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Gefaked - Geliked - Geblogged: Wahrheit oder Fake News - was liest du?
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eBook366 Seiten4 Stunden

Gefaked - Geliked - Geblogged: Wahrheit oder Fake News - was liest du?

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Über dieses E-Book

Social Media, Posts, Tweets, Blogs, Zeitungen im Internet: Da ist ein unbedachtes Wort schnell, schneller, am schnellsten im Umlauf. Und dann?
Martin, Ina, Terim und die anderen Studenten an der Journalistenakademie werden im Unterricht mit der für sie neuen Welt des Journalismus konfrontiert und haben sofort viele Fragen. Schnell und exakt eine Meldung schreiben, auf jedes Wort achten, das wird dort verlangt; und immer schön der Wahrheit verpflichtet bleiben.
Kann sich eine Zeitung, eine Journalistin, ein Redakteur ein unbedachtes Wort erlauben? Dieses eine Wort kann den Zungenschlag einer Meldung verändern. Warum sind Alltags-Sexismus, Klischees und mehr oder weniger offene Beleidigungen und Anfeindungen in den Kommentaren und Shitstorms der Social Communities so weit verbreitet? Wie erkenne ich, ob eine Meldung richtig oder unter das weite Feld der Fake News oder Alternativen Fakten fällt? Und spielt eigentlich die Herkunft einer Autorin oder eines Autors eine Rolle dabei, wie wir einen Beitrag aufnehmen?
Aber wer stellt heute eigentlich noch die richtigen Fragen, wo alle immer und sofort Antworten parat haben?
Martins und Inas Diskussionen in der WG und in der Akademie gehen über Wahrheit, was in den Medien und sozialen Netzwerken steht und passiert, wie Fake News identifiziert werden und was uns persönlich wichtig ist weit hinaus. Sie suchen auch nach ihrem ganz persönlichen Weg.
Gehen Sie mit auf ihre Reise durch die Welt der Blogs, Posts, Tweets, gedruckten Zeitung, Meinungen, Satire, Kommentare und 1000 Anschläge.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. März 2017
ISBN9783743904286
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    Buchvorschau

    Gefaked - Geliked - Geblogged - Sven Johns

    Originalausgabe März 2017

    Copyright 03/2017 Sven R. Johns

    www.gefaked-geliked-geblogged.de

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Umschlaggestaltung/Illustration: Lomitschka media-solutions, Berlin

    Verlag: tredition GmbH, Hamburg

    ISBN:

    978-3-7439-0426-2 (Paperback)

    978-3-7439-0427-9 (Hardcover)

    978-3-7439-0428-6 (e-Book)

    Kontakt zum Autor über: info@gespraechsroman.de, www.gespraechsroman.de

    Alle Charaktere in diesem Buch sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

    10 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf dieses Buches gehen als Spende an Reporter ohne Grenzen (www.reporter-ohne-grenzen.de)

    DIE PERSONEN

    *

    WG-BEWOHNER

    Martin, Luke, Micha, E.T., Victor, Bengt, Marian und Cristian (als Besucher)

    STUDENTEN AN DER AKADEMIE

    Ina, Berit, Terim, Olga, Daniel

    DOZENTEN UND MITARBEITER AN DER AKADEMIE

    Sandra, Ansgar Anspach, Susanne Rohde-Treufels, Jordan Holzdeppe, Abel Deichgraf, Raphael Marks, Henrik Meyerhofer

    UND

    ein paar fleißige Kollegen aus dem Verlag, die mittels WhatsApp-Gruppen miteinander kommunizieren

    DIE ORTE

    DER UNTERRICHTSRAUM

    Modernes und funktionales Design, neueste Technik mit weißem Smartboard an der Wand, weiße Tische und moderne Designer-Stühle für die Studenten und Dozenten, Garderobe vor der Tür, zusätzlich ein Flip-Chart im Raum, es riecht etwas neu, aber nicht künstlich

    DIE WG-KÜCHE

    Altbau in Berlin-Kreuzberg, sehr hohe Decken mit etwa 3,80 Metern Raumhöhe, Stuckelemente an der Decke, zusammengewürfeltes Inventar und ein sehr großer und massiver Holztisch, in der Ecke der Kühlschrank, sehr gemütlich

    *Wer ist wer in diesem Gesprächsroman steht auf Seite 277

    ANGEZÄHLT

    Samstag, 30. März, 19.35 Uhr, Martin telefoniert mit der Seelsorge, irgendwo in Berlin

    »So geht das jetzt schon … du weißt, dass wir dir hier nur helfen können, wenn du auch mit uns sprichst …«

    »Ja.«

    »Wenn du etwas mehr erzählen …

    … so kann ich dir nicht gut …

    … verzweifelt?

    … setzt dich jemand unter Druck?«

    »Im Moment nur ich …

    … und du, wenn du zu viel fragst …

    … ich leg mal auf.«

    »Bleib doch …«

    VERSTÄNDIGT

    Sonntag, 31. März, 11.15 Uhr, Martin telefoniert mit der Seelsorge, irgendwo in Berlin

    »Der Typ, den ich gestern bei euch am Telefon hatte, mit dem ging das irgendwie nicht. Mit dir ist es ... leichter.«

    »Ich weiß gar nicht, wer gestern bei uns Telefondienst hatte. Ich bin jedenfalls immer sonntags vormittags hier. Und stimmt: Wenn du sagst, dass du gestern nicht so viel erzählt hast, ist das heute anders. Vielleicht warst du gestern einfach noch nicht so weit.«

    »Woher kommst du? Dein Akzent ist schon ganz schön – wie sagt man – ausgeprägt.«

    »Schau, wir reden hier bei der Seelsorge nicht so viel über uns. Wir reden lieber über dich.«

    »Verstanden. Dir vertrau ich irgendwie. Morgen startet mein Studium an der Journalistenakademie. Und der Unfall, von dem ich dir erzählt habe, ist echt mein Problem.«

    »Für uns sind das nicht gleich Probleme. Meistens sprechen wir über Schwierigkeiten, für die wir dann gemeinsam Lösungen suchen. Erzähl weiter. Und Journalistenakademie – das klingt interessant.«

    »Letzte Woche hab ich den Unfall gehabt …«

    »Und …?«

    »Ich bin abgehauen und weiß nicht, was passiert ist. Ich hatte Panik.«

    »Mann, Mann, Martin. Das klingt gar nicht gut.«

    »Das weiß ich auch. Ich habe totale Panik, dass was passiert ist und das kleine Mädchen, das ich wohl angefahren habe …«

    »Ooooh, … was meinst du mit wohl angefahren habe. Hast du oder hast du nicht?«

    »Da lag das Fahrrad. Das Mädchen hab ich aber im Rückspiegel nicht ...«

    »Und dann bist du …?«

    »Nee, nicht einfach weitergefahren. Ohne nachzudenken weitergefahren.«

    »Mann, Martin … Unfallflucht, oder wie das hier heißt, und vor allem Erste-Hilfeleistung. Das Mädchen könnte …«

    »Das weiß ich auch, dafür brauch ich niemanden zum Sprechen. Was mach ich nur? Mein Studium kann ich doch knicken, wenn ich …«

    »Zählt nur dein Studium? Schau, da ist echt was verschoben bei dir. Es geht zu allererst darum wie du dich jetzt verhältst. Der Unfall, den kannst du nicht ungeschehen machen. Was macht DU jetzt?«

    »Ich …«

    »Der Anfang des Satzes ist doch schon mal richtig. Ich … willst du mehr hören? Habe Mist gebaut … habe mich wie ein Arschloch verhalten … habe etwas gemacht, was ich nie von mir gedacht hätt…«

    »Hör auf!«

    »Warum? Du hast hier angerufen, du wolltest reden, du wolltest einen …«

    »Ja, das stimmt, aber …«

    »Aber nicht so? Nicht so direkt? Schau, du bist nicht wirklich verzweifelt. Ich habe hier oft mit wirklich verzweifelten Menschen zu tun. Du bist eher verunsichert. Und der Anlass dafür ist, dass du vielleicht einem Menschen einen ganz schweren Schaden zugefügt hast. Wie willst du mit dieser Unsicherheit leben, es nicht zu wissen? Wie lange willst du an dir und über dieser Sache zweifeln? Solange bis du verzweifelt bist?«

    »Ich …«

    »Ja, ich weiß. Das ist schwierig. Schau in den Spiegel und sag dem, den du dort siehst, was du von ihm erwartest. Dann hast du es ausgesprochen.«

    »Kann ich dich noch mal anrufen?«

    »Klar jederzeit. Aber stell dich doch lieber jetzt diesem Thema. Also, noch mal von vorn …«

    ANGEZÜNDET

    Dienstag, 02. April, 18.12 Uhr, WG-Küche, Martin, Luke

    »Ihr habt ne Kerze auf dem Kühlschrank? Im April? Ist bei euch noch Weihnachten?«

    »Wie meinen?«

    »Sorry, aber das ist schon ungewöhnlich, dass in eurer Männer-WG eine Kerze brennt.«

    »Ach, das … sag doch erst mal, wer du bist. Wir kennen uns jedenfalls noch nicht.«

    »Martin, bin heute eingezogen. Dachte, dass das klar ist. Sorry, sollte nicht blöd rüberkommen.«

    »Wir haben ab heute zwei Neue in der WG. Micha regelt bei uns alles mit der Wohnung. Wir sind zwar alle im Verlag, aber ich hab keine Ahnung wie das mit der Wohnung läuft. Ich weiß nur gern, wer hier wohnt und wer mich von links am frühen Abend anmacht.«

    »Sorry, … okay …«

    WhatsApp an Luke: »wann kommt die freischaltung?« 18:12

    »Ich mach mal Licht an. … Moment.«

    WhatsApp von Luke: »cool alter bin dabei« 18:12

    »Noch mal von vorn. Wer bist du? Woher … dein Handy.«

    »Oh nee, meine Mutter.«

    »Geh ruhig ran.«

    »Hallo Mama. Ich kann grad nicht … ja, ich bin in der Wohnung. Mama, es geht wirklich nicht so gut. … Nein … ich erzähl am Wochenende ausführlicher. … Mama … nein, ich bin nicht abgehauen, … aber der Unfall … nein … wäre schön, wenn du das nicht deinem Mann … nein … bitte … Mama, das ist hier mein Studium … ja …ich ruf an. Nee, Mama, nicht alle können da mitreden. Das ist meine Sache. … Versprochen … ja … machs gut.«

    »So wirst du sie aber nie los. Guck nicht so.«

    »Wie meinst du?«

    WhatsApp an Luke: »mach hin, wir sind schon mit dem naechsten thread beschaeftigt« 18:13

    »Na, wenn du nix erzählst und sie vertröstest, dann wird sie dich immer weiter anrufen. Selbst wenn du sagst, dass du dich am Wochenende meldest.«

    »Hab ich …«

    »Sie probiert es garantiert vorher zwei, drei Mal. Wie alt bist du?«

    »Wonach riecht es hier eigentlich?«

    »Keine Ahnung.«

    »Irgendwas …«

    »Vielleicht mein … Tee?«

    »Aah, das kann sein. Was n das?«

    »Dein Ernst?«

    »Was?«

    »Na, dass du mit mir über Jogi-Tee reden willst.«

    »Sorry, der Auftritt war wohl nicht so gut.«

    »Vergessen.«

    WhatsApp an Luke: »hast du den honk auf football news gesehen?« 18:13

    »Was machst du?«

    »Erst mal bist du dran. Du wolltest grad von dir erzählen.«

    WhatsApp an Luke: »ja, den schmeissen wir raus« 18:13

    »Sorry, ich bin Martin, 19. Hab gestern in der Akademie angefangen und bin seit … jetzt … in der WG.«

    »War das die sehr oder die ganz ausführliche Version?«

    »Ich will ins Ausland. So schnell wie möglich. Von dort berichten, schreiben, Reportagen und so.«

    »Da kommst du ja mit einem festen Ziel zu uns ins Haus. Irgendein Hintergrund?«

    »Mein Vater, also mein richtiger Vater, er ist im Ausland gewesen. Ich habe ihn nicht mehr kennen gelernt. Willst du mehr wissen? Ihr interessiert euch doch normalerweise mehr für euch als für alles andere. Jedenfalls war das bislang bei uns immer so. Sorry.«

    WhatsApp Andi an Luke: »erledigt.« 18:14

    »Was ist »für euch«?«

    »Naja, jeder für sich und nicht für andere, schon gar nicht für Jüngere.«

    »Findest du es hilfreich, wenn man zusammenwohnt und nichts voneinander weiß? Ich kann dir das halbe Leben von meinen Mitbewohnern erzählen. Wein oder Bier-Trinker, Kaffee, Tee am Morgen. Wir sind keine Zweck-WG. Du verstehst?«

    »Kaffee mag ich nicht so gern.«

    WhatsApp an Luke: »arbeitest du oder trinkst du bier?« 18:14

    »Was gelernt. Was war das eigentlich mit dem Weglaufen, da am Telefon bei deiner Mutter.«

    »Nix. Es geht um … ach, das ist was für später. – Ich nehm mir mal ein Glas Wasser, okay?«

    »Und jetzt also unsere WG.«

    »Als die Sandra aus dem Verlag mir sagte, dass sie mir mit einem Platz in einer WG weiterhelfen könnte, war ich total froh. So schnell hab ich nämlich nichts gefunden.«

    »Aah … Sandra ist schuld.«

    »Ein paar Kumpels von mir studieren hier. Das sind aber eher Tekkies mit Mathe, Physik, Informatik und so. Ich war eher Politik und Geschichte. Und sonst kenne ich hier noch niemanden.«

    »Na geht doch ganz flüssig mit der Vorstellung. So kann das ja hier mit uns doch noch was werden … wart mal ...«

    WhatsApp von Luke: »nerv nich. Hab einen neuen mitbewohner. Komm gleich zurueck« 18:15

    WhatsApp von Luke (Gruppe): »politik mach ich gleich, hab schon angefangen. Muesst ihr nicht drueber gehen« 18:15

    »Deine Vorstellung. Wo waren wir …?«

    WhatsApp an Luke: »is ja nich so dass hier ein shitstorm waer. Aber etwas unterstuetzung waere gut« 18:15

    »Sorry.«

    »Sagtest du schon. Das wird dir die Stadt schnell abgewöhnen.«

    »Was?«

    »Sich laufend zu entschuldigen. Ist nicht so Großstadt-like, weißt du?«

    WhatsApp an Luke: »check« 18:15

    WhatsApp an Luke: »sport is durch. Gehe zu games.« 18:15

    WhatsApp an Luke: »hast du an die werbeeinblendung gedacht?« 18:15

    WhatsApp an Luke: »hab die werbeeinblendung jetzt selbst gemacht« 18:16

    E-Mail an Luke: »Meeting morgen 09.00 Uhr abgesagt«

    »Wie waren die ersten beiden Tage bei euch?«

    »In der Akademie?«

    »Klar. Wie sind die Leute? Wie ist dein erster Eindruck? Dozenten? Mitstudenten? Frauen?«

    »Die Einführung war okay. Mit Sandra im Büro hatte ich vorher schon zu tun. Die Leute sind nett. Nicht alle meine Wellenlänge.«

    »Spontanfreundschaft?«

    »Nee, noch nicht.«

    »Noch …?«

    »Zwei, drei Leute. Aus denen wird was. Terim und Ina. Die ist cool. Große Klappe. Den Rest schaun wir mal.«

    »Und was machst du?«

    »Muss ein paar Kommentare auf unseren Webseiten frei schalten.«

    »Spannend. Sind das die ganzen Nachrichten auf deinem Handy?«

    WhatsApp an Luke: »koennt von uns aus weitergehen. Warten auf dich.« 18:18

    »Ich bin Luke. Wart mal kurz.«

    WhatsApp Luke an: »gib mir einen moment« 18:18

    WhatsApp an Luke: »in der politik ist wieder so ein fascho unterwegs« 18:18

    WhatsApp von: »finger weg. Das mache ich« 18:18

    »Meine Kollegen in der Redaktion. Noch mal: Luke. In der WG bin ich seit – fast acht Monaten.«

    »Und dein brummendes Handy?«

    »Wir sind die kleine Armee, die die Angriffe auf unsere Verlagsseiten abwehrt, kontrollieren Kommentare und das Geschehen in den Social Communities. Nicht jeder Honk soll sich hier breitmachen können.«

    »Ist da viel los?«

    »Wenn du wüsstest. Abartig viele Kommentare. Und da ist Facebook noch gar nicht mitgerechnet. Es laufen Spinner durch die Gegend, die sich hinter ihren Tarnnamen verschanzen und so richtig vom Leder ziehen.«

    »Streicht ihr die Kommentare? Oder sperrt ihr die User?«

    »Kommt drauf an. Wir haben da ein ganzes Bündel an Maßnahmen.«

    »Wolltest du das immer machen?«

    »Ach, weißt du. Wenn man anfängt, hat man immer andere Träume. Reportagen schreiben, große Politikbeiträge, investigative Recherche. Und im Alltag bist du nachher froh, wenn du einen guten Job in einem guten Verlag hast und Aussicht auf deine Träume von früher.«

    »Und machst du es nun gern oder nicht gern?«

    »Social Media und unsere Communities sind super spannend. Was wir da an Möglichkeiten haben. Ich regiere da sozusagen die Möglichkeiten der Darstellung. Die Einblicke, die ich bekomme … alles großartig. Aber wenn du mit einem Troll oder sogar einer ganzen Gruppe zu tun hast, die sich bei dir eingenistet haben, dann ist es auch mal ganz schön ärgerlich.«

    »Wie lange machst du das jetzt?«

    »Acht Monate.«

    »Also seit – warte Mal – August, September?«

    »Ja, seit 1. August letzten Jahres. Hab das Zimmer von Bengt übernommen. Er ist auf einem Auslandseinsatz, war zwischendurch noch mal hier und ist wieder unterwegs. Macht seine Beiträge überwiegend selbst. Bengt ist im Umfeld der UN-Truppen im Südsudan in einem Flüchtlingslager unterwegs.«

    »Ist er oft weg?«

    »Ja, im Feld. Ich glaub ziemlich oft. Haha, lustig … er macht das, was du machen willst. Du lernst ihn bald kennen. Er soll in drei Wochen wieder hier sein. Der erlebt bestimmt krasse Sachen. Ich kenn ihn ja auch noch nicht so gut.«

    »Wie das wohl so ist als Journalist in einem Flüchtlingslager? Kann ich mir echt nicht vorstellen.«

    »Das wirst du schon noch lernen. Vor allem, wenn du da selbst mal hinwillst.«

    »Erklär mir das noch mal. Wieso schaltest du abends um … viertel nach sechs … Beiträge auf Webseiten frei?«

    WhatsApp an Luke: »#??« 18:20

    »Das Leben in der Online-Redaktion. Am Abend ist bei uns High Season.«

    »Wieso?«

    »Tausend Kommentare. Jeder will noch schnell was posten, bevor er in den Abend verschwindet. Da sind wir gefragt.«

    »Auch so eine andere Welt.«

    »Klar. Ist spannend, lehrreich, direkte Kommunikation mit Usern. Haben wir früher Leser genannt.«

    »Bislang dachte ich …«

    »Was ...?«

    »Nur so. Alles neu, eben.«

    »Moment …«

    WhatsApp Luke an: »wofür?« 18:21

    WhatsApp an Luke: »woran arbeite ich? Bist du da?« 18:21

    »WhatsApp Luke an: »jaa, wie ist #wohnenmitstil?« 18:22

    »Warst du schon mal in einer Redaktion?«

    »… Wer kommt da …?«

    (Micha taucht in der Küche auf)

    »Hallo Micha, wie kommts, dass du schon hier bist? Und das DU!«

    WhatsApp an Luke: »check« 18:23

    »Waren heute schneller durch. Muss aber noch mal rüber in den Verlag.«

    »Aber … wie spät ist es? … Kurz nach halb sieben … ist so gar nicht deine Zeit.«

    »Stimmt. Kennst das ja. Nach der Abgabe um fünf geht die Arbeit erst los. Ein Alien – wen haben wir denn hier? Bist du Martin?«

    »Ja, hallo Micha. Wir haben bislang nur per WhatsApp miteinander gesprochen.«

    »Willkommen in der WG, Junge. DER WG. Gut, dass alles mit dem Schlüssel geklappt hat. Bist du seit heute in Berlin?«

    WhatsApp an Luke: »football news ist durch. Woran sitzt du?« 18:23

    »Nee, schon seit Freitag. Wir hatten ja schon zwei Tage Einführung in der Akademie. Aber ich war für die ersten Nächte im Hostel.«

    »Blöd gelaufen. Ruf an, Junge. Das Zimmer war schon in den letzten Tagen frei. Du hättest nicht auf heute warten müssen, nur, weil wir den 2. April besprochen hatten. Aber jetzt geht es ja los. Ihr habt euch schon bekannt gemacht.«

    WhatsApp von Luke: »muss gleich politik fixen. Halbe stunde« 18:24

    »Ja, alles fing mit Weihnachten an.«

    »Mit Weihnachten?«

    »Haha, kannst du komisch gucken. Naja, mein Einstand bei Luke war etwas …, weil ich die Kerze auf dem Kühlschrank …«

    »Die Kerze …«

    »Was hat es denn …?«

    WhatsApp an Luke (Gruppe): »brauchst du unterstuetzung?« 18:25

    »Pass auf, Junge. Ich muss gleich noch mal in den Verlag. Lass uns später darüber sprechen. Ich wollte heute Abend eigentlich mit Sandra ins »Tabacchi«. Vorschlag: Wir verabreden uns hier. Im Verlag bin ich so um halb neun fertig. Wir sind dann gegen neun hier. Luke, was ist mit dir? Bist du heute Abend da?«

    WhatsApp von Luke: »danke, schau mal bei patrick vorbei. Der hat zwei oder drei threads in bearbeitung« 18:25

    »Denke schon. Bin noch nicht fertig. Aber das erledige ich von hier.«

    »Dann mach ich das mit dem Essen. Ist Mr. Wing okay?«

    WhatsApp an Luke: »mach ich« 18:26

    »Top, nur noch mal ganz kurz: Was mit den beiden anderen freien Zimmern?«

    »Du, später. Sandra weiß mehr dazu. Ciao, Jungs. Ihr wisst ja: Wie immer. Immer etwas später.«

    »Ciao. – Typisch Micha.«

    »Was? Schnell rein und wieder raus?«

    »Das auch, aber vor allem: Immer etwas zu spät.«

    »Luke, ich wollte nur sagen, dass ich normalerweise nicht so elefantenmäßig bin, wie das vorhin klang. Ich hoffe, du gibst mir noch ne Chance.«

    »Mach dir keine Sorgen. Ich bin manchmal etwas empfindlich.«

    »Mmh.«

    »Wie machen wir es? – Bin noch nicht ganz durch. Was hältst du davon, wenn du dich weiter einrichtest und nach den Getränken für heute Abend Ausschau hältst?«

    »Okay.«

    WhatsApp an Luke: »neuer beitrag in bundesliga. Transfergeruecht. Da geht gleich die post ab. Wir sollten schnell sein« 18:26

    »Wein und Bier könnten ja als Einstand in die WG von dir kommen. Wenn du unten rauskommst, rechts um die Ecke ist ein Späti. Da findest du alles.«

    »Ein was? – Gibt es keinen Supermarkt oder so?«

    »Wenn du ein Auto hast, kannst du gern zum Supermarkt fahren. Wenn nicht, gehst du halt zum Späti. Die haben kaltes »Efes« und der chilenische Merlot ist gut trinkbar. Mach ansonsten lieber keine Experimente beim Wein!«

    »Alles klar. Was »Efes« ist, werde ich dort ja sicher sehen. Das kenn ich nicht. Und den Wein werde ich schon finden. Wie weit?«

    »So 300 Meter. Wie gesagt rechts rum.«

    »Bis später. Sag mal: Das mit dem Flüchtlingslager von Bengt. Das ist bestimmt richtig hart, oder?«

    »Ist sein Leben. Dazu will ich nichts sagen. Bis gleich.«

    WhatsApp von Luke: »laeuft. Ist Patrick fertig? Kannst du ihn draufsetzen?« 18:27

    WhatsApp an Luke: »sarah nimmt ein thread von mir. Ich nehme den transfer« 18:27

    WhatsApp von Luke: »super. Ich schaus mir gleich an« 18:28

    WhatsApp von Luke: »merci« 18:28

    WhatsApp von Luke: »perfekt. Sag bescheid, wenn du unterstuetzung brauchst« 18:28

    WhatsApp von Luke (Gruppe): »politik startet jetzt« 18:28

    EINGEZOGEN

    Dienstag, 02. April, 20.48 Uhr, WG-Küche, Martin, Victor

    »Ey, Alter. Victor. Wer bist du?«

    »Ich bin Martin. Ziehst du auch gerade in die WG?«

    »Du auch? Funny. Ich hab von Sandra ja tolle Sachen über die WG gehört. Ich meine DIE WG, you know. Eigentlich müsste ich das gleich mal posten: »DIE WG« …«

    WhatsApp an Victor: »bleibts bei elf heute abend?« 20:48

    »Genau, DIE WG … ich hatte schon meine erste Begegnung vorhin. Bin ja auch erst heute angekommen.«

    »Ich weiß nur, dass die anderen hier Oldies sind. Alle so älter als 30 oder so. Disgusting … das is ja nicht so mein Ding. Besser wär, wenn man auch mal gemeinsam abfeiert, aber bei den alten Leutchen hier, ist abends wohl eher smooth angesagt.«

    WhatsApp von Victor: »smooth« 20:48

    »Haha.«

    »Die gucken doch bestimmt noch Fernsehen und so und ab halb elf sind die im Bett, weil sie ja morgen wieder früh raus müssen. Oh my gosh. Fernsehen ist so anti-mainstream.«

    WhatsApp an Victor: »ist Mario dabei? Was mit Mad?« 20:48

    »Luke und Micha hab ich vorhin gesehen, die sind okay. Was die Sitten hier in der WG angeht, bin ich mir noch nicht so sicher. Es gibt ja kein »Gemeinschaftszimmer« außer der Küche hier. Naja, du wirst sie ja alle gleich kennen lernen.«

    »Hey, Wieso?«

    WhatsApp von Victor: »kommt« 20:49

    WhatsApp an Victor: »was geht?« 20:49

    »Wir haben uns vorhin zum Essen verabredet und so gegen neun wollen alle hier sein.«

    »Von mir aus. Wo ist denn der Fridge?«

    WhatsApp von Victor: »alter, um elf, wie gestern« 20:49

    »Warst du irgendwie ein Jahr in USA, oder so? … Fridge … da hinten in der Ecke mit der Kerze drauf. Findest du schon.«

    WhatsApp Mad an Victor: »gleiche Besetzung?« 20:49

    WhatsApp an Victor: »jo« 20:49

    WhatsApp von Victor »was mit Flo und Mario?« 20:49

    WhatsApp von Victor: »laeuft« 20:49

    Snapchat an Victor: »willst du auch so eins?« 20:49

    »Du bist nicht von hier, oder?«

    »Nee, merkt man das?«

    »By the Way: Eigenartiger Biergeschmack hier in der WG. Im Fridge steht nur Efes. … Woher kommt denn das Essen heute Abend? Hier: Top-10-Berlin, da findest du Mr. Wing ganz oben.«

    »Mr. Wing, so was heben die vorhin erwähnt. Und Efes? Das hab ich grad für meinen Einstand hier geholt. In dem Kiosk hier um die Ecke gibts das kalt.«

    »Oha, Kiosk. Aus welcher Sprache und welchem Zeitalter kommt dieses Wort? In Berlin ist das n Späti. Aber lass mal ...«

    »Hat Luke auch gesagt. Ich hab das erst gar nicht verstanden.«

    »Was Anderes: Was hat das mit der Kerze …?«

    »Frag mich nicht. Ich weiß es auch nicht und bin holterdipolter Luke auf den Fuß getreten. Wird sich bestimmt aufklären. … Was war das mit Top-10?«

    »Mmh … kennst du nicht? Hier, hab mich mal eingelogged.«

    »Meinst du, dass es in der WG Schwierigkeiten geben wird?«

    »Keine Ahnung. Wegen des Alters? You never know. Ich geh jedenfalls abends oft los oder hab Leute bei mir zuhause. Und das muss hier okay sein, auch wenn ich nachts bis fünf mit Kumpels zocke. Aber ist ja Altbau. Da sind die Wände nicht so dünn.«

    WhatsApp an Victor: »bier vorher?« 20:50

    »Stimmt, coole Wohnung, oder? Gemütliche Küche.«

    »Ist mir ziemlich schnuppe. Ich mach mein Ding. You know. Mal sehen, wie lang ich hier bin. So Zeitungs-Jungs, ich weiß nicht, ob das was wird. Apps make the world go round.«

    »Für wie lange hast du das Zimmer?«

    »Keine Ahnung. Die haben mir gesagt, dass ich es erst mal haben kann, bis irgend so ein Typ aus dem Ausland wiederkommt. Das kann in drei Wochen sein oder später.«

    WhatsApp von

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