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007 - Live And Let Die: Die Filmtagebücher
007 - Live And Let Die: Die Filmtagebücher
007 - Live And Let Die: Die Filmtagebücher
eBook315 Seiten4 Stunden

007 - Live And Let Die: Die Filmtagebücher

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Über dieses E-Book

James Bond, der 007-Agent mit der Lizenz zum Töten, zieht seit über 50 Jahren die Zuschauer in seinen Bann. Exotische Schauplätze, wunderschöne Frauen, eine actiongeladene Handlung und der typisch britische Humor haben aus Ian Flemings Kunstfigur ein Pop-Phänomen gemacht. Für die ungebrochene Begeisterung sind vor allem zwei Darsteller aus der Frühphase verantwortlich - Sean Connery und Roger Moore.

Moore musste sich 1972 der schwierigen Aufgabe stellen, die Rolle des Elite-Geheimagenten von seinem Vorgänger Connery zu übernehmen. Von nun an sprach er die Worte: "Mein Name ist Bond - James Bond." Live And Let Die (dt. Titel: Leben und sterben lassen) wurde sein erster Film und ist weltweit der dritterfolgreichste Bond aller Zeiten. Um den neuen Darsteller dem Publikum schon vor der Premiere vorzustellen, verpflichtete man den sprachgewandten Roger Moore zum Führen eines Tagebuchs.

Hier berichtet er von den 84 Drehtagen - humorvoll, intelligent und politisch nicht immer korrekt. Es waren die Zeiten, in denen ungehemmt geraucht, getrunken und den Frauen hinterhergepfiffen wurde. Moore nimmt den Leser mit in die gefährlichen Sümpfe Louisianas, an wunderschöne Drehorte auf Jamaika, nach New York und in die Londoner Pinewood-Studios. Er dokumentiert nicht nur die Filmaufnahmen, sondern erzählt auch von seinen Kollegen, dem Filmteam und natürlich dem attraktiven Bond-Girl Jane Seymour in der Rolle der Wahrsagerin Solitaire. Doch das Leben als 007 verlief nicht immer reibungslos. Pleiten, Pech & Pannen bestimmten den Dreh, und Knochenbrüche, Verstauchungen oder ein abgebrochener Zahn gehörten zum Alltag des angehenden Superstars.

007 - Live And Let Die - Die Filmtagebücher ist ein faszinierendes Zeitdokument aus einer Ära, in der ein Kinobesuch noch ein spannendes Ereignis war. Lebendig erzählt, voller Anekdoten und mit einer Prise britischen Humors präsentiert Roger Moore Schnappschüsse, Momentaufnahmen und selbstironische Betrachtungen.
SpracheDeutsch
HerausgeberHannibal
Erscheinungsdatum4. Sept. 2018
ISBN9783854456544
007 - Live And Let Die: Die Filmtagebücher

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    Buchvorschau

    007 - Live And Let Die - Roger Moore

    www.hannibal-verlag.de

    Impressum

    Der Autor: Roger Moore

    Deutsche Erstausgabe 2018

    Titel der Originalausgabe:

    „The 007 Diaries: Filming Live And Let Die" von History Press, The Mill, Briscombe Port, Stroud, Gloucestershire, GL5 2QG, UK

    © Miramont Investments Ltd, 2018

    Live and Let Die © 1973 Danjaq LLC und United Artists Corporation

    Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com

    Coverfoto: © Terry O’Neil

    Cover Rückseite: © News UK

    Fotos Innenteil: Sammlung des Autors, außer anders erwähnt

    Übersetzung: Alan Tepper

    Lektorat und Korrektorat: Dr. Matthias Auer

    © 2018 by Hannibal

    Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

    www.hannibal-verlag.de

    ISBN978-3-85445-654-4

    Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-653-7

    Hinweis für den Leser:

    Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden.

    Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

    Inhalt

    Anmerkung des Herausgebers

    Vorwort von David Hedison

    Danksagungen

    Die Besetzung

    Die 007-Filmtagebücher

    Bildstrecke

    Postskriptum von Gareth Owen

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    Anmerkung des Herausgebers

    Um Sir Roger Moores wunderbar aufrichtige und humorvolle Tagebücher in den passenden Kontext zu stellen, müssen wir uns daran erinnern, dass sich seit der Niederschrift des Buches im Jahr 1972 viel verändert hat, sowohl in der Filmindustrie als auch gesellschaftlich. Einstellungen und Ansichten, die damals als vollkommen normal erachtet wurden, werden nun anders wahrgenommen und eingeordnet. Redewendungen und Ausdrücke, die früher zum alltäglichen Sprachgebrauch gehörten, sind heute altmodisch. Diese Tagebücher liefern einen einzigartigen Schnappschuss, wie das Leben in der damaligen Filmindustrie verlief, wobei gelegentlich bestimmte Ansichten nicht so fortschrittlich wie heute anmuten. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit sahen wir uns ermutigt, die Tagebücher in ihrer ungekürzten Form und stilistisch authentisch zu veröffentlichen, so, wie sie 1973 in Großbritannien erschienen sind. Lediglich unbedeutende Rechtschreibfehler und grammatikalische Fehler wurden ausgeräumt.

    [Zwischen den Tagebüchern und dem Film sind einige wenige Diskrepanzen zu finden, was einerseits darin begründet ist, dass nicht alle Szenen übernommen wurden, und andererseits an der deutschen Synchronisation liegt. Für James-Bond-Fans interessante Abweichungen werden durch eckige Klammern hervorgehoben, Anm. d. Übers.]

    Vorwort von David Hedison

    Roger Moore trat erstmalig 1963 beim Kairo International Filmfestival in mein Leben. Wir besuchten den Auftritt eines lokalen Balletts im Rahmen einer Gala, und ich saß nichtsahnend eine Reihe vor ihm. Nach Ende der Vorführung – zumindest dachte ich, es sei das Ende gewesen – erhob ich mich und gab einige Beifallsbekundungen in Richtung der Bühne ab. Doch nach dem ersten Ballett trat noch ein zweites auf und danach sogar ein drittes. Mir wurde klar, dass ich viel zu früh applaudiert hatte. Am Ende eines weiteren Tanzes spürte ich ein Klopfen auf meiner Schulter, drehte mich um und sah Roger, der mit dem Hauch eines Lächelns in seiner tiefen Stimme frotzelte: „Du wirst doch jetzt nicht wieder Bravo rufen, oder doch, mein Junge?" Wir brachen in lautstarkes Lachen aus, vereint gefangen als Kameraden bei einer scheinbar endlosen Aufführung.

    Im Laufe der nächsten 50 Jahre entwickelte sich aus der humorvollen Geste die wohl tiefste Freundschaft, die ich jemals erlebt habe. Wir arbeiteten gemeinsam bei Simon Templar und dann – 1973 – an Live And Let Die [Leben und sterben lassen], sowohl sein Debüt als James Bond als auch meines als Felix Leiter. Ich erinnere mich, schon damals von seiner Liebenswürdigkeit und Güte beeindruckt gewesen zu sein, von der Rücksichtnahme auf das Team und die Schauspielerkollegen und seinem ansteckenden Humor, den er mit spielerischer Leichtigkeit am Set versprühte. Letzteren werden Sie selbst auf den vor Ihnen liegenden Seiten erfahren.

    Roger hieß mich in seinem wunderbaren Privatleben willkommen. Zu Weihnachten lud er mich und meine Familie in die Schweiz ein und im Sommer nach Südfrankreich, immer bereit, die Vorteile und den Luxus seines Ruhms zu teilen, jedoch niemals ein Mensch, der seine außergewöhnliche Position zur Schau stellte oder Snobismus an den Tag legte. Als er zum Godwill-Botschafter der UNICEF berufen wurde, überraschte mich das nicht, denn ich hatte schon jahrelang sein Mitgefühl und die Großzügigkeit erlebt.

    An meinem 90. Geburtstag erfuhr ich von seinem Tod und war zutiefst erschüttert. Ich erinnerte mich an all die wunderbaren gemeinsamen Zeiten, das Lachen und die gegenseitige Zuneigung, die man bei einer wahren Freundschaft erlebt. Er war ein reizender und liebenswerter Mann und wird immer mein bester Freund bleiben.

    Ich bin hocherfreut, dass Sie mit diesem Buch an den fantastischen Abenteuern teilhaben dürfen, die Roger bei seinem ersten James-Bond-Film erlebte. Es brachte mir viele schöne Erinnerungen zurück, und ich hoffe, dass Sie Ihre Freude haben werden, diese mitzuerleben.

    Danksagungen

    Ich möchte Harry Saltzman, Cubby Broccoli, Guy Hamilton, Dan und Hazel Slater sowie Derek Coyte danken, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre.

    Zudem möchte ich Sean Connery danken – mit dem es nicht möglich gewesen wäre.

    signatur.tif

    Die Besetzung

    James Bond … Roger Moore

    Dr. Kananga/Mr. Big … Yaphet Kotto

    Solitaire … Jane Seymour

    Sheriff Pepper … Clifton James

    Tee Hee … Julius W. Harris

    Baron Samedi … Geoffrey Holder

    Leiter … David Hedison

    Rosie Carver … Gloria Hendry

    „M" … Bernard Lee

    Moneypenny … Lois Maxwell

    Adam … Tommy Lane

    Whisper … Earl Jolly Brown

    Quarrel … Roy Stewart

    Strutter … Lon Satton

    Taxifahrer 1 … Arnold Williams

    Mrs. Bell … Ruth Kempf

    Charlie … Joie Chitwood

    Die schöne Agentin … Madeline Smith

    Dambala … Michael Ebbin

    Verkäuferin … Kubi Chaza

    Sängerin … B.J. Arnau

    Die 007-Filmtagebücher

    Man sagt, dass das gesamte Leben kurz vor dem Tod vor den eigenen Augen vorbeirast. Das Einzige, was in meinem Blickfeld auftauchte, war eine große Wellblechhütte, die aus den Sümpfen Louisianas herausragte und der ich mich mit einer Geschwindigkeit von „gemächlichen" 100 Stundenkilometern in einem außer Kontrolle geratenen Motorboot näherte. Natürlich würde ich da reinknallen – und konnte nichts mehr dagegen unternehmen. Ich endete als Häufchen Elend auf dem Boden des Boots – mit einem pochenden, schmerzenden Knie und einer tauben Schulter. Ich presste die Hand gegen den Mund, mit einem Gefühl, als hätte ich 54.000 Zähne im Kiefer, die auf einmal zu feinstem Split zermalmt würden. Hier war ich also und begann die Rolle des James Bond zu spielen – vermeintlich zahnlos. Wie in aller Welt hatte ich mich bloß in so eine Lage bugsiert?

    Es begann am Sonntag, den 8. Oktober 1972, an dem ich als der neue James Bond England in einem wahren Blitzlichtgewitter in Richtung New Orleans verließ. Wir flogen über New York, und die Reise wurde heiter und ausgelassen. Danny Kaye war mit an Bord und trieb natürlich sofort seine Spielchen mit den Stewardessen. Während ein Mädchen vor den Sitzreihen des Jumbos stand und krampfhaft versuchte, den Passagieren die Bedienung einer Rettungsweste beizubringen, äffte Danny das arme Ding hemmungslos nach.

    Die Ankunft in New York, wo eine elegante Suite im Sherry-­Netherland auf uns wartete, verlief – wie kann man es am besten beschreiben – im Bond-Stil. Zwei dicke Straßenkreuzer warteten auf die Ankömmlinge – einer für uns und einer fürs Gepäck. Danny fuhr mit uns und dachte ständig an ein Delikatessengeschäft in der Sixth Avenue, wo er sich einige „Salt Beef"-Sandwiches sichern wollte. Ich hingegen fühlte mich total groggy und wollte so schnell wie möglich ins Hotel. Nachdem wir im Sherry-Netherland angekommen waren, wo Danny ganzjährig eine Suite gemietet hatte, hängte er sich an die Strippe und versuchte, die Nummer des Delikatessengeschäfts herauszufinden. Schließlich bekam er sie und musste feststellen, dass sie zu so einer Tageszeit nicht mehr auslieferten.

    Am nächsten Morgen schleppte mich der amerikanische Kostümberater Arthur McGhee in aller Herrgottsfrüh durch die Geschäfte, um mir einige saloppe Outfits für den Film zu verpassen. Man feierte den Kolumbus-Tag, was ich angemessen fand, denn Kolumbus war ein Mann, der nicht wusste, wohin er wollte, und, endlich dort angekommen, zudem nicht wusste, wo er war. Wir begnügten uns damit, den Paraden auszuweichen.

    Danny stellte uns das Brownies vor, ein Restaurant an der Seventeenth Street, in dem man gesunde Kost servierte. Dort gesellten sich Topol und ein mysteriöser israelischer Gentleman zu uns, dessen Namen man nur hinter vorgehaltener Hand murmelte. Später fand ich heraus, dass es sich um den Oberbefehlshaber der israelischen Luftwaffe handelte, der sich inkognito in Amerika aufhielt. Arthur kam auch zum Essen, dabei triumphierend einen schmutzig-braunen Levis-Anzug mit sich herumschleppend, mindestens 16 Größen überdimensioniert. Er meinte, das Teil werde im Klima des Südens auf meine Größe einlaufen.

    Man sagt, New Orleans sei anders. Wir kamen an und stimmten zu – dort ist es anders. Meine Frau Luisa und ich bemerkten das vom ersten Augenblick an. In der Stadt herrscht eine andere Hitze, und auch das Straßenbild unterscheidet sich vom Gewohnten. Wir bezogen ein wunderschönes Hotel im French Quarter, das man – passender hätte es kaum sein können – das „French Quarter Inn" getauft hatte.

    Der Mittwochmorgen begann mit Proben für die 15-minütige Verfolgungsjagd im Irish Bayou, einem Höhepunkt von Live And Let Die. Ich übte, wie man scharfe 180-Grad-Wendungen fuhr, zuerst mit 30 Stundenkilometern, dann mit 60, danach mit 80 und schließlich mit 100. Diese Kisten waren keine gewöhnlichen Powerboote mit Außenbordmotoren, sie glichen Düsenjets. Das Steuerrad konnte nur bei einem auf Hochtouren laufenden Motor effektiv bedient werden. Drei Mal nahmen wir dieselbe scharfe Kurve, und drei Mal ging die Umdrehungszahl runter und stotterte sich langsam wieder hoch. Als wir kurz vor der vierten Fahrt standen, meinte ich zum Fahrlehrer: „Ob wir ihn jetzt wieder runterfahren?" Tja, ich forderte das Glück heraus, und dieses Mal kam das Boot nicht wieder auf Touren, womit sich das Steuern erübrigte.

    Wir hinterließen ein durchlöchertes Boot und humpelten mit ähnlich abgewrackten Körpern ans Ufer. Man packte mich – immer noch in Badehose – in einen Wagen, und zurück ging es nach New Orleans. Meine Zähne waren mir am wichtigsten, und so suchte ich nach kurzem Umziehen zuerst einen Zahnarzt auf. Ein schnell aufgenommenes Röntgenbild zeigte einen zerbröselten Schneidezahn, der mittlerweile höllisch schmerzte. Als Nächstes verschob man mich in ein Krankenhaus, wo der Arzt mir die gute Nachricht mitteilte, dass mein Bein nicht gebrochen, und Luisa die schlechte, dass meine Unterhose schmutzig sei. Ich zeigte mich keineswegs überrascht, nach dem, was ich alles mitgemacht hatte. Danach ging es wieder ins Hotel, wo ich über die Nahkampfverletzungen des Tages nachdachte.

    Mit der Post am Donnerstag erhielt ich ein Angebot der Cosmopolitan, die mich als Centerfold-Pin-up für die Juniausgabe haben wollte, die mit dem Debüt von Live And Let Die zusammenfiel. Endlich berühmt! Ich als Häschen für emanzipierte Ladys! Man muss nicht erwähnen, dass ich natürlich nicht für das Blatt posierte.

    Als ich vom Zuschlag für die Rolle als Bond erfuhr, bläute mir Harry Saltzman, der die Reihe gemeinsam mit Cubby Broccoli produziert, ein, alles strengstens geheim zu halten. Er wollte jedoch, dass ich mich mit Regisseur Guy Hamilton in Verbindung setzte, fernab vom Büro, wo uns niemand sehen konnte. Wir trafen uns im Scott’s in Mayfair – natürlich im Bond-Stil, was über ein Dutzend Austern und Martinis bedeutete. Ich gestand Guy, bei der Lektüre des Drehbuchs nur Seans Stimme gehört zu haben, die sagte: „Mein Name ist Bond. Beim Aussprechen des Satzes bemerkte ich, wie ich meiner Stimme dabei einen schottischen Akzent verlieh. Guy sagte nur: „Schau mal, Sean war Sean, und du bist du, und so wird das jetzt auch laufen.

    ***

    Freitag, der 13. Der erste Drehtag begann für mich um 6.30 Uhr nach einer bösen Nacht mit einem qualvoll schmerzenden Bein, einer ziehenden und verspannten Schulter und klappernden Zähnen. Ich stolperte aus dem Bett und entschied mich für die tägliche Morgengymnastik, die mir bis auf die Kniebeugen gelang, da „Knie und „beugen für mich momentan zu den Fremdwörtern zählten.

    Vor der Tür entdeckte ich einen kleinen untendurch geschobenen Umschlag. Es war eine Notiz von Guy, verfasst auf dem Papier des French Quarter Inn. Die Überschrift lautete: „Tagesanbruch. D-Day. Es folgte der Text: „Auf den Weg in die Schlacht. Fühle mich durch deine Zeilen ermutigt. Das Glück ist auf unserer Seite. Wie immer, dein Guy. Die Zeilen, auf die er sich bezog, stammten von einer Notiz, die ich am Vorband unter seiner Tür durchschob. Sie lautete: „Viel Glück für Morgen und Hals-, aber besser noch Beinbruch. Das wäre mir an dem Tag ja beinahe passiert. Und ich ergänzte: „Wenn ich deinen Anweisungen nicht folge, erteile ich dir die Erlaubnis, mir einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. Glücklicherweise blieb ich an dem Tag davon verschont, doch es standen noch weitere bevor.

    Die Aufnahmen fanden 30 Meilen von New Orleans entfernt statt, in einem hinterwäldlerischen Bayou. Bond entkommt der todbringenden Truppe von Mr. Big, dem boshaften schwarzen Mastermind, der die westlichen Mächte mittels der ungewöhnlichen Waffen harte Drogen und Voodoo in die Knie zwingen will. Die Story fegt von New Yorks Harlem durch New Orleans bis hin zu Doctor Kanangas gespenstischer Insel San Monique. Wir begannen heute mit der Verfolgungsjagd. Glücklicherweise schoss man auf mich – hier sind die Kameramänner gemeint –, während ich im Boot saß, weshalb niemand das Humpeln bemerkte. Ich erlebte einige eklige Schrecksekunden, als meine Schaluppe nach einer scharfen Kurve direkt auf das Kameraboot mit Guy zusteuerte, in dem noch ungefähr 15 Crewmitglieder hockten. Sie lagen dort vor Anker, schienen sich aber wie magisch auf mich zuzubewegen, ähnlich wie die gestrige Wellblechhütte. Ich dachte: Jetzt schon wieder das Schlamassel!, doch riss dann das Ruder noch rechtzeitig herum und drehte ab.

    Auf der Rückfahrt erwartete ich, von Guy angeblökt zu werden, doch er gab sich nett und jubelte: „Großartig, großartig."

    Luisa und eine Handvoll Leute vom Team, darunter auch Harry, aßen in einem Café am Straßenrand mit Aircondition zu Mittag. Draußen waren es ungefähr 35 Grad, während ich hier drin die Shrimps Creole mit Michelob runterspülte, einem sehr netten amerikanischen Light-Bier. Harry und seine Frau Jackie nahmen zur Spülung Weißwein. Allerdings schrie Harry herum, da es nicht der bestellte und gekühlte Chablis war, woraufhin die arme kleine Bedienung rotierte.

    Nach überstandener Mittagspause geht es wieder zu den Booten. Das Wasser ist dreckig und morastig, und wenn wir die Motoren auf Touren bringen, wird der ganze Schlamm aufgemischt und hinterlässt einen stechenden, übelkeitserregenden Geruch. Auf dem Wasser schwimmen überall Algenhaufen, und wenn man genau hinschaut, erkennt man schwarze Schlangen, die sich ihren Weg hindurch bahnen. Man beruhigte mich jedoch und erklärte, dass die Alligatoren in dieser speziellen Gegend sehr müde und lahm seien, weshalb ein kräftiger Biss von den Viechern höchst unwahrscheinlich sei.

    Jerry Comeaux, der Boots-Organisator und Stuntman, musste sich sein Shirt drei oder vier Mal ausziehen und in die Brühe tauchen, um die Motoren vom Grünzeug zu befreien. Schließlich entwickelte er eine regelrechte Zuneigung für sich schlängelnde Schlangen und widerlichen Schlamm. Bei Sonnenuntergang verwandelte sich der Drehort jedoch in eine wunderschöne Location.

    Den ersten Tag geschafft, humpelte ich aus dem Boot und kehrte zurück in mein hübsches Motorhaus – wie sie es hier nannten –, einen luxuriösen Wohnwagen für 16.000 Dollar. Ich warf mir „Zivilkleidung" über und fuhr in das French Quarter Inn, wo mich eine große Flasche Jack Daniels mit kühlem Naturwasser erwartete. Gott sei Dank handelte es sich nicht um abgepumptes Wasser aus dem Bayou, in dem ich mich hatte vergnügen dürfen.

    ***

    Tag zwei. D-Day plus eins oder B-Day für Bond plus eins. Es ist mein Geburtstag. Ein wirklich schöner Geburtstag. An diesem Samstagmorgen zum Gebimmel des auf sechs Uhr gestellten Weckers hochzuschrecken glich einem Schock. Ich humpelte auf dem beinahe paralysierten Bein durch das Zimmer und versuchte, die Morgengymnastik zu absolvieren. Meine Laune war derartig kratzbürstig, dass ich Luisa die Hölle heiß machte, obwohl sie keine Schuld traf. Vermutlich wollte ich die Tatsache leugnen, dass mein Bein schmerzte und meine Frau tatsächlich meinen Geburtstag nicht erwähnte.

    An diesem Morgen entschied ich mich für meine Lieblings-Abführ-Zerealien, All-Bran. Der Zimmerservice versuchte alles nur Erdenkliche, um mich nicht zu verstehen, als ich um All-Bran bat. „All-was? hörte ich eine tiefe Stimme im feisten Südstaaten-Dialekt. Der Ober bereinigte die Situation mit einem „Gib ihm ’ne Schüssel Cornflakes. Luisa reichte mir den Koffer, der auffiel, als ich ihn am Griff packte, wonach der gesamte Inhalt im Zimmer verstreut lag. Während sie alles wieder hineinschaufelte, platzte es aus mir heraus: „Und du hast nicht daran gedacht, dass heute mein Geburtstag ist!"

    Harry Saltzman und ich fuhren gemeinsam zu dem 30 Meilen außerhalb von New Orleans gelegenen neuen Drehort. Er lag tief versteckt in einem Sumpfgebiet – wunderschön, doch eine Brutstätte für Moskitos, Alligatoren und Schlangen.

    Als wir die Location erreichten, erwarteten uns über 20 Boote und ein Ponton, ein Metallmonster, das auf dem Bayou auf und ab schaukelt. Heute steht eine Szene an, in der Jimmy Bond – das bin natürlich ich – von den Booten der Schurken gejagt wird. Ein leichter Job, der bedeutet, dass die Verfolger mir den Weg abschneiden, seitliches Ausbrechen und haarsträubende Sprünge über das Wasser. Nein, nein, nicht die ganz großen Sprünge, die stehen noch bevor.

    Mein Humpeln ähnelt dem von James Cagney in der Rolle des „Gimp" in einer alten Ganoven-Klamotte, weshalb es mir nur recht ist, dass nun die frühen Szenen mit mir im Boot abgekurbelt werden. Beim Versuch, würdevoll zu gehen, hätte man den Dreh abbrechen müssen, abgesehen von der Möglichkeit, ein anderer hätte das erhabene Gehen für mich erledigt.

    Natürlich gesellte sich Luisa heute nicht zu uns. Harry verplapperte sich beim Erreichen des Drehorts, meinte, sie bereite etwas zu meinem Geburtstag vor. Ich soll es ja eigentlich nicht wissen, tippe aber auf eine Überraschungsparty. Unglücklicherweise habe ich auch eine Überraschung für Luisa. Ich weiß, dass Harry für den Abend einen Arzt aufgetrieben hat, der versuchen wird, endlich mein Bein zu richten. Die Heißwasser-Therapie erwies sich nicht als sonderlich erfolgreich, sondern hatte nur ein aufgedunsenes und gerötetes Bein hinterlassen.

    Die einzige Erleichterung eines Tages mit beinahe 40 Grad in einem von Moskitos befallenen Sumpf war die Rückkehr in mein Motorhaus mit Klimaanlage (gleichzeitig die Garderobe), um mir gebackenen amerikanischen Schinken einzuverleiben. Die Kühlbox ist bis oben mit frischem, reinem Mineralwasser gefüllt, da ich erfahren habe, dass Mel, der Fahrer des Wohnmobils, ein Mitleidender in Sachen Nierensteine ist. Meine Probleme begannen vor 13 Jahren während eines Drehs in der Wüste Utahs. Es handelte sich dabei um den Film Das Gold der sieben Berge mit Clint Walker. Wir nahmen damals mitten in der Wüste auf, bei Temperaturen von fast 50 Grad und keinem Plätzchen mit Schatten. Ich dehydrierte schnell. Als Resultat der Dehydratation begannen die gesundheitlichen Probleme ein Jahr später mit der Bildung von Nierensteinen. Tatsächlich musste ich mich schon vor zweieinhalb Jahren – kurz vor dem Drehstart von Die 2 – einer recht harmlosen Operation unterziehen, bei der man mir zwei Steine entfernte. Was mich befremdete: Drei Monate vor den Aufnahmen in Utah – von denen ich zu dem Zeitpunkt noch gar nichts wusste – hatte mir der Astrologe Maurice Woodruff erklärt, dass ich einen Film unter schwierigsten Bedingungen aufnähme. Es sollte angeblich in größter Hitze und in der Nähe von Wasser gekurbelt werden. Als Nachwehen der Hitze würde ich viele Jahre lang leiden.

    Nicht nur ich feiere heute meinen Geburtstag am Set, sondern auch Derek Cracknell, der erste Assistent, und Bill, einer der amerikanischen Bühnenarbeiter. Ich erfuhr schnell von Bills Geburtstag, da ich eine Zigarre – nur zwei Mal daran gezogen – behutsam auf den Boden eines Boots legte, woraufhin ich in ein anderes umstieg. Als ich mich umdrehte, um danach zu sehen, entdeckte ich den grinsenden Bill, der mir mit dem dicken Glimmstängel zuwinkte.

    Der heutige Drehort gehört zum großartigen Bundesstaat Louisiana, auch bekannt als Sportler-Paradies. Anscheinend treiben hier aber nur die Moskitos Sport, indem sie uns anzapfen und das Blut wieder ausspucken. Jemand erzählte mir, man habe einen Moskito beobachtet, der einen Spatzen mit seinen Klauen umklammert habe. Ich weiß, dass das nicht stimmt, denn ich habe das Massaker beobachtet: Es war eine Taube.

    Gestern, also am ersten Drehtag, fühlte ich mich wie ein Schuljunge an seinem ersten Tag, denn ein Großteil der Crew hatte schon zuvor miteinander gearbeitet. Sie brauchten wohl einen Tag, um herauszufinden, dass ich kein totaler Feigling war. Es ist ein großartiges Team. Guy, der Regisseur, und Bob Kindred, der Kameramann, ließen sich auf dem Bug eines Motorboots festbinden, das mit fast 100 Stundenkilometern durch den Bayou raste, um Nahaufnahmen von mir zu schießen. Dazu gehört eine Menge Mut. Da erst wurde mir klar, warum ich vor Beginn des Drehs ein wenig üben musste. Es ging ihnen nicht um meine Sicherheit, sondern um ihre!

    ***

    Montagmorgen und Tag drei. Harry rief mich um 8 Uhr an und erklärte, dass es heute für einige zu einer Beerdigung gehe. „Das ist aber nett. Ist es meine?, meldete ich Bedenken an. Es handelte sich jedoch um eine Jazz-Bestattung des berühmten Musikers Sylvester George Handy, der um 12 Uhr beigesetzt werden sollte. Ich war auf „Standby geschaltet, was bedeutete, bei Bedarf jeden Augenblick zur Location gerufen zu werden, wo der Rest der Crew schon drehte. Die besten Organisatoren entwerfen unmögliche Pläne, weshalb ich in aller Eile zum Drehort rasen musste und somit der Beerdigung nicht beiwohnen konnte. Das wird mir bei meiner eigenen hoffentlich nicht passieren.

    Und so hockte ich wieder im Boot und donnerte den Bayou auf und ab, dicht hinter mir die mich verfolgenden Schurken plus die Moskitos. Ich nehme es allerdings lieber mit den Bösewichten auf. Die Inszenierung der Verfolgungsjagd wurde groß und vielschichtig angelegt. Wir benötigten zwei Wochen für die acht Minuten des Films, der über die Leinwand flimmern wird. Luisa war auch anwesend und verbrachte den ganzen Tag damit, mit einer Nikkormat mit einem 200er-Zoom-Objektiv zu jonglieren und hübsch auszusehen. Sie hilft mir bei der Bereitstellung des Fotomaterials für einige Blätter rund um den Globus und

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