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Die gefährliche Macht schöner Geschichten
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eBook119 Seiten1 Stunde

Die gefährliche Macht schöner Geschichten

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Über dieses E-Book

18. März 2020.
"Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie sich eingestehen müssen, dass Ihr Leben nichts Besonderes ist. Sie sind nichts Besonderes. Sie haben ein festes Einkommen, das ist gut, Sie sind in einer stabilen Beziehung, schön für Sie, doch beides trifft auf die meisten Erwachsenen Ihres Alters in diesem Land zu. Auch Ihre Probleme haben nichts Außergewöhnliches. Wenn man ein gewisses Alter erreicht, ist es ganz normal, dass man hin und wieder zweifelt. Das ist nichts, worüber Sie sich allzu große Sorgen machen sollten. Sie führen ein ganz normales Leben."

Die Worte der Therapeutin beruhigten Tania. Sie hatten etwas ungemein Tröstliches. Dabei hatte Tania sich noch vor gar nicht allzu langer Zeit für einen ungeschliffenen Diamanten gehalten und große Pläne für ihr Leben gehabt, das alles Mögliche, aber ganz gewiss nicht normal werden sollte.
Was war da nur passiert?

Und jetzt ist da auch noch dieses neuartige Coronavirus und lauert darauf, Tanias Leben für immer zu verändern.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Sept. 2020
ISBN9783752915693
Die gefährliche Macht schöner Geschichten

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    Buchvorschau

    Die gefährliche Macht schöner Geschichten - Kolja Menning

    Inhalt

    Einleitung zum ersten Teil

    Erster Teil: Vom Schleifen von Diamanten

    Einleitung zum zweiten Teil

    Zweiter Teil: Vom Schleifen von Kieselsteinen

    Einleitung zum dritten Teil

    Dritter Teil: Coronavirus

    Nachwort

    Vorwort des Autors

    Ich befand mich gerade in der finalen Phase der Arbeit an meinem Roman »Eine Partie Monopolygamie«, als das Coronavirus Sars-CoV-2 sich in unseren Alltag in Europa drängte. Es kam mir nicht sonderlich gelegen. Ich hatte zwei Jahre an »Eine Partie Monopolygamie« gearbeitet, war nicht nur sehr stolz auf die Geschichte, die mir da gelungen war, sondern auch darauf, dass ich bereits Anfang März 2018, eine Geschichte begonnen hatte, die sich mit der zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft und dem Umwelt- und Klimathema auf eine spielerische Art befasst – und damit Themen getroffen hatte, die 2019 im Rahmen der Europawahlen Ende Mai und dank Fridays For Future das allgemeine Interesse beherrschten. Und nun, da ich so kurz vor der Veröffentlichung stand, redeten alle – verständlicherweise – nur noch über das neuartige Coronavirus.

    Ich war da keine Ausnahme. Ich las viel, lud hin und wieder Daten zum Corona-Infektionsgeschehen vom European Centre for Desease Prevention and Control herunter und analysierte diese (hauptsächlich zum Spaß).

    Und dann hatte ich die Idee für eine neue Geschichte: diese.

    Sie ging mir ausgesprochen leicht von der Hand. Sie ist weniger raffiniert, als »Eine Partie Monopolygamie« (das am 16. Mai 2020, meinem 40. Geburtstag, erschien) und viel weniger raffiniert als »Das schwarze Geheimnis der weißen Dame«, ein Buch, das Kriminalroman, Wirtschaftskrimi und zeitgenössischen Roman in sich vereint (Erscheinung im September 2020). Doch »Die gefährliche Macht schöner Geschichten« hat seinen eigenen Charme. Die Geschichte ist voller Ironie und Humor und befasst sich gleichzeitig mit Themen, die aus meiner Sicht bestens in die heutige Zeit passen – nicht nur wegen des Coronavirus.

    Ich finde, es ist eine schöne Geschichte, die nur nicht allzu ernst genommen werden möchte.

    Und jetzt: Gute Unterhaltung!

    Einleitung zum ersten Teil

    »Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie sich eingestehen müssen, dass Ihr Leben nichts Besonderes ist. Sie sind nichts Besonderes. Sie haben ein festes Einkommen, das ist gut, Sie sind in einer stabilen Beziehung, schön für Sie, doch beides trifft auf die meisten Erwachsenen Ihres Alters in diesem Land zu. Auch Ihre Probleme haben nichts Außergewöhnliches. Wenn man ein gewisses Alter erreicht, ist es ganz normal, dass man hin und wieder zweifelt. Das ist nichts, worüber Sie sich allzu große Sorgen machen sollten. Sie führen ein ganz normales Leben.«

    Tania trat ans Fenster und blickte hinaus in den Dunst der Großstadt. Die Worte ihrer Therapeutin, die sie am Nachmittag aufgesucht hatte, beruhigten sie.

    In den letzten ein, zwei Jahren hatte Tania immer häufiger an sich gezweifelt. Es war, als hätte sie überhaupt erst gelernt, an sich zu zweifeln. Fast konnte man meinen, dass sie vorher irgendwie noch ein Kind gewesen war, sorglos, unbeschwert – und mit einem Mal war sie wirklich erwachsen geworden, hatte ihre Unbekümmertheit abgeworfen und erkennen müssen, dass sie mit ein paar ganz grundlegenden Dingen nicht klarkam.

    Es hatte sie einige Zeit und viel Überwindung gekostet, einen Arzt aufzusuchen. Der Erste hatte ihr nicht helfen können. Der Zweite auch nicht. Doch der hatte ihr immerhin die erfahrene Psychologin Dr. Carla Alt empfohlen. Und die hatte sich als ausgezeichnet erwiesen. Tania hatte gespürt, dass diese Frau sie verstand. Schon nach nur vier Sitzungen hatte Tania der Therapeutin ihr vollstes Vertrauen geschenkt. Und aus dem Mund dieser erfahrenen, kompetenten Frau zu hören, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, weil sie ein ganz normales Leben führte, hatte etwas ungemein Tröstliches.

    Sorgen machte sich Frau Dr. Alt allerdings schon – jedoch nicht um Tania, sondern um sich selbst, denn Tania war jung und gesund, während sie Tanias Mutter hätte sein können, an Diabetes Typ 2 litt, Bluthochdruck hatte und »leicht übergewichtig« war, wie sie Tania erklärt hatte – wobei Letzteres eine überflüssige Bemerkung war, denn mit »leicht« hatte ihr Übergewicht nicht viel zu tun; selbst ein Blinder hätte das nicht übersehen. Kurz, die gute Frau befand sich im Herzen der Risikogruppe für das neue mysteriöse Coronavirus, das in den letzten Monaten immer häufiger in den Medien aufgetaucht war und in den letzten Tagen dafür gesorgt hatte, dass man auch in Deutschland beschlossen hatte, sogar Schulen und Kitas zu schließen.

    Es war der 18. März 2020. Niemand in der breiten Bevölkerung ahnte zu diesem Zeitpunkt, welches Ausmaß die Pandemie gar nicht so viel später erreichen würde. Tania war da keine Ausnahme. Seit zwei Tagen befand sie sich im Home-Office, sie hatte verstanden, dass es Menschen wie Frau Dr. Alt zu schützen galt, doch für sie würde das Virus kaum etwas ändern. Dachte Tania.

    Sie täuschte sich. Das Virus sollte ihr Leben schon bald unwiderruflich verändern.

    Da Tania davon zu diesem Zeitpunkt nichts ahnte, hoffte sie einfach, spätestens in vier, fünf Wochen ihre nächste Sitzung mit Frau Dr. Alt haben zu können. Die Sitzungen würden ihr fehlen, das stand außer Frage, denn sie taten ihr gut. Tanias Durchhaltevermögen würde getestet werden, es würde sogar eine ziemlich harte Probe sein, zumal diese unbestimmte Phase der Abstinenz eine Herausforderung ungewohnter Form darstellte – doch das war nicht zu ändern. Sie würde sich an die beruhigenden Worte der Psychologin erinnern: Sie brauchte sich keinerlei Sorgen zu machen, sie war eine ganz normale Frau. Eine ganz normale Frau Mitte dreißig.

    Dabei war Tania früher, das heißt eigentlich bis vor gar nicht so langer Zeit, fest davon überzeugt gewesen, etwas ganz Besonderes zu sein. Nach dem Studium war sie mit grenzenlosen Ambitionen ins Leben getreten und hatte vor Energie gestrotzt, vor Ideen gesprüht! Sie hatte sich als Rohdiamanten gesehen, der nur ein wenig geschliffen werden musste. Es hatte nur wie eine Frage der Zeit geschienen, bis sie sich der Welt in all ihrem funkelnden Glanz zeigen und die Welt ihr zu Füßen liegen würde.

    Nun, es war anders gekommen. Gewiss, sie hatte den ein oder anderen kleineren oder auch größeren Erfolg vorzuweisen. Doch wenn Tania ehrlich war, musste sie Frau Dr. Alt recht geben. Sie war kein Rohdiamant und schon gar kein geschliffener Diamant. Sie war ein ganz gewöhnlicher Kieselstein.

    Erster Teil:

    Vom Schleifen von Diamanten

    Diamanten entstehen auf natürlichem Wege, wenn Kohlenstoff tief im Erdinnern über längere Zeit extremer Hitze und extremem Druck ausgesetzt ist. Dabei kann »längere Zeit« mehr als drei Milliarden Jahre bedeuten. Dadurch bildet sich das härteste Mineral auf Erden. Schon etwa seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts können Diamanten auch synthetisch hergestellt werden, was wichtig ist, um die beständig steigende Nachfrage nach Industriediamanten zu bedienen. Als Schmuckdiamanten spielen diese künstlich hergestellten Diamanten jedoch kaum eine Rolle; die meisten Diamanten, die jährlich in Schmuck verarbeitet und verkauft werden, sind natürlichen Ursprungs. Heutzutage kommen die meisten aus Bergwerken in Afrika, Russland und Kanada. Für einen Diamanten von einem Karat (0,2 Gramm), müssen dabei ganz unterschiedliche Mengen an Erdboden bewegt werden, im weltweiten Durchschnitt liegt man mit einer Daumenregel von einem Karat pro Tonne wohl nicht ganz falsch (allerdings natürlich nur an Orten, wo es Diamantvorkommen gibt). Ein recht mühseliger Prozess. Anschließend werden die Rohdiamanten nach Farbe und Größe sortiert und schließlich geschnitten und geschliffen. Letzteres passiert an unterschiedlichen Orten auf der ganzen Welt; die Stadt Amsterdam rühmt sich einer langen Tradition in dieser Kunst – zum größten Teil findet das Schleifen

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