Die Comanchen: Krieger der südlichen Plains
Von Michael Franzen
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Über dieses E-Book
Michael Franzen
Michael Franzen, geb. 12. April 1965 in Böken S/H. Gelernter Einzelhandelskaufmann und Werkzeugmechaniker. Seit der Jugend Beschäftigung mit der amerikanischen Pioniergeschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter: Wild Bill Hickok - Spieler und Revolverheld, Die Apachen - Ein Guerillakrieg in der Wildnis, Buffalo Bill - Westernheld und Showmaster, Wyatt Earp - US-Deputy-Marshal, Alias Billy the Kid, Die Comanchen, Die Teton-Sioux u. a. m.
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Buchvorschau
Die Comanchen - Michael Franzen
Vorwort
Lange bevor die ersten weißen Amerikaner nach dem Westen drängten und sich daranmachten, den gesamten nordamerikanischen Kontinent in ihren Besitz zu nehmen, lebten dort bereits Menschen, die eine „rote" Hautfarbe besaßen und die, wie der Bison, frei im Land umherzogen und dabei im Einklang mit der Natur lebten - die Indianer.
Sie lebten in Langhäusern aus Holz, Buschhütten, Pueblos aus Lehmziegeln, in Höhlen, in Erdhütten, Iglus oder wie die bisonjagenden Stämme in Zelten aus Tierhäuten - den Tipis. Zu letzteren gehörten neben den Cheyenne, Arapahoe, Sioux und Kiowa, um hier nur die bekanntesten zu nennen, auch die Comanchen.
Einst aus Sibirien nach Alaska hin eingewandert, zogen diese dunkelhäutigen, gedrungenen, listigen kleinen Krieger durch Kanada hindurch in das Gebiet der heutigen USA hinein. Zunächst in Wyoming sesshaft, begannen sie später weiter nach dem Süden zu ziehen, bis sie schließlich die wild- und bisonreichen Gebiete der südlichen Plains erreichten, um sich dort endgültig niederzulassen. Auf ihrer langen Reise trotzten sie den Gewalten der Natur, dem Hunger und anderen Entbehrungen, wobei sie sich, bedingt durch ihre nomadische, räuberische Natur und gepaart mit der Übernahme des Pferdes, zur größten Reiternation auf den südlichen Plains entwickelten. Und so wäre es wahrscheinlich auch heute noch, wenn nicht die weißen Männer - Spanier, Mexikaner, Texaner und nicht zuletzt die Amerikaner - in ihr angestammtes Land eingedrungen wären, wobei es zu einer Reihe von blutigen Konflikten zwischen den beiden Rassen kam. Mit ihrer wilden Kriegskunst, aber vor allem mit ihren reittechnischen Fähigkeiten, die denen ihrer Feinde bei weitem überlegen waren, schafften es die Comanchen über die Jahrhunderte hinweg, erfolgreich ihre Heimat und ihre Lebensweise vor den weißen Eroberern zu verteidigen. Grausam, verschlagen und listenreich setzten sich die Krieger dabei zur Wehr und schlugen sich, lediglich bewaffnet mit ihrer Kriegslanze bzw. mit Pfeil und Bogen überaus erfolgreich gegen die Eindringlinge in ihrem Land. Erst als die Weißen, allen voran die Texas Rangers, besser bewaffnet und organisiert waren, begann sich das Schicksal allmählich gegen die Comanchen zu wenden und es begann ein rund 40-jähriger, von beiden Seiten blutig geführter Krieg, der die einstigen stolzen Krieger der Plains am Ende in die Reservationen des Weißen Mannes trieb.
Dieses Buch befasst sich nachfolgend mit diesem letzten Freiheitskampf der Comanchen, so wie er sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin auf den südlichen Plains abspielte. Begleiten Sie mich daher auf eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit, die dort beginnt, wo die vorzeitlichen Menschen, unter ihnen auch die späteren Gruppen der Comanchen begannen, ihre kalte Heimat in Asien zu verlassen, um nach ihrer langen Wanderung am Ende den gesamten amerikanischen Kontinent, von Alaska bis hinunter nach Feuerland, in ihren Besitz zu nehmen.
Neumünster, im Februar 2019
- der Autor -
Herkunft und Lebensweise
Die ursprünglichen Wurzeln der als Comanchen bekannt gewordenen Stammesgruppen reichen weit in die Vergangenheit zurück, bis in jene Zeit, wo die ersten Amerikaner, aus denen die späteren Indianervölker hervorgingen, nach Nordamerika hin einwanderten. Dieses geschah während der letzten Eiszeit (Glazial), die dafür sorgte, dass der Meeresspiegel rund 130 m tiefer lag, als er es heute tut und damit eine feste Landbrücke bildete, auf der die ersten vorzeitlichen Menschen in mindestens drei Wellen von Sibirien aus nach Alaska hin einwanderten. Diese Wanderung begann vor ca. 25.000 Jahren, pausierte dann einige tausend Jahre lang und erfolgte dann, vermutlich zwischen 15.000 und 7.000 Jahren v. Chr., weiter nach Alaska hinein, wobei sie vor ca. 5.000 Jahren v. Chr. im vollen Gange war (Clovis First). Laut neuesten Forschungsergebnissen wanderten die ersten Amerikaner jedoch vor mindestens 30.000 Jahren von Afrika aus nach Südamerika ins Amazonasgebiet ein und widerlegen somit die Clovis-First-Theorie, bei der die ersten Menschen über die Beringstraße in den nordamerikanischen Kontinent einwanderten. Es kam zu einer Völkerwanderung über den gesamten amerikanischen Kontinent, die tatsächlich noch bis in das 19. Jahrhundert hinein anhielt. Es kam zu einer Völkerwanderung über den gesamten nord-, mittel- und südamerikanischen Kontinent, die tatsächlich noch bis in das 19. Jahrhundert hinein anhielt.
Diese ersten Menschen, die zumindest den aufrechten Gang beherrschten, in sozialen Gruppen lebten, eine Sprache hatten und die grundlegenden Kenntnisse im Umgang mit Waffen, Werkzeugen sowie dem Feuer besaßen, zogen beständig weiter in die freundlicheren, wärmeren Zonen des Kontinents; durch Nord- und Mittelamerika hindurch bis hinunter nach Südamerika. Bewaffnet mit Keulen, Speeren und dann später mit Pfeil und Bogen sowie bekleidet mit Tierfellen, gingen diese kleinen, zähen Menschen auf die Jagd, ernährten sich in der Hauptsache vom Fleisch ihrer erlegten Tiere, darunter dem mächtigen Wollmammut sowie von Kleintieren, dem Fischfang und dem Verzehr von Wurzeln, Samen, Beeren und Früchten.
Trotz ihrer gemeinsamen Herkunft, waren diese vorzeitlichen, nomadisierenden Indianer in kleinere verstreut lebende und räuberische Gruppen aufgesplittet, die bedingt durch ihre isolierte Lebensweise und durch ihre körperliche sowie kulturelle Inzucht eine erstaunlich große Anzahl von indianischen Völkern bildeten. Sie waren zäh, verfügten über einen gewissen Intelligenzgrad und waren tapfere Menschen, die sich den rauen Umweltgegebenheiten ihrer neuen Heimat perfekt anzupassen verstanden. Erst sehr viel später schlossen sich diese kleinen Clans zu größeren Banden und danach zu Stammesverbänden zusammen. So gab es um Christi Geburt herum bereits hunderte verschiedene indianische Völker, die auf dem gesamten amerikanischen Kontinent beheimatet waren, lange bevor die ersten Europäer dort einen Fuß an Land setzten. Dieses geschah tatsächlich lange vor Christoph Columbus (1451 - 1506), nämlich um das Jahr 1.000 n. Chr. herum, als der Wikinger Leif Eriksson (um 959 - 1020 n. Chr.), als erster Europäer den nordamerikanischen Boden betrat und das sehr wahrscheinlich auf Neufundland.
Runde 30 Jahre, nachdem die Spanier unter Hernán Cortéz (1485 - 1547) darangingen, das Reich der Azteken im heutigen Mexiko zu zerstören, begannen jene Indianer, die später als Comanchen bekannt wurden, zu Fuß in das Gebiet des heutigen Bundesstaates Wyoming, mit seinen fruchtbaren, grünen Tälern, den zerklüfteten Canyons und den schneebedeckten Gipfeln östlich der Rocky Mountains hin einzuwandern. Als Jäger und Sammler durchstreiften sie das Land nach Kleinwild, welches mit Speeren sowie Pfeil und Bogen erlegt wurde. Aus Tierknochen und behauenen Steinen wurden Pfeil- und Speerspitzen, Beile, Keulen sowie Messer, aus den gegerbten Häuten Kleidung und Behausungen hergestellt. Aus anderen tierischen Materialien wurden all die anderen Dinge des täglichen Lebens, wie Felltrommeln, Flöten, Wasserbehälter, Ahlen, Bohrer Nähgarn, Taschen, Schaber, Farben, Riemen, Rasseln und viele andere Dinge mehr hergestellt, wobei sich die Techniken zur Anfertigung dieser Gegenstände über die Jahrtausende hinweg, seit ihrem Auszug aus Asien, kaum noch veränderten.
Diese frühen Comanchen nannten sich schlicht Ne´me´ne, was übersetzt „Volk" bedeutet. Das Wort ne´m bedeutet „Mensch" und entstammt dem alten uto-aztekischen Dialekt. Es war ein Name, der von den meisten indianischen Stämmen für sich alleine in Anspruch genommen wurde, da jede Gruppierung sich nach der Ankunft in der neuen Welt für einzigartig hielt. Nicht so sehr im menschlichen, sondern eher im kulturellen und sprachlichen Sinne innerhalb einer Gemeinschaft, die den gleichen Lebensstil pflegte, die dieselbe Weltanschauung teilte und die ihre eigenen Rituale und Tabus befolgte, wobei die Ne´me´ne glaubten, alle anderen Menschen wären „nicht so ganz Mensch" wie sie selbst gewesen. Das galt aus der Sichtweise anderer Stämme zu den Comanchen sowie untereinander jedoch genauso, ohne dass sie dabei rassistisches Gedankengut verbreitet oder gepflegt hätten, wie es z. B. die Nationalsozialisten im Dritten Reich zum Schaden der Menschheit getan hatten:
„Wir sind das „Volk und ihr, die anderen, werdet von uns zwar auch als Menschen angesehen und respektiert, aber wir sind das einzige, wahre „Volk
und da ihr anders und nicht so seid, wie wir, bleiben wir lieber unter uns",
könnte man diese (nationale) Lebenseinstellung, bedingt durch die Jahrtausende alte Isolation der Indianergruppen zueinander in etwa übersetzen. Eine Verschmelzung der unterschiedlichen indianischen Stämme fand demzufolge nicht statt und wurde auch, anders als bei den Völkern in der alten Welt, in Europa, nicht angestrebt. Diesbezüglich wurden die Comanchen von den anderen Indianerstämmen auch nicht Ne´me´ne oder „Volk" genannt, denn das waren sie ja bereits selber gewesen, sondern z. B. von den Cheyenne: Shishin-ohto-kit-ahn-ay-oh, was übersetzt soviel wie „Schlangenvolk" bedeutete. Von den Sioux wurden sie als Pa-doo-kah betitelt, während die athapaskisch sprechenden Indianer, wie z. B. die Apachen, ihnen den Namen Idahi = „Schlangen gaben. Die in Wyoming lebenden Shoshonie werden auch heute noch als „Schlangen-Indianer
betitelt und die Comanchen waren