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Waheenee: Ein Hidatsa-Mädchen erzählt
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Waheenee: Ein Hidatsa-Mädchen erzählt
eBook260 Seiten2 Stunden

Waheenee: Ein Hidatsa-Mädchen erzählt

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Über dieses E-Book

"Ich wurde in einer Erdhütte an der Mündung des "Knife"-Flusses auf dem Gebiet des heutigen Nord Dakota geboren. Das war drei Jahre nach dem Pockenwinter."
So beginnt die Geschichte von Waheenee, eines Mädchens der Hidatsa, die 1839 in diesen fast ausgerotteten Stamm hineingeboren wird. 1906 besuchte Gilbert Wilson die Hidatsa auf ihrer Reservation bei Fort Berthold und studierte dieses Volk, oder besser gesagt, was davon noch übrig war. Drei Jahre später kehrte er zurück und verbrachte fortan zehn Jahre lang jeden Sommer mit den Hidatsa. Eine seiner wichtigsten Zeitzeuginnen war Waheenee-wea, Büffel-Vogel-Frau, die ihm ihre Lebensgeschichte erzählte.
Ein authentisches Zeugnis über das Leben eines Indianer-Mädchen, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. Feb. 2022
ISBN9783948878078
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    Buchvorschau

    Waheenee - Gilbert Wilson

    Kapitel I

    Ein kleines Indianermädchen

    Ich wurde in einer Erdhütte an der Mündung des Messer-Flusses (Knife-River) auf dem Gebiet des heutigen Nord-Dakota geboren. Das war drei Jahre nach dem Pockenwinter.

    Die Mandan und mein Stamm, die Hidatsa, waren vor Jahren vom Herz-Fluss (Heart-River) hergekommen und hatten die fünf Dörfer, wie wir es nennen, an den Ufern des Messer-Flusses nahe seiner Mündung in den Missouri, errichtet.

    Hier war das Ackerland für unsere Maisfelder, und hier waren die Pappeln, die wir als Balken und Pfosten für unsere Hütten nutzen.

    Die alten Frauen meinten, dass auch das Treibholz des Flusses uns als Brennholz dienen würde. Es war auf den Plains nicht immer einfach, Brennholz zu finden.

    Als ich zehn Jahre alt war, gab meine Mutter ein Festessen und bat einen alten Mann mit dem Namen „Nichts-als-Wasser (Nothing-But-Water), mir einen Namen zu geben. Er nannte mich Guter-Weg (Good Way). „Denn ich werde zu den Geistern beten, verkündete er „dass dieses kleine Mädchen ein Leben auf dem guten Pfad führen wird und dass es zu einer guten Frau heranwächst, die nicht zankt oder stiehlt. Und dass sie Glück hat an allen Tagen."

    Ich war eher ein kränkliches Kind, und so wünschte mein Vater, dass man mir einen neuen Namen gebe. Wir Indianer denken, dass Krankheiten von den Geistern kommen. Der Name eines Kindes wird ihm als eine Art Gebet oder Fürbitte gegeben. Ein neuer Name oder, im Glauben der Männer, eine neue Medizin, brachte die Geister oft dazu, einem Kranken oder Schwachen zu helfen.

    So gab mir mein Vater den Namen Waheenee-wea oder Buffalo Bird Woman. In unserer Hidatsasprache bedeutet „waheenee" Kuhvogel oder Büffelvogel. Dies ist der Name eines kleinen, braunen Vogels, der im Land der Büffel überall bekannt ist. Wea bedeutet Mädchen oder Frau. Dieses Wort wird oft an den Namen eines Mädchens angehängt, damit man es nicht mit dem Namen für einen Jungen verwechselt. Ich weiß nicht, warum mein Vater diesen Namen gewählt hat. Seine Schutzgeister, das weiß ich, waren Vögel, und diese, so denken wir, haben eine große Kraft. Vielleicht haben die Büffelvögel in einem Traum zu ihm gesprochen.

    Ich werde noch immer mit diesem Namen angesprochen. Da ich viele Jahre erlebt habe und nun eine alte Frau bin, glaube ich, dass mir dieser Name Glück gebracht hat.

    Der Name meiner Mutter war Weahtee. Sie war eine von vier Schwestern, und alle waren Frauen meines Vaters. Ihre Schwestern hießen „Rote-Knospe-Frau (Red Blossom), „Kornstengel-Frau (Stalk-of-Corn) und „Schlägt-Viele-Frau" (Strikes-Many Woman). Mir wurde beigebracht, sie alle als Mütter anzusprechen – so war es Sitte. Ich denke, die Schwestern meiner Mutter wären nicht lieber zu mir gewesen, wenn ich ihr eigenes Kind gewesen wäre.

    Ich erinnere mich an nichts, als wir noch in unseren ursprünglichen fünf Dörfern gelebt hatten. Damals war ich noch zu klein. Aber meine Großmutter „Weißer-Mais-Frau" (White Corn) hat mir immer davon berichtet. In kalten Nächten kroch ich gern in ihr Bett und bat um eine Geschichte.

    Sie erzählte dann: „Die Mandan lebten in zwei der Dörfer, die Hidatsa in den drei anderen. Um jedes Dorf, die Flussseite ausgenommen, verlief ein großer Zaun aus Pfählen. Zwischen den Pfählen waren Abstände, um Pfeile hindurch abschießen zu können. Vor der Palisade war ein tiefer Graben. Wir hatten viel Mais und reichlich Bisonfleisch in den fünf Dörfern. Und es lebten alte Menschen und Kinder in jeder Hütte. Dann kamen die Pocken. Mehr als die Hälfte des Stammes starb im Pockenwinter. Von den Mandan überlebten nur einige wenige Familien. Alle alten Menschen und Kinder waren

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