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Meerestiere
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eBook208 Seiten2 Stunden

Meerestiere

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Über dieses E-Book

An einem heißen Sommertag treffen fünf Menschen aus unterschiedlichen Gründen in einem Hotel ein. Jakob ist mit einem Fisch ans Meer unterwegs, Sonja und Richard hatten eine Autopanne, Jen wartet vergeblich auf ihren Liebhaber, und Alfred wurde mit seinem Hund Judy von seiner Tochter vor dem Hotel ausgesetzt. Weil nur einer von ihnen ein Auto zur Verfügung hat, schließen sich diese Menschen zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen, und gemeinsam fahren sie an die See, verbunden durch den Umstand, dass jeder von ihnen noch eine Sache im Leben zu klären hat. Tragikomischer Road Trip.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Okt. 2020
ISBN9783753112190
Meerestiere
Autor

Iris Antonia Kogler

Iris Antonia Kogler wurde 1977 geboren. Nach einer Ausbildung zur Theaterdramaturgin arbeitete sie einige Jahre im Kulturbereich und ist heute neben ihrer Schriftstellerei auch als Lehrkraft für kreatives Schreiben, Schreiben für Theater und Roman tätig. 2018 veröffentlichte sie die Kurzgeschichtensammlung "Von Menschen" sowie den Roman "221 Tage". 2019 folgte der Roman "Meerestiere". 2020 stand sie mit ihrem Roman "221 Tage" auf der Shortlist des Tolino Media Newcomerpreises.

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    Buchvorschau

    Meerestiere - Iris Antonia Kogler

    Meerestiere

    Iris Antonia Kogler

    Meerestiere

    Roman

    Alle Rechte vorbehalten 2019 Iris Antonia Kogler

    Das Werk darf - auch in Auszügen - nicht ohne die Genehmigung des Autors/der Autorin wiedergegeben werden.

    Korrektorat: Thomas Dellenbusch

    Umschlaggestaltung: Iris Antonia Kogler

    Covermotiv: Pixabay

    Verlag und Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Iris Antonia Kogler

    c/o Barbara´s Autorenservice

    Tüttendorfer Weg 3

    24214 Gettorf

    Kontakt: irisantoniakogler@gmx.de

    Für die Meerestiere dieser Welt und für die, die auf dem Weg sind, eines zu werden.

    Kapitel 1

    Jakob

    Jakob sah auf den Fisch, der vor ihm auf einem Küchenbrett lag und dessen Schuppen in der Nachmittagssonne schimmerten. „Manchmal verstehe ich meine Frau nicht", sagte er und öffnete eine Weinflasche, um das vierte Glas an diesem Tag zu trinken. Er las die Nachricht seiner Frau ein zweites Mal, legte das Handy neben den Fisch, ging zum Kühlschrank, öffnete ihn und sah hinein. Aber weil er nicht wusste, nach was er suchte, schloss er ihn wieder, drehte sich der Küchentheke zu, auf der er gerade das Essen vorbereitete, und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Der Fisch sah ihn schräg an, dann setzte er sich auf, ließ die Schwanzflosse von der Küchentheke hängen und sah auf das Display des Handys. Jakob sah ihn an und trank Wein, von dem ihm die Hälfte über das Kinn rann.

    „Schade um den guten Wein, sagte der Fisch. „Zu schade.

    Jakobs Gehirn gab eine Fehlermeldung von sich, denn das Bild eines sprechenden Fisches ergab eindeutig eine Unstimmigkeit in Bezug auf alles, was es kannte. Während Jakob den Fisch weiterhin anglotzte, führte es eine Diagnose durch, um herauszufinden, was an der Situation nicht den Richtlinien entsprach. Als es zu einem Ergebnis gekommen war, versuchte es Jakob mitzuteilen, es sei nicht normal, dass das Abendessen mit ihm rede. Jakob ignorierte diesen Hinweis und ließ sich auf ein Gespräch mit dem Fisch ein.

    „Meine Frau hat mich gerade verlassen", sagte er.

    „Ich hab´s mitbekommen."

    „Du schleimst meine Küchentheke voll, das macht mir was aus."

    „Junge, sei nicht so zimperlich, das hab ich dir schon immer gesagt."

    Jakob glotzte den Fisch an. Er war sich nicht bewusst, ihn zu kennen, und so fragte er sich, woher es eine Bekanntschaft mit ihm geben könne.

    „Wann hast du mir das gesagt?"

    „Deine ganze Kindheit hindurch."

    Jakob dämmerte es.

    „Papa?"

    „Ja natürlich, was denkst du denn?"

    „Papa?"

    „Bist du taub?"

    „Papa, du bist ein Fisch."

    „Wird nicht frech, Junge."

    Jakob dachte kurz nach - oder eigentlich auch nicht - und stand auf.

    „Was ich jetzt tue, ist sinnvoll. Wenn ich es beendet habe, bist du weg." Er öffnete den Gefrierschrank und steckte den Kopf hinein. In der angenehmen Kälte und Dunkelheit des Markengerätes ließ es sich leichter nachdenken, und so kam er zu dem Schluss, dass vier Gläser Wein in Zusammenhang mit dem Verlassenwordensein eine ungute Kombination aus Alkohol und mieser Stimmung waren. Logisch nachgedacht lag es nahe, dass eben jene unglückliche Kombination zu einer Art Schockreaktion mit einhergehenden Halluzinationen führte. Es war sicherlich alles nur eine Sache der Nerven, die sich bestimmt beruhigen ließen, wenn er es schaffte, tief und regelmäßig zu atmen. Als ihm eine Tüte tiefgefrorener Erbsen zu sehr auf die Nase drückte, zog Jakob seinen Kopf wieder aus dem Gefrierschrank und sah zur Theke. Der Fisch lag auf einer Zitronenhälfte und lümmelte darauf wie auf einer Chaiselongue.

    „Was auch immer du da tust, beende es jetzt und gib mir Wasser", sagte er.

    Jakob schlich um dem Fisch herum, darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen, griff schnell nach seinem Handy und schlich zuerst rückwärts aus der Küche hinaus, versuchte betont langsam den Gang entlang zu bummeln und rannte die letzten Meter ins Badezimmer. Sorgsam schloss er ab, wählte die Nummer des Notrufs und erklärte sein Anliegen.

    „Sie reden mit einem Fisch?"

    „Nein, mit meinem Vater, er ist ein Fisch."

    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang weiterhin professionell und rational.

    „Ihr Vater ist ein Fisch?"

    „Ja, er liegt in der Küche auf einem Brett, und er knabbert an der Petersilie herum."

    „Sind bei Ihnen psychische Störungen bekannt? Nehmen Sie Medikamente?", fragte die Stimme.

    „Warum sollte ich psychisch krank sein? Ich bin ein rational denkender Mensch, der allem Anschein nach unter einem Nervenzusammenbruch leidet und um Hilfe bittet."

    „Gab es einen Auslöser? Ist etwas passiert?"

    „Ja, meine Frau hat mich verlassen."

    Eine Pause entstand.

    „Ja, nun ja, kam es durch die Leitung, „meine mich auch. Das soll hin und wieder mal vorkommen. Und das hat Sie jetzt so aufgebracht, dass Sie mit einem Fisch reden? Sind bei Ihnen schon einmal Wahnvorstellungen vorgekommen? Oder in Ihrer Familie?

    Jakobs Laune verschlechterte sich, weil er mit seinem Anliegen nicht ernst genommen wurde.

    „Ich bin im Besitz meiner geistigen Fähigkeiten, ich leide und litt noch nie unter Wahnvorstellungen, und ich bin nicht … Jakob sah auf sein Weinglas, „… ich bin auch nicht betrunken.

    „Aber Sie sind trotzdem der Meinung, sich mit einem Fisch zu unterhalten?"

    „Ja, ich spreche mit einem Fisch." Jakob betonte jedes Wort.

    „Um welche Art von Fisch handelt es sich?"

    Jakob dachte nach. Diesen Fisch zu beschaffen war ein Auftrag seiner Frau, und er war sich sicher, sie würde etwas an der Ausführung auszusetzen haben. Er dachte an ihren genervten Blick, wenn sie ihm etwas auftrug oder von ihm erwartete und er dem nicht nachkam, so wie sie es sich wünschte. Weil ihr nie etwas gefiel, weil sich ihre Ansprüche ständig änderten, weil ihre Meinung schneller wechselte, als er es mitbekam, selbst wenn er sich darum bemühte. Ständig trug sie ihm eine Aufgabe auf, damit ihr Leben so perfekt wie in einem Einrichtungskatalog aussah. Allerdings nicht so, wie in einem hochpreisigen Katalog, sondern eher auf die schwedische Art. Sie schrieb ihm sogar Zettel, die sie auf den Tisch legte und auf denen sie die Aufgaben aufzählte. Die Halterung des Duschkopfs gerade rücken, die ein klein wenig schief angeschraubt war, den Keller entrümpeln, obwohl dort nicht sonderlich viel lagerte, das Kaminholz auf die andere Seite des Wohnzimmers schichten, obwohl sie es erst neben dem Regal wollte, weil es dort als Holzelement den Raum ausbalancierte. Und endlich mal ein neues Auto kaufen, weil sein altes durch die ständigen Reparaturen zu teuer wurde. Aber Jakob liebte sein Auto.

    „Hallo, sind Sie noch dran?", fragte der Mann von der Notfallstelle.

    „Ja, ich bin noch dran." Jakob zögerte. Leise öffnete er die Verriegelung der Tür und sah hinaus, aber er konnte vom Badezimmer aus nicht bis zur Küchentheke sehen.

    „Hallo? Ich habe einen Notarzt zu Ihnen geschickt."

    Jakob schloss die Tür leise wieder und verriegelte sie.

    „Ja, nein, das ist nicht notwendig."

    „Sind Sie sicher?"

    „Ja, wissen Sie, ich bin doch ein wenig betrunken, und meine Frau ist auch gerade nach Hause gekommen", log Jakob und legte auf. Leise schlich er zur Tür und lauschte. Bis auf das Radio, das in der Küche stand, war es still in der Wohnung. Jakob ließ kaltes Wasser in die Badewanne laufen und legte sich hinein. Auf seinem Handy suchte er eine Playlist mit dem Namen Gute Laune Musik heraus, eine Liste, die er sich gern schon morgens beim Kaffeetrinken anhörte, speziell an Sommertagen und Sonntagen, weil sie zu einem Tag passte, der schon morgens um zehn Uhr hochsommerlich heiß war. Er steckte sich die Ohrstöpsel ein und kühlte sich im Wasser ab, wobei er eine Quietscheente mit in die Badewanne nahm. Als die Jackson Five sangen, nahm er von draußen die Stimme des Fisches wahr. Er ignorierte es einige Minuten, versuchte, die Stimme als Einbildung abzutun, aber es funktionierte nicht. Er hörte eindeutig seinen Vater, der ihn zu sich zitierte.

    „Telefon, rief der Fisch, als es klingelte. Vielleicht geht es dir besser, wenn du mal was Starkes trinkst, anstatt dieses Weißweins. Was Ordentliches! Ich sehe da einen hervorragenden Whisky in deinem Regal stehen."

    Die Idee war gar nicht schlecht, dachte Jakob in der Badewanne. Der Whisky war ein Geschenk eines Freundes, ein edler Tropfen, sauteuer. Aber leider stand im Kühlschrank keine Cola, um den Whisky damit zu mischen.

    „Und komm ja nicht auf die Idee, den guten Whisky mit diesem süßen Weicheierzeug zu mischen, rief der Fisch. „Und jetzt komm endlich raus!

    Jakob stieg aus dem Wasser, öffnete die Tür und lief tropfend bis zur Ecke im Flur, von der aus er in die Küche lugte. Der Fisch lag auf der Küchentheke. Langsam schlich Jakob den Gang entlang auf ihn zu und versuchte sich einzureden, alles sei normal. Aber der Fisch stemmte sich auf die linke Flosse, legte den Schwanz hoch und seine rechte Flosse ungefähr dorthin, wo bei einem Menschen der Hintern wäre.

    „Du ... du siehst aus wie eine Badende, wenn du so da liegst."

    „Wie eine was?"

    „Eine Badende, sagte Jakob zaghaft. „Malerei, verstehst du?

    „Wie eine Tunte meinst du? Kann ich nix für, die Flosse ist zu kurz, ich komm nirgendwo damit hin."

    Jakob nahm einen Stuhl vom Esstisch und setzte sich, nass und mit hochgezogenen Schultern, in die Ecke der Küche. Misstrauisch beäugte er den Fisch, schloss die Augen, öffnete sie wieder und drückte sie abermals fest zu. Belustigt legte der Fisch sein Kinn in Falten.

    „Jakob, ich bin dein Vater."

    „Du bist tot", antwortete Jakob spontan.

    „Ja, soweit richtig, allerdings hat sich da etwas geändert. Ich wurde reinkarniert. Der Fisch strich sich über seine Schuppen. „Mir ist heiß, mach mich mal nass. „Wie bitte? „Mir ist heiß, du sollst mich nass machen. „Nein, das andere. „Was das andere? Reinkarniert? Meinst du das? Das heißt wiedergeboren.

    „Ich weiß, was das bedeutet", sagte Jakob, nahm die Sprühflasche für die Bonsais von der Fensterbank und sprühte eine Wasserwolke Richtung Fisch, die sich augenblicklich in der heißen Sommerluft auflöste, bevor sie überhaupt in die Nähe des Fisches kam.

    „Ist nicht dein Ernst, oder?", fragte der Fisch.

    Jakob stand auf und schob seinen Arm mit der Sprühflasche so weit wie möglich in Richtung Fisch, ließ dabei den linken Fuß aber als Anker am Stuhlbein verhakt.

    „Also, wir haben folgendes Problem, sagte der Fisch und rieb sich die feinen Wassertropfen mit der Flosse über die Schuppen, so gut es eben ging. Ich gehöre hier nicht hin."

    „Ach was." Jakob saß wieder auf dem Stuhl und sprühte sich ebenfalls ein.

    „Ich glaube, es ist besser, du bringst mich zum Meer zurück. Jetzt."

    „War das eine Bitte?"

    „Nein, warum?" Der Fisch sah auf.

    „Hab ich mir schon gedacht. Jakob stand auf. „Du hast dich nicht verändert, fügte er nach einer Weile hinzu.

    „Findest du?, fragte der Fisch ironisch. „Jetzt mach kein Theater und bring mich zum Meer zurück. Die dämlichen Fische haben mich aufgefressen, und deswegen sehe ich nun so aus. Er deutete auf seinen Körper. „Man wird nicht reinkarniert, indem man aufgegessen wird, Papa."

    „Warum sonst sollte ich ein Fisch sein?"

    „So ungebildet bist du nicht. Du wurdest herabgestuft wegen ganz miesem Karma."

    „So ein Blödsinn. Karma. Weswegen sollte ich mieses Karma haben? Nordsee übrigens."

    Jakob sagte nichts, sondern sah seinen Vater einfach nur an. Dann nahm er die Sprühflasche zur Hand, besprühte den Fisch abermals mit einer Wasserwolke und begab sich in sein Schlafzimmer, um zu packen. Der Fisch blieb in der Küche zurück und verteilte das Wasser auf seinen Schuppen.

    Alfred

    Alfred saß in einem Sessel jener Wohnung, die schon seit so vielen Jahren sein Heim war. Hier, umgeben von vertrauten Gegenständen, dem Mobiliar und den vielen Fotos fühlte er sich zuhause. Er sah auf die Teile seines Lebens, von denen nun ein großer Teil nicht mehr an seinem angestammten Platz stand, sondern in Koffern und Umzugskisten verstaut war. Judy lag in ihrem Körbchen und döste vor sich hin. Noch immer gab es vieles, das nicht verpackt war, und er wusste nicht, wie er es anstellen sollte, sein ganzes Leben einzupacken, um es an einen anderen Ort zu bringen. Mit seiner Schrift, die die eines alten Mannes war, hatte er in den letzten Tagen versucht, die Umzugskartons sinnvoll zu packen und zu beschriften, aber es verwirrte ihn, dass sich scheinbar nicht zusammenhängende Dinge in ein und demselben Karton befanden. Auf einem las er die Worte Socken, Ordner, zwei Kochtöpfe, Gießkanne. Das passte nicht, und so stand er auf, öffnete den Karton, packte die Töpfe aus und versuchte, in einem anderen einen Platz für sie zu finden. Der Karton mit dem Brockhaus war zu schwer. Alfred überlegte, ob er vier Ausgaben herausnehmen sollte, um Platz für die Töpfe zu bekommen. Aber wohin könnte er den Brockhaus packen? Zu den Socken? Alfred setzte sich zurück in seinen Sessel. Nichts an dieser Situation fühlte sich richtig an. Seit achtundvierzig Jahren lebte er in dieser Wohnung, er kam noch zurecht, kaufte Kleinigkeiten selbst ein und löste jeden Tag zwei Kreuzworträtsel. Er schrieb seinen Freunden regelmäßig Briefe und kümmerte sich um die Bonsais. Die Nachbarstochter besserte ihr Taschengeld auf, indem sie manchmal für ihn Besorgungen machte, und einmal am Tag kam jemand vorbei, um nach ihm zu sehen. Er stand jeden Morgen um sieben Uhr auf, zog sich an und band sich eine Krawatte um.

    Jeden Tag.

    In regelmäßigen Abständen telefonierte er mit seiner Tochter, was er immer akribisch in einem Kalender notierte. Diese Gespräche waren sich alle sehr ähnlich, und das stimmte Alfred traurig. Immer sprachen sie darüber, wie selten sie sich doch sahen, wie wenig er von den Enkelkindern und auch von seiner Tochter selbst mitbekam. Immer wieder antwortete sie, es läge an der weiten Entfernung, sie könne es sich nicht leisten, ein Wochenende auf der Autobahn zu verbringen, nur um ein paar Stunden bei ihm zu sein. „Dann kommt doch für länger", schlug er oft vor, aber von seiner Tochter kamen nur Ausreden, dieselben, die er schon seit Jahren hörte. Alfred gefielen die Telefonate mit seiner Tochter seit langem nicht mehr, denn jedes Mal fühlte er sich danach besonders einsam. Und nun hatte sie entschieden, dass er seine geliebte Wohnung verlassen solle. Dieser Gedanke schmerzte ihn sehr, und so stand er auf, um mit Judy eine kleine Runde durch den Park zu drehen, vorbei am Ententeich, an dem eine Bank stand, auf der er und Judy sich gern ausruhten. Beim Aufstehen fiel sein Blick auf die Kommode mit den Bilderrahmen. In der letzten Zeit war es vorgekommen, dass ihn ein leichter Schwindel überkam. So war es auch jetzt im Moment des Aufstehens, denn Alfred war es, als bewege sich der Bilderrahmen mit dem Bild seiner Frau ein

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