Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Gefangen
Gefangen
Gefangen
eBook124 Seiten1 Stunde

Gefangen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Nach einer Ohnmacht finden sich ein Mann und eine Frau gefangen in einem Gewölbekeller wieder. Noch nie zuvor sind die Beiden sich begegnet. Was hat sie hierher gebracht? Und wer hält sie hier zusammen gefangen? Fragen, auf die sie in den Monaten ihrer Gefangenschaft keine Antworten finden. Mit der Zeit kommen Mann und Frau sich näher, in Gesprächen und auch körperlich. Die Frau erzählt die endlosen gemeinsamen Stunden im Keller sehr einfühlsam und gibt die immer intensiver werdenden Gespräche lebendig wieder. Am Ende entwickelt sich zwischen den beiden Gefangenen eine tiefe Liebe.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Nov. 2014
ISBN9783738000825
Gefangen

Ähnlich wie Gefangen

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Gefangen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Gefangen - Sabine Genau

    Wirres Erwachen

    Ich wachte auf wie aus tiefer Bewusstlosigkeit, benommen, wusste weder wer, noch wo ich war, öffnete ganz langsam die Augen, fand mich in einem halbdunklen, anscheinend fensterlosen Raum. Nach und nach wurde in mir und um mich herum alles etwas klarer, ich war ich, ich war am Leben, ich konnte denken. Doch ich fühlte mich immer noch zu betäubt um mich aufzurichten. Ich lag auf einer Art Bett oder Liege, ich lag weich, warm und bequem. Ich blickte hinauf zu einer steinernen Decke, wie in einem Gewölbe. Wo ich mich hier befand, war mir völlig schleierhaft. Bleischwer fühlten sich meine Glieder an, ich meinte fast, ich könne mich gar nicht bewegen. Was war nur mit mir geschehen? Warum war ich bloß ohnmächtig geworden? Wann, wo, und bei welcher Gelegenheit? Ich konnte offenbar doch noch nicht richtig denken. Am liebsten hätte ich einfach nur weitergedöst, ich war unendlich müde, Arme und Beine fühlten sich bleiern an, bewegen konnte ich mich zwar schon, aber das war so anstrengend, als wären alle meine Glieder mit riesigen Steinen beschwert.

    Ich lag hier so schön bequem auf dem weichen Bett, eine angenehme Wärme umgab mich. So schloss ich wieder die Augen und wollte weiterschlafen. Da kroch plötzlich die Angst in mir hoch: was war los mit mir, wo befand ich mich, was war denn nur passiert? Ich konnte doch nicht einfach so weiterschlafen, ohne zu wissen, wo ich war, was geschehen war, ob ich mich nicht vielleicht sogar in Gefahr befand.

    Wo bin ich?

    In einer übergroßen Anstrengung öffnete ich wieder die Augen und richtete mich gleichzeitig auf. Zuerst drehte sich alles, doch dann sah ich, dass ich tatsächlich auf einem Bett saß und bemerkte auch, dass ich nicht alleine war. Ein Mann lag neben mir und schlief. Er war mir völlig unbekannt, ich versuchte wieder, nachzudenken: was hatte ich mit diesem Menschen zu tun, wie kamen wir hierher, wo waren wir, was war mit uns geschehen? Hatte er vielleicht etwas damit zu tun, dass wir hier waren? Offenbar litt er ja unter der gleichen Bewusstlosigkeit wie ich bis vor ein paar Momenten. Jedenfalls schien er sehr sehr tief zu schlafen. Immer die gleichen Fragen schossen kreuz und quer durch meinen Kopf, ich wollte jetzt endlich Antworten, sah mich um und versuchte, aufzustehen. Es fühlte sich zwar schwach und unsicher an, aber ich schaffte, mich auf die Füße zu stellen. Auf sehr wackligen Beinen stand ich jetzt in der Mitte eines ziemlich niedrigen Raumes, der halb im Dunkel lag, es handelte sich wohl tatsächlich um ein Gewölbe, so etwas wie einen alten Weinkeller. Es war überhaupt nicht kalt hier, im Gegenteil, eine angenehme Wärme lag im Raum, die gar nicht zu diesen groben Steinmauern passen wollte. Aber hier passte ja auch sonst ganz und gar nichts. Eine Lampe brannte, die das halbdunkle Licht erzeugte, welches mich umgab, Elektrizität war also vorhanden. Zumindest in der Zivilisation schien ich mich noch zu befinden. Nichts, was ich um mich herum sah, kam mir auch nur im Entferntesten bekannt vor, einschließlich des Mannes, der da immer noch in tiefem Schlaf auf dem Bett lag.

    Ich sah ihn mir genauer an. Ein attraktiver Mann, sympathisch sah er aus. Vielleicht konnte er mir Aufschluss geben über unsere gemeinsame Situation? Ich wollte aber nicht warten, bis er aufwachte, sondern vorher schon selbst so viel wie möglich herausbekommen. Ich konnte ja nicht wissen, ob ich ihm überhaupt trauen konnte. Mir wurde erneut schwindelig, zunächst musste ich mich wieder setzen. Was war nur los, das war doch keine normale Müdigkeit, ich musste wohl wirklich bewusstlos gewesen sein. Intensiv nachdenkend versuchte ich mein Gedächtnis zu erforschen: was war vor dieser Ohnmacht gewesen? Was hatte sie verursacht? Ich fand nur Schwärze, meine Gedanken kreisten und mir wurde noch schwummriger. Also etwas anderes versuchen. Nochmal aufstehen und erst einmal den Raum erkunden, ich musste doch irgendwie dahinterkommen, wo ich mich befand, was das für ein Ort war. Langsam und vorsichtig erhob ich mich also wieder und machte ein paar wackelige Schritte. Der Raum war nicht sehr groß und ziemlich niedrig. Durch das Halbdunkel, das hier herrschte, wirkte der niedrige Raum noch bedrückender. Zum Glück waren die Wände weiß getüncht, dadurch wirkte alles wenigstens etwas freundlicher. Und es war, wie gesagt, angenehm warm. Das fand ich erstaunlich, war ich doch offensichtlich in einen steinernen Gewölbekeller geraten. Gegenüber dem Bett gab es einen langen Flur, der tief im Dunkeln lag. Ein schwarzes Loch. Angsteinflössend. Diesen Flur würde ich lieber erst später erkunden.

    Ihm gegenüber gab es eine Tür. Auch diese Tür machte alles andere als einen vertrauenerweckenden Eindruck auf mich. Aber was konnte in dieser Situation schon vertrauenerweckend wirken? Ich blickte zu dem schlafenden Mann hinüber. Sollte ich warten, bis er aufwachte, oder ihn vielleicht wecken? Nein, diesen Gedanken verwarf ich sofort wieder, schließlich kannte ich ihn überhaupt nicht und wusste auch bei ihm nicht, ob er vertrauenswürdig war, was sein Erwachen mir einbringen würde. In dieser Lage konnte ich mich ausschließlich auf mich selbst verlassen, also wollte ich erst Mal lieber alleine versuchen zu ergründen, wo ich war. Ich ging geradewegs auf die Tür zu, blieb dann aber zögernd davor stehen. Ich hätte niemals gedacht, dass eine einfache Tür so beängstigend wirken könnte. Jeden Tag geht man durch so viele Türen, öffnet und schließt sie, ohne darüber nachzudenken. Man weiß ja in der Regel auch, was sich hinter den Türen befindet, durch die man gehen will, zumindest hat man normalerweise eine ungefähre Vorstellung davon. Aber jetzt stand ich an einem mir völlig unbekannten Ort, von dem ich nicht einmal wusste, wie ich hierher gekommen war, in einer Situation, die ich überhaupt nicht einschätzen konnte. Was würde mich wohl hinter dieser Tür erwarten? Vielleicht würde sie ja sogar nach draußen führen und ich könnte einfach rausmarschieren, sehen, dass ich möglichst schnell nach Hause komme, und das alles hier vergessen. Und wenn nicht? Ich legte vorsichtig mein Ohr an die Tür. Angestrengt lauschte ich, wenn doch nur Menschen hinter dieser Tür gewesen wären, Stimmen hätten wenigstens etwas Vertrautes an sich gehabt. Menschliche Stimmen hätte ich jetzt gerne hinter dieser furchteinflößenden Tür gehört. Dann wäre es mir vielleicht leichter gefallen, sie zu öffnen. Vielleicht. Ich wusste es nicht, genauso gut hätten mir Stimmen auch noch mehr Angst einflössen können. Unter diesen Umständen, über die ich keine Kontrolle hatte, weil ich gar nichts darüber wusste, hätte ohnehin alles und jeder mir Angst machen können. Aber auch das konnte ich nicht einschätzen. Also, sagte ich mir, dann spielt es ja keine Rolle, was mich hinter dieser Tür erwartet, alles kann in dieser Lage Angst machen, oder eben auch nicht, ich kann es nicht vorher wissen. So öffnete ich die Tür. Mein Herz raste wie wild, noch nie war ich in so unbekannte Sphären vorgedrungen, das Türöffnen kam mir wie ein heldenhafter Akt vor, da musste ich im nächsten Moment plötzlich lauthals lachen. Ein Badezimmer. Hinter der Tür befand sich ein ganz normales Badezimmer, Waschbecken, Toilette, Badewanne. Sonst nichts. Ich kam mir so lächerlich vor wie noch nie zuvor. Das Lachen befreite mich aber wenigstens von der übergroßen Anspannung. Wie lange hatte ich angstvoll vor dieser Tür gestanden und nicht gewagt, sie zu öffnen? Hatte daran gelauscht und sonst was dahinter vermutet. Vor einer harmlosen Badezimmertür hatte ich solche Furcht gehabt.

    Der fremde Mann

    „Wo bin ich?" hörte ich eine schwache Stimme sagen. Der Mann war wohl von meinem Befreiungsgelächter aufgewacht. Ich hatte ihm gegenüber ein ziemlich mulmiges Gefühl. Mit einem mir völlig unbekannten Mann an einem mir völlig unbekannten Ort ganz allein zu sein, war unheimlich. Er war sicherlich stärker als ich, und hätte sonst was mit mir machen können. Was er wollte, konnte er mit mir machen, hier würde mir ja niemand helfen können. Ich dachte an meine anfängliche Benommenheit, als ich selbst gerade aufgewacht war. Es war doch sehr wahrscheinlich, dass er sich jetzt genauso fühlte, also noch schwach war. Diese Schwäche wollte ich jetzt ausnutzen, um so viel wie möglich über ihn zu erfahren, solange sie noch anhielt. Ich ging also zu ihm hin. Wie er so dalag, benommen und verwirrt, hätte ich ihn am liebsten sofort in den Arm genommen, so hilfebedürftig sah er aus. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie elend er sich fühlte. Er war mir ja auch durchaus sympathisch, und, wie gesagt, sogar attraktiv. Mein Misstrauen ließ sich davon aber nicht besänftigen. Noch immer befand ich mich schließlich in einer Situation, die ich überhaupt nicht einordnen konnte, genauso wenig wie ich diesen fremden Menschen einschätzen konnte. Ich stand jetzt vor ihm, er lag flach auf dem Bett und ich konnte annehmen, dass er sich genauso fühlte, wie ich mich gefühlt hatte, bleischwer und bewegungsunfähig. Das musste wohl bedeuten, dass wir beide bewusstlos gewesen waren. Was aber hatte das wiederum zu bedeuten? Jetzt sah

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1