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Kindheitserinnerungen: Eine Kindheit während des Nationalsozialismus
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Kindheitserinnerungen: Eine Kindheit während des Nationalsozialismus
eBook89 Seiten51 Minuten

Kindheitserinnerungen: Eine Kindheit während des Nationalsozialismus

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Über dieses E-Book

In dem Buch wird die Kindheit und Jugend von Rosemarie Lange in den Jahren von 1930 bis 1948 geschildert. Die Autorin hat sich bemüht bei den Erinnerungen an eine ernste Zeit ihren stets hilfreichen Humor einfließen zu lassen, ohne aber die vielen Heimwehtränen, die sie nachts in die Kissen geweint hat, zu vergessen.

Heute ist sie mit 87 Jahren eine der letzten Zeitzeugen dieser Epoche, in der Kinder unter schwierigen Bedingungen aufwachsen mussten. Die sogenannte Nazizeit hat eine ganze Generation geprägt, und doch sind viele zu wertvollen Erwachsenen geworden, die Deutschland wieder zur Heimat vieler Menschen verschiedener Nationalitäten gemacht haben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum18. Mai 2018
ISBN9783746909097
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    Buchvorschau

    Kindheitserinnerungen - Rosemarie Lange-Schlienkamp

    1. KAPITEL

    Die ersten Jahre meiner Kindheit in Essen bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939

    Es war ein trüber November Tag. Um genau zu sein, der 8. November 1930. Else war 24 Jahre jung und bekam ein Kind. Sie lag in den Wehen und die alte, erfahrene Hebamme bemühte sich um sie. Ihre Schwester Mieze stand mit einer Petroliumlampe neben dem Bett, damit die Hebamme sehen konnte. Elektrisches Licht gab es nämlich in diesem Mietshaus noch nicht. Die Witwe Maria Schlienkamp, die Mutter von Else und Mieze, war Hauptmieterin der Parterrewohnung, die aus 4 Räumen bestand. Im Augenblick füllte Elses Stöhnen und Schreien jeden Winkel und schnitten der Mutter tief ins Herz. Hatte sie selbst doch 6 Kinder geboren. Beruhigend nahm sie Elses Hand und versuchte ihr Mut zu machen. „Ich will kein Kind, warum musste ausgerechnet mir das passieren, jammerte Else. „Wer weiß, wofür es gut ist, jedes Kind ist ein Geschenk, sagte die Mutter streng und die Hebamme nickte beifällig. „Pressen, pressen, es kommt, ich kann das Köpfchen schon sehen!" Mit einer letzten großen Kraftanstrengung wurde das kleine Mädchen geboren. Dieses Kind war ich. Die Geschichte meiner Geburt bekam ich später noch oft erzählt. Ich war ein sogenanntes lediges Kind. In den dreißiger Jahren noch ein Makel, der Mutter und Kind anhaftete. Aber kaum hatte ich das Licht der Welt erblickt, galt alle Liebe meiner Mutter und Großmutter, ja auch der Tante nebst Ehemann, die mit in der Familie lebten, meiner kleinen Person. Und da war auch noch die Freundin meiner Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter ein Zimmer der Wohnung bewohnte. Hedi war 5 Jahre alt und musste von nun an die Zuneigung ihrer geliebten Mutti, nämlich meiner Großmutter mit mir teilen. Ihre Eltern waren nach einem Jahr Ehe geschieden worden und meine Großmutter gab Mutter und Kind großzügig ein neues Zuhause. Tante Lene wurde meine Patin und Hedi ist mir bis heute lieb, wie eine wirkliche Schwester.

    Meine Großmutter war in jungen Jahren Erzieherin bei sogenannten „Besseren Herrschaften. Sie heiratete den Schneidermeister Wilhelm Schlienkamp und hatte 6 Kinder mit ihm. Der Erste Weltkrieg hatte allen Zukunftsplänen ein bitteres Ende bereitet. Eine Tochter wurde aus Versehen von ihrem Bräutigam, einem schneidigen Offizier erschossen. Von Krieg und Hunger gezeichnet, raffte eine Grippewelle Mann und einen Sohn dahin. Als ich geboren wurde lebten nur noch meine Mutter, Tante Mieze und Sohn Heinz, der es immerhin bis zum Direktor der Karnaper Glaswarenfabrik gebracht hatte. Seine Ehe war kinderlos geblieben und nur zu gerne hätte er mich adoptiert. Er hat es meiner Mutter nie verziehen, dass sie mit einem klaren „Nein antwortete. So wuchsen wir in der liebevollen Obhut meiner Großmutter auf. Ich kann mich noch gut an ihre langen Röcke, mit darüber gebundenen, gestreiften Halbschürzen erinnern. Ihr schneeweißes Haar trug sie streng nach hinten gekämmt und zum Zopf geflochten, am Hinterkopf zum Nest mit Haarnadeln aufgesteckt. Gerade jetzt meine ich wieder ihre liebevollen Gesichtszüge vor mir zu sehen. Aber, halt, richtig, es müssen doch noch alte Fotos da sein, und wie Sie sehen, hatte meine Suche Erfolg.

    Die liebe Mama ist entzückt, hab ein paar Blümchen ihr gepflückt.

    Ihr seht mich hier mit Großmama. Ein Volksempfänger steht schon da. Oma, Mutti, ich – das Kind, in dieser Küche heimisch sind.

    Mit ihrer wunderschönen Altstimme sang sie uns am Abend manchmal etwas vor. Bei dem Lied „Weil ich Jesus Schäflein bin übertönte mein Schluchzen oft den Gesang, weil es mich immer zu Tränen rührte. Sie las uns Märchen vor oder erzählte Geschichten. Im Winter, wenn im blanken Nickelofen das Feuer knisterte und Bratapfelduft aus der Backröhre strömte, war mein Kinderglück vollkommen. Die Overbeckstraße ist eine ruhige Wohnstraße im Stadtteil Essen-Holsterhausen. Die Miethäuser waren auch damals sehr gepflegt. Die Bewohner waren meist kleine Angestellte und Arbeiter. Nicht selten hatte der Hauseigentümer seine eigene Wohnung im Haus, zum Leidwesen der Kinder. Die durften keinen Lärm machen und möglichst keine fremden Kinder mit ins Haus bringen. „Vergiss nicht deine Schuhe abzuputzen, war eine ständige Ermahnung. Die blankpolierten Treppengeländer verführten dazu, darauf herunterzurutschen. Eine besondere Vorliebe der Jungen. Nur nicht erwischen lassen, war die Devise. Alle Kinder verbrachten viel Zeit beim Spiel auf der Straße.

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