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Die Teton-Sioux: Ein Volk kämpft!
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Die Teton-Sioux: Ein Volk kämpft!
eBook238 Seiten3 Stunden

Die Teton-Sioux: Ein Volk kämpft!

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Über dieses E-Book

Als stärkste Reiternation auf den zentralen Plains Nordamerikas, beherrschten die Teton-Sioux ein Gebiet was sich vom Missouri River bis zu den Bighorn Mountains erstrecke. Im 19. Jahrhundert setzten sie sich gegen den zunehmenden Landraub der weißen Amerikaner zur Wehr und fochten ihren letzten Freiheitskampf. Überarbeitete Auflage. Auch als Taschenbuch, 266 Seiten, 23 s/w-Abbildungen, ISBN 978-3-7450-5356-2 für 10,99 erhältlich.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Mai 2019
ISBN9783748595229
Die Teton-Sioux: Ein Volk kämpft!
Autor

Michael Franzen

Michael Franzen, geb. 12. April 1965 in Böken S/H. Gelernter Einzelhandelskaufmann und Werkzeugmechaniker. Seit der Jugend Beschäftigung mit der amerikanischen Pioniergeschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter: Wild Bill Hickok - Spieler und Revolverheld, Die Apachen - Ein Guerillakrieg in der Wildnis, Buffalo Bill - Westernheld und Showmaster, Wyatt Earp - US-Deputy-Marshal, Alias Billy the Kid, Die Comanchen, Die Teton-Sioux u. a. m.

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    Buchvorschau

    Die Teton-Sioux - Michael Franzen

    Vorwort

    Am 25. Juni 1876 kam es am Little Bighorn River im schroffen Hügelland Südostmontanas zu einer folgenschweren Auseinandersetzung zwischen der 7. U.S.-Kavallerie und den Stämmen der Teton-Sioux, Cheyenne und Arapahoe, an deren Ende 14 Offiziere, 247 Kavalleristen, ein Assistenzarzt, fünf Zivilisten und drei Indianer-Kundschafter getötet sowie 53 weitere Soldaten verwundet wurden. Das prominenteste Opfer dieses Gefechtes war der Lieutenant Colonel Brevet Major General George Armstrong Custer, der mit seinem Tod zugleich zu einer unsterblichen Berühmtheit emporstilisiert wurde.

    War dieses Gefecht am Bighorn eher eine Fußnote in der Geschichte der großen weltpolitischen Schlachten, so bedeutete sie für die daran beteiligten Indianer einen letzten großen Sieg, aber auch einen Wendepunkt in ihrem Leben als freie Prärieindianer, denn gerade mal ein Jahr und zahlreiche Gefechte später war Custers Tod von der Armee gerächt worden, während die einstmals stolzen Krieger der Plains in den Reservaten des Weißen Mannes einem ungewissen Schicksal entgegensahen, wobei sie sich bemühten, sich ihre indianische Identität zu bewahren, um als Volk überleben zu können - ein Zustand, der bis in die heutige Zeit hinein anhält.

    Dieses Buch will sich nachfolgend mit der Geschichte der Teton-Sioux beschäftigen, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur stärksten Reiternation auf den zentralen Plains Nordamerikas etablierten, wobei der letzte Freiheitskampf dieses Volkes chronologisch nachgezeichnet werden soll.

    Ich möchte Sie, die Leser und Leserinnen dieser Zeilen mit auf eine Reise in die Vergangenheit nehmen, die dort beginnt, wo die ersten Weißen sich anschickten, den Westen der Vereinigten Staaten zu erforschen.

    Neumünster, im Februar 2020

    der Autor

    Lewis und Clark

    Unter dem Druck von Napoleon Bonaparte (1769 - 1821) musste Spanien im Geheimvertrag von San Ildefonso das im Jahre 1763 zugesprochene Französisch-Louisiana in Nordamerika an Frankreich zurückgeben. Im Gegenzug erhielt der Schwiegersohn des spanischen Königs Karl IV. und damalige Herzog von Parma das Königreich Etrusien zugesprochen, was in etwa der heutigen Toscana entsprach. Das Louisiana-Gebiet selber verblieb zunächst unter spanischer Verwaltung.

    Nach Abschluss des Vertrages, am 01. Oktober 1800, dessen Inhalt den Amerikanern erst Anfang 1802 bekannt wurde, mehrten sich die Gerüchte, dass der freie Warenverkehr auf dem Mississippi behindert werden könnte, eine Einschätzung, die am 18. Oktober 1802 zur bitteren Realität wurde, nachdem der spanische Statthalter von New Orleans eigenmächtig eine langjährige Vereinbarung aufkündigte, wonach amerikanische Schiffe ihre Ladung fortan nicht mehr in New Orleans löschen durften. Schnell wurde diese unerfreuliche Nachricht von Mund zu Mund, von Siedlung zu Siedlung und von Stadt zu Stadt weiter den Mississippi und seiner Nebenflüsse hinaufgetragen, bis sie schließlich in der Hauptstadt Washington ankam und dort Gehör bei Präsident Thomas Jefferson (1763 - 1826) fand, der als dritter U.S.-Präsident ins Weiße Haus gewählt worden war, um die noch junge Nation in eine hoffnungsvolle Zukunft zu führen. Amerikas wirtschaftliche Interessen und damit verbunden die finanzielle Existenz von rund einer halben Million Siedler und Händler im Einzugsgebiet des Mississippi waren bedroht und bei manchen Kongressabgeordneten wurde die Forderung laut, die reguläre Armee von 3.000 auf 50.000 Mann zu erhöhen, um New Orleans mit Waffengewalt einzunehmen. Notfalls müssten sich die Vereinigten Staaten:

    (...) mit der englischen Flotte vermählen, um von New Orleans Besitz zu ergreifen,

    war ihre politische Forderung.

    Jefferson, der die politische Ansicht vertrat, dass es anderen Nationen nicht gestattet werden durfte, ihre Herrschaftsbereiche auf Nordamerika hin auszuweiten, war jedoch an einer friedlichen Lösung interessiert und so beauftragte er seinen Gesandten in Paris Robert R. (Robert) Livingstone (1746 - 1813), mit der französischen Regierung in Verhandlung zu treten, um New Orleans eventuell käuflich zu erwerben oder auf Garantien zu bestehen, damit der Mississippi für den Schiffsverkehr offen blieb. Livingstones Verhandlungspartner waren Napoleons Finanzminister Francois Barbé-Marbois (1745 - 1837) sowie der französische Außenminister Charles Maurice Talleyrand (1754 - 1838).

    Die Verhandlungen liefen zunächst nur schleppend voran. Napoleon forderte anfangs einen Kaufpreis von 100 Millionen Franc, doch zugleich stellte Talleyrand dem schwerhörigen Livingstone am 11. April 1803 auch die Frage, was die Amerikaner gegebenenfalls für das gesamte Louisiana-Gebiet zu zahlen bereit wären? Ein einmalige Offerte und Eile war geboten, während Jefferson zwischenzeitlich auch seinen Außenminister James Monroe (1758 - 1831) nach Paris entsandte, um den Verhandlungen so mehr Gewicht beizumessen. Die Forderung der Franzosen belief sich am Ende auf 80 Millionen Franc oder umgerechnet 15 Millionen Dollar und noch bevor Monroe in Paris eintraf, hatte Livingstone die Vorverhandlungen bereits am 27. April abgeschlossen. Am Samstag, dem 30. April 1803, unterzeichneten die beiden Amerikaner und Barbé-Marbois den Vertrag, der als „Louisiana-Purchase" in die Geschichte einging, auch wenn Livingstone und Monroe ein hohes persönliches Risiko eingegangen waren, da sie Jeffersons Vorgabe von zwei Millionen Dollar bei weitem überschritten hatten. Der Vertrag selber verdoppelte das Staatsgebiet der USA um satte 2,14 Millionen km², wenngleich die genauen Grenzen zu den Einflussgebieten Spaniens und Englands noch nicht ausgelotet waren. Sie reichten im Süden bis hin zum Golf. Im Osten markierte der Mississippi die Grenze; im Norden die heutigen Staaten Montana, Minnesota und North Dakota und im Westen die heutigen U.S.-Bundesstaaten New Mexiko, Colorado, Wyoming und Idaho, wobei die westliche Grenze nicht eindeutig markiert war und erst in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten endgültig festgelegt wurde.

    Nachdem der Vertrag am 17. Oktober 1803 vom Senat ratifiziert wurde, ging man als Nächstes daran, das neue Gebiet aufzuteilen, wobei das heutige Louisiana als Orleans-Territorium und der restliche Teil als District of Louisiana deklariert wurde. Ferner fasste man den Beschluss, das neue Gebiet zu erforschen und auch in dieser Hinsicht war Jefferson seinen Mitmenschen einen Schritt voraus, denn bereits Anfang 1803 hatte er den Kongress um die Finanzierung einer Expedition in den Westen gebeten, wobei er es für ratsam und erforderlich hielt, einen schiffbaren Wasserweg zum Pazifik zu finden, die Region zu kartografieren und die dort lebenden Indianerstämme zu studieren. Dieses Unternehmen, so schloss er weiter:

    (...) könnten intelligente Offiziere mit zehn oder zwölf ausgesuchten Männern meistern, um das Land bis zum Westlichen Ozean hin zu erkunden."

    Die Kosten für solch eine transkontinentale Expedition veranschlagte er dabei auf gerade mal geringen 2.500 US-Dollar, wobei sich die tatsächlichen Kosten am Ende auf astronomisch hohe 38.722,25 Dollar beliefen, ohne dass man im Vorwege abzuschätzen vermochte, was sie am Ende für einen Nutzen bringen würde. Am 04. Juli 1803 ernannte Jefferson seinen Freund Meriwether Lewis zum Leiter seines „Corps of Discovery."

    Meriwether Lewis wurde am 18. August 1774 in der Ortschaft Ivy in Abermale County, Virginia als zweites Kind seiner Eltern William Lewis und Lucy Meriwether Lewis geboren. Im Alter von zehn Jahren zog die Familie nach Georgia, doch als Meriwether 13 Jahre alt wurde, wurde er zurück nach Virginia geschickt, wo er von Privatlehrern unterrichtet wurde. Danach ging er zum Militär, wo er im August 1794 u. a. an der Unterdrückung der sogenannten „Whiskey-Rebellion beteiligt war, bei der die Siedler im Monongahela-Tal im Westen Pennsylvanias gegen die Alkoholsteuer der Bundesregierung „zu Felde zogen. Dabei führte mit George Washington zum einzigen Male ein U.S.-Präsident persönlich Truppen im Feld an. Am Ende jedoch wurde der Konflikt unblutig beigelegt und Lewis wurde im Jahre 1801 von Präsident Jefferson zu seinem Privatsekretär ernannt. Während dieser Zeit war er eng an der Planung der Forschungsexpedition beteiligt. So schickte Jefferson ihn nach Philadelphia, wo er in medizinischen Dingen, dem Zeichnen von Landkarten, dem Umgang mit nautischen Geräten sowie weiterer Fertigkeiten geschult wurde. In Pittsburg gab Lewis den Bau eines Kielbootes und zwei Pirogen in Auftrag und erwählte William Clark zum gleichberechtigten Partner seiner Expedition.

    William Clark wurde als neuntes von zehn Kindern seiner Eltern John Clark III. und Ann Rogers Clark am 01. August 1770 in Ladysmith, Caroline County, Virginia geboren und ging, wie schon sein Bruder George vor ihm, zur Armee, wo er 1792 zum Leutnant ernannt wurde. Unter U.S.-General Anthony Wayne (1745 - 1796) nahm er u. a. an der Schlacht von Fallen Timbers teil, wobei auch Meriwether Lewis eine Zeit lang unter seinem Kommando diente. 1796 verließ Clark die Armee und verbrachte als Privatmann die nachfolgende Zeit mit Reisen sowie auf seinem Anwesen in Louisville, Kentucky. Dem Angebot von Lewis, ihn auf seiner Expedition zu begleiten, stimmte er sofort zu.

    Bald darauf begannen die Offiziere, geeignete Kandidaten für die Expedition auszuwählen. Gesucht wurden unverheiratete, gesunde und ausdauernde Männer, die darüber hinaus auch gute Jäger waren. Neben den Zivilisten wurden auch Soldaten als Hilfskräfte angeheuert. Die spätere Begleitmannschaft der beiden Leutnants bestand schließlich aus 26 erfahrenen Grenzern als auch Clarks schwarzer Diener Benjamin York, der so in den Genuss einer für ihn abenteuerreichen Reise hin zum Pazifik kam. Zu diesen Männern gesellten sich ferner noch 17 Soldaten hinzu, die die Aufgabe hatten, die Disziplin an Bord der Boote aufrechtzuerhalten und eventuelle Gefahrensituationen, auf die man unterwegs traf, abzuwehren. Als schließlich alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, begann die lange Reise nach dem Westen. Mit einem 18 m langen Kielboot von geringem Tiefgang sowie zwei Pirogen, beladen mit Vorräten, Geschenken und Handelswaren für die Indianer, auf die man unterwegs treffen würde, sowie bewaffnet mit dem neuesten Gewehr „Modell 1803" verließ die Expedition am 14. Mai 1804 ihren Liegeplatz Camp Dubois (Camp Wood), nördlich von St. Louis, und segelte den Missouri River hinauf.

    Laut den Tagebuchaufzeichnungen war die Reise von Beginn an nicht einfach für die Teilnehmer. Der Sommer war extrem feucht und heiß in jenem Jahr, sodass Myriaden von Stechmücken den Fluss bevölkerten, die die Männer quälten und piesackten. Dunkle Gewitterwolken zogen auf und wahre Wolkenbrüche gingen auf die Männer hernieder, die trotz allem frohen Mutes waren. So oft es möglich war, ging Lewis, an Land, wo er die Pflanzen und Tiere studierte, während Clark die Mannschaft in den Booten kommandierte und Landkarten von dem Gebiet anfertigte. Am 25. Mai passierte die kleine Flottille die französische Siedlung La Charette, die zu jener Zeit letzte Niederlassung von Weißen am Missouri.

    Am 21. Juli erreichte die Expedition den Zusammenfluss des Platte in den Missouri River und am 03. August kam es nahe der heutigen Stadt Council Bluffs in Iowa zu einer Konferenz mit den Stämmen der Missoura, Omaha und Oto, die von gegenseitiger Freundschaft geprägt war. Lewis und Clark erfuhren dabei auch, dass sie demnächst durch das Gebiet der Teton-Sioux fahren würden, eine Indianergruppe, die den Missouri River nach dem Westen hin überschritten hatte und die als kriegerisch und gefährlich galt. Die Omaha als auch andere am Missouri beheimatete Stämme waren dabei von den Teton von ihrem Land vertrieben worden und hegten von nun an eine erbitterte Feindschaft zu ihnen. Die beiden Leutnants nahmen diese wichtige Information dankbar zur Kenntnis und am Ende der Beratungen übergaben sie den versammelten Häuptlingen noch einige bronzene Medaillen, auf deren Vorderseite das Konterfei des Präsidenten und auf deren Rückseite die amerikanische Fahne zusammen mit einem Adler abgebildet waren. Danach schied man in Freundschaft und die Expedition begann weiter den Fluss hinaufzufahren.

    Am 20. August beklagten die Männer ihren ersten Toten. Nicht etwa durch den Pfeil eines feindlich gesinnten Teton kam Sergeant Charles Floyd ums Leben, sondern der Grund seines irdischen Dahinscheidens war eine schlichte Blinddarmentzündung, die für ihn in der Wildnis am Ende tödlich endete. Er wurde von den Männern der Expedition an Land gebracht und dort mit militärischen Ehren in fremder Erde beigesetzt. Um es gleich vorwegzunehmen, Sergeant Floyd blieb der einzige Tote der Expedition, was in Hinblick auf die Dauer und der Beschwerlichkeit der Reise zum Pazifik und wieder zurück in den Osten schon fast wie ein kleines Wunder anmutete.

    Am 04. September erreichten Lewis und Clark die Mündung des Rapid Water River im heutigen Nebraska, in dessen Nähe das Volk der Ponca-Indianer beheimatet war. Ende September erreichte man das schon besagte Gebiet der Teton-Sioux und von diesem Zeitpunkt an herrschte eine erhöhte Wachsamkeit an Bord der Boote. Am 24. September gingen Lewis und Clark am Zusammenfluss des Teton- und Missouri Rivers vor Anker, um die Ankunft der Indianer entgegenzusehen, die die Flottille der Amerikaner bereits seit geraumer Zeit beobachtet hatten. Lange brauchten sich die Weißen nicht in Geduld zu üben, denn bereits am nächsten Tag erschienen an die 50 Sioux, angeführt von mehreren Häuptlingen und indianischen Würdenträgern am Liegeplatz. William Clark begrüßte die Häuptlinge, übergab ihnen einige der mitgeführten Geschenke und lud sie anschließend dazu ein, an Bord des Kielbootes zu kommen, um dort beiderseitige Verhandlungen bezüglich der Durchfahrtsrechte durch das Gebiet der Sioux zu führen. Allerdings verliefen diese Gespräche dann alles andere als erwünscht. Die Häuptlinge, allen voran Schwarzer Büffelstier (Tatanka Sapa) verhielten sich derart unkooperativ, dass Clark nach drei Stunden erst einmal genug von ihnen hatte und sie wieder zurück an Land bringen ließ. Dort angekommen, wollten die ihrerseits wütenden Sioux Clark nicht wieder zurück an Bord lassen, darüber hinaus forderte Black Buffalo auch noch eine der Pirogen samt Ladung als angemessenen Wegzoll, ein mehr als üppiger Preis, den Clark natürlich ablehnte. Schließlich drohte die brenzlige Situation zu eskalieren, wobei sich die Soldaten und die Sioux mit dem Säbel bzw. Pfeil und Bogen gegenüberstanden. Clark selber war die Ruhe selbst und ließ sich überhaupt nicht einschüchtern. Mit einem gezogenen Säbel in der Hand machte er den Sioux gegenüber glaubhaft, dass er:

    (…) an Bord mehr Medizin habe, als er benötige, um 20 Nationen, wie die der Sioux, an einem Tage von der Erde zu vertilgen",

    womit er auf die schwenkbare Kanone am Bug des Kielbootes anspielte. Tatsächlich schien das Eindruck auf die Häuptlinge gemacht zu haben. Sie gaben ihre feindliche Haltung gegenüber den Weißen zunächst auf, woraufhin Clark wieder zurück an Bord ging. Die Segel wurden gesetzt und man fuhr weiter ein Stück den Missouri hinauf, um einen günstigeren Ankerplatz zu finden. Black Buffalo beharrte jedoch darauf, die Nacht an Bord des Kielbootes verbringen zu dürfen, sozusagen als kleines „Schmerzensgeld." Clark zögerte aus nachvollziehbaren Gründen heraus, doch Lewis, der etwas pragmatischer dachte, war der Meinung, den Häuptling über Nacht an Bord zu behalten, wäre vielleicht eine versöhnliche Geste. Clark blieb zwar weiterhin skeptisch und misstraute seinem indianischen Gast, doch am Ende ließ er sich von Lewis überzeugen und gab dem Ganzen seinen Segen. Und während Black Buffalo am Abend über diese merkwürdigen weißen Männer nachdachte und Lewis seine Tagebuchaufzeichnungen vervollständigte, bevor er sich auf sein Nachtlager bettete, hatte der nervöse Clark eine relativ unruhige Nacht vor sich.

    Am nächsten Morgen immerhin schien Black Buffalo sehr viel umgänglicher zu sein, während Lewis und Clark ein weiteres Stück den Fluss hinaufsegelten, und zwar bis zu einer Stelle, wo sich inzwischen eine große Anzahl Tetons versammelt hatte, um die Ankunft ihres Häuptlings und der fremdartigen weißen Männer abzuwarten. Nachdem die Flotte vor Anker gegangen war, wurden Lewis und Clark in das Tipi-Dorf der Indianer gebracht, wo man mehrere Hunde schlachtete, die gekocht als Festmahl zu Ehren der Weißen dargereicht wurden. Am Abend wurden sie mit indianischer Musik und Tanz unterhalten, bevor man wieder zurück an Bord ging, im Schlepptau zwei weitere Häuptlinge, die ebenfalls die Nacht über dort verbrachten. Ein erster Schritt, freundschaftliche Kontakte mit den Indianern zu knüpfen, war damit getan, auch wenn das bei dem kriegerischen Erscheinungsbild der Tetons eine höchst unsichere Sache zu sein schien.

    Am darauffolgenden Tag, dem 27. September, begab sich zunächst Lewis wieder in das Zeltdorf, um sich dort Notizen über das Lagerleben der Teton zu machen. Am Abend wurde seitens der Indianer ein großes Fest veranstaltet, bei dem diese ihren Sieg bei einem vorangegangenen Kriegszug gegen die Omaha feierten, bei dem an die 75 gegnerischen Krieger getötet und weitere 25 Frauen und Kinder gefangen genommen worden waren. Als Mitternacht vorbei war, gingen die Weißen wieder zurück zum Fluss, um am nächsten Morgen Vorbereitungen für die Abreise zu treffen. Am 28. September drängten die beiden Offiziere zum Aufbruch und als man die Abschiedsworte am Flussufer wechselte, fiel Black Buffalo gerade noch rechtzeitig ein, dass die Sache mit dem Wegzoll ja noch nicht so richtig geklärt war. Während einige der Tetons dass Haltetau des Flussbootes festhielten, verhandelten beide Seiten verbissen miteinander und zwar so lange, bis die beiden Leutnants sich bereit dazu erklärten, den Häuptlingen zu den bereits geschenkten Waren auch noch eine Rolle Tabak zu überlassen, um den Frieden zu wahren. Die Teton gaben sich damit am Ende zufrieden und wandten sich in würdevoller Haltung wieder zurück in ihr Dorf. Lewis und Clark gaben nun den Befehl zum Segelsetzen und unter einer leichten Brise fuhren die Männer, erleichtert über den glücklichen Ausgang ihres zurückliegenden Abenteuers, weiter den Fluss hinauf.

    Damit endete das erste Zusammentreffen der Amerikaner mit den Teton-Sioux, jenem Volk, mit der wir uns im weiteren Verlaufe dieses Buches natürlich noch intensiver beschäftigen werden und von dem Lewis später in seinem Tagebuch schrieb, dass sie, (die Sioux):

    (...) die gemeinsten Schurken unter den Wilden seien."

    Nach dem Zusammentreffen mit den Teton, erreichte die Expedition am 07. Oktober 1804 das erste der Dörfer der am Missouri lebenden Arikara-Indianer (auch: Ree oder Recaree), die sich dereinst von den Pawnee abgespalten hatten und dabei stetig weiter nach dem Norden, nach Dakota, gewandert waren, wo sie schließlich sesshaft wurden. Durch ihre Tradition, zwei aufrechte

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