Abendbummel online: Kleine Prosa
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Mit drei Cartoons des Autors.
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Buchvorschau
Abendbummel online - Jules van der Ley
Aufgedrehte Äffchen im Nebel
Über Hannover liegt dichter Nebel. Schon um drei Uhr kommt kaum noch Licht durch, Weltuntergangsstimmung. Kurz nach fünf Uhr ist es zappenduster. Da habe ich mir den Weltuntergang mal von draußen ansehen wollen und einen ziemlich langen Abendbummel gemacht. Derzeit sind Schaufenster wie Lichtinseln in der Dunkelheit. Beim Friseur sitzen tatsächlich noch Kunden und warten geduldig, dass ihre Nummer auf der Anzeige des Aufrufsystems erscheint. Man stelle sich einen Weltuntergang vor, und da sitzen noch welche und warten auf den Haarschnitt. Schlimmer wären allerdings die dran, die mit einer halbfertigen Frisur von den apokalyptischen Reitern aus dem Laden getrieben würden. Oder eingeschäumt am Kopf. Wie peinlich.
Mir kommt eine junge Frau entgegen. Sie wird anscheinend von Äffchen begleitet, solche, die man aufziehen kann, und sie schlagen kleine scheppernde Becken gegeneinander. Wie sie an mir vorbeigeht, sehe ich Stöpsel eines Mp3-Players in ihren Ohren. Dass die Äffchen so laut tönen, liegt am Resonanzkörper, dem gedankenleeren Kopf. Ich will hier nichts Falsches behaupten, aber Musik, die beständig in die Ohren zischt und scheppert, lässt vermutlich gar keine oder nur ganz kleine Gedanken zu. Die werden einfach nieder gezischt. Das ist nicht nur im Flachland so.
Die Bertelsmannstiftung lässt derzeit über den SPIEGEL verbreiten, es gäbe ein Süd-Nord-Gefälle bei der Bildung der Jugendlichen in Deutschland. Im Norden säßen lauter Flachdenker, im Süden schraube sich der Bildungsgrad Jugendlicher immer weiter nach oben, quasi bis ins Hochgebirge. In Wahrheit liegt es daran, dass manche Eltern sich für ihren Nachwuchs private Bergführer leisten können, die den Jugendlichen den Weg bereiten. Aber Nachhilfe ist teuer, weshalb Bayern auch prozentual die geringste Anzahl von Abiturienten hat. Man hat also eigentlich noch weniger eigene Gedanken in Bayern als sonst wo und in den Niederungen viel Bräsigkeit. Kein Wunder, dass die Bayern von der Studie der Bertelsmannstiftung und auftragsgemäß vom SPIEGEL gelobt werden.
Wir sind auf der Benno-Ohnesorg-Brücke. Ein Stück weiter nördlich, wo die Ihme in die Leine fließt, unterhalb der Dornröschenbrücke hatten sich drei Punker eine Hütte gezimmert, direkt am Flussufer. Gestern war die Hütte zerstört, das Hab und Gut der drei war ringsum verstreut. Auf der anderen Seite der Brücke, wieder so nah am Fluss, waren sie dabei, ein Zelt aufzubauen. Direkt am Fluss ist es nachts vermutlich noch kälter und feuchter. Ich habe mich oft gefragt, warum sich Punker die unwirtlichsten Orte für den Verbleib wählen. Vielleicht wollen sie die Kälte unserer Gesellschaft so richtig spüren, sich selbst im Unwirtlichen härten. Das Ergebnis: Die älteren von ihnen sitzen bei eiskaltem Wetter auf dem Bürgersteig vor dem Supermarkt am Anfang der Limmerstraße, haben kaum noch Zähne, aber singen zu einer Gitarre. Sie haben bessere Laune als die ein- und ausströmenden gut situierten Kunden. Freilich erzählen ihre Gesichter Geschichten eines harten Lebens, die man lieber nicht hören wollte. Ist sowieso schon Endzeitwetter.
Die unglaubliche Limmerstraße
Wenn wir über die Limmerstraße gehen, wird’s ein bisschen bunter als sonst wo. Jedenfalls habe ich eine derartige Straße noch in keiner anderen Stadt gefunden. Sie hat eine wilde Schönheit, denn sie ist ein bisschen rottig. Ein Literaturstudent, den ich kenne, gliedert die Limmerstraße in drei Teile. Das erste Stück ist überwiegend in türkischer Hand, dann mischt es sich, und das letzte Drittel ist bestimmt von Studenten, jungen Familien, Arbeitern, Punkern, Arbeitslosen und Yuppies. Aber eigentlich ist die Einteilung nur bedingt richtig, denn ständig mischen sich alle. Man flaniert nämlich gerne die Limmerstraße rauf und runter, kann hier auch alles einkaufen, was man so braucht, selbst was man überhaupt nicht braucht. Mein rappender Biobäcker sagt, die Leute würden ihre individuellen Outfits auf der Limmerstraße austesten. Und wenn sie hier ankommen, können sie damit auch woanders bestehen. 80 Nationen sollen rund um die Limmerstraße leben, hat mir ein freundlicher Migrant erzählt. Den geringsten Anteil stellen die Nepalesen, die sind nur zu zweit. Es fahren hier keine Autos lang, aber die Straßenbahn der Linie 10 und Unmengen an Radfahrern jagen über das Kopfsteinplaster. Und so viele Menschen, so viele Fahrradmodelle. Wenn die meisten Geschäfte geschlossen haben, kehrt noch lange nicht Ruhe ein, lediglich die Kinder verschwinden von der Straße. Stattdessen kommen die älteren Geschwister in manierlichen Gruppen und tragen offene Bierflaschen in den Händen. Es wird unglaublich viel ambulant gesoffen auf der Limmerstraße, bis tief in die Nacht hinein. Nur wenige werden laut. Eigentlich geht es meistens manierlich zu auf der Limmer.
Einmal, so gegen 12 Uhr nachts kommt ein Anwohner aus dem Nebenhaus der Biobäckerei, Trainingshose, weißes T-Shirt um den Bauch. Rennt stracks über die Straße zu den Typen auf einer Bank, von denen einer nur eine Lautstärke kennt: Krakeelen. Der Anwohner hält ein Mobiltelefon in der Hand, dessen Display grün leuchtet. Er hat wohl die Nummer der Polizei gewählt und braucht nur noch auf Verbinden zu drücken. Das Handy ist für ihn die Rückversicherung und gleichzeitig eine Waffe gegen den Krakeeler.
Manche beklagen, es würde sich soviel ins Digitale verflüchtigen. Aber früher wäre das nicht gegangen. Das Handy ist einfach bequemer als eine untern den Arm geklemmte Polizei-Notrufsäule. Die wäre freilich eindrucksvoller, aber man könnte damit höchstens den überlauten Kerl erschlagen. Doch so etwas gehört sich nicht auf der Limmerstraße. Er begegnet also dem Schreier mit verbaler Gegengewalt. Da ist der sogleich einsichtig und senkt demütig den Kopf. Der Anwohner wendet sich erleichtert ab, kommt wieder über die Straße und klemmt sich an das Ende Reihe der dort auf den Fensterbänken und Treppen sitzenden Müßiggänger … äh … Müßigsitzer und sagt, er habe leider die Wohnung zur Straße hin und könne im Sommer wegen des Lärms auf der Limmer nie das Fenster öffnen. Aber der Kerl da drüben sei besonders übel, weil der immer so rumbrülle. Der guckt wie angesprochen herüber und brüllt: „Ich mache das nicht mehr! Jetzt bin ich ganz leise!" Da gingen überall die Fenster auf und die Anwohner warfen ihre Schuhe auf die Straße.
Na, das letzte glaubst du nicht. Ich auch nicht. Das waren wieder die außerirdischen Humantechniker schuld. Die haben doch meine Schreibhand so verdrahtet, dass ich immer lügen muss. Glaubst du mir denn die Sache mit dem Tannenbaum? Mitten im Hochsommer war das. Da sitze ich so gegen elf Uhr abends auf der Fensterbank der Biobäckerei und trinke Flaschenbier. Plötzlich kommt einer mit seinem Fahrrad an und trägt in der Hand einen Weihnachtsbaum. Daran baumeln kleine in Silberfolie eingepackte Schachteln, denen man ansieht, dass nichts drin ist. Er setzt sich auf eine Bank schräg gegenüber vor die türkische Dönerbude und stellt den Weihnachtsbaum vor sich auf den Tisch. Das gibt einiges Hallo durch die offene Dönerbudentür und neugierige Fragen. Ich hatte sowieso gehen wollen, und wie ich an ihm vorbeikomme, sage ich: „Da fehlt Lametta. Sagt er: „Nein, Geschenke! Geschenke! Die sollst du ja dran hängen.
Aber ich hatte natürlich keine bei mir. Vermutlich muss er seine Idee, im Sommer an Weihnachtsgeschenke zu kommen, ein bisschen überarbeiten. Sonst gibts nur einen Döner zum Fest. Rund um die Limmerstraße ist man eigentlich freigiebig. Aus einer offenen Haustür trägt ein junges Paar noch gut aussehende Möbelstücke. Und an jedes Teil haben sie einen DIN-A4-Zettel geklebt, worauf säuberlich mit der Hand geschrieben steht: „Zu verschenken".
Das ist hier der Kötnerholzweg. Er führt leicht bergan, aber wir müssen hinauf. Meine Straße liegt ein bisschen schon am Hang des Lindener Bergs. Den Namen „Kötnerholzweg" habe ich erstmals von einer Frau gehört, die ich im Rathaus traf und die mich zu kennen glaubte, sich dann als Pressesprecherin der Linken vorstellte. Sie gab mir ein Interview, aber das passte hinten raus nicht auf meine Speicherkarte, also, bevor sie sagen konnte, was ich von ihr wissen wollte. Sie kam vom Hölzchen aufs Stöckchen, zwischendurch hatte sie dann vergessen, was ich sie gefragt hatte. Darüber werden wir nie mehr was erfahren. Aber sehenswert ist es allemal. Man findet es in einem Video, das Teppichhausvolontär Hanno P. Schmock gemacht hat. Puh, gleich sind wir oben. Und beim nächsten Bummel, also runter zur Limmerstraße, erzähle ich die Geschichte, warum ein Mann, den ich mal kannte, einen wirklich langen