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Aus dem Leben kleiner Leute
Aus dem Leben kleiner Leute
Aus dem Leben kleiner Leute
eBook196 Seiten2 Stunden

Aus dem Leben kleiner Leute

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Über dieses E-Book

All tag - ein tag wie alle anderen tage
eine erleichterung - ein durchatmen
nur die sonne scheint, und das macht
sie mit der all macht der sich selbst
genügenden natur - ganz ohne dass
ich einen finger dafür krumm mache
den strapazierten kopf bemühen
müsste, in dem sich verknotungen
wie knoten, die man in taschentücher
knotet, aber das macht doch auch
keiner mehr aufgrund des tempos

Dieser tag also will einfach nur ein
ganz gewöhnlicher tag sein und
sagt hallo! Die bäume nicken dazu
und die mücken schwärmen vor
der vom blütenstaub der linden
mit einem dünnen gazeschleier
bedeckten fensterscheibe - auch
erste feinestes spinnengewebtes
netzwerk hängt sich noch zittrig
und unbeständig in den rahmen
erstes zeichen heran nahen den
altweibersommers, den weiber
alt wie ich all zu gerne sich selbst
überlassen möchten - - - - - schon
gedacht - sich ein kleiner misston
in das sotto voce die lazy hazy day
of sommer stimmung hineindrängt
Danke schön gedanke! Lass gut sein
und beschwer mich nicht mit den
sonstigen rolling stones, die mir
ständig in den weg - von dir unruhe
stifter - gelegt werden. Heute hat der
tag das sagen mit der angenehmsten
stimmlage ... hier an dem • an dem
sich zeigt, wie schon wieder alles
seinen gewohnten gang geht
und das ist auch alle tage alltag

und das ist es, worum es geht
in diesem buch von © dagmar herrmann
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Jan. 2019
ISBN9783742707796
Aus dem Leben kleiner Leute

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    Buchvorschau

    Aus dem Leben kleiner Leute - Dagmar Herrmann

    Aus dem Leben kleiner Leute

    ebook

    Texte und Bilder ©Dagmar Herrmann

    Gallery, Blog, Social Media:

    artflakes.com/de/shop/meermaid

    literatpro.de/profil/dagmar-herrmann

    meer-maid.blogspot.com

    facebook.com/Meermaid

    fabulenzia@web.de

    daherverlag 28237 Bremen 2019

    Vorwort

    Man stelle sich das Bild vor: An einem öffentlichen Platz mit dörflicher Prägung der ehrwürdigen Hansestadt Bremen sitzt tagtäglich auf einer bereits in die Jahre gekommenen Bank eine alte Frau. Die alte Frau – schlohweißes Haar, hellblaue wache Augen – sitzt wie ihr eigenes Denkmal und betrachtet das Geschehen um sich herum. Nicht wie ein Raubvogel angespannt, der auf Beute lauert, sondern in sich gelassen. Wie eben ein gereifter Mensch beobachtet, den kaum noch etwas wirklich zu überraschen vermag. Und dennoch scheint die alte Frau das Gesehene genauestens zu notieren, als ob sie, in die bescheidene Wohnung zurückgekehrt, ihre Notizen nebst den eigenen Gedanken dazu aus dem Kopf in ein Tagebuch übertragen wolle.

    Die alte Frau sieht etwa einen Mantel ohne Knöpfe, der in einer Pfütze liegt, und überlegt sich sogleich, ob der Knopflose möglicherweise einem Zigarillos schmauchenden Taxifahrer gehören könnte, der, unentschlossen darüber, ob ihm geschlossene Knöpfe hinter dem Steuer behindern würden oder eher nicht, dieses Problem einfach auf den nächsten Sommer verschiebt, in dem er wohl weitere Zigarillos rauchen wird. Allerdings ohne Mantel.

    Die alte Frau sieht Spatzen Gassenhauer von den Dächern pfeifen, und die Überlegung drängt sich ihr auf, ob diese schamlose Unterstellung den betroffenen Piepmätzchen tatsächlich nicht völlig piepe ist.

    Oder die alte Dame schaut einer verbitterten Ehefrau zu, wie sie an einem nahen Gemüsestand grüne Erbsen einkauft. Die Alte gewinnt den Eindruck, daheim würde das Eheweib die Erbsen zählen – die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfchen –, Speck, Zwiebeln und durchpassierten Fliegenpilz sorgsam hinzufügen, anschließend eine Erbsensuppe köcheln, dass ihrem lieben Ehemann im wahrsten Sinne des Wortes Hören und Sehen vergeht.

    All das und noch viel mehr beobachtet die alte Frau und schreibt es in ihr Tagebuch. Und zum guten Schluss auch etwas über sich selbst. Man stelle sich nur jene Gedanken, die überwältigende Flut an Bildern vor ... Nein, braucht man nicht. Man kann, muss diese Bilderflut lesen.

    Hans-Dieter Heun, ein Fan.

    Inhaltsverzeichnis

    Am Straßenrand

    Am Stand drehte er Zuckerwatte

    Wenn der Papagei im unteren Stockwerk krächzt und schreit

    Die Zeit, die wir noch haben …

    Er sagte immer Schnucki zu ihr

    Lebensentwürfe

    Eine Tee-Geschichte

    Das Sterben ist einfach

    Ein Hochzeitsfoto

    An die Nachgeborenen

    Aus dem Leben kleiner Leute … Erinnerungen

    Henriette hatte einen Hang zum Philosophieren

    Mutter … und … Vater

    Eine Holzkiste

    Samuel

    zuschauer am rande

    von der einsamkeit der vorübergehenden mitbewohner

    Aus dem Leben kleiner Leute

    Im Werden

    M. hat gesagt

    Schuld und Sühne?

    Strychnin

    Schau

    Emil und eine ungewöhnliche Begegnung

    Auf der Suche nach etwas, das verloren ging …

    Herr Mazinke – Teil I

    Herr Mazinke – Teil II

    Es ist April, die Winde wehen

    Im Kreisverkehr

    Fußballheld

    Ein Tag wie der andere ist der schönste,

    wenn alles so bleibt wie es ist

    Fluchtinstinkt

    Der Besuch

    Blaubeerkuchen

    Eine Weihnachtskarte

    Mit dem Einkaufszettel

    Aus dem Leben kleiner Leute …

    Treusorgend bis ins Grab

    philosophie am küchentisch

    Der Weg war schmal

    Reisefieber

    Sie …

    Liberty

    Klavierstunden kostenlos

    liebeswerben

    Ein bisschen von mir über mich

    Nacht der Nächte

    Was ich erzählen möchte …

    Beim Blumengießen ∙ Mein Miljöh

    Ich kenne den Weg

    Die nette Frau mit den ondulierten Haaren,

    Und das schon am Morgen

    Unser täglich Bluff gib uns heute …

    stumme blicke hinaus geschickt zu dir

    Nur so im Vorbeigehen

    ändern wird sich nichts

    Machen Kleider Leute?

    Juist und Alpträume

    Benvenuto

    Tages einstieg

    eine begonnene reise

    Die Autorin

    Danksagung

    Am Straßenrand

    Unschlüssig stehe ich am Fenster, sehe, wie der Wind über den Marktplatz fegt die braun und rotorange eingefärbten Blätter, schon trocken, sich am Rande kräuselnd, fliegen eilig über den Boden und erzeugen ein Geräusch wie prasselnder Regen. Ich verfolge das Blattgestöber, das von dem Bauzaun auf der Straße aufgehalten wird und sich dort staut.

    Mein Blick geht hinüber zur anderen Straßenseite. Auf dem Bürgersteig steht ein Mann, ich vermute türkischer oder vielleicht auch bulgarischer Herkunft. Er steht mit verschränkten Armen, seine Lederjacke ist leicht geöffnet, krawattenlos, auch das Hemd am Hals weit offen, es ist noch mild für die Jahreszeit. Mit gespreizten Beinen, die Füße fest am Boden, verharrt und beobachtet er mit großem Interesse die Arbeit eines Straßenarbeiters, der Pflastersteine legt, der sich nicht eine Sekunde von seiner Tätigkeit abbringen lässt durch jenen Zuschauer, dem er in seiner gebeugten Haltung auf die Schuhspitzen sehen kann.

    Der Mann am Straßenrand verfolgt jeden Handgriff des Arbeiters beinahe andächtig, als wolle er von ihm lernen, wie kunstvoll ein Kopfsteinpflaster zusammengefügt wird. Gleichgültig mit stoischer Ruhe setzt der Straßenarbeiter Stein für Stein, er hebt nicht ein einziges Mal den Kopf, um dem beharrlichen Zeugen seiner Arbeit ins Gesicht zu sehen, vielleicht mit ihm ein Wort zu wechseln. Er arbeitet beständig weiter, pflichtbewusst, verlässlich, das Bild eines urwüchsigen deutschen Arbeiters abgebend, einer wie er im Buche steht, unerschütterlich, zuverlässig, pflichtgemäß seine Arbeit verrichtend, geradezu wie die Demonstration des Fleißes gegenüber dem Müßiggänger, der Maulaffen feilhält.

    Mag sein, das denkt so in seinem Kopf, unter seinem blonden, kurzgeschnittenen Haar, hinter seiner glatten Stirn, während er mit seinen starken sehnigen, braungebrannten Händen Stein um Stein setzt, Fuge um Fuge füllt.

    Jetzt nimmt er den Hammer und klopft die Pflastersteine fest und fester, nachdrücklich hämmert es, laut, der wuchtige Klang des Hammers hat etwas Beunruhigendes. Der Zuschauer rührt sich nicht vom Fleck, die Haltung unverändert. Mir ist seltsam zumute, ich wende mich ab, trete zurück ins Zimmer.

    Windböen wirbeln

    leergefegt der Bürgersteig

    ein Mann irrt umher.

    (Ein Haibun, das sein Format überschritten hat.)

    Am Stand drehte er Zuckerwatte

    Kleine Jungenstreiche machten die Rotzlöffel aus der Nebenstraße, die jetzt um die Ecke rennende Bande von kurzgeschorenen Morgenlandnachkömmlingen, die noch frisch hinter den Ohren, sich ohne Rücksicht, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, in den Straßen tummelte. Mit ihren dunklen, frech blitzenden Augen kamen sie vorbeigerannt, und er schenkte jedem einen gedrehten Zuckerwattestiel, und das Leuchten dieser glänzenden runden Kinderaugen brachte sein schwaches, nachgiebiges Herz zum Pochen.

    Die Freude nahm er wie ein Geschenkpaket an sich und drückte es unter die schäbige Jacke, und am Blumenstand, der noch bis spät abends geöffnet ist, kaufte er für die Schneiderin, die in Parterre eine Nähstube betrieb und gleichzeitig das Haus hütete, einen einfachen Strauß Margeriten, von denen er dachte, sie würden gut zu ihrem glatten freundlichen Gesicht passen.

    An der Imbissbude stand der Taxifahrer und schmauchte sein Zigarillo, und sie grüßten sich verhalten, denn der Georg, der das eigene Taxi seit kurzer Zeit erworben hatte und stolz durch die Straßen der kleinen Stadt steuerte, hatte seitdem einen Dünkel, und er dachte, er verachte seine ziellose Unentschlossenheit, seinen Mangel an Willen, es zu mehr zu bringen als jeden Tag diesen kleinen Stand und dann gelegentlich auf den Märkten und dabei diese lächerliche Figur abzugeben mit schlotternden Hosen und dem mageren Ziegenbärtchen und einer bescheidenen Mansarde, in der er wohnte, nach Georgs Meinung hauste; aber es war blitzeblank und man hätte, wie die Frau Schneiderin immer sagte, vom Fußboden essen können, und niemals kam ein böses Wort über seine Lippen.

    „So ein Depp, der Anton," sagte der Georg und dann warf er den Zigarillostummel in den Gully und riss für eine aufgedonnerte Dame mittleren Alters die Wagentür auf, und Anton pfiff ein Liedchen und dachte an die leuchtenden Augen und an das rundliche schimmernde Gesicht der Schneiderin, die Lieselotte hieß, und er klingelte an ihrer Wohnungstür.

    Vorbeigegangen

    ein Mantel ohne Knöpfe

    lag in der Pfütze

    (Haiku)

    Wenn der Papagei im unteren Stockwerk krächzt und schreit

    als ginge es um sein Leben. Es geht um sein Leben

    Vielmalig die Schreie

    in anders gearteten Käfigen Eingezwängter

    unhörbar. Weit weg nicht

    dicht unter dem Fenstersims,

    an dem die lustigen luftigen

    behüteten Köpfe der Sommersehnsüchtigen

    vorbeiflanieren

    Ein Sonntag wie dieser

    auch der letzte Obdachlose findet heute eine Bank,

    seine Beine lang zu strecken.

    An den Ecken lümmeln sich

    die Schlingel aus der Nachbarschaft

    kopfnickend und handzeichengesprächig:

    Bald ist kiffen erlaubt

    Lachend! Wir haben bisher auch nicht gefragt

    und die Omis mit ihrem Rollator unterwegs

    die Haare sind weiß und der Buckel krumm.

    Nein, sagen die wackligen Köpfe:

    Wir gehören nicht zu der Sorte Alter

    die lustig ist das Rentnerleben behaupten

    Skipisten bezwingen oder sich in Malle

    noch mal richtig was gönnen

    Auch der Hund am strengen Gängelband

    über den Gehweg gerissen hat keine Wahl

    treublickend, die Augen empor

    zu dem Quälgeist und Schinder

    So ein Sonntag am Morgen:

    Noch ist alles offen für mich

    aber alles ist auch so wie sonst

    Die Zeit, die wir noch haben …

    Herr Schulte machte seinen Morgenspaziergang, kaufte am Kiosk die Tageszeitung. Wie gewohnt holte er Brötchen beim Bäcker um die Ecke, zwei Krosse und ein Kaneelbrötchen für Hertha.

    Hertha konnte nicht mehr so richtig beißen, sie war zu schwach zum Kauen, sogar das weiche Brötchen musste sie einstippen, lutschte es in die Mundhöhle hinein.

    Es schauderte ihn beim Zusehen, und gleichzeitig empfand er schmerzhaftes Mitleid, wenn er sah, wie die Milch in kleinem Rinnsal wieder aus den Mundwinkeln hinunter in die Halsbeuge lief. Er wischte sie dann immer mit aller Zartheit und Rücksichtnahme, derer er fähig war, mit dem neben dem Kopfkissen bereitgelegten Handtuch fort.

    Ihr Hals war dünn und hager wie der eines kleinen Vogels geworden, spitz ragte zwischen den Hautfalten der Kehlkopf hervor. Vor einiger Zeit hatte sie das Sprechen aufgegeben. Herr Schulte wusste nicht, ob sie nicht mehr sprechen konnte oder nicht mehr wollte. Ihre Augen sahen ihn jedoch beredt wie stets an. Mehr als in jedem Wort lag die Liebe vieler Jahre in ihnen. Herthas Augen waren braun, von einem besonderen Braun, gelblich wie Bernsteine.

    Herr Schulte kletterte schwerfällig die Stiegen hinauf. Sie wohnten im dritten Stock. Jetzt war es zu spät umzuziehen. Jahrelang hatten sie davon geredet: Wenn wir mal nicht mehr können, dann sollten wir in eine Parterrewohnung ziehen, oder in ein Haus mit  Fahrstuhl. Vor der Haustür ächzte er, rang mühsam nach Atem, seine Hand zitterte, als er den Schlüssel ins Schloss steckte. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang.

    In der Diele lastete eine bedrohliche Stille. Seltsam, dass es ihm so erschien, es war immer still in der Wohnung. Aber irgendein Laut war stets zu hören. Manchmal ließ er das Radio in der Küche laut laufen, damit sie, wenn er fortging, sich nicht so einsam fühlte. Das hatte er heute beim Weggehen vergessen. Es lag wohl daran, dass er es auch versäumt hatte, ein Fenster zum Lüften zu öffnen. Draußen war ein so wunderbarer klarer Wintermorgen, und er hatte keine frische Luft hereingelassen. Sofort plagte ihn das schlechte Gewissen

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