich mit weit ausholenden Schritten meist drei Meter vor meiner Oma Gertrud hielt. Meine Oma, von kräftiger Figur mit einem mächtigen Busen, hatte laut Opa die Stimme eines Dragoners. Ihr Willi, renn doch nicht so, dröhnt mir heute noch in den Ohren.

    Nun war ich also als Produkt einer gescheiterten Zweierbeziehung wieder in Peine gelandet. Meiner Mutter war das alles ziemlich peinlich, denn die damalige Zeit war in dieser Beziehung nicht sehr großzügig. Ich wurde für den Übergang auf der Ritze des Ehebettes meiner Großeltern untergebracht, was mir Einblicke in ein späteres Eheleben einbrachte.

    Zur Familie gehörte noch Werner, der Bruder meiner Mutter, der noch mehr oder weniger erfolgreich in der Lehre war. Seine Freude hielt sich in Grenzen, weil er um seinen Schlafplatz fürchtete. Er sollte Recht behalten, denn Erika (meine Mutter) wurde mit in seiner kleinen Eckkammer untergebracht. Werner war nur 10 Jahre älter als ich und hatte noch allerhand Flausen im Kopf, was mir wiederum entgegenkam. Aus seiner Lehrstelle, der Eisenwarenhandlung Möllring am Markt, brachte er oft Prospekte mit, aus denen er eigentlich lernen sollte, mit denen wir aber herrlich spielten.

    So hatte mein Opa plötzlich eine 5-köpfige Familie durchzubringen, was bestimmt nicht immer leicht war. Meine Mutter, damals nur knapp über zwanzig, war wohl auch mit meiner Erziehung etwas überfordert, so dass dieses Amt nicht immer erfolgreich meine Oma übernahm. Dem wurde oft mit der hölzernen Rückseite eines Handfegers Nachdruck verliehen. Im Rhythmus der körperlichen Züchtigung wurde mir dann die Missetat meist noch einmal vorgebet.

    Körperpflege und Spucke im Gesicht

    Noch gefürchteter als der Handfeger waren allerdings kurzfristige Reinigungsaktionen meiner Großmutter. Imaginäre Flecken in meinem Gesicht wurden beseitigt, indem sie in ihre Hand spuckte und das Ganze in meinem Gesicht verrieb. Auch meine Mutter neigte zu dieser Methode, nahm dann aber als Zwischenlösung wenigstens ihr benutztes Taschentuch. Meine Oma führte diese Art der Reinigung übrigens letztmalig zum Anlass meines Vorstellungsgespräches zur Lehre bei der Kreissparkasse durch. Das habe ich mir dann aber verbeten und es war endlich Schluss damit.

    Ansonsten geschah die Körperpflege in der so genannten kleinen Küche. Das war ein kleiner Raum mit einer Dachschräge im Anschluss an die große Küche, wo sich das pralle Leben abspielte. In der kleinen Küche befand sich nun ein messingfarbener Wasserhahn mit kaltem Wasser und einem runden, gusseisernen Becken darunter. Der Wasserhahn war immerhin mit einem kleinen Gummischlauch versehen, so dass der Wasserstrahl sogar etwas beweglich wurde. Dazu gab es eine Waschschüssel aus Emaille für die ganze Familie, die in den 60er Jahren dann durch eine bunte Plastikschüssel ersetzt wurde. Der Fortschritt machte auch hier nicht halt.

    Jeden dritten Samstag wurde ein riesiger Einkochbottich mit Wasser gefüllt und auf dem Kohleherd der großen Küche zum Kochen gebracht. Das kam dann in eine große Zinkwanne, wurde mit kaltem Wasser gemischt und lud die Familie zum Bade. Da ich als letzter dran war, hatte das Wasser eine Konsistenz, wie ich sie später nur noch an einem Adriastrand vorgefunden habe. Immerhin wurden mir hinterher sämtliche Nägel geschnitten, die Schnipsel flogen dekorativ durch die Küche.

    Küchenträume

    Überhaupt die Küche! Sie war das Zentrum allen Lebens, denn die gute Stube wurde nur an Festtagen aufgemacht. Unter der Schräge befand sich ein altes Sofa mit Messingknöpfen in gemischtem Chippendale - Landhausstil. Davor ein weißer Holzküchentisch mit zwei Auszügen. Die Löcher für die Auszüge benutzte mein Opa als Depot für seinen Hannemann - Kautabak, auch Priem genannt. Den deponierte er dort angekaut vor dem Essen. Nach dem Essen vergaß er ihn oft oder nahm ihn erst später wieder zu sich. So kam es, dass Besucher unsere Küche hin und wieder schwarz verklebte Finger hatten. Die Familie jubelte, als das einmal einem nervösen Versicherungsvertreter passierte. Zu dem Tisch gab es die stattliche Anzahl von vier weißen Küchenstühlen, von denen einer sogar mit einer versenkbaren Waschschüssel ausgerüstet war, die wir aber nie benutzten. War Besuch da, wurde oft stolz auf den Komfort hingewiesen.

    Die Wand schmückte ein Wandbehang, auf dem links im Vordergrund ein Engel einen Kahn mit zwei Kindern besorgt beobachtete. Ein Stück weiter war der Engel ein zweites Mal und schaute nun ebenso besorgt auf den Küchenschrank mit den Vorräten. Die Sorge war hier mehr als berechtigt, denn Vorräte waren damals recht dürftig. Der Vorhang war aber wohl als Meterware gekauft und ein wenig zu lang geraten.

    Das Prunkstück der Küche war ein riesiger eiserner Herd, um den ringsum eine blank geputzte Messingstange lief. Dieser Herd war beliebter Anlaufpunkt, wenn man im Winter durchgefroren vom Spielen heimkam Der beste Platz war dann auf dem Kohlenkasten, möglichst mit einer Stulle in der Hand. Auf der Herdplatte brutzelten im Winter herrliche Bratäpfel, deren Duft durch das ganze Haus zog. Geheizt wurde selbstverständlich mit Papier, Brennholz, Briketts und Kohle. Auf dem Herd lag oft noch die Brennschere meiner Oma. Ein zangenähnliches Gerät, mit dem sie sich Wellen in ihr Haar brannte, wobei es dampfte, zischte und merkwürdig roch.

    Auf einer selbst gezimmerten Ablage stand nun anstelle des Volksempfängers ein Löwe Opta Radio mit einem magischen Auge, womit die Sendereinstellung zu überprüfen war. Auf der Skala waren sagenhafte Namen wie Hilversum und Beromünster angegeben, wo man aber nie was hörte. Direkt über dem Radio war ein heller Fleck an der Tapete, wo früher mal ein Bild gehangen hatte, vielleicht das eine gewissen Politikers österreichischer Herkunft. Das Programm bestimmte übrigens mein Opa, obwohl er sonst nicht viel zu melden hatte. Zu jeder vollen Stunde hörte er die Nachrichten, wobei er jedes Mal über die zwei A´s, Adenauer und Angestellte, schimpfte. In dieser Zeit hatten wir alle mucksmäuschenstill zu sein, was besonders meiner lautstarken Oma sichtlich schwer gefallen ist.

    Eine technische Errungenschaft der Küche war ein hölzerner Eisschrank, wie ihn wohl im ganzen Haus niemand besaß. Er lief allerdings noch nicht mit Strom, da waren wir noch weit von entfernt. Einmal die Woche kam der Eiswagen durch die Mühlenstraße, der die Lebensmittelläden mit Stangeneis belieferte. Für uns Kinder waren die Eismänner echte Attraktionen. Sie trugen riesige Gummistiefel und Lederschürzen. Die Eisstangen zogen sie mit Enterhaken heraus, was uns mächtig imponierte. So war Eismann auch mein erster Berufswunsch. Die Eisreste wurden mit einem Pickel zerkleinert und an die Haushalte ver- kauft. Das Eisholen war nun meine Aufgabe. Man gab mir 50 Pfennig und einen großen Eimer. Damit flitzte ich die Treppe hinunter. Ein kleines Stück Eis steckte ich mir immer gleich in den Mund, ein Geschmack, an den ich mich heute noch erinnere…herrlich!

    Dass ich nun aber immer 10 Pfennig zurückbekam, habe ich bis heute verschwiegen. 10 Pfennig waren eine Menge Geld. Taschengeld gab es damals nicht und so konnte ich mir wenigstens auch mal ein paar Süßigkeiten leisten, von denen niemand etwas wusste. Dafür gab es 5 Nappo`s, eine rautenförmige Kaumasse mit Schokoüberzug, mit der man später alle Plomben herausgeholt hätte oder 5 Tüten Ahoi - Brausepulver. Waldmeister, Himbeere, Erdbeere, Orange und Zitrone in diversen Schockfarben. Die konnte man in Wasser auflösen, was man dann aber schnell trinken musste, weil es nicht lange sprudelte. Man füllte es aber auch in die hohle Hand und spuckte kurz drauf. Die bunte Pampe schäumte herrlich und wurde mit Genuss aufgeschleckt. Auf ähnliche Weise aßen wir Kinder Keks, wenn es welchen gab. Kurz durchgekaut, auf die Hand und dann wieder rein. Auf diese Weise hatten wir den Genuss zweimal. Zum Zeichen der Verbrüderung nutzte man dieses Verfahren auch über Kreuz, was ich gemeinsam mit meinem Freund Alli praktizierte. Leider nahm es Alli aber mit der Zahnpflege nicht so genau.

    Alli und die Gärtnerei

    Alli war der hoffnungsvolle Sohn der Gärtnerei gegenüber und lange Zeit mein bester Kumpel. An der Gärtnerei war ein Riesenschild angebracht: Gärtnerei Horstmeier, Inh. Walter Korth. Alfred Korth war also Alli und hatte einen Heiligenschein. Im Gegensatz zu mir war Alli wohlgenährt. Die Gärtnerei lief gut, man hatte zahlreiche Hühner und immer was zu essen. Ich hatte dagegen alle Mangelerscheinungen der Nachkriegskinder. Wenn ich die Schulterblätter zusammendrückte, konnte man eine Zeitung dazwischen stecken. Dazu hatte ich lange dünne Beine mit wulstigen Knien. Auch die Arme waren spindeldünn. Im Freibad wollte einmal ein Fotograf Bilder von mir machen. Ich war damals braun gebrannt und hatte dunkle Haare mit braunen Augen. Er suchte angeblich ein Modell für eine Spendendenaktion zugunsten hungernder Kinder in Indien. Er fotografierte mich tatsächlich, von einem versprochenen Honorar habe ich aber nie wieder was gehört.

    Alli war also das genaue Gegenteil von mir. Er besaß Dinge, von denen ich noch nicht einmal zu träumen wagte. Er hatte eine große Menge Wiking - Modellautos und sogar einen Straßenplan dazu mit richtigen Verkehrszeichen. Je nach Fahrzeugklasse kosteten die Modellautos damals zwischen 50 Pfennigen und 1,50 Mark und waren daher für mich unerschwinglich. Man konnte sie sogar nach Katalog bestellen.

    Alli war im Besitz von roten und blauen Indianerfiguren. Die Krönung war aber eine Dampfmaschine, die mit Trockenspiritus angetrieben wurde und verschiedene Blechfiguren in Bewegung setzte. Die Figuren sägten, hobelten und hämmerten je nach Dampferzeugung. Leider haben wir damit in der Nähe von ein paar Trockenblumen gespielt. Da ich im Umgang mit Trockenspiritus noch sehr ungeübt war, standen die Blumen plötzlich in Flammen. Die Maschine lief auf höchster Stufe und die Blechfiguren arbeiteten, dass es eine Freude war. Den endgültigen Erfolg verhinderte Herr Korth mit einem Gartenschlauch und ich wurde pitschnass des Gewächshauses verwiesen. Meine Oma hat die Aktion dann wie immer zu Hause mit der Handfegerrückseite abgerundet.

    Meine Mutter machte nun den Vorschlag, dass ich mich am nächsten Tag mit einem großen Blumenstrauß entschuldigen sollte. So ein Blödsinn! Den hätten wir dann bei der Konkurrenz kaufen müssen. So war ich aber nach einer Schonfrist von drei Tagen auch ohne Blumen der in der Gärtnerei wieder wohlgelitten.

    In der Gärtnerei gab es ein kleines und ein großes Gebüsch, wo wir prima spielen konnten. Das große Gebüsch lag etwas verwildert abseits an einem kleinen Ausläufer der Worthstraße, von uns Hohe Worth genannt. Da konnten wir unbeobachtet Indianer spielen, Buden bauen und uns den ganzen Tag vergnügen. Leider hatte der Zaun einige Löcher, durch die wir hin und wieder Besuch der Worthstraßenkinder bekamen. Die waren natürlich in der Überzahl und so gab es oft Sänge. Sie zerstörten unsere Buden, einmal landeten wir sogar an unserem eigenen Marterpfahl. Auf diese Weise lernte ich übrigens meinen späteren Freund Heinrich Pittchen Pauli kennen.

    So verzogen Alli und ich uns immer mehr in das kleine Gebüsch, das direkt am Eingang der Gärtnerei lag und aus Wacholdern und Nadelhölzern bestand, dazu gab es noch einen riesigen Sandhaufen mit feinem Kies. Oft bauten wir uns nun aus feuchtem Sand jeder für sich ein imaginäres Rennauto, in dem wir bis zum Kopf verschwanden. Die Räder wurden mit Bierdeckeln angedeutet, die Kupplung bestand aus einem Stock und als Lenkrad dienten zwei

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