Die Indianerkriege westlich der Rocky Mountains
Von Michael Franzen
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Über dieses E-Book
Michael Franzen
Michael Franzen, geb. 12. April 1965 in Böken S/H. Gelernter Einzelhandelskaufmann und Werkzeugmechaniker. Seit der Jugend Beschäftigung mit der amerikanischen Pioniergeschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter: Wild Bill Hickok - Spieler und Revolverheld, Die Apachen - Ein Guerillakrieg in der Wildnis, Buffalo Bill - Westernheld und Showmaster, Wyatt Earp - US-Deputy-Marshal, Alias Billy the Kid, Die Comanchen, Die Teton-Sioux u. a. m.
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Buchvorschau
Die Indianerkriege westlich der Rocky Mountains - Michael Franzen
Vorwort
Wie auch die anderen nordamerikanischen Indianergruppen, so zogen auch die westlich der Rocky Mountains beheimateten Ureinwohner einst von Asien aus über den Pazifik und die Bering-Landbrücke nach dem Osten, um anschließend den ganzen amerikanischen Kontinent in ihren Besitz zu nehmen. Weitere von ihnen befuhren das Meer und zogen von Afrika aus nach Südamerika, um sich dort niederzulassen. Die westlichen Indianergruppen siedelten in den feuchtwarmen Gebieten und Küstenregionen Kaliforniens, in den trockenen Wüstengebieten Nevadas und Utahs oder in den fruchtbaren Tälern, Bergen und Küstenregionen von Oregon, Idaho und Washington bis hinauf ins heutige Alaska.
Anders als die Ureinwohner, die im mittleren Westen und im Osten der heutigen Vereinigten Staaten lebten, kamen die Indianerstämme westlich der Rocky Mountains erst spät mit den weißen Amerikanern in Kontakt. Bereits zuvor, als spanische Missionare die Indianer in Kalifornien unterdrückten und versklavten, hatten diese einen ersten Vorgeschmack darauf bekommen, welches Schicksal sie in weiterer Zukunft noch zu erwarten hatten. Als 1849 der kalifornische Goldrausch ausbrach und Tausende von Auswanderern und Glücksrittern den Oregon und California Trail gen Westen befuhren, wurde damit auch das Ende für jene Indianerstämme eingeleitet, die westlich der Rocky Mountains lebten. Innerhalb von 28 Jahren waren die dort beheimateten Indianerstämme entweder ausgelöscht, von ihrem Land vertrieben oder versklavt worden, während sich die weißen Siedler widerrechtlich und mit Gewalt, deren Land unter dem Nagel gerissen hatten.
Dieses Buch beschäftigt sich nachfolgend mit jenen Stämmen, die im Gegensatz zu den Apachen, Comanchen, Sioux, Cheyenne, Arapahoe und Kiowa, um hier nur die bekanntesten zu nennen, und die östlich der Rocky Mountains lebten, oder jenen, die als Waldland-Indianer in die Geschichte eingingen, wie z. B. die Irokesen oder Cherokee, eine eher stiefmütterliche und weniger beachtete Rolle innerhalb der Indianerstämme Nordamerikas einnahmen, die sich aber, genau wie ihre östlichen Vettern, ebenfalls gegen den Landraub der weißen Eroberer zur Wehr zu setzen begannen. Begleiten Sie mich daher und machen wir gemeinsam eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. In eine Zeit, als der Weiße Mann daranging, auch den äußersten Westen der Vereinigten Staaten zu erobern, wobei sie auf die Rechte der dort beheimateten Ureinwohner keinerlei Rücksicht nahmen.
Neumünster, im September 2019
- der Autor -
Völkermord in Kalifornien
Nachdem der Amerikanisch-Mexikanische Krieg im Jahre 1848 geendet hatte, erhielten die USA große territoriale Zugewinne, darunter die späteren US-Bundesstaaten Arizona, New Mexiko, Utah, Nevada, einen Teil von Colorado und Wyoming sowie Kalifornien.
Am 24. Januar 1848 entdeckte James Wilson Marshall (1810 - 1885), der im Krieg gegen Mexiko unter John Charles Frémont (1813 - 1890) gedient hatte, im Mühlbach bei Sutter's Mill einen Goldnugget und löste damit den großen Goldrausch von Kalifornien aus, gleichwohl John August Sutter (1803 - 1880) die Anweisung herausgab, den Fund vorerst geheim zu halten - ohne großen Erfolg allerdings. Bereits im März 1848 berichtete die Presse in San Francisco von den großen Goldfunden, hingegen die Menschen im Osten der Republik erst fünf Monate später, am 19. August 1848 durch einen Bericht im „New York Herald" davon erfuhren. Im Dezember 1848 hielt US-Präsident James Knox Polk (1795 - 1849) eine Rede vor dem US-Kongress und bestätigte damit offiziell die Berichte über die großen Goldfunde in Kalifornien. In den nächsten Jahren zogen Tausende von Glücksrittern auf der Suche nach Reichtum in den Westen, doch nur wenige wurden auch tatsächlich reich, die meisten anderen scheiterten am Ende.
Die Einwohnerzahl in den Städten Kaliforniens stieg sprunghaft an. So wuchs z. B. die Bevölkerung von San Francisco von Januar 1848 bis Dezember 1849 von rund 1.000 auf 25.000 Einwohner an, was beträchtliche Probleme mit sich brachte. Von 1849 bis 1851 brannte die Stadt sechsmal nieder, denn eine Feuerwehr existierte zu jener Zeit noch nicht.
Die hygienischen Zustände waren ebenfalls katastrophal. Flöhe und anderes Ungeziefer breiteten sich aus und im Winter 1851 brach zudem eine große Choleraepidemie aus, der auch viele Indianer in Kalifornien und in den Durchzugsgebieten der Planwagenkolonnen der weißen Goldsucher und Aussiedler zum Opfer fielen. 1850 lebten ca. 92.000 Amerikaner in Kalifornien und bedingt durch seinen Reichtum und seiner stark ansteigenden Bevölkerungszahl wurde das Gebiet am 09. September 1850 schließlich als 31. Staat in die Union aufgenommen.
Zu Beginn des Goldrausches lebten um die 150.000 Indianer in Kalifornien, die in rund fünf Dutzend Stämme unterteilt gewesen waren. Darunter die: Tolowa, Yurok, Chilula, Ohlone (Costanoans), Wyot, Whilkut, Chimariko, Mattole, Nongati, Lassik, Wailaki, Sinkiyone, Kato, Coast Yuki, Huchnom, Lake Miwok, Wappo, Patwin, Nissenan, Washo, Yuki, Nomlakl, Konkow, Maidu, Yana (Yahi), Northern Pajute, Atsugewi, Wintu, Hupa, Karok, Shasta, Modoc, Achomawi, die im Norden Kaliforniens beheimatet waren. Dazu kamen die: Northern Valley Yokuts, Foothill Yokuts, Monache, Esselen, Salina, Southern Valley Yokuts, Tablulabal, Western Shoshonie, Owens Valley Pajute-Shoshonie, Mono Lake Northern Pajute, Sierra Miwok, die in Zentralkalifornien beheimatet waren, als auch die südlichen Stämme der Chumash, Tataviam, Kitanemuk, Kawalisu, Southern Pajute, Serrano, Gabrieleño, Luiseño, Ipai, Tipai (Diegueño), Cahuilla, Quechan und Mojawe, die allesamt verschiedene indianische Dialekte sprachen, darunter Penuti, Penuti-Yokat, Hoka-Shasta, Hoka-Yuma, Hupa, Hoka, Athapaskisch, Hoka-Karok, Algonkin, sowie das Uto-Atztekisch.
Zu Beginn des Holozäns, vor etwa 12.000 Jahren, zogen die ersten Ureinwohner Kaliforniens an die üppigen und fruchtbaren Küstenzonen und Flussmündungen, wo es ein reichhaltiges Nahrungsangebot gab. Es handelte sich dabei um die Vorläufer von Stämmen, die der Chumash- und Yuki-Sprachfamilie zugeordnet wurden. In einer zweiten Einwanderungswelle, die vor ca. 8.000 Jahren begann, kamen dann die Urahnen der Hoka-Sprachfamilie hinzu. Neue Stämme der Penuti- und Takic-Sprachfamilie wanderten vor etwa 4.000 Jahren von Osten her in Kalifornien ein und besiedelten dabei die weniger fruchtbaren Gebiete im Central Valley und der Sierra Nevada. Ihnen folgten die Stämme der Numic-Familie und die der Athapasken und Algonkin, die vor etwa 1.500 bis 750 Jahren von Osten her nach Nordwestkalifornien kamen und dabei die Bewohner der Küstenregionen nach und nach verdrängten. Dieses geschah, anders wie bei den Weißen üblich, zumeist ohne Gewalt, da die Neuankömmlinge